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1 20 undeutlichen Aussprache verbesserte, sie reiner und starker ausbildere, sondern auch seine üble Gewohnheit der un anständigen Ackselbewegung dadurch abzulegen suchte, daß er bei der Ucbung im handelnden declamatorischen Vorträge, sich vor dem Spiegel beobachtend, aus Furcht, sich an einem von der Decke seines Zimmers in einem unterirdischen Gewölbe auf die Schultern mit der Spitze herabhangendcn Dolche zu verletzen, d e Achselbewegung unterließ, Cicero hingegen tbeilS mit seinem vertrau ten Freunde und Dcclam^ienslchrer, dem berühmten ächten Kunstschauspicler Rose ins, rhetls mit dem Marcus P i so und mit dem Quintus Pompe- jus sich über die Kunst deS declamatorischen Ausdrucks täglich unterhielt und studirte, wie er selbst in seinem Buche von berühmten Mannern erzählt- Mit gleicher Liebe dcclamirte ( nach Ouincti lian' 6 Versicherung ) nicht nur Caius Carbo sogar in seinem Lagerzelte, sondern selbst auch Augustus im Mutinischen Kri ge rc. Durch ihre m Gymnastik und Musik zersal- lende Erziehung schon sehr frühzemg in diese Ucbung em- geweiht, verbunden mit allen schönen Ausbildungsmit- teln des Körpers und Geistes, da ihre Musik (im wei testen Sinne) alle schönen Künste, folglich auch die De- clamirkunst mit in sich faßte, erhielt auch die Lunge der Gneckn und Römer durch ihre gymnastischen Vorübun gen (Proqymnasmen), welche Stärke, Gewandtheit und Geschmeidigkeit dem Körper verschafften, die nöthige Kraft und Ausdauer ihres Athcms zur Haltung so langer leidenschaftlicher Reden, von deren Wirkung oft Leben und Tod, Gluck und Unglück, Freiheit und Sklaverei ganzer Nationen abhiengen, zu deren Ohren vieler Tau sende solche Reden dringen und ihre Herzen erschüttern mußten, welches auch zum Theil oft auf dem Theater geschah! - Wohlan! lasset uns ein Gleiches auch hierin thun und die Alten wenigstens erreichen, wo nicht gar übertreffen! — (Die Fortseyung folgt.) Theater Nachrichten. Der Geizige nach Mokiere, von Zschokke, ging am Fastnachtsdicnstage über die Bühne. Wenn nur die Intrigue dcS Stücks nicht so ganz erbärmlich wäre! So bald der Geizige abtrittist alles todl und leer, und Lanaeweile ergreift uns unwillkührnch- Auch sollte der Bearbeiter den Geizigen noch etwas deutscher gemacht haben. Kotzebue hat in seinen Unglücklichen dem Geizi gen in einer einzigen Scene weil mehr komisches gege ben, als hier in i Paar Akten zu finden ist. Herr Weid ner spielte übrigens den Fegesack, wie man von ihm ge- wohnt ist, sehr brav und gedacht. Was ich aus Irza, Schausp. in 3 Auf;, von Rö mer, welche am 13. Febr. gegeben ward, macken soll, weiß ich selbst nicht recht. Oft erhebt der Dialog wirk- lich, dann laßt er auch wieder so tief hcrabfallen, daß man sehr unangenehm geweckt wird- Aus der recht gu ten Verwicklung hätte von einem bessern Bearbeiter sehr viel geschaffen werden können. Irza wird von Mad. Schirmer mit Lieblichkeit und Innigkeit gegeben. Eben so bewährt sich Mad. Hartwig in dem widerstrebenden Charakter der Iulia als kräftige Künstlerin. Fast lst Herr Kanow zum Ferdinand Kortez zu jung; doch war sein Anstand edel, auch stieg sein Feuer im Zten Akte lobenSwenh. Nur eins muß ich ihn bitten, die schar fen Betonungen zu vermelden, sie aus den höchsten Ef fekt zu sparen und außerdem mehr zu verflachen. Wie er jetzt spricht, zerstückelt er oft dadurch die Perioden so sehr, daß sie in ihrem Baue aufgelöst zu seyn scheinen. Männertrcue, welches darauf folgte^ gefiel durch daS sehr brave Spiel von Mad. Hartwig und Herrn Schirmer wieder sehr. Anselmus. Charade. Wer kann wohl von meiner ersten Silbe unbedingt sagen: ich bin's? Leidenschaften und äußere Verhältnisse rauben uns ja öfters dieses himmlische Gut. Mühsam ist das Streben zu der Höhe der zweiten, allein dann auch belohnend durch den trunkncn tröstenden Blick in das große All. In dem Ganzen und unter ihm findest Du thätige biedere Menschen; es rst eine alte Stadt un- sers Vaterlandes. . K. v. Zittw itz. (Die Auflösung im nächsten Stück.)