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Allgemeiner Anzeiger : 03.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191008034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19100803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100803
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-03
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 03.08.1910
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Rsesenuuterschlagnng auf einem Ber liner Postamt. Der im Postamt 17 in der Frucbtstroße in Berlin angestellte 33 Jahre alte Briefträger Bergmann Kat am 26. Jun vor- miitags 50 000 Mark, die er von einer Dienst stelle nach einer andern innerhalb des Amts gebäudes bringen sollte, unterschlagen und ist mit seinem Raube flüchtig geworden. Die Generalvostkasse überwies am 27. Juli dem Amt 50000 Marl als Zuschuß für die am 30. Juli stattfindenden Gehaltszahlungen an die Beamten. Das Geld wurde in zwei Beutel verpackt, von denen der eine 3000 Mark und der andre 47 000 Mark in barem Gelbe enthielt, von dem diensttuenden Schalterbeamten der Briefausgabe 4 in Empfang genommen, quittiert und nach dem Packraum 2 gebracht, wo sich ein feuer- und diebessicherer Geldschrank befindet. Am Morgen erhielt der im Postamt 17 beschäftigte Brief träger Bergmann den Auftrag, das Geld aus dem Packcaum 2 zu holen und es nach dem in demselben Gebäude befindlichen Bahn postamt 4 zu bringen. Bergmann nahm das Geld in Empfang, quittierte darüber und ent fernte sich dann aus Raum 2. Allerhöchstens brauchte er zu diesem Gang vier bis fünf Minuten. Diese Zeit verstrich, ohne daß man Verdacht schöpfte. B. konnte unterwegs von Kollegen ausgehalten und in ein Gespräch ver wickelt worden sein. Erst als fast eine Stunde vergangen war und der empfangsberechtigte Beamte des Bahnpostamts 4 noch nicht im Besitz des avisierten Geldes war, wurde man unruhig. Rasch wurde im ganzen Amt nachgefragt, und zu ihrem Schrecken vernahmen die Beamten, daß Bergmann mit dem Gelbe verschwunden war. Der ungetreue Beamte hat sich seines Raubes nicht lange erfreuen können. Er wurde bereits in der Freitagnacht in einem kleinen Berliner Hotel verhaftet, wo er sich als Techniker unter falschem Namen ge meldet hatte. X Der Postdieb i« der Falle. Ein un getreuer Beamter wurde in der Person deS Oberpostschaffners Lehmann in Wittenberg fest gestellt. Schon seit längerer Zeit liefen bei dem dortigen Postamte Beschwerden ein, daß Pakete, besonders solche, die an Zöglinge des Militär- Änaben-ErziehungShauseS in Annaberg gerichtet waren, ihres, klingenden Inhalts beraubt worden waren. Bei den in aller Stille geführten Nach forschungen lenkte sich der Verdacht auf L., der die fragliche Strecke befuhr. Zu seiner Über führung wurde ihm eine Falle gestellt. Man machte in Wittenberg ein Paket mit Wurst und einem gezeichneten Fünfmarkschein an einen Annaberger Zögling zurecht und gab es zur Be förderung auf, als L. Dienst hatte. Vorher aber benachrichtigte man die Postanstalt in Annaberg von d em Vorhaben. Als nun das Paket dort eingetroffen war, wurde es sofort geöffnet und das Fehlen des Geldscheines kon statiert. Auf telegraphische Anzeige fuhr der Wittenberger Postdirektor mit dem nächstfälligen Zuge nach, stellte auf der Zwischenstation Horka den L. zur Rede und sagte ihm den Diebstahl aus den Kopf zu. Angesichts des vorliegenden Beweismaterials legte der ungetreue Beamte ein Geständnis ab, worauf er, nachdem gegen ihn Strafanttag gestellt, vom Dienste enthoben wurde. Frivole Rache. Im Zoologischen Garten zu Münster i. W. sind mehrere wertvolle Tiere unter Vergiftungsecscheinungen eingegangen. Man vermuiet einen Racheakt. Feuer in der badische« Antlinsadrik. Aus unbekannter Ursache war ein Brand im Bau 270 „Phthal-Säurefabrikation" der Anilin fabrik in Ludwigshafen (Baden) ausgebrochen, der die Einrichtung und die darin befindlichen Vorräte zerstörte. DaS Feuer hatte einen explosionsartigen Charakter. Fortwährend sah man blaurote Flammen emporsteigen. Der Brand verbreitete sich in kürzester Zeit auf das ganze Gebäude. Die Tätigkeit der rasch herbei geeilten Fabrikfeuerwehr beschränkte sich in der Hauptsache auf die Lokalisierung des Brandes. Ler Schaden soll bedeutend sein. Menschen sind glücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Eta großes Ftschsterben ist durch dir jüngste Hochwasserkaiustlophe in fast sämtlichen bayrischen Flüssen, namentlich in der fischreichen AUmühl in Mittelsranken, verursacht worden. Dort müssen dis verendeten Fische fuhrenweise aus dem Wiessngelände entlang des Flusses eingesammelt und fortgeschafft werden, da der Geruch der toten Fische die ganze Gegend ver pestet. Die Altmühl wird für die Fischerei auf viele Jahre hinaus keinen Ertrag mehr liefern. Eine Wasserhose auf der Donau. Die Bewohner des bayrischen Ortes Bergheim bei Neuburg an der Donau waren Zeugen eines einzigartigen Naturschauspiels. Den ganzen Tag über herrschte ein orkanartiger Sturm, unterbrochen von starkem Regen. Gegen 5 Uhr nachmittags sahen Leute, die auf dem Felde m der Nähe der Donau arbeiteten, auf dem Unser heutiges Bild zeigt deutsche Schlachtschiffe an der Küste Norwegens. Zur Vornahme von Manövern und Schießübungen war in diesen Tagen eine deutsche Flotte unterwegs, die aus dem ersten und dem zweiten Geschwader und zwei Ausklärungs truppen bestand. Der Dienst unsrer blauen Jungen Während dieses Manövers war wegen des teilweise sehr stürmischen Wetters nicht leicht. Vom Sonntag, den 17. Juli ab, trat eine Pause ein, die der Flottenchef Exzellenz v. Holtzendorff benutzte, um Strome eine schwarze, turmhohe Wassersäule in wirbelnder Bewegung dahineilen. Die Regen wolken senkten sich tief bis fast auf den Wasser spiegel und wurden mit in die auf und nieder steigenden Wirbel gezogen. Sobald die Wasser hose dem Ufer zunahekam, ergriff sie Aste und Zweige und riß sie mit furchtbarer Gewalt in die Höhe. Während der ganzen Erscheinung wurde donnerähnliches Krachen und Rauschen vernommen. Mit ungeheurer Geschwindigkeit glitt die Wasserhose auf dem Flußspiegel dahin, und in weiter Entfernung stürzte sie endlich in sich zusammen. Gefährliche Schießübungen. Bei Schieß übungen der französischen Küstenbatterie in der Nähe von Toulon sind infolge falschen Zielens schwere Beschädigungen an einer Plantage an gerichtet worden. Eine Granate von 105 Kilo gramm Schwere fiel in die Gärten einer reichen Besitzung auf der Insel St.-Mandrier. Das Geschoß schlug in der Nähe des Schlosses auf, explodierte und zerstörte fast sämtliche Weinstöcke. Der Bewohner dec Insel bemächtigte sich ein allgemeiner Schrecken. Em schwerer Automobilunfall. Bei Amphion in der Nähe des Badeortes Evian wurden durch ein Automobil, das von Genf kam, die ägyptische Prinzessin Hassan Rassem - Bei, die im Atter von 26 Jahren steht, und ihr Neffe, der Prinz Mandouh, überfaycen. Beide sind Mitglieder der Familie des Khedive und halten sich zur Kur am Genfer See auf. Trotzdem der Chauffeur sofort die Bremsen zog, war das Automobil schon über den Körper der Prinzessin hinweggegangen. Die Prinzessin hat mehrere Rippen gebrochen und schwere Verletzungen im Gesicht und sonst am Körper davongelragen. Ei« Bombenattentat der „Schwarzen Hand". In London wuroe in der Nacht eia Bombenattentat gegen eine Polizeiwache unter nommen. Einer der von einer Patrouille heun- kehrenden Polizisten fand vier Bomben, die am Eingänge des Stationshauses niederaelegt waren. Die Bomben wurden unter Wasser gesetzt und so unschädlich gemacht. Sie ent- hielten jedoch genug Explosivstoff, um ein ganzes Stadtviertel in die Luft zu sprengen. Bon den Tätern, die der berüchtigten „Schwarzen Hand" angehören dürften, fehlt jede Spur. Ein schlimmer Gast. In Odessa ist seit einigen Tagen die Pest aufgetreten. An einem Tage starben 25 Personen. Blutige Streikunruhen. Bei einem Zu sammenstoß, der zwischen 800 streikenden An gestellten der amerikanischen Zuckerraffinerie, gesellschaft in Brooklyn auf der einen Seite und der Polizei und den Streikbrechern auf der andern Seite stattfand, wurden eine Person zur Erholung für die Besatzungen eine Fahrt durch den Pongusfjord zu machen. Hier wurde den Marinetruppen eine große Freude zuteil. Bet Ball holm passierten die Kriegsschiffe die Kaiserjacht „Hohenzollern", mit der Kaiser Wilhelm bekanntlich seine Nordlandreise unternimmt. Die Schiffe salutierten, die Mannschaften hatten Paradeaufstellung genommen, und während der Vorbeifahrt wurde auf den Allerhöchsten Kriegsherrn ein dreifaches Hurra ausgebracht. getötet, drei lebensgefährlich verletzt und eine große Anzahl leicht verletzt. Dem Kampf wohnte eine nach Tausenden zählende Menge bei. Die Angestellten der Zuckerrasfineriegesell- schäft werden beschuldigt, auf die Streikenden geschossen zu haben. Der Kassierer der Gesell- schäft wurde unter dem Verdacht verhaftet, einen Mann getötet zu haben. Im ganzen wurden etwa hundert Schüsse abgegeben. Et« peruanischer Dampfer verbrannt. Der neue peruanische Dampfer „Huallaga" ist vor der Küste von Peru verbrannt. Drei Ma trosen haben dabei ihr Leben eingebüßt. Die Passagiere und die übrigen Mannschaften find von dem Schwesterschiff „Uncayali" an Bord genommen worden. — Der Präsident von Brasilien Hermes da Fonseca besichtigte in Bitterfeld mit dem brasi lianischen Militärattache und mehreren andern brasilianischen Herren die Anlagen der Lustfahr zeuggesellschaft. Das Luftschiff „P. VI" unter nahm einen Aufstieg, an dem der Präsident mit fünf brasilianischen Herren, der Direktor der Luftfahrzeuggesellschaft Hauptmann v. Kehler, Regierungsbaumeister »Hackstädter, ein Dragoner- offiziell und drei Chauffeure teilnahmen. Nach viertelstündiger Fahrt erfolgte die glatte Landung. Der Präsident äußerte sich sehr befriedigt über die Fahrt. , —Am 28. Juli abends gegen elf Uhr ist der Luftlreuzer „M. III" vom Tegeler Schieß platz bei Berlin aus zu einer Nachtfernfahrt aufgestlegen. Nach etwa 13 Stunden ist das Militärlustschiff glatt in Gotha gelandet. — Der Flugtechniker Erich Lockner aus Aachen unternahm in Darmstadt mir einer Euler- Flugmaschine einen Uberlandflug, der 51 Mi- nuten dauerte und wobei er eine Höhe von 200 Metern erreichte. Er landete aus etwa 120 Meter Höhs im Gleitflug, weil ihm das Benzin ausgeqangen war und der Motor stehen blieb. Die Landung erfolgte in einer Entfernung von etwa einem Halden Kilometer vom Flugplatz. Nachdem der Luftschiffer sich neues Benzin ver schafft hatte, flog er wieder zurück und landete glatt, wenige Meter von der Halle entfernt. Serrcktskalle. Berlin. Wegen schwerer Körperverletzung hatte sich der Bahnarbeiter Robert Witzig vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts zu ver antworten. W. unterhielt mit dem Dienst mädchen Czeslar ein Liebesverhältnis, dem die C. aber vor einiger Zeit durch einen Ab schiedsbrief ein Ende machte. Nun beobachtete W. die ehemalige Braut mit Eifersucht, bis er sie tatsächlich eines Tages im Mai am Arme eines andern sah. Um sich zu rächen, begab sich W. tags darauf, mit einem Topf voll Schwefelsäure ausgerüstet, nach der Wartburg straße 17, wo die C. in Stellung war, und schüttete dem Mädchen, das auf sein Klingeln öffnete, die Säure in das Gesicht. Die C. ist bis heute von ihren damals erlittenen Brand wunden nicht völlig hergestellt. W. wurde zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Bonlogne (Frankreich). Das Gericht ver urteilte den Soldaten Jakob Boleslas, der an Stelle des in Leipzig wohnenden Franzosen Mehaut die Dienstpflicht in Frankreich geleistet hatte, wegen Urkundenfälschung zu 15 Tagen Gefängnis. Boleslas, der Deutscher ist, wird in Deutschland wegen Beamtenbeleidigung verfolgt. O berliner k)umor vor Gericht. Das gemeinsame Tagebuch. Das alte Wort, daß Liebe gar leicht in Haß sich verwandeln kann, hat nicht nur zwischen Liebesleuten Geltung, es trifft auch manchmal bei Personen des gleichen Geschlechts zu, Beispiel: Fräulein Töpfer und Fräulein Kauf mann, die sich vor dem Schöffengericht als erbitterte Gegnerinnen ein Stelldichein gaben. „Fräulein Töpfer," sagt der Vorsitzende, „Sie sind der an greifende Teil gewesen. Sie haben Fräulein Kaufmann eine falsche Schlange und eine gemeine Person ge nannt. Dabei haben Sie die Klägerin mit einem Pompadour auf den Kopf geschlagen. Was sagen Sie dazu? — Angekl. Töpfer: Ach, Sie haben ja keene Ahnung nich, Herr Richter, wat det for eene schlechte Person is . . . — Vors.: Wiederholen Sie hier nicht die Beleidigungen, das könnte sehr un angenehm für Sie werden. Waren Sie denn früher mit der Klägerin befreundet? — Angekl.: Na jewiß doch. Det is ja eben die Schlechtigkeet. — Jahrelang waren wir die dicksten Freundinnen. Et jab keen Geheimnis zwischen uns beede. Wat sie erlebte, wußte ick. Und wat ick erlebte, wußte sie. Wir führten sojar een jemeinschaftliches Tagebuch, Damals jing sie mit Herrn Wagner, wat jetzt mein Bräutjam is. Er hat nämlich so nach und nach injesehen, wat sie for eene is, deswejen hat er mir den Vorzuch je- jeben. — Fräulein Kaufmann: Sie hat so lange mit ihm kokettiert und mir verklatscht, bis der Mann, der ohnehin keen jroßet Licht is, druff rinfiel. — Angekl. Töpfer: Ick verbitte mir det, Sie .... — Vors.: Machen Sie hier gefälligst keinen Austritt. Was geschah weiter? — Angekl.: Sie hatte det Tage buch in Verwahrung. Eenet juten Dages kommt mein Bräutjam in jrößte Uffrejung zu mir und macht mir eene Szenerie, det's beinahe for immer Schluß jewesen wäre. Die Kaufmann hatte ihm det Tage buch zugeschickt. — Vors.: Waren denn darin so ärgerliche Dinge ausgezeichnet? — Fräulein Kauf mann (schadenfroh): Nich zu knapp. Wat die allenS erlebt hat — da kann unsereens nich mit. — Angekl.: So schlimm wie die't macht, is et jar nich, aber die Männer sind doch manchmal 'n bfiken komisch. Ubrijens hat sie von sich selber det meiste unter schlagen, sonst stände Ville mehr in dem Tagebuch. — Vors.: Die Übersendung des Tagebuches war also die Ursache Ihres Zusammenstoßes mit der KIägerm? Angekl.: Sehr richtij. - Das Gericht sah die Sache milde an und verurteilte Fräulem Töpfer zu 15 Mk. Geldstrafe. buntes Allerlei. LR Allerlei Wissenswertes. Nach der neuesten Statistik der englischen Regierung be trägt die Wellproduktion an Tee 1256 Millionen Pfund. Hiervon verbraucht Deutschland nur neun Millionen Pfund, nicht mehr als Neusee- Ubungssahrt -er deutschen Zchlachtflotte an -er norwegischen Mste. MS ich geendet, brach sein Zom los: er wollte Beate nach, ihre Spur verfolgen, denn sie müsse die Seine werden. Dazwischen über häufte er mich mit Vorwürfen, als ob ich um Beates Flucht gewußt hätte, und das Ganze eine abgekartete Sache zwischen ihr und mir gewesen sei. So unhaltbar dieser Vorwurf war, so empörte er mich doch — auch ich erwiderte heftig, wo durch Robert sich immer mehr in Wut redete und mir drohte, er werde mich schon in nächster Stunde vor seinen Gästen als Dieb entlarven, wenn ich ihm nicht entdecke, wohin Beate ge flohen sei. . Inmitten seine? ZornesauSbrucheS machte mich eine Äußerung stutzig, die er wohl, ohne eS zu wollen, getan: Meinst du, ich hätte die Fäden mühsam zusammengedreht, um sie durch drch zerreißen zu lassen?" Diese Worte nahmen plötzlich einen Schleier von meinen Augen. „Du hast mich also gestern absichtlich in Versuchung geführt, um mich zum DiA werden zu lassen?" schrie ich ihn an. Er mckte höhnisch lächelnd, indem er er widerte: „Allerdings — und du warst dumm genug, m die Falle zu gehen! Wo hast du nur deinen Kopf, das nicht zu merken?" Rasend vor Wut wollte ich mich auf ihn stürzen, da fiel mein Blick auf sein Gewehr, das dicht neben mir lehnte, ich riß es an mich und ohne zu zielen, drückte ich auf ihn ab. Der Schuß krachte durch den Wald und Robert stürzte wie eiu gefällter Baum zu- lammen. Sein Röcheln brachtt mich wieder zu mir selbst — ich beugte mich über ihn, nach der Verwundung forschend; allein seine brechenden Augen sagten mir, daß ich nur zu sicher ge troffen — der Schuß war in schräger Richtung ins Gehirn gedrungen, der Tod ihm also gewiß. Einen Moment stand ich fassungslos neben ihm — dann begriff ich die fürchterliche Lage in ihrem ganzen Umfange. Ich mußte fort, wollte ich nicht als Roberts Mörder gelten! Schon wandte ich mich zur Flucht, als mich ein blitzschnell in mir auftauchender Gedanke zögern ließ — Robert besaß noch m eine gestern gegebene Unterschrift — sollte er sie etwa bei sich tragen? Dann konnte sie, wenn man sie bei ihm fand, zu allerlei Vermutungen führen und mich vielleicht verdächtigen!" Mit zitternden Händen durchsuchte ich die Brusttaschen seiner Joppe und bald hatte ich jenes Blatt gefunden: es dünkte ihm jedenfalls bei ihm besser aufgehoben, wie irgend wo anders! Auf Umwegen kehrte ich ungesehen ins Schloß zurück. Eine halbe Stunde später brachte man die Leiche Roberts auf einer Trag bahre, es hieß, sein Gewehr habe sich wahr scheinlich durch irgend eine eigene Unvorsichtig keit entladen und seinen Tod herbeigeführt. Mein nächster Gedanke war nun, Beates Spur zu verfolgen. Allein bevor ich diesen Entschluß auszuführen vermochte, warf mich eine heftige Lungenentzünd ung, die ich mir wohl bei dem unsinnigen Ritt geholt, aufs Kranken lager. Als ich endlich notdürftig wieder hergestellt war, erkannte ich zu meinem Entsetzen, daß ich von allen Hilfsmitteln entblößt sei. Ich stand vor dem Nichts — nur ein Ausweg blieb mir, der zu dir! Du weißt, wie ich eines Abends bei dir erschien — innerlich und äußerlich gebrochen. Ich wagte nicht, dir daS Geschehene seinem wahren Sachverhalt nach zu gestehen — die Furcht, du könntest dem Dieb verächtlich die Tür weisen, hielt mich zurück. Allein die un klaren Andeutungen, die ich dir machte, führten dich irre. Dein aller, nie versiegter Haß gegen Beate ließ dich in ihr die Schuldige erblicken! Und nun begann mein Hauptverbrechen an meinem Weibe: ich bestärkte dich in dem Wahn daß Beate ihre Pflicht vergessen, und daß ich Robert von Gallwig um ihretwillen hetötet, um meine Ehre an ihm zu rächen, die durch meiner Gattin Treubruch besudell worden. Du ließest mich schwören, weder der Ent- flohenen noch meinem Kinde nachzuforschen — beide sollten tot für mich sein — nur unter dieser Bedingung wolltest du die Vergangenheit verzeihen. Ich war schwach genug, zu tun, was du verlangtest, ich hatte jeden moralischen Halt ver loren. Dennoch stand ich ost auf dem Punkt, dir die Wahrheit zu sagen — aber eine lähmende Feigheit hielt mich immer wieder zurück. Ich wußte, daß du die Täuschung, in die ich dich gestürzt, ebensowenig verzeihen würdest, wie die Wahrheit, zu der ich mich doch dann eben falls bekennen mußte. Das weitere weißt du. Die vielleicht nicht völlig ausgeheilte Lungenentzündung kehrte öurück — der Arzt verordnete einen längeren Aufenthalt m Indien. Du schicktest mich hierher, nach Nizza — aber ich fühle, daß jede Mühe, mein Leben zu erhalten, zu spät kommt. Doch ich will nicht aus der Well gehen, ohne die Lüge aufzudecken, durch die ich die Ehe und Treue meiner Gattin so schändlich entstellt, deshalb schreibe ich dies nieder: Beate soll rein vor Dir dastehen, wie sie es in Wahr heit ist — ich war ihrer Liebe nie würdig l Dich aber, Vater, bitte ich: mache gut an ihr und meinem Sohne, waS ich an beiden ver schuldet, dadurch verzeihst Du Deinem sterbenden Sohne Egon." Langsam entsank der Brief den Händen Baron Ulrichs — also wahr, wirklich wahr:! Sein einziger Sohn ein Dieb, ein Verbrecher, ein Ehrloser, der einen Teil seiner Schuld, ja gewissermaßen die Veranlassung zu derselben, feige auf die Schultern seiner Gattin abwälzte t Jener heimtückische Feind, dem Baron Ulrich vorhin mit dem letzten Rest seiner Willensstärke getrotzt — jetzt hatte er leichteres Spiel! Jetzt fand er keinen Widerstand mehr und unter seiner eisemen Faust brach der gebeugte Mann ächzend zusammen 12. Hanfstängel stand ängstlich lauschend vor der Tür des Arbeitszimmers — er glaubte seinen Herm drinnen stöhnen zu hören, wagte eS aber nicht, ungemfen einzutreten, da der Baron eS nicht sonderlich liebte, sich in seinen Schmerzen beobachtet zu sehen. LS 23 (Fortsetzung folgt.)
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