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Allgemeiner Anzeiger : 03.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191711037
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19171103
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-03
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.11.1917
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Vie neue englische Taktik. Der englische Oberbefehlshaber in Flandern, Eir DouglaS Haig, denkt: Den deutschen Gegen stößen, die meinem stürmenden Stier das Stilett in die Flanke rammen, liegt offenbar ein tieferer Gedanke zugrunde. Die Deutschen find elastisch geworden, mein Stier bohrt seine Hörner in leeres Tuch. Höllischer Kerl, der Hindenburg, könnte in England geboren sein. Hm, ich habe auch so meine Gedanken, will mal an Lloyd George schreiben. Prompt kommt die Antwort auS London: „Teurer Sir Douglas, Sie haben recht. Hindenburg manövriert besser als Sie, geben Sie es mir zu, teurer Sir. Aber wir haben Kanonen i Viel mehr Kanonen als die Deutschen. Führen Sie also, verehrter Marschall, den Krieg in Flandern so, daß weder Sie noch Ihre Offiziere, noch die Kitchener- und Derbymänner, sondern allein die Kanonen die Sache entscheiden. Kanonen sind stärker als Bataillone.* Sir DonglaS hält Konferenzen ab. Endlich haben sie'S gefunden. Am 20. September soll das Wunderkind der neuen Taktik geboren werden. Die neue Taktik besteht nur darin, daß man, wie bisher, die deutsche Front ein trommelt, dann aber nicht mit einem Sprung und mit der Parole: Durchbruch! ins Schwarze stürzt, sondern wie der Bauer auf dem Schach brett Zug um Zug vorspringt. Streifen wir endlich, sagte sich Sir Douglas Haig, den französischen Elan ab, seien wir ganz die nüchternen, praktischen Engländer. Die erste Welle marschiert hinter dem Feuerschild, sagen wir 400 Meter, vor, dann legt sie sich hin und wartet, bis die zweite Welle heran ist. Wozu haben wir unser kaltes Blut? Grabt euch ruhig ein, spickt die Zinnen der großen Trichter mit Vickers Gewehren und wartet den deutschen Gegenstoß ab. Kommt er, so laßt ihn ins Feuer laufen. Kommt er nicht, dann schiebt der Feuerschild sich weiter und die zweite Welle marschiert hinterher. Immer hübsch langsam, nicht schneller als 30 Meter in der Minute, langsam aber sicher wie der Eisbrecher. Später schicken wir die dritie und vierte, vielleicht auch noch eine sechste und achte Welle nach. Es soll eine Schlacht aus dem Hintergrund werden. Die Kanonen sind die unsichtbaren Schrittmacher. Die braven Kitchener- und Derbymänner sollen kein deutsches Bajonett in die Nippen kriegen. Wie ein Schneepflug werden sie sich Gassen brechen. Das Ganze muß einen Namen haben, «ennen wir es die wandelnde Festung. Wir Deutsche, Sir Douglas, wollen dich nicht verkleinern. Du hast deine Kanonen übermacht mit der neuen Taktik restlos aus- «enutzt. Das verkennen, hieße den Helden mut unserer Truppen beleidigen. Die Elefanten des Pyrrhus haben, wer wollte das leugnen, die ersten Glieder der römischen Phalanx zer stampft. Deine Tanks, diese Verkörperung der Maschinenseele deines Heeres, haben an der Spitze deiner Briten, Schotten, Australier und Neuseeländer die erhofften Buchten in die deutsche Linie gewuchtet und, was die Probefchläge des Hammers am 20. und 26. September nicht vollbracht haben, der gewaltige Schlag am 4. Ok tober hat unter Regen und Sturmböen deine versumpfenden Krieger auf die heißbegehrten flandrischen Höhen getrieben. Aber nehmen wir einmal diese scheinbar musterhafte Taktik unter die Lupe. Du wolltest die Bewegung, das Urelement der Schlacht, ausschallen. Der Manövrierkunst des aus fridrizianischem Genius gewachsenen Heeres mit deinem Feuerschild die Barrikade Vorhalten. Das lange Trommeln der früheren Schlachten hatte dem deutschen Gegenstoß den richtigen Weg gewiesen, du versuchtest deshalb mit kurzen Trommelschlägen uns in die Irre zu sühren. Was war der Erfolg ? Unsere Divisionen haben — freilich war's ein Wunder an Helden mut — den Feuerschild unterlaufen, haben auf den Höhen von Poelkapelle, Zonnebeke, Bekelaere und Gheluvelt deine Bullen an den Hörnern gepackt und daS erzwungen, was du vermeiden hast wollen: die Jnfanterieschlacht. Deine Sturmtruppen hatten Befehl, nach den ersten 400 oder 700 Meter sich hinzulegen, Vas Katlel seiner 6ke. 12s Nomon von Ludwig Hasse. (Fortsetzung.) „Wenn er aber erfährt. . . ?" „Ei, zum Kuckuck, dann mag er's erfahren! Ter Verwandtschaft braucht er sich doch wahrlich nicht mr schämen." Mißmutig nahm der Fürst seine Promenade im Zimmer wieder auf, während Margit mit tränenschweren Augen in den Park hinaus sah. Nach einer Weile setzte sich der Fürst neben sie, nahm ihre Hand, die er zärtlich streichelte, und sagte in weichem,'milden Tone zu ihr: „Hat sich meine kleine Margit über ihren alten Pa zu beschweren?" Sie legte den Arm um seine Schulter und schmiegte sich an ihn. „Nein, mein lieber, guter Pa . . ." „Sieh, mein gutes'Kind," fuhr , der Fürst leise und sauft fort, „ich habe da ein großes Unrecht gut zu machen, was ich einst an deiner Mutter begangen habe. Ich kann ja jetzt mit dir darüber sprechen, du Haft ein Jahr in der großen Welt gelebt lind hast mancherlei gesehen und erfahren, was dir bislang in deiner Schweizer Pensionseinsamkeit verborgen ge blieben. Laß mich dir die Geschichte deiner Mutter erzählen . . Margit schmiegte sich inniger au ihn an. „Ja, mein guter Pa, erzähle mir von meiner Mutter," bat sie. „Ich war Botschafter in Vari?,* Hub er an, indem er das Haupt Margits an seine Brust detteie, daß sie nicht jein ernstes Gesicht fetzen und sie taten's gern. Aber deine eigenen ge fangenen Offiziere entrüsten sich über verhaßte Gelegenheiten. Ganze Bataillone, die vermeint lich freies Feld vor sich hatten, dursten nicht vorwärts, weil die Nachbarn befehlsgemäß auf dem Bauch lagen. Der wandelnde Feuerschtld ist auch ein wackliger Apparat. Zwar hast du in den Vortagen der Schlachten ganze Nester von Batterien vorgeschoben, hast Förderbahn schienen und Schwellen bei den Geschützen auf gestapelt. Aber, wie die Artillerie nun mal ist, der rechte Drang nach vorwärts fehlt den braven Leuten. Das deutsche Vernichtungs feuer lockte sie nicht gar sehr. Und deine ge fangenen Offiziere schimpfen über die Feld- artillerie, die sie nicht gesehen haben. Du hast Bombengeschwader über unser Hinter gelände gejagt. Der Erfolg? Belgische Bürger fuhren ms Jenseits, flämischer Haß ballt die Fast gegen England, aber keiner unserer Mu nitionszüge ist entgleist. Deine Schlachtstaffeln sollten wie die Pfeile des Xerxes die Sonne verdunkeln. Der Erfolg? Unsere Albatrose haben dreimal so viele heruntergeholt nach der Weise: viele Hammel sind der Wölfe Lust. Aber wozu über Taktik reden? Weder Technik noch Taktik entscheiden däs titanische Ringen der beiden mächtigsten Völker Europas. Ihr wollt die Kanonenschlacht, wir wollen die Jnfanterieschlacht. Ihr schwört auf die Ma schine, wir auf die Zucht und das heldenmütige Herz des Musketiers. Was wird stärker sein? Kanonen oder Bataillone? verschiedene Uriegsnachrlchten. Was sie zugeben. Die englischen Angaben für die letzte Woche lauten: Versenkt wurden 17 Schiffe über 1600 Tonnen und acht unter 1600 Tonnen. Sieben Schiffe wurden vergeblich angegriffen. — Die ,Neue Zürcher Zeitung' berichtet aus dem Haag: In der zweiten Oktoherwoche ist ein einziges Schiff in den Rotterdamer Hafen eingelaufen, keines ausgelaufen. Somit ist in Rotterdam zum erstenmal wieder seit drei Wochen eiw Fahrzeug eingetroffen, was die Wirkung des verschärften U-Boot-Krieges am besten kennzeichnet. * Erholung vom Luftschiffschrecken. Die Anordnung, sämtliche Volks- und Bürgerschulen der Grasschaft London sür eine Woche zu schließen (vom 22. bis 29.), hat in London große Überraschung hervorgerufen. Als Grund wird angegeben, daß sich Lehrer wie Schüler von der durch die deutschen Luftangriffe bewirktenErschöpfung erholen müßten. * Die „mustergültige" Ostseeflotte. Die Petersburger Telegraphen-Agentur schreibt: Nach Meldungen aus sehr zuständiger Quelle ist dieLage in derOstseefür uns günstig. In den letzten zwei Tagen ist es nicht zu Kämpfen gekommen. Unsere Flotte befindet sich in vollkommener Bereitschaft und schützt wachsam den Eingang zum Finnischen Meerbusen. Das Leben in Helsingfors ist das gewöhnliche und wird durch die Ankunft von Schiffsbesatzungen, die an den letzten Kämpfen teilnahmen, belebt. Sie zollen einstimmig dem Admiral Razwoziw Lob, der es verstanden hat, die Schiffe unversehrt aus dem Moonsund unter besonders schwierigen Umständen zurückzuziehen. Man hält die Siadt von See her nicht für bedroht, es sind keine Maßnahmen zur Räumung getroffen worden. Man hat nur den Familien der Beamlen ge raten, die Stadt wegen Lebensmitlelmangels zu verlassen. Von Lsel zurückgekommene Artilleristen stellen die glänzende Haltung der Küstenbatterien der Marine fest, die so lange, wie es möglich war, schossen. poliMcke Kunälckau. Deutschland. * Unter den Gerüchten über die Lösung der inneren Krise ist besonders die aus sonst gut unterrichteten Kreisen stammende Nach richt interessant, daß Herr v. Valentini, der konnte, „als ich deine Mutter kennen lernte. Madelaine Garnier war Schauspielerin an dem Tbsatrs Franeais, eine große, berühmte Künstlerin, die durch die Wiedergabe großer tragischer Rollen alle Welt Hinriß und begeisterte. Dabei ruhte kein Flecken auf ihrem Namen. Ich lernte sie in dem Salon des Schweizer Ge sandten kennen — sie war leibst Schweizerin — und ihre Schönheit, ihr Geist, ihre wahrhaft vornehme Gesinnung machten einen tiefen, un auslöschlichen Eindruck auf mich. Auch ich schien Eindruck zu machen — du lieber Gott, ich bin ja jetzt nur noch eine Ruine gegen jene Zeit vor 25 Jahren . . ." „Nein, nein, Pa — du bist noch immer ein schöner Mann." „Ein Greis mit weißen Haaren — doch lassen wir das. Kurz — wir fanden Gefallen aneinander und dieses Gefallen wuchs zu einer alle unsere Sinne beherrschenden Leidenschaft an. Ich war verheiratet — ja — aber meine unglückliche Frau konnte mir nichts mehr sein, seit der Geburt unseres zweiten Sohnes war sie gelähmt und — schwachsinnig — sie verbrachte ihr trauriges Leben in einer Nervenheilanstalt, die ihr allen nur denkbaren Komfort bot, aber der Leiter der Anstalt hatte mir mitgeleilt, daß die Unglückliche, die keinen Menschen mehr kannte, auch mich und unsere Söhne nicht, dem Tode entgegen siechte. Das mag mir zur Ent- ! fchuldigung dienen, daß ich mein Herz dieser Leidenschaft öffnete. Nicht zu entschuldigen aber t war es, daß ich deine arme hochherzige Mutter s bestürmte, die Meine zu werden, ehe jenes ältere i Band durch den Tod gelöst war, und ich der Chef des Zivilkabinetts, sich mit Rücktritts- absichten trage. Im übrigen ist die Lage unverändert. Die Mehrheitsparteicn beharren anscheinend bei ihrer Auffassung, daß Dr. Michaelis die Reichsgeschäsle nicht weitersühren könne, der Reichskanzler selbst aber und die Umgebung des Kasters find nicht dieser Meinung. Die interfraktionellen Besprechungen, in denen vorläufig ein fest umrissenes Programm für die innere und äußere Politik aufgestellt worden ist, werden fortgesetzt. Die Vertreter der Mehr heitsparteien haben übrigens ihrer Anschauung, daß die Krise nicht gelöst ist, dadurch Ausdruck gegeben, daß sie den Zentrumsabgeordneten Trimborn mit einem neuen Auftrag an den Chef des Zivilkabinetts entsandt haben. Abg. Trimborn hatte auch eine Unterredung mit dem stellvertretenden Reichskanzler Dr. Helfferich. * In der letzten Bundesratssitzung gelangten zur Annahme der Entwurf einer Be stimmung, betr. den Betrieb der Anlagen der Grobeisenindustrie, der Entwurf einer Verord nung zur Abänderung der Verordnung über die den Unternehmern landwirtschaftlicher Betriebe für die Ernährung der Selbstversorger, der Ent wurf einer Bekanntmachung betr. Aufhebung der Bekanntmachung über die Veranstaltung von Lichtspielen. *Die Aufbringung neuer Steuern ist ohne Zweifel nach dem glänzenden Ergebnis der siebenten Kriegsanleihe notwendig geworden, um beizeiten für die neue Verpflichtung des Reiches Deckung zu schaffen. Ob neue Steuer vorlagen dem Reichstag bereits in der bevor stehenden Tagung, in der auch der Reichshaus haltsplan sür 1918 zu erledigen sein wird, zu gehen sollen, unterliegt noch der Erwägung. Jedenfalls liegt eine große Anzahl mehr oder weniger ausgearbeiteter Steuergesetzentwürfe inm Reichsschatzamt bereit. Weitere sind in der Aus arbeitung begriffen, und eS wird darauf an kommen, sie zu prüfen, zu sichten und gegebenen falls eine geeignete Auswahl zu treffen. Österreich-Ungorn. * Im ungarischen Abgeordnetenhause hielt Graf Tisza zur Friedensfrage eine längere Rede, in der er u. a. anssührte: Es ist ein ernstes Hindernis des Friedens, wenn die Forderung eines Friedens um jeden Preis erhoben wird Nach den Enthüllungen im Suchomlinow-Prozeß ist es für jedermann klar, daß die Entente Angriffsabsichten verfolgte und daß all ihr Sinnen und Trachten auf eine Er niedrigung Deutschlands und die Austeilung der österreichisch-ungarischen Monarchie gerichtet ge- wefen ist. Ist es unter solchen Umständen wohl gestattet, da den Schein zu erwecken, als ob unser deutscher Bundesgenosse ein Hindernis für den Frieden sei? Polen. *Wie mit Bestimmtheit verlautet, ist ein weitgehender Amnestie erlaß für Polen in Vorbereitung. Fürst Lubomirski hat den Auftrag erhalten, alle Gefangenenlager zu be suchen, in denen Legionäre untergebracht sind. Unter den ehemaligen Legionären soll sich ein bedeutender Gesinnungswechsel vollzogen haben. Die Entlassung der Internierten soll sich all mählich vollziehen. Zunächst sollen Minder jährige und Söhne selbständiger Landwirte zur Entlassung kommen. Frankreich. * Das Ministerium Painlevs wird nach der Ausschiffung Ribots noch immer als UbergangSkabtnett betrachtet, weil die Sozialisten ihm ihre Mitwirkung versagt haben. Sie halten von Barihou ebenso wenig wie von Ribot. Die Zeitungen sind darin einig, daß die Krise fortbestehe. England. * In einer Rede zu Portsmouth sagte Carson, daß England nie von D eutschland ein Friedensangebot erhallen habe. England werde im übrigen ohne Zustimmung seiner Do minien keinen Frieden schließen. Er ließ dann eine Reihe von Beschimpfungen Deutschlands folgen und schloß: „Welche Art von Frieden kann es geben, solange Deutschland im Besitz des eroberten Gebiets bleibt? Solange das Preußentum bestehen bleibt, würde es nur ein Frieden auf dem Papier, aber kein wirklicher Freiheit zurückgegeben war. Gewiß, ich wollte deine Mutter zu meiner Gattin machen! Aber ich hätte mit meiner Bewerbung warten sollen, bis es mir möglich war, mein Wort ein zulösen. Deine arme Mutter war zu hochsinnig, zu hochherzig, sie liebte mich zu innig, um an meinem Wort den leisesten Zweifel zu hegen. Sie ward die Meine aus vollem, freudigem, liebendem Herzen, noch ehe der Tod meine unglückliche Gattin abberusen hatte. Wir waren glücklich, Margit. — Ein glückliches, seliges Jahr verlebten wir in dem verborgenen Nestchen bei Paris, das ich meiner Madelaine eingerichtet hatte, da rief mich der Tod meiner unglücklichen Gattin auf einige Zeit nach Österreich; vier Wochen dauerte mein Aufenthalt in Wien und auf meinen Besitzungen in Böhmen, ich bereitete in der Stille alles zu unserer Vermählung vor, ich reichte meinen Abschied ein, denn ich wußte wohl, daß ich nach der Vermählung mit Made laine den hohen Posten in Paris nicht mehr bekleiden konnte, ich wollte mich mit 'ihr auf meine Schlösser in Böhmen zurückziehen, meine Stellung in der Welt war unabhängig genug, um auch unabhängig handeln und leben zu können, meins Stellung würde auch Made- laines Vergangenheit und daß sie die Meine geworden, ehe der Priester unsern Bund ge segnet, in Vergessenheit gebracht haben — wie viele Aristokraten hatten nicht schon Damen der Bühne geheiratet! — kurz, ich hoffte auf ein neues Glück an der Seile Madescuues, die ich mit dem ganzen Glanz ihrer neuen Stellung als meine Gattin umgeben wollte, ich rüstete mich, sie heim zu holen, da erhielt ich die Friede sein. Der Sieg Deutschlands würde die Niederlage der ganzen Union von Demokratien in der Welt bedeuten. Frieds kann nur werden durch den Sieg der Entente." Amerika. * Die soziali st ische Partei der Ver. Staaten tritt, nachdem die kriegssreundlichcn Elemente ausgeschieden sind, geschlossen gegen den Krieg'auf. Aber auch sonst mehren lich die Stimmen, die sich .gegen den Krieg erklären. So sind u. a. die.Bürgermeister von Neu-Ulm und der Staatsanwalt dieser Stadt von dem sogenannten „Sicherhestskomitee" wegen friedens- freundlicher Reden zum Rücktritt gezwungen worden. Die Entlassungen von Männern in öffentlichen Stellungen wegen ihrer Stellung nahme gegen den Krieg mehren sich von Tag zu Tag. Der Feldherr im Weltkriege! Neutrale Worte über Hindenburg. Hindenburgs Größe und Erfolge, im Angriff wie in der Verteidigung, sind nicht allein deut scher Glaube, auch im neutralen und feindlichen Auslande wird er mit immer sich verstärkender Bewunderung als der lenkende Geist des ge waltigen Vöikerkrieges anerkannt, der die Ge schehnisse auf allen Kriegsschauplätzen regelt und bestimmt. Er ist der ruhende Pol in der Erschei nungen Flucht. Während sich in den seindlichen Ge neralstäben die Kräfte verzehren und ablösen, ist Hindenburg geblieben und bleibt Hindenburg. In seiner ehern-ruhigen Gestalt, in der riesen haften Größe seines Feldherrugenius, seiner Entschlußkraft und seiner unbeirrbaren Zielsicher heit verkörpert sich, wie große geschichtliche Ge stalten immer das Symbol der von ihnen ver tretenen Sache sind, die innere Gerechtigkeit des deutschen Kampfes und die Größe des Deutsch tums selbst, das in diesem Ringen um Sein oder Nichtsein heldenhaft das Schwerste auf sich nimmt. Der überragenden Bedeutung Hinden burgs wird das in Christiania erscheinend^ Morgenbladet' gerecht. Es schreibt: „Krieg ist der große Wertmesser der Mensch heit — der Nationen sowohl wie der Indi viduen. Wie Diogenes mit seiner Laterne geht er umher, um nach Menschen zu suchen, nach Menschen, die dazu geeignet sind, Führer der anderen zu sein während der schwersten Probe, auf die sie überhaupt gestellt werden können. — Das Licht der Laterne fällt auf einen Namen und läßt ihn plötzlich aufleuchten aus dem Dunkel seiner Umgebung. Namen sind es manchmal, die außerhalb eines ganz engen Kreises bisher unbekannt waren, ost ganz neue Namen, die vorher überhaupt noch nicht genannt worden waren, sehr oft auch Namen ganz junger Männer. Manchmal leuchtet der Name nur einen kurzen Augenblick auf, das Licht flackert — es streifte fein Schein nur den Mann; wie ein Meteor stieg sein Name auf, um dann wieder in dem Dunkel zu verschwinden, aus dem er emporgetaucht war. Der Mann starb, wurde verwundet, hielt nicht, was er ver sprach. Der Diogenes des Krieges ist ein un geduldiger Herr, der nicht Zeit hat, sich mit einem von ihnen lange zu be schäftigen. Er geht weiter mit flackernder Laterne und sucht nach einem Manne — d e m Mann. Aber wenn er ihn gesunden hat — den Rechten gefunden hat, dann leuchtet das flackernde Licht in der Laterne auf, übergießt ihn mit strahlendem Schein, den man steht bis ans Ende der Welt und der seinen Weg auch in die dunkelsten Ecken und Winkel hinein findet. Und da flackert das Licht nicht länger, da strahlt cs stark und rein und in ruhigem Glanz und webt mit seinem Ewigkeitsschimmer einen Glorienschein um den Namen, daß er leuchtet durch alle Zeiten hindurch. Während des gewaltigen Krieges, der nun schon ins vierte Jahr hinein dauert, sind viele solcher Namen von dem Lichtschein aus der Laterne des Diogenes des Krieges getroffen worden. In allen Ländern war das so. Aber keiner ist so in seinen Brennpunkt hineingekommcn wie gerade der Hindenburgs. Es webt kein solcher Märchenglanz spielender Farben um ihn wie beispielsweise um den Namen Napoleons. Der Glanz um Hindenburgs Namen ist ruhig und rein, aber seine Leuchtkraft ist sehr stark." Nachricht deiner Geburt, Margit—^ ich eilte nach Paris und — ich kam noch gerade zur rechten Zeit, um meine sterbende Madelaine in die Arme zu schließen." Der Fürst schwieg und bedeckte die über strömenden Augen mit der Hand. Tief erschüttert umschlang Margit seinen Nacken und legte ihre weiche, tränenfeuchte Wange an seine Wange. „Mein armer Vater, was mußt du ge litten haben ..." Er preßte sie saust und innig an sich. „Mein Schmerz war grenzenlos, Margit," fuhr er nach einer Weile mit bebender Stimme fort. „Noch jetzt krampft sich mein Herz schmerz lich zusammen, wenn ich an jene Zeit denke. Was ich die ersten Tage tat, wie ich die ersten Wochen verbracht, ich weiß es nicht — ich glaube, ich habe in dumpfer Betäubung dahin gelebt. Der Schweizer Gesandte, ein braver, edler Mann, der allein von meinem Verhältnis mit Madelaine Kenntnis hatte, stand mir in jener Zeit als wahrer Freund zur Seile. Sei» Wort richtete mich auf, sein Wort tröstete mich, sein Wort führte die Vorwürfe, die ich mir selbst machte, auf das richtige Blaß zurück, er wies mich auch zuerst darauf hin, das; es eine Pflicht der Toten gegenüber sei, iür dich, unser Kino, zu sorgen. BiS dahin hatte ich an dich, meins arme Margit, kaum gedacht — jetzt ließ ich mir dich bringen und schwur aus dein reines, un schuldiges Kinderhaupt, daß üb au die gut machen wollte, was ich an deiner Blutter ver- brachen, daß du trotz allen', meine Tochttr st?:, solltest, daß ich dich stets wir meins Tochlsr
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