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Allgemeiner Anzeiger : 01.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
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- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191712019
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-01
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 01.12.1917
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Un äer engUfcken front. In Italien ist nach den schwierigen Gebirgs- kämvjrn der letzten Tage und nach den ver geblichen Gegenangriffen der Italiener bei Asiago eine Kampipause eingetreten. Unsere Truppen haben hier setzt an der gesamten Front starke Stellungen inne, die unserer Heeresleitung gestatten, die Pläne für weitere Unternehmungen an irgend einer Stelle der Front nach Belieben und ohne Störung durch den Feind zu fassen. Die Gründe für die Kampfpause sind vor der Hand noch nicht er kennbar, aber bedeutsam ist für die Weiter entwicklung der Operationen allein die Tatsache, daß unsere Heeresleitung die Initiative völlig in der Hand hat. Während somit hier zu der schwersten Ent täuschung unserer Feinde ein vollständiger Sieg unserer Waffen durchgesührt werden konnte, trafen die Engländer umfassende Vor bereitungen, um an der englischen Front zu einem groß angelegten Entlastungsstoß an zusetzen. Sie erwählten diesmal ein anderes Kampfziel, indem sie den Hauptangriff gegen Cambrai richteten. Es handelt sich um den Frontabschnitt zwischen Arras und St. Quentin, wo die Engländer ihr Kriegsglück aufs neue versuchten, eben diesem Haupikriegsschauplatz waren noch nördlich und südlich davon Neben schlachtfelder bei Riencourt und Bendhaille zu verzeichnen. Schon die gesteigerte Artillerie tätigkeit an den von Bapaume und Peronne nach Bapaume führenden Straßen zeigte, daß die Engländer in dem Raume Halbwegs zwischen Arras und St. Quentin große Ziele verfolgten. In unserem Heeresbericht wird darauf hin gewiesen, daß Cambrai das große Ziel der beabsichtigten Durchbruchsschlacht war. Die Eng länder wollten offenbar der Welt zeigen, daß auch ihnen einmal eine Durchbruchsschlacht in dem großen Stile der Mittelmächte gelinge. Die bitteren Worte Lloyd George? über den großen englischen Jubel bei kleinen Erfolgen sind viel leicht auch für die englische Heeresleitung ein Anreiz gewesen, den Minister präsidenten zu zeigen, was englische Soldaten vermöchten. Darum wurde wiede rum mit einem ungeheuren Masseneinsatz von Kriegsmitteln aller Art gearbeitet. Ohne neuen Gedanken sollte die reine Massenwirkuug das schaffen, was bei den deutschen Truppen der Geist der Führung und die Seele der Sol daten bewirkten. Es zeigte sich aber aufs neue, daß die Masse allein zu Erfolgen von durch schlagender Kraft nicht verhelfe. Zwar gelang es den Engländern auf dem Hauptschauplatze des großen Angriffes Gelände zu gewinnen und die darin liegenden Ortschaften wie Graincourt und Morcoing zu besetzen. Dabei fiel auch ein Teil des eingebauten Ge- schützmaterials in ihre Hände. An allen anderen Stellen aber wurden sie ebenso erfolgreich ab gewiesen wie die Franzosen, die sich auch zu einem Angriff ausrafften. Dis geringe Anzahl von Quadratmetern zerwühlter Granattrichter, welche der Feind besetzen konnte, stehen wieder in einem ungeheuren Mißverhältnis zu den ge waltigen Eroberungen, welche unsere Truppen im Laufe weniger Tage in Italien machen konnten. Dadurch beleuchtet der neue englische Angriff die Größe unseres Sieges zwar un- freiwillig, aber darum nicht weniger hell. Zwischen Fontaine les Eroisilles und Nien- court, wo auch heftige Angriffe erfolgten, kam der Feind nicht über unsere erste Linie hinaus. Da auch auf dem Hauptkampfplatz der Stoß durch unsere Reserven aufgefangen werden konnte, so ist dieser neue englische Angriff in leinen weitgesteckten Zielen trotz der aufgebotenen Massen ebenso mißglückt wie alle bisherigen Unternehmungen. verschiedene Nriegsnschnchten. Wer verseucht die neutrale» Gewässer durch Minen? Die Zahl der im Oktober d. Js. an die holländischen Küsten angeschwemmlen Minen be trägt 750. Auch dieses Mal fällt der größte Teil der abgetriebenen Minen aus England, nämlich 698. Dagegen ließen sich nur zwei auf französischen und acht auf deutschen Ursprung zurücksühren. Die übrigen 42 Minen waren nicht mehr bestimmbar. Die Besorgnis Hollands wird noch gesteigert durch die Tatsache, daß allein vom September bis Oktober d. Js. laut der amtlichen Statistik die Zahl der Minen von 414 auf 750 sich erhöht hat, von denen die englischen von 359 auf 698 stiegen. — Man ersieht hieraus also, wer die Gewässer der Neu tralen mit Minen verseucht und so die freie Schiffahrt direkt verhindert. * Wo bleibt die englisch-französische Hilfe? Die Pariser Presse weist auf den Ernst der Lage der italienischen Armee zwischen Brenta und Piave hin. .Petit Parisien' schreibt: Der italienische Widerstand an der Piave be schwöre die Gefahr, die die Flügel bedrohe, nicht. Die anderen Blättern vertreten die gleiche Ansicht. Zur Hilfe der Alliierten erklärt das Blatt anschließend, man dürfe nicht überrascht sein, daß die sranzösiich-englischen Verstärkungen noch nichts von sich hören ließen. Es sei nicht rötlich, sie in kleinen Paketen in die Schlacht zu werfen. Die italienische Presse meint, die Truppen Cadornas hätten das Menschenmögliche geleistet. Jetzt sei aber die Beteiligung eng lischer und französischer Truppen dringend not wendig. AuS Italien in Lugano eingetroffene Reisende erzählen, daß sich die Hoffnungs losigkeit im italienischen Volke immer mehr vergrößere. Atan glaubt kaum, daß die Entente- Hilfe rechtzeitig genug eingreifen werde, um den Zusammenbruch des italienischen Widerstandes zu verhindern. -j- Ter französische Oberkommandierende. Entgegen anderen Meldungen verlautet mit Bestimmtheit, daß G e n e ra l F a y o l le tat sächlich das Oberkommando der an der italieni schen Front kämpfenden Truppen itinehat. Zwischen England und Frankreich bestehen noch Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob die englischen Hilsstruppen dem Kommando des französischen Generals unterstellt sind. Politische Aunälckau. Deutschland. *Die Gesetzentwürfe betreffend die Ab änderung des Wahlrechts zum preußischen Abgeordneten Hause und über die Reform des preußischen Herren hauses haben nach halbamtlicher Meldung nun mehr die Unterschrift des Königs erhalten. Bereits in den nächsten Tagen sollen sie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Gerüchte von dem Rücktritt des Ministers des Innern, Dr. Drews, sind damit hinfällig geworden. *Die Spaltung der Gewerkschaften als Folgeerscheinung der Spaltung in der Sozial demokratie ist nunmehr vollzogene Tatsache. Aus dem Leipziger GewerkschastSkartell, dem bisher 46 freie Gewerkschaften angehörten, find 8 Ge werkschaften mit 10 374 Mitgliedern ausgetreten und haben sich zu dem „Freien Gewerkschasts- kartell zu Leipzig" zusammengeschlossen. Es sind das die Metallarbeiter, Tabakarbeiter, Asphalteure und Pappdecker, Handlungsgehilfen, Kupferschmiede, Schneider, Steinsetzer und Sattler. Die großen Verbände der Transportarbeiter und Holzarbeiter, die Buchdrucker, Lithographen und Steindrucker und die Fabrikarbeiter haben sich vorläufig der neuen Bewegung nicht angeschlossen. Öfterreich-Unzar».. *Auf eine Anfrage über die Lage in Polen erklärte Ministerpräsident Wekerle im ungarischen Abgeordnetenhäuser „Zurzeit schweben noch Verhandlungen. Ich kann mich daher jetzt nicht über diese eingehender aussprechen, da der endgültige Abschluß dieser Angelegenheit erst mit Friedensschluss erfolgen wird. Ich kann nur versichern, daß die Beziehungen des neuen pol nischen Staates zu unserer Ntonarchie sowie der ganze Komplex dieser Fragen der zuständigen Beurteilung des Parlaments unterbreitet werden wird." Frankreich. * Die Erörterungen in der französischen Presse f über die A u 8 fü hru n g eu Cl eme n c e a n s > find mit Ausnahme der sozialistischen Presse sehr begeistert gehalten. Endlich habe man einen Mann am Ruder, der mit Energie und ohne großen Wortschwall handeln zu wollen scheine. Was seine künftige Negierung anlange, so könne man zuversichtlich seinen Regierungshaudlungen eutgegensehen. Die sozialistische Presse macht Einwendungen, darf aber offensichtlich ihren wirtlichen Ansichten nicht Ausdruck geben. Die politische Zensur, die Clemenceau abschaffen zu wollen erklärte, scheint immer noch am Werke zu sein. ,Zumanitö' und .Journal du Peupleh die die Ansichten der beiden sozialistischen Rich tungen darstellen, vermeiden es, auf den kriti schen Punkt der Erklärungen Clemenceaus be züglich der Gesellschaft der Nationen näher ein zugehen. Sie schreiben nur, daß sie mit Clemen ceaus Äußerungen ganz und gar nicht einver standen sind und daß man wohl mit Bestürzung feststellen müsse, daß Clemenceau einen ganz anderen Standpunkt einuehme wie Wilson, dessen Friedensprogramm eben hauptsächlich aus der Bildung eines derartigen Völkerbundes bestehe. England. * Die zunehmende Friedenspro paganda durch Flugblätter führt im Unter hause zu längeren Erörterungen. Der Staats sekretär des Innern erklärte, die Regierung habe Tausende solcher Flugblätter beschlagnahmt und vernichtet. Gegen einige Urheber sei ein Straf verfahren eiugeleitet worden. Außerdem werde er dem Parlament eine neue Verordnung auf Grund des Reichsverteidigungsgesetzes vorlegen, wonach derartige Flugblätter künftig den Na men der Verfasser und Drucker tragen und die Genehmigung des Pressebureaus erhalten müßten. Mg. Ponsonby betonte demgegenüber, der vorige Premierminister habe im Unterhause erklärt, daß das Eintreten für den Frieden durch Verhand lungen kein Vergehen gegen die Reichsver teidigungsgesetze darstelle, und fragte an, ob die jetzige Negierung einen anderen Standpunkt ein nehme. Die weitere Verhandlung über die An gelegenheit wurde vorläufig vertagt. — Bei der weiteren Beratung des Wahlgesetzentwurfes im Unterhause wurde den verheirateten Frauen vom dreißigsten Jahre ab das Wahlrecht sür die Grasschasls- und Bs- zirksräte verliehen. Das Unterhauswahlrecht erhalten nach einem weiteren Beschluß sämtliche Soldaten und Matrosen, die im Krieg dienten, von neunzehn Jahren an. Die Frauen erhalten weiter noch das Gemeindewahlrecht. Italien. * In vatikanischen Kreisen wird das Gerücht bestätigt, daß eine neue Friedensbot schaft des Papstes an alle Krieg führenden bevorstehe. Die neue Nole werde mehr als die früheren auf die Einzel heiten der Friedensbedingungen eingehsn. In bezug auf Frankreich sollen die Mitteilungen der französischen Kardinöle aus Anlaß ihres Aufenthalts in Rom mitbestimmend gewesen sein. Schweiz. "Die Berner Zusammenkunft von Parla mentariern und Gelehrten zum Studium eines dauernden Friedens hat sich neben anderen Fragen besonders auch mit dem Nationalitätenprinzip befaßt. Für den Grund gedanken des Entwurfs, wonach ein inter nationaler Vertrag die Rechte der nationalen Minderheiten schützen soll, ebenso für die öster reichische Anregung, den Nalionalitätenschutz auf Grund des Personalitätsprinzips des nationalen Katasters zu regeln, sand sich die Überein stimmung der Versammlung. Gewaltsame Ge bietsabtretungen seien zu verurteilen. Bei Ver ständigung der bezüglichen Negierungen über Gebietsabtretungen sei der Wille der Bevölke rung des abzutretenden Gebietes tunlichst zu berücksichtigen. Nutz!««». * Der Pressevertreter der Auslandsdelegation der Bolschewiki an der schwedischen Grenze teilt mit, daß alles ruhig in Petersburg ist und ausgezeichnete Ordnung herrscht. Die Truppen Kerenskis sind nach langem Wider stand auf die Seite des Volkes übergegangen und haben das Dreket der Nationalkommissarien angenommen. In Moskau hat die Revolution des Volkes unbedingt gesiegt. Gegen Kaledin sind 150 000 ukrainische Soldaten gesandt worden, im Rücken Kaledins haben starke Abteilungen den Erfolg der Revolution gesichert. Der Bolschewikikommissar in Tornea teilt mit, daß bis zur Herstellung einer regelmäßigen. Ver bindung Petersburg—Stockholm als offiziell zu betrachtende Petersburger Telegramme über Haparanda durch den Auslandsvertreter der Bolschewiki vermittelt werden. Ob diese von den Bolschewisten verbreitete Darstellung den Tatsachen entspricht, bleibt abzuwarten. A-Mot-Beute im Oktober. 674000 Br.-Reg.-Tonnen. Im Monat Oktober 1917 sind durch kriege rische Maßnahmen der Mittelmächte 674 080 Br.-Reg.-Tonnen des unsern Feinden nutzbaren Schiffsraumsversenktworden. Mit dieser Oktober- beute übersteigt die Zahl des seit Kriegsbeginn vernichteten feindlichen und im FeindeSdienst tätigen neutralen Handelsschiffsraums 12,6 Mil lionen Br.-Reg.-Tonnen. Hiervon entfallen mehr als 7,6 Millionen Br.-Reg.-Tonnen auf die ersten 9 Monate des uneingeschränkten U-Bootkrieges. Man kann sich einen Begriff von der Größe des vernichteten Schiffsraums machen, wenn man den Schiffsraum der Welt, Segler und Dampfer zusammen, betrachtet, der bei Kriegs ausbruch sich auf 49,09 Millionen Br.-Reg.- Tonnen bezifferte. Heute ruht also bereits ein reichliches Piertel desselben auf dem Meeres- gründe. Zum Ausgleich dieser Verluste stehen den Gegnern nur Neubauten und von Neu tralen in ihre Dienste gepreßter Schiffs raum zu Verfügung. Was die Neubauten anbetrifft, ist es den Feinden bisher nicht möglich gewesen, die gewaltigen Verluste auch nur annähernd auszugleichen, und alle Hoff nungen, die sie auf die amerikanischen Schiffs bauten setzen, werden ebenfalls keinen auch nur im entferntesten hinreichenden Ausgleich schaffen. Diese Aussicht spiegelt sich in der feindlichen. Presse fast täglich Wider. Besonders die Schiff- sahrlsblälter brachten in der Mitte des Monats Oktober Bemerkungen, daß sich über die Schiffs neubauten ein auffälliges Schweigen zeigte, und daß die Erwartungen auf die Hilfe der ameri kanischen Schiffswerften sich nicht verwirklichen. Was die Vermehrung durch Erpressungen Neutraler anbetrifft, so läßt sich diese Schraube auch nur bis zu einem gewissen Punkte an spannen, der, wenn auch nicht ganz erreicht, leine nennenswerte Steigerung mehr erhoffen läßt. Auch das neutrale Ausland hat im Laufe des Oktober diese Tatsachen als richtig einer Reihe von Betrachtungen zugrunde gelegt. Auch die Bewertung unserer und der feindlichen An- gaben über die Erfolge des Unterseehandels- krieges wird in einer holländischen Zeitung da hin beurteilt, daß die deutschen Angaben über die Erfolge sehr wahrscheinlich richtig, die An gaben der Gegenpartei aber bestimmt falsch und irreführend sind. Es steht außer allem Zweifel, daß der plan- > mäßig fortgesetzte U-Boot-Krieg die Schiffe schneller vernichtet, als unsere Feinde sie mit dem größten Krästeaufgebot zu bauen vermögen. * Unter dem Titel „Ist der U-Boot-Krieg eine überstandene Gefahr?" beschäftigt sich .Berlingske Tidende' im Leitartikel mit der entsprechenden Äußerung Lloyd Georges in seiner letzten Rede und erklärt, daß diese Äußerung sür neutrale Schiffahrtsnationen von besonderem Interesse^ sei. Diese Äußerung sei selbstverständlich nicht wörtlich zu verstehen und man dürfe keineswegs daraus schließen, daß gegen den U-Boot-Krieg ein Allheilmittel gesunden sei. Das Blatt schließt: „Der Stachel ist der U-Bootwaffe sicher noch nicht genommen, deren Wirkungskraft sich unzweifelhaft beständig erhöht. Ob in gleichem Maße, wie die Wirk samkeit der Bekämpfung, wollen wir ungesagt sein lassen. Es werden kaum im Winter so in die Augen fallende Leistungen, wie es die Torpedierungen im Eismeer waren, vollbracht werden. Aber das Meer ist nun einmal das Meer, es trotzt stets in gewissem Grade der Kontrolle und solange der Krieg dauert, werden die U-Boote sicher beständig Überraschungen be reiten." Vas Rätsel seiner Ske. LOs Roman von Ludwig H ässe. story-rung.) , An was denkst du, Margit?" fragte er liebreich. „Fürchtest du dich vor dem Leben da drüben?" Da schlang sie die Arnie um seinen Hal? sagte: .Nein, nein. Liebster — denke das nicht ..." aber in ihren schönen Augen standen doch die Tränen. „Du weinst?" „Schilt mich nicht, Lieber. Ich muß an den armen Pa denken, er hatte mich so lieb . . . und ich muß ihm so dankbar sein." „Wir wollen ihn lieben und ehren, wie sich's gebührt, Margit," sagte Alexander ernst. „Was du nur von ibm und deiner Mutter erzählt hast, hat mir ein ganz andres Bild von ihm gezeigt. Er ist ein edler, guter Mensch, wenn auch in seinen Staudesvorurteilen besangen — aber wir — wir, Margit — wir müssen freie Memchcu sein." „Du hast recht — aber ich denke doch daran, daß ich ihm, dem Guten, Schmerz be reitet habe." „Wir wollen es gut machen, wenn er unsere Eigenart anerkannt . . ." ' Diekes Gespräch veranlaßte Alexander, seine Enuchinffe und Pläne einer Nachprüfung zu unterziehen. Er hatte diese gefaßt, als er allein stand in der Welt; als er sür niemanden als iär iieh zu wrgen batte. Hetzt hatte er die Sorge sür sein Weib mit übernommen. Durfte er da seinen immerhin etwas abenteuerlichen Plan weiter verfolgen? Er allein hätte sich ja durch die Welt ge schlagen. Aber konnte er es verantworten, die zarte Frau, die unter den reichsten Verhältnissen ausgewachsen war, den rauhen Stürmen der Welt auSzusetzen? Sie, die bisher keine Sorge, keine Not, keine harte Arbeit gekannt, die in den höchsten Kreisen verkehrt und in dem üppigsten Luxus gelebt, in die Wildnis führen, um sie arbeiten zu lassen wie die Frau eines einfachen Landmannes? Ein unbehagliches Gefühl der Furcht und Besorgnis vor der Zukunft übersiel ihn. Und wenn er die schlanke, edle Gestalt seiner Gattin durch den Garten schreiten sah, wenn sie an dem Pianino, das er gemietet Hatte, saß, um mit ihrer schönen Altstimme die Lieder von Schumann und andern Meistern zu singen, oder wenn unter ihren weißen, schlanken Fingern die liefen Töne eines Chopinschen Nocturnos, einer Beethovenschen Sonate, hervorquollen in meister haftem Spiel, dann sah er sie, ohne es zu wollen, in dem Rahmen des alten Schlosses Eiuödt, wie sie dort in dem Musikzimmer an dem prächtigen Flügel saß, oder wie sie durch den herrlichen Park streifte, oder im alten Rittersaal in majestätischer und doch anmutiger Haltung die Gäste empfing. Konnte sich Schloß Eiuödt eine schönere, klügere, edlere Herrin denken als Margit? Seine Gedanken schweiften jetzt öfter denn fr nach Schloß Eiuödt Zurück, und als sie eines Abends achtlos jagte: „Es ist doch schade, daß ich Schloß Eiuödt gar nicht kenneir gelernt l habe ..." da entgegnete er unwillkürlich: „Wir können ja einmal hinfahren . . ." Erstaunt, fast erschreckt, sah sie ihn an. „Meinst du es wirklich so, Alexander?" fragte sie ernst. Er errötete heiß. „Wenn du eS wünschest.. " „Nein, Liebster," entgegnete sie und schüttelte traurig den Kopf. „Es war unvorsichtig von mir, da? zu äußern. Ich weiß ja, daß du Heimweh hast — aber ich will nicht, daß du dir um meinetwillen untreu wirst. Ich bin glücklich, wenn ich bei dir bin, wo wir auch weilen — und ich möchte dich auch glücklich sehen." „Bin ich es nicht, Margit?" „Ich hoffe es, Alex. . . aber ich weiß eS nicht . . ." Da nahm er sich zusammen und zeigte Margit nur noch eine srohe Miene. Aber der Gedanke an Einödt und an Margit als Herrin in dem alten Schloß kam ihm nicht mehr aus dem Sinn. Einige Wochen waren seit der Vereinigung deS Ehepaares verflossen, als Inspektor Petersen telegraphisch seinen Besuch in einer wichtigen Angelegenheit ankündigte. , „Willst du ihn hier in unserer Wohnung empfangen?" fragte Margit. „Gewiß," entgegnete Alexander lächelnd. „Vor meinem alten treuen Petersen brauchen wir kein Geheimnis zu haben, und dich wird es auch interessieren, den treuen Freund meiner Familie kennen zu lernen. Hätte mein Vater auf ihn gehört, würde es mit Einödt nicht so weit gekommen sein." „Dann würdest du aber auch mich nicht kennen gelernt haben." sagte sie lachend. „Wer weiß? Vielleicht hätten wir unS dann unter ganz anderen Verhältnissen ge troffen . . ." „Aber du würdest mich nie zu deiner Fran genommen haben." „Wenn ich dich lieb gewonnen hätte — doch . . ." Margit lachte. „Jetzt kannst du so etwas leicht behaupten," neckte sie ihn. Inspektor Petersen kam am Nachmittag. Alexander ging ihm entgegen, begrüßte ihn aus? herzlichste und führte ihn in den kleinen Salon Margits. „Vor allem muß ich Sie mit meiner Frau bekannt machen, lieber Petersen," sagte er. „Aus meinen Briefen wissen Sie ja, daß ich schon längere Zeit heimlich vermählt war." „Ja, Herr Graf — und wir haben Ms' sehr darüber gefreut. In der Umgegend herrscht natürlich ein Erstaunen." „Das glaub' ich," entgegnete Alexander lachend. „Aber nun kommen Sie zu meiner Fran." Margit empfing den Alten mit liebens würdigster Freundlichkeit. „Alexander hat mir soviel von Ihnen er zählt, daß ich mich herzlich freue, Ihre Bekannt schaft zu machen, Herr Petersen." Zur größten Verwunderung Alexanders Wr Inspektor Petersen durchaus nicht überrascht Md erstaunt, als er sich der anmutigen, hohen und ! vornehmen Fraucugcstalt gegenüber sah. «sfr küßte Margit mit alffräukijcher, steifer Höflich keit die Hand und sagte: - -
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