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Allgemeiner Anzeiger : 10.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191711101
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-10
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 10.11.1917
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Sckiffe, Sckiffe, Lckiffe! Je länger der uneingeschränkte Unterseeboot krieg dauert, desto mehr tut er seine Schuldig keit und übertrifft die in ihn gesetzten Er- wartungen. Wollte man hieran noch Zweifel hegen, so wird man durch die Nachrichten aus allen Teilen der Welt über die ständig zunehmende Schiffsraumnot eines Besseren belehrt. Überall mangelt es an Verschiffungsgelegenheiten. Ungeheure Warenmengen stapeln sich in vielen fernen Häfen auf, weil es an Schiffen fehlt, um sie ihrem Bestimmungsort zuzuführen. Grohe Zuckermengen lagern auf Kuba und Java, Getreide und Gefrierfleisch in Australien, Baumwolle in Nordamerika, Fleisch und Ge treide in Argentinien, Flachs und Kopra in Manila und so Weiler. Allüberall ertönt der Schrei: Schiffe, Schiffe, Schiffe!, derselbe Nus, den Lloyd George in seiner bekannten Rede zu einem geflügelten Wort gemacht hat. Zwar ist es seitdem gelungen, die dringendste Schiffsraumnot durch den Hinzutritt beschlag nahmter Schiffe der Mittelmächte in etwas zu beheben, und man geht wohl sticht fehl in der Annahme, daß es gerade dieses Moment ge wesen ist, das die Entente zu einem erhöhten Druck auf die kleinen neutralen Staaten zwecks Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland bewogen hat, um damit der in den Häfen jener Länder liegenden deutschen Dampfer habhaft zu werden. So ist es der Fall ge wesen in Panama, Kuba, China, Peru und Uruguay. Auch der beträchtliche deutsche Schiffsraum in Brasilien sollte die Schiffsnot Englands und seiner Verbündeten stillen. Erklärte doch der brasilianische Marineminister, daß sich die Ver bündeten begierig hätten auf die deutschen Schiffe stürzen wollen. Als weiteres Glied in der Kette von der Jagd auf deutsche Dampfer in bisher neutralen Ländern wird man nun mit einem erhöhten Druck der Entente auf die Neutralen rechnen können. Auch deren Schiffe müssen dazu herhalten, um die Schiffsraumnot der Feinde zu beheben. So ist such die Absicht der Amerikaner, die in ihren Häfen liegenden neutralen Schiffe, insbesondere holländische und skandinavische, in den ameri kanischen Küstenverkehr zu zwingen, und da durch Schiffe der eigenen Flagge für den Über seeverkehr frei zu bekommen, weiter nichts als eine Ausgeburt der immer dringender werdenden Schiffsraumnot. In dasselbe Gebiet fällt die Rücksichtslosig keit, mit der England alle zwischen neutralen Häfen verkehrenden Schiffe, deren es habhast werden kann, zur „Untersuchung" nach Kirkwall, Lervik oder Stonaway zwingt, und allein fünf schwedische, von Rotterdam nach Schweden be stimmte Dampfer innerhalb 14 Tagen nach England ausgebracht hat. Jetzt geht mau so gar noch einen Schritt weiter und bemächtigt sich einfach der in den Ententehüfen liegenden neutralen Schiffe, die nach der deutschen Sperr- gebietserklärung ihre Fahrten eingestellt hatten. So sind erst kürzlich in verschiedenen französi schen Häfen die schwedischen Dampfer „Sphinx", „Bellgrove", „Phyllis" und „Cremona" requiriert, bewaffnet und unter englischer Flagge in Fahrt gestellt worden. Alle diese verzweifelten Anstrengungen unserer Feinde können uns wahrhaftig ein Lächeln ab nötigen und uns auf das Sprichwort besinnen lassen: „Jedes Ding hat ein Ende", — die im Auslände noch liegende Flotte von deutschen Dampfern wie auch vielleicht die Geduld der Neutralen. Und wenn man auch zu den un sinnigsten Mitteln greift, um die Schiffsraum- uot zu beheben, wenn man alle Hulken wieder austakelt und derartige Wracks über See schickt, flachgehende Flußdampser von den amerika nischen Binnenseen wegnimmt und in die Ozean fahrt einstellt, alte Kriegsschiffe als Kohlen- transporlschiffe in der Fahrt verwendet, so wird doch über kurz oder lang der Zeitpunkt kommen, wo eS der Entente nicht mehr möglich ist, die klaffenden Löcher in der Schiffsraumnot zu ver stopfen. Ihm mit festen Nerven im unerschütter lichen Vertrauen auf die rastlose Tätigkeit unserer Unterseeboote entgegenzublicken, ist das Gebot der Stunde! Unser Sieg ist auf dem Marsche und M^x und mehr gewinnt Hindenburgs FordeWU Bedeutung: Nerven behalten I verschiedene Nriegrnachrichten. Die Kriegsmüdigkeit in Italien. Wie der Kriegsberichterstatter der Wiener .Neuen Freien Presse' meldet, bestätigen die italienischen Gefangenen, die die Stimmung des Landes genau kennen, da manche erst vor wenigen Tagen vom Urlaub zurückkehrten, das; es im Lande gärt. Aber nicht Hunger ist die Ursache der Unruhen und Exzesse in Turin, sondern die immer slürmstcher iverdende Friedenssehnsucht sowie der zunehmende Abscheu vor dem sinnlos und gewissenlos fort gesetzten Krieg unter der Bevölkerung. Die Offiziere äußern sich zurückhaltender, doch emp finden alle Offiziere und Soldaten die Nieder lage der italienischen Armee im Grunde nicht als Bedrohung und Vernichtung ihres Vater landes, sondern alsAnfang vom Kriegs ende und als neue Friedenshoffnung. * Eine neutrale Stimme. Das Amsterdamer .Handelsblad' schreibt über die Niederlage der italienischen Truppen, wodurch die zweite und dritte Armee total ver nichtet worden find, daß diese für Italien von unermeßlicher Bedeutung sei, weil Cadorna alle verfügbaren Truppen nach der Front gebracht habe und es schwer sein werde, eine neue Armee zu bilden, die imstande sein würde, den Siegeszug der Mittelmächte aufzuhalten. Weiter sagt dann das Blatt: Die Hiltezusage Englands und Frankreichs ist nichts weiter ckls eine Zusage. Die Ententeländer werden ebensowenig Gelegenheit haben, Italien zu helfen, wie sie Gelegenheit hatten, Rußland helfen zu können. Obwohl man wußte, daß ein großer Schlag vorbereitet war, obwohl Cadorna die Gencralstabschefs Frankreichs und Englands an der italienischen Front empfangen hatte, um ihnen zu zeigen, daß es unmöglich sei, italienische Truppen nach der Westfront zu senden, die Frankreich schon immer verlangte, obwohl der König Viktor Emanuel nach Paris ging, um im Gegenteil Hilse für Italien zu erbitten, konnten die Ententeländer nichts tun, Italien zu unterstützen, und Italien, das im Jahre 1915 in den Krieg trat, im Glauben, nach den un geheuren Ereignissen des ersten Kriegsjahres mit seinen Armeen den Sieg an die Fahnen der Entente zu fesseln, um dann nach Waffen- schlutz Forderungen sür Gebielsvergrößerungen auf Kosten Österreichs stellen zu können, ist nun nicht mehr m der Lage, den Ansturm der Mittel mächte aus den österreichischen Grenzlandern hinaus über die Flächen Veneziens zurück zuhalten. » Die ukrainische Schwarzmeerflotte. Sobald in der Schwarzmeerflotte bekannt wurde, daß der zur baltischen Flotte gehörige Kreuzer „Swietlana" auf Beschluß der provi sorischen Negierung für die Ukrainisierung frei- gegeben wurde, hißten sofort alle Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte die blaubraune ukrainische Nationalflagge. Vor allem waren es die dringenden Vorstellungen einer ukrainischen Delegation, die die provisorische Regierung veranlaßten, ihre Erlaubnis zur Ukrainisierung des Kreuzers „Swjellana" zu geben. Keine japanischen Truppen nach Europa. Der Chef der japanischen Miliiärmission in Rußland, General Takaja, erllärte der .Neuen Zürcher Zeitung' zufolge, das; er die Über führung einer japanischen Armee nach dem europäischen Kriegsschauplatz für ausgeschlossen halte, da diese u. a. eine vollständige Reorganisation der für den Krieg im fernen Osten ausgebildeten Truppen er fordern und die japanischen Kriegsliejerungen für Rußland in hohem Maße stören würde. Der General dementierte aufs entschiedenste das Gerücht, daß Japan die Enstendung seiner Trnppenmacht nach Europa, besonders nach Rußland, von der Art imv von der Größe seiner angeblich von ihm geforderten Ent schädigung abhängig mache. poUMcke KunäfAau. Deutschland. *Der „Deutsche Wohnungsausschuß" ver anstaltete in Berlin eine Versammlung, auf der Vertreter fast aller größeren Körperschaften , und Organisationen anwesend waren. ES wurde nach längeren Verhandlungen eine Entschließung folgenden Inhalts angenommen: Um der Wohnungsnot nach dem Kriege zu begegnen, sollen gesetzliche Maßnahmen zur Regelung sowohl der Boden- als der Kapiials- srage so schnell als möglich getroffen werden. Als notwendig wurde die Einrichtung einer Zentralstelle sür die gesamte Wohnungssürsorge im Reichsamt des Innern und das baldige Zu standekommen der preußischen Wohnungsgesetz gebung bezeichnet. Adam Stegerwald. Der Vorsitzende des christlich-nationalen Arbeiter kongresses Generalsekretär Siegerwald (Berlin) ist auf Lebenszeit ins Herrenhaus berufen worden. Er gekört dem katholischen Flügel der christlichen Gewerkschaftsbewegung an, der in Köln a. Rh. seinen Sitz hat. Als Vorsitzender der christlichen Kon sumentenorganisationen im Rheinland erwarb er sich große Verdienste. Besonders während des Krieges wurde er vom Reichskanzler Bethmann Hollweg und von dem Staatssekretär Dr. Delbrück in wichtigen wirtschaftlichen Fragen zu Rate gezogen. * Die seit dem 18. Oktober auf den deutschen Eisenbahnen eingesühne Ergänzungskarte für Fahrten in v- und Eilzügen hat durch die grobe Abstufung von 10 zu 10 Mark zu vielen Härten geführt. Diese Härten, die bei kleinen Preisunterschieden der Fahrkarten unter Umständen um 10 Mark teuere Ergän zungskarten erfordern, sollen infolge einer An regung der sächsischen Regierung gemildert werden. Wie verlautet, soll diese Frage schon in einer der nächsten Sitzungen im Ministerium der öffentlichen Arbeiten behandelt werden. England. * Mit welchen verwerflichen Mitteln die eng lische Negierung ihre Aushungerungs politik gegen Deutschland durchzu führen sucht, zeigt eine Verhandlung des Unterhauses. Als Antwort auf eine Anfrage, warum die Regierung 12 500 Tonnen Kar toffeln, die sie in Holland gekauft habe, auS Mangel an Schiffsraum habe verfaulen lassen, erklärte der Blockademinister Cecil, daß dies zwar ein erheblicher Verlust wäre, daß aber die Kartoffeln, da sie gewissermüßen als Blockade- maßnahmen, nämlich zur Verhinderung ihrer Ausfuhr nach Deutschland, gekauft worden seien, ihre Aufgabe erfüllt hätten. * Nachdem Bonar Law im Unlexhause auf Anfrage Macdonalds mitgeteill hatte, die k a m wende Variier Konferenz werde ausschließlich über militärische Maßnahmen be raten, betonte Trevelyan, Kerenski habe gesagt, die russischen Delegierten sollten eine Überein stimmung über die Kriegsziele zu erreichen ver suchen. Bonar Law teilte daraushin mit, daß eine zweite Konferenz abgehalten werden dürfte, um die Stellung der Verbündeten zur Friedens frage festzusetzen. JtaNs«. *Nach Berichten Schweizer Blätter ist über ganz Italien der Belagerungszustand verhängt worden. Der König hat seine Reise an die Front unterbrochen und .ist nach Nom zurückgekehrt. Schweden. * Wie verlautet, soll in Kürze zwischen Eng land und der neuen schwedischen Regierung eine Regelung über Schwedens Ausfuhr von Eisenerz nach Deutschland zustande kommen. Die Alliierten werden vermutlich in Zukunft die Hälfte des früher nach Deutschland exportierten Eisenerzes ankaufen. Obgleich in England Stimmen laut werden, daß es gleich gültig sei, wer das Eisenerz bekomme, hat die englische Negierung sich zu diesem Schritt ent schlossen in der Hoffnung, damit der deutschen Industrie Abbruch zu tun, da diese spezielle Maschinen braucht, um das schwedische Erz zu verarbeiten, und sür andere Sorten Erz andere Maschinen brauchen wird. Rußland. 'Infolge der hartnäckigen Gerüchte, daß die Maximalisten zwischen dem 2. und 7. No vember ein bewaffnetes Vorgehen be absichtigen, um die Macht an sich zu reißen, richtete der Arbeiter- und Soldalenrat einen Aufruf an die Arbeiter und Soldaten, in dem sie ermahnt werden, nicht in die Falle zu gehen und die Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig schreibt der Arbeiter- und Soldatenrat den Arbeiteraus- schüssen in den Werken und Fabriken vor, an niemand, wer es auch sei, Gewehre oder Waffen ohne besondere Ermächtigung des Arbeiter- und Soldatenrats auszuliefern. * Infolge der Loslösungsbestrebungen, di« das Generalsekretariat der Ukraine immer betont, beschloß die provisoiische Regierung als erste Maßnahme der Vergeltung, der Ukraine alle Geldmittel zu verweigern, die sie bisher zur Bestreitung ihrer Verwaltung empfing. *Jm letzten Augenblick sind die russi sch- finnischen Verhandlungen wegen der Regierungsform in Finnland gescheitert. Man bereitet jetzt in Finnland ein vorläufiges Ver waltungsprogramm vor. Asien. * Die Zugeständnisse, die China in seiner Ant wort auf die Note der Alliierten gemacht hat, werden in diplomatischen Kreisen für nicht ge nügend gehalten. Nach neuen Verhandlungen willigte die chinesische Regierung ein, England neun feindliche S-chiffe mit einer Ge samttonnage von 30 000 Tonnen zum Gebrauch der Alliierten auszuliefern. Die Zuge ständnisse der Alliierten an China enthielten den Nachlaß von fünf Prozent des Schadenersatzes sür den Boxeraufstand für einen Zeitraum von fünf Jahren. — Die Streitkräfte der Unab hängigen in Südchina machen immer weitere Fortschritte. Volkswirtschaftliches. 5VVOOV Anzüge für heimkehrende Krieger. Die ReichSbckleidungSstelle hat in den Kreis ihrer Fürsorge nun auch die auS dem Felde heimkehrenden Krieger einbczogen. Im Reichsausschuß sür daH deutsche Schneidergewebe wurde mitgeieiit, daß dem- nächst den Schneidern „NcichSanzüge" in Auftrag gegeben werden. Bekanntlich hat dis Ncichsbckiki- dungsstclle bisher 500 000 Stück Ober- und Unter kleider Herstellen lassen, die durch die Gemeinden an die unbemittelte Bevölkerung zu billigen Preisen ab gegeben werden. Nunmehr werden neuerdings 500 000 Anzüge in Arbeit gegeben, die aus neuen Stossen hergesicllt werden und an die hcimkehrendcn Krieger zur Verteilung gelangen sollen. Die Preise sollen möglichst billig gehalten sein, und eS schweben gegenwärtig Unterhandlungen darüber, daß di« Rcichsinstauzm einen Beitrag zum Ankauf der nötigen Stoffe leisten, um den Kaufpreis auf diese Weise so niedrig als möglich zu gestalten. Vas Rätsel seiner bde. tlj Roman von Ludwig Hasse. Fortsetzung.) Als der Justizrat eintrat, hatte er seine Fassung und ruhige Haltung wieder gewonnen. Der Anwalt schüttelte ihm herzlich die Hand. „Das ist recht, mein verehrter Herr Traf, daß Sie sich selbst aufgemacht haben. Mir wäre die Reise in dieser Jahreszeit, offen gestanden, etwas unbcanem gewesen — ich bin ein alter Mann — aber Sie sind frisch und munter wieder, wie ich zu meiner Freude sehe." Sie setzten sich. Der Jnstizrat sah den Grafen mit pfiffigem Lächeln an. „Nun," fragte er, „zu welchem Entschluß sind Sie gekommen? — Ist das nicht edel von der Gräfin, Ihnen die Freiheit wieder geben zu wollen?" „Ich weide dadurch nicht frei — Sic wissen, welch andres Band mich fesselt . . ." „Äh, Sie denken an da? Geld! Aber das hat ja gar keine Not ... Sic wissen, was ich Ihnen schon immer gesagt habe, daS ist kein Darlehn, sondern Ihr reelles, unbeschränktes Eigensinn . . ." „Ein Geschenk nehme ich nicht an." »Aber seien Cie doch nichl io empfindlich — ist auch lein Geschenk, sou^ern nur die Gegenleistung für einen Dienst. l?nd außerdem, der Gräfin gcbt ja die ganze Gcwgcichickue nichts an — sie har Ihnen das Geld nicht ge- achen. sondern ihr Beschüßen" „Fürst Kolowitz." Der Justizrat fuhr empor. «Woher wissen Sie?" „Ein Zufall ließ es mich erfahren. Aber das, Herr Justizrat, verwickelt die Angelegenheit nur noch mehr. Ich kann von dem Fürsten Kolowitz erst recht kein Geschenk annehmen." „Sie find ein Starrkopf. So geben Sie ihm eine Hypothek auf Ihr Gut und Sie stehen zu ihm in dem einfachen Verhältnis eines Schuldners." „Ich habe der Gräfin schon eine Hypothek ausgestellt." „Ach, das Schuldpapier steht Ihnen wieder zur Verfügung! Die Gräfin hat es gar nicht angenommen. Sehen Sie, da ist cs ..." Er öffnete eine Schublade seines Schreib tische? und entnahm derselben das Dokument. „Da — nehmen Sie!" „Ich kann es nicht wieder nehmen, es sei ! denn ..." „Nun?" „Das; ich den Wert dafür hinterlegte." „Welch ein Starrkopf Sie sind! Sie werden der Gräfin da? Herz brechen." „Wie so? — Was hat daS Herz der Gräfin damit zn sim? Will sich die Fran Gräfin etwa mit einem andern Mann verheiraten?" Eine Weile blickte der Kustizrat den Grasen überrascht an, dann zuckte es über fein Gesicht, als müsse er sich zwingen, nicht lau! aufzulachen. ! ..Nein — nein —" sagle cr daun. „Die ! Gräfin denkt nicht daran, einen andern Mann i zu heiraten. Sic will diese Scheidnng nur um s Ihnen rdelmülia dis Freiheit rn aebe«. um Ihrem Herzen zu folgen. Wann werden Sie endlich die edle Hochherzigkeit der Gräfin an erkennen?" Der Graf blickte finster zu Boden. Ein Ge danke war in seiner Seele aufgetaucht und quälte ihn. Wie, wenn diese ganze ScheidnngS- geschichte ein Werk des Jnstizrat wäre, der da durch seiner Richte, Fräulein Dumont, den Weg frei machen wollte? Konnte nicht Marguerite mit ihrer Tante von seiner Liebe gesprochen haben? — Aus einigen Bemerkungen der Justizrätin während der letzten Tage in Meran hatte er entnehmen müssen, daß sie wußte oder doch ahnte, wie es um sein Herz stand. Und fetzt war Marguerite Dumont wieder hier? Und. der Jnstizrat betrieb die Scheidung feiner Ehe mit einem solchen Eifer. Der Justizrat war ein schlauer Geschäftsmann, das wußte Alerander aus Erfahrung, und ver folgte sein Ziel mit seltener Energie und zäher Klugheit. Konnte hinter allem nicht ein geheimer Zweck lauern? Er, der Graf, war sa jetzt eine so genannte gute Partie und die Grafenkrone war ja auch nicht zu verachten. Alles das machle Alexander mißtrauisch, zumal er es zn be merken glaubte, daß ihm der Justizrat etwas verbarg. Nach einer Weile sagte er mit einer gewissen Kälte: „Ehe ich mich zu irgend etwas ent schließe, muß ich mit der Fran Gräfin und Lem Fürsten persönlich sprechen." Der Justizrat erschrak sichtlich. „Das ist un« möglich, Herr Graft" ... .. ... „Weshalb?" „Weil — weil — der Fürst und die Gräfin sich auf Reisen befinden." „So werde ich warten, bis sie zurückgekehrt sind." „Sie werden nicht empfangen werden!" „Weshalb nicht? — Das wäre eine Be leidigung." „Aber bedenken Sie doch, Herr Graf, daß Sie auf Ehrenwort versprochen haben, nicht mit der Gräfin oder deren Anverwandten in Ver kehr zu treten, auch wenn Ihnen der Zu fall, wie jetzt, den wahren Zusammenhang ent- hüllie." „Das ist wahr. Wer wenn man selbst mit mir neue Verhandlungen anknüpft, dann sind jene Bedingungen hinfällig. Ich muß auf eine persönliche Zusammenkunft bestehen." Der Justizrat hatte sich erhoben und ging erregt im. Zimmer auf und ab. „Ich muß jedenfalls erst mit der Frau Gräfin Rücksprache nehmen," sagte er dann. „Befindet sich die Fran Gräfin hier?" „Nein — daS heißt, sie kann, jeden Tag ein treffen." Plötzlich schien ihm ein neuer Gedanke zn kommen. Er blieb vor dem Grasen stehen und sah ihn lächelnd an, indem er bedächtig sagte: „Wenn ich Ihnen nun diese Unierredung mit der Frau Gräfin verschaffte, Herr Graf, und die Erscheinung der Gräfin — sie ist sehr schön — machte Eindruck auf Sie, würden Sie dann vielleicht erst recht nicht die Scheidung verweigern <* „ -
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