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Allgemeiner Anzeiger : 24.10.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-10
- Tag 1917-10-24
-
Monat
1917-10
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.10.1917
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Englands brutale Gewalt. Die letzte englische Gewaltmaßnahme gegen Holland — Sperrung der englischen Kabel sür den telegraphischen Handelsverkehr Hollands als Druckmittel auf die Regierung, daß sie jeden Durchgangsverkehr zwischen Holland und Belgien auf den holländischen Wasserstraßen verbiete — hat nun doch die Geister in Holland mobil gemacht. Die Erregung wurde noch be-; trächtlich vermehrt durch Auslassungen der eng lischen Presse, die den Holländern den eng lischen Druck gehörig zum Bewußtsein zu bringen suchen, und die die Folgen holländischen Wider stands in dunkeln Farben malen. Am be- zeichE°>sten ist in dieiem Punkte eine Äuße rung der,Daily News'. Das Blatt schreibt u. a.: „Die Mitteilung, daß England dem tele graphischen Lsrkehr mit Holland ein Ende ge macht hat, sowie die Tatsache, daß Amerika keine Bunkerkohlen mehr liesert — der sen sationelle Sturz des holländischen Wechselkurses als Begleiterscheinung — bedeuten nicht mehr und nicht weniger, als daß der Verband fest entschlossen ist, die Blockade zu verschärfen, es loste, was es will. Welches auch die Beweggründe sein mögen, die Folgen sind für Holland verhängnisvoll. Holland wird von etwas bedroht, was einer kommerziellen und wirtschaftlichen Vernichtung fast gleich kommt, und das in einem Augenblick, wo seine Lage schon ohne diese Verschärfung beinahe verzweifelt genannt werden kann. Es ist klar, daß man solche drastischen Maßnahmen nicht getroffen hat, ohne vorher die etwaigen Folgen in Erwägung zu ziehen. Die Sache ist zu ernst, als daß sie jetzt besprochen werden könnte, ohne daß weiteres Licht verbreitet wird. Das einzigste, was jetzt gesagt werden kann, ist das, daß alles darauf deutet, daß uns eine neue dramatische Wendung in dem Kriegstrauerspiel bevorsteht: denn Holland kann sich unter solchen Verhältnissen nur mit genauer Not am Leben erhallen." Diese geheimnisvollen Andeutungen des eng lischen Blattes, die schwerste Gefahren für Holland Voraussagen, haben auch die kühlsten Gemüter Hollands erhitzt. Die Presse weist einmütig die englische Anmaßung zurück. Auch dort, wo sonst starke Vorliebe für England offen zur Schau getragen wurde, rafft man sich zu kräftigen Worten des Einspruchs auf. Und wie die gesamte Presse, so erhebt auch die Ne gierung flammenden Protest. Sie gibt einen langen amtlichen Bericht heraus, der ganz sach lich den englischen und den holländischen Stand punkt in der Streitfrage über den Durchgangs verkehr darlegt. Der amtliche Bericht betont, daß Holland seine Neutralitätspflichten verletzen würde, wenn es die durch die Rheinschiffahrts akte gesicherte Durchfuhr von Sand, Kies und Steinschlag verböte und so Deutsch land verhindere, die ihm durch die Landkriegs ordnung auferlegte Pflicht, im besetzten Gebiet sür gute Verkehrswege zu sorgen, zu erfüllen. Erst wenn England den Nachweis liefere, daß Deutschland entgegen den Erklärungen der Be hörden und entgegen den Feststellungen der niederländischen Offiziere die durchgeführten Materialien zu Kriegsarbeiten verwende, könne die holländische Regierung dem Wunsche Eng lands, diese Durchfuhr zu verbieten, Folge leisten. Eine gute Abfertigung der dreisten englischen Forderungen gibt auch der ,Nieuwe Rotter- damsche Courant'. Das Blatt beklagt die Ge ringschätzung Hollands, die darin liegt, daß über die Gründe der Kabelsperre, die am 1. Oktober verhängt wurde, erst zehn Tage später Auf klärung erfolgte. Es weist dann auf die Tal- tache hin, daß der englische Minister Sir Edward Carson noch in der letzten Septemberwoche Holland belobigt hat wegen der „bewundernswerten" Art, wie cs seine Neutralilätspflichten erfülle. Zu solchem Lobe passe doch sehr schlecht die Maßnahme vom 1. Oktober. Das Blatt ver teidigt im weitern die holländische Regierung, die, "wenn sie die Rheinschiffahrtsakte nicht zer brechen wolle, die Kiesdurchsuhr nicht verbieten dürse, solange die betreffende Menge innerhalb der Grenzen dessen bleibe, was für die In standhaltung der Wege und der bürgerlichen Arbeiten in Belgien notwendig sei und sür diesen Zweck auch gebraucht werde. Dann heißt eS wörtlich: „Nun fordert aber England, Holland solle nicht nur die Durchfuhr dieser Ma terialien verbieten, sondern jegliche Dutchfuhr von Deutschland nach Belgien und umgekehrt ver hindern. Das ist eine durchaus unredliche For derung, da sie darauf hinausläuft, daß wir eine Anzahl Verträge als Makulatur erklären sollen. Hält England an seinem allem Recht und aller Billigkeit spottenden Verlangen fest, daß wir unsre von englischer Seite anerkannte Neutrali tätspolitik zu seinem Vorteil verlassen sollen, und setzt es feine Vergeltungsmaßregel fort, dann sind für unser Land dunkle Tage im An zug. Aber in moralisier Hinsicht stellt sich die Lage noch viel ärger dar für ein Land, das den ! Mund voll nimmt mir Reden von Recht und Gerechtigkeit, aber nicht danach handelt." s Die Unmöglichkeit, entscheidende militärische Erfolge zu erringen, zwingt England immer häufiger, den Neutralen sein wahres Gesicht zu zeigen. Und wie jetzt die neutrale Welt plötz lich aus englischem Munde erfährt, England habe wegen der Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich das Schwert ergriffen, also nicht — wie es bisher immer hieß, um Belgien und die Freiheit der kleinen Völker — so erhält sie jetzt den schlagenden Beweis, daß England jede Neutralität mißachtet, die nicht seinen Zwecken dient. verschiedene Uriegrnachrichten. Der Eindruck der Besetzung von Osel. In den Entenieländern hat die Nachricht von der Landung der Deutschen auf Osel und Dagö offensichtlich einen starken Eindruck hervor gerufen. Von den italienischen Blättern spricht der ,Corriere della Sera' die Hoffnung aus, daß es der russischen Flotte gelungen sein möge, sich rechtzeitig aus dem Golfe von Riga zurückzuziehen. Der militärische Mit arbeiter des Blattes hält eine Offensive der deutschen Truppen auf Petersburg immerhin wegen der vorgerückten Jahreszeit sür wenig wahrscheinlich. Dagegen sei es sehr wohl mög lich, daß die Deutschen sich des Hafens von Reval als Stützpunkt sür zukünftige Opera tionen bemächtigen wollen. * Die „furchtbare deutsche Armee". Das Pariser .Journal des Dobats' schreibt: Die französische Armee wisse sehr genau, welchen Gegner in den Deutschen sie vor sich habe. Nichts sei ihr mehr zuwider als die Erzäh lungen über einen Feind, der von Hunger er schöpft wäre und demnächst gezwungen sein werde, sich auf Gnade oder Ungnade zu er geben. Man müsse den Mut oder viel mehr die Ehrlichkeit besitzen, es auszusprechen: der Deutsche sei ein tapferer Sol dat, das deutsche Oberkommando verstehe sein Handwerk und die deutsche Armee sei und bleibe eine furchtbare Armee. * Ein Friedensschritt Kerenskis? Nach einer Petersburger Meldung der ,Times' wird in den diplomatischen Kreisen Ruß lands damit gerechnet, daß Ministerpräsident Kerenski voraussichtlich im Laufe deS Winters einen Friedensschritt unternehmen werde. Falls die übrigen Ententemächte auf derartige russische Vorschläge nicht eingehen sollten, dürfte Ruß land den gemeinsamen Kampf auf - geben. Der Korrespondent wiift in diesem Zusammenhangs Kerenski indirekt eigennützige Gründe vor und deutet an, daß der Minister präsident auS Ehrgeiz sür den Frieden eintreten wolle, um nach Beendigung des Krieges sich zum Präsidenten der russischen Republik wählen zu lasfen. * Die russische Ostseeflotte für sofortigen Frieden. Die ,Neue Zürcher Zeitung' meldet aus Helsingfors : Der Konflikt zwischen dem Zentral komitee der Ostseeflotte und der Provisorischen Regierung hat sich neuerdings zugespitzt. Das Zentralkomitee hält att seiner Hauptforderung fest, die sofortige Einleitung von Friedensverhandlungen vorzuneymen. Es hat beschlossen, mit der Provisorischen Re gierung nicht mehr weiter zu unterhandeln, sondern die Entscheidung in dieser Sache den Arbeiter- und Soldatenräten in Rußland an heimzustellen. PolitilAie Krmälcbau. Deutschland. * Von parlamentarischer Seite wird berichtet, daß weitere Erklärungen der Reichs regierung über die den drei unabhängigen Sozialisten' zur Last gelegten Handlungen bei Wiederzusammentritt des Reichstages er folgen sollen. Eine parlamentarische Unler- suchungskommission wurde von der Regierung abgelehnt, da sich das Material gegen die Drei zurzeit, schon auf dem Wege an das Reichs gericht in Leipzig befinde. Zur Besetzung der Insel Lscl. *Um im Interesse der Angestelltenversiche rung und besonders auch im Interesse der Ver sicherten selbst die .Nachteile einer Verjährung während des Krieges zu beheben, hat der Bundesrat verordnet, daß die für die Ver jährung des Anspruches auf Beitrags- rückstände bestimmte Frist nicht vor dem Schluß des Kalenderjahres abläust, das dem Jahre folgt, in welchem der gegenwärtige Krieg beendet ist. Dies soll jedoch nicht sür solche Ansprüche auf Rückstände gelten, welche am Tage des Inkrafttretens dieser Verordnung be reits verjährt sind. * Auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Würzburg stand die Frage der Wiedervereinigung beider Gruppen im Vordergrund des ersten Verhandlungstages. Scheidemann und andere Redner rechtfertigten die Haltung der Partei gegenüber den Knegs- krediten. Bezüglich Elsaß-Lothringens war 'man einstimmig der Meinung, daß es deutsches Land sei und gleichberechtigter selb ständiger Bundesstaat werden müsse. England. * Verschiedene Blätter weisen auf die zuneh mende revolutionäreStrömung unter den Arbeitern hin. Die .Times' erklärt, daß die Lage außerordentlich ernst fei. Beson ders gefährlich seien auch die wirtschaftlichen Folgen der fortgesetzten neuen Lohnforderungen der Arbeiter; so haben die Bergarbeiter heute weitere 30 Millionen Pfund bekommen; die Eisenbahner verlangen sür morgen 35 Millionen, und so geht es weiter ohne Ende. Dabei hat erst jetzt der Staat eine Last von 40 Millionen auf sich genommen, um den Brolpreis herabzu setzen; eine Maßregel, deren unmittelbare Folge Vermehrung des Konsums bei zurückgehender Zufuhr ist. Italien. * Die L e b e n s m it t el n o t in Italien ist nachgerade auf den Höhepunkt gelangt. Der ehemalige Ministerpräsident Salandra richtete an den Landwirtichaftsminister ein sehr scharfes Telegramm, in dem er seine Aufmerksamkeit auf die bedrohliche Unzufriedenheit der apulischen Landbevölkerung richtet. Durch den Schleichhandel und die Verbergung der Nahrungsmittel verzögere sich die Herbei schaffung, wodurch deren Verwertung und die rechtzeitige Aussaat verhindert werden. ^Salandra fragt, ob die Regierung glaube, durch Redens art den.Getreidebau fördern zu können- — In Rom ereigneten sich bei der letzten Brolkarten- verteiluiig wieder ernstliche Ruhestörungen. Schwede«. * Die Antwort der deutschen Regierung auf den schwedischen Protest in der Angelegenheit der Luxburg-Telegramme ist nach Meldung schwedischer Blätter in Stockholm ein getroffen. In der Note spricht die deutsche Ne gierung ihr Bedauern über die Absendung der Telegramme und die Inanspruchnahme der schwedischen Behörden von selten des Grafen Luxburg aus. Zum Schluß wird versichert, daß durch diesen Zwischenfall die freundschaft lichen Beziehungen zwischen den beiden Mächten nicht berührt würden. Rußland. "Die Lage des Kabinetts Kerenskis ist nach der Umformung der Regierung noch keineswegs gebessert. Zwar haben die Kadetten, nachdem einige der ihrigen in das Kabinett eingetreten sind, ihre Opposition aufgegeben, dafür aber sind die radikalen Sozialisten in Gegensatz zur Regierung getreten. Das Schick sal des neuen Kabinetts wird sich gelegentlich der Tagung des Vorparlaments entscheiden, die am 18. d. Mts. beginnt. Der „vorläufige Rat der russischen Republik", wie das Parlament offiziell heißt, soll aus 555 Mitgliedern bestehen, davon sind 388 Vertreter der Demokratie und 167 Vertreter der Bürgerlichen. Kerenski und sein Kabinett müssen auf dieser Tagung mit heftigen Angriffen von der äußersten Linke« rechnen. * Ein Konkordat zwischen dem Vatikan und der russischen Regierung ist nach französischen Meldungen in Vorbereitung. Der russische Gesandte beim Vatikan hat dem Papst den Entwurf eines Abkommens vor gelegt, wonach die Kurie das Recht erhält, russische Bischöfe (außer den Metropoliten) zu ernennen. Den Kongregationen wird das NiederlassungLrecht in Rußland gewährt. — Das revolutionäre Rußland will sich also der Rechte, die bisher der Selbstherrscher aller Reußen aus- übte, freiwillig begeben. Dies Zugeständnis ist vielleicht das bedemsamste Zeichen einer neuen Zeit, die in Rußland herauszieht. Amerika. * Präsident Wilson hat den 24. Oktober zum Freiheitstag bestimmt, indem sich die Bevölkerung in allen Städten und Dörfern versammelt und sich untereinander und der Regierung gegenüber verpflichten soll, die Frei heitsanleihe mit allen Kräften zu unterstützen. In der Kundgebung des Präsidenten heißt es: Sorget dafür, daß das Ergebnis so eindrucks voll und überwältigend wirkt, daß das ganze Reiche unseres Feindes davon widerhallt, was Amerika aufzubringen gedenkt, um den Krieg zu einem siegreichen Abschluß zu führen. Asien. * Auf eine amerikanische Anfrage über eine größere Teilnahme Japans am Kriege antwortete Japan, daß es kein Inter esse habe, irgend welche besonderen Forderungen, die ihm anscheinend von Amerika nahegelegt feien, aufzustellen. Die K i a u t s ch o u-Fra ge könne nicht durch die Ver. Staaten, sondern nur auf der Friedenskonferenz entschieden werden. Das gleiche gelle sür alle China betreffenden Fragen und die deutschen Besitzungen in der Südsee. Obgleich Japan an den chinesischen Fragen dauernd stark interessiert sei, könnten doch die Absichten Japans in China augenblick lich nicht befriedigt werden. Vas Rätsel seiner 6ke. vj Roman von Ludwig Hasse. «Hsrtsttzung.! Er erhob sich und trat vor die Tür der Sennhütte. Eine wunderbare Nacht, erfüllt von dem Zauberlicht des Mondes, der hoch oben über den Ortler wie eine leuchtende silberne Kugel schwebte, umfing ihn. Die schneebedeckten Spitzen der Berge schimmerten silbern, wie flüssiges Silber flossen die Gletscher von den Bergen nieder, und wie eine von innen erleuchtete Silbcrkugel ragte die Ortlerspitze in den licht- -Laucn und doch dunklen Nachthimmel hinein. Vnter ihm aber lag die Nacht, die finstere, undurchdringliche Nacht, die mit tiefem Schatten die niedrigeren Berge, die Täler und Schluchten bedeckte. Ein Bild seines Lebens! Hier oben in der erhabenen, weltfernen Einsamkeit der Berge sein Glück — dort unten in der Welt, im Leben die Nackt seines Schicksals. Er scuszle leise auf, setzte sich auf die Bank neben der Tür und stützte die Stirn in die Hand. » Eine Weile saß er zusammengesunken da. Plötzlich legte sich eine Hand weich und sanft auf seine Schulter, er sah auf, Marguerite stand vor ihm. Sie hier, Fräulein Dumont?" „Ja — ich konnte nicht schlafen — ich dachte s an Sic — was fehlt Ihnen, Graf Alexander?" - Ihre Stimme klang so weich, so lmd, so teilnahmsvoll. Laß er lies ergriffen wurlr«. ' erfaßte ihre Hand, die sie ihm gern überließ, und legte seine Wange auf ihre Hand. Sie duldete es, aber ihr Herz pochte heftiger. „Was fehlt Ihnen?" wiederholte sie leise. „Weshalb fragen Sie? — Sind wir nicht froh und glücklich gewesen heute?" „Ja, heute! — Aber ich habe Sie schon oft traurig und unglücklich gesehen — und jetzt, in der herrlichen Nacht, umgeben von den Wundern einer großen Natur sind Sie wieder traurig und unglücklich, deshalb kam ich und frage Sie." „Ich danke Ihnen — aber was mir fehlt, kann ich Ihnen nicht sagen . . . Ihnen vor allen andern Menschen nicht, denn ich will, daß Sie glücklich bleiben und daß Sie sich der Tage, die wir zusammen verlebten, gern er innern." „Das werde ich gewiß stets tun. Aber, wenn ich dann an Ihr Unglück denke, wenn ich daran denke, daß Sie mir Ihr Vertrauen vor- enthalten, dann werde auch ich unglücklich und traurig werden." „O, Marguerite. . ." „Es kommt Ihnen vielleicht seltsam vor, daß ich so zu Ihnen spreche, ein junges Mädchen zu einem Herrn . . . aber glauben Sie mir, auch mein Lehen, das Ihnen fo sonnig, so wolkenlos erscheinen muß, birgt tiefe Schatten," birgt Geheimnisse, welche die Welt nicht kennen darf. . . nicht um meinetwillen, sondern um anderer Menschen willen, die ich liebe und ehre. Ich bin nicht dir, welche ich scheine — ich kenne die Welk und dis Menschen — ich weiß, wie bart, wie gtaujam Las Leben' sein kaust, und ich weiß, daß das Schicksal ost gerade auf den edelsten Menschen am schwersten lasten kann." „Sie sind edel und gut, Marguerite — aber wenn Sie von dem Schicksal sprechen, dann vergessen Sie, daß der Mensch selbst sein Schicksal ist. Der Himmel und die Hölle wohnen in seiner Brust, es kommt auf ihn an, wem-er dienen will." „Und Sie?" „Ich trage nur noch die Hölle in mir — der Himmel ist mir seit einer unseligen Tat ver schlossen." „Alexander... es ist nicht wahr. Sie brauchen nur zu wollen und der Himmel ist wieder Ihnen . . ." Sie hatte sich neben ihn gesetzt und seine Hand mit beiden Händen gejaßt, indem sie ihn sanft lächelnd ansah. Er blickte verwirrt in ihr ruhiges, klares Auge, er wußte nicht,, was er denken sollte. Etwas Schlechtes konnte er von ihr nicht denken, und doch war er sicher, wenn er sie setzt in seine Arme hätte ziehen und küssen wollen, sie hätte seine Küsse geduldet, ja erwidert. Und das Blut brauste in seinen Schläfen. „Marguerite — sehen Sie mich nicht so an — Sie wissen nicht, was Sie tun ..." „Sagen Sie mir, was Ihnen fehlt . . . vielleicht kann ich Ihnen helfen . . „Nun denn — das eine wissen Sie schon lauge — ich liebe dich. Marguerite, und alle meine Sinns sehnen sich nach dir. . ." Sie erbebte, oberste wich seinem flammenden Blick nicht aus und ließ seins Hand nicht los. In ihren Wangen stieg heiße Glut empor, als sie mit ihrer Uesen, klangvollen weichen Stimms cntgegneie: „Ich wußle es schon lange, Alexander, und ich weiß auch, daß auch ich dich liebe . . ." „Marguerite!" „Ja, ich liebe dich, liebte dich schon, ehe du mich kanntest und lieblest und deshalb bin ich zu dir gekommen, nur zu erforschen, ob du mich wieder lieben könntest — um daun — dann — die deine zn sein sür immer ... inr immer. ,." Ihr Haupt sank an seine Brust und Aufschluchzen des Glückes dmchbebts ihren Körper, der sich sest und warm au den seinen schmiegte. Und diese Wärme, der süße Hauch ihre^ Haares, der weiche Druck ihrer Hände beramckw ihn, er umschlang ihre Gestalt, er presste sie. an. sich, durch da? dünne Lodengewand, sw trug, fühlte er das Anschmiegsn ihres Körpers — und als sie ihr Haupt zurückbengle und ihn mit sehnenden Augen auschauie, die roten beißen Lippen halb geöffnet, um die ein seliges Lächeln schwebte, da preßte er seine Lippen tu leiden schaftlichem Kuß auf ihren Mund und tüssts sie immer und immer wieder und flüslerle ibr heiße, zärtlicheLiebesworle zu. Er vergaß, was hinter ihm lag, er vergaß, was tommen musste, er vergaß die Welt und das Leben. Dis Schwingen des Glückes nmrauschten ihn und sis in vollen Akkorden. Und sie lag mit geschlossenen Augen in seinem Arm, die eins Hand um seinen Hals ge legt, mit der andern seine linke Hand ballens und ließ sich lnjjcn und ccwiderle wins heißcn
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