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Allgemeiner Anzeiger : 25.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189301254
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-18930125
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-25
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 25.01.1893
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^.2." «"deren Stadtteilen kam es ebenfalls zwischen Polizei undA-beitslostn, die sich zusammcnrolteten und in verschiedenen Backereien Brot verlangten. Ein langes Leben. Das Camberwell- Armenhaus in London steht im Rufe, das best geordnetste der englischen Metropole zu sein und beherbergt in seinen Mauern eine ganze Reihe von Leuten, die hochbetagt, zum Teil sogar über hundert Jahre alt sind. Die älieste Insassin ist Polly Tompson, die im Jahre 1787 geboren wurde, mithin 106 Jahre zählt. Bis zu ihrem achtzigsten Jahre stand sie in herrschaftlichen Diensten als Köchin, darauf suchte sie sich selbst ständig zu machen und kaufte sich eine Wäsche rolle. Nachdem sie damit einige Jahre ihren Unterhalt sich erworben, wollte es mit der Arbeit nicht mehr recht gehen und sie sand Aus nahme im Camberwell-Haus. Dort ist sie nun bereits 20 Jahre und wie die Berichterstatterin trzählt, ist Polly Thompson die munterste und aufgeweckteste von allen. Religionstvechsel. Im russischen Orte Poltschasow traten 600 Galizier, darunter 400 katholische Ruthenen und 200 Polen, zur grie chisch - orthodoxen Kirche über. Bauernrevolte. In einem rumänischen Dorfe des Hunyader Komitats stürmten Bauern das Haus des griechisch-orthodoxen Popen, der sie bewucherte und die nächstjährige Fechsung gerichtlich pfänden wollte, und zündeten cs an. Als der Pope mit Frau und Schullehrer aus dem brennenden Hause flüchten wollte, wurden sie von den Bauern mit Heugabeln niederge schlagen. Ein Bataillon Infanterie wurde ent sendet. in die zu- Barnums Nachfolger. Daß man Amerika seit Barnums Zeiten bemüht ist, Schaulust der großen Menge in jeder Weise friedigen, ist bekannt. Den Gipfel des Mög lichen hierin hat jetzt eine Schaubude erreicht, in der sich ein Mensch vor versammeltem Publikum aufhängen läßt. Es wird in Annoncen darauf aufmerksam gemacht, daß dieser Mensch eine naturgetreue Darstellung einer Hinrichtung durch den Strick liefert, und daß wisscnsdurstige Per sonen also hier lernen können, wie ein Mensch am Galgen stirbt. Der Mann hängt sich alle Tage neunmal auf, und die Direktion der Schau bude fügt hinzu, der einzige Punkt, in dem sich seine Vorstellung von ei! er richtigen Hinrichtung unterscheide, bestehe darin, daß er nach einigen Minuten des Baumelns noch am Leben sei — leider, könnte man fast sagen, denn die Geschichte macht einen so widrigen Eindruck, daß fast die gesamte Presse den Wunsch auSdrückt, es möchte der Polizei gelingen, auf Grund irgend eines Gesetzes die Schaustellung zu verbieten. Enttäuschte Erben. Wie amerikanische Blätter mel»"" vermachte ein kürzlich in New York verstorbener Italiener, der ein Vermögen von ^ONOOO Dollar hinterließ, seinen beiden M sten Söhnen je einen Dollar. Die Witwe EU nach dem Vermächtnisse 15 000 Dollar pro Jahr und außerdem 200 Dollar pro Monat für den Unterhalt der übrigen fünf noch digcn Kinder, unter die' das Vermögen »ach ihrer Majorennität gleichmäßig zur Verteilung kommt. I» dem Testamente heißt es u. a. wörtlich: „Meine ältesten Söhne waren ungehorsam von Kindesbeinen an, brachten erschreckliche Summen durch und achteten meine väterliche Autorität gleich nichts. Ich habe nichts für die Burschen übrig." Sarkastisch meint der Erblasser in seiner letzten Willenserklärung noch, seine beiden ältesten Söhne könnten den Dollar in geistigen oder sonstigen Genüssen anlegen. Ein „Jagdabenteuer." Aus Indien er zählen englische Blätter: Mehrere englische Offiziere waren einmal ausgegangen, um Tiger zu jagen, mußten sich aber gegen Abend ohne Beute auf den Heimweg begeben. Da ihre Waffen sämtlich noch geladen waren, beschlossen die Herren, sie unterwegs nach irgend einem Ziele abzuschießen um sich nach dem verfehlten Jagdvergoügen durch solchen Wettkampf eine kleine Zerstreuung zu machen. Sie mußten an emcm Felde vorbei auf dem einige Eingeborenen arbeiteten; bald darauf sahen sie am Boden A»en großen irdenen Krug von der Art, wie die Hindus ihn zum Wassertragen benutzen und da ein solches Geräß mit wenigen Kupfermünzen dem Besitzer ersetzt wer den konnte wurde es einstimmig zur Zielscheibe erwählt Alle Herren waren in gleicher Weise als vortreffliche Schützen berühmt. Nummer Eins begann zu schießen; seine Kugel streifte die rechte Seite des Gefäßes. Nummer Zwei sckwß gerade darüber hinweg. Nummer Drei ein wenig zu sehr nach links, traf gerade den Erd boden unter dem Kruge und bedeckte diesen mit Staub. In diesem Augenblick erhob sich in seinem Innern ein klägliches Geschrei, und als die erschrockenen Schützen näher traten, entdeckten sie darin ein unglückliches — Hinduknäblein, daß die arbeitende Mutter zur besseren Sicherheit vor gefährlichen Tieren im Kruge geborgen hatte, um das Kind »ach beendeter Arbeit wieder her vorzuholen. Erst der letzte Schuß hatte das kleine Wesen aus seinem gesunde» Schlaf er weckt. Daß das Schieben nun aushörte und die Herren ihre bisher unerhörte Ungeschicklichkeit im Treffen dankbar priesen, ist selbstverständlich; aber es verdient noch der Erwähnung, daß daS Kind der erklärte Schützling der Offiziere und auf deren Kosten wie ein eigener Sohn aufs sorgsamste erzogen wurde. Ueber den Sklavenhandel am Viktoria-Nyanza berichtet der Stationsleiter von Bukoba, Leutnant Herrmann, im ,Deutschen Kolonialbl/ wie folgt: Um den Viktoria- Nyanza herum hat Sklavenraub durch Araber, Mestizen, Wangwana oder Wanyamwest niemals existiert. Dies hat seinen Grund darin, daß die Bewohner von Usukuma, Usindja, Usui, Karagwe, Kisiba, Uganda rc. so stark sind und meist so einheitliche Leitung haben, daß die Araber rc. nur geduldet waren und froh sein konnten, wenn sie nach Zahlung ungeheuerer Durchgangszölle weiterziehen durften. Es kann also hier nur der Sklavenhandel in Betracht kommen; derselbe war zu allen Zeiten verschwindend klein im Ver hältnis zu dem am Tanganyika, denn er besta d nur im Aufkauf der Kriegssklaven, die die stets in Fehde liegenden Völker gegenseitig erbeuteten. Das Los dieser Kriegssklaven war das denkbar günstigste, da sie meist wie zur Familie gehörig betrachtet wurden und sich j» kurzer Zeit völlig eiubürgerten. Noch heute gibt es z. B. bei den Wasiba eine Menge kriegsgefangener Waganda, die gar nicht mehr in ihre Heimat zurück wollen, da sie vollständig Wasiba geworden und die Männer sogar meist freie Ansiedler geworden sind. Die Aufkäufe dieser Kriegsgefangenen, meist Weiber und Kinder, durch Araber fanden gewöhnlich in den Residenzen der Sultane statt, die gewissermaßen ein Bionopol dafür hatten; doch kauften die Karawanen auch unterwegs einzelne Leute auf. Jedenfalls war das ganze Menschengeschäft nie so gewinnbrin gend, daß man es allein betrieb, es blieb Nebengeschäft neben dem Elfcn- belnhande! bestehen. Da die Tabora Händler, wenn ne westlich um den See herum nach Uganda Ahen wollten, in Ussui und Karagwe sehr ge schröpft Wurden , legten sie am Südende des Sees eine Kolonie in Massansa an und besorgten den Elfenbein- und Sklaven-TranSport durch Gerdings gab es früher auch einige Dhaus, doch wissen sich nur „alte Leule" der selben zu erinnerm Nach Zerstörung dieser Kolonie durch Dr. Stuhlmann, nach Anlage der Stationen Mwansa und Bukoba und nach Be- setzung Ugandas durch die Engländer ist der Sklavenhandel gänzlich unterbunden. Augenblick- "E von Sklavenhandel westlich und südlich des Sees nicht mehr reden. Soweit ich über die Verhältnisse am östlichen Ufer unter richtet bm, kommt dort überhaupt keine Karawane hin, doch wird Dr. Baumann jedenfalls bessere Auskunft geben können. EL wäre ja sehr schön für Zwecke der Regierung, wenn ein Dampfer hier wäre, wenn derselbe jedoch nur gegen die Sklaverei arbeiten soll, so möchte ich wissen, was er den ganzen Tag anfangen will. Am Ufer des ganzen Sees wohnt kein einziger Araber und mit Ausnahme von Mwansa auch kein Suaheli Seß hafte Araber gibt es nur noch in Karagwe, nämlich zwei, und an den Kagera-Fähren Kituntu und Kintengule Lager von sechs Arabern und einem Dutzend Wangwana, die nach Norden wollen; das ist der ganze Apparat, durch den, wie man vielfach in Europa glaubt, viele Tausende von Eingeborenen erschlagen und geraubt werden. In Wirklichkeit kommen von hier jährlich kaum 50 Sklaven nach Tabora. Die Greuel der Sklavenjagdcn und Transporte liegen weit außer halb unserer Sphäre, nämlich im Sudan, und die Araber dieser Gegend stehen bis heute wenig stens in keiner Verbindung mit den Arabern unserer Kolonie oder Sansibars. Der Mappen-Adler. Am 15. d. wurde im königl. Schlosse in Berlin das Krönungs- und Ordenssest gefeiert, am 17. d. folgte das Fest vom hohen Orden des „Schwarzen Adler". Da mag es denn angemessen sein, ge legentlich einmal in der Geschicyst des Wappen- Adlers zu blättern. Ueber 250 Jahre sind ver flossen, seit dec Schwarze Adler, das Wahrzeichen Preußens auf Wappen und Fahnen, zum letzten Male das Zeichen der Abhängigkeit getragen hat. Ursprünglich war der schwarze einköpfige Adler das Wappentier des Deutschen Reiches; dann erhielt auch der in Preußen herrschende Hoch meister des Deutschen Ordens die Erlaubnis, ihn auf Schild und Ordenssahne zu führen, und zwar hauptsächlich in der Weise, daß das schwarze, silbergerandete Ordenskreuz damit in der Mitte belegt wurde. Als das Ordensgebiet in ein weltliches Herzogtum umgewandelt wurde, behielt man den Schwarzen Adler als preußisches Wappen bei, jedoch mußte die Brust desselben laut Vertrag von Krakau vom 8. April 1525 zum Zeichen, daß . das Herzogtum in Lehus- abhängigkcit von der Krone Polen stand, mit einem silbernen, goldgekrönten 8, dem Anfangs buchstaben des polnischen Königs Sigismund, be legt werden. So ost ein neuer König von Polen den Thron bestieg, wurde die Namenschiffre des selben an Stelle des 8 gesetzt. Als die kur brandenburgische Hohenzollernlinie das Herzogtum Preußen übernahm, setzte sie zwar den Schwarzen Adler ohne den Abhängigkeitsbachstaben in das brandenburgische Kurwappen, und zwar in die oberste Reihe an die vierte Stelle, im preußischen Wappen aber mußte sie es beim alten lassen. Als im Jahre 1634 Wladislaus IV. König von Polen wurde, sah sich der Kurfürst Georg Wilhelm, so sehr er sich auch dagegen sträubte, gezwungen, bei der neuen Investitur die Lehusfahne mit einem durch bezeichneten Adler versehen zu lassen. Wie lästig ihm das gewesen ist, geht daraus hervor, daß er hinter das IV den An fangsbuchstaben seines eigenen Namens 6k setzen ließ, damit die beiden Buchstaben Vk 6! von der großen Menge seines Volkes als eine zufällige Versetzung seines Namens Georg Wilhelm an gesehen werden möchten. Das war, wie ein Heraldiker in der Mü chener ,Allgem. Ztg/ her- vorhcbt, die letzte „Knechtung" des Säwarzen Adlers. Georg Wilhelms großer Sohn Friedrich Wilhelm erreichte am 19. September 1657 durch den Wehlaucr Vertrag die vollständige Souve ränität über Preußen, und dessen Sohn Fried rich machte sich 1701 zum König in Preußen. Am 27. Januar 1701 setzte er den schwarzen Adler, nachdem er die Brust desselben mit den Initialen I? L, seine Flügel mit goldenen Klee stengeln, seine Fänge mit Szepter und Welt kugel geziert hatte, in die Mitte des ganzen Staatswappens, au die Stelle, wo sich bis da hin das Kurzepter als Zeichen der Erzkämmercr- würde befunden hatte. Gleich dem alten römischen Reiche deutscher Nation führt auch das neuerstandene und unter der Kaiserkrone der Hohenzollern geeinigte Deutschland den Adler im Wappen. Indes nicht immer hoben die früheren deutschen Könige und römischen Kaiser dies stolze Abzeichen besessen; im Gegenteil tritt der Adler erst in verhältnismäßig späten Jahrhunderten auf. Die alte deutsche Neichsfahne zeigte ein weißes Kreuz in rotem Felde. Der erste deutsche Kaiser, der nachweislich den Adler im Wappeuschilde führte, wchr der unglückliches Philipp von Schwaben, des alten Barbarossa s jüngster Sohn. Es war dies ein schwarzer s Adler im goldenen Felde. Philipps Gegcnkönig, der Welfe Otto, führte im senkrecht geteilten! Schilde einen halben goldenen Adler auf schwarzem Grunde. Der große Staufe Friedrich II. führte einen schwarzen Doppeladler auf Goldgrund. Unter dem ersten Habsburger tritt wieder der einfache schwarze Adler in goldenem Felde aus, an dem auch die späteren Kaiser festhielten, bis unter Ludwig dem Bayer wieder ganz plötzlich der Doppeladler erscheint, der denn das Wappen der deutschen Kaiser geblieben ist, bis 1806 das deutsche Reich in Stücke brach. Der Doppel adler ist dann auf das österreichische Kaisertum übergegangen. Der einköpfige Adler war das Wappen des Thronfolgers, des römischen Königs. Das neue Deutsche Reich hat sich mit dem ein köpfigen Adler begnügt, der, wie es schon im alten Reiche der Fall war, das Hauswappen des Kaisers auf dem Brustschilde trägt. Kuntes Allerlei. Bei der strengen Kälte frieren jetzt häufig die Thüren der Eisenbahnwagen derartig zu, daß sie ohne Anwendung von besonderen Hilfsmitteln nicht zu öffnen sind. So konnten am Dienstag die Passagiere eines von Potsdam in Berlin an kommenden Vorortzugcs die verschiedenen Koupees erst verlassen, nachdem der Wagenmeister mit Handwerkszeug erschienen war und die Thüren gewaltsam geöffnet hatte. Sonderbare Sitte. In einem Dorfe in der Nähe von Ebern in Unterfranken besteht die sonderbare Sitte, daß am Feste der unschuldigen Kinder Knaben im Alter bis zu 10 Jahren mit Ruten von Haus zu Haus gehen und die Frauenspersonen gelinde an die Fußknöchel schlagen mit den Worten: „Schmeckt der Pfeffer, schmeckt der Pfeffer gut?" worauf fie beschenkt werden. Am Dreikönig ist der „Pfcffertag" der Mädchen, die nun die Mannsleute ebenso be grüßen. Entstehung und Bedeutung des Brauches ist unbekannt. Ein sonderbares Geschenk. Camille Flammarion, dec bekannte französifche Astronom, hat von einer Verehrerin ein sonderbares An denken erhalten. Eine junge deutsche Gräfin, die sich wissenschaftlich beschäftigte und Flammarions Werke besonders gern las, bewog ihren Gatten, den französischen Gelehrten für den Sommer auf ihr Schloß im Jura einzuladen. Der Graf willigte ein, und so wurde Flammarion auf einige Tage ihr Gast. „Die Gräfin", so erzählte Flammarion fingst einem Berichterstatter des ,Temps', war 28 Jahre alt, ihr Gatte bedeutend älter. Frau von X. war ebenso nervös wie romantisch; sie war schwindsüchtig und man mußte aus ihren Tod gefaßt sein. Sie sprach von ihrem bevorstehenden Ende mit philosophischer Ruhe. Eines Abends sagte sie zu mir: „Ich werde Ihnen später einmal etwas schenken, was Sie annehmen müssen, wenn Sie mich nicht kränken wollen." Einige Monate waren ver flossen und Flammario > hatte das geheimnisvolle Versprechen längst vergessen, als er eines TageS mit einem Trauerbrlefc ein kleines Paket erhielt, in dem sich ein Stück blendend weißer, dicker Menschenhaut befand. Der Begleitbrief war von dem Hausarzt der gräflichen Familie geschrieben und enthielt die Mittest», g, daß die Gräfin ge storben sei. „Es war," so fügte der Arzt hinzu, „ihr letzter Wille, daß man Jh cn, verehrter Herr, nach ihrem Tode ein Stück Haut von ihren schönen Schultern, die Sie am Abschieds abend so sehr bewundert haben, zuschicke und daß Sie darin das erste Exemplar des ersten Ihrer Werke, das nach dem Tode der Gräfin veröffent licht wird, einoindcn lassen mögen." Flanimarion erfüllte den sonderbaren Wunsch, ließ die Haut von einem geschickten Gerber verarbeiten und sein Buch „Erde und Himmel" in das weiße zarte Menschenleder einbinden. Auf dem Deckel des Buches, das sich in Flammarions Observatorium zu Juvisy befindet, stehen in Goldlettern die Worte: Erinnerung an eine Tote. Ein armer Bauer hat zu einem bevor stehende» Feste für sich und seine Familie einen Braten heimgetragen. Am Vorabend des Festes begiebt sich alles gewohnheitsgemäß zur Ruhe, im wonnige» Vorgefühl des seltenen Genusses schwelgend. Um Mitternacht wacht der Bauer plötzlich auf, erhebt sich seufzend von seiner Lagerstätte und ruft: „O Gott, wenn a armer Mann amal 'was hat, wird's gar nimmer Fensterbank und ließ sich von der Sonne be scheinen, als Frau Gresham in das Zimmer trat. „Ich wollte, ich hgttx noch etwas os» dieser Marseiller Gimpe," sagte sic hastig. „Die Schneiden» kommt morgen, und es fehlt »och über ein Yard von dem Besätze. Von de» Kna be» kann ich keinen nach Deepdale schicken, denn bei ihnen ist man immer sicher, daß sie alles andere, nur nicht das Nichtige bringen. Es ist -u ärgerlich." „Kann ich denn nicht gehen, Frau Gres ham?" lief Ida aufspringend. „Ich habe nicht? Besonderes vor, ein Spaziergang wird mir nicht schaden, überdies ist die Entfernung ja nicht groß." „Es sind fast drei englische Meile», Ida," sagte Frau Gresham warnend. „Uebcrcile dich rück^bi""'" b" "ur rechtzeitig zum Thee zu- nn ihren Hut aufgesetzt. Das Muster der Borie, sowie Frau Greshams Porte- Cents in die Tiefe ihrer nach dem Dorfe' °"f den Weg 8^ war ein langer Sdarjeraana aber M »rpersi^ bei ledem Schlitte, den sie that Sw kaufte die Borte und wendete sich schon zum Gehen, als sie aus dem Ladentische eine etwas de'chmutzte New Yorker Zeitung liegen sah und sich dabei eines Planes erinnerte mit dem sich ihre Gedanken in den letzten Tagen viel fältig beschäftigt hatten. „Haben Sie diese Zeitung schon gelesen?" fragte sie zögernd den Ladendiener. „Ja, Fräulein sie ist schon von vorgestern." „Ich möchte das Blatt gern haben," stammelte sie darf ich es mitnehmen?" ' "Gewiß," erwiderte der junge Mann, welcher wußte, daß Herr Gresham keine Tagesblälter ^"„Jch danke Ihnen recht sehr," sagte Ida er freut und verließ mit dem kostbaren Blatte in der Hand den Laden. Jetzt" dachte sie, „kann ich die Anzeigen lesen und "scheu', ob ich nickst etwas darin finde, was für mich paßt, denn trotz ihrer Güte gegen mich kann es nickst immer so fort gehen. Mädchen, die keine Estern haben oder arm sind, müssen für sich selbst sorgen. Eleanor wird eure Stelle an einer Schule leicht erhalten, denn sie ist liebenswürdig und wohlerzogen und hat viel ge- lcrnt. Aber ich kann weder Lehrerin noch Er zieherin werden, ich muß mich nach etwas an- m «- °°» tieft, während sie durch das Wäldchen gn'g, das dicht hinter de» wenigen Häusein hch die das Dörfchen Deepdale bildeten, als ewe^imme sie plötzlich aus ihrem Nachdei-ken auschre te und ein Schatten auf das Gras zu ihren Füßen fiel. Ida l" "O, Reginald!" rief sie mit stockendem Atem während ihr Gesicht vor Freude glanzte. „Wio Sie es wirklich? Ach, wie freue ich mich, zu sehen." , Er breitete die Arme aus; wie ein entzücktes Kind lief sie aus ihn zu und küßte ihn wu und wieder. „Also Sie freuen sich, mich wiedcrzusehen?" „Ganz unbeschreiblich, Reginald. Es ist mir, als seien wir jahielang getrennt gewesen." „Dann lieben Sie mich wohl auch ein wenig?" „Ob ich Sie liebe? Von ganzem Herzen, Reginald!" Er blickte zu ihr nieder, als wollte er etwas sagen, doch drängte er die Worte zurück, die ihm auf den Lippen schwebten und fragte statt dessen: „Wo waren Sie denn? „Ich war in Deepdale, einen Einkauf zu machen. War cs nicht ein glücklicher Einfall von mir, gerade diesen Weg nach Lause einzuschla gen? Aber wo kommen Sie her, Reginald? „Ich fuhr nach vem Postamle, Briefe abzu holen, mein Pferd und Wagen stehen ganz in der Nähe. Möcksten Sie nicht mitiahren?" „Für mein Leben gern!" rief Ida erfreut. „Aber Reginald — Herr Gresham möchte es vielleicht nicht gern sehe», daß Sie mich in Ihrem Wagen nach Hause bringen." „Dann wollen wir nur eine kleine Spazier fahrt in entgegengesetzter Richtung machen," sagte Reginald, ihren Arm in den seiuigen ziehend. Ida hatte zwar ihre stillen Bedenklichkeiten über das Schickliche einer solchen Fahrt; aber die Lust war so lieblich, der kleine Wagen sah so einladend aus, und das Pferd warf seinen Kopf so feurig zurück und wieherte so freudig, auch war fie so glücklich, Reginald wiederzusehen, daß sie, jedes Zaudern überwindend, froh wie ein Kind ihren Platz an feil er Seite nahm. Durch die einsamen Feldwege fuhren sie dahin. Ida saß stillvergnügt im Wagen, während Reginald sie mit leuchtenden Augen be trachtete. „Fühlen Sie sich wahrhaft glücklich, Ida?" fragte er leise. Sie schaute ihn betroffen an. „Was ist Ihnen, Reginald, warum scheu Sie so ernst aus?" „Ich dachte, Ida. . ." „An was?" „An viele Dinge, hauptsächlich aber an Sie." „An mich?" „Ja, Ida. Ich fragte mich, ob Sie mich lieben." „Gewiß liebe ich Sie, Reginald." „Lieben Sie mich auch genug, um mein Weib werden zu können?" fragte ec plötzlich mit großem Ernste. „Ihre Frau!" sagte sie langsam „Ja, ich glaube, mit der Zeit könnte es wohl sein." „Aber ich meine jetzt, Ida." „Jetzt, Reginald?" fragte sie leise mit zittern der Stimme. „Nein, ich fühle mich meii er nicht sicher. Es schließt so vieles in sich, Reginald — Ihre Frau? Nein, ich weiß es gewiß, »ein." „Haben Sie kein Vertrauen zu mir, Iva?" „Gewiß, Reginald," rief sie heftig. „Ich liebe Sie!" „Warum wollen Sie denn nicht meine Fra» werden?" „Ich weiß es nicht, es kommt so unerwartet, Reginald," sagte sie gepreßt. Hw, (Fortsetzung folgt.)
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