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ff §.107. gelehrt ist, als: kämp-fen, schimpfen. So auch: emp - fangcn, empfehlen*), emp- finden, wo die Grundwörter hier: fangen, feh len, finden, womit die Syllbe emp zu verbinden ist, sonst pfangen, p fehlen, pfinden heißen würden. Ferner ist p f kein untrennbarer Doppel, Consoncmt, vielweniger ein verstärktes f, in solchen Wörtern, wo dasselbe entweder aus pp, oder aus ff, entstanden ist, wie z.B. statt Kopp, Kopf, statt Pfropp, Pfro pf, pfropfen anstatt pfropp en; dcHgl. statt schop pen, schöpfen, statt Schnuppen, Schnupfen gesagt und geschrieben wird. So auch, anstatt offern, (o^rre,) opfern, statt Schaffer, (Oeatoi,) Schär)fer, wovon letz teres seit undenklichen Zeiten grundfalsch: Schöpfer, geschrieben worden ist. Aus diesen und allen dergleichen Wörtern erhellet klar, daK pf eben so, wie pp und ff, getrennt werden muH, weil ja nur des WohlklangS hal ber, entweder daS letzte p in f, oder das erste f in p, verwandelt und gleichsam vertauscht wird. Eben so sind zeither auch die beiden Doppel - Conso- nanten st und sp, in allen damit zu schreibenden Wör- 620 W tem, überall für untrennbar gehalten worden. Allein, man prüfe nur solche Wörter, welche mit st oder sp zu W schreiben sind, ob das s vor dem damit verbundenen t oder p in demselben gelinde oder geschärft zu hö- D ren ist. Werden Wörter, oder Syllben, die sich mit st oder sp anfangen, so gelinde gesprochen, als wären solche, nach hochdeutscher Mundart , mit dem Zischlaute, näm- > lieh mit sehr oder schp, geschrieben, wie B- stark, dieStärke, stehen, derStiel, Stock, Stuhl, die Stöcke, Stühle; spaßen, ein Späßchen, spenden, die Spille, Sprosse, Spukle, und dergleichen, so ist cs ein gelindes st und sp. In diesem Falle sind sie als wirkliche untrennbare Doppel-Con- fonanren anzusehen und deswegen niemals zu theilen, wenn solche auch, durch Zusammensetzung, in der Mille eines Wortes?nach einem Vocale zu stehen kommen, ! weil mit ihrer Verdoppelung sowohl Syllben, als Wör- ter, anqefangen werden können, wie z. B. der Stand, gestanden, stehen, bestehen, restituiren, be stocken, gestolpert; dergleichen: spannen, be spannen, gesperrt, das Spiel, gespielt, der Sporn, gespornt, gespuckt, und dcrgl- Außer dieser Art von den hier angeführten Beispie len, gibt es auch viele Wörter, wo das lange s nicht mit dem Zischlaute gesprochen oder gehört wird, und doch als ein gelindes 6, mit t verbunden, zu betrachten ist, wenn st entweder in der Mitte, oder auch am Ende, eines Wortes nach einem gedehnten Vocale stehet, wie z. B- sie ra-sten, (rasten, aus Raserei,) statt raseten oder ras'ten; am Gei-ste, lei-sten, gelei-stet; zuO - stern, etwas rö - sten, ein Erlö- ster, derTrost, trö-sten, getrö-stet, der Schu ster, die Wü-ste; oder nach einem Conlonamcn fol get, wie z. B. daS Obst, vom Ob-ste, das Fen ster, vcrfin-stern, und dergleichen, wo st nicht ge schärft, sondern nur mit einer gelinden Sausung, wie ein st, gesprochen wird. Anmerk. Wenn man diese und alle dergl. Wörter nach dem Wohlklange der remstcn und fernsten hoch deutschen Aussprache schreiben wollte, so sollte man *) Bei dem Worte.- empfehlen, ist zu gedenken, daß sol- cheS zeither sehr oft verkannt und mit dem entgegengesetzten Worte: befehlen, verwechselt worden ist. Der Begriff von dem Worte befehlen beziehet sich einzig und allein nur auf daS Leibliche, waS au ster uns geschehen kann. Bei dem Worte empfehlen aber gebet der Be griff auf daS Geistige, waS in uns, innig, odec aus dem Herzen, wirket. Denn die Syllbe be bezeichnet nur etwas AeußereS; die Syllbe emp hingegen deutet auf etwas Inneres oder Inniges, d. i. wie etwas Geistiges in unS sich befindet. Der Befebl gehet aus dein Munde, und geschiehet also äußerlich; der Emp fehl aber gehet aus dem Innern unserS Herzens. ES ist daher ganz falsth, wenn statt: Seinen Geist in die Hände Gottes empfehlen, befehle,! gesprochen wird. Eben so falsch ist es, wenn anstatt: Empfiehl dem Herrn deine Wege, befiehl gesagt wird. Davon ist in meinem Handbuche ein Mehreres zu ersehen. Don gleicher Beschaffenheit find die Wörter: befin den st, empfinden, deren Begriff der nämliche ist. Denn be finderr bezeichnet etwas AeußereS oder Leibliches, nämlich, waS außer unS ist; emp finden aber deutet auf etwas Inneres odec Geisti ges, waS innig, oder t n u n ö ist. Daher man oft zu sagen pfleget: Sich recht innig auf eine Sache freuen, -. h. im Bei st e, darauf freuen.