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ii! außerordentlich großen Schaden für den Obstbau. Die Kinder sollten in den öffentlichen Schulen nothwendig von den schädlichen Raupen unterrichtet werden/ und da die Bücher über alle Insekten zu weitläuftig und wegen der nothwendig dabei befindlichen Kupfer zu theuer sind, als daß die Schullehrer und andere gelehrige'Personen sich solche kaufen könnte«/ so sollte man in einem Lande/ wo man den Obstbau befördern will und manche Beloh nung darüber ertheilt/ nothwendig ein kurzes und gründ liches Buch über die schädlichen Raupen mit nöthigen Kupfern besorgen/ an jede Schule der Dörfer und kleinen Städte zu einem vorzuschreibenden öffcntl. Unterrichte un- entgeldlich geben und andern Personen gegen die Kosten, oder doch wenigstens mit einem geringen Gewinne ver kaufen lassen. Diese Unkunde von Raupen veranlaßt von vielen Baumbesitzern die Aeu^erung/ daß die Abnahme der Raupennester nichts helfe, weil Raupen durch den Wind herbeigeführt würden, und verstehen wahrscheinlich die spater auSkricchcnden Ringelraupen oder grvsrköpfigen Raupen darunter / von denen sie gar nichts wissen, und die man/ weil beide Arten gesellschaftliche Raupen sind, bald nach ihrem Auskriechcn auf einem kleinen Zweige, oft nur auf etlichen Blättern beisammen sitzn und zer fressene Blätter auf ihrem Wege zurücklassen, sehr leicht bemerken und abnehmen kann- Da im heurigen Jahre der Tagvogel der Nestraupe so außerordentlich zahlreich worden, so ist auch mit Gewißheit vorauszusehen, daß im künftigen Herbste alle Bäume mit Raupennestern ver unstaltet und, wenn die Eigenthümcr solche zur gehöri gen Zeit nicht abnehmen, künftiges Frühjahr wieder ganz abgefressen scyn werden- Nur selten verringert die ungünstige Witterung diese Raupenzahl, und die großen und kleinen Vögel, welche sie fressen, und die man überdies? ohne hinreichende Ursache und ohne ihren Nutzen zu wissen und zu bedenken, zu häufig tödtet und tödtcn und cinspcrrcn läßt, und die Schlupfwespen, welche ihre Eier in die Raupen legen und sie dadurch umdringen, können sie nicht gehörig ver mindern. Es ist daher nothwendig, daß die Obstbaum- besitzer diese kenren Nutzen bringenden und sehr schädli chen Raupen durch Menschen verringern müssen. Dresden, am 19. Juni isrr- den Baumen wenig oder gar nichts, und im späten Herbste oder im folgenden Jahre, ehe die Wärme ein- tritt, können ihre Wohnungen oder Raupennester, worin zu solcher Zeit die jungen Raupen sind, durch eine an eine Stange befestigte und dazu gefertigte Schere ohne Schwierigkeiten abgcnommen werden. Es dürfen jedoch diese abgcnommenen Nester nicht unter den Bäume» lie gen bleiben, sondern müssen verbrannt oder an Orte ge bracht werden, wo die jungen Raupen auf andere Art umkommen. Schon im vorigen Sommer sähe man in hiesiger Gegend eine große Anzahl dieses TagvogclS der Nestraupe; im Herbste bemerkte man fast jeden Baum voller Nester, und bloß in manchen Gärten der Stadt und fast in keinem Garten der Dörfer und kleinen Städte finden wir die Baume belaubt und mit Früchten. Die übelste Folge davon ist, daß dergi. abgefressene Bäume gewöhnlich auch im künftigen Jahre keine Früchte tra gen, weil sie durch die Blätter keine Nahrung an sich ziehen können und die angcsetztcn Knospen, welche im künftigen Frühjahre die Blüthen bringen sollen, schon zu Johannis auSschlagen müssen, und die hernach angc- setzten Knospen gewöhnlich sehr schwach sind und keine Blüthen bringen. Die Ursache, warum viele Obstbaumbesitzer diesen großen Schaden nicht abwenden und die Nestraupen nicht abnehmen, ist theilS Nachlässigkeit, thcils Furcht vor dcS Nachbars Raupen, theils völlige Unkunde. Bei de erstem Ursachen sucht man in einigen Ländern durch Gesetze zu entfernen, indem vermöge derselben Personen, welche ihre Bäume von Raupen ungereinigt lassen, nicht nur bestraft werden, sondern auch ihren Nachbarn allen Schaden ersetzen müssen, und es wäre zu wünschen, daß ein dergleichen Gesetz in allen Ländern gegeben würde. UcbrigcnS hat man von des Nachbars Raupen nicht den großen Schaden zu fürchten, weil eine Raupe oft genug auf ihrem Baume zu fressen findet, bis sie sich einpuppt, und wenigstens nicht eher auf den benachbarten Baum geht, als bis der erste Baum ganz abgefresscn rst. Die völlige Unkunde von Raupen, deren Verwandlungen und Fortpflanzung ist freilich fast allgemein und größer, als man glaubt, und erzeugt in vieler Hinsicht einen ganz