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gang anzubringen, selbst nicht einmal einen Park oder einen Garten. Jedoch entschädigt diese Höhe durch den Vortheil einer prächtigen Aussicht über die Stadt und die sie umgebende ländliche Gegend. Die Zierlichkeit und der Rcichthum deS Innern sind mit dem edcln äu ßern Stile sehr übereinstimmend. In den Kirchen macht sich der Reichthum der Sacristeien bemerkbar, besonders an vorzüglichen Malereien aus der fremden und spani schen Schule. DaS Naturalienkabinet verdient auch sehr die Aufmerksamkeit des Beobachters; cs ist mehr ein Kabinet von Seltenheiten zu nennen. Alles, was zu diesem Behufs aus den unermeßlichen Besitzungen Spa niens dem Forscherblicke nicht entging, wurde hier auf gehäuft, und nicht allein die neue Welt lieferte so viele -Seltenheiten und Kostbarkeiten, sondern auch Las alte Mutterland brachte einen großen Tribut. In dem ele ganten Gebäude, worin sich dieses Kabinet befindet, ist auch die Akademie der schönen Künste, Lan L'einnnäo genannt. Nichts ist dabei gespart worden, um dem jun gen Zöglinge alles zu verschaffen, waö ihm nützlich seyn könnte. Außerdem findet man in Madrid noch einen großen Schatz von Gemäldesammlungen bei Privatper sonen, nebst denen in den König!. Gebäuden. Unter den öffentlichen wohltätigen Anstalten sind wohl die HoSpitäler am merkwürdigsten. Die Sorgfalt, mit wel cher die Kranken darin behandelt werden, erheben sie zu dem ersten Range aller dergleichen Anstalten in Europa. Doch auch sie sind nicht von MiSbräuchcn frei und die nen öfters dem Müßiggänge und Laster zum Asyl. An Buchhandlungen leidet Madrid keinen Mangel; allein nur alte Werke trifft man an und entdeckt selten nach langem mühsamen Suchen etwas NeucS. Unter die Ver- sammlungöplätze können auch die Kirchen mit gezählt werden. Sie sind hier, wie in Italien, Oerter, wo leider bei vielen nichts weniger als Frömmigkeit der reine Bewcgungsgrund des Dahinströmens ist; wohl werden aber dann interessante Bekanntschaften angeknüpft. Der äußere gottesfürchtige Anstand deS Spaniers in die sen Tempeln verdient nachgeahmt zu werden und giebt die höchste Idee von ihrem Charakter. Die Kaffeehäuser sind sehr besucht/ weil es nicht an Tagedieben mangelt. und man daselbst dieselbe Freiheit, wie in Puerta äel 80l (der Name eines der kleinsten und unregelmäßigsten Plätze), genießt. Eine Menge unbeschäftigter Menschen versammelt sich da, um sich von den Hof- und Stadt neuigkeiten zu unterhalten, die Zeitungen zu lesen und sich gegenseitig ihre Bemerkungen mit Zurückhaltung oder Anmaßung mitzutheilen. Acußcrst schlecht find die Gast höfe, wozu vorzüglich die Verachtung gegen die Gastwir- the beiträgt, so wie der unbedeutende Gewinn, den dieser Stand genießt; denn der Spanier reiset sehr selten, und die Gasthöfe werden nur von Fremden besucht, deren Anzahl in Madrid nie bedeutend ist. Dieß Gemälde schließt noch mit Bemerkungen über die Schönen dieser Hauptstadt. Eine graziöse Sanftmuth verbreitet sich über die ganze Gestalt einer Spanierin. Ruhe und die Zufriedenheit beglückter Liebe stralt auf ih rem ungetrübten Antlitze, während in ihrem Innern die glühendste Leidenschaft würhct. Ihre Augen, von Zärt lichkeit bewegt, haben einen funkelnden Blick; alloin schrecklich und drohend wird ihr Ausdruck, wenn sich ih rer Haß oder Zorn bemächtigt- Mit Wohlgefallen sagt dor Verfasser, daß sie an Gestalt und majestätischer Hal tung alle europäische Damen übertreffen; ihr stolzer im- ponirender Anstand zeigt den Charakter in ihren LiebcS- intriguen an- Sic wollen nicht bezwungen und beherrscht werden, sondern selbst besiegen und herrschen. Viel ge ben sie, und lassen die sehnende Hoffnung nicht lange in banger Ungewißheit; aber sie verlangen dafür als Vergel tung eine gänzliche unbedingte Ergebung, die auf alles/ außer auf ihre Zärtlichkeit, Verzicht leisten soll. K. v. Zittwitz. Können wohl selbst die geübtesten, geschicktesten Schauspielkünstler, Dichter, Schriftsteller, Red ner und Lehrer aller Art eine gründliche Theorie der Deklamation ganz entbehren? (Fortsetzung.) Mittelbar hingegen nützt die Deklamation nicht nur r) bei Ausarbeitung eines Gedichts, eines theatral. Stücks, einer Rede und eines jeden Vortrags, sondern auch 2) bei der Ausstellung jeder Wissenschaft!- Theorie.