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Allgemeiner Anzeiger : 04.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-189301040
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-18930104
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- Saxonica
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-04
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 04.01.1893
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Mmd schau, qland. den nahenden »ahm mit 54 an, daß znm 1793 erfolgten Kais er "hatte am Donnerstag eine ng mit dem Kricgsmmister und nahm einen Vortrag des Reichskanzlers ent- Vollmachten zu verlangen, um Sturm zu beschwören. *Der Stadtrat von Paris gegen 12 Stimmen den Antrag Gedächtnis des am 21. Januar Thron-Sturzes ein Denkmal errichtet werde. Mehrere Konservative protestierten da gegen. Dec Seine-Präselt gab seinen Protest zu Protokoll. Hoffentlich einigen sich die Herren dahin, bis zum 31. Januar 1893 zu warten. Vielleicht haben sie dann schöne Gelegenheit, zugleich die Errichtung eines Denkmals zum Gedächtnis des Sturzes der Republik zu be schließen. *Dcm ,Reichsanz.' zufolge ist dem Land grafen von Hessen, dem Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig HolsteimSonderburg- Glücksburg und dem Prinzen Ka l von Hessen der Schwarze Adler-Orden verliehen worden. *Wie der ,Ostsee-Ztg.' aus Wesel gemeldet wird, ist dem Kriegsministcr nunmehr das negative Ergebnis aus der Uniersnchungssache wegen des^ Doku menten di ebstahls be richtet worden, naädem die Akten hierüber ge schlossen sind. Der Schuldige ist nicht ermittelt worden. Wie aus dem Berichte hervorgeht, wurde auf eine Vernehmung Ahl wardts und seines Verteidigers verzichtet. Als Auf gabeort des Brieies wird Bahnpost Oberhausen bezeichnet. * Durch die dem Reichstage zugestellte Nach weisung der Rechnungsergrbnisse der BerusS- g e n o s se n s ch a fte n für 1891 wird er freulicherweise von neuem die Thatsache bestätigt, daß die schweren e u t s ch ä d i g u n g L - Pflichtigen Uniälle von Jahr zu Jahr im Verhältnis zur Gesamtzahl der von Berufs- genosienschasten zu entschädigenden Umälle eine Verminderung erfahren. Die Unfälle mit töt- lichcm Ausgange und mit der Folge einer dauernden völligen Erwerbsunfähigkeit nahmen von der Gcsamizahl der Unfälle, für die Ent schädigungen sesigestellt wurden, im Jahre 1886 noch 42,5 Prozent in Anspruch, 1887: 37,6 Prozent, 1888: 27,8 Prozent, 1889: 25,9 Prozei t, 1890: 21,9 Prozent. Wie nun mehr die neueste Nachweisung der berufsgenossen- schasllichen Rechnungsergebnisse zeigt, belief sich die g'eiche Prozentzaht rür 1891 auf 18,4 Pro zent. Aus dieser verhältnismäßigen Verwinde rung dec schweren Unfälle wird man wohl einen günstigen Schluß auf die Bestrebungen der Be- rutsgenossenschaäcn auf dem Gebiete der Unfall- Myütung zu ziehen bercchligt sein. Oesterreich-Ungarn. " Da sich infolge der Verhältnisse in Serbien du rectuzeitige I 'raftsetzung des neuen öster - r<ichi sch-serbischen Handels-Ver- t ages als unmöglich herausgestellt hat, wurde in Ministerium des Auswärtigen zu Wien die 8erlängeru> g des alten Vertrages bis Ende Juni 1893 unterzeichnet. Frankreich. * Große Aufregung erzeugt in Paris die Bildung von zwanzig revolutionären Ausschüssen, die die Wiedererrichtung der E om mune offen anstreben. Der ,Temps' ver- öffe tlicht einen „Revolntion-in-Sicht"-Artikel, der mit -den Worten schließt: Wir, die wir fest davon überzeugt sind, daß die Insurrektion das Thor ist, durch das der Cäsarismus immer in die Republik eindringt, verlangen, daß dieses Thor geschlossen bleibt. Wir müssen den Revo- luticu ären Dank wissen, daß sie ihre Pla- e und Maßnahmen öffentlich treffen. Niemand und die Regierung am wenigsten wird behaupten können, daß sie überrascht wurde. Ein solcher Zustand der Dinge ist aber positiv mit der Idee und dem A- sehen einer regelmäßigen Regierung unverträg lich und noch unerträglicher unter dem Gesichts punkte der nationalen Würde und der öffent lichen Sicherheit. Danach sollte man schließen, daß die Regierung geneigt sei, außerordentliche Kerzenswanötungen. 2j «Fortsetzung.» „Ich wollte, Geoffrey und ich könnten mit ihm reisen,* seufzte Montmorency, „New Jork muß ein verteufelt hübscher Ort sein." „Sprich doch nicht so roh," ermahnte Eleanor. „Ach, schweige, du bist ja nur ein Mädchen," war Montys geringschätzige Antwort. Eleanor ging beleidigt mit der kleinen Angie in das Haus, während die Knaben nach kurzer Beratung beschlossen, erst ihre Arbeiten zu machen und dann nach der Höhle zu gehen. 2. Eine Reise mit der Eisenbahn ist heutzutage für die meisten Leute nichts besonderes Neues. Aber Greshams zurückgezogenes Leben hatte ihn zu einer Ausnahme von dieser fast allgemeinen Regel gemacht. Jede Meile, die er zurücklegte, war für ihn reich an Interesse und Abwechslung. Die d, das Gedränge an den Stationen, die seiner Mitreisenden waren für ihn un- fliche Quellen der Unterhaltung, und es ordentlich leid, als das Ziel seiner erreicht war. Mochten andere sich über Hitze, unebene Schienen und engcS beklagen, für Seine Ehrwürden Milo war die Fahrt ein ununterbrochener ß gewesen. „Ich wollte, ich hätte Geoffrey und Mont morency mitnehmen können," dachte Gresham, verzeihen," sagte er höflich, „ich werde sogleich jemand mit Ihnen hinaufschicken." Gresham ließ sich auf das Samtpolster der Bank > Überfällen, welche an den Wänden dahin lief, stellte seine Reisetasche neben sich, stützte die Hände auf die Krücke seines Regenschirmes und wartete ruhig, bis endlich ein großer, junger Mann auf ihn zu kam. „Um Vergebung," sagte dieser, „sind Sieder Herr, den inan im Zimmer Nr. 16 erwartet — Seine Ehrwürden Mr. Gresham ?" „Das ist mein Name," versetzte der Geist liche, sich erhebend. „Wir sind angewiesen, Sie sofort zu der jungen Dame zu führen." „Zu wem? — Ah so — schon recht." Gresham folgte schweigend seinem Führer die mit dicken Teppichen belegte Treppe hinauf, einen breiten Gang entlang, bis sic endlich vor der Thür des Zimmers Nr. 16 standen. Mit einer Verbeugung und einer einladenden Handbewegung nach der Thür, zog sich der junge Mann zurück. Gcsham klopfte bescheiden an, aber erst nach wiederholtem, stärkeren Klopfen rief eine Stimme von innen: „Herein l" Der Aufforderung Folge leistend, öffnete Gresham und trat in ein geräumiges, allen An forderungen des Geschmackes und der Behaglich keit entsprechendes Zimmer. Vor dem Kamin, in welchem trotz der miloen Jahreszeit ein Helles Feuer brannte, war ein Sosa gerückt, auf dem ein etwa zehnjähriges Mädchen, in einen kostbaren, goldbefranzten Shawl gellt, lag als saß. In langen Locken fiel da Haar ans ihre Schultern herab das feine Oval eines reizenden braim chens, aus dem zwei dunkle, niste vorlcuchteten. Ihr Anzng, d dein Uten lichen wenig für ein Kindhres lterS wessen zu sein schien, bcstd in inem Gewände von schwarzem^amt ,aS »WIW Taille durch einen Gib zusm n^uehauen wurde. Goldene Arm''g«fl ucgaben ihre seinen, braunen Arme"d eine ^Doppelreihe goldener Perlen war p^ren Na^i getchlun- gen. In ihrem Scho^g eln Bich, und den Kopf in die Hand blickte sie ruhig er- Treten Sie ' bitte," sazte das kleine Mädcbeu als e-°"^'"d auf der Schwelle stehe,? blieb schon zweimal „HereinI" bitte Verzeihung," erwiderte er ver legen, „ich E" der Nummer des Z""'Nesti b"fte die Kleine, „Sie sind ianz reckt" Sieb i" doch Herr Gresham?" z '«a « letzte der Geistliche, „aber —n "Nun """ ist alles in Ordnung," unter brach ihr^ Steine. „Ich bin Ida." begann fast zweifelhaft zu werden, ob er bei Sinnen, oder ob das hübsche Kind "" Irrsinn leive. ' wer ist Joa?" fragte er. k Ida — Ida Chaloner," wiederholte ne N, stk ve und Fern. Gnadengesuch. Die wegen Ermordung ihres Schwiegervaters zum Tode verurteilte Büdnerfrau Baatz anS Hagenow bei Treptow, ist auf ihr Gnadengesuch an den Kaiser abschläglich beschicken worden. Die Hinrichtung findet demnächst in Stargard in Pommern statt* Flüchtiger Bankbote. Auf dem Drahtß Wege ist die Berliner Kriminalpolizei davon i« Kenntnis gesetzt worden, daß der 24jährige Bau« bote Petersen nach Unterschlagung von 7000KroneM in 500 Kronennoten aus Kopenhagen flüchtig M worden ist und sich wahrscheinlich nach BerM gewendet hat. M Die Cholera. In Hamburg sind Donnerstag -7 Cholerafälle konstatiert Word von denen einer tätlich verlief; 4 Fälle in der Stadt und 3 in den Vororten vor. den Erkrankten befanden sich 4 A 2 Frauen und ein Lehrling. Der ist ein Negrrmatrose, der sich seit Wochen wegen einer anderen Krankheit im Kurhause befand. Nach Mitteilungen des Reichsgesundheitsamtes handelt es sich um eine Neuerkrankung und eine nachträglich festgcstellte Erkrankung. - Im Hafen sind keine Fälle vorgekommen. Der Xantener Knabenmord. Wie das Meveler Kreisblatt' auf Grund von Erkundigun gen an maßgebender Stelle mitteilt, hat die Staatsanwaltschaft des Kleveler Landgerichts nicht allein gegen den Bildhauer Wescndrup, sondern auch noch gegen eine zweite Person wegen Ver dachts, den Knabenmord in Xanten begangen zu haben, die Untersuchung eingeleitet. Zeugenver nehmungen haben neuerdings in erheblicher Zahl stattgefunden. Heiratsromantik. Dieser Tage ist Elbing ein Fabrikmädchen nach Amerika au wandert, das sich dort mit einem reichen Far der Witwer ist, zu verheiraten gedenkt. L haben sich noch nie gesehen, sondern kennen nur aus den Briesen, die zwischen ihnen wechselt worden sind. Der Mann, der gleichf ein Deutscher ist, hat von seinem Vermögen gerichtliche Taxe aufnehmen lassen und dies zur Einsicht nach Elbing geschickt. Außer hat er für das Mädchen die Freikarten g' und demselben auch Geld übermittelt, dami sich vor der Abreise vollständig hat einkle können. Die Heirat ist, wie die ,E. Z.' erzi " durch eine Frau vermittelt worden, die in " Nähe des Farmers wohnt, und die vor ein Jahren ebenfalls Elbing verlassen hat, uw Glück in dem fremden Lande zu suchen. Ein gräßlicher Unfall ereignete Dienstag abend auf dem Bahnhof in Kor (Schlesien) bei der Abfahrt des von Schop nach Breslau fahrenden Abend - Personen? Die Fran des Schuhmachers Paluch aus stadt hatte sich in einen Wagen 4. Klafft geben, um einem Bekannten bei der Unw^l bringung des Gepäcks behilflich zu sein. DeM Zug hatte nur zwei Minuten Aufenthalt; die Frau scheint sich etwas zu lange im Wagen aus gehalten zu haben; denn als sich der Zug lang sam in Bewegung setzte, suchte die Fran rasch aus dem Wagen zu springen. Dabei kam sie ins Wanken und fiel rückwärts zwischen die Wagen. Schrecklich zugerichtet an Armen und Beinen, sowie auch am Kopfe gab die Frau bald nach dem Unfälle ihren Geist auf. Zu dem Unglücksfall auf der Allei» berichtet die .Osnabrücker Ztg.' noch: „LM Handarbeiter Langesche Ehepaar in deren Söhne Wilhelm (19 Jahre all Gustav (16 Jahre alt), die Eltern waren, sowie das 5 jährige namens Pressel, beabsichtigten mit der nach der nächsten Station Triangel kolonien) zum Besuch der dort Tochter, Frau Pressel, zu fahren. DacrW,- bereits fort war, traten sie den an, den Bahndamm entlang. An der die von der Bahn überschritten wird, >n den Zug von Triangel Herkommen den Bahndamm, um wohl, wie anzuneiei Zug vorüber zu lassen. Wilhelm Lange die mitgenommenen sich an, nahm das Schwesterkind, e Pressel, auf den Rücken, und des tasche Mitte der welches s schwand milden A ruhigen, würdigen Blick der Fremden. freundlichst einen Augenblick als er das Koupee verlieb, „sie hätten unbe dingt aus dieser Reise großen Nutzen ziehen können," setzte er mit einem Seufzer hinzu, dann setzte er feine Brille zurecht, nahm Regenschirm und Handtasche auf und machte sich auf den Weg. Es war eine lange, ermüdende Wanderung, vom Bahnhof bis zum Hollisforde Hotel. Das heiße, staubige Straßenpflaster, welches unter den Rädern der schweren Omnibus- und Last wagen zitterte, war so verschieden von den weichen Pfaden, die durch die grünen Wiesen von Deepdale führten, and außerdem fühlte der ehrliche Landgeistliche schmerzlich, daß er jeder mann im Wege zu sein schien, während er von dem Strome der geschäftig eilenden Menge hin- und hergeschoben wurde. „Alle scheinen es hier eilig zu haben," dachte er, sich mit seinem baumwollenen Taschentuche den Schweiß von der Stirn trocknend und vor einem großen, prachtvollen Gebäude stehen bleibend. „Da wäre ich ja wohl endlich am Ziele," und froh, dem Gewirre der Straße zu entkommen, trat er in die von großen Kandelabern erleuchtete Vorhalle. „Zimmer Nr. 16, bitte, man erwartet mich dort," wendete er sich an einen der Kellner. Der Kellner warf einen neugierig forschenden Blick auf die sonderbare Gestalt, die mit Reise- gcnschirm in der Hand in der Halle stand; aber das Lächeln, auf seinen Lippen schwebte, ver- Me Meltausstellung in Konstantinopel. In den in Konstantinopel in türkischer Sprache erscheinenden Blättern wird seit mehreren Tagen von einer bevorstehenden Weltausstellung in Kon stantinopel wie von einer Thatsache gesprochen; einige Blätter bescheiden sich mit einer nur das osmanische Reich umfassenden. Der Hauptsörderer des einen oder des anderen Gedankens sei Selim Melhame, bis vor einem Jahre Generaldirektor der internationalen Verwaltung der türkischen Staatsschuld; gegen sechs Millionen Frank seien für das Unternehmen bereits gesichert, dem der Sultan, stets bereit, das Glück feiner Völker zu fördern, seine ganze landcsväterliche Teilnahme zuwende. „Ich zweifle nicht," schreibt ein Kor respondent der,Köln. Ztg.', „daß, während ich diese Zeilen zu Papier bringe, des Planes in der europäischen Presse bereits Erwähnung gethan worden ist und daß schon eine Anzahl Personen ihren Hals mit dem roten oder grünen Bande geschmückt sehen; vom Knopfloch gar nicht zu reden. Da halte ich es denn doch für meine Pflicht, „abzuwiegeln". Man bestrebt sich hier, in den Blättern darzuthun, daß eine derartige Ausstellung das einzige sei, was der Türkei und Konstantinopel noch fehle, um sie an die Spitze der. Kulturstaaten und-Städte zu stellen. Etwaige Schwierigkeiten seien nicht unüberwindbar, beson ders, wenn der Landesherr dem Unternehmen seine mächtige Förderung angedeihen lasse re. Und nun kommen Auseinandersetzungen der Vor teile und. Segnungen, die dem Lande aus einer solchen Ausstellung erwachsen müßten. Ich für meine Person, der ich den Dingen hier seit Jahren als ruhiger Beobachter gegenüocrstche, aber von lebhaften Sympathien für die Türkei beseelt bin, kann demgegenüber nur sagen: ich bin überzeugt, daß die Pläne nicht zur Aus führung gelangen. Alle Verhältnisse sind da gegen. Es fehlt an den erforderlichen großen Mitteln, daS Eisenbahnnetz des Landes ist bis zur Stunde noch nicht gehörig entwickelt, es fehlt am erforderlichen Naum ' und vor allem an der Schaffensfreudigkeit einer Bevölkerung, die von der Bedeutung des Gewollten durchdrungen sein muß. Die Türkei ist ein bedeutsames politisches Reich, aber als Kultnrstaat, im höheren Sinne, ist sie erst im Werden begriffen. Soll hier ein mal eine Ausstellung ins Leben gerufen werden, eine umfassende oder eine beschränkte, so sollte dies geschehen, wenn die erfolgreichen Versuche des Sultans zur Hebung von Handel, Verkehr und Bildung noch weitere Blütdn getrieben haben. Heute sind wir hier noch nicht weit genug für solche kostspielige Versuche. Auf ausführende Einzelheiten mag ich'mich gar nicht einlassen Es hätte keinen Zweck. An einem der ersten Tage meines hiesigen Aufenthaltes entwickelte mir ein hiesiger, sehr rührsamer Kopf den Gedanken einer türkischen Landes- oder dauernden Industrie- Ausstellung. Er war Feuer und Flamme und seine drei Zuhörer, unter denen sich zwei hohe Reichsbeamte befanden, thaten, als wären sie es auch: „mir schadct's nix und ihm macht's a F-eid", sagte Nestroy. Feuer und Flamme sind heute noch da; aber die Ausstellung harrt noch immer des Werdens. Das spricht! Und nun gar ein weilangelegtes Unternehmen! Ich rate den Landsleuten, sich bis auf weiteres zuwartend zu verhalten, sehr zuwartend; an Lockungen der Faiseure wird es nicht fehlen. Sie umschleichen bereits die liebenswürdigen und die unliebens würdigen Federn. Diese Zeilen sind die Folgen des an eine der letztem verschwendeten Besuches." Panama-Skand daß nach den bisherigen verhafteten Verwaltungsräte der fl schmt, sowie nach dem Inhalt dr aufgefundenen Aktenstücke es zweiscuvs daß der Generalprokurator Tanon sofort nach Wiederzusammentritt des Parlaments die Aus lieferung von mindestens siebzig Abgeordneten und Senatoren begehren wird. Dem ,Siecle' zufolge erhielt, der Justizminister Bourgeois -bis her schon 32 Auslieserungsbegehren seitens der. Staatsanwaltschaft. * Zu der Aufregung über die Panama-Affäre gesellt sich in der französischen Hauptstadt der Schreck über eine neue ExpIosion, die in der Nacht zum Donnerstag stattgefunden und die Polizeipräfektur in Paris betroffen hat. lieber den Vorfall wird des Näheren aus Paris bericktet: Donnerstag früh ein Uhr hat in der Polizeipräfektur in der gegenüber dem Zimmer des Polizeipräfekten belegenen Wacht- ftnbe der Polizeimannscha'ten eine Explosion stattgesunden.^. Die Ursache derselben ist noch nicht festgesteut; es handelt sich — wie die erste telegraphische Meldung besagt — vielleicht um eine Gasexplosion. Menschen sind durch die Explosion nicht zu Schaden gekommen'; auch der in der Wachtstube angerichtete Schaden ist un beträchtlich. Wie mehrere Pariser Blätter dem gegenüber behaupten, ist die Explosion nicht durch Gas, sondern durch eine Sprengmaschi e (Bombe) verm acht worden. Auf der Polizeipräfektur selbst ist man betreffs der Urheberschaft der Ansicht, daß es sich bei der Explosion nicht um eine That von Anarchisten handele, sondern um den Racheakt eines ehemaligen Verwaltungsbe amten der Polizeipräsektur, eines Büreaudieners oder eines Polizisten, der sich an seinen Vorge- gesetzten rächen wollte. Rußland. * In Rußland hat das Ansehen Frank reichs durch den Panamaikandal schwere Ein buße erlitten. Die Zeitung ,Nowoje Wremja' erklärt in einem Artikel, Frankreich habe durch den Panamaskandal an seiner Bündniskra t erheblich eingebüßt und könne für Rußland keine verläßliche Stütze mehr bilden. Dieser Artikel des bisher franzosenfreundltchen Blattes erregt großes Aufsehen. * Nach den in Petersburg eingelaufenen Nach richten befindet sich die Landbevölkerung in den von der Hungersnot betroffenen Provinzen im tiefsten Elend. Der Adelsmarscvall der Provinz Tula veröffentlicht eine haarsträubende Schilderung der Lage der Bauern in seiner Provinz, die dem Hunger und der Kälte ausge setzt sind, da sie weder Lebensmittel noch Brenn material besitzen. Diese Unglücklichen leben bei der jetzigen schrecklichen Kälte in Hütten, deren Dächer sie verbrennen mußten, um sich zu wärmen, und gehen größtenteils an den Krankheiten, die sie sich unter solchen Umständen zuziehen müssen, zu Grunde. Die Lage ist in diesem Jahre schlimmer als im vorigen, denn jetzt fehlen sowohl den Opfern der Mißernte, als den hilfsbereiten Grundbesitzern jene Vorräte, die im letzten Jahre noch vorhanden waren. Es ist daher die öffent liche Hilfeleistung bedeutend schwieriger geworden, und sie mußte diesmal auch viel früher beginnen. Balkanstaaten- * Wie aus Bukarest mitgeteilt wird, ist das Grünbuch der Erbschafts-Affäre Zappa, das im Ministerium des Aeußern ausg^arbeitet wurde, vollendet. Dasselbe ent hält außer zahlreichen, auf die Erbschastsange- legenheit bezüglichen Fragen unter andcrm die Gutachten mehrerer ausländischen Rechtsgelehrten. Amcri7.7» *Von einer aufständischen Bewe gung im Norden Mexikos, hart an der amerikanischen Grenze, wissen amerikanische Blätter seit Wochen zu erzählen. Neuerdings ist wieder in New Jork eine Depesche aus Laredo (Texas) eingetroffen, wonach am 26. Dezember 250 ame rikanische Soldaten 300 Insurgenten bei Losani mos «»griffen, aber in die Flucht geschlagen wurden. 13 Soldaten und 20 Rebellen seien gefallen, viele verwändet. Die Soldaten deser tierten zahlreich. Im Jnsurgentenlager befehligte General Estreda. Janeiro w.. er ein Trutz- Brasilien und -e.. m sei. "An Bogoia (Columbia) ist der deutsche Minister-Resident und General-Konsul Lueder gestorben. Lueder, ein geborener Mecklenburger, gehörte, wie der ,Reichsanzcigcr' hervorhebt, zu den tüchtigsten Beamten des auswärtigten Dienstes. Er erlag im Alter von nur 52 Jahren einem Lungcnleiden.
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