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Allgemeiner Anzeiger : 04.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189302043
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930204
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-04
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 04.02.1893
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Politische Rundschau. Deutschland. * In seinem Dankerlaß für die ihm dar gebrachten Glückwünsche zum Geburtstage hebt der Kaiser besonders hervor, es habe seinem Herzen woblgethan, „so häufig dem Ausdruck einer opferbereiten Vaterlandsliebe und des Ver trauens in seine auf des Vaterlandes Sicherheit gerichteten Bestrebungen begegnet zu sein, wo durch seine Zuversicht bestärkt wird, daß diesen Bemühungen unter Gottes gnädiger Führung der Erfolg nicht fehlen werde." * Ueber eine vertraulicheKonferenz des Kaisers mit dem russischen Thronfolger schreibt die ,Freis. Ztg.': „Am Hochzeitstage der Prinzessin Margarete abends 9 Uhr, war die Feier im Schloß beendigt; 9^ Uhr war der Großfürst zum Fest in der russi schen Botschaft eingeladen. Alles wartete auf den Großfürsten; dieser traf erst zwei Stunden darauf, um 11 Uhr 40 Minuten ein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Großfürst im Schloß bei dem Kaiser geweilt. Andere Personen sind bei der mehrstündigen Unterredung nicht zugegen gewesen." *Dem ,Figaro' zufolge ist der deutsche Bot schafter Graf Münster in Paris sehr leidend und wird wahrscheinlich bald auf Urlaub gehen, doch wird er Frankreich nicht verlassen und nach Biarritz oder Pau aus die Geschäfte der Botschaft leiten, so daß seine Abreise keinerlei politische Bedeutung hat. * Die letzten handelspolitischen Zu geständnisse Rumäniens gegenüber Deutsch land lehnen die Zollnachlässe für Textil- und Konfektionswaren ab und gestehen Zollhcrab- seeungen für Kautschukwaren, Feiulederwarcn, Eisentraversen und Transmissionen für den Bau zu Anlagen für Jndustriezwecke zu. * Ueber die Ausdehnung der Reich sge- sundheitspflege auf Helgoland mit dem 1. April d. ist dem Bundesrat der Ent wurf einer kaiserlichen Verordnung zugegangen. Es handelt sich dabei besonders um das Impf wesen und den Verkehr mit Nahrungsmitteln. *Die „Delegierten der Brennereibesitzer für Rheinpfalz, Württemberg, Baden und Hessen" haben dem Bundesrat und dem Reichstag „in Ausübung des ihnen übertragenen Mandats" einen Gesetzentwurf überreicht, der die Einführung eines Rohspiritus-Monopols bezweckt, und bitten, „diesem Gesetze an Stelle der be stehenden Branntweinsteuergesetzgebung baldthun- lichst Geltung zu verschaffen". *Der schon seit längerer Zeit schwebende Plan eines Elbe-Trave-Kanals ist der Verwirklichung nahe gerückt. Zwischen den be teiligten Staaten Lübeck und Preußen ist über den Bauplan, seine Finanzierung und Aus führung nunmehr ein Einverständnis erzielt, so daß dem preuß. Landtage noch in der laufenden Session eine bezügliche Vorlage zugehen wird. *Nach den halbamtlichen ,B. Pol. Nachr.' hat der preuß. Minister der öffentlichen Arbeiten in Aussicht gestellt, die 500 Mill. Mk. Kredit, die der Eisenbahnverwaltung aus weislich ihres Bauberichtes vom 1. Oktober zur Verfügung stehen, nunmehr unverzüglich zur Ausführung der Bauten und Beschaffungen zur Verwendung zu bringen. Oesterreich-Ungarn. *Die als offiziös geltende Wiener Montags- revue' schreibt: „K a i s e r W i l h e l m hat in seinem Trinkspruch des Zaren so herzlich ge dacht und dem russischen Thronfolger so viele Beweise seiner besten Gesinnungen gegeben, daß man annehmen darf, die Annäherung der beiden Höse sei vollzogene Thalsachc, und dieselbe werde auch bezüglich der beiden Reiche nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir in Oesterreich-Ungarn würden eine solche Wendung nur mit Freuden begrüßen und darin ein neues Unterpfand des Friebens erblicken." * Die Kirche »Politik macht der unga rischen Regierung sehr erhebliche Schwierigkeiten. Wie sich jeM herausstellt, ist eine größere An zahl von Mitgliedern der liberalen Partei Gegner Ler-Zivilehe, und man hält den Austritt von etwa 40 Mitgliedern für möglich, wofür Kerzenswanölungen. 11s «Fortsetzung.) „Gestern haben wir von hier aus eine große Kiste nach Deepdale abgeschickt, mit einem Tischservice von gemaltem Porzellan für Deine Mutter und einem Paket Bücher für Papa Gres ham, die Rex selbst für ihn ausgesucht hat. Es ist auch eine große Puppe für Dich dabei, und für Eleanor ein Koffer, in dem ihre ganze Aus stattung enthalten ist und ein blaues Seidenkleid, ein Revolver für Monty, ein Schachspiel für James und eine Schachtel Konfitüren. Als die Kiste gepackt dastand — ich weiß, Du wirst mich auslachen — da setzte ich mich auf den Boden, lehnte die Wange an die Aufschrift: Reverend Milo Gresham, Deepdale, Connecticut, und meinte bitterlich, denn ich hatte einen solchen Anfall von Heimweh, daß ich am liebsten in die Kiste ge krochen wäre, um mit der Puppe und den Kon- fitüren wieder nach dem lieben alten Deepdale geschickt zu werden. „Ich bin hier sehr, sehr glücklich, nichts wie Vergnügungen und Zerstreuungen, einen Tag wie den andern, und Rex liebt mich so, daß alles, was ich auch sagen oder thun mag, recht und gut in seinen Augen ist. Jeder meiner Wünsche wird erfüllt, ich brauch« ihn nur auszusprechen. Aber manchmal (ich weiß nicht, ob es recht ist, Angie) ist es mir, als ob ich, gleich Aschenbrödel den Glaspantoffel wegwerfen möchte, um wieder daheim in Deepdale in der Kaminecke fitzen zu können. Ich bin zuweilen Rex und seiner stän- allerdings eine gleiche Zahl von der äußersten Linken für die Politik der Regierung stimmen würde. Weit schwieriger aber ist die Frage, wie sich die Krone schließlich zur Zivilehe verhalten wird, und da das Oberhaus den Ent schließungen bei Hofe entsprechend zu stimmen pflegt, würde die Regierung sich nur dann halten können, wenn dort die Stimmung für die Zivilehe eine unveränderte bleibt. Frankreich. *Die französische Regierung wünscht in der ägyptischen An gelegen hei nicht durch parlamentarische Einflüsse weiter gedrängt zu wcrden, als ihr selbst auf dieselbe einzugehen passend erscheint. Der den Monarchisten ange hörende Deputierte Delafosse, der an die Regie rung wegen der ägyptischen Angelegenheiten eine Anfrage zu richten beabsichtigte, hat auf Wunsch des Ministers des Auswärtigen Develle diese Absicht ausgegeben, da gegenwärtig diplomatische Verhandlungen über den Gegenstand ftattfinden. Diese Erklärung des Ministers dürfte freilich nur eine Vertagung, nicht ein gänzliches Fallenlassen der Interpellation bewirkt haben. Man wird immer darauf gefaßt bleiben müssen, daß wenn das Kabinett keine Erfolge in der ägyptischen Frage aufzuweisen haben wird, dessen Gegner in der Kammer auf die Angelegenheit zurück kommen werden. * Die Kommission der Deputiertenkammer hat die Preßgesetznovelle betr. die Beleidi gung von Souveränen und Botschaftern aus wärtiger Mächte und die Aufreizung zu be stimmten Verbrechen, in der vom Senat be schlossenen Form angenommen. *Der Senat erklärte einen Antrag, demzu folge Zeugen, die sich weigern, vor dem Untersuchungsrichter die volle Wahr heit auszusagen, mit Gefängnis bestraft werden sollen, sür dringlich. Die Rechte stimmte gegen die Dringlichkeit. Wie in parlamentari schen Kreisen angenommen wird, hatte der An tragsteller bei Einbringung seines Antrages den Fall Delahaye im Auge. *Ein parlamentarisches Duell ist in Paris wieder einmal durch die Panama affäre gezeitigt worden. Paul Deroulede hatte einen Deputierten, Pichon, dadurch be leidigt, daß er ihn einen Gesellschafter von Eooruelius Herz nannte. Daraufhin sandte Pichon Deroulede seine Zeugen. — Zwischen beiden fand am Montag nachmittag ein Degen duell statt, bei dem Pichon in der Seite, Deroulede im Gesicht leicht verletzt wurde. England. *Das englische Parlament ist am Dienstag wieder zusammengetreten. Die Thron rede war ihrem Inhalt nach schon tags zuvor offiziös bekannt gemacht worden. Den Haupt inhalt derselben bildete natürlich die Mitteilung über dieHomerule-Vorlage. Demnächst steht im Vordergrund die Wahlreform, durch die die mehrfache Wahlberechtigung beseitigt, die Frist für die Erwerbung des Wahlrechts ver kürzt, sowie der Stimmverlust bei Berufswechsel vermieden und der Unterschied zwischen Mieter und Hausstandsbesitzer abgeschafft werden soll. Die Wahlen sollen im ganzen Land an dem selben Tag stattfinden und dieser Wahltag soll zum staatlichen Feiertag erhoben werden, an dem alle Wirtshäuser zu schließen sind. Den land- wirtschafrsichen Arbeitern wird die Einrichtung von Kirchspielräten versprochen. Eine Kommission zur Untersuchung der Landfrage und der Ent staatlichung der Kirche in Wales und Einleitung der Entstaatlichung der Kirche in Schottland vervollständigen das Programm. Schweiz. * Um die Auslieferung eines So zialdemokraten seitens der Schweiz hat die deutsche Rcichsrcgicrung Verhandlungen mit dem schweizerischen Bundesrat eingelcitct. Es handelt sich um den Führer der unabhängigen Sozialisten in Zürich namens Köster, der von der Magdeburger Polizei wegen Anstiftung zum Meineide verfolgt wird. Köster ist am Freitag in Zürich verhaftet worden. Italien. »Mit dem Siege, den der Ministerpräsident Giolitti in der italienischen Kammer erfochten hat, digen Sorge um mich herzlich müde. Ich wollte, er verfolgte mich nicht so viel mit seinen ewigen Fragen: ob es mir zu kalt oder zu warm sei, oder ob ich sonst noch Wünsche habe. Ich bin manchmal geradezu grob gegen ihn, und dann komme ich wieder zur Best nnung und weine bei dem Gedanken, wie schlecht ich werde. Ich möchte doch wissen, ob es allen Frauen so geht. „Angie, zeige niemand diesen Brief. Ich hätte weder Deiner Mutter, noch Eleanor, noch einem andern so schreiben können außer Dir, und obgleich ich weiß, daß Du dies alles nicht so recht verstehen kannst, ist es mir doch eine Erleichte rung, hier zu sitzen und es Dir zu schreiben. „Tausend Küsse an alle in Deepdale, vergiß auch Puck und den alten Nero nicht und sei ver sichert, daß kein Mensch in der Welt Dich lieber hat wie Deine Ida." 10. Ermüdet von der Aufregung des Balles und dem näcytlichen Schreiben schlief Ida am nächsten Morgen länger wie gewöhnlich, und es war fast Mittag, als sie erwachte. Die Vorhänge waren herabgelassen und Ma thilde saß vor dem Kamine, den Augenblick er wartend, wo es ihrer Herrin belieben würde, auszustehen. „Ist es schon spät, Mathilde?" „Es ist ein Viertel vor zwölf, Madame/ „Hat mein Mann schon gefrühstückt?" „O, schon lange. Herr Delamarc hat Ge schäfte bei der amerikanischen Gesandschaft zu be sorgen, aber er wünscht« nicht, daß ich Madame stören möchte." ist noch keineswegs die Gewißheit erzielt, daß nicht schließlich doch noch das Verlangen nach einer anerkannt parlamentarischen Untersuchung des „Pan amino" („Klein-Panama") durch dringt und damit das Ministerium zu Fall kommt. Ein neapolitanisches Blatt veröffentlicht nämlich zum allgemeinen Entsetzen die Namen verschiedener Abgeordneten, die durch die Bankskandale kompromittiert seien und gegen die vorzugehen die Ermächtigung von der Kammer gefordert werden soll. Der Exminister Nicotera und andere der Genannten haben, wie verlautet, Klage wegen Verleumdung gegen das Blatt er hoben. Infolgedessen stehen stürmische Kammer verhandlungen bevor. Balkanstaaten. *Jn Wien verlautet, daß Exkönig Milan in Paris bedenklich erkrankt sei. *Der Fürst von Bulgarien ist am Montag von München mit dem Orient-Expreßzug nach Wien abgereist. Der Aufenthalt des Fürsten in München und in Regensburg stand mit einer Verlobung in keiner Verbindung. Es waren ledig lich finanzielle Abmachungen, die der Fürst zu ordnen hatte. Amerika, *Das Repräsentantenhaus in Washington nahm den Antrag auf Ernennung eines Unter suchungs-Ausschusses zwecks Fest stellung, ob seine Mitglieder Panamageldejr erhalten hätten, an. Australien. * Die Nachricht, daß die Königin Liliuokalani von Hawai, die Schwester und Nachfolgerin Kalakauas, abgesetzt worden sei, hat nicht allzu sehr überrascht. Ob die Ver. Staaten Hawai annektieren werden, steht doch sehr in Frage; die fremden Mächte würden wohl ihre Zustim mung verweigern. Don Uah unb Fern. Ein „Hotelgespenst" hat in der Nacht zum Sonntag den Haushofmeister des Prinzen Friedrich Karl von Hessen, Herrn Eck, heim gesucht ; derselbe, der nicht unbeträchtliche Summen für den Prinzen in seinem Verwahrsam hat, mußte, weil der Raum im Palais der Kaiserin Friedrich zu sehr beschränkt war, für einige Tage in einem Berliner Hotel, und zwar in einem der vornehmsten, Quaitier nehmen. In dec genann ten Nacht erwachte dort Herr Eck in seinem Veit und vernahm im Zimmer ein Geräusch, das er anfangs dem Vorhandensein von Mäusen zu schrieb. Als er sodann auf dem Deckbett eine Bewegung wahrnahm, packte Herr Eck rasch zu und faßte zu seiner Uebenaschung eine Menschen hand. Im selben Moment sprang ein Mann, der vor dem Bette gekauerte hatte, hastig auf und stürmte, während Herr Eck laut um Hilfe rief, zur Thür hinaus. Auf diese Rufe eilten Hausbedienstete und mehrere Gäste hinzu, unter lexteren befand sich ein angeblicher Baron, den Herr Eck als den Einschleicher bezeichnete, der aber entschieden dagegen stritt. Am nächsten Morgen war der „Herr Baron" spurlos aus dem Hotel verschwunden und die Kriminalpolizei fahndet jetzt aus ihn. Tie Cholera. Der Höllischen Zeitung, zufolge sind in der Irrenanstalt zu Nietleben am Sonntag 2 Erkrankungen und 2 ^odesialle und von Sonntag Mitternacht bis Montag Mitternacht 2 Todesfälle infolge von Cholera vorgekommen. In der Stadt Wettin ist eine Person an der Cholera eikrankt und gestorben. Nach einer Zu sammenstellung des Reichsgefuudheitsamts sind in Altona in den letzten Tagen 5 Erkrankungen, von denen 3 tätlich endeten, als Cholera fest- gestellt. Aus einem Ort des Kreises Pinneberg wird eine Erkrankung gemeldet. — In Gaarden bei Kiel ist am Sonntag nachmittag ein aus Hamburg zugereister Arbeiter unter choleraver- dächtigen Symptomen gestorben. Von Wilderern ermordet wurde in der Nacht zum Sonntag der königliche Förster Bast auf Dörings brück bei Oranienburg. Der Förster hörte in der Nähe seines Gehöfts einen Schuß fallen, sprang aus dem Bett und ergriff ein Gewehr, um wenn möglich Les Wilderers hab haft zu werden. Doch kaum war er aus der „Das sieht Rex ähnlich, immer vorsorglich rücksichtsvoll," dachte. Ida. „Ich würde Madame nicht deshalb geweckt haben," fuhr Mathilde fort, „aber es war jemand hier, der Sie zu sprechen wünscht Er wartet unten beim Portier." „Ein Mann, Mathilde? Wissen Sir nicht, wer es ist?" „Er wollte seinen Namen nicht nennen, Ma dame. Er sagte, sein Geschäft habe Eile und be träfe nur Sie allein." „Ich möchte wissen, wer das sein kann," grübelte Ida. „Bringen Sie mir meine Sachen, Mathilde, ich will mich gleich ankleiden." Die Toilette der kleinen Dame war nicht das Werk weniger Minuten, und als sie nach Been digung derselben ihr Frühstück eingenommen, war es beinahe ein Uhr, als sie ihr Boudoir betrat und Mathilde entsendete, den unbekannten Besucher einzuführen. „Wahrscheinlich ist es der Juwelier," dachte Ida, „oder der Blumenhändler, der meine Be stellungen einholen will, oder —" Während sie sich noch in Vermutungen verlor, öffnete sich die Thür, und Mathilde wies, sich zurückziehend, einen großen, leise austretenden Mann in einem schwarzen abgetragenen Anzuge und zierlich geknoteter, weißer Kravatte in das Zimmer. „Giuseppe Antonardi!" ertönte es fast un willig von Idas Lippen, als sie die unerwartete Erscheinung erblickte. Der Eingetretene verbeugte sich tief und unter würfig. „Es freut mich, daß die Signvra sich meiner »och erinnert," sagte er. Thür getreten, als ihn ein Schuß niederstreckte. B. rief jammernd um Hilfe, dec Wilddieb, der sich wohl erkannt glaubte, sprang herzu und schnitt ihm die Kehle durch. Als einige Sekunden später die Dienstmagd zu Hilfe eilte, fand sie ihren Herrn als Leiche vor. Von den Thätern, die einen Rehbock in einen Sack gesteckt zurück- ließen, fehlt jede Spur. Ein sonderbarer Kirchenstreit ist in dem im Kreise Wolfhagen gelegenen Dorfe Ober- listingen ausgebrochen. Auf Veranlassung des königlichen Konsistoriums zu Kassel sollte ein neues Gesangbuch eingeführt werden, gegen welche Maßnahme ein großer Teil der Dorf bewohner sich auslehnte. Als bei einem jüngsten Gottesdienst ein Lied aus dem neuen Gesang buch gesungen werden sollte, stimmte eine An zahl älterer Kirchengänger ein Lied aus dem alten Buche an, wodurch ein großes Durcheinander eutstand, das schließlich mehrere Personen ver anlaßte, das Gotteshaus zu verlassen. Da man sich hartnäckig weinert, daS neue protestantische Gesangbuch einzusühren, so hat das Kon sistorium die Kirche bis auf weiteres schließen lassen. Zugleich wurde gegen die Widerspenstigen wegen Störung des Gottesdienstes Strafantrag gestellt und es haben bereits mehrere Vernehmungen stattgefunden. Em schwerer Verlust hat den Zirkus Blumenfeld und Goldkette, der augenblicklich in Schleswig-Holstein weilt, getroffen; die Rotz- krankheit ist in dem ziemlich großen Pferde bestand des jetzt in Neumünster sich aufhaltenden Zirkus ausgebrochen. Das rotzkrank erklärte Schulpferd „Sylvia" mußte auf Anordnung des Kreistierarztes sofort getötet werden; die übrigen Pferde sind stark rotzverdächtig. Aller Wahr scheinlichkeit nach wird, wie ein Blatt meldet, der gesamte Pferdebestand getötet werden. Der Verlust, den die bedauernswerte Direktion er leidet, ist ein unersetzlicher, da die gesetzlich fest gelegte Entschädigung sich nur auf den Material wert, nicht auf den Kunstwert der Pferde bezieht. Der Zirkus beabsichtigt demnächst in Flensburg, wo bereits der Bau eines umfangreichen Zirkus gebäudes in Angriff genommen ist, Vorstellungen zu geben; das Unternehmen ist leider vorläufig gescheitert. Ein brotloser Prinz. Vor zwei Jahren kam ein junger Negerprinz nach Kopenhagen und wurde als Diener von dem dort lebenden Baron Fredericks angenommen. Dieser besitzt zwei Löwen im Zoologischen Garten, die der Neger- Prinz dressiert hat. Jetzt ist der Baron mit seinem Diener uneinig geworden, er hat ihn ver abschiedet und der Negerprinz war darauf an gewiesen, bei der Polizei um Nachtlager und Lebensunterhalt uackzusuchen, bis er nach seiner fernen Heimat zurückgeschickt werden kann. Ein «euer Frauenmord. In Paris wurde am Freitag abend die 36 jährige Luise Lanier in ihrem Vorzimmer ermordet vorgefun den. Sie hatte eine tiefe Schnittwunde am Halse, die vom Ohr bis zur Kehlkopfknorpel reichte. Der Schnitt war mit solcher Wucht ge führt worden, daß das Blut die Wände bis in der halben Höhe bespritzte. Spuren eines statt gefundenen Kampfes waren nicht vorhanden, lieber den Thater herrscht vollständige Dunkelheit. Duell. In einer Villa bei Roccabrunna bei Nizza fand wegen eines Spielerskandals in Monte Carlo ein Pistolenduell zwischen einem sehr reichen Deutschen, namens Klepper, und einem vornehmen Schweden, de Liss, statt. Klepper erhielt beim zweiten Kugelwechsel einen Schuß ins linke Auge und befindet sich, da die Aerzte die Kugel nicht entfernen konnten, in Lebensgefahr. Oeffentliche Gesundheitspflege. Die Londoner Schulbehörden haben sich jetzt endgültig entschlossen, zehn Zahnärzte mit einem Gehalt von je 3000 Mark anzustellen, die die Zähne der Schüler in London regelmäßig untersuchen sollen. Die Gemahlin des Don Karlos', Mar garethe, Herzogin von Madrid, geborene Prin zessin von Parma, ist in Viareggio bei Lucca im Alter von 46 Jahren plötzlich gestorben. Der schönste Schneemann, der wohl je angesertigt worden ist, war dieser Tage in Genua „Aber keineswegs mit Vergnügen," erwiderte Ida, mehr aufrichtig wie höflich. „Weshalb sind Sie hierher gekommen? Sie konnten doch wissen, daß ich Sie nicht zu sehen wünschte." „Ich wußte nicht, daß ich so unglücklich ge wesen bin, der Signora zu mißsallen," entgegnete Giuseppe, den Kopf hängen lassend, in gesucht demütigem Tone. „Sie haben mir stets mißfallen, Sie sowohl, wie Mr. Pierre," sagte Ida kurz. „Vermutlich sind Sie gekommen, um mich anzubetteln, aber ich bin nicht gesonnen, Ihre Wohlthäterin zu werden. Entfernen Sie sich, Giuseppe, von mir erhalten Sie nichts." „Madame, Sie irren, sich, ich bm ">chl ge kommen, um zu betteln —" „Warum sind Sie denn hier? fragte Ida kalt. „Madame, ich bin sehr arm," antwortete Giuseppe langsam. „Die Welt hat mich schlecht behandelt Ich bin verschuldet und brauche Geld." „Giuseppe," sagte Ida, „jedem Bettler auf der Straße würde ich ein Fünf-Frankstück geben, Ihnen aber nicht einen Sou. Gegen Erpressung werde ich mich zu schützen wissen. Dies ist «ein letztes Wort. Ich werde Achill klingeln, der Sie hinausbringt." Giuseppes Züge verfinsterten sich. „Aber ich habe Ihnen noch mehr zu sage», Madame," versetzte er, .noch sehr viel." „Dann fassen Sie sich kurz." „Ich spreche nicht umsonst. Meine Red« ist verkäufliche Ware — und wird mir ihren PrM in klingenden Goldstücken einkageu." „Sie wird Ihnen weiter nichts eintrageu, al»
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