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Allgemeiner Anzeiger : 27.10.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191710271
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19171027
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-10
- Tag 1917-10-27
-
Monat
1917-10
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 27.10.1917
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dnsere ^uftstreitkräkte. Seit Beginn des Krieges haben die Flieger mit der Kavallerie im Erkunden des Feindes gewetteifert. Mit dem Eintritt in den Stellungs krieg brten sich den Fliegern neue Aufgaben. Es galt nicht nur, den Anmarsch des Feindes auf den Straßen und Eisenbahnen, das Vor handensein und die Art von Befestigungen sest- zustellen, es galt vor allem, die geringsten Einzelheiten und Veränderungen der feindlichen Stellungen zu überwachen, wozu das Lichtbild die Handhabe bot. Im Stellungskrieg hat der Flieger die Kavallerie als Erkundungstrupps gänzlich aus dem Felde geschlagen und aus schließlicher noch als im Bewegungskriege be ruhen auf den Fliegermeldungen die Maß nahmen aller Führer von der Obersten Heeres leitung bis zu den Divisionen und der unteren Führung herab. Hat "e Luftwaffe so -ine Veränderu-z der Stellung 2er Kavallerie bewirkt, so hat sie auf der anderen Seite die Leistungsfähigkeit der Artillerie ganz ungeheuer gesteigert. Solange die Menschheit nur die blanke Waffe kannte, mit der Mann gegen Mann kämpfte, solange war 20 oder 30 Kilometer hinter der Kampf linie sozusagen tiesster Friede. Erst mit der Einführung der Schußwaffen beginnt der Vorgang der „Vertiefung" der Schlacht- linie. Auch der auf Erdbeobachtung an gewiesenen Artillerie war schon eine beträchtliche Wirkung auf die zurückgehaltenen Reserven, auf feste Punkte, Magazine und rückwärtige Ver bindungen möglich. Aber diese Möglichkeit ist durch die Fliegerbeobachtung der Geschoß- einschläge und Wirkung um ein vielfaches ge steigert, und nur durch diese hat die Ver wendung der neuzeitlichen Riesengeschütze Sinn bekommen, die nun auf 40 Kilometer und mehr gezieltes und mittels Fnnlspruch vom Flugzeug aus genau geleitetes Feuer mit vernichtender Wirkung abzugeben vermögen. Wie für die Artillerie, so ist die Luftbeobachtung auch für kie Infanterie von höchster Bedeutung, denn nur durch genaue Kenntnis der gegnerischen Stellungen ist es möglich, Jnfanterieangriffe so vorzubereiten, daß üe Erfolg versprechen. Aber nicht nur als Auge des Heeres hat der Flieger heutzutage Bedeutung, sondern auch mit seiner eigenen Kampfkraft greift er in die Schlacht ein. Mit seinem Maschinengewehr fliegt er der stürmenden Infanterie voran und trägt Unsicherheit, Verwirrung und Tod in die Reihen des Gegners, dessen Nachtruhe er viel leicht schon durch Bombenwürfe auf seine Unter kunft unsanft gestört und dessen Brotration er durch Angriff auf den Verpflegungs zug verkürzt hat. Es gibt kaum noch ein Gebiet der .Kriegführung in vorderer Linie, aus welchen die Tätigkeit des Fliegers nicht von stärkstem Einfluß ist, und je ungehinderter der eigene Flieger seine Aufgaben lösen kann, je mehr andererseits die feindliche Flicgertätigkeit unterbunden wird, desto sicherer ist der Sieg. Diese Erkenntnis von der Not wendigkeit des Besitzes der Luftherrschaft führt von selbst zum Lustkampf, denn alle Einwirkung von der Erde aus hat bisher nicht vermocht, den feindlichen Flieger ernstlich an der Erfüllung seiner Aufgaben zu verhindern. Dem Luft beherrscher fällt ein Sieg zu, wie er vollstän diger und vernichtender bisher undenkbar war. Aber mit Beobachtung und Kampf an der Front ist die Tätigkeit der Flieger nicht er schöpft. Sie wirken auch hinter der Front. Da werden von ihnen Brücken gesprengt, befestigte Plätze angegriffen, Munitionslager in Brand geschossen. Und andererseits muß er auf der Hut sein, etwaige feindliche Fliegermaßnahmen zu vereiteln. Besonders fällt aber ins Ge wicht die Fliegerwirkmig im feindlichen Hinter land. Neben der unmittelbaren militärischen Wirkung solcher Unternehmungen gehen wirt schaftliche Wirkungen einschneidendster Art ein her. Große Werte von Material werden ver nichtet, und jeder Luftangriff bewirkt den Aus fall von Hunderten und Tausenden von Arbeitsstunden. Am tiefsten sind aber wohl die politischen Wirkungen von Bombenangriffen auf das feind liche Hinterland. Angst und Schrecken wird Vas Kätfei seiner 6ke. 40s Romon von Ludwig Hasse. Gorisktzung.) „Und trennen müssen wir unk," fuhr er fort, „denn ich kann keine zweite Schuld auf mich laden. Ich danke dir für die Stunde des Glückes, die dn mir geschenkt..." Sie schaute mit tränennassem Antlitz zu ihm auf. „Gibt es kein Vergeben und Vergessen, Alexan der?" sragle sie bang. „Ich weiß nicht, wie du eS meinst. Wenn du memst. ob ich mich dieser Fesseln nicht ent- libigeu kann ja, in einigen Jahren hoffe ich -'.ei zu sein — ja, in einigen Jahren hoffe ich ihr das elende Geld zurückgeben zu können, und dann fordere ich meine Freiheit zurück." „Und dann, Alexander?" „Und dann hole ich dich, wenn du auch mich liebst und mich nicht verachtest. . Sie weinte an seinem Halse. „Ich dich vergessen? — Niemals, Alexander, hörst du, niemals, was auch geschehen wird," flüsterte sie leidenschaftlich. „Was du getan, es erniedrigt dich nicht in meinen Augen, die größere Schuld lag auf der andern Seite — jene Fran trägt schwerere Schuld als du. — Und du Haft deins Schuld gesühnt, du stehst rein und groß wieder da — die Reihe ist an ihr, ihre weit schwerere Schuld zu büßen und zu sühnen. Möge Gott ihr dazu die Krajt und den Mut geben." .Wäre jene Frau edel und gut wie du, unter die Bevölkerung getragen, und UnzuftWen- heit mit den Behörden, die nicht für ausreichende Abwehrmaßnahmen sorgen, sind die Folge. „Hunnen" und „Barbaren" sind die Beinamen, mit denen wir Deutsche wegen unserer Angriffe auf die englischen Arsenale und die Festung Landon bezeichnet werden, die uns aber nur zeigen, daß wir den Gegner an seiner empfind lichsten Stelle getroffen haben: England hat aufgehört eine Insel zu sein! Wir haben auch nicht den mindesten Grund, uns mit Gewisseus- bedenken zu tragen: war es doch England selbst, das von vornherein dafür sorgte, daß dies nicht ein Krieg der Heere, sondern ein Krieg der Völker würde, der die Kräfte aller, auch der Zivilbevölkerüng für den Staat in Anspruch nimmt. Gar zu gern würden die Engländer Berlin die Besuche 100 fach vergelten, die wir London abstatten! Daß sie aber nicht tiefer ius Land kommen, als es geschieht, verdanken loir neben den technischen Schwierigkeiten vor allem den Streitkräften unseres Heimatlufischutzes. Ver gessen wir neben den Helden der Front nicht die Helden dec Heimat, tue täglich und stündlich bereit sind, sei es im Flugzeug, sei es mit dem Abwehrgeschütz, feindlichen Eindringlingen einen heißen Empfang zu bereiten. So manchen haben sie ja schon zur Strecke gebracht; es wird ihnen auch in Zukunft gelingen, die Lust über deutscher Erde rein zu halten! Belgien nnä ^rankreick. Es ist bekanntlich eine der beliebtesten Be hauptungen unserer Gegner, wir hätten die Neutralität Belgiens verletzt. Daß diese Neu tralität Belgiens überhaupt nicht bestand, ist zur Genüge nachgewiesen worden. Nicht > ganz so bekannt ist es vielleicht, daß unsere Feinde nie mals daran gedacht haben, die belgische Neu tralität zu achten. Belgien war für Frankreich das Ziel aller Wünsche. Die Geschichte des zweiten Kaiserreiches von Taxile Delord und die diplo matische Geschichte Europas von Debidour, ebenso wie die Memoiren des Herrn de Falloux stellen fest, daß am Tage nach dem Staats streich vom 2. Dezember 1852 ein Dekret be treffend Belgiens Angliederung an Frankreich vom damaliges Prinzpräsidenten, späteren Kaiser Napoleon Ili,, unterzeichnet wurde. Eine Armee von 100 000 Mann sollte in Belgien einfallen und mit Hilfe einer zwangsweisen Einführung des allgemeinen Stimmrechts das vollzogene Verbrechen sanktioniert werden. Aber nicht nur die Angliederung Belgiens an Frankreich als ständiges Ziel der fran zösischen Ausdehnungspolitik spricht für Frank reichs Absicht, die belgische Neutralität zu miß achten. Es besteht kein Zweifel darüber, daß Frankreich einen Einmarsch in Belgien im Falle eines Krieges mit Deutschland von jeher geplant und gutgeheißen hat. Schon im Jahre 1840 ließ die französische Regierung den König der Belgier wissen, daß, wenn Belgien sich im Falle eines Kriege? mit Deutschland nicht in den Stand setze, seine Neutralität nachdrücklich zu verteidigen, Frankreich sich gezwungen sähe, das belgische Gebiet sogleich bei Ausbruch der Feindseligkeiten zu besetzen. 1870 wurde die gleiche Erklärung abgegeben, und der belgische Oberkommandierende, Generalleutnant Chazal, berichtete im Jahre 1871 über die Absicht des französischen Generals Wimpffen, in Belgien einzuialleu. Dieser und seine Generalstabs offiziere hätten rund heraus erklärt, man würde diesen Plan ausgesührt haben, wenn die belgische Grenze nicht so gut bewacht gewesen wäre, daß jeder derartige Versuch abgewiesen werden konnte. Auch Mac Mahon hat vor der parlamentarischen Unlersuchungskommission er klärt, im Falle des Nichtgelingens des Rück zuges bei Mszisres (1870) bei der Armee noch immer das letzte Hilfsmittel, der Einbruch in Belgien, übriggeblieben. Französische Militärschriststeller sassen stets eine Verletzung der belgischen Neutralität ins Auge. So CH. D. Mazade, lös. Graues Nili- tsirs und Journal äss Koleuoss Llilibaipss. Der Kommandant Josset spricht sogar in einer Abhandlung von dem traditionellen Weg durch Belgien und sagt, es ist kaum anzunehmen, daß Marguerite, sie sühnt» ihre Schuld und gäbe mich srei. . Da durchzuckte eS sie wie ein elektrischer Schlag. „Sie wird dich frei geben, Alexander I" „Wer kann es wissen?" „Schreib' es ihr — fordere eS von ihr..." „Niemals. Nicht eher, bis ich meine Schuld abgetragen." ES war dunkel geworden, der Mond war hinter die Berge versunken, feuchte Nebelschwaden krochen gleich gespenstischen Ungeheuern aus den Tälern empor und schlugen ihre Fledermaus fittichs um die Höhen und verfinsterten die Sterne des Himmels. Marguerite schauderte. „Du frierst, mein Lieb," sagte Alexander. „Laß uns in die Hütte gehen ..." „Ja, laß uns gehen . . ." Schweigend gingen sie zur Hütte zurück und traten in die Küche ein. Auf dem Herde ver glimmte der letzte Funken. Tiefe Finsternis herrschte. „Gute Nacht, Marguerite . . ." Da warf sie sich noch einmal an seine Brust und küßte ihn leidenschaftlich. „Gute Nacht, Geliebter — vergiß mich nicht — behalte mich lieb . . ." „Immer — immer, Marguerite. . ." „Gute Nacht — gute Nacht auf morgen.. „Ja, auf morgen ..." Er führte sie zu der Tür ihrer Kammer, ein letzter Händedruck noch, ein letztes leises Gute Nacht . . . dann war sie verschwunden. Auf morgen — was konnte das Morgen bringen ? Was konnte cS ändern? eine Armee von etwa 100 000 Mann ihre Waffen vor einigen belgischen Soldaten nieder legt, nur aus Achtung vor der Neutralität. Ähn lich sprechen sich die Franzosen M. Moch, Molard und die ,Hevus ä'Inkanbsris krangaiss' 1891 aus. Alle diese Äußerungen finden sich gesammelt in einer unter der belgischen Kriegs beute gefundenen Denkschrift des belgischen Obersten Ducarne vom Jahre 1900, der seiner seits ausdrücklich sagt: „der gerade Weg nach Berlin führt durch Belgien." Er selbst steht allerdings auf dem Standpunkt, daß Belgien seine Neutralität bewahren muß. Aber das war im Jahre 1900. Seitdem hat sich die belgische Negierung anders besonnen. Belgien war bei Ausbruch des Krieges nicht mehr neutral, und weder Frankreich noch England hatten die Ab sicht, BelgisnsNeutralität zu achten. politilcbe Armälckau. Drutschia«». "Bei seiner Durchfahrt durch Budapest hat Kaiser Wilhelm jüngst bemerkenswerte Äußerungen über Kohlenversorgung und Kanalpläne zu einigen zu seiner Be grüßung erschienenen Herren getan. Der Kaiser wies auf die wirtschaftliche Bedeutung des Aus baues der Wasserstraßen hin, namentlich jetzt, wo die Eisenbahn mit Kohlen- und Militär- transporten überlastet sei. Abgesehen davon, daß immer mehr doppelgleisige Eisenbahnen ge baut werden müssen, sei der Ausbau der Wasserstraßen dringend notwendig, wobei der Schiffahrt auf der Donau eine hervorragende Aufgabe zufallen werde. Bei gutem Wasser verkehr könne die Belastung der Eisenbahn er leichtert und der Preis der Verfrachtung ver billigt werden. Der Kaiser betonte schließlich die Notwendigkeit des Bastes des Oder-Donau- KanalS. * Die Vorsitzenden der Gewerkschaften Deutsch lands Legien und Bauer hatten im Großen Hauptquartier, wo sie von Hindenburg und Ludendorff empfangen wurden, Gelegenheit, eine Anzahl von Beschwerden der Gewerlschafis- kommissionen vorzutragen. Die Verhandlungen dürsten den Erfolg haben, daß bald eine Ab stellung der berechtigten Beschwerden der Arbeiter schaft erfolgt. Es ist daher dringend zu wünschen, daß künftig die Arbeiterschaft ihre Wünsche nicht durch Streiks, sondern durch Inanspruchnahme der Gewerkschaften zu erfüllen sucht. — Auch der Vertrauensmann der nationalen Arbeiter- Verbände, Wischnövski wurde im Großen Haupt- quariier vom Generalfeldmarschall Hindenburg und dem General Ludendorff empfangen. "DaS preußische Herrenhaus hat seine Sitzungen wieder ausgenommen. Graf v. Armin-Boitzenburg hielt eine Ansprache, in der er darauf Hinwiss, daß das Herrenhaus vor schweren Aufgaben stehe. * Die Einbringung der Wahlrechtsvor- lageim preußischen Landtage wird sich, wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, entgegen anders lautenden Meldungen bis An fang November nicht ermöglichen lassen. Es heißt, die Regierung sei nicht in der Lage, bis zu diesem Zeitpunkt den ganzen Gesetzentwurf sertigzustellen. Man spricht bereits davon, daß die Vorlage erst im Monat Dezember vorgelegt wird. Sie könne daher erst etwa im Januar an den Ausschuß kommen. "In dem Referat, das Abg. Scheide mann auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Würzburg über die Zukunstsaufgaben der Sozialdemokratie hielt, erklärte der Redner, die Partei muß mehr und mehr das Gebiet theore tischer Erörterungen verlassen und praktische Arbeit leisten. Sie müsse sich darauf vorbe reiten, an der Regierung teilzunehmen. Polen. * Warschauer Blättern zufolge soll demnächst die Gründung einer deutschpolnischen Vereinigung stattfinden. Zurzeit schweben zwischen den Warschauer Polenführern und hervor ragenden deutschen Politikern aller Parteien Ver handlungen. Die Vereinigung soll nach dem Muster der deutsch-bulgarischen und türkisch-bulgarischen Vereinigung die Pflege gemeinsamer freundschaft licher Beziehungen bezwecken. 7. Die kleine Gesellschaft war von ihrer Ge birgswanderung nach Meran zurückgekehrt. Ella entzückt und lebhaft, Graf Alexander und Marguerite still, schweigsam und in sich gekehrt; ihre Blicke suchten sich und schienen sich doch zu fliehen. Graf Alexander verbarg sich wieder mehr in die Einsamkeit seines Zim mers, Marguerite suchte einsame Spaziergänge und Plätze auf, wo sie ungestört ihren Gedanken nachhängen konnte. Es mußte etwas zwischen den beiden vor gefallen sein, sagte sich die Justizrätin, eine Auseinandersetzung, welche aber nicht zum Ziel geführt haben konnte. Marguerite wich den Andeutungen der Justizrätin. aus, und diese wagte keine direkte Frage und wollte auch Ella nicht ausforschen, die indessen auch eine solche Harmlosigkeit an den Tag legte, daß sie un möglich etwas Bestimmtes wissen konnte. Sonst hätte > sie es sicherlich in ihrem kindlichen Ver trauen der Mutter ausgeplaudert. Dis Justizrätin wandte sich brieflich an ihren Gatten, um anzusragen, wie sie sich weiter ver halten solle. „Die Verhältnisse ließen sich so gut an," schrieb sie, „daß ich schon die Hoff nung hegte, alles würde sich glücklich aufklären. Von dieser dreitägigen Gebirgswanderung hoffte ich viel, aber beide sind von derselben ganz verändert znrückgekehrt. Es ist klar, das; irgend eine Auseinandersetzung zwischen ihnen statt gefunden hat, welcher Art aber dieselbe gewesen ist, kann ich nicht erraten. Sollte man dem armen Graten nicht durch ein auitlärendes Wort Italien, "In der Kammer behandelte der Sozialist Enrico Ferri die Kriegshallung des italienischen Volkes und führte dabei aus, daß das -dritte Kriegsfahr kein entscheidendes mili tärisches Übergewicht ergeben habe, und daß die Fortdauer des Krieges Europa in die Barbarei zurückversetze. Ferri forderte die Regierung auf, unverzüglich im Rat der Ver bündeten einen gemeinsamen Schritt vorzu schlagen, der unter Ausschluß eines Sonder friedens Friedensverhandlungen möglich mache auf der Grundlage der Forde rungen der Völker nach gegenseitigen territorialen Zugeständnissen, gerechter Ersetzung der.Kriegs schäden und Vorbereitung und Garantie allseitiger Abrüstung. Schweden. * Der Eintritt BrantingS in das Ministerium ist nunmehr gesichert. Der Sozialistenführer ist nämlich wieder in die StaatSkirche eingetreten, aus der er 1894 aus geschieden war, um eint. Zivilehe einzugehen. Dieser Akt des Wiedereintritts beseitigt ein in Schweden vorhandenes gesetzliches Hindernis für den Eintritt ins Ministerium. Dem Zu standekommen einer liberal-sozialistischen Ne gierung mit Branting dürfte nun nichts mehr im Wege stehen. NmhlEv. "Wie russische Blätter berichten, soll die Anklage gegen Kornilow zurück genommen werden. Die Regierung habe — so wird erklärt — den Marsch des dritten Kavalleriekorps gegen Petersburg selber ange ordnet. Die Ansetzung Kornilows aber war nur von Kerenski gezeichnet, während seine Er nennung die Unterschriften sämtlicher Minister trug. Kornilow sei also berechtigt gewesen, dis Anklage wegen Meuterei nicht anzuerkennen. Damit falle die Anklage wegen Meuterei. Amerika. "Nach den Meldungen New Parker Blätter hat Präsident Wilson kraft seiner diktatori schen Vollmacht grundsätzlich die Sequestration des feindlichen Eigentums und die Übernahme aller den feindlichen Staats angehörigen ausgestellten Patente für staatliche Benutzung angeordnet. Die gleiche Pro klamation ordnet die Zensur für den ge samten Telegraphen-, Funkspruch- und Brief verkehr an. Kleine Nachrichten. — Kaiser Wilhelm ist vom Sultan zum Marschall der osmanischen Armee ernannt worden. ! — Die Londoner ,Daily Mail' schreibt, daß nach s dem Verlust der wichtigen Inseln Osel und Dagö s im Gesamtinteresse der Entente die Verteidigung^ des finnisch-bottnischen Meerbusens und der Haupt-i siadt Petersburg von den.Alliierten über nommen würde. — Das Schweizer politische Departement ber-i öffentlicht eine Mitteilung, aus der hervorgeht, daß' die Schweizer Bürger in den Ver. Staaten zur militärischen Dienstpflicht angehaltem werden. Das ist eine Verletzung des Völkerrechts, s rmÄ Verkebr. Gründung eines deutschen ReisebureauS. Nach längeren Verhandlungen wurde am 17. Oktober in Berlin das Deutsche Reiseburcau als Gesellschaft mit beschränkter Haftung von den deutschen Re-, gierungen mit Staatsbahnbesitz zusammen mit der»' großen deutschen Schiffahrtsgesellschaften! Hamburg- Amcrika-Linie und Norddeutscher Lloyd mit einem vorläufigen Kapital von 1 Million Mark gegründet. Der Zweck des Unternehmens ist die Förderung undi Erleichterung des Reiseverkehrs in und nach Deutsch- l land. Ein Hand-in-Handarbesten mit dem Bund deutscher Verkehrsvereine ist in Aussicht genommen, Die neue Gesellschaft beabsichtigt, ihre Tätigkeit im Laufe des nächsten Jahres aufzunehmen. Der Postscheckverkehr im Ncichöpostgebiet hat sich im September erfreulich entwickelt. DÄ Zahl der Postscheckkunden hat um 2500 auf 18l 300 Ende September zugenommen. Auf den Konten Wurden 8147 Milliarden Mark nmgesetzt. Bargeld los sind 5532 Milliarden Mark oder 67,9 °/o dcS Umsatzes beglichen worden. Das durchschnittlich« Guthaben der Poflscheckkundcn erreichte im September mit 617 Millionen Mark seinen bisher höchsten Stand. Anträge auf Eröffnung eines Postscheck kontos sind bei jeder Postanstalt erhältlich. zu Hilfe kommen und die Spannung dieser Situation lösen?" Doch der Justizrat schrieb umgehend zurück: „Kein Wort der Aufklärung, liebe Julie. Ver halte dich ganz passiv, überlasse die Aufklärung ruhig der Zeit und den zur Entscheidung drängende^ Verhältnissen. Wir müssen sehr vorsichtig sein, der Graf könnte uns sonst in seiner Erregung und in seiner nervösen Enü« findlichkeit einen gewaltigen Sirich durch unsere Rechnung machen. Vielleicht komme ich in einigen Tagen nach Meran, um mit Marguerite alles weitere zu besprechen . . .* Nach einigen Tagen erklärte Marguerite, abreisen zu müsset!. ' Ella war unglücklich, sie hatte sich innig an die ältere Freundin ange schlossen; sie weinte, daß sie sich jetzr schon trennen sollten und beruhigte sich nur, als Marguerite ihr versprach, sie und ihre Eltern im nächsten Winter befuchen zu wollen. Als dis Justizrätin mit Marguerite allein war, fragte sie diese: „Haben Sie mir nichts anzuvertrauen, Marguerite?" Diese schüttelte das Haupt. „Nichts, Tanie," entgegnete sie. „Haben Sie' sich mit dem Grasen aus gesprochen?" „Ja. . ." „Nun — und? „Wir scheiden und ich hoffe, baß er mir eine freundliche Erinnerung bewahren wird." „Das ist alles?"" „Ja - alles." „Und er weiß . . .?" „Nein — ich konnte es ihm nicht warn."
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