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Allgemeiner Anzeiger : 10.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- Saxonica
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
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Monat
1917-11
- Tag 1917-11-10
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Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.11.1917
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eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von V 30 Millionen Mark zur Errichtung einer Luft - (Fortsetzung folgt.) RS l« Grohe- Schadenfeuer in Amerika. Lin Feuer auf dem Pier der Baltimore—Ohio- Bahn in Baltimore richtete einen Schaden von etwa 5 Millionen Dollar an. Man glaubt, daß das Feuer angelegt worden ist. Traubenbottiche, die dar Lesegut, etwas mirsig und zerquetscht ausnehmen. Das Weinlaub, das, wie im Frühjahr allgemein verbreitet wurde, als neues Gemüse verbraucht werden sollte, hat wider Erwarten keine Beachtung ge sunden. Die Weinlaubhändler und -Auf käufer, die sich zum Herbst in den Moseltälern angemeldet hatten, sind ansgeblieben. Auch die Haussrauen wagen mit dem Weinlaub keine Küchenversuche... Die Revolution und das Mädchen pensionat. Die Zustände in Rußland scheinen die Franzosen sehr argwöhnisch gestimmt zu haben und die endlose Reihe der neuesten Skandalaffären hat noch dazu beigetragen, die Anschauung aufkommen zu lassen, daß ein wirk lich vorsichtiger und berechnender Bürger schließ lich auch die Möglichkeit einer Revolution in Paris in Betracht ziehen müsse. So kommt es, daß ein Mädchenpensionat in der Pariser Vorstadt Passy höchst sonderbare Ausnahme bestimmungen erlassen hat. Die Leitung-des Pensionats verlangt nämlich, wie der ,Gaulois' zu berichten weiß, von den Familien für die Aufnahme eines Zöglings außer den sonstigen Gebühren die Entrichtung von 300 Frank, „um dieses Geld im Falle eines Revolutionsaus- bruches in Paris zur sofortigen Übersiedlung nach Südfrankreich verwenden zu können". Damit ist zugleich die Furcht ausgesprochen, daß eine künftige Pariser Revolution sich noch weit aus wilder gebärden könnte als die Revolution in Rußland, die immerhin die Mädchenpensionate ungeschoren ließ. Es sei denn, daß die Pen sionsbesitzerin auch zu der neuen Klasse der „politischen Kriegsgewinstler" gehört. habe ich getan, daß Sie mir diese neue Schmach bereiten?" „Eine Schmach?* „Ja — eine Schmach. — eine schimpflich« Schmach! Oder ist es nicht schmählich, sich in das Vertrauen, in die Liebe eines ehrlichen Mannes eiuzuschleichen, um ihn dann mit kaltem Hohn von sich zu stoßen?' „Das hätte ich getan?" „Ja, das haben Sie getan, Frau Gräfin — da Sie nun einmal diesen Titel sührenl Nicht genug damit, daß Sie mir meinen Namen, meine Ehre entwendet haben, wollen Sie mich auch noch zum Gespött der ganzen Welt machen. Ich bin der Gegenstand einer erbärm lichen Komödie gewesen, die Sie im Verein mit diesem gewissenlosen Advokaten in Szene setzten, weil es Ihnen eine ergötzliche Pikanterie erschien, den dummen Menschen, den Sie schon einmal überlistet, kennen zu lernen, ihn in Ihre Netze zu ziehen, um ihm dann höhnisch zn sagen: Jetzt hab' ich genug von der Komödie — endigen wir sie — geben wir dem Menschen den Laufpaß, der sich. einbiiden konnte, ich würde ihn lieben ... ist eS nicht so, Fran Gräfin?" Sie hatte ihm mit gesenktem Haupte zu« gehört.. Sie hatte den Schwall seiner zornigen Worte über sich dahinflukn lassen, nur zuweilen zusammeuzuckend, wenn ein besonders Harle- Wort sie traf. Verbindung von Berlin nach Konstantinopel ge bildet worden sei. Weihnachtsbäume für die Großstädte. In den Forsten des Weserberglandes, des Sollings, des Bramwaldes und des Harzes, sowie mich in der Lüneburger Heide werden in den nächsten Wochen über 180000 Weihnachts bäume geschlagen. Die fiskalischen braunschwei gischen Forsten und die Fürstlich-Stolbergschen Forsten des Harzes liefern 20 000 Bäume, die Heide zwischen Hannover—Hamburg 60 000. Nach Berlin werden von diesen Weihnachts bäumen etwa 60 000 gehen. Eine Zahnarztrechnung von 60VVV Mark beschäftigte das Reichsgericht. Der be kannte Zahnarzt Professor Dr. Brandt hatte eine reiche Berliner Dame wegen einer Zahn fistel operieren müssen. Gleichzeitig ließ sich die Dame mehrere Gebisse ansertigen. Professor Dr. Brandt forderte für seine Hilfeleistungen zuerst das ungewöhnlich hohe Honorar von 60 000 Mark, ging aber daun auf 35000 Mark herunter. Das Landgericht Berlin verurteilte M der Begründung, daß sittenwidrige Ausbeu tung der Notlage eines Patienten vorliege, den Zahnarzt zur Herausgabe von 20 000 Mark. Das Kammergericht wies in der Berufungs instanz die Klage ab, jedoch hob das Reichs gericht in dritter Instanz das Urteil des Kammer gerichts auf und verwies die Klage zurück an das Landgericht. Die verwechselten Turmglocken. Von den beiden Turmglocken im Dorfe Taucha (Be zirk Weißenfels) hatte die größere durch ihre Inschriften einen geschichtlichen Wert, weshalb sie erhalten bleiben sollte, nur die andere konnte darum zum Einschmelzen eingezogen werden. Beim Abnehmen der Glocke ist jedoch ein Irrtum vorgekommen. Man schlug die wertvolle Glocke in Stücke. Nachdem die Verwechslung festgestellt war, wurde auch die andere ab genommen und abgeliefert. Ein seltenes Mieterjubiläum. Daß ein Mieter 65 Jahre lang dieselbe Mietswohnung innehat, dürite wohl ein ganz außergewöhnlicher Fall sein. Fräulein Iduna Dinger in Unteim- haus ist am 1. November 1852 mit ihren Eltern in das damals neugebaute Haus Heinrichstr. 23 eingezogen und bewohnt heute noch dieselben Räume. Das Haus hat öfters seinen Besitzer gewechselt, die Mieterin ist geblieben. Die Kohlenverteilung im — Trausaal. Die Aufgaben der Städte wachsen im Kriege. Immer neue Forderungen stellt der Krieg an die Stadtverwaltungen. Neue Ämter müssen ge schaffen werden, aber die Räume und das Haus wachsen nicht. So mußten zum Beispiel aus dem schönen neuen Rathaus in Cassel fast alle Dienstbehörden ausquartiert werden, die nichts oder nur wenig mit der Lebensmiltelverteilung an die Bevölkerung zu tun haben. Auch das Standesamt wurde jetzt in ein gemietetes Lokal verwiesen, um dem neuen Kohlenamt Platz zu machen. Der prachtvolle Trausaal mit wert vollen Fresken und Deckengemälden des be kannten Malers Hermann Knachuß, der an einer Krankheit starb, die er sich im Kriegsdienst in der Heimat zuzog, dient jetzt den profanen Zwecken der Kohlenverteilung. Wo bisher die Paare zusammengeschmiedet wurden, klagen also jetzt die Frauen über zn geringe Kohlenmengen und die Nöte des Lebens, desselben Lebens, das sie in rosigen Farben schimmern sahen, als einst in dem gleichen Raume ihrem Bunde Ge- setzeSkrast verliehen wurde. Auch Trauungssäle haben also ihre Schicksale . . .! Mordanschlag im Gefängnis. Im Elbinger Gerichtsgesäugnis überfiel der zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilte Einbrecher Mahnke den Gefangenenaufseher Sieg mit einem Schuster messer und verletzte ihn tödlich. Folgenschwere Überschwemmungen. Aus Durban (Natal) wird nach London gemeldet, daß der Fluß Umgeni aus den Usern getreten ist, Dian befürchtet, daß Tausende von Ein geborenen ertrunken sind. Das ganze Gebiet des Umgeni ist überschwemmt, und es ist großer Schaden anaerichlet. Vermischtes. Nuß- und Traubenernte an der Mosel. Aus den Moseltälern wird geschrieben: Die alten dicken Nußbaumriesen, die überall die Dorsstraßen säumen, die Dorskirchen umhüten und bis zu den Rücken der Weinberge wurzeln, haben ihre gelben Früchte jetzt abgeliefert. Die Nußernte ist verhältnismäßig gut ausgefallen. Auch die Nußblätter sind in diesem Jahre ge erntet und haben in vielseitiger Weise Ver wendung gefunden. Die grünen, saftigen Blätter geben, nach dem langsamen Trocknen und Zerreiben, einen brauchbaren Tabakzusatz ab, während sie in kleinen Mengen vermischt, als Tee gebraucht werden und mit anderen wildwachsenden Kräutern vermengt, sogar recht seinen Geschmack haben. Der Nußernte folgt im Moseltal bald die Traubenernte, überall im Mosel-, Saar- und Ruwertal hat die Lese begonnen, und selbst Sonntags belebt das Wiuzervölkchen, ost durch Kriegsgefangene unter stützt, die Weinberge. Mit der Ernte ist der Weinbautreibende recht zusrieden. Der sonnige Herbst hat Saft in die Beeren getrieben und ihm Zuckergehalt und Blume verliehen. Wäh rend der Lese sind die Weinberge gesperrt. Auf den Fahr- und Gehwegen stehen die riesigen Gericktsb-lle Bielefeld. Die hiesige Strafkammer verurteilt« den Brennereibesitzer Rob. Schlichte wegen un befugten Verbrauchs von über 21 Tonnen Brot getreides zu Brennereizwecken sowie wegen Über schreitung der Höchstpreise für Schlachtschweine, zu 6000 Mark Geldstrafe. Schlichte hat elf Schweine zum Preise von 2635 Mark an einen nicht zum Verkauf berechtigten Händler abgegeben, der sie keinerseits zu Wucherpreisen an Gcheimschlüchtereien verkauft hat. Köln. Zn schwerer Strafe verurteilte das Schöffengericht 11 Postaushelfer, die alle noch nicht das 18. Lebensjahr erreicht haben. Die jungen Leute hatten sich in Eisenbahnwagen tingeschlichen und Lebensmittel gestohlen. Der Gerichtshof er kannte auf Freiheitsstrafen von drei Monaten bi- zu zwei Jahren, alle Verurteilten sollen mit Aus nahme eines einzigen, der als Hehler tätig war und der bedingten Begnadigung empfohlen werden soll, ihre Strafen verbüßen. Von unä fern. Luftverkehr Kopenhagen—Berlin- Konstantinopel. Die Pläne sür einen Luft verkehr großen Stils nach dem Kriege rücken, dänischen Blättern zufolge, ihrer Ver wirklichung näher. Malmö soll eine der Hauptstationen des internationalen Luftver kehrs werden, vorläufig wird es Endstation der großen schwedischen Luftlinie. Einmal täg lich soll ein Flugzeug von Malmö nach Stock holm gehen, das die Strecke in etwa 5 Stunden zurücklegen wird. Nach dem Kriege will man auch einen Luftverkehr Kopenhagen—Berlin und ebenso Stockholm—Petersburg durchführen. Aus Berlin wird gemeldet, daß dort in diwen Tagen geben von wallenden Nebeln, dis jeden Aus blick verhinderten. Nichts sah er, als eine dichte, graue Masse, die sich bald zusammen- ballte, bald auseinander schob, um neuen Nebel massen Platz zu machen. Wie die Wogen eines endlosen, schweigenden Meeres, so wälzten sich die Nebelmasseu heran, verschlangen sich, überstürzien sich und legten sich bleiern schwer auf seine Seele, jein Herz, daß er keuchend nach Atem rang. lind wie au? weiter, weiter Ferne erklang die sanfte Stimme, die zitternd sprach: „Ich erwarte Ihr Urteil, Graf Alexander. . Da sank er auf den Sessel nieder und preßte ausschluchzend die Hände vor das Gesicht. In den wenigen Augenblicken, die er so dasaß, drängle sich sein ganzes Leben zusammen. Der Kampf um seine Existenz, dir Not, die Torheit dieser Heirat, die. Reue, die bittere Erkenntnis, daß er seine Ehre, seine Manneswnrde dem Goide zum Opfer gebracht, seine harte Arbeit, sein Zorn, sein Haß und seine Liebe — alles, alles, und ersüllie seine Seele mit unsagbarer Bitterkeit. Ec sprang empor. „Leben Sie wohl.. süeß er hervor und wollte davonstürzcn. „Alexander!" Wie ein angstvoller Schrei kam es von ihren Lippen und hielt ihn zurück. „Was habe ich Ihnen getan," fuhr sie schmerzlich bewegt fort, zdaß Sie so von mir gehen wollen?" Da trat er näher ans sie zu und, während seine Augen Blitze Les Zornes und des Hasses schossen, sprach ex «it rauher^Sümmt: „Was si „Welch ein Gedanke!" „Nehmen Sie sich in acht, die Gräfin ist sehr schön und Ihr Herz ist doch noch frei . . . ich nehme «S wenigstens an." Alexander errötete. „Und wenn die Gräfin ein Engel von Schönheit und Güte wäre, ich würde ihr niemals jene Liebe und Achtung ent gegenbringen können, die die Grundlagen einer glücklichen Eh« auSmachen." „Hm ... erlauben Sie einen Augenblick... ich komme sofort wieder... ich will nur meinem Bureauvorsteher etwas sagen... Damit eilte er hinaus, ehe der Graf ihn -urückhalten konnte. Eine Weile wartete der Graf. Er war un willig, daS Benehmen des Justizrals erschien ihm sehr sonderbar. Schon wollte er sich miß mutig und ärgerlich entfernen, als der Justizrat wieder eintrat. ! „Entschuldigen Sie mich, Herr Graf, aber ein überraschendes Ereignis ist eingelreten — die Frau Gräfin ist soeben angekommen.. . „Die Gräfin 11" „Ja — ich erwartete sie schon seit einigen Tagen, heute hat sie mich überrascht, ohne mir ihre Ankunft anzuzeigen. Die Frau Gräfin befindet sich in meinem Salon — wollen Sie sie sprechen?" Alexander war überrascht und verwirrt. „Jetzt — in diesem Augenblick... haben Sie mit der Gräfin gesprochen ... ?" „Ja — und. sie findet e? ebenfalls für ourchans richtig, daß Sie sich aussprcchcu. Auch sie hält dieses Versteckjpiel Ihrer unwürdig. Sie ist Lemt,*Cie gleich setzt zn empfangen,".-. -- ^ kriegsereignMe. 27. Oktober. In der Mitte der flandrischen Front werden neue Maffenangriffe der Eng länder und Franzosen abgewiesen. — Auch au andern Stellen dieser Front werden feind liche Angriffe abgeschlagen. Am Oise—Aisne- Kanal starker Artilleriekampf. Ebenso in der Champagne und an der Maas. — Die zweite italienische Armee geschlagen. Die Gefangenenzahl hat sich auf 60 000, die Beute auf 450 Geschütze erhöht. Unüberseh bares Kriegsgerät fiel in die Hände der Sieger. 26 feindliche Flugzeuge abgeschossen. 28. Oktober. In Flandern lebhafte Feuertätig leit. — Vorstöße starker französischer Kräsie am Chemin-des-Dames blutig abgewiesen.— Deutsche Truppen besetzen Cividale, die erste Stadt in der italienischen Ebene, Die italienische Front wankt bis zum Adriatischen Meer. Görz ist genommen! 29. Oktober. Englische Angriffe nördlich der Bahn Boesinghe—Staden brechen zusammen. — Seit dem 22. Oktober sind an der West front 48 feindliche Flugzeuge abgeschossen worden. — Au der mazedonischen Front heiliger Arlilleriekampf. — Die italienische Jsonzofront stürzt zusammen. Die 2. und 3. italienische Armee sind in eiligem Rückzug. Auch in Kärnten beginnt die italienische Front zu wanken. Deutsche und österreichische Truppen vor Udine. 30. Oktober. In Flandern starker Feuerkampf. — Auf dem rechten Maasuser werden nach einem erfolgreichen Einbruch in die feind lichen Slellungen 200 Gefangene eingebracht. Udine ist genommen. Unsere Truppen drängen dem Lauf des Tagliamenlo zu. 3l. Oktober. Schwere Kämpfe in der Mitte der flandrischen Front. Englische Angriffe gegen Passchendaele und GheluveU werden zurückgcschlagen. Der Feind gewinnt keine Vorteile und erleidet blutige Verluste — Am Oise—Aisne-Kanal verstärkt sich der Artillerie kampf erheblich. — Ju Italien geht die Ver folgung weiter. 1. November. Großer Sieg in Italien. Deutsche und österreichisch-ungarische Korps schneiden am unteren Tagliamento Teile des feind lichen Heeres, die sich zum Kampf gestellt haben, völlig ab. 60 000 Italiener strecken die Waffen, mehrere hundert Geschütze fallen in die Hand der Sieger. Die Zahl der Gefangenen aus der 12. Jsonzoschlacht be- läuit sich bisher auf über 180 000 Mann, die Zahl der Geschütze auf mehr als 4500. Deutsche Deläenfakrten. Neues vom „Seeadler". Wie aus neueren englischen Zeitungen her vorgeht, haben die Offiziere eines von den Samoa-Jnseln in Australien eingetroffenen Post dampfers nähere Einzelheiten über die Tätigkeit und das Ende unseres tapferen Hilfskreuzers „Seeadler" berichtet. Danach war der „See adler" etwa 4000 Tonnen groß und hatte Deutsch land unter der Maske eines norwegischen Holz schiffes verlassen. Bei dem Durchbruch durch die englische Blockade-Linie war der Hilss kreuzer von einem Zerstörer durchsucht worden. Alles war jedoch in Ordnung, selbst die Schiffs papiere, und die Engländer hatten sich so gut täuschen lassen, daß sie unbedenklich mit den „Norwegern" zusammen Mittag aßen. Als der „Seeadier" den südlichen Stillen Ozean erreicht hatte, wurde die aus Planken bestehende Decks ladung über Bord geworfen und Kurs auf Australien gesetzt. Nachdem ein mit Lebensmitteln und Kohlen nach Honolulu bestimmtes Fahrzeug versenkt worden war, wurde der Schauplatz der kriege rischen Tätigkeit nach Nordosten verlegt. In einer Lagune der Gesellschastsinseln traf der „Seeadler" drei zu Anker liegende amerikanische Segler an, die versenkt wurden. Einer von diesen hatte Kopra (zerkleinerte Kokosnüsse) ge laden, die durch die Granaten Feuer fing und den Himmel meilenweit erleuchtete, so daß der „Seeadler" es vorzog, auS dieser Gegend zu verschwinden. Durch die achtmonatige Seefahrt war der Schiffsboden außerordentlich stark bewachsen und dadurch die Geschwindigkeit bedeutend herab- «setzt. Deshalb entschloß , sich der Komman- vaut, Graf Luckner, den Kreuzer bei Mopeha Irland auf Strand zu setzen, um durch Mann schaft und Gefangene den Schiffsrumpf von Muscheln, Seetang usw. reinigen zu lassen. Dabei hatte, wie bekannt, eine Flutwelle das Schiff gefaßt und hoch auf Strand gesetzt, wo eS in Korallensand versank. Das Wrack wurde gesprengt und in Brand gesteckt, worauf Graf Luckner mit der bewaffneten Motorbarkaffe in See ging, um ein anderes Schiff aufzubringen und in einen Hilfskreuzer umzuwandeln. Ihr Schicksal ist bekannt. Inzwischen war der französische Schoner „Lutece" bei Mopeha angekommen und von den dort zurückgebliebenen Mannschaften besetzt worden. Ähnlich der „Ayesha" hat nun auch dieser kleine Segler seine Reise mit unbekanntem Ziel anqetreten, um, so Gott will, die „See- adler'-Mannschasten in Sicherheit zu bringen. Die Berichte der amerikanischen Postdampfer- Offiziere stützen sich auf Aussagen deS Kapitän Smith, der von Mopeha aus in einem offenen Boot 1200 Seemeilen weit nach Pago-Pago auf den Samoa-Jnseln gesegelt war. Die Gefangenen sollen auf dem „See adler" sehr gut behandelt und ernährt worden sein. Für alle Arbeiten, die sie verrichteten, wurden sie mit deutschem Gelbe bezahlt. In zwischen sind nach der,Times' vom 16. Oktober die Besatzungen der versenkten amerikanischen Segler sämtlich geborgen worden. Ist auch der Kreuzer „Seeadler" vom Stillen Ozean verschwunden, so doch die deutsche Flagge nicht. Mutige Männer hißten sie auf dem oben genannten französischen Segler, und ihre kühne Kreuzfahrt wird Wetter die feindliche Handels schiffahrt in jenen Breiten beunruhigen. Glückauf! Graf Alexander atmete tief auf. „Nun wohl — ich bin ebenfalls bereit..." „So kommen Sie. Aber nehmen Sie sich in acht," setzte er lächelnd hinzu, „die Gräfin ist sehr schön . . ." Ungeduldig zuckle Alexander die Achseln. Der Justizrai iührte ihn durch mehrere Zimmer in den Salon, einen großen Naum iu der Mitte der Wohnung, der mit steifer Pracht ausgestattet war. Als Alexander eintrat, stand die schlanke Gestalt einer dunkelgekleideten Dame mit dem Gesicht abgekehrl an einem Fenster. „Frau Gräfin," sagte der Justizrat, „ich habe die Ehre, Ihnen den Herrn Grafen Alex ander Gallenbcrg vorzustellcn." Dann verließ er rasch das Zimmer. Alexander blieb wie angewurzelt stehen. Diese Gestatt, diese Haare — dann wandte sich die Gräfin um — er sah in ein blasses Gesicht — in angstvoll blickende Augen, und ein Schrei entrang sich seinen Lipp-n: „Marguerite...!" Er mußte sich seit auf die Lehne eines SeffelS stützen, um nicht zu taumeln. 10. „Ja, ich bin es," sagte sie mit trauriger, bebender Stimme. „Ihre Ihnen angetrauie Gattin, die Sie unter dem Namen M^siueri,x Dumont kennen lernten — und doch nicht Ihre Gattin.. Alexander aimew hastig — er war keines Wortes wüchsig — es war ihm, als wenn die Welt um ihn versinke und er auf einem ein- sqmen Felsen stehe, mitten im Weltmeer, um- k^unft unä Mslen schäft. Das Blitzen der Geschütze. Aus Trier wird geschrieben: Eine Erscheinung in der Natur, die auch erst der Krieg mit sich gebracht hat, ist das sichtbare Aufleuchten der Geschütz- seuer auf weite Entfernungen hin. Ähnlich wie die Schallwirkung, die sich über große entfernte Strecken hin fortpflanzt, so daß wir an der Mosel seit dem ersten Kriegsjahr den Geschützdonner der flandrischen Schlachten hören können, macht sich hier bei UNS seit wenigen Wochen daS Widerspiegel der Ge- schützseuer bemerkbar. Dieses Blitzen er innert an starkes, anhaltendes Wetterleuchten, sür das eine große Anzahl Menschen es auch gehalten haben. Allerdings fehlte ihnen die nähere Erklärung dafür, da es herbstlich kalt war und keine Gewitterluft herrschte. An luft- klaren, nebelfreien Herbstabenden beobachten wir in Trier dieses auffallende Blitzen am östlichen Himmel. Zu beobachten ist dieser Helle Wider schein nur dann, wenn die Wolken tief am Horizont sichtbar und ohne Schleier sind. Die ganze Erscheinung währt nur wenige Minuten mit Unterbrechungen, und sie wirkt wie der Lichtschein eines glühenden riesigen Brandes, der sich in den klaren Wolken spiegelt und rasch erlischt, um von neuem auszuflammen. Beachtens wert ist, daß das Naturschauspiel nicht iR Sommer beobachtet wurde, sondern im Herbst, während die Wälder sich entlauben und di« Wolken sie! hängen.
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