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Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 9. September 1312. 69. Bemerkung über die Oekonomie. (Schluß.) Aein Insekt schadet aber der Oekonomie in allen ihren Theilen mehr, alö die Maikäfer und die Würmer, auS denen sie entstehen- Es ist bekannt, daß die Weibchen aller Maikäfer, sowohl der, welche einen rothen, alS der, welche einen schwarzen Halsschild haben, nach ih rer Paarunq ungefähr eine Spanne tief in die Erde krie chen, ihre länglich runden, halbgelben Eier daselbst le gen, die nach etlichen Wochen daraus entstandenen Wür mer über drei Jahre wachsen und zunehmen, bei warmer Witterung nur einen oder etliche Zoll unter der Erde sich aufhalten, daselbst sich von den Wurzeln nähren, im Winter aber, und wenn sie sich verwandeln, zwei bis drei Ellen unter der Erde sind, im Herbste dcS letzten Jahres sich cinpuppen, in dem darauf folgenden Januar und Februar aber der Maikäfer daraus entsteht, welcher anfangs weich ist, nach und nach seine Harre erhält und bei eintmcnder Warme aus der Erde hervorkriecht. Die Menge der Maikäfer ist nicht m jedem Jahre gleich, und da ihre Fortpflanzung vier Jahre währt, so hat man in der Dresdner Gegend bemerkt, daß in jedem Schaltjahre die größte Menge der Maikäfer sich zeigt- Den Schaden, den die Maikäfer als Käfer verursa- chen, haben wir unter andern im heurigen Jahre gese hen. An den <)bstbäumen fressen sie nicht nur die Blät ter, sondern auch bei deren Mangel die Früchte. Bei den wilden Bäumen bindern sie durch das Abfresscn der Blätter deren Machsthum und verursachen an den Ei chen, daß keine Eicheln erbaut werden, welche ein sehr gutes Schweinefutter abseben und neuerlich zu dem soge nannten Kaffee mit verbraucht werden. Den Schaden aber, den die Maikäfer als Würmer, oder als soge nannte Engerlinge, dem Getreide, Grase und Garten sachen zufügcn, sehen wir nicht, und Vieser ist weit grö ßer, alS man glaubt. Diese Engerlinge fressen von den Pflanzen und also auch von dem Getreide die Wurzeln ab, und saugen den Stock auS, so daß er eingcht und nichts trägt. In die guten Erdäpfel fressen sie Löcher, oder verzehren sic ganz. In dem letzten Jahre fressen diese Engerlinge am meisten, und will man sich davon überzeugen, so lege man in einen Blumentopf ohne Lö cher, der mit Sallat oder einer Gctreideart besäet oder bepflanzt ist, einen Engerling, Wenn man bei warmer Witterung das Feld ackert, so werden diese Engerlinge sehr häufig mit ausqeackert, und läßt man durch Kinder, welche hinter dem Pfluge her gehen, diese auSgeackerten Engerlinge, welche sich bald wieder in die Erde verbergen, in Gefäße auflesen und, da wir sie nicht, gleich den Chinesen, auS Man gel an Fleische essen, den Hühnern und Schweinen in kleinen Portionen als Fütterung geben, oder auf andere Art umbringen, so wird der dabei entstehende kleine Aufwand sehr reichlich bezahlt. Einen deutlichen Be weis hiervon gab ein Oekenow von einem Stück Felde, welches an einem Laubhvlze lag, wo also die Käfer, nachdem sie daselbst gefressen und sich gepaart, häufig ihre Eier in dasselbe legten, wie der Herr Ockonomie- rath Strumpf in seinem vor mehrcrn Iabren herausge gebenen Bauernkalender anzeigt. Es haben jedoch die Nachahmer gefehlt, obgleich der Schade so sehr in die Augen fallt. Man betrachte nur die Felder und Wiesen,