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Z6? bleibt die Löwenjagd immer, wie außer unzähligen andern auch folgende zwei Vorfälle beweisen, die nicht uninteres sant seyn dürften. Der Veld - Commandant, Tjaard van der Malt, ver folgte mit seinem Bruder Johannes (der im I. 1305. noch lebte) die Spur eines großen Löwen, der unter ih ren Hcerden vielen Schaden angcrichtet hatte, und fan den ihn endlich in einer mit rauhem Gebüsch bewachse nen Schlucht- Sic besetzten die beiden Seiten des Aus gangs. Der Löwe, durch die hinein geschickten Hunde aufgcjagt, brach auf der Seite des Johannes hervor, der nach ihm, als er sich zum Sprunge legte, schoss, aber un glücklicher Weise nur das Ohr und die Brust streifend traf. Der Schuß hatte nur eine, wenige Sekunden lange Betäubung zur Felge, und daS Untbicr stürzte so schnell und grimmig vor Schmerz auf den Jäger, dass er kaum Zeit hatte, sich aufs Pferd zu werfen. Es ereilte den Flüchtigen in wenigen Sätzen- Das Pferd konnte, nach dem ihm der Löwe auf den Rücken gesprungen, nicht vom Flecke kommen- Der Unglückliche, dessen Schenkel und Unterkleider dieser mit seinen Tatzen und Zähnen gepackt hatte, klammerte sich indessen mit den Armen so fest um das Pferd, dass er nicht augenblicklich herunter gerissen werden konnte und Zeit behielt, dem Bruder, welchen er von hinten heran galoprircn hörte, zuzurufen: Er solle um Gottes willen losfchiessen, cs möge treffen, wen cs wolle. Tjaard springt vom Pferde, legt besonnen an und schießt die grimmige Bestie so glücklich durch den Kopf, daß weder Roß noch Reiter beschädigt werden. Unglücklicher lief ein andres Abenteuer der Art ab, welches ein gewisser Rensburg und sein Vetter gleiches NamenS bestehen mussten. Die Jagd begann ohngefähr eben so, wie die nur erwähnte. Allein der Löwe sprang von der Seite auf den Reiter los und packte mit den Zähnen dessen linken Arm. Sein Gefährte, feiger als der wackre Tiaart, wagte nicht, ihm zu Hülfe zu kommen, sondern entfloh, um ein Paar, in einiger Entfernung an einem andern Ausgange des Gebüsches aufgestellte Hot tentotten zu Hülfe zu rufen. Dem armen Rensburg blieb während dieser Zeit nichts übrig, alS mit der nicht ergrif fenen rechten Hand ein großes Messer aus der Tasche zu 363 ziehen und dem wüthenden Thiere die Brust mit wieder holten Stichen zu durchbohren- Indem er aber dieß letzte Rettungsmittel versuchte, zersplitterte ihm der Löwe den linken Arm und riss ihm die ganze linke Seite aus einander. Die zu spät hcrbeieilcnden Hottentotten fan den ihn vom Pferde gerissen und im Blute schwimmend unte- dem todten Löwen, dem daS Messer noch im Her zen stak. Nach wenigen Minuten starb auch der Un glückliche, vom Blutverluste erschöpft. Nicht weniger erzählungSwerth ist folgende Bege benheit, deren Geschichte uns Herr Lichtenstein mitge- theilt hat. „ES ist etwas über 2 Jahre, erzählte diesem Vom Wyk, ein afrik. Kolonist, dass ich auf der Stelle, wo wir hier stehen (in der Thüre des Hauses), einen schweren Schuss gewagt habe. Hier tm Hause, neben der Thüre, saß meine Frau , die Kinder spielten neben ihr, und ich war draußen zur Seite des Hauses an meinem Wagen beschäftigt, als plötzlich am heilen Tage ein grosser Löwe erscheint und sich ruhig auf der Schwelle in den Schat ten legt. Die Frau, vor Schrecken erstarrt oder mit der Gefahr deS Entfliehens bekannt, bleibt auf ihrem Platze, die Kinder fliehen in ihren Schoß. Ihr Geschrei macht mich aufmerksam, ich cile nach der Thüre, und man denke sich mein ErstaunenalS ich den Zugang mir auf diese Weise versperrt sah. Obgleich das Thier mich nicht gesehen hatte, so schien doch, unbewaffnet, wie ich war, alle Rettung unmöglich. Indessen bewegte ich Mich fast unwillkührlich nach der Seite deS Hauses zu dem Fenster des Zimmers, in welchem mein geladenes Gewehr stand. Glücklicher Weise hatte ich es zufällig in die nächste Ecke gestellt und konnte mit der Hand es er reichen, denn zum Hereinsteigen ist die Oeffnung zu klein, und zu noch grösserem Glücke war die Thüre des Zim mers offen, so daß ich die ganze drohende >Scene zu über sehen im Stande war. Jetzt machte der Löwe eine Be wegung, es war vielleicht zum Sprunge, da besann ich mich nicht länger, rief der Mutter leise Trost zu und schoß in Gottes Namen hart an den Locken meines Kna ben vorbci, dem Löwen über dem funkelnden Auge in die S.irn, daß er weiter sich nicht regte." (Die Lons, socgt.)