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Allgemeiner Anzeiger : 21.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191711213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19171121
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19171121
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-21
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 21.11.1917
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verschiedene rtrlegsnachrichten. Itber zwei Millionen Kriegsgefangene in Deutschland. Die Zahl unserer Kriegsgefangenen hat nach dem glücklichen Verlaufe der Kümpfe auf dem italienischen Kriegsschauplatz den Rekordstand von 2 Millionen überstiegen. Diese Ziffer um- faßt nur die in unseren Gefangenenlagern listen- maßig eingetragenen Kriegsgefangenen, unberück sichtigt sind dabei die auf "dem Transport, in Quarantäne, in den Etappen und in den Händen unserer Verbündeten befindlichen, sowie die toten und ausgetauschten Gefangenen. * Die Lage in Mandern. Der Kriegsberichterstatter Gibbs meldet nach Loudon: Die Deutschen leisteten in den füngsten Gefechten heftigeren Widerstand als in der Schlacht bei Passchendaele. So wurde einen ganzen Tag über heftig um Fourant und die Vapor Ferme und bei den Kreuzwegen nördlich dnvon gekämpft. Der Feind hatte anscheinend feine Geschütze erneut gruppiert, denn seine Antwort war heftiger als je zuvor. Einige feindliche Gegenangriffe zwangen uns, einiges erobertes Gebiet zu räumen. Später mußten auch die Kanadier wegen heftigen Feuers das eroberte Terrain preisgeben, aber Passchendaele und Umgebung find fest in unseren Händen ge blieben. * Abschied von Cadorna. Die ganze italienische Presse widmet Cadorna einige kühl gehaltene ehrende Abschieds- worte. Die .Tribuna' hofft, daß die an Cadornas Stelle getretenen neuen Energien, auf die das Volk festes Vertrauen setze, dem Kriege bald eine siegreiche Wendung geben werden. Die Ententemächte seien, seit ihr Ver bündeter im Osten fehle, noch fester als vorher aneinander geschmiedet. ,Giornale d'Jlalta' spricht davon/daß der neue militärische Oberrat der Entente nunmehr dem Vorlücken der Deutschen ein Ziel setzen werde. Dasselbe versichert der .Corriere della Sera', der hinzufügt, daß die Entente sich in Bälde auch energisch mit dem russischen Problem beschäftigen werde. ,Jdea Naziouale' jubelt: „Endlich sind wir auf dem guten Wege!" Von unä fern. Weihnachtspakete nach dem Felde. Damit Störungen des Verkehrs verhindert werden, muß die Annahme von Privatpaketen nach dem Felde, die über die Militär-Paket- ämter geleitet werden, vorübergehend, und zwar in der Zeit vom d. bis 25. Dezember d. Is., eingestellt werden. Frachtstückgüter bis 50 Kilo gramm an Heeresangehörige werden nach wie vor angenommen. Feldpakete an Heeres angehörige in Siebenbürgen, auf dem Balkan und in Italien sind schon im November aufzu- lieiern, so daß sie bis 1. Dezember d. Is. beim zuständigen Sammelpaketamt eintreffen. Die Feldpakete nach der Türkei sind „An daS Sammelpaketamt Breslau", solche nach Bul garien und der Dobrudscha „An das Sammel- iwketamt Leipzig", für die Truppen in Italien, Siebenbürgen und Rumänien nördlich der Donau. „An das Sammelpaketamt München" unlcr Angabe der genauen Adresse zu richten. Keine Weihnachtspfefferknchen. Das Direktorium der Reichsgeweidestelle hat den Be schluß gefaßt, für das Erntejahr 1917/18 Mehl weder zur Herstellung von Keks noch von Leb- und Honigkuchen den Betrieben zu überlassen. Die Pskfierlitchlereieii sind stu» n.cht in der Lage, in diesem Jahre oi sie auf den WeihnachtSmarkt zu bin Eine Säule der L . > ffsverlvste. Ein eigenartiges Schaustück wird binnen kurzem das RibrseuM für Meereskunde in Berlin aufweisen. Atif Veranlassung seines Direktors Prof. Dr. Penck wird eine zweieinhalb Meter breite Säule errichtet, dir den gesamten Tonnengehalt aller Handelsschiffe der Welt darstellt. Von Woche zu Woche werden an ihr durch Pegelstriche die i versenkten Schiffe verzeichnet werden. So wird das Museum sür Meereskunde über die Tätig keit unserer U-Booie genau Buch führen. Geschmuggelte Kleiderstoffe.'"Auf dem Bahnhof in Bocholt kamen mehrere Ballen aus Holland eingeschmuggelter Kleidungsstoffe und Webwaren an, die beschlagnahmt wurden. Die Sendung hatte einen Wert von 50 000 Mark. Mil der Schiebung wird sich das Gericht noch befassen. Gattenmord auf Veranlassung der Geliebten. Der Maurer Richard May aus Altendorf bei Schandau ermordete auf Veran lassung seiner Geliebten seine Frau und warf die Leiche in die Elbe. May und seine Ge liebte wurden verhaftet. Sie haben bereits ein Geständnis abgelegt. Zu den Kämpfe» im Sundgan. Auch im Sundgau ist cs in den letzten Tagen zu heftigeren Kämpfen gekommen. Die ArüUcne- tätigkeit schwoll zu beiden Seiten des Rhein— Ndone-Kanals zu größter Lebhaftigkeit an. Fran zösische Sturmtruppen stießen nördlich und südlich voin Kanal vor. Lei Ammerzweilcr wurde der Feind zurückgeworsen. Westlich von Heidweiler blieben vorspringende Grabenstücks in seiner Hand. Erneute Angriffe der Franzosen brachen verlustreich zusammen. Feuer in einem englischen Kranken hause. Bei einem Feuer in einem Kranken hause in Manchester sind 19 weibliche Patienten umgekommen. Flieger als Handelsreisende. In dänischen Zeitungen sucht eine größere Kopen hagener Firma einen tüchtigen Flieger als Ge schäftsreisenden anzustellen. In der Anzeige ist bemerkt, daß Flugmaschine vorhanden ist. Reiche Geschenke eines norwegischen Schiffsreeders. Dem,Christiania Morgenblad' zufolge hat der dortige Reeder Christoffer Hannevig der Stadt Christiania eine Million Kronen für die Ausführung einer von dem Bild hauer Vigeland entworfenen Fontäne und ferner mehrere Millionen Kronen für den Bau eines Opernhauses auf einem ihm gehörenden Platze geschenkt. Die erste bürgerliche Trauung in Ruß land. In Odessa wurde, und zwar zum ersten Male in ganz Rußland, eine bürgerliche Trau ung vollzogen. Bei dieser Gelegenheit hielt der Bürgermeister von Odessa eine Rede, in der er die außerordentliche Bedeutung des neuen Ge setzes in gebührender Weise hervorhob. Kohlenmangel auch in New Dort. In New Dort werden die Lichtreklamen einge schränkt. Für eine Million Lstrl. Kriegsmaterial durch Fener vernichtet. Im Hafen von Baltimore brachen an fünf verschiedenen Stellen zu gleicher Zeit Brände aus, wodurch Kriegs material im Werle von 1 Million Lstrl. ver nichtet wurde. Man befürchtet, daß zahlreiche Menschenleben verloren gegangen sind. f)anäel unä Verkekr. Der Umfang des PersonengcpäckverkehrS hat zurzeit so erheblich zugenommen, daß er vielfach zu ernstlichen Betriebsschwieiigkeitcn gekühlt bat. Wie die Königliche Eisendahndirektion Perlin öe- kanntmacht, ist insbesondere das Gewicht der em- zelucn Stücke häufig so groß, daß es von den jetzt kör den Gcväckdienst zur Vcisüqung stebcndcn, namentlich den weiblichen Hilfskräften nicht be wältigt werden kann. Um eine Einschränkung diese? Verkehrs herbeizuführen, wird daher mit Gültigkeit ab 15. November d. I. das Gewicht für dar einzelne Gepäckstück auf 5V Kilogramm beschränkt. Dieser Gewichtsdeschränkung unterliegen nicht: Fahr- und Rollstühle, die Kranke oder Gelähmte mit sich führen, Kuriergepäck, Gepäck der Offiziere, Musterkoffer der Geschäftsreisenden, soweit die Musterkoffer in Per- sonenzügcn befördert werden sollen. November. — „Der schlimmste Monat im ganzen Jahr." — In seinem merkwürdigen Roman „Ehestand, Tod und Hochzeit des Ärmenadvokaten F. St. Siebenkäs" schildert unS Jean Paul den No vember des Jahres 1765 wie folgt: „Die Lage dieser Leute (des Ehepaares Siebenkäs) wild immer härter, die Tage ihres Schicksals gehen mit denen des Kalenders vom Oktober in den November, d. h. vom Nachsommer in den Vor winter über, und moralische Fröste und Nächte nehmen mit den physischen zu . . . überhaupt ist schon der November, der die Briten no- vem brisieret, an sich der schlimmste Monat im ganzen Jahrgang, für mich ein wahrer Sep - iembriför; ich wollt', ich hätte den Winter schlaf bis znm Amauge des Christmonats. Der sünsundachlziger November hatte beim Antritte seiner Regierung einen fatalen pfeifenden Atem, eine kalte Hand wie der Tod und eine un angenehme Wolken-Tränenfisiel; er war nicht auszustehen. Der Nordostwind, den man im Sommer so gern als einen Vorboten des Be ständigen Wetters hinter seinen Ohren herlaujen hört, bringt im Herbste bloß eine beständige Kälte mit . . ." In dieser trübseligen Schilderung des Novemberwetters überrascht die seltsame Be zeichnung dieses Monats als „Septembrisör". Mit diesem merkwürdigen Ausdruck, so schreibt uns ein Mitarbeiter, hat es die folgende Be wandtnis: Die Franzosen nannten die Massen morde, die auf Anstifter! Dantons und des Pariser Gcmeinderates im Jahre 1792 durch die sogenannten „Patrioten", d. h. das Ge sindel des Stadthauses vollzogen wurden, „Septembrifades", weil sie im September statt fanden, und bald darauf sanden die Ausdrücke „Septembrisör" und „septembrisieren" Eingang in unserer Sprache. So singt der Graf Moritz Strachwitz in seiner „Germania": „Daß kein Maratt dich verführe und dich dann fepiembrisiere." Was die Bemerkung Jean Pauls betrifft, daß der November die Briten no- vemdrisiert, so ist dies ein sehr guter Witz, der auch heute bei uns seiner Wirkung sicher sein darf, wenn man erst weiß, daß der in Rede stehende Monat noch jetzt bei unseren britischen Feinden der Hängemonat genannt wird. In keinem Lande der Welt treten bekanntlich die Nebel so stark auf wie in England, und sie sind auch dort im November am häufigsten. Die Nebel aber vermehren den Hang zur Melancholie, und man hat statistisch nach gewiesen, daß bei den Engländern die meisten psychischen Zusammenbrüche und die meisten Selbstmorde gerade in dieser Zeit Vor kommen. Jean Paul hat also nicht so unrecht, wenn er unter Anknüpfung an die jedem geläufige Bedeutung des Wortes „dezimieren" behauptet, daß der November die Briten novembrisiere . .. Das kalte, unfreundliche Wetter dieses Monats erweckt uatülich auch bei uns in vielen schwer mütige Stimmungen, und der Wnnsch Jean Pauls, den ganzen Monat zu verschlafen, ist so übel nicht; trotzdem aber gibt man bei uns solchen Depressionen nicht in demselben Um fange nach wie in dem nebligen England. Mehr als je liegen uns heute „Hängegedanken" fern, die wir getrost unseren Feinden über lassen können, denen unsere gewaltigen Erfolge gegen den italienischen Bundesgenossen recht empfindliche moralische Novemberfröste verursachen , dürsten. GerickiskaNe. Berlin. Wegen verbotenen Verkehrs mit Kriegsgcstmgtnen mußte sich eine Frau Anna Welfe vor Vcm Scvöffenaenckt Beilin-Schöncbcrg Verantworten. Sie wurde beschuldigt, «ine« zosen gegenüber den Verkehr nicht auf di« durch dVs Arbeit bedingte Art beschränkt zu haben, sond«mj ihm wiederholt längeren Aufenthalt in ihr«»! Wohnung gewährt zu haben. Ferner sollt» fl» mit- einem Engländer, der sie angeblich heiraten wollt», trotzdem sie bereit» mit einem im Felde stehenden Manne, nach ihrer Behauptung unglücklich, ver heiratet ist, ein LieberverhLltni» unterhalten haben. Da» Gericht verurteilte sie zu sechs Wochen St- fängnis. Halle a. S. Der schon vielfach vorbestrafte russische Arbeiter Anton Oklowski hielt sich im Juni d. Is. in der Umgegend von Halle auf. Er stahl bei einem Bäckermeister in Oberthau 15 Mark bare» Geld, 100 Zigarren und 1800 Brotmarken. Er hatte die Geldkasse mit einer Hacke geöffnet. Der Angeklagte wurde gemäß Antrag des Staatsanwalts wegen schweren Diebstahls zu zwei Jahren Zucht hauS und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Vermischtes. Die Zarenjacht als Bureau. Der Aus schuß der baltischen Flotte in Helsingfors hatte den Marineminister ausgefordert, ihm die frühere kaiserliche Jacht „Standart" zu überlassen, um sein Bureau an Bord des Schiffes einzurichten. Da der Minister die Forderung nicht bewilligte, bemächtigte sich eine Gruppe bewaffneter Matrosen in Kronstadt des Schiffes und führte es nach Helsingfors. Philosophie in der Pariser Untergrund bahn. An den Türrahmen der Pariser Unter grundbahn, so erzählt,L'Oeuvre', hängen seit einigen Tagen Plakate mit der Aufschrift: „Achtung! Überlaßt Eure Plätze den Ver wundeten. Lasset den Raum vor den Türen frei. Die Damen sollen ihre Hutnadeln schützen." In einem mit diesen Aufschriften versehenen Zuge standen drei Damen an der Tür und unterhielten sich über daS Plakat. „Wie egoistisch doch die Leute sind!" bemerkten sie. „Niemand erhebt sich, um den armen Verwundeten Platz zu machen." Die armen Verwundeten aber standen daneben, schielten zu den ungeschützten langen Hutnadeln der Damen und meinten: „Was nützt so ein Plakat, wenn die Frauen sich trotzdem wahre Säbel in die Hüte stecken!" Die Leute aber» die bequem auf den Plätzen faßen, bemerkten: „Seht doch die Frauen und die Soldaten, wie sie den Platz vor der Tür versperren. Auf diese Weise sind die Plakate wirklich überflüssig!" GelunäbeitspNege. Die Muttermale sind angeborene, örtlich be grenzte, durch Fardeveränderung oder Hervor- ragung, über die Hautoberfläche sich kundgebendr Fehler der Haut. Man unterscheidet Pigmenlmale fdunkelgraue, -gelbe oder schwarze Flecken), die weder Schmerz noch Jucken verursachen, und Blut- oder Feuermale. Die Muttermale nehmen seilen mit dem Wachstum des Körpers zu. Erstgenannte können nicht entfernt werden, letztere verschwinden mit der Zeit ost von selbst oder nach sofortiger Behand lung nach der Geburt durch Auslegen von mit Mig- waffer getränkten Kompressen und öfterem sanftem Streichen. Gegen starke Durchfälle Hilst der Absud vor» gerösteten Eicheln. Eichelkaffee ist alS gute» Haus mittel bekannt gegen Skropheln der Kinder, Ab zehrung, Knochenschwäche und englische Krankheit. Er wird mit zwei Teilen Milch vermischt gr-> trunken. In kleinen Mengen genommen, wirkt er stärkend auf den Magen und Darm, indem er die Verdauung anrcgt. In großen Mengen nnd zu stark genommen, bewirkt er aber das Gegenteil. Man nimmt deshalb nur 10 bis 20 Gramm gN röstete Eicheln auf einen Liter Wasser. ' > 1 ».B--—- «y So!äene Morte. Du nennst es Schwäche! Stärke ist cs, sag'ich, die Mutter aller menschlichen Gefühle; wer nicht fein Land liebt, der liebt nichts auf Erden. Shakespeare. Die Natur hat laufend Freude» für des, der sie sucht xnd Mt wsrmrsr Hrr^s m Tempel eintkilt. Schmerz ist der Durst nach Wonnen, Willst du den Durst verfluchen? Er deutet auf den Bronnen: Den Bronnen sollst du suchen. > -- Friedrich Hebbel. „Fast alle . . . eS befinden sich aber auch Poniäts einiger Hochmeister der deutschen Ritterordens darunter." „Ja, ich sehe cs." Dann ging man weiter. „Wo waren die Wohnzimmer deS letzten Besitzers?" fragte der fremde Herr. „Hier!" — Petersen öffnete das einfache Arbeitszimmer des Grafen, an dem sich daS Schlafzimmer nnschloß. ES war noch in dem selben Zustande, wie es Alexander verlassen. Der Fremde sah sich erstaunt in dem ein fachen Raum um. „Benutzte der Graf keine weiteren Zimmer?" fragte er. „Nein, mein Herr. . »Weshalb nicht?" „Der Herr Graf sah keine Gr Zlfchast — er lebte ganz einsam und war sehr fleißig . . „Hm — ich glaubte, dis pekuniären Ver- bäliuisfe des Grafen bätten ihm in den letzteren Jahren eiue größere Bequemlichkeit erlaubt." „Tas wohl, mein Herr. Aber der Herr Graf schien keine Freude an der Geselligkeit zu finden. Er lebte fehr sparsam . . ." „Hm — was war der Graf eigentlich sür ein Herr? Er scheint etwas seltsame Neigungen gehabt zu haben?" „Er war der beste, gütigste Herr, den ich je gekannt habe, mein Herr. Aber ein ge- steimcr Kummer schien in den letzten Jahren auf iom zu laste» — er batte feine. Heiter keit, feinen Lebensmut vollständig vciloren. Nur ans diesem Grunde will der Herr Graf verkauf«!.* „So — und Sie bedauern, einen solchen Herrn zu verlieren?" „Ja, von ganzem Herzen." Dem alten Mann traten unwillkürlich die Tränen in die Augen. Der Fremde sah ihn nachdenklich an. „Sie scheinen rin braver Mann zn sein . . ." „Ich liebe und verehre meinen Herrn, der diese Liebe nnd Verehrung in vollstem Maße verdient. Gott verzeihe denen, welche den armen Herrn unglücklich gemacht haben." Der Fremde räusperte sich und wanbi« sich ab. „Wollen Sie jetzt," sagte er nach einer Weile, „mit dem Herrn Direktor Preßler die Wirtschaftsgebäude besichtigen. Die Felder besichtigung kann später geschehen. Das Schloß sagt mir zu, sind die Wirtschaftsgebäude gut und befinden sich die Felder in gutem Stande, daun werde ich die Besitzung kaufen." Petersen erschrak. „Der Herr kennen die Bedingungen?" „Ja — die Anzahlung wird bar geleistet werden, ebenso werde ich die Einrichtung des Schlosses, wie sie steht nnd liegt, übernehmen und den Kaufpreis bar erlegen. Hoffentlich ist der .Herr Graf damit einverstanden." „Ich denke wohl," entgegnete Peiersen traurig. „Nun, daun gehen Sie — ich werde Sie hier erwarten . . . Preßler!" rief er dann. Ehrerbietig trat dieser näher. Der weiß- bäriige Herr sprach leise zn ihm, der in chr- erbieliaer Halttma rubörte. Dann ent gegnete er einige Worte und Petersen glaubte den Ausdruck „Euer Durchlaucht" ... zu ver- uehmem Er wurde noch trauriger. Wenn der fremde Herr eine solche hohe Stellung einnahm und über so reiche Mittel verfügte, wir eS nach seinen Worten schien, daun war der Verlauf von Einödt so gut wie gewiß. „Schön," sagte der Fremde. „Sie haben mich also verstanden. Gehen Sie nun mit dem Herr» Inspektor — ich erwarte Sie hier." Als sich die beide» entfernt statten, setzte er sich in den einfachen Rohrsessel vor dem Schreibtisch Alexanders, stützte die Stirn in die Hand und blickte nachdenklich vor sich nieder. Nach einer Stunde kamen der Direktor und Inspektor Petersen zurück. Direktor Preßler machte ein sehr befriedigtes Gesicht. „Es ist alles in bestem Zustande, gnädiger Herr," sagte er zu dem Fremden. „Die Wirt schaft verdient in der Tat den Namen einer Musterwirtschaft, der Herr Graf hat aus gezeichnet gewirtschaftet. Wenn sich die Felder in demselben Zustande befinden, dann könnte ich den Kauf nur empfehlen." „Aus die Felder kommt' es mir nicht so sehr an," entgegnete der fremde Herr. „Die kann man leicht wieder hebe». Im Prinzip bin ich also entfchlossen, das Gut zu kaufen." „Wenn ich um Ihren Namen bitten dürfte . . .?" „Direktor Preßler," wandte sich der Fremde an diesen, „ich möchte mit dem Herrn Inspektor allein sprechen. Sie können sich indessen auf den nächsten Feldern etwas umsehen. In einer halben Stunde fahren wir." Der Direktor verbeugte sich und ging. Der alte Peiersen sah den fremden Herrn neugierig an; aber was ihm dieser unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraute, über stieg alle seine Erwartungen. DaS war aller so wunderbar, daß er es nicht geglaubt Hütte, wenn ein anderer eS ihm erzählt haben würde. Aber dem alten vornehmen Herrn mußte er schon glauben, und als ihn dieser fragte, ob er auf seine Unterstützung rechnen dürfte, fazie »< freudig zu. „Sie werden also demnächst von mir hören," beendete der Fremde seine ver traulichen Mitteilungen. „Bis dahin aber gegen niemanden ein Wort von dem Verkauf des Gutes." Petersen legte beteuernd die Hand auf das Herz. Dann begleitete er den Fremden in ehr erbietiger Haltung zu seinem Wagen. Dort verabschiedete sich der vornehme Fremde von ihm. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Als er den Hof verlassen hatte, atmete Petersen lies auf. „Ich danke dir, lieber Herrgott," sprach er sehr bewegt. „Nun muß sich ja alle- zum guten wenden . .." Dann eilte er zu seiner Frau. Er mußte sein Herz erleichtern, und seiner treue» Atte» konnte er ja vertrauen. RS ir lFortsctzung folgt.)
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