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Allgemeiner Anzeiger : 14.11.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191711142
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- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19171114
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19171114
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-11
- Tag 1917-11-14
-
Monat
1917-11
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 14.11.1917
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Menn filcker 6liick baden... Don Dr. Johannes Kleinpaul. In der Geschichte des römischen Kaisers Domitian wird erzählt, daß damals ein Riesen« steinbutt in die Hosküche geliefert wurde, wie er seit Menschengedenken noch nicht gesehen worden war. Akan berief deswegen den Reichsrat zusammen, um darüber zu beraten, was zu tun sei, denn in alles vorhandene Kochgeschirr ging der große Fisch nicht hinein. Die Frage, ob er zerlegt werden dürfe, wurde von den geschmackskundigen Herren verneint, und so mußten denn rasch erst die Töpfer eine riesige Pfanne dafür formen und brennen. Leider erfahren wir aus dieser Erzählung nichts Genaueres darüber, wie groß und wie schwer nun eigentlich dieser Steinbutt war. Aber auch heute noch schwimmt manchmal ein Fischer, der besonderes Glück hat, ein Riesen fisch ins Garn, dessen Zurichtung — im Ganzen — gleiche Umständlichkeiten erfordern würde, wenn wir uns nicht längst gewöhnt hätten, mit kleinen Bissen sürlieb zu nehmen. Ja, es braucht nicht einmal ein Fischer zu sein. Letztes Frühjahr erbeutete in Thüringen ein Spazier gänger in einer Eisspalte einen 20 Pfund schweren Hecht — und gleichzeitig einen Fisch otter, der ihm den Hecht zugetrieben hatte — mit seinem deftigen Stock und trug die doppelt kostbare Beute zu seiner nicht wenig erstaunten Gattin heim. Eine Alt-Dresdener Chronik be richtet jedoch davon, daß im Jahre 1707 in der Elbe ein Hecht gefangen wurde, der 37'/- Pfund wog und — „ganze Kieselsleiner im Leibe hatte". Diese Mär — „lögenhaft to verteilen" — wurde später ein Jahrhundert lang in allen Hausbüchern nacherzählt. Doch was soll man erst zu dem 35 Pfund schweren Hecht sagen, der — in seiner stattlichen Länge von 5 Ellen — im Rathause zu Heilbronn abgebildet ist und — laut beigesügter Inschrift im Jahre 1230 von „Friedrich dem Andern" (Kaiser Friedrich II.) bei einem Fischerfeste in den Nöcklinger See gesetzt und 1497 wieder heraus geangelt und dem Kaiser Maximilian zu Füßen gelegt wurde. Reden die Fischer auch Jäger latein ? Ein Riesenkarpfen von gleich ungeheurem Gewicht (35 Pfund I) wurde tatsächlich erst im vorigen Jahre aus dem Zuger See, in der Schweiz, gefischt. Nach dem Ausweiden — er war prall mit Rogen gefüllt — wog er immer noch 22 Pfund; er hatte eine Länge von 92 Zentimeter und einen Brustumfang von 75 Zentimeter; in der Mittelreihe zählte man 40 Schuppen, deren größte einem Fünfmarkstück gleichkam; ein Gipsmodell des Riesenfisches ist zu ewigem Gedächtnis und als sprechender Be weis der wundersamen Kunde im Fischerei museum in Zug aufgestellt. Auch der Lachs, jetzt unser kostbarster Fluß fisch, erreicht noch in einzelnen Fällen die Länge und das Gewicht der größten Hechte. Lachse, Hechte und Aale können bis zu einem Meter lang, Welse und Störe aber dreimal so lang werden. Ein 16 Pfund schwerer männlicher Lachs, in jeder Hinsicht ein ganz außerordentlicher Prachtexemplar, wurde im Sommer 1914 bei Pirna in der Elbe ge fangen und ist jetzt als prächtiges Schaustück im Königlichen Zoologischen Museum zu Dresden ausgestellt. Der Arbeitslohn der Fischer hält sich indessen, auch wenn sie einmal ausnahmsweise einen solchen Riesenfisch erbeuten, in mäßigen Grenzen. Vor Ausbruch des Krieges wurde beispielsweise ein Pfund Elblachs mit 1 Mark, OstseelachS mit 2 Mark, Rheinlachs mit 3 Mark bezahlt; ob sich aber die Feinschmecker gerade um das Fleisch solcher Methusalems reißen, ist doch sehr die Frage. Ungleich gewinnbringender ist dem gegenüber die Störfischerei, die durch die Aus beute an Kaviar lohnend wird. Da bringt ost ein Fisch 200—300 Mark ein. Leider ist die Störfischerei im letzten Menschenalter erschreckend zurückgegangen, sodaß an unseren meisten Flüssen gar nicht mehr davon die Rede ist; aber ähnliches droht auch hinsichtlich aller andern Fische; so wurde vergangenes Jahr innerhalb des ganzen sächsischen Elbstromlaufs nur noch ein einziger Lachs erbeutet. Während des deutsch-französischen Krieges wurden einmal am Cracauer Anger bei Magdeburg an einem Tage 40 Störe gefangen und das Fleisch um zwei Groschen das Pfund an die dort untergebrachten französischen Kriegsgefangenen abgegeben, weil es an Konservierungs- und Transportmitteln fehlte. Jetzt schwimmt kein Stör mehr soweit stromauf. Von unä ^e^n. Die Papierpreise steigen weiter. Die Preise sür Druckpapier sind sür die Zeit vom 1. November 1917 bis 31. März 19l8, also sür fünf Monate, durch eine Bekanntmachung der Reichsstelle für Druckpapier neu festgesetzt worden. Und zwar erfahren sie eine weitere ganz erhebliche Erhöhung, so daß nunmehr be reits weit mehr als das Doppelte des Friedens preises sür Druckpapier zu zahlen ist. Va^landsverrats verhaftet. Sie hatte einen frWwsischen Kriegsgefangenen, mit dem sie Be ziehungen unterhielt, in ihrer Wohnung be herbergt, wo er von einem Feldwebel fest genommen werden konnte. Beide hatten geplant, nach Holland zu flüchten. Ein feindiiches Grotzkampsflugzcng als Beute eines Güterzuges. Die .Straß burger Pos? teilt folgenden interessanten Vor fall mit: Durch das entschlossene und mutvolle Verhalten des Führers und Zugpersonals vom Güterzug 7417 ist am verflossenen Mittwoch die Besatzung eines feindlichen Großkampsflugzeuges gefangengenommen worden. Der Güterzug kam eben von der Station Rieding und fuhr nach Saarbuckenheim, als der Lokomotivführer Fappe aus Saargemünd ein Flugzeug in geringer Höhe über dem Zug bemerkte und beobachtete, wie es unweit des Bahnhofs auf einer Wiese landete. Er hielt den Zug sofort an und ging Ansicht von Holmem. Der Marktflecken Tolmein im GLrzischen gehört zu den Ortschaften, die durch den Krieg berühmt ge worden find. Tolmein liegt am linken Jfonzo-User, an der SlaatSbahntinie Ntzltng—Triest, es hat Reste eines Schlosses der Patriarchen von Aquilaia, in dem Dante 1319 einen Teil seiner „Göttlichen Komödie" gedichtet haben soll. Während aller Jsonzo-Schlachten ist Tolmein, das eine mächtige Brückenkopsstellung bildet, genannt worden. Bei unserer jetzigen Offensive durchstieß auk dieser Brücken kopsstellung unser Angriff das Befestigungssystem der ersten italienischen Linie und setzte sich von hier aus zu weiterer kraftvoller Entnicklung fort. Rekordziffern ans dem Rheinland. Zwei Einwohner in Rhöns haben für 20 000 Mark Apfel gekauft. In einem Nachbarort von Koblenz kaufte ein Diann ein Grundstück für 800 Mark. Die Obsternte darauf brachte 2100 Mark ein. Ein Winzer kelterte von einem Apfelbaum ein ganzes Fuder Apfelwein. Das Moseldörfchen Pommern hat bei 80 Einwohnern zwei Millionen Mark aus der Weinernte er zielt. Das Weinörtchen Winningen schätzt seine Weinernte auf 6 bis 8 Millionen Mark. Der 1917er besitzt einen ungewöhnlich hohen Zucker gehalt und stellt den 1915er in jeder Weise in den Schalten. Schutzverband der Fachzeitschriften. Ein Schutzverband der deutschen Fachzeitschriften ist mit dem Sitz in Heidelberg gegründet worden. Der Verband bezweckt die Wahrung der wirt schaftlichen Interessen der deutschen Fachzeit schriften. Die deutsche Einheitskurzschrift. Das schwierige Werk der Einführung einer deutschen Einheitskurzschrift dürste Anfang nächsten Jahres vollendet sein. Es soll endlich gelungen sein, ein Einvernehmen zwischen den größten Kurz schriftschulen zu erzielen. Der Mann mit dem längsten Bart, der Rentier Friedrich Engel, ist im Alter von 78 Jahren in Gillrose gestorben. Engel ver dankte seinem stattlichen Bartwuchs, der wie eine Mähne sein Gesicht umwallte, sein Ver mögen, denn er ließ sich als Schauobjekt im Berliner Passage-Panoptikum sehen und erzielte große Einnahmen. Sein Vollbart war über 1'/- Meter lang und schleifte im Gehen noch 20 Zentimeter auf dem Boden. Eine Pflichtvergessene. In Buer-Resse wurde eine Ehefrau unter dem Verdacht des gemeinsam mit dem Heizer und dem Zugper sonal nach der Landungsstelle. Man vermutete ein feindliches Flugzeug und rief deshalb aus geringer Entfernung die Besatzung an, die ge rade damit beschäftigt war, an dem Flugzeug einen Fehler üuszubessern. Nach einigen ener gischen Aufforderungen gab sich die Besatzung gefangen und wurde zur Kommandantur geführt. Von den drei Gefangenen, einem Leutnant und zwei Unteroffizieren, find zwei englischer und einer amerikanischer Nationalität. Das Flug zeug ist infolge der entschlossenen Haltung des Zugführers unversehrt geblieben.s Bannfluch gegen Kriegswncherer. Wie die „Neue Lemberger Zeitung" berichtet, er hielten die Rabbiner des Wilnaer Kreises die Erlaubnis, gegen Kaufleute, die Lebensmittel aus den Städten dieses Kreises ausführen und zu wucherischen Preisen verkaufen, den Bann auszusprechen. Der Bannfluch trifft nicht nur die wucherischen Kaufleute, sondern auch die Käufer, die die ungesetzlichen Preise bezahlen. Ein Opernhaus als Geschenk. Nach nordischen Blättern hat der norwegische Schiffs reeder Christoffer Hannewig der Stadt Christiania Mittel zum Bau und zur vollen Einrichtung eines Opernhauses zurVersügung gestellt. Das Geichenk beläuft sich auf mehrere Millionen. VOlkswWtscdZMcbes» Beschlagnahme und Freigabe von Kork. ES wird daran ermncrt, das; die am 2. September vorhanden gewesenen Vorräte der Kriegswirttchasts- Aktiengesellschaft, Berlin W. 50, Nürnberger Platz 1, zu melden waren. Die von der KricaSrohswff- Abtcilung ausgefertigten Freigabescheine über Frei gabe von Korkholz-Avfällen und den daraus her- geficlltcn Erzeugnisten werden vom 1. November ad durch die Geschäftsstelle der Krlegsrohstoffabteilung für Kork-Abrechnung, Berlin W. 50, Nürnberger Platz 1, vorbereitet und alsdann an die Kriegsroh- stoffabteilung wsitergegeben. GericktskaUe. Berlin. Mit einer Anklage wegen Brand stiftung und Versicherungsbetruges hatte sich da» Schwurgericht zu beschäftigen. Der Angeklagte Schlosser Georg Borchert hatte seine Dreizimmer- Wohnung mit 12 000 Mk. gegen Feuer versicherst Eines Tages, als der Angeklagte nach Landsberg sich begeben hatte, wurde von NachbarSIcuten be merkt, daß auS der Borchertschen Wohnung Rauch herausdrang, der sie veranlaßte, die Feuerwehr herbeizurnsen. Diese fand die Wohnung in einem Zustande vor, der keinen Zweifel darüber ließ, daß beabsichtigt war, die ganze Wohnung in Brand zu setzen. Nach dem Ergebnis der eingehenden Be weisaufnahme svrachcn die Geschworenen den An geklagten des Versicherungsbetruges und der ver suchten Brandstiftung schuldig und billigten ihm nach dem Anträge des R.-A. Liebknecht mildernde Um» stände zu. Der Staatsanwalt beantragte drei Jahre Zuchthaus, das Gericht verurteilte den Angeklagten zu 1V- Jahren Zuchthaus. Würzburg. Die hiesige Strafkammer ver urteilte den Malzfabrikanten Hermann Hüttmann wegen verbotenen Malzhandels und Preistreiberei zu 850 600 Mark Geldstrafe bezw. einem Jahr Ge- sängniS. Vermischtes. Der Befähigungsnachweis. Ein FeH« grauer berichtet der ,Schief. Ztg.' folgendes wahres Geschichichen: Unteroffizier B. war Patrouille gegangen und hat ein hübsches Re sultat erzielt. Er hat nicht nur vorzüglich auf geklärt, sondern auch wichtige Beobachtungen zu melden. Der Kompagnieführer spricht ihm sür seine Umsicht und den Dienst, den er ge leistet, seine Anerkennung aus, kann jedoch die Frage nicht unterdrücken: „Was sind Sie denn im Zivil, etwa Detektiv?" „Nein, Herr Leutnant," lächelt der Gelobte, „ich war aber» als ich diente, Ordonstanz bei Hindenburg . . England ohne Tee. Der Teemangel, der sich neuerdings in schärfster Form auf dem eng lischen Markt bemerkbar macht, versetzt, wie die Londoner Presse hervorhebt, das Publikum i» weit größere Bestürzung als der Mangel an manchen viel wichtigeren Waren. Dies ist erklärlich, da ja bekanntlich in England, fast mehr noch als in Rußland, das Teetrinken zu einer nationalen Gewohnheit geworden ist, und die .Daily News' meinen, daß man körperlich leiden werde, bis man sich an den Teeverzicht gewöhnt habe. „Doch England," so fährt das Blatt fort, „ist früher auch ohne Tee ausge kommen und ohne manche andere, heule an geblich unentbehrliche Dinge. Die Engländer lebten ohne Zucker bis zum 13. Jahrhundert, ohne Kohle bis zum 14., ohne Butter bis zum 15., ohne Tabak und Kartoffeln bis zum 16., ohne Tee, Kaffee und Seife bis zum 17., ohne Regenschirme, Lampen und Puddings bis zum 18., ohne Eisenbahnen, Telegramme, Gas, Streichhölzer und Chloro form bis zuni 19." Dies müsse den Engländern des 20. Jahrhunderts als ausreichender Trost für den Teeverzicht erscheinen! Sogar die Schweine sind für die Alliierten! Wer bisher noch daran zweifeln konnte, daß einzig die Alliierten für eine „ge rechte Sache" kämpfen, wird nun durch ein in der amerikanischen Presse erzähltes Geschichichen endgültig von diesen Zweifeln befreit. In einem Dorf im Staate Indiana, so heißt es in dem Wunderbericht, entstand plötzlich ein großes Un wetter, und gerade in diesem Augenblick wurde die Sau eines Landpächters durch einen Wurf Junger beglückt. Dies wäre an sich nichts Un gewöhnliches, erstaunlich aber war, daß die neu geborenen Ferkel in ihrer Gesamtheit die Farben der Alliierten zeigten. Einzelne waren blau, einzelne weiß, einzelne rot, andere wieder zeigten Tupfen und Streifen wie die ameri kanische Flagge. Der Tierarzt meinte zwar, dies Wunder sei auf das surchibare Gewitter während der Geburt zurückzusühren, die ganze Bevölkerung ist sich aber einig darüber, daß man es hier unbedingt mit einer politischen Offen barung zu tun habe. . „Hier ist aber seine Ehre gar nicht berührt." „Nach deiner Ansicht, die Männer denken eben anders darüber. Mir tut nur die arme Margarete leid ... ihr Opfer ist vergeblich ge wesen." „Eine Versöhnung mit dem Fürsten wird doch wobl möglich sein. Wenn du ihm alles schreibst. . ." „Wer weiß. Vorläufig hat sich der Fürst von Margarete losgesagt. Er ist eben auch ein Starrkopf — eine geschiedene Frau hält er sür unmöglich in der Gesellschaft — im katholischen Wien denkt man in dieser Beziehung strenger als in protestantischen Ländern — und er hatte sich vorgenommen, die Gräfin in diesem Winter bei Hose vorzustellen. Das wurde ihm durch die Scheidung unmöglich gemacht; daher sein Un- WiCr. Er stak ja die Gräfin materiell voll kommen gesichert, aber er will nicht mehr mit ihr zusammen leben. Wenigstens vorläufig nicht. Di» Gräfin steht mithin sür jetzt allein da. Etwas andres wäre es ia geworden, wenn sie sich mit dem Grafen ausgcsöhnt — ich glaube, das wäre dem alten Fürsten ganz recht ge wesen." „Was willst du nun tun?* „Ich werde einige Tage vergehen lassen, damit der Graf sich beruhigt, um danu an ihn zu schreiben und ihm der Wahrheit gemäß alles auseinander setzen. Ich hoffe, daß er sich dann noch besinnt und eine Aussöhnung dennoch möglich ist." „Wenn mir dieses Mal Margarete sich nicht wcijtt-'. Ter Graf hat sie zu tief verletzt und Lele-U.::." - - " „Ah, es sind noch ganz andre Sachen ver geben und vergessen worden, wenn man sich liebt." „Ja, aber ein Wort kann auch die Liebe töten." „Die erste Liebe nicht. — Und nun laß mich allein — ich muß das einmal überdenken, was ich an den Hitzkopf, den Grafen, schreiben will." Die Justizrätin verließ das Zimmer ihres Gatten, und dieser saß lange Zeit in Gedanken versunken da. Die Angelegenheit Margaretens und des Grafen nahmen seine Gedanken ganz in Anspruch. Er hegte für beide ein tiefes Inter esse und sann darüber nach, wie er die Ver söhnung zustande bringen konnte. Er hatte nach seiner Meinung alles so klug und geschickt eingefädelt und bis znm heutigen Tage war jcr auch alles nach Wunsch gegangen. Ms er von dem Fürsten den Auftrag er hielt, nach einem paffenden Gatten sür Mar garete zu suchen, der auf jene allerdings selt samen Bedingungen einzugeheu geneigt sei, hatte er sogleich au Alexander gedacht, den ec gern aus seiner schwierigen, säst hoffnungslosen Lage retten wollte. Zugleich hatte er aber auch schon über Mittel und Wege nachgedacht, diese Schein ehe zu einer wirklichen Ehe zu gestalten. Er kannte Margarete ja von Kindheit auf und wußte, daß sie den Platz an der Seite des Grafen mit Anmut und Würde aussüllen würde. Er hatte schon damals den Versuch gemacht, den Fürsten zu überreden, offene Karten zu spielen: er wollte die Bekanntschaft zwischen dem Grasen und Margarete vermitteln,/ aber _ sowohl - der Fürst wie Margarete hatten sich geweigert. Sie wollte nicht als „gute Partie" auftreten und der Fürst meinte, es solle nicht den An schein haben, seine Tochter sollte „auf den Markt gebracht werden". Wenn aber Graf Alexander geneigt sei, auf die Bedingungen ein zugehen, fo könne er im Grunde genommen, keine ehrenhaften Gesinnungen hegen und einem solchen Manne wolle er seine Tochter nicht geben. Der Justizrat versuchte dann, den Fürsten davon zu überzeugen, daß Alexander ein Ehren- mann sei, der durch sein tätiges, fleißiges Leben die Achtung aller Welt verdiene. Er schilderte auch, wie schwer der Graf unter dieser Scheinehe leide. Der Fürst zeigte sich wenig zugänglich. Da gegen empsand Margarete Mitleid mit dem Grasen, der kluge Jusiizrat hatte sehr wohl er raten, daß Margarete schon bei der Ver heiratung den Graien mit Interesse beobachtet hatte. Aus dem Juieresse konnte auch Liebe werden und so wandte sich der Jnstizrat haupt sächlich an Margarete und überredete sie dazu, selbst unerkannt die Bekanntschaft des Grasen Alexander gelegentlich dessen AusenthaUs in Meran zu machen. Es war alles vorirefflich gegangen. Der kluge Plan des JustizratS schien vollkommen zu gelingen. Die beiden durch eine solch sonder bare Ehe Verbundenen lernten sich kennen und lieben. Einer Vereinigung der Liebenden stand nichts mehr im Wege, nur mutzte man vorsichtig zuwege gehen. - , - - - Da kam dem Justizrat ganz unerwartet der Entschluß Margaretens, die Scheidung herbei- zusühren. Der Justizrat widerriet. Margarete bestand darauf, indem sie darauf hinwies, daß der Graf sie niemals als Gräfin Gallenberg lieb gewinnen würde, wohl aber, wenn er frei sei und sie ihm als einfaches Fräulein Garnier entgegenträte. Der Justizrat mußte da? zugeben und so wurden die Verhandlungen e'mgeleitet, die ein so überraschende» Ende nahmen, herbeigeführt durch das Mißtrauen und die Heftigkeit Alexan ders, der ganz übersah, aus welchem Grund« ihm die Gräfin die Freiheit wiedergeben wollte. Das cklles wollte er dem Grafen schreiben! Wollte ihm sagen, wie hochherzig, wie uneigen nützig Margarete handelte, wenn sie ihm frei willig seine Unabhängigkeit wiedergab — absi der kluge Jurist dachte nicht daran, daß jedei! heimliche Vergehen mit einem gewissen Odiuw behaftet ist, daß es Mißtrauen und Zweise! hervorruft, Mißverständnisse zeitigt; er dacht« in seiner Juristen-Klugheit nicht daran, daß bei Verhältnissen, die auf solch zarter und delikate, (Grundlage ruhten, bei denen so mancherlei tief innerliche Beziehungen und Gefühle obwalteten, nur volle Offenheit, volles Vertrauen zum Ziel« führen können. Das erfuhr er, als er am Abend eine» Brief von dem Grafen erhielt» R, is (Fortsetzung folgt.)
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