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r9L Die Hauptrolle ward von Mad. Hartwig mit Kunst und Wärme gegeben. Auch Herr Bösenberg und Herr Schir mer verdienten Auszeichnung. Der Trauung, Schausp. in 3 Akten von Lcm- bert, beschloß. Es ist eins von den sentimentalen Stu cken, wo aus Trieb, zu viel zu rhun, gerade wenig her- vorgebrach: wird- Das Weinerliche schadet dem Wei nen. Doch ist es nicht ohne Verdienst, und hat bei ei ner guten Anlage interessante Scencn. Daß in die Rolle des Gerichtsschössers etwas hincingelegt worden war, was wohl nicht hinein gehörte, bemerkte man bald. Die Gewohnheit lehrt so etwas nach und nach übersehen. Herr Bösenberg gab diesen Schösser recht gut, nur fast zu derb; Bösewichter treten gern etwas leiser auf. Der biedre Wachtmeister — der an Minna von Barnhclm erinnert — ward von Herrn Schirmer und Suschen von Mad. Schirmer brav daracstellt. Als Louise Stein legte Mad- Hartwig in diese thränenschwere Rolle so viel In teresse, als von einer so guten Künstlerin zu erwarten war; sie spielte mit Innigkeit und Würde. Nachdem die Familie Koblcr noch den buckeligen soll heißen bucklichcn — Jäger und musikali schen Fantasien getanzt und besonders in einem Zlstelor?as de Diols gefallen hatte, beschloß sie ihre Ballets mit Ancra und Zegris, einem großen tür kischen Ballet mit einem mili.'a uschen Contretanz in z Akten, verfertigt von Vernadelli. Dieß ist der Name des jungen Italieners, welcher bei der Familie Koblcr sich befindet. Mehrere der Hofschauspielerinnen, Mad. Hartwig, Dem. Zucker und Seconda hatten die Artig keit gehabt, Figurantenrollen bei der Pantomime zu übernehmen, und daS Publikum mußte ihnen für diese Aufmerksamkeit sehr verbunden seyn, so wie Herrn Metz ner, der seine Gewandtheit durch ein Solo, welches er tanzte, sehr beifaUSwürdig beurkundete. Es war mehr Sinn in diesem Ballet, als in den vorher gegebenen; aber nur der dritte Akt unterhielt und gefiel mit Recht ungemein dura) die militainschen Evo lutionen darin. Wahrlich, wenn eS bekannt ist, daß unsere sächs. Truppen in die Schlacht wie zum Tanze 192 gehen, so manövrirten sie hier beim Tanze so richtig, als ob eS in der Schlacht scy. Die Familie Köbler ward am Schlüsse herausgeru- fcn und dankte sinnig durch Wiederholung der allerlieb sten Schlußgruppe, als der Vorhang wieder aufgezogen ward« Anselmus. Ueber Entstehung des Namens Fidibus. Es ist bekannt, daß anfangs, als das Tabaksrauchen in Deutschland aufkam, es verboten ward, weil man es für eine Hauptsünde hielt, und sogar Predigten wider das Tabaksrauchen gehalten wurden. Den Studenten auf den Universitäten war eS daher auch verboten, und doch gewannen diese Musensöhue schon damals diesem Kraute viel Geschmack ab. Doch, die Studentenlist wußte ein Mittel zu erfinden, wie sie nicht nur im Verborgenen, sondern sogar gemeinschaftlich rauchen könnten. Man bildete Tabaksgesellschaften, welche, wie ein heutiges GefellschaftSkränzchen, der Reihe der Mitglieder nach sich versammelten. Hierzu lud nun derjenige, an wel chem die Reihe des Wirthcs war, die Mitglieder unter erdichteten Namen mit folgendem Zettel ein, welcher eine Art Chiffre ist: I^iä. ibus. 3. D. ZI. II. Ilodie tt. VII. ». I. m. ru. II. u. er c. ». v. s. Das hieß: ^3elibu8 tt^riihus Z^Iutem Dieir ZI. Hosses. Ho- die Iioi-z se^tima a^aiebiris in museo rneo. Herlia ulcolianrr er eerevisia ZZunde voZis s^rrskaeiam. In deutscher Studentensprache setzt man für den lateini schen Unkundigen die Übersetzung bei: Seinen fidelen Kumpanen ruft ein herzliches Prosit zu der (wöchentliche Tabaks-) Wirth N. Heute um 7 Uhr kommt auf meine Stube. An Tabak und Bier soll es euch nicht fehlen. Sobald die (damals geheimen) Tabaksbrüdcr beisammen waren, stellten sie sich in einen Kreis, und zündete jeder seine Pfeife an jenem Zettel an, welchen sie nachher zum Scher; Fidibus nannten. <