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che Erklärung, aufgehört, eine Festung zu seyn; allein Saumseligkeit und Streitigkeiten unter den Behörden über die Rechte auf den Wall und Gra ben ließen beide, zum Nachtheile der Gesundheit, bis zum Jahre rZo6 stehen, wo Napoleon die Erneuerung der Festungswerke befahl. Doch wur den die Arbeiten, nach seinem Vordringen über die Weichsel, ynd nachdem die Überschwemmungen der Eibe im Decembcr 1306 bedeutenden Schaden in den kaum angelegten Schanzen und Brückenköpfen angerichtet hatten, wieder abbestellt. Im Jahre ^3^o, als Torgau zur Landesfestung bestimmt worden war, tarn von neuem die königliche Erklanmg, Wittenberg sei keine Festung mehr. Die ehemaligen Ursachen verhinderten auch diesmal die Zerstörung der Festungswerke. So erfolgte denn endlich der Rückzug der Franzosen aus Rußland. Der Marschall Victor erklärte im Februar isZi; Wittenberg für einen wichtigen mi- litairischen Punkt, und bewirkte bei dem Kaiser die Erneuerung der Arbeiten in den Umgebungen der Stadt. Ununterbrochen drückende Einquartierung lastete seit dem 12. Januar iZ>F auf den Profts» soren, welche ihre Gaste reglementsmaßig vcrpfle- gen, oder um hohen Preis verdingen mußten. Kein Professor, der in dieser Zeit stehende Einquartierung von zwei und mehrer!: Ofsi- cieren mit ihren Bedienten auf sein Miethslo- gis hatte, konnte bis zum letzten Juni seinen Auf wand deshalb unter 400 Nthlr. berechnen, *) be- ES lsi hier nicht der Ort, daö in neuern Zeiten viel besprochene Thema der Bequartierung der Mierhsleute zu wiederholen. Die'Roth hat die alten rechtlichen Grundsätze in Hinsicht der Bcquar- tierung vernichtet; allein heilige Verträge, Achtung und Billigkeit gegen die ehrwürdigen Institute der deutschen Universitäten,- Rücksicht aus die höchst nie drige — vor 300 Jahren festgesetzte — Besoldung - der meisten akademischen Lehrer, die ihnen an sich schon kaum ein kümmerliches Dasein verstauet, und Beherzigung der völligen Unvereinbarkeit der Trup- pcnverpffegung mit der Abwartung deS akademischen LchrerberufS haben, aus den meisten Universitäten sonders wenn ihn die Kleinheit seines Logis oder Mangel an häuslicher Einrichtung nöthigteu, die selbe zu verdingen. Ein allerhöchstes Nescript be freite zwar schon vom i. Mai diejenigen, welche Wittenberg verlassen hatten oder verlassen würden, von der Naturalverpflegung der Einquartierung; allein dieses milde Nescript gelangte erst zwei Mo nate svater, am 1. Juli, zur Gültigkeit. A>S in den ersten Tagen des Marzes die Fe stungswerke erneuert und erweitert, und die Walle mit Kanonen besetzt wurden, da eilten die meisten Docenten, ihre Vorlesungen in verdoppelten und verdreifachten Lehrstunden für dieses Halbjahr zu beendigen, weil die Studenten, deren Anzahl da mals wenigstens auf zgo stieg, in bedeutenden Massen eine Stadt verließen, in welcher der aus Polen zurückkehrende Vicekönig von Italien nur zwei Tage verweilte, dem dann Grenier, nach manchen hartnäckigen Gefechten zwischen Pots dam und Wittenberg, nachfolgte, worauf die Cosa- ken bereits vor der geschlossenen Stadt erschienen. Damals hätte Wittenberg in einem kühnen An griffe genommen werden können; denn schwach war die Garnison, und unvollendet der neu begonnene Bau an den Schanzen und Brückenköpfen. Noch war der Wall nicht verpallisadirt, und der Graben nicht vertieft. Für dieß alles ward nun von den Franzosen, besonders seit der Ankzmft des neuen den Doeentcn das fruchtbar-traurige L00S der Be- quartierung entweder ganz erspart, oder sehr gemil dert. Und das mit Recht, denn bei den Universitä ten tritt der Fall ein, der bei keinem an der!: Staatsbürger weiter Statt fin det: daß der aeademische Lehrer der Stadt, wo er lebt, gar nl ch tS, d i e fe a b c r d e r U u i v er- srrät nicht selten ihren ganzen Erwerb verdankt und daß jede Universität, an einen andern Ort verlegt, ihren Beruf' eben so vollständig erfüllen, und vielleicht eine größere Fre quenz der Studirenden um sich versammeln würde, als da, wo man ihre Lehrer mit jedem zur Miethe wohnenden Bürger auf gleiche Linie der Bequartie- lung setzt.