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Allgemeiner Anzeiger : 06.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191004069
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100406
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- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-06
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 06.04.1910
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HrmMeichs md DeuLschlauds LustschWhrt. Die in der französischen Kammer schon wiederholt aeäußerte Besorgnis wegen Deutsch lands Vorsprung in der Lustschiffahrt ist nun auch im Senat zum Ausdruck gekommen und Gegenstand einer längeren Unterredung gewesen. Senator Raymond übte dabei scharfe Kritik an dem Verhalten des Kriegsministerinms gegen über der Entwickelung der Luftschiffahrt. Er sagte, Frankreich befinde sich gegEnuber Deutschland, was die Lustschiffahrt angehe, sehr im Nachteil. Wenn die lenkbaren Luftschiffe keinen wirklichen Vorteil brächten, so solle der Minister dies sagen, damit man die beträchtlichen Ausgaben für die militärische Luftschiffahrt spare. Wenn sie aber einem dringenden Bedürfnis entsprächen, so dürfe man nicht länger zögern, die unerläß lichen Opfer hierfür zu bringen. Redner führte als Beispiel die Organisation Deutschlands an, dessen ganze militärische Front von M»tz b's Aachen und Koblenz mit Organisationen für Luitichiffe versehen sei. Der Militärverwaltung werfe er vor, daß sie die Erfinder und die private Industrie sernbalie. Neymond zählte dann eine Reihe von Verbesserungen auf, die Tentschland in der Militär-Luftschiffahrt gemacht habe, namentlich in bring auf Türme für drahtlose Telearopbie, Rohre zum Fort schlendern von Geschossen und LuftichWallen. Er fordere dis Schaffung einer Zentralstelle, um die Angelegenheiten der Luftsch-ffahrt methodisch zu 'leben. Er mache dem Kriegs- departement den Borwurf, daß es auch zu wcnig Mühe auf die Flugmaschinen verwende. Revmond fuhr fort, es müsse ein einheitliches Luftichifferkorvs geschaffen werden, ebenso sei die sofortige Errichtung einer luftschiff ethnischen Schule erforderlich. Dis geforderten Kredite, 720 MO Frank, die zwischen Artillerie und Geniskorps geteilt werden sollten, seien nicht ausreichend. Der Kriegsminiffer habe zwar angedeutet, daß in der nächsten Zukunft eine Ausgabe von 2« Millionen ins Ange gefaßt werden müsse, aber es ist zweifellos besser, sogleich die entsprechenden Opfer zu verlangen, denn es sei keine Zeit zu verlieren. Der Kriegsminister erklärte darauf, die Armee habe der Luftschiffahrt stets Beach tung geschenkt. Die französische Luftflotte be sehe zurzeit aus drei Luftschiffen. Mit Rück sicht auf die Ungewißheit der hier in Frage kommenden Probleme habe die MilitSrluftschiff- wbrt bisher keine umfangreicheren Aufgaben zu löten vermocht als die, die sie gelöst habe. Tie in Deutschland gemachten Fortschritte seien sehr übertrieben worden. Deutschland habe gegenwärtig nicht mehr als fünf oder sechs lriegSbrauchbars Lustschiffe, nämlich zwei „Zeppe lin", zwei „Groß" und einen oder vielleicht zwei „Va-seval". Dazu kämen bestenfalls noch fünf kleinere Ballons, die aber nur in be schränktem Maße verwendbar wären. Frankreich habe demgegenüber drei lenkbare Luftschiffe. Außerdem befinden sich vier Ballons im Bau, die Ende 1910 in Dienst genommen werden können. Frankreich werde dann über sieben Lenkballons und fünf Lustschiffhallen verfügen. Frankreich werde alles daran setzen, um den sür Frankreich bedeutenden Nachteil in der Lnft- schrffahrt auszugleichen. Nach langen Debatten wurde dann der Regierung das Vertrauen aus- gefprochen. Politische Kundlckau. englischen Königsfamilie geplant sei, indem dis Prinzessin Viktoria Luise, die Tochter des Kaiserpaares sich mit dem Prinzen Arthur v. Connaught, d-m Neffen (und Adjutanten) König Eduards vermählen wird. Da in Ber liner Hofkceisen über diese Verbindung wie auch über die Englandreise nichts verlautet, wird man abwarten müssen, inwieweit dis Berichte der Londoner Blätter zutreffsn. * Der Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg bat den neuen italienischen Minister präsidenten Luzzatti zur Übernahme des hohen Amtes beglückwünscht und von Luzzatti sofort ein herzliches Dank-Telegramm erhalten, in dem er auf die freunffchMichen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien hinwies. * Die Behauptungen, daß Deutschland auf die dänische Landesverteidigung Einfluß zu üben versuche, sind schon wiederholt von englischen und holländischen Müttern aus gestellt, aber stets als falsch erwiesen worden. Dennoch beschäftigen sich setzt wieder einmal auswärtige Blätter mit dieser angeblich „ernsten Frage". Auch diesmal begnügt üch die deutsche Regierung mit der einfachen E-'klärung, daß die Gerüchte aus der Lust gegriffen seien. *Die Rinderkrankheit auf Samoa soll letzt mit allem Nachdruck beimpft werden. Zu diesem Zwecke hat sich Dr. Gehrmann nach Samoa begeben, und nach einer Reihe von Be sprechungen, die er vornehmlich mit Kakao- Pflanzern gepflogen hat, hat er einen Arbeits plan ausgestellt. Es hat den Anschein, als sei Dr. Gehrmann s-bon zu Etgebniffen gelangt, denn er stM in Aussicht, die bisherigen zweifel haften Bekämpfungsmethoden nach Rückivrache mit dem Gouverneur durch neue zu ersetzen. Tfferreich-Nnqarn. * Die militärseindliche Brw e gung, die bei den tschechischen Nationalen in Böhmen seit Jahren herrscht, führt fgst alljährlich zu Kundgebungen der jungen Leute, dis vor den Aushebungskommissionen zu er scheinen haben. In Brüx wurden Rekruten bestraft, die zur Aushebung in größeren Trupps mit militärfeiudlichen Kokarden erschienen, die ein von zwei Muffen geknicktes Gewehr und die Inschrift trugen: „Keinen Heller! Keinen Mann!" Seit kurzem erscheinen die Gestellungs pflichtigen vor den Kommissionen wegen dieser Bestrafungen in schwarzen Trauerkleidern. Frankreich. *Die Kammer hat das Alt ersVer sorgung sg es etz, das dem Muster des deutschen entspricht, mit 560 gegen 4 Stimmen angenommen. Norwegen. *Jn Christiani« werden bereits Vor bereitungen für den Empfang des Expräfideutsn Roosevelt getroffen, der, von seiner Afrika- reiie heimkehrend, am 3. Mai dort eintceffsn und im KöniMchloffe wohnen wird. — In Kairo, wo Roosevelt gelegentlich seines Vor trages an der dortigen Universität sich in scharfen Worten gegen die Bestrebungen der ägyp tischen Nationalisten wandte, kam es zu lärmenden Kundgebungen gegen den Präsi- deuten, dessen Abfahrt sich darum in aller Eile und Stille vollzog. Balkanstaate«. * In Serbien ist man mit dem Ergebnis des Besuches, den König Peter dem Zaren abgestattrt hat, nicht so zuirieden, wie es anfangs den Anschein hatte. Den Anstoß zu dieser Wendung hat das Bskanntwerden der Tatsache gegeben, daß der Zar den Kara- georgiewitsch - Ster n, den ihm König Peter überreichen wollte, mit der Begründung ablehnte, daß diesen Orden auch die Ver- schwörerofiziere trügen. Natürlich ist man in den serbischen Verschwörerlreffen überaus miß gestimmt und sucht die Geschichte von der miß glückten Ordensverleihung zu vertuschen. Denischland. Verbindung der kaiserlichen F imilie mit der ! berufen. In eingeweitzten Kiene» hält man *Eiue außergewöhnliche Maßregel hat der Minister des Äußern in Griechenland ge troffen. Er hat allen griechischen Gesandten im Auslande ihr Abberufungsschreiben zugehen lassen und sie sämtlich nach Alhen zurück- Be-uche eingeladen, dem die Prinzessin ent sprechen wird. Englische Bläiler knüpfen die Vermutungen an diesen Besuch, daß eine neue *Das Kaiser paar wird nach Londoner Blättern im Laufe des Jahres einen Besuch am englischen Hofe machen. Die Königin von England hat bei ihrer letzten Anwesenheit in Berlin die Prinzessin Viktoria Luise zu einem diese Allgemeine Erneuerung der diplomatischen Vertretung Griechenlands für ein Zeichen der inneren Gesundung und Erstarkung des Landes. Hoffentlich trügt diese Annahme nicht. Der Weg zu ruhigen Reformen ist ia jetzt, nachdem sich die Militärliga endlich' aufgelöst hat, freigemacht. Nfrika. *Neue Berichte über die Unruhen in der Negerrspublik Liberia (Westafrika) besagen, daß im Hafen Las Dalmas ein deutsches Kanonenboot angskommen sein und der Regierung anaeboten haben soll, einige Stationen, wo sich die rebellierenden Neger verichanzt haben, zu bombardieren. Das Anerbieten soll jedoch lischt angenommen worden sein, weil die Regie rung politische Verwickelungen befürchtete. Affe». * General DinTschang, der neue Kriegs- mimiter Chinas, wird die allgemeine Wehrpflicht in seiner Heimat einiühren. Welche Hindernisse sich diesem kühnen Werk in den Weg stellen, fleht man am besten daraus, daß die genaue Stärke der bestehenden chinesischen Armee in Dunkel gehüllt ist. Nach einer Schätzung sollen die Truppen in Friedenszeiien 300 000 Mann zählen, während eine andre sie auf 680 000 angibt. Es wird ferner behauptet, daß eine sehr große Reserve vorhanden sein soll. Vermutlich sind jedoch alle diese Angaben mehr oder weniger durch orientalische Ein bildungskraft beeinflußt. Wie immer dies fein mag, die Aufgabe, aus der ganzen Riesen- bevölkeruug des chinesischen Reiches, die io außerordentlich friedfertig ist, ein straffes Volk in Waffen hsranzubildsn, ist sicherlich ein kühnes Unterfangen; es scheint jedoch, als ob augen blicklich China nicht so sehr mehr Solvatsn nötig hätte, als eine bessere Ausbildung und bessere Ausrüstung der Truppen, die es bereits besitzt. *Die Finanznot macht sich in gan, Persien lebhaft bemerkbar. Im Parlament wird mit Eifer ein Budget beraten, für das zur Zeit nicht die geringsten Mittel vorhanden sind. Daß unter solchen Umständen die allgemeine Unzufriedenheit z »nimmt, ist nicht gerade zu verwundern. Der Ruf nach der Republik ertönt wieder lauter und man vredigt offen die Revo lution. Wie ernst die Lage ist, geht daraus hervor, daß die Regierung ein allgemeines Ver bot des Waffentragens erlassen hat. Z»M LisnlbMmilSL bei MIHM a. Nh. Das Eisenbahnunglück, das sich bei Mül heim a. Rh. ereignete, indem ein Eilzug in einen MilitärlranSvortzug fuhr, hat, wie nun mehr festgestellt ist, 22 Tote und mehr als 100 Verletzte gefordert. Auf die an den Kaiser und an den Großherzoa von Baden, General inspekteur der 5. Armes-Inipektion, vom General kommando des 16. Armeekorps übersandten Meldungen sind bei dem genannten General kommando Beileidstelegramme eingsqangen, von denen das des Kaisers folgenden Wortlaut hat: „Die Meldung von dem beklagenswerten Eisenbahnunglück bei Mülheim a. Rh. und von dem dadurch verursachten Tode so vieler Sol daten meine? 16. ArmeekorvS hat mich schmerz lich bewegt. Dem Armeekorps und den An gehörigen der Getöteten spreche ich hierdurch mein tief empfundenes Beileid aus." Über Einzelheiten des Unfalles wird berichtet: Bei dem Zusammenstoß wurden die Insassen der Wagen, die nicht sofort zertrümmert Warden waren, gegeneinander und gegen die Wände, Türen und Fenster ge schleudert und erlitten namentlich durch Glas- svlitter teilweise schwere Verwundungen. Das Geväck flog durch die zerbrochenen Scheiben auf den Bahndamm. Während dis vorderen Wagen im ganzen ziemlich glimpflich davon kamen, waren schon in der Mitte des Zuges mch-ere Abteile ineinaudergedrückt. Der vor- leyie und der drittvorletzte Wagen hatten sich buchstäblich zu einem einzigen geschachtelt, der O Kuf der Bahn des verbrechens. Sj Detektivroman von Max Arendt-Denart. lSortsetzunz.) Inzwischen war Breitenfeld in dem Mord hause fieberhaft tätig gewesen. — Er hatte von der Haushälterin erfahren, daß Herr Klinger seinem Freunde Baumgart mehrmals größere Summen geliehen hatte, ohne sie zurück zu er halten, ferner hatte er aus der verschüchterten und versch'offenen Alten noch herausgebracht, daß Klinger und Baumgart vor langen Jahren viel enger befreundet gewesen waren, als in der der letzten Zeit. Die Alte hatte in stillen Abendstunden von dem Ermordeten erfahren, daß er und sein Freund dasselbe Mädchen ge liebt hatten, daß sie Baumgart den Vorzug ge geben habe, und daß sie mit ihm sehr unglück lich gewesen sei; denn anfangs konnte der jäh zornige Baumgart in keinem Geschäft festen Fuß fassen, und dann, in dem Bankgeschäft, in das er durch Klingers Vermittelung eingetreten war, hatte er sich in Spekulationen eingelassen rind große Summen veroren. Wenn nun auch die Alte das alles zu sammenhanglos berichtete, so vermocht» sich der Detektiv doch leicht ein Bild von den Verhält nissen zu machen. Als Frau Kruse ihre Er zählung beendet hatte, ging er noch einmal in das Arbeitszimmer des Ermordeten und sah lange durch das Schlüsselloch in das Neben gemach, wo der Tote jetzt auf dem Bett lag, friedlich und still, während sein Herz das Ge heimnis barg, wer die Schuld seines Todes aus sich geladen hatte. Lange blickte Breitenfeld durch das Schloß. Endlich richtete er sich auf und auf seinem Gesicht spiegelte sich die Freude über eine wich tige Entdeckung wider. — Er war mit ganzem Herzen Detektiv. Wohl wußte er, daß man hier und da über seinen Beruf die Nase rümpfte, aber er verstand solches Vorurteil um so weniger, als er fast täglich Gelegenheit hatte, alle Tugen den des Menschengeistes zu üben. Fleiß, Mut und Scharfsinn, wer sie nicht besaß, dem waren allerdings auf dem schwierigen und gefahrvollen Gebiete seiner Tätigkeit keine Erfolge beschicken. Und waren sie ihm immer treu? Zornesröte stieg ihm ins Gesicht, wenn er an den Einbruch in dem Hause des Mannes dachte, der jetzt im Nebenzimmer auf dem Totenbette lag. Manch' bitteres Wort hatte er von seinem Vorgesetzten hören müssen, als es sich immer mehr und mehr als unmöglich erwies, auch nur eine Spur der Täter zu finden. Und heute? — Ein unbe stimmtes Gefühl, jener feine Instinkt, der ihn schon so oft auf die richtige Fährte geleitet hatte, sagte ihm, daß er hier demselben Täter gegen überstehe, wie damals. „Du sollst mir diesmal nicht entwischen," murmelte er. Er nahm noch einmal die Abschrift des Briefes zur Hand, den er im Schreibtisch des Ermordeten gefunden hatte. Dann trat er aber mals an die Schublade. Diesmal zog er sie ganz heraus. Als er die Papiere heraus» genommen hatte, bemerkte er in der einen Ecke einen kleinen funkelnden Gegenstand. Er nahm ihn heraus unb als er beim Hellen Fenster ihn genauer betrachtete, bemerkte er. daß es ein kleiner, äußerst vornehm geschliffener Diamant war. Behutsam büllte er ihn in Papier und barg ihn in seinem Portemonnaie. Es war kurz nach halb neun Uhr, als Breitenfeld den Untersuchungsrichter verließ, nachdem er Einsicht in die Protokolle genommen hatte. „Ich erhalte also sofort Nachricht?" rief ihm der Untersuchungsrichter nach. § Sofort, Herr Rat! Halten Sie sich nur bereit, um mir gegebenenfalls sogleich folgen zu können." Der Detektiv begab sich eilenden Schrittes in die Wohnung deS Kassierers Baumgart. Zu seiner Freude erfuhr er von der öffnenden jungen Dame, der Tochter Baumgarts, daß der Bankbeamte bis um fünf Uhr nachmittags Dienst habe. „Ich möchte einige Fragen an Sie richten, mein Fräulein," begann Breitenfeld, nachdem er sich als Kriminalbeamter vorgestellt hatte. „Ich werde Ihnen gerne Auskunft geben, wenn eS in meiner Macht liegt," entgegnete Klara Baumgart. „War Ihr Herr Vater schon bei Ihnen?" „Nein! Er Pflegt, wie ich Ihnen schon sagte, stets erst gegen fünf Uhr nach Hause zu kommen." .Und kam er auch gestern um diese Zeit?" „Jawohl." „Wann ging Ihr Vater gestern abend wieder fort?" Das junge Mädchen errötete bei dieser Frage und sie antwortete nur zögernd: „Es mag gegen 7 Uhr gewesen sein." nunmehr die andern überragte. Die Vekizei verbaftete einen Burschen, der sich an die Leichen der Soldaten heranmachie und sie ihrer Barichaft zu berauben versuchte. Auf Veran lassung der Staatsanwaltschaft ist der Zugführer des Eilzuges verhaftet und in das Gefängnis in Köln überführt worden. Er bestreitet, daß ein Verschulden seinerseits v,r- liege, da das Signal auf freie Fahrt gestauden habe, während die Beamten des Stellwerks das Gegenteil behaupten Bei den Nettungs- arbeiten zeichneten sich in erner Linie die Arbeiter des Karlwerkes von Fetten Md Guilleaume aus. Es mutzten teilweise die Wagaondächer und Böden zerhauen werde«, um die Toten und noch lebenden Verwundete« herauszuschaffen. Es geschah dies, indem man Stricke um die Körver der Soldaten warf, «n sie zunächst aufzurichien. Ein Tambour des 144. Regiments mußte so mehrere Stunden em- gekeilt zwischen den Trümmern au »harre«. Einem andem Soldaten mußten zunächst die Beine abgesagt werden, bevor er befreit werden konnte. Me Verletzten hielten sich tapfer, obwohl fle teil weise furchtbare Schmerzen litten. Die M- faMelle ist »och fortgesetzt das Ziel Hunderter Schaulustiger, die van nah und fern herdei eilen. An das Unglück selbst erinnern nur noch die auf dem Matze stehenden, vollständig zer trümmerten Waggons. Die Krankenhäuser überfüllt von Angehörigen der Verunglückt«;, die im Laufe des Vormittags eingetroffeu sind und nicht von der Seite ihrer schwerverletzten Söhne und Brüder weichen wollen. fheer »mä flotte. — Der Panzerkreuzer „Blücher", mit 15 500 Tonnen Wasserverdrängung, der größte bisher unter der Flagge stehende deutsche Panzerkreuzer, ist nunmehr aus dem Probe- fahrts Verhältnis entlassen. Da« Schiff ist der letzte Panzerkreuzer, der' noch mit Kolben maschinen ausgerüstet wurde. Mit einer Ge schwindigkeit von 25,88 Seemeilen in der Stunde hat er unsern bisher schnellsten Panzer kreuzer, daS Flaggschiff des ostasiatischen Kreuzergeschwaders „Scharnhorst", um mehr als zwei Seemeilen übertroffen. — Der Staatssekretär des ReichSmarineamts hat 21 Anwärter für das höhere Marinebaufach angenommen. Sie erhalten gemeinsam mit d«r Seekadetten des Jahrgangs 1910 ihre infM«- ristische und ihre fachiechnische Ausbildung a« Bord der seegehenden Schulkreuzer. Von und fern. X Die französische Uniform auf eine« deutsche« Standesamt. Auf dem Standes amt in Heidelberg fand kürzlich eine Traum-g statt, bei der der Bräutigam, Oberleutnant Carlins, in voller französischer Uniform erschie«. C., der mit einem Fräulein Scharnberger aus Heidelberg die Ehe einging, ist Offizier in einem srauzöfischen Kolonial - Artillerieregunent, zur Zeit jedoch zur Lustschifferabteilung kotnmcm- diert. Da es im allgemeinen nicht statthaft ist, in Deutschland sich in fremder Uniform traue« zu lassen, hatte der Bräutigam die Genehmi gung beim Kaiser nachgesucht und diese «sich bereitwilligst erhalten. S Liebet eure Feinde . . . Einen hüb schen Beweis der Menschenliebe hat der Land mann Lorensen in Puhlschau (Schleswig) ge geben. Der Knecht Sörensen hatte die Ehefrau des L. in bestialischer Weise hinqemordet und t selbst schwer verwundet. Das Schwurgericht zu Flensburg verurteilte ihn zum Tode. Einige Freunde des Verurteilten haben jetzt an den Kaiser ein Gnadengesuch gerichtet mit der Bitte, das Todesurteil in Zuchthausstrafe umz«- wandeln. Unter den Unterschriften befindet sich auch die des Lorensen, der trotz des schweren Verlustes keinen Augenblick zögerte, einer bezüg lichen Bitte nachzukommen, sodaß LaS Gnaden gesuch Aussicht auf Erfolg hat. „Kommt es öfter vor, daß Herr BaiwstM abends auSgeht?" „In letzter Zeit — allerdings." Wieder fiel es dem Detektiv auf, daß d« Tochter des Beamten mit der Antwort merklich zögerte. „Und wissen Sie, wo Ihr Her« Bater die Abende zubringt?" Verwirrt sah daS junge Mädchen den Fr«,« an, aber sie antwortete nicht. Breitenfeld wartete eine Weile, bann sagte er mit scharfer Stimme: „Mein Fräulein, ich muß Sie bitten, mir nach bestem Wissen und Gewissen Auskunft M geben." Jetzt überzog eine fahle Bläffe das Gefichr seines Gegenüber. Klara Baumgart schien mit sich selber zu ringen. Endlich sagte sie mit fast erloschener Stimme: „Ich bin nicht gewiß, aber ich glaube, mein Vater ipirlte." „Und er hatte Verluste, wie?" „DaS ist mir nicht bekannt." „War er nicht in den letzten Tagen anders wie sonst?" »Ja, mir schien, als ob ihn eine schwere Sorge drückte. Aber, mein Herr, Sie ängstigen mich, was wollen Sie von meinem Vater? Ist ihm ein Leid zugestoßen?" „Durchaus nicht, er befindet sich vollkommen wohl. Es handelt sich um eine rein private Sache. Wir werden sogleich am Ende sei». Wann kam Ihr Vater gestern »ach Hause?" „Es mochte gegen 11 Uhr sein!" .Wachten Sie noch?"
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