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Allgemeiner Anzeiger : 12.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191712124
- PURL
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19171212
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1917
-
Monat
1917-12
- Tag 1917-12-12
-
Monat
1917-12
-
Jahr
1917
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.12.1917
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Von UNÄ ^e^n. Kein Honigkuchen zu Weihnachten. -Der Verband deutscher Schokoladefabrikauten weist darauf hin, daß den Fabriken von der -Neichsgelreidestelle seit langem kein Mehl mehr zur Herstellung von Leb- und Honigkuchen sür 'den Bedarf der Zivilbevölkerung zur Verfügung gestellt wird. Die Fabrikanten können daher keinen Leb- und Honigkuchen für die. Zivil- chevölkerung decken. Auf den WeihnachKpfeffer- ckuchen müssen wir also in diesem Jahre im Interesse einer ausreichenden Brotversorgung verzichten. Sturmschäden in Hamburg. Hamburg ,und das Küstengebiet der Elbe ist von einer Sturmflut heimgesucht worden, die am Sonntag einen Wasserstand von 18 Fuk 1 Zoll brachte, während der Nonnalwasserstand bei Hamburg >8 Fuß beträgt. Der Slraßenbahnbetrieb am Hasen mußte eingestellt werden. Die Feuerwehr war stark in Anspruch genommen, um die über schwemmten Räume vom Wasser frei zu machen. Kriminalität der Jugendlichen im Kriege. In einem von der LeipMer Jugend fürsorge-Zentrale veranstalteten Vortrag berichtete ReichtgerichtSrat Dr. Neukamp über die Krimi nalität der Jugendlichen im Kriege. Die Leipziger Zustände, auf denen er fußte, gelten stür alle deutschen Großstädte. In Leipzig stieg die Zahl der Verurteilungen in dem Jahren 1915 und 1916 von 490 auf 874. In Berlin waren im Jahre 1916 bei den Awäsgerichten und Jugendstraskammern 2681 Fälle zu verzeichnen. ! Eine Stadt ohne Sorgen» Dar 2000 Ein wohner zählende Städtchen Klingenberg a. M. ist einer der glücklichen Orte, wo die Bürger nicht nur von jeder Steuer entbunden sind, sondern jährlich sogar mit einem Betrag aus den reichen Gemeindeeinnahmen bedacht werden können. In diesem Jahre Hot eS so viel ab- geworfen, daß vom Reingewinn nicht nur die ! Steuern der Bewohner gezahlt wurden, sondern daß diesen noch 40 Mark mehr alr im Jahre 1916 bar auSgezahlt werden konnten. Jeder Bezugsberechtigte erhielt bare 440 Mark, und einige Familien, wo mehrere unverheiratete Söhne bereits dar Bürgerrecht besitzen, konnten Beträge von 1320 bis 1760 Mark aus der Gemeindekasse holen. Eine Stiftung Kaiser Karls. Zum bleibenden Gedächtnis an seine Errettung aus schwerer Lebensgefahr hat Kaiser Karl 100 000 Kronen für die Gründung von dauernden Soldatenheimen in den Garnisonstädten der Hinterlandes gestiftet. Kaiserin Zita spendete gleichzeitig 100000 Kronen für Soldatenheime. Nach Meldungen aus Innsbruck hat das Prae- monstratenser Stift Willen anläßlich der Er rettung des Kaisers aus Lebensgefahr den Berg Isel den Tiroler Kaiser-Jäger-Regimentern ge schenkt. Die Tokayer Weinernte. Nach einem Bericht aus Satoraljaujhely wurden in den Tokayer Weingärten der Kronhenschast auS der > diesjährigen Weinernte 1900 Hektoliter Wein erzielt; das ist seit 15 Jahren die größte und auch der Güte nach die beste Ernte in Ungarn. Da der Tokayer Wein in diesem Jahre mit 1000 Kronen für den Hektoliter bezahlt wird, so beläuft sich der Ertrag der königlichen Tokayer Gärten auf 1900000 Kronen. Explosion i« Toul. Durch eine Explosion, die in Toul in einem neben dem Zeughause ge legenen Gebäude stattfand, ist das Gebäude ein gestürzt. Eine Person wurde getötet, mehrere Arbeiter wurden verwundet. 400« englische Theater vor dem Rui«. In England ist kürzlich eine bedeutende Er höhung der Lustbarkeitssteuer, die auch die Theater trifft, in Kraft getreten. Nach der ,Weekly Dispatch, stehen nicht weniger als 4000 Theater vor dem Ruin. Mascagnis Sohn kriegsgefangen. Nach italienischen Zeitungen erhielt MaScagni, der Komponist der „Cavalleria rusticana," die Nach richt, daß sein Sohn Dino in österreichische Kriegsgefangenschaft geraten sei. Überschwemmungen in Holland. Au» ganz Holland kommen Nachrichten von ziemlich bedeutenden Schäden, die durch die heftigen! Stürme der letzten Tage angerichtet wurden und von örtlichen Überschwemmungen. Bei Vaam wurden die aufgestauten Wassermasseu der Zuider zee über den Damm getrieben und mehrere Hundert Hektar Land überschwemmt. Oie liiere unä äas Huto. — Etwas von der „Seelenkunde" der Haustiere. — Das Verhalten der verschiedenen Haustiere beim Herannahen eines Kraftwagens, wird, wie Dr. Th. Zell aussührt, noch immer falsch und ungerecht beurteilt. Man nennt die Tiere, die dem Kraftwagensührer durch ihr Verhalten in die Quere kommen und ihn nervös machen, dumm, die für den Autofahrer bequemen Tiere aber hält mau für besonders klug. Der hierbei gemachte Fehler liegt darin, daß die Menschen ganz ungerechlfertigterweise die Tiere nach sich Schutz hohn Baumkronen. Die Haushühner haben denselben Trieb, da sie aber das Fliegen verlernt haben, bleibt ihnen nur die möglichst schnelle Flucht nach ihrem Hof übrig. Wenn sie dabei doch häufig unter die Räder des Autos kommen, so ist daran keineswegs ihre völlige ^.Verwirrung* schuld, sondern nur der sehr begreifliche Umstand, daß sie die Schnellig keit des Kraftwagens nicht richtig einzufchätzen vermögen. V olkswirtickafUickes. Bezugsscheine gegen alte Sachen. Nach einer Bekanntmachung der Reichsbekleidungsstelle darf ein Bezugsichein ohne Bedarssplüsung sür Luxuk- und Strahen-Schuhwerk in Zukunft nur gegen Abgabe von zwei Paar Schuhen oder Stieseln erteilt werden. Gleichzeitig wird das Verfahren bei Abgabe gebrauchter Oberkleidung zur Erlangung brlte Mike na cd einem Gasangriff. Der Kamps mit GaS, der von unseren Gegnern zuerst in den modernen Krieg eingesührt wurde und uns infolgedessen zu G^genmaßregeln zwang, hat natürlich auch besondere Schutzvorrichtungen ge zeitigt. In erster Linie kommt die Gasmaske in Betracht, die gegen das Einatmen der giftigen Gase schützt. Trotz der Gasmaske kann er aber doch Vor kommen, das; die Gase einen schädlichen Einfluß auf die Kämpfer auSüben. Das Pflegepersonal ist in der gehörigen Weise instruiert, eS weih genau, welche Mittel in Anwendung zu bringen sind, um die ge sundheitsschädlichen Wirkungen der giftigen Gase zu beseitigen. Freilich, wer sich im Bereiche eine» Gas angriffs befindet, mutz auch selbst die Gasmaske tragen, und so sehen wir denn auf unserem Bilde, daß auch die hilfebringenden Schwestern mit diesem notwendigen Ausrüstungsstück versehen sind. selbst beurteilen. Das Pferd erweist gerade dem Auto gegenüber seine Intelligenz. Bei den ersten Malen wird es scheuen, wenn es aber an Autos gewöhnt ist, läßt eS sich nicht mehr aus der Ruhe bringen, und gerade dieser Vorgang der Gewöhnung beweist den Verstand des Tieres. Am schnellsten und in der für den Auto fahrer bequemsten Weise räumen die Schafe den Platz, und sie legen auch die größte Ruhe an den Tag, trotzdem sie sicherlich nicht zu den klugen Tieren gehören. Das verschiedene Ver hallen läßt sich am besten erklären, wenn man es auf die alten eingewurzelten Triebe zurück führt, welche die Haustiere von ihren wilden Vorfahren geerbt haben. Schafe, Ziegen und Gänse verlassen beim Nahen eines Autos sofort die Landstraße. Die Schafe und Ziegen waren ursprünglich Tiere der Höhen. Wenn die Land straße, die für sie die Ebene darstellt, ihnen Gefahr bringt, folgen sie dem uralten Be streben, die Ebene zu verlassen. Die Kühe benehmen sich verschieden, je nachdem da» Auto sich ihnen von vorne oder von rück wärts nähert. Kommt der Kraftwagen von vorne, so weichen die Kühe im letzten Augen blick ruhig aus. Sie tragen ihre Waffen am Kopf und begegnen daher der von vorne drohenden Gefahr ohne Übereilung. Kommt das Auto aber von rückwärts, so blicken die Kühe nach dem Wagen, und darum laufen sie quer über die Straße. Es ist ganz natürlich, daß sie von der Gefahr Kenntnis zu nehmen suchen, die von ihrer wehrlosen Seite naht, und daher allein ist ihr Schräggehen, in solchen Fällen unvermeidlich. Die Wildhühner fliegen bei Gefahr in den einer Bezugsscheines ohne Bedarf-Prüfung auch auf gebrauchte Uniformen ausgedehnt. Für eine gut erhaltene Uniform wird ein Bezugsschein sür einen bürgerlichen Männer-, Jünglings- oder Knabrn- anzug erteilt. Gegen Abgabe einer Teilstückes einer Uniform wird ein Bezugsschein für ein entsprechendes Teilstück eines Anzuges ausgestellt. Wenn die Gegenstände nicht mehr gut erhalten sind, müssen für jeden Bezugsschein zwei Kleidungsstücke abgegeben werden. Gericklsballe. Berlin. AIS einen gewerbsmäßigen BezugS- scheinschieber bezeichnete der Staatsanwalt den Händler Emil Berend, der sich wegen Unterschlagung und Vergehens gegen die KriegSverordnung betreffend den Verkehr mit Schuhwaren vor dem Schöffen gericht verantworten mußte. Die Filialleiterin eines großen SchuhwarenbauscS war von der BezugSschein- slelle darauf aufmerksam gemacht worden, daß aus ihrem Geschäft oft unrichtige Bezugsscheine eingc- lausen waren. Sie gab deshalb auf die Kundschaft genau Obacht, und es fiel ihr auf, daß ein Mann kurz hintereinander mehrere Paar Stiefel gekauft halte und gerade wieder im Begriff stand, verschiedene Paare zu erwerben. Sie ließ sich des halb die vorgewiescncn Bezugsscheine vorlegen, und da sie bei ihrer Prüfung entdeckte, daß auch dieie wieder nicht stimmten, telephoüierte sie an die Kriminal polizei, die den Verdächtigen festnahm. Bei seiner körperlichen Durchsuchung fand man dann bei ihm noch eine Anzahl Bezugscheine, die ebenfalls un richtig waren. Der Angeklagte wollte diese Scheine „gesunden" haben. Da seine Angabe nicht recht widerlegt werden konnte, wurde Berend nur wegen Unterschlagung angeklagt. Die andere Anklage er hielt er, weil er nach Erwerb der Stiefel einen schwunghaften, sehr gewinnbringenden Handel mit „bezugscheinsreien" Stieseln getrieben hatte. In An betracht der großen Schädigung der Allgemeinheit durch solches Vorgehen erkannte da? Gericht aul 8 Monate Gefängnis. Düsseldorf. Wegen übermäßiger Preissteigerung beim Verkauf von Borax verurteilte die Strafkammer den Kaufmann Küderlin zu 10 000 Geldstrafe. Würzburg. In dem großen Malzschieberprozeß gegen den Brauereibesitzer Georg Beer u. Sohn verurteilte die Strafkammer den gefchäftSsühreudeu Sohn zu einer Geldstrafe von 60 200 Mark. Der Later wurde sreigesprochen. Vermischtes. Die Maximalisten und die französischen Gymnasiasten. Während das französische Volk im allgemeinen aus leicht begreiflichen . Gründen über die Maximalisten-Revolution nichts weniger als erbaut ist, sind die französi schen Gymnasiasten über die Vorgänge in Rußland sehr befriedigt. Nach Kriegs ausbruch machte sich überall in den französischen Gymnasien ein Widerstand gegen die deutschen Stunden geltend, schließlich wurde der Deutsch- Unterricht abgeschafft, und man beschloß, dafkreine andere lebende Sprache in den Ünterrichtsplan auszunehmen. Man entschied sich für das Russische, und die Schulbehörden begannen mit den ent sprechenden Vorbereitungen. Vor kurzem sollte endlich der neue Unterricht eröffnet werden, aber inzwischen wurde durch den Streich der Maximalisten die Liebe sür Rußland so sehr herabgemindert, daß man auch das Russische nicht mehr für würdig genug hält. Die Antipathie bat so zugenommen, daß der ganze Plan von den Behörden fallen gelassen werden sollte. Und so haben die französischen Gymnasiasten, die herzlich sroh waren, die deutschen Stunden los zu sein, es einzig und allein Lenin und Trotzki zu verdanken, daß ihre freie Zeit auch in Zu kunft nicht durch russische Stunden vermindert werden wird. Die Ausländerei in Frankreich. Be zeichnend dafür, in welchem Matze die fran zösischen Verordnungen den verbündeten Aus ländern zum Schaden ihrer eigenen Bürger entgegenkommen, ist die folgende Zuschrift eines Poilus an ein Pariser Blatt: „Durch das neue Verbot ist es mir in Zukunft unmöglich ge macht, im Felde die Ledergainaschen zu tragen, die ich sünf Jahre vor der Mobilisation gekauft habe. Zur selben Zeit aber dürfen die Ange hörigen der uns Verbündeten Armeen sich von den Füßen bis zum Hals in sranzösisches Leder kleiden. Noch gestern kauften in meiner Gegen wart zwei amerikanische Soldaten herrliche Ledergürtel von ungeheurer Breite. Dabei waren diese Amerikaner Schreiber im General- stab, sie üben also eine Beschäftigung aus, bei der man das Leder sicherlich entbehren könnte. Wir Poilus aber müssen im Kot und Wasser der Westfront selbst auf dir dünnsten Gamaschen Verzicht leisten I" Die franzSsische Tabakkarte in Sicht. Die Franzosen sind, wenn man den Ankündi gungen der Pariser Blätter Glauben schenken darf, im Begriffe, auf dem Gebiete der Kriegs- maßnahmen einen Vorsprung vor uns zu ge winnen. Allerdings handelt es dabei um einen „Sieg", auf den sie sicherlich gerne verzichten würden, nämlich um eine Rationierungskarte, die es bei uns noch nicht gibt. Der Tabak mangel hat in Frankreich so zugenommen, das; er jetzt zu einer Krise geworden ist. Einerseits wird dies durch den Ausfall der amerikanischen Tabaklieferungen verursacht, andererseits durch den Mangel an Arbeitskräften für die franzö sische Tabaktultur. Am meisten Tabak lieserten in Frankreich die Gebiete Dordogne und Porigord, die fast alle ihre Pflanzen an dir Armee hergeben mußten. Die Zahl der Tabak- kulluren hat sich so ständig vermindert und wird noch weiter abnehmen müssen. In deck Pyre näen und in der Haute-Garonne haben dis Tabakanpflanzungen sich um 68 °,ö vermindert. Auf der anderen Seite ist der Tabakverbrauch um 50"/» gestiegen, vor allem durch die Liefe rungen an die Front. Die Behörden beraten hin und her, um eine Lösung dieser neuesten Krise zu finden, aber wie die Blätter versichern, wird nichts übrig bleiben als die Herausgabe von höchst sparsamen Tabalkarten. „Es sind herrliche Pferde. . „Freut mich, daß sie dir gefallen, denn eS ' ist mein HochzeitSgeschenk für dich . . „Aber, Papa —" rief Alexander erschreckt f aus, „dar ist zuviel!" „Laß nur gut sein, mein Junge. Mir macht'- Freude — und der alte Petersen hat mir erzählt, daß du deine Trakehner verkauft f hast und nur ein altes Reitpferd hieltest. Mit - Ackerpserden könnt ihr aber doch nicht fahren." „Der alte Petersen! — Er hat mit dir unter f einer Decke gesteckt, Papa." „Sei froh, daß du einen solch redlichen, alten Diener hast, mein Junge. — Und nun, s in die Wagen! Sonst wird der alte Petersen - ungeduldig l" Man stieg ein, und die ungarischen Jucker ' stoben dahin, daß die anderen Wagen kaum - folgen konnten. „Hurra, Gallenberg!" rief eine Stimme. Aiexander blickte zur Seite. Da sah er den f Rittmeister von Leggien am Rande des WegeS l stehen und lachend den Hut schwenken. Alexander winkte zurück — sroh und glücklich. ! Den Gruß des alten Kameraden nahm er l dankbar als gute Vorbedeutung an. Als die ! Wagen vorüber waren, wandte sich der Nitt- f meister an seine Gattin und seine Tochter, die f »twas weiter zurück standen. „Nun, Schatz, was sagst du fetzt?" „Graf Gallenberg hat ein fabelhaftes Glück gehabt.. . ." „Ja, — das hat er. Aber ich gönne es ihm,von Herzen. Nun, und die junge Gräfin?" V^Siessiehl sehr oomms il laut aus — für. unseren geselligen Verkehr eine vortreffliche Akquisition. Ich denke, du kannst der Gräfin zuerst deine Aufwartung machen, Erich." „Dar will ich auch, Schatz." entgegnete der Rittmeister lachend. „Ich freue mich zu sehr, daß wir den Alex wieder hier haben ..." Böllerschüsse krachten, Fahnen flatterten im Winde, die Schulkinder des Dorfes sangen und die Knechte und Burschen und Mädchen riesen Hurra und wehten mit bunten Tüchern — so zogen Alexander und Margit in das alte Schloß ein, auf dessen Rampe Inspektor Petersen und Verwalter Hagen und die Förster standen. Weißgekleidete Mädchen überreichten mit zier lichem Knix der jungen Gräfin Blumen und stammelten errötend einige Verse. Und Inspektor Petersen reckte sich und wollte eine Rede halten und konnte vor Rührung nicht sprechen, sondern sagte nur: „Gott segne Ihren Eingang, gnädigste Frau Gräfin . . ." und küßte ihr die Hand. Margit perlten die Tränen über die Wangen, und als ihr in der Halle die alle Frau Petersen an der Spitze des Hausgesindes entgegentrat und ibr auf einem seidenen Kissen, dar die Inschrift trug: „Der jungen Hausfrau!" — die Schlüssel des Hauser, der Küche und des Kellers überreichte und ihr die Hand küssen wollte, da umarmte sie die alle Frau und küßte sie auf beide Wangen. Während der Tafel brachte der Fürst den Toast auf das junge Paar aus, und Jnspeklor Petersen, Verwalter Hagen und der Revier- förstcr, welche zur Tafel zugezogen waren, horchten hoch auf, als der Fürst sagte: „Ich kann ja nicht von einem Neuvermählten Paare sprechen, denn das Band der Ehe verbindet unser Paar schon längere Zeit. Aber in törichtem Verkennen der wahren Grundlagen einer Ehe, in falschem Stolz und starrem Trotz glaubte jeder Teil sein Glück allein finden zu können. Aber um glücklich zu sein, um sich be friedigt zu fühlen durch fein Leben, durch fein Wirken, durch seine Arbeit, dazu gehört, daß man sich einem andern Menschen in Liebe und innigem Gefühl anschließt, dazu gehört, daß man nicht nur für sich allein zu sorgen hat, daß man auch für andere Menschen, wenigsten- für einen Menschen, den man liebt, zu sorgen, zu arbeiten hat. In dieser weisen Erkenntnis haben sich meine lieben Kinder nach manchen Irrungen und Wirrungen zusammen gefunden und ich habe mit väterlichem Herzen ihren Bund gesegnet. Möge nun auch des Allmächtigen Segen auf ihnen ruhen und mögen sie glücklich werden in der wiedergefnndenen, neu erworbenen Heimat! Das ist gewiß unser aller Wunsch. Darauf lassen Sie uns die Gläser leeren und rufen: Graf Alexander, mein lieber Sohn, und Gräfin Margit, meine geliebte Tochter — sie leben hoch — hoch — hoch!" Der alte Rittersaal widerhallte von dem jubelnden Hoch, das sich aus den geöffneten Fenstern auf den Hof fortpflanzte, wo die An gestellten des Guter versammelt waren, und bis in die Gassen des Dorfes, wo alt und jung zusammen stand und fröhlich mit emsttmmte in das jubelnde Hoch. > * * AlS Alexander und Margit ani Abend alle: an dem geöffneten Fenster ihres Schlafzimmers standen und die Silberscheibc des Mondes über die dunklen Bäume des Parkes langsam empor stieg, da schmiegte sich Margit innig an das Herz des Geliebten und flüsterte: „Erinnerst du dich noch der kleinen Dorskirche in den Trümmern der Abtei?" „Ihr Bild ist mir nie aus der Seele ge schwunden," entgegnete er. „Und denkst du noch an die Worte deS Geist lichen?" > „Ja — damals zuerst wurde es mir be wußt, daß ich eine Sünde wider Golt und die Natur beging . . . „Nicht nur du, Liebster — ich trug die größere Schuld. Aber ich nahm mir schon damals vor meine Schuld zu sühnen, gut zu machen, was ich an dir verbrochen, denn. Liebster, in jener kurzen Stunde vor dem Altar des Herrn keimte die Liebe zu dir empor, und sie ist gewachsen und nimmer von mir ge wichen." „Mein liebes Weib . ." „Ich hörte stets die Worte des Priesters: Was Gott zusammensügt, das svll der Mensch nicht scheiden — nichts soll euch scheiden, es scheide euch denn der Tod . . . danach handelte ich, aber du wolltest mich lange nicht verstehen." „Jetzt aber habe ich dich verstanden," sprach er tiefbewegt, „und ich wiederhole hier angesichts Heimat, welche du mir wiedergeschenkt hast,! den Schwur: Nichts soll nnS scheiden, es scheide uns denn der Tod." < j
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