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Allgemeiner Metzer Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat -u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen Rabatt nach Nebereinkunft. auf den Al Zeitungsbote gewähren «r Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag '/»II Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittag« S Uhr angenommen. Schristleitung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Drelnig. A. 84. Mittwoch den 19. Oktober 1904. 14. Jahrgang. ! ...um., 1 — König Georg f. S«. Majestät der König ist, wie wir be reit» durch Extrablatt bekannt gaben, am Sonnabend früh 2 Uhr 25 Min. in Schloß Pillnitz verschieden. Mit freudigen Gefühlen hatte man noch vor einigen Tagen die Nachricht entgegengenommen, daß die Besserung in dem Befinden des Monarchen eine anhaltende sei und tägliche Krankheitrberichte daher nicht mehr ausgegeben würden. Leider trat dann aber sehr schnell wieder eine Verschlimmerung ein, !o daß am Freitag abend die Bekanntmachung de» Königlichen Gesamtministerium« wegen der Uebertragung der Regierungsgeschäste an S«. Königliche Hoheit den Kronprinzen und jetzigen König Friedrich August erschien. König Georg wurde am 8. August 1832 geboren. Leit dem 9. Juni 1836 wurde er in den Listen der sächsischen Armee geführt und trat mit 13'/, Jahren wirklich in die Armee ein. Am 3. März 1856 wurde er zum Obersten befördert. Am 28. August 1863 übernahm er da» Kcmmando der 1. Reiterbrigade, mit der er sich bei Königgrätz ganz besonders auszeichnete. Nach Rückkehr der sächsischen Truppen wurde Prinz Georg am 14. Dezember zum Generalleutnant und Kommandeur der 2. Infanterie - Division er nannt, welches Kommando er am 1. April 1867 bei der Neusormation des Korps als 12. Armeekorps de» Norddeutschen Bundes Heeres mit dem der 1. Infanterie» Division Rr. 23 vertauschte. Am 18. August 1870, da da« sächsische Korp« sich die ersten Lor beeren im deutsch - französischen Kriege holte, führte Prinz Georg seine Division persönlich zum Sturm auf St- Privat. Tags darauf übernahm er da» Kommando des Armeekorps an Stelle seines zum Oberkommandanten der MaaS-Armee ernannten Bruders, de» damaligen Kronprinzen Albert. St. Privat, Beaumont, Sedan, Villiers gaben ihm Gelegenheit, seinen Namen eng mit den Ruhmestaten der Sachsen zu verflechten. Prinz Gevrg wurde in hervor ragender Weise für ferne glänzende Truppen sührung dekoriert. Am 9, November 1873 wurde ihm das Kommando de« 12. Armee- korp» übertragen, an dessen Spitze er fast ein Pierteljahrhundert stand. Im Jahre 1902 solgte Prinz Georg seinem Bruder, dem König Albert, auf den sächsischen Thron. — Der Sohn des Königs Georg, Kronprinz und jetzt König Friedrich August, wurde am 2b. Mai 1865 in Dresden geboren. Seit 1877 gehört er der sächsischen Armee an. 1898 zum General leutnant befördert, übernahm er schließlich da» Kommando des 12. Armeekorps. Sein ältester Sohn, Prinz Georg, der nunmehrige Kronprinz von Sachsen, wurde am 15. Januar 1893 zu Dresden geboren. Außerdem hat König Friedrich August noch zwei Söhne, die Prinzen Friedrich Christian und Ernst Hein- Uch, und zwei Töchter, die Prinzeffinen Mar garete und Maria. Erlaß Sr. Majestät deS Königs. Wir Friedrich August von Gotte» Gnaden König von Sachsen rc. tun hiermit kuud und zu wissen: Nachdem durch Gotte« unerforsch- sichen ^Ratschluß de» Allerdurchlauchtigsten König und Herrn, Georg« Königs von Sach ien, Unsere» vielgeliebten Herrn Vater« Königliche Majestät zum großen Schmerze seine« Hause« wie seiner gesamten Untertanen aus diesem Leben abgerufen ist, haben Wir die Regierung de« Königreich« Sachs-n ver möge de» nach der verfaffung«mäßigen Erb folge an Un» geschehenen Anfall« der Krone übernommen. Wir versehen Uns daher zu unseren getreuen Ständen, den Königlichen sowie den sonstigen in öffentlichen Diensten angestellten geistlichen und weltlichen Beamten und Dienern, auch zu allen Untertanen und Einwohnern Unsere» Königreich», daß sie Un» al» rechtmäßigen angestammten Lande«- herrn die schuldige Dienstpflicht, Treue und Gehorsam so willig als pflichtmäßig leisten werden. Dagegen versichern Wir sie Un sere auf Handhabung von Recht und Gerech tigkeit und Förderung der Wohlfahrt und de» Besten de« Lande» unausgesetzt gerichteten landesväterlichen Fürsorge, werden auch die Verfassung de» Lande« in allen ihren Be- stimmungen während Unserer Regierung be obachten, ausrecht erhalten und beschützen. Damit der Gang der StaatSgeschäste nicht unterbrochen werde, ist e» unser Wille, daß sämtliche Behörden ihre Verrichtung bis auf unsere weitere Bestimmung pflichtgemäß fort setzen. Gegeben zu Pillnitz, 15. Oktober 1904. Friedrich August gegengezeichnet: Georg Metzsch von u. zu Reichenbach Dr. Paul v. Seydewitz Lr. Kvnrad Wilhelm Rüger Dr. Vietor Alexander Otto Freiherr v. Hausen. Proklamation des Königs. An Mein Volk! Wieder, nach kurzer Zeit, hat Gott, der Allmächtige Herr über Tod und Leben, das Vaterland in schwere tiefe Trauer versetzt. Wenn Mich etwa« in Meinem unendlichen Kummer über den Verlust Meines heißge liebten Vaters trösten kann, so ist es die Ueberzeugung, daß Mein Volk mit Mir fühlt und sich in angestammter Treue und Anhäng lichkeit ein» mit Mir weiß in diesem Augen blicke schmerzlicher Prüfung. Der edle, brs zum letzten Augenblicke für de» Landes Wohl rastlos tätige verewigte Fürst hat während Seiner Regierung viel Schweres durchlebt; vielleicht wäre ein weniger hochherziger Monarch verzweifelt. Er hat aber, selbst in den schwer sten Augenblicken, nicht das Vertrauen zum Volke verloren. Diesem großen Beispiele folgend, bringe auch Ich Meinem Volke da» vollste Vertrauen entgegen, und e» wird Mein stete» Bestreben sein, de» Lande» und der Volkes Wohl zu fördern und jeden, auch den letzten Meiner Untertanen glücklich und zufrieden zu machen. Pillnitz, 15. Oktober 1904. Friedrich August. Oertliches und Sächsisches. Bretnig In die Verkaufsstelle von F. A. Bienert hier (Kollektion von H. Braeter- Kamenz) ist am 17. Okt. ein 1000-Mark-Ge- winn auf die Nr. 6685 gefallen. Kamenz. Ein bedauernswerter Unfall ereignete sich am 15. d. M. gegen Mittag in Schmorkau bei Königsbrück. Der Vieh- händler-ehesrau Ernestine Kunath geb. Mitschke daselbst wurde von einer Kuh der Unterleib aufgerissen. Die Verunglückte war im Stalle mit dem Füttern der Tiere beschäftigt. Als sie aber gezwungen war, sehr nahe an eine Kuh heranzutreten, stieß diese infolge einer plötzlichen Kopsbewegung der Kunath ein Horn in den Unterleib und riß so das Bauchfell vollständig auf. Eine Schuld an dem Un fälle trisst weder die Verletzte noch eine dritte Person. Der zu Rote gezogene Arzt Herr Dr.^med. Schmidt hisst, tie Frau am Leben zu erhalten. (K. T.) — Am Donnerstag nachmittag r/,4 Uhr verunglückten im Eparmannschen Cltinbruche zu Kamenz die Eteinarbeiter Böhme, Günther und Zapka aus Kamenz und Zeidler au» Gelenau. Dieselben waren mit Versetzen eine« Schüsse« beschäftigt, wobei derselbe aus unaufgeklärte Weise sich vorzeitig entlud und die Steinarbeiter Böhme und Günther der artig schwer im Gesicht verletzte, daß sich deren Uebcrführung in da» Barmherzigkeit»- stist notwendig machte. Die anderen beiden hatten geringere Verletzungen davongetragen, sodaß sie sich selbst in ärztliche Behandlung begeben konnten. Dresden. Die Ueberführung der hohen Leiche Sr. Majestät weiland König Georgs erfolgte Montag 6 Uhr abend mittels Dampf schiffe» „Prinz Georg* von Pillnitz au«, woran sich 8 Uhr die feierliche Ausbohrung in der Hoskirche anschloß. Die öffentliche Ausstellung der hohen Leiche in der katholischen Hoskirche findet Dienstag, den 18. Oktober, und Mittwoch, den 19. Oktober, von 11 Uhr vormittag» di» 4 Uhr nachmittag» statt- Die Beisetzung erfolgt Mittwoch den 19. Oktober abend 8 Uhr in der katholischen Hoskirche. Die Hoftrauer ist auf 24 Wochen angeordnet, Trauergeläut erfolgt vom 16. bi» mit 27. Oktober. — Das Oberhofmarschallamt meldet über die letzten Stunden de» entschlafenen König»: Bereit« im Laufe de« letzten Freitage» steiger ten sich die Krankheitserscheinungen in Besorgnis erregender Weise. Di« Beklemmung und Kurzatmigkeit nahmen gegen abend beträcht lich zu und es traten vorübergehend Bewußt seinsstörungen ein. — Abend» 7 Uhr sprach der hohe Kranke den Wunsch aus, daß die Frau Erzherzogin Maria Josefa und der Prinz Max telegraphisch gerufen werden möchte. Kurz nach 7 Uhr traf Ihre Maj. die Königin-Witwe in Pillnitz ein und um 8 Uhr wurde Se. Maj. mit dem heiligen Abendmahl und dem apostolischen Segen ver- sehen. Bei dieser heiligen Handlung waren zugegen die Königin Witwe, sowie der Prinz Johann Georg und Lie Prinzessin Mathilde. Unmittelbar darauf verschlimmerte sich der Zustand und die kurz nach 10 Uhr von den Aerzten konstatierte Herzschwäche veranlaßte dieselben, die hohen Angehörigen, die Damen und Herren de» Dienste», sowie den Geist lichen an da» Krankenlager rufen zu lassen. Der Geistliche sprach da» Sterbegebet. — An der rechten Seite de» Bettes knieten die Köniqin-Wilwe, der Kronprinz und der Prinz Johann Georg, am Fußende de« Bettes Prin zessin Mathilde. Unmittelbar hinter den allerhöchsten und höchsten Herrschaften knieten die Damen und Herren der Umgebung. Die Dienerschaft hatte sich in dem anstoßenden Zimmer versammelt. — Bei Sr. Maj. war volle Bewußtlosigkeit eingetreten, jedoch war der Puls, wie von den Leibärzten beobachtet wurde, stundenlang fühlbar. Erst nach Mitter nacht nahm die Herzkraft merkend ab. Um 2 Uhr 25 Min. wurde Se. Maj. durch einen sanften Tod von seinem schweren Leiden er löst. Die Leibärzte meldeten, saß Se. Maj verschieden sei, worauf die allerhöchsten und höchsten Herrschaften an das Sterbelager näher herantraten und dem hohen Entschla fenen die Hand küßten. Darauf zog sich die Königl. Fomilie zurück. Dresden. Der bet der Firma Otto Kaufmann in Niedersedlitz beschäftigte Hand, arbeiter Friedrich Kühnel au« Großzschachwitz ist Freitag nachmittag auf dem Privatglei« beim Wagenschieben zwischen die Puffer ge kommen und tödlich verunglückt. — Am Frei tag nachmittag sprang auf der Uhlcnd-Straße in einem Zustande geistiger Erregtheit eine 33 Jahre alte Schneiderin in selbstmörderischer Absicht au» ihrer im zweiten Stock gelegenen Wohnung in den Hof herab und verschied an den dabei erhaltenen schweren Verletzungen während de» Trantporte» in das Stadt- krankenhau». Zittau. In der Nacht zum Freitag wurde ein zwanzigjährige» Mädchen erwürgt im Straßengraben bei Seifhennersdorf auf gefunden. E« liegt offenbar Lustmord vor. In der Leiche wurde die 20 jährige Kellnerin Ginsky au« der Umgebung von Grottau er kannt. Sie war mit einer Freundin nach Warnsdorf gegangen und dort in Gesellschaft mehrerer Herren zurückgelassen worden. Der Täter ist unbekannt. — Beim Spielen am Kriegerdenkmal in Mylau i. V fiel der 13jährige Echulknabe Dietz so unglücklich mit der Schulter auf da« Eisengitter, daß er aufgespießt wurde und eine Stakete an dem Schulterblatt oben wie der herautkam. Der Knabe liegt Hoffnung«- lo» darnieder. Falkenstein. Mehrere Personen er krankten nach dem Genüsse von Steinpilzen. Die Pilze waren mehrere Tage lang aufge hoben und jedenfall» bereit» verdorben. Leipzig. Freitag morgen wurde im Grundstück Pfaffendorfer Straße 24 der Kaufmann Max Linke erhängt und seine Ehe frau mit durchschnittenen Pulsadern im Bett liegend aufgefunden. Die durch herbeigerufene Aerzte beim Manne gemachten Wiederbe lebungsversuche waren erfolglos. Die Frau, die noch Lebenszeichen von sich gab, wurde dem Stadlkrankenhause zugeführt. Ueber die Motive der Tat ist bis jetzt noch nicht» be- bekannt. Die Lebensmüden lassen 3 Kinder im Alter von 10 Jahren, 9 Jahren und 3 Monaten zurück. Marktpreise irr Kamenz am 13. Oktober 1904. höchsterßniedrigster Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weitzen Gerste Laser Heidekorn Hirse S 8 7 7 S 12 85 63 SO 55 II. 6 8 7 6 8 11 k. 75 53 40 50 70 70 Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. Butler 1 mevng. Erbsen 50 Kilo Kartoffeln 50 Kilo z 5 21 S iö 3 k 50 70 50 50 Dresdner Schlachtviehmarlt vom 17. Oktober 1904. Zum Auftrieb kamen: 4051 Schlachttiere und zwar 747 Rinder, 998 Schafe, 2006 Schweine und 300 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 38—40, Schlachtge» wicht 68—70; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 36—38, Schlachtgewicht 65—66; Bullen: Lebendgewicht 37—39, Schlachtgewicht 64—66; Kälber: Lebendgewicht 46—48 Schlachtgewicht 68—72; Schafe: 73—74 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewichi 46—47Schlachtgewicht 59—60. Es sind nur die Preise für die besten Viehiorte» verzerchnet.