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Allgemeiner Anzeiger : 06.10.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-10-06
- Sprache
- Deutsch
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- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
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Monat
1917-10
- Tag 1917-10-06
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Monat
1917-10
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.10.1917
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vor einer neuen Ceneraloffensive. neue Infanterie-Schlacht in Flandern. Die englische Sehnsucht nach den „U-Boot- Nestern* ist durch alle die schweren Nieder lagen und Mißerfolge, welche sie bei den ersten Flandernschlachten erlitten haben, noch nicht gestillt. Alle englischen Vorbereitungen deuten darauf hin, daß unsere Feinde aufs neue in s>'bzügig vorbereiteter Weise gegen den Front- awchuilt anzustürmen gedenken, der den Zu gang zu den U-Boot-Stationen deckt. Auf einem großen Teile dieser Front ist die Infantsrieichlacht bereits wieder im Gange, zu mal die Engländer den Belgiern einzureden versuchen, daß sie die Angriffe nur, zur Be freiung des Landes unternehmen. Die neue Schlacht wirft jedenfalls eigenartige Schlag- kichter auf die Bestrebungen zur Herbeiführung eines baldigen Friedens, welche durch die Papst note und unsere Antwort wieder in Fluß ge kommen sind. Wenn man will, kann man in dieser neuen Herbstschlacht die englische Antwort auf die Friedensbestrebungen sehen. Immer noch glaubt der Engländer, daß unsere Friedens bereitschaft ein Zeichen der Erkenntnis unserer Schwäche sei. Offenbar kann er in der Un vornehmheit seines Charakters nicht einsehen, daß gerade das Bewußtsein der Überlegenheit und Unbesiegbarkeit dem Deutschen die Veran lassung gibt, die Hand zur Versöhnung Hin zustrecken. Es scheint wirklich eine Eigentüm lichkeit deS englischen Charakters zu sein, an ritterliche Denkungse und Handlungsweise nicht glauben, ja sie «icht einmal verstehen zu können. Diesen schweren Mangel an Charakter büßen nun die Söhne Englands aufs neue mit ihrem Blute, denn ebenso wenig wie bisher werden die Engländer auch in der neuen Schlacht Lorbeeren ernten oder gar einen Durchbruch erzwingen. Noch nie hat unsere Flandernfront so unbezwingbar dagestanden wie jetzt. Der Engländer wird trotz seiner Hartnäckigkeit erkennen müssen, daß die Wieder gewinnung der verlorenen Landesteile nur in Güte von Deutschland erlangt werden kann. Dann werden die ersten Möglichkeiten zum Ab schluß eines gerechten Friedens vorhanden sein. Die Kämpfe an der Westfront, die sich auch auf den Champagneabschnitt und Verdun abschnitt auszudehnen scheinen, sind darum von erhöhtem Interesse, weil sie offenbar die Ein leitung zur Durchführung einer neuen General- offensive bilden. Wenn es nach England und Frankreich gegangen wäre, dann wäre die neue Generaloffensive schon wieder Tatsache geworden. Nur die Zustände in Rußland bilden ein schweres Hindernis. Nach unserem jüngsten Heeresbericht wird aber auch bei Jakob stadt, am Dryswiaty-See und bei Luck ein stärkeres Ausleben des russischen Arlillene- seuers bemerkbar. Die Zerfahrenheit der poli tischen Verhältnisse im Innern des Landes und der ständige Wechsel in der militärischen Ober leitung hindern allerdings eine kraftvolle Füh rung der militärischen Maßnahmen. Es kommt dazu, daß sich in Rußland immer mehr eine demokratische und kriegsfeindliche Bewegung geltend macht, die sür die Entente Anlaß zu schweren Sorgen und diplomatischen Schritten bei der einstweiligen Regierung ist. Mit derartigen Mitteln kann aber ein Heer, das die - Zwecklosigkeit seiner Kämpfe eingesehen hat, nicht zur Kampf- sreudigkeit ausgerusen werden. Es ist sür die Entente eine schwere Enttäuschung, mit welch unerbittlicher Klarheit der russische Soldat er kennt, daß er nur zum höheren Ruhme Frank reichs und Englands auf die Schlachtbank ge führt werden soll. Sowohl Kerenski, als auch die englisch-französische Presse sucht ihm diesen Glauben zwar auszureden, sie haben aber mit ihren Bestrebungen kein Glück. Der Turm der Entente ist jedenfalls morsch. Unsere U-Boote sorgen dafür, daß er noch in anderen Teilen schwach wird. Und unsere rapferen Feldgrauen werden auch zur Herbei führung eines glücklichen Friedens das Übrige beitragen und den Feind zur Überzeugung bringen, daß er nur von dem Frieden die Er- süllung seiner Hoffnungen im Einverständnis mit Deutschland erwarten kann. * Hindenburg, der volkserzieher. Zu seinem 70. Geburtstage. Der größte Feldherr, ein seltener Mensch und ein vorbildlicher Erzieher. So stellt sich uns die Gesamterscheinung des Helden dar, dessen 70. Geburtstag wir feiern, dem wir danken und von dem wir glückliche Beendigung seines ruhm reich begonnenen Werkes erhoffen. Wenn wir den Lebensgang dieses Helden überblicken, so fällt uns sofort auf, daß Pflicht der Leitgedanke ist, um den sich alles Streben und Geschehen rankt. Sie begleitet den jungen Kadetten, sie ist die hervorragendste Eigenschaft. Sie ist die Grundlage seiner militärischen Tüchtigkeit, die sich zuerst im Jahre 1866 bewährte. Inter essant ist ein Brief aus dem Felde aus dem Jahre 1866. Der junge Offizier berichtet darin über seine Feuertaufe. Gencralfeldmarschall Hindenburg. „Zunächst eine gewisse Freudigkeit, daß man nun auch einmal Pulver riechen lernt, dann aber auch ein banges Zagen, ob man auch seine Schuldigkeit als so junger Soldat ge nügend. tun wird. Hört man dann die ersten Kugeln, so wird man in eine gewisse Begeiste rung versetzt, ein kurzes Gebet, ein Gedanke an die Lieben in der Heimat und den alten Namen, und dann vorwärts! Mit der Zahl der Ver wundeten umher macht die Begeisterung einer gewissen Kaltblütigkeit oder mehr Gleichgültig keit gegen die Geiahr Platz." — In der Schlacht von Königgrätz wurde er dann verwundet. Im Feldzuge 1870/71 erwarb sich Hinden burg das Eiserne Kreuz. U. a. machte ec mit seinem Regiment den schweren Sturm auf St. Privat mit und schreibt darüber an seine Eltern: „Wir waren gestern scharf im Gefecht... Gottes Gnade hat sichtlich über mir gewaltet; ich bin die ganze Zeit mit meinem Kommandeur nicht vom Pferde gestiegen, und hat nur das Pferd meines Kommandeurs eine Mitrailleusen- kugel ins Bein und ich eine Flintenkugel an den Stiefelschast bekommen.... Ich begreife selbst nicht, wie ich bei der ganzen Aktion so kaltblütig bleiben konnte. Ich habe öfter nach der Nhr gesellen und alle Gesechtsmomente an Ort und Stelle gleich auf dem Pferd notiert...." Atmen diese kurzen Feldnotizen eine tiefe Frömmigkeit, so zeigen sie doch auch die strenge Selbstzucht, das Pflichwewußtsein, die uner schütterliche Kaltblütigkeit und die unverrückbare Gewissenhaftigkeit bei der Arbeit. Und Arbeit ist immer der Inhalt seines Lebens gewesen. Berichtet doch Oberstleutnant v. Pochhammer, sein Lehrer in der Befestigungskunst auf der Kriegsakademie: „. . . Er arbeitete stets an sich. Zwei Zivilkollegeu fragte ich einst harmlos nach diesem stattlichen Hörer am ersten Tisch. Der Geograph hatte dankbar die stets bereitliegende Karte, der Mathematiker mit gleicher Be friedigung den rührigen Gebrauch von Zirkel und Bleistift bemerkt. Daß dieser kleine „Moltke- Zirkel* nur Marschtiefen und Geschützwirkungen auf^.r Karte seststellte, und dieser Bleistift nur Befehle und Meldungen schrieb, daß hier über haupt ein Soldat Kriegsgeschichte trieb oder mittels taktischer Aufgaben sich selbst erzog, hatten sie nicht erkannt . . ." In der Arbeit und in der Stille hat Hinden burg sein Lebtag gewirkt, bis es ihn drängte den Lebensabend in der Ruhe und Beschaulich keit zu vollbringen, - zumal er die 60 erreicht hatte und der Meinung war, daß es sür ihn wohl kaum noch etwas zu tun geben werde. Aber die Beschäftigung mit militärischen Dingen war und blieb sein Steckenpferd. Dann kam der Krig. Der Kaiser rief den Mann, der, fern von den Dingen, doch lebhaft ihren Gang verfolgt hatte. Und Hindenburg stand plötzlich mitten in den Ereignissen, ward der Feldherr des Weltkrieges, der Held seines Volkes, der Erzieher der Deutschen in schwerer Zeit. Wenn wir je in Zuversicht und Glauben erlahmen wollen, laßt unS auf die urdeutsche Reckengestalt schauen. Wenn wir je kleinmütige und verzagte Stunden haben, laßt uns an irgendein Hindenburgwort denken. An seiner Zuversicht wollen wir uns aufranken, an seiner Stärke unS kräftigen, an seinem Vor bild uns erziehen. Dann werden wir würdige Söhne unseres Volkes sein, dann wird der Geist Hindenburgs in uns lebendig werden: Wir müssen siegen! verschiedene Uriegrnachrichten. Französische Verluste. Aus Pariser Meldungen geht hervor, daß in Frankreich wachsende Sorge herrscht wegen der Unterbringung und Verpflegung der engli schen und anderen fremden Verwundeten aus den letzten schweren Flandern kämpfen. Nach England befördert werden nur die am schwersten Verletzten, teils um die Tonnage nicht unnötig zu belasten, teils um die genesenden Verletzten in der Nähe der Front zu behalten. Daher sind bis weit hinter die Front alle Schulen, Kasernen, Museen und Kirchen für Lazarettzwecke verwendet; dazu kommt, daß das Sanitätsmaterial bei seiner knappen Herstellung mit dem Verbrauch nicht Schritt hält. Eine der ersten Amtshandlungen Painlevös war, Wilson telegraphisch um die sofortige Entsendung von Ärzten, Kranken pflegerinnen, Sanitätsmaterial und beweglichen Feldlazaretten zu ersuchen. * Verschärfte U-Boot-Tätigkeit. Die Verschärfung des U-Boot-Krieges in der letzten Woche hat. in Frankreich nach der Be kanntgabe des amtlichen Berichts Bestürzung her vorgerufen. Man hatte sich auf Grund der zu versichtlichen Zeitungsberichte mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß der U-Boot-Krieg wirksam bekämpft werden könne. Die Größe der Zahl der im Laufe der letzten Woche versenkten Schiffe läßt erkennen, daß die Zeitungsberichte zurStimmungsmache gefärbt waren. Private Meldungen aus England haben zur Verschlimmerung der Bestürzung beigetragen, denn man erfährt, daß auch die englische Schiff fahrt schwere Verluste erlitten hat, die die der bisher verlustreichsten Woche noch übertreffen. Politische Kunäschau. D»uifthl<md. *Der Reichstag, der sich bis zum 3. Oktober vertagt hat, wird aller Voraussicht nach seine gegenwärtige Tagung am 10. Oktober beenden. *Jm Hauptausschuß des Neich- tages wurde eingehend die Stellung des Vizekanzlers erörtert. Staatssekretär des Neichs- schatzamtes Graf v. Roedern wies darauf hin, daß der Stellvertreter des Kanzlers vor allem die Vorbereitung wichtiger Beschlüsse bewirken müsse, bei denen der Kanzler aus Zeitmangel nicht immer mitwirken könne. — Im Ver fassungsausschutz des Reichstages stand die Frage der Streichung jener Verfassungs- Lestimmung zur Erörterung, nach der ein An gehöriger der Negierung nicht gleichzeitig Reichs tags- und Bundesratsmitglied sein könne. Vas Rätsel seiner 6ke. 4j Roman von Ludwig Hasse. „Fasse mich mal an die Nase, kneipe mich mal ins Bein, Alte,* entgegnete der Inspektor, „oder ich glaube, daß ich träume . . ." „Bist du närrisch geworden? Was gibt's denn? — Hat sich der Herr Graf verlobt?* „Was weiß ich? — Zehntausend Märker schickt er, ich soll alles in ordentlichen Stand setzen lassen, soll- die Ernte nicht auf dem Halm verkaufen, soll ein Gespann Pferde kaufen — und — und — und — na, so etwas! Das ist ja seit zehn Jahren nicht da- geweseu!* „Was ist denn so Erstaunliches dabei, Karl?* fragte Frau Anna Pelersen. „Ich denke mir, der Herr Graf hat sich mit einer reichen Danie verlobt und will nun alles zur Hochzeit in Ordnung bringen.* „Bon Verlobung und Hochzeit schreibt er nichts.* „Muß er dir das gleich auf die Nase binden, Alter? — Vielleicht soll die Verlobung ncch geheim gehalten werden . . .* „Ja, das ist möglich. Ich kann mir auch denken, weshalb das geschieht, denn wenn die Gläubiger von der reichen Heirat etwas willeru, dann drängen sie nur um so mehr. Aber, Aste, mir ist doch ein Stein vom Herzen gefallen. Wenn ich daran dachte, daß Einödt linier den Hammer kommen sollte, daun hätte ich am meine alten Tage noch beulen können.* „Na, dir hätte cs doch nichts gemacht, wir haben Golt sei Dank unser bißchen Hab und Gut zusammcngehalten, so daß für unser Alter ge sorgt ist." „Das Wohl, Alte. Aber stehst du, wenn man 30 Jahre auf derselben Scholle ge sessen hat, dann ist man mit ihr verwachsen, und wenn man Glück und Unglück mit seiner Herrschaft geteilt hat, dann tut "es einem weh, wenn man ein solches Ende mit ansehen muß." „Nun, Karl, du hast dir keine Vorwürfe zu machen, du hast getan, was du konntest, um den Rm'n auszuhallen. Aber der alte Graf war ja rein toll geworden, als er die junge Frau geheiratet hatte. „Ach, schilt meinen alten Herrn nicht, Anna! Das war noch der vornehme Grand seigneur der guten alten Zeit, der gern gut lebte und andere Leute auch leben ließ. Was waren das iür schöne Zeiten, als die gute, edle Gräfin — ich meine seine erste Frau — noch lebte! Die verstand auch mit wenigem ein Haus zu machen, während der Graf ja leider zur Verschwendung neigte und sich um die Wirt schaft fast gar nicht kümmerte. Aber es ging doch und wäre auch weiter gut gegangen, wenn die Frau Gräfin nicht gestorben wäre . . „Ja, und wenn nach einigen Jahren nicht die junge Gräfin ins Haus gekommen wäre. Da ging alles in Saus und Braus." „Sie war 'ne schöne Frau ..." „Ja, und verdrehte allen Männern die Köpfe, und den alten Grasen hat sie ganz närrisch gemacht und schließlich ruiniert. Und setzt? — Jetzt lebt sie da unten in Südsrank- icich — an der Riviera — und der junge Herr Graf muß seiner Frau Stiefmama jährlich 10000 Mark zahlen . . . nein, Aller, dein alter Herr hat an seinem Sohne nicht recht gehandelt, der so ein braver, tüchtiger, fleißiger Mensch ist.* „Er hätt's wohl etwa? anders einrichten können, der alte Herr, das geb' ich zu. Aber er war eben zu gutmütig . . .* „Und zu leichtsinnig." „Na ja, auch das. — Aber jetzt scheinen wir ja über dem Berge zu sein. 10000 Mark! — Alte, soviel Geld ist lange nicht auf einmal hier zusammen gewesen! Aber ich werde mir doch gleich einmal die nötigsten Reparaturen auf- schreiben." Damit erhob er sich, nahm seinen alten, von Sonne und Regen gebleichten Filzhut, seinen derben Krückstock und ging mit seinen schweren, wuchtigen Schritten auf den Hof. Karl Petersen nährst seit langer Zeit eine Vertrauensstellung in der Familie des Grafen Gallenberg ein. Durch dreißigjährige redliche Arbeit, durch unerschütterliche Ehrlichkeit und steten Fleiß hatte er sich dieses Vertrauen er worben. In den schwersten Zeiten hatte er ausgehalten und der junge Graf Alexander hatte ein- wahre Stütze an ihm gefunden. Immer ' .r hatte er dem Grasen Mut zugesprochen, inner zu neuer Tätigkeit cmgefpornt, immer nach neuen Hilfsmitteln Umschau gehalten. Er rvar mit Einödt verwachsen; er war als junger 25 jähriger Verwalter hierher gekommen, hatte sich hier verheiratet, seins Kinder, von denen er zwei auf dem Friedhof von Einödt begraben batte, waren hier geboren, kurz, Einödt war ihm Heimat geworden, und mit schwerem Herzen Nach eingehender Debatte wurde der Antrag Haußmann auf Streichung dieser Bestimmung mit 15 gegen 12 Stimmen angenommen. - * Die Herabsetzung der Ausmahlung von Brotgetreide wird jetzt wieder viel fach erörtert, nachdem in Osterreich-Ungarn die Ausmahlung von Roggen auf 85 °/o und für Weizen auf 82°/o herabgesetzt worden ist, während bei uns das Ausmahlungsverhältnis von 94 °/o besteht. In Osterreich-Ungarn wird man also wieder ein weißes Weizen- und ein Helles Roggenbrot haben. Der Wunsch weiter Kreise bei uns, dem Bundesgenossen hinsichtlich der Ernährung gleichgestellt zu werden, ist be greiflich, zumal man allgemein glaubt, daß unsere Ernte daheim und in den besetzten Ge bieten eine Herabsetzung der Ausmahlungsquole zulassen würde. Es ist wohl nicht ausgeschlossen, daß die Reichsleitung der Erwägung dieser außer ordentlich wichtigen Frage nähertritt. England. * Der ehemalige Ministerpräsident AZquit h hielt in Leeds eine Rede, in der er Rück gabe Elsaß-Lothringens an Frank reich sowie völlige Unabhängigkeit und Schad loshaltung Belgiens als Vorbedingungen für den Frieden bezeichnete. Als Friedensziel Eng lands erklärte Asquith, daß eine Neuordnung in Europa Platz greifen müsse, die durch einen Bund der Mächte, durch die allgemeine Be schränkung der Rüstungen und durch die Schieds gerichtsbarkeit gewährleistet werden müsse. — Das klingt durchaus annehmbar, läuft aber, wenn man die Einzelforderungen, abgesehen von Elsaß-Lothringen, betrachtet — Vergrößerung Rumäniens, Serbiens und Italiens auf Kosten Osterreich-Ungarns — auf eine Zerstückelung der Doppelmonarchie hinaus. Mali»«. *Jn römischen politischen Kreisen wird er- X zählt, der Pap st werde in seiner Antwort auf die Note der Mittelmächte eine Anfrage über das endgültige Schicksal Belgiens stellen. Diese Frage erscheint dem Papst als das Haupthindernis für die Anbahnung von Friedensverhandlungen. — Das Komitee der indischen Muselmanen beschloß in einer außerordentlichen Sitzung, an den Papst eine Entschließung zu richten, in der die Auf merksamkeit des Papstes auf die mohamme danischen Länder Marokko, Tunis, Algerien, Tripolitanien, Ägypten, Persien, Kaukasus, Krim, Buchara und Chiwa gelenkt wird. Die Muselmanen hoffen, daß der Papst zugunsten dieser beraubten Nationen einschreiten werde. Schwere«. * Das Endergebnis der Neuwahlen zur Zweiten schwedischen Kammer ist nunmehr be kannt. Es wurden gewählt 70 Konservative, 62 Liberale, 98 Sozialdemokraten und 22 LinkS- sozialisten. Im ganzen haben die Konserva tiven 16 Sitze verloren, während die Liberalen fünf und die Sozialdemokraten 11 gewonnen haben. — Mit einem Ruck nach links mußte gerechnet werden. Immerhin ist eS fraglich, ob Branting Herr der Lage geworden ist. Wie sich nun Schwedens äußere Politik gestaltet, muß abgewartet werden, da sich nicht übersehen läßt, welchen Einfluß die Wahlen auf die Zu sammensetzung der Regierung haben werden. Bulgarien. * Die Antwort Bulgariens an den Papst ist jetzt veröffentlicht worden. Sie bringt den Dank der bulgarischen Regierung für die Gesinnung des Papstes zum Ausdruck, weist darauf hin, daß Bulgarien immer den Frieden zu wahren bestrebt war, und hebt her vor, daß ein Friede nur möglich sein wird, wenn sich die Völker über die vom Papste vor geschlagenen Maßnahmen einigen. Die bulgari sche Regierung, so erklärt die Antwort zum Schluß, wird jeden Friedensvorschlag fördern, der dett Lebensinteressen der bulgarischen Nation nicht zuwiderläuft. Amsrika. *Der Staatsrat der Republik Haiti erklärte den Kriegszustand mit D,eutsch- land, da Deutschland für die durch den U-Bootkrieg getöteten haitianischen Staats bürger keine Entschädigung zahlen wolle. hatte er daran gedacht, dar Gut in seinem Alter vielleicht noch verlassen zu müssen. Jetzt schien aber ein neuer Stern über Einödt aufgegangen zu sein, und ein behagliches Schmunzeln glitt über daS sonnengebräunte Ge sicht des alten Inspektors, wenn er daran dachte, daß Hof und Felder und Wiesen wieder in ordentlichen Stand gesetzt werden sollten und in das alte Deutschritter-Schloß neues Leben ein ziehen sollte. DaS Schloß, ein gewaltiges, graues, massive? Gebäude mit zwei Flügeln, die einen großen Hof einschlossen, und einer breit ausladenden Freitreppe, welche in eine mit Waffen, alten Bildern und Jagdtrophäen geschmückte, mächtige Halle führte, lag in einem großen Park, dessen hundertjährigen Bäume mit ihren Kronen das Schloß überschatteten. Eine hohe Mauer um gab den Park, der an eine wüste Heidefläche stieß, die wiederum in die Sanddünen der Ostsee überging. Der Wirtschaftshof lag abseits des Schloß hofes, von diesem durch ein langes Gebäude getrennt, in dem sich die Inspektor-Wohnung und die Pserdeställe mit den Wohnungen sür den Feldverwalter, die Kutscher und Knechte befanden. Diesem Gebäude gegenüber, an schließend an den andern Schloßflügel, befand sich der herrschaftliche Pferdestall sowie die Gärtnerwohnung, an die sich der große Küchen- garten anschloß. Die andern Wirtschaftsgebäude, Scheune, Stallungen u. dergl. mehr lagen vor dem Ge bäude, in dem sich die Jnspeklorwohnung befand,
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