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Allgemeiner Anzeiger : 18.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189302188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930218
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930218
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-18
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 18.02.1893
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KoMische Rundschau. Deutschland. *Nach dem Besuch Kaiser Wilhelms in Wilhelmshaven (vom 15. bis 18. d.) gedenkt der Monarch nach Oldenburg zu gehen, um der dortigen großherzoglichen Familie einen Besuch zu machen. »Eine Berliner Korrespondenz bringt die Meldung, daß man imkaiserlichenHause einem freudigen Familienereignisse entgegensetze. *Jn betreff der deutsch-russischen Handelsvertrags - Verhandlungen ver lautet, daß die Gegenpropositionen, die man deutscherseits auf die russischen Vorschläge aus- gearbeitet hat, nunmehr formuliert und mit aus führlichen, begründeten Erörterungen versehen, nach Petersburg übermittelt worden sind. Nach dem Eintreffen dieser Gegenvorschläge in Peters burg und nach ihrer Prüfung daselbst werden die russischen Kommissorien nach Berlin kommen. *Die deutsche Negierung hat sich neuerdings veranlaßt gesehen, mit derjenigen Portugals ein Wörtchen über die Behandlung aus- wärtigerStaatsgläubiger zu sprechen. In Lissabon befindet man sich im Besitz einer deutschen Note, in der für die ausländischen Gläubiger Portugals dieselbe Behandlung ver langt wird, die für die portugiesischen Gläubiger besieht. * In dem Berichte über die letzte Sitzung der Militärkommission des Reichstages sind die ver schiedenen Anträge betreffs gesetzlicher Festlegung der zweijährigen Dienstzeit mitgeteilt worden. Indem der .Hann. Kour/ den von Herrn v. Bennigsen herrührenden Antrag als die einzig denkbare Vermittelung zwischen den vorhandenen Gegensätzen bezeichnet, bemerkt er, daß diesen Weg zu beschreiten auch die Regie rung sich nicht werde weigern können. — Diese Mitteilung wird dadurch beachtenswerter, daß die ,Nordd. Allg. Ztg/ sie ohne Einschränkung wiedergibt. *Die Abgeordneten Lassen und Johannsen haben, von der Polen-Fraktion unteEtzt, im preuß. Abgeordnetenhaus« den Antrag emgebracht, die Staatsregierung zu ersuchen, die Anweisung des Oberpräsidenten zu Schleswig vom 18. De zember 1888 betr. den Unterricht in den nord- schleswig scheu Volksschulen dahin zu verändern, daß der Religionsunterricht da, wo die Kirchensprache die dänische ist, ausschließ lich in dieser Sprache erteilt, und daß nebenbei, wenigstens zwei Stunden wöchentlich. Unterricht in der dänischen Sprache gegeben werden soll. * Unter Bezugnahme auf den in Bildung be griffenen westfälischen Kohlen-Ring teilt der Abg. v. Kardorff in der,Post' mit, in parlamenta rischen Kreisen fänden augenblicklich Besprechungen statt wegen des Verbots aller Syndi kate und Ringe, die sich auf Rohstoffe und unmittelbare Lebensbedürfnis-Artikel be ziehen. *Jm Großherzogtum Sachsen- Weimar-Eisenach ist eine Paten- stcuer zur Einführung gelangt, die in der Höhe von je 5 Nik. erhoben werden darf, wenn mehr als 4 Paten zu einer Taufe beigezogen werden. Der Ertrag fließt in die Kirchenkasse. Außerdem muß man zu solchem Patenreichtum auch noch die Genehmigung des Superintendenten haben. Oesterreich-Ungarn. *Am Sonntag fand in Wien eine große Pap st feier statt, der außer der Erzherzogin Maria Theresia (der Gemahlin des Erzherzogs Karl Ludwig, also künftigen Kaiserin von Oester reich) auch die Minister Graf Schönborn und Graf Falkenhayn beiwohnten. Die Festrede hielt Baron Wilhelm Berger, der Sohn des frei sinnigen einstigen Bürgermeisters. Er griff den Liberalismus heftig an und sagte, dieser sei blutsverwandt mit der Sozialdemokratie; Bebels Prophezeiung von dem Zusammenbruche der Ge sellschaft werde nicht von Erfolg sein, das Eingreifen des Papstes werde die soziale Frage lösen. *Bei der Leichenfeier für den Jungtschechen führer Trojan ist es in Prag zu Aus schreitungen gekommen. Nach der Be- KerzenswanöLungen. 15 j «Fortsetzung.) Reginald hatte die Thür geöffnet und rief das Mädchen: „Mathilde!" Sie kam und blickte vorsichtig von ihrem Herrn nach ihrer Herrin. „Mathilde," begann er, „warum waren Sie eben so besorgt, daß Ihre Herrin nicht gestört werde?" Besorgt, nein, Monsieur, durchaus nicht. Ich "glaubte nur, Madame wünsche ungestört M sein." . „Also hatte Ihnen meine Frau nichts darauf Bezügliches besohlend" „Nein, Monsieur, gewiß nicht " „Sie können gehen, Mathilde. Mit blitzenden Augen und glühenden Wangen blickte Ida ihren Gatten an, als Mathilde leise die Thür hinter sich geschlossen. „Ich hoffe, du bist befriedigt," sagte sie bitter. „Sticht wahr, es ist eines Mannes von Erziehung würdig, seine Frau in den Augen ihrer Dienst boten zu erniedrigen." Einen Augenblick war Regtnald selbst er schrocken über seine Ausschreitung, aber der fin stere Geist der Gegenbeschuldigung ergriff ihn sogleich wieder. „Und glaubst du, daß ich von deinem Be tragen erbaut sein kann?" „Wir wollen die Sache nicht weiter erörtern," sagte sie aufstehend. „Es ist Zeit, daß ich mich zum Diner umkleide. Wir haben heute Gäste." stattung sammelte sich nämlich die Menge vor der Wohnung des jungtschechischen Abgeordneten Herold und brachte diesem Ovationen dar. Der Volkshaufe zog auch zu den Nationaldenkmälern und versuchte eine Demonstration vor dem deut schen Kasino. Weitere Ausschreitungen wurden jedoch von der Polizei, die umfassende Vor kehrungen getroffen hatte, verhindert. Frankreich. * Der radikale Abg. Leydet wird am Donners tag abermals die allgemein ePolitik des Ministeriums zur Sprache bringen, um durch eine neue der Regierung günstige Tagesordnung die Beschlüsse vom 8. Februar zu verwischen, indessen könnte dieser Versuch der Regierung leicht den Todesstoß versetzen, anstatt sie zu be festigen. *Jn der Deputiertenkammer wurde bei der Budgetberatung die Einheitssteuer von 10 Frank auf alle Fahrräder mit 300 gegen 176 Stimmen angenommen. *Der Tugendbold Cavaignac, der sich jetzt als Bewerber um die Nachfolge Carnots aufspielt, scheint nichts weiter als ein Reklame held zu sein, der aus seinem historischen Namen Kapital schlagen möchte. Die ,Lanterne' gibt Auszüge aus einer seit Monaten massenhaft unter der Landbevölkerung verbreiteten Broschüre, be titelt: „Die Cavaignacs und die Carnots", worin nach einigen kühlen Lobsprüchen an die Carnots die Cavaignacs als die erste und vor nehmste Familie des republikanischen Hochadels bezeichnet sind und Cavaignac aufs feurigste ge priesen wird. * Zur Panama-Affäre wird gemeldet: Charles Lesseps hat die Erlaubnis erhalten, seinen Vater zu sehen. Er hat sich unter Be gleitung von zwei Polizeiagenten nach Schloß Lachesnaye begeben. — 1500 Gläubiger der Panama-Gesellschaft haben in einer Versamm- im Zirkus Fernando beschlossen, Verwahrung gegen die Nichtverfolgung der ehemaligen Minister Rouvier und Floquet einzulegen, die die Beteili gung der Presse durch Panamagelder begünstigt hätten. Die Versammlung beschloß ferner, von den außer Verfolgung gesetzten Senatoren und Abgeordneten die empfangenen Gelder zurückzu fordern. *Der Zusammentritt des Schiedsgerichts über die Fischerei im Beringsmeer erfolgt am 23. d. nur zu einer kurzen vorläufigen Beratung. Erst im Laufe des April sollen die Verhandlungen zur endgültigen Erledigung der Sache in Paris stattfinden. Schweiz. "-Seit dem Zollkriege mit Frankreich ist die sog. freieZone vonHochsavoyen günstiger für Genf als die Bewohner von Savoyen, die eine Reihe von Artikeln, die sie nach Genf bringen, die erhöhten schweizerischen Zölle ent richten müssen, so besonders für Vieh. In Savoyen wird dieser Zustand sehr empfunden. Es wurde deshalb vorgeschlagen, Frankreich solle den Vertrag, mittels welchem die Zollverhältnisse zwischen dem Kanton Genf und der zollfreien Zone von Hochsavoyen geregelt wurden, kündigen und seine Zolllinie an die schweizerische Grenze legen. Vor diesem Schritt warnen nun die Senatoren und Abgeordneten Hochsavoyens die Bevölkerung öffentlich und eindringlich. Im Aufruf wird betont, die Aushebung der freien Zone würde nicht nur die Schweiz treffen, son dern von den verderblichsten Folgen für Hoch- savoyen sein. England. * Gladstone legte am Montag in smehr als zweistündiger Rede dem Unterhause die Einzel heiten seiner Homerule-Bill dar, von der er erklärte, sie werde die Stärke, Größe, den Ruhm und die Einheit des Reiches kräftigen. Belgien. *Jn Brüssel fand am Sonntag ein Kongreß der Arbeitslosen statt, dem Delegierte aus anderen Städten beiwohnten. Die Redner griffen das Verhalten der Regierung und des Bürgermeisters von Brüssel heftig an. Es wurde eine Resolution beschlossen, in der die Sympathie mit den Arbeitslosen der anderen Länder aus gedrückt wird. Italien. *Der alte Crispi möchte gar zu gerne wieder ans Ruder kommen. In seiner,Riforma" kündet er dem Kabinett Giolitti jetzt den Kampf an. Balkanstaaten. "-Wie die ,Koburger Ztg/ meldet, hat der Prinz Ferdinand von Bulgarien bei dem Herzog Ernst als Chef des Hauses Ko bürg die Zustimmung zu seiner Verlobung mit der Prinzessin Marie Louise von Bourbon, Tochter des Herzogs von Parma, nachgesucht. Aon Uah und Fern. Die Cholera. Aus Nietleben ist dem Reichsgesundheitsamt vom 11. d. ein Todesfall gemeldet worden. Neue Erkrankungsfälle sind nicht vorgekommen. — In Altona ist bei vier am 10., 11. und 12. d. erkrankten Personen Cholera festgestellt worden. Um dem drohenden Aussterbe« des Krebses im nördlichen Teile der Provinz Sachsen rechtzeitig vorzubeugen, untersagte die königl. Regierung in Magdeburg den Fang von Eier oder Junge tragenden Krebsweibchen für die Altmark und die Kreise Neuhaldensleben, Jerichow I und II und Wolmirstedt auf 4 Jahre bis einschließlich des Jahres 1896. Staatswaldungen in den Reichslanden. Die Landesregierung beabsichtigt größere Wald- ankäuse zu machen und den Kaufpreis aus dem Erlös des Verkaufes der Windfälle aus 1892 zu nehmen. Bei den Stürmen im März v. wurden nicht weniger als 322 300 Festmeter Holz entwurzelt und zerbrochen. Die Auf arbeitung dieser Windfälle erheischte einschließlich der notwendigerweise zur Niederbringung des Holzes zu erbauenden Waldbahnen eine Summe von 1534 000 Mk. Die Einnahmen für das Holz stellten sich auf 2 694 000 Mk., sodaß ein Gewinn von 1160 000 Mk. zu verzeichnen war. Ein Teil der letzteren Summe soll nun durch Ankauf von Waldungen wieder angelegt werden. Aus dieser Summe, die nur durch Windbrise und Windfälle vereinnahmt werden mußte, ersieht man schon, wie reich Elsaß-Lothringen an Staats waldungen ist. Der sächsische Generalmajor Graf Holtzendorff, Kämpfer aus den Befreiungs kriegen 1813—1815, ist am Sonntag in Dresden, 99 Jahre alt, gestorben. Die rheinisch-westfälischen Bergarbeiter hielten am Sonntag in Bochum und in Essen Versammlungen ab. Es wurde mitgeteilt, daß der bergbauliche Verein eine Antwort anf die ihm unterbreiteten Forderungen überhaupt nicht ge geben hat. Die Versammlungen verliefen ohne praktisches Ergebnis. Ein Streik wurde zur Zeit als aussichtslos erachtet. Ein sensationeller Raubmordversuch wird aus Hannover berichtet. Am Sonntag nachmittag 2 Uhr betrat in dem Augenblick ein Unbekannter das Denhardsche Uhrengeschäft, als der Geschäftsinhaber gerade im Begriff stand, die Rollläden herabzulassen. Das hierbei ver ursachte Geräusch sich zu Nutze machend, feuerte der Eindringling drei Revolverschüsse auf den Geschäftsmann ab, die denselben erheblich ver letzten, ihm aber noch so viel Kraft ließen, einen Revolver aus dem Kasten zu nehmen und auf den Räuber zu schießen, der, vor die Stirn ge troffen, zusammenbrach, aber noch lebend fortge bracht werden konnte. Der Ueberfall geschah im allerbelebtesten Stadtteil. Die vermißte Hebamme Sänger aus Wolferode, deren Ermordung fälschlich berichtet wurde, ist jetzt im Geistholze bei Bischofrode tot aufgefunden worden. Anscheinend liegt Selbstmord durch Vergiftung vor. Ein großer Erdrutsch gefrorener Erd massen fand, wie das ,Rüg. Kreisbl/ berichtet, in den letzten Tagen am Strande zu Saßnitz m der Nähe des Warmbades statt. Von dem 15 bis 20 Meter hohen Ufer hatte sich infolge des Tauwetters eine umfangreiche Erdmasse losge löst und ist bis an das Wasser himmtcrgerutscht, die Promenaden- und Sandwege zerstörend und mit einer zwei Meter hohen ^dsch'cht Große Bäume Und mit medergegangen und stehen jetzt ziemlich im Wasser. Ein weiter Teil des Ufers ist abgeborsten und kann jede» Tag niedergehen. Der Schaden ist ganz bedeutend, er hätte aber noch größer werden können, da die Erdmafsen dicht neben dem neuen Warmbade niedergegangen sind; letzteres ist jedoch bis jetzt noch verschont geblieben. Handarbeiten der Großherzogin von Baden. Man schreibt aus Karlsruhe: Auf merksamkeit verdient eine kleine schlichte Aus stellung, die seit zwei Tagen in den Räumen der Karlsruher Frauenvereins-Kunststickereischule zu sehen ist. Ein kleiner Saal birgt 149 Produkte des Frauenfleißes mit den geringsten Mitteln aus verhältnismäßig einfachem Material hergestellt und doch in zarten Farben und gefälligen Formen ausgeführt. Es sind allerlei Gegenstände des häuslichen Komforts aus verschiedenfarbiger Wolle auf einer sogenannten Blindenstrickmaschine verfertigt. Die hübschen zierlichen und zugleich praktischen Gegenstände sind Gewinne einer 5000 Lose (ä 50 Pf.) umfassenden Lotterie, deren Er trägnis zur Deckung des Jahresdefizits des Ludwig Wilhelm-Krankenheims bestimmt ist. Die Lotterie ist veranstaltet durch die Großherzogin von Baden und alle Gewinne sind ihrer Hände Arbeit, entstanden in der kurzen Frist seit dem November vorigen Jahres. Falschmürizerbande. In Guggenbcrg im Odenwald wurde eine Falschmünzer-Gesellschaft aufgehoben, bestehend aus den Tagelöhnern Stumpf (Vater und Sohn) von Guggenbach, und dem Tagelöhner Martin Zehnert von Asch (Bayern), der schon wegen Falschmünzerei fünf Jahre im Zuchthaus gesessen hat. Angefertigt wurden Einmarkstücke, 50 - Pfennigstücke und 10-Pfennigstücke. Zehnert war, als die Polizei in seine Wohnung eindrang, gerade mit dem Zählen des Geldes beschäftigt, das tags vorher angefertigt worden war. Dr. Karl Peters, der sich auf der Rück reise nach Europa einige Zeit in Kairo aufhielt, wurde am Montag auf einem Spazierritt von einem vor^ihm gehenden Pferde durch Ausschla gen verletzt, daß er voraussichtlich gezwungen sein wird, um zwei bis drei Mouate seinen hiesigen Aufenthalt zu verlängern. DaS Schien bein soll gebrochen fein. Ein durchgebrannter Notar. Großes Aufsehen erregt in Antwerpen das Verschwinden des Notars Lauwers, der im geheimen der Stadt den Rücken wandte, nachdem er ihm an vertraute Gelder in Höhe von 5—600 000 Frank veruntreut hatte. Der sonst sehr einfach und sparsam lebende Mann soll an der Börse ge spielt haben und durch schwere hierbei erlittene Verluste zu dem Vergreifen an dem Gelbe seiner Klienten getrieben worden sein. Lauwers, der sich bis dahin der allgemeinsten Achtung erfreute und vor als Muster eines braven Familien vaters galt, war einer der ältesten Notare Ant werpens. Die Staatsbehörde fahndet eifrig nach dem Flüchtlinge, bis jetzt ist es ihr aber nicht gelungen, eine Spur von demselben zu entdecken. Ueber ven Schiffbruch, den der von Glasgow nach Gibraltar bestimmte Dampfer „Trinacria" am 9. d. bei Penas Bermellas an der spanischen Küste erlitt, wird folgendes Nähere berichtet: Das Schiff kam bei dichtem Nebel auS seinem Kurse. Die starke Strömung landeinwärts trieb das Schiff auf die felsenumgürtete Küste, an der es zerschellte. 43 Menschen ertranken sofort, der Ober-Ingenieur des Schiffes nebst 6 Matrosen retteten sich jedoch durch Schwimmen ans Ufer, obwohl sic nur mit ungeheurer Mühe durch die Brandung kommen konnten. Sie wur den oft zurückgeworfen und an die Felsen ge schleudert, vom Körper wurden ihnen die Kleider in Fetzen heruntergerissen, und als sie glücklich das Ufer erreicht, fühlten sie ihre Glieder zer schlagen. Zwei von ihnen sind ernstlich verletzt. Ueber das Unglück selbst berichten die Geretteten, daß das Schiff auf den Felsenklippen fest saß, noch fast bevor das Publikum die Gefahr wahr nehmen konnte, in der es sich befand. Aufregung und Verwirrung folgten, und ehe man an Rettung denken konnte, zerbarst krachend das Schiff; Sturzwellen rollten über das Verdeck, alles mit sich fortspülend, wie auch von den Seiten her in die Höhlen des Schiffes eindringend. Die Körper vieler Verunglückter sind ans Land gespült worden. „Wie gewöhnlich." „Ja, wie gewöhnlich," sagte sie, den Vor wurf absichtlich nicht bemerkend. „Frau Longs- dale, Lady Helene Dalton, Herr von Ramiron und die beiden Fräulein Jefferson werden mit uns speisen." Reginald schien etwas besänftigt. Jedenfalls war der verhaßte Oberst Argyle nicht geladen. Als Ida in das Empfangszimmer trat, er schien sie Reginald ungewöhnlich schön. Noch vor nicht zu langer Zeit würde Frau Delamare auf ihren Gatten lachend zugeeilt sein und ihn gefragt haben, wie ihm ihre Abend toilette gefalle, und dann würde sie sich auf einen Schemel zu seinen Füßen oder auf seinen Schoß gesetzt und mit ihm fröhlich geplaudert haben bis zur Ankunft der Gäste. Es war jetzt aber anders geworden, und diese Veränderung empfand Reginald schmerzlich. Ida ging nach dem Kamin und ließ sich in einen Sessel nieder, während er langsam im Zimmer auf und ab schritt, die Hände auf den Rücken gefaltet den Kopf schwer von düsteren Gedanken; nichts unterbrach das Schweigen, als das eintönige Ticken der Uhr auf dem Kaminsims. Nach und nach kamen die Gäste. Das Mur meln gedämpfter Stimmen, das Rauschen seidener Gewänder und der Duft kostbarer Wohlgerüche erfüllten die Luft. Man sprach von dem letzten Balle, den bevorstehenden Gesellschaften und zu letzt langte man bei einer Ehescheidung in den aristokratischen Kreisen an, welche überall den Gegenstand des Gespräches bildete. „Es ist schauderhaft," sagte Frau Longsdale, ihre flachsblonden Augenbrauen in die Höhe Aber sehen Sie, sie hat sich nie viel! lich nicht, wo alle die glücklichen Ehen geblieben macht ; sie hat ihn nur des Geldes I sind. Man findet heutzutage keine mehr." Ida wagte nicht den Blick von ihrem Teller zu erheben, aber Reginald sagte langsam: „Ja, Lady Dalton, Sie haben recht. Meine Frau und ich sind in diesem Augenblicke vielleicht das glücklichste Paar in ganz Paris." O, der bittere Hohn, der in dem Tone lag, mit dem er das sprach, ein Anklang von Zorn und Verachtung. , .. , „ „Wenn ich ihm nur alles sagen durfte," dachte Ida, „aber nein, ich muß schweigen und ertragen." „O," sagte Lady Dalton ironisch, „er ist ein ausgemachter Geck, der nichts anderes in der Welt zu thun zu haben scheint, als jeder hübschen Frau in Paris den Hof zu machen." „Man müßte ihn aus der guten Gesellschaft stoßen," sagte Frau Longsdale empört. „Die Heiligkeit der Ehe sollte mehr geachtet werden, als man es hier in Paris thut. Ich weiß wirk 13. „Wie, Ida, meine Liebe, allein und in Thränen? Sagen Sie mir, meine Teuerste, waö betrübt Sie?" Die Gräfin Avioli setzte sich neben Ida De- lamare, und sanft deren Kopf aus den seidenen Kissen des Sosas hebend, zog sie ihn an ihre Brust. Ida schlang schluchzend ihren Arm um den Nacken der Gräfin und ließ ihren Thränen freien L""!,Äch, Frau Gräfin, Lucile, ich bin soekwd." Elend? Sie, mein Sonnenstrahl, das lebens dige Bild der Jugend und des Glückes?" j ziehend. - aus ihm gemacht; sie hat ^Mn^ne^ fügte Fräulein ^^^Solche Sachen kommen jetzt häufig vor," be merkte Lady Dalton. „Ich danke Ihnen, Herr von Ramiron, nur diese halbe Banane, jedoch keinen Wein, bitte. Aber haben Sie auch ge hört, Frau Longsdale, daß Oberst St. Argyles Name in der Angelegenheit genannt wird?" Ida sah plötzlich auf und begegnete dem durchdringenden Blicke ihres Gattes. Sie wendete rasch das Auge ab, aber vergebens versuchte sie das verräterische Blut zu bändigen, daß in Pur purwellen in ihre Wangen stieg. Warum er rötete sie? Nicht weil der Name Oberst St. Argyles für sie ein Interesse hatte, sondern ein- saw weil sie fühlte, wie ihr Gatte sie mit eifer süchtigem Argwohn beobachtete. St. Argyle," sagte Frau Longsdale mit scharfsinniger Miene, „ich muß gestehen, er ist gerade ein Mann, dazu angethan, daß ein albernes, thörichtes Geschöpf, wie Marie du Plessis, sich in ihn verlieben konnte; aber ich glaube nicht, daß er je für sie geschwärmt „Hier ist eine," sagte Lady Dalton, ihre < Hand schmeichelnd auf Idas Schulter legend. „Man braucht nicht weit zu gehen, um Ihre! Theorie zu widerlegen, Frau Longsdale. Ich denke, unser Wirt und unsere Wirtin sind der redendste Beweis, daß glückliche Ehen noch existieren."
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