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obachten, daß für den günstigen Verlauf einer Heilung weniger der Grad der Verbrennung als vielmehr die Größe der betroffenen Körpcr- stelle maßgebend ist. Verbrennungen größeren Umfangs sind, wie ans dem vorher Gesagten folgt, durchaus nicht leicht zu nehmen. Vielfach ist auch hier wie bei andern größeren Verletzungen, der Eintritt eines Shocks zu beobachten: Der Kranke ist schläfrig und teilnahmslos. Die im Anfang heftigen Schmerzen scheinen von ihm kaum noch bemerkt zu werden. Entgegen dem Verhalten bei gewöhnlicher Ohnmacht reagiert der Patient auf Anruf meist sofort, er antwortet mit matter Stimme. Die Körper temperatur sinkt; der Puls ist beschleunigt und kaum wahrnehmbar. Kalter Schweiß bricht aus den Poren des blassen Körpers und steht in großen Perlen auf der kalten Stirn. Es treten leichte Schüttelfröste aus, die Atmung ist unregelmäßig und oberflächlich. Meist tritt einige Stunden nach dem Shock, besonders dann, wenn ärztlicherseits geeignete Maßnahmen ergriffen werden, der normale Zustand wieder ein. Über die Behandlung von Brandwunden sei kurz folgendes bemerkt: Der Laie darf nur dann unbedenklich eine Selbstbehandlung vornehmen, wenn cs sich um Verbrennungen ersten Grades von geringem Umfange handelt. Dann genügt aber auch die Anwendung eines kühlenden Mittels, um den Schmerz zu lin dern, und ein eius-vcher Schutzverband. Vor züglich bewährt hat sich als Hausmittel das Aufträufeln eines reinen Oles in Verbindung mit leichtem Aufstreuen von doppelkohlen saurem Natron. Da man bei Verbrennungen ersten Grades anfangs nie weiß, ob sich später Blasen bilden werden, ist es vorteilhaft, außer dem die verletzte Stelle mit reiner Verband- Watte zu bedecken, ehe man einen Verband anlegt. Dieser keimfreie Verband wird eine bei Blasenbildung möglicherweise eintretcnde Eiterung verhindern. Bedenklicher für den Laien ist schon die Behandlung einer Brandverletzung zweiten Grades. Hwr, wie unter allen Umständen bei Brandwunden dritten Grades, tritt besser eine Behandlung durch den allein Sachver ständigen in Kraft. Trotzdem kann sehr ost der Laie in die Verlegenheit kommen, helfend eingreifen zu müssen. Seine Maßnahmen tragen dann aber nur den Charakter der „ersten Hilfe". Ist es durchaus nötig, zu prall gefüllte Brandblasen aufstcchen zu müssen, so geschehe dies am Rande und mittels einer vorher durch Ausglühen und Reinigung mit steriler Watte keimfrei gemachten scharfen Nadel. Nie darf die lockere Oberhaut von der Blase entfernt werden! Die den Wunden anhaftenden Kleider reste sind nie abzureißen, man überlasse die etwa nötig werdende Entfernung dem Arzte! Beim Entkleiden des Patienten umschncide man die an den Wunden klebenden Kleiderteile vor- sichtig! Für die Behandlung der Brandwunden sind ungezählte Mittel und Methoden angegeben worden, die alle, von sachverständiger Hand angewandt, Gutes stiften können. Für die Laieuhilfe dürfte das früher allgemein und fast ausschließlich zur Verwendung kommende Mittel: Leinöl und Kalkwasser genügen. Ein vier- bis achtfacher Fleck Verbandmull wird damit getränkt, aus die Wunde gelegt, mit einer dicken Lage Verbandwatte bedeckt und das Ganze mittels einer Binde befestigt. Das Mittel ^virkt aöm nicht aseptisch, ist auch nicht imstande, die sich im ^Verlaufe der Heilung von Brandwunden bildenden flüssigen Aus scheidungen auszusaugen und führt zu Schmutzc- reieu. Es ist deshalb nach dem heutigen Stande der Wissenschaft für eine Weiter behandlung unbrauchbar. Weit lieber wendet heute der Arzt salpeter- saures Wismut an, das auch vom Laien un bedenklich gebraucht werden kann, am be quemsten in Form der in der Apotheke vor rätigen Bardelebenschcn Brandbinde. Meist nimmt man an, daß, wenn ein Patient in einem schweren Falle von Ver brennung die ersten vier bis fünf Tage über standen hat, die Heilung sicher eintreten wird. Treten ip dieser Zeit bedrohliche Allgcmein- erscheinungen aus, so gehört der Patient eben falls in die Hand deS behandelnden Arztes. Nur wenn ein solcher nicht schnell zu haben ist, so bekämpfe man etwa drohende Ohnmacht durch die üblichen Mittel: Hochlagerung der Beine, Belebung der Herztätigkeit durch Ein- slößen von starkem Kaffee oder Tee (jedoch nur bei noch vorhandenem Bewußtsein), viel leicht auch Darmcinläuse (Klistiere) von etwa Vm Liter lauer, physiologischer Salzlösung (— etwa 6 Gramm Kochsalz auf l Liter Wasser). 6. tt. Sport und KesundsmLspflege. Samariterdienst des Sportsmannes. Im folgenden sollen nur ganz kurze Winke aus der praktischen Erfahrung herausgeacbcn werden, dis der Sportsmann, der Turner wie der Soldat manchmal beherzigen kann, um damit einen guten Dienst zu erweisen. Allgemein sei bemerkt, daß bei jeder Sama riter-Hilfeleistung peinlichste Sauberkeit im Vordergrund stehen soll. Sind Wunden vor handen, so dürfen die Hände, die sie berühren, nicht schmutzig sein, da sonst schwere Ent zündungsprozesse durch Infektion entstehen können. Relativ häufig tritt Nasenbluten aus. Der Blutende soll nicht schnäuzen, man öffne die Oberkleidung (Trikot), lasse den Patienten stehen oder sitzen, da bei liegender Stellung Blut in den Rachen laufen kann, mache kalte Umschläge aus Nase und Stirn und lasse, wenn möglich, heißes Wasser, das mit Essig versetzt ist, schlürfen. Bei Nicht- aushören der Blutung ist der Arzt notwendig. Bei Blutsturz muß der Patient sofort ruhig liegen und jede Bewegung vermeiden; Oberkörper hoch lagern. Man öffne die Ober- kleidcr und mache feuchte Brustumfchläge, die stets beim Warinwerden zu ersetzen sind. Schnelle ärztliche Hilfe ist unbedingt not wendig. Bei Blutungen irgendwelcher Art kann auch der Laie erkennen, ob es sich um eine Schlag- oder Blutader handelt. Aus der ersteren strömt hellrotes Blut in Stößen, im zweiten Fall ist das Blut dunkel und fließt nicht stoßweise, sondern sickert. Sind beide Gefäßartcn verletzt, so vermischen sich die Blutsorten. Bei leichten Blutungen muß die Wunde mit einem reinen, nassen Lappen übcrbunden werden, möglichst so, daß die Hauträndcr eng aneinander sich lagern und so gut verheilen können. Auch Heftpflaster tut nach gründlicher Reinigung oft gute Dienste. Bei starken Blutungen, namentlich wo das Blut in großem Strahl spritzt, muß das Glied hochgehalten oder hoch gelagert werden und oberhalb (also dem Herzen zu!) fest um- bunden werden; hierzu können Taschentücher, Hosenträger oder Binden dienen. Naturgemäß darf ein Glied nicht zu lange vom allgemeinen Blntstrom abgebundcn sein, denn bei einer Abbindung von über zwei Stunden kann Ab sterben des Gliedes eintreten. Ärztliche Hilse tut bei starken Blutungen not. Nehmen wir jedoch den vorhin erwähnten Fall der Kopf verletzung durch Diskuswurf, so ist natürlich eine Unterbindung nicht möglich. In jenem Falle war die Schlagader an der linken Stirnhälfte verletzt; man muß sofort durch Fingerdruck die Schläfenschlagader zusammeu- prcssen. Eine Art von Drnckverband läßt sich derart eventuell Herstellen, daß man einen festen Leder- .oder Stoffbausch oder irgend eine Kompresse auflegt und darüber um den Kopf in horizontaler und vertikaler Richtung eme Binde legt. Bei Hitzschlag müssen sofort alle be engenden Kleidungsstücke geöffnet'werden,' kälte Umschläge um den Kopf, Lagerung im Schatten und kräftige Bewegung der Arme und Beine des Patienten durch Beugen und Strecken (damit das Blut vom Kopfe abflieht) sind notwendig. (Arzt!) Bei Ohnmacht wieder alles Beengende öffnen, für frische Luft sorgen, Oberkörper und Kops tief lagern, Bespritzen mit kaltem Wasser, starke Riechmittel unter die Nase halten (Salmiak, Hoffmannstropfen) und kaltes Wasser, wenn möglich, schlucken lassen. Bei Brüchen ist die erste Hilfeleistung, bis der Arzt kommt, die Verabreichung kalter Umschläge, um einer starken Entzündung zu vorzukommen, das gleiche gilt bei Verrenkun gen und Verstauchungen. Vor allem muß das verletzte Glied ruhig gelagert Werder. Gelangt ein Fremdkörper ins Auge, so darf nicht gerieben werden. Man bespüle das Auge mit Wasser, um so den Fremd körper herauszuschwemmen, eventuell versuche man, das untere Augenlid stark herabzuziehen und mit einem etwas steifen, aber zarten und trockenen Zipfel die Störung zu beseitigen. Hilft alles nichts, lege man eine Binde um und gehe zum Arzt. Manchmal ist bei Ohnmächten, Ertrinken usw. die Atmung unterbrochen, dann ist die Technik der künstlichen Atmung anzu wenden. Man knie hinter den liegenden Patienten und führe die Arme von ihrer Lage neben dem Körper etwa 15—20mal in der Minute seitwärts bis über den Kopf und , wieder zurück unter starker Zusammenprcssung der Brust. Aus all diesem geht hervor, daß es Pflicht der Sportvereine ist, beim Training und bei Veranstaltungen öffentlicher Natur dafür zu sorgen, daß reines Wasser, Verbandsmull, Heftpflaster, Binden, Riechmittel, Sicherheits nadeln und Schere rasch zur Hand sind. Eine kleine Unterweisung der aktiven Spvrts- leute durch einen Arzt möchten wir noch extra empfehlen. Mochrnsprüche. Der Mensch kann unendlich viel, wenn er die Faulheit abgeschüttelt hat und sich zutraut, daß ihm gelingen muß, was er ernstlich will. (Arndt.) Einen traurigen Mann ertrage ich, aber kein trauriges Kind, (Jean Paul.) cm