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VNtttevera.D. gM. K^MWiimvüÄ veS Missionsvereins findet DienStag, 28. galt, nicht am Don nerstag, 28. galt statt. ; Neustädtel, 23. Juli. Wie auS der heute im „L.D." erscheinenden Anzeige ersichtlich ist, ist zum Jahrmarkt auf dem Platz beim Güsthof zur VLibe An ZtrkuS ein getroffen. Er ist nur für 3 Lage nach hier gekommen und öffnet seine Pforten zum ersten Mal« heute Abend 8,15 Uhr mit einem Weltstadtprogramm. Die Preise sind volkstümlich gehalten. Allen Tierfreunden und Freunden zircensischer Kunst ist zu empfehlen, dem Zirkus einen Besuch abzustatten. Löbnitz, 23. Juli. DaS Fest der silbernen Hochzeit feiern heute Fleischermeister Georg Wagner und Frau. Den treuen Lesern des „E. D." auch unser« besten Wünsch«. Lößnitz, 23. Juli. Auf die morgen, Sonntag nachm. 3 Uhr, pattfindenbe Mitgliederversammlung des Sparerbundes wird nochmals hingewiesen. (Stehe Anzeige in vorliegender Nummer.) Schwarzenberg, 23. Juli. In Wildenau wurden in der Nacht zum Freitag aus einem verschlossenen Hühnerschuppen ein Hahn und acht Hühner (weiße amerikanische Leg horn) gestohlen. Die Täter haben die Tiere am Tatort ge- tötet und die Köpfe der Hühner zurückgelassen. Dor Ankauf der Diebesware wird gewarnt! Sachdienliche Mitteilungen werden an den Gendarmerieposten erbeten. w. Eibenstock, 23. Juli. DaS Fest der goldenen Hochzeit begehen heute der Brauer Gustav Emil Mühlmann und Minna Alinde geb. Schönfelder, tzüblerweg 19 wohn haft. Di« Jubilar« stehen beide im 74 Lebensjahre und sind noch rüstig, tzr. Mühlmann war viele Jahre in der hiesigen Brauerei Helbig bis zu deren Betriebseinstellung als Brauer tätig und besitzt mehrere Auszeichnungen für Treue im Beruf. Der „E.V." gratuliert. Albernau, 23. Juli. Infolge der Erweiterung der letzten Notverordnung kann die geplante Morgenmusik und die Platzmusik anläßlich des Iahresfestes des Methodistischen Posaunchores doch noch geboten werden. Es werden 120 Thore bet der Platzmusik Mitwirken. Schönheide, 23. Juli. In der vergangenen Nacht ist gegen 81 Uhr der in Eibenstock wohnende Han» Sch. auf der Dtaatsstrahe Schönheide—Oberstützengrün mit seinem Mo torrad in voller Fahrt an einen Straßenbaum ge fahren und auf die Seite geschleudert worden. Durch de« Sturz hat Sch. einen Schädelbruch erlitten, so daß er aus Anordnung de« Arzte» nach dem Dtadttrankenhau» Aue ge bracht worden ist. Die Erörterungen über diesen Unfall wer- den vom Gendarmerieposte« Schönheide geführt. Schönheide, 23. Juli. Dor der Post kam es zu einem er- regt«n Zwischenfall. Ein Eibenstocker, der schon des öfteren mit der Gendarmerie zu tun hatte, geriet mit einem hiesigen Nationalsozialisten in einen Wortwechsel. Die Auseinander setzung wurde immer heftiger, schließlich versuchte der Eiben- stocker auf den Nationalsozialisten mit einem Messer einzustechen. Vorübergehende kamen rechtzeitig zu Hilfe. Der rabiate Messerstecher wurde nach der Wache gebracht. Hier wurde bei ihm ein 30 cm langes Messer gefunden. > * ** Zwickau. Die Gemeindeverordneken in Stein- plets beschlossen einstimmig den Ankauf der Fabrikvilla aus der Körnerschen Konkursmasse zum Zwecke der Ein richtung als Gemeindeamt. Wt UeWMm b SM« do WIein. Blick auf die im Bau befind liche Talsperre bet Lengefeld im Erzgebirge. Bei dem Dau der größten Talsperre Sachsen«, an der feit 1'/.Jahren gearbeitet und dl« «Inen Stauinhaü von 21,S Millionen cdm haben wird, geschieht di« gesamte Baustoss- zusuhrung von der Lust au». An den Spitzen der beiden Talhänge sind zwei große eiserne Krane ausgesührl, die durch Narbe 410 Meter lange Draht seile verbunden find. Elektrisch betriebene Krankatzen, die eine Geschwindigkeit von 300 Metern in der Minute erreichen, liefern die Baustoffe direkt in die Sünde der Arbeiter. " Thalheim. In der Stadtverordnetensitzung wurd« die Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 50000 RM ber der Kreditanstalt sächsischer Gemeinden zur Restfinan zierung des Schul-Ilm- und Erweiterungsbaues und zur endgültigen Fertigstellung der Turnhalle beschlossen. * Burkhardtsdorf. Auf der abschüssigen Chemnitz— Annaberger Staatsstraße bemerkte der Führer eines Per sonenkraftwagens zu spät, daß die Schranken beim Eisen bahnübergang am Bahnhof geschlossen waren. Beim Aus weichen nach links fuhr er an einen Zaun und demolierte ihn. Das an diesem Zaun stehende Liebespaar konnte sich nur durch schnelles Zurückspringen vor dem Ueberfahren- werden retten. Das Mädchen erlitt einen Nervenschock. Glauchau. Auf Schindmaaser Flur fand ein hie- stger Einwohner eine große Menge von Heidelbeeren, die noch vollkommen grün — etwas Heller als di« Blätter — aber dennoch ausgereift waren und einen feinen Geschmack! hatten. Diese Blaubeeren machen als botanischesllni- kum ihrem Namen wenig Ehre. * Llchtenwalde. Die am 17. Juli hier aus dem Mühlgraben geborgene unbekannte Tote ist als eine 47 Jahre alte Einwohnerin auS Falkenau ermittelt worden. Ob Unglücksfall, ein Verbrechen oder Selbstmord vorliegt, müssen erst noch die polizeilichen Erörterungen ergeben. ** Marienberg. Im hiesigen Krankenhause starb der in den 60er Jahren stehende Paul Schneider aus Groß- clbersdors. Er war am Sonntag beim Gasthof „Zur Roten Pfütze" von einem Leipziger Personenauto erfaßt und derart zu Boden geschleudert worden, daß er einen schweren Schädelbruch erlitt. — Fast an der gleichen Stelle riß einem SA.-Mann, der von der Grenzland» kundgebung in Olbernhau kam, an seinem Motorrade die Kette. Dabel wurde er mit solcher Wucht zu Boden ge schleudert, daß er mit schweren Verletzungen tns Kranken haus eingeliefert werden mußte. Der Verunglückte, ein Zschopauer, ist gleichfalls gestorben. *" Eppendorf. Am 10. Juli war eine größere Scheune des Gutsbesitzers Naumann niedergebrannt. Dabei wurden größere Mengen Heu und Stroh, sowie mehrer« landwirt schaftliche Maschinen vernichtet. Es lag vorsätzlich« Brandstiftung vor. Die von einem vom Kriminal amt Chemnitz nach dort entsandten Spezialbeamten ange stellten Erörterungen verliefen zunächst erfolglos. Nunmehr ist es gelungen, als Täter den 33jährigen Glasbrenner Paul Bernhard auS Freiberg zu ermitteln. Bernhard hat ein volles Geständnis abgelegt und angegeben, daß er di« Scheune deshalb in Brand gesetzt habe, weil er Freude am Feuer hätte. Er ist bereits wegen vorsätzlicher Brand stiftung vorbestraft. ' *" Colditz. Obwohl die rechte Pilzzeit noch nicht! gekommen ist, fand ein Pilzsucher aus Tautenhain im Colbitzer Staatsforst eine Riesen-Rothaut, deren Ge wicht 3V« Pfund betrug. Der Stiel hatte eine Höh« von 31 Zentimetern. Der Pilz war kerngesund und lieferte allein ein Pilzgericht. ** Grimma. Auf der Fahrt nach Kriebstein stieß ein mit sechs Personen besetzter Kraftwagen so heftig gegen einen Telegraphenmast, daß sämtliche In sassen auf die Straße geschleudert und verletzt wurden. Auch ein vorübergehender Mann wurde von dem sich Über schlagenden Wagen erfaßt und trug schwere Verletzungen davon. *" Dresden. Lin kaufmännischer Vertreter namens! Emil Ansoul ist seit einigen Tagen von hier verschwanden^ nachdem er Unterschlagungen in Höhe von etwa 50000 Mark begangen hat. Nach Ansoul wird gefahndet. Lu ganr detteutenA tterabgeretrten kreisen nur nock bi» S0. Juli, kbiiipp Lbert ^s,<Lee«ckL« Zckneeberg gedient hatte. Man hat ihn bis in sein achtes Jahrzehnt» auf seinem Pösten gelassen, weil er gefühlsmäßig bei wuch tigen Entscheidungen das Richtige traf. So glaubte man. In Wirklichkeit hatte er ein ganz bestimmtes System. Zwei Tage, ehe er abgerufen wurde, ließ er mich zu sich holen. Er war schon fast am Ende mit seiner körper lichen Kraft, aber in seinen Augen konnte man noch die, gleiche Hellsichtigkeit lesen wie immer. „Mönke", sagte er zu mir, „ich bin um di« Firma in Sorge. Sie hat gewiß gute Chefs an ihrer Spitze. Aber die Menschen heute sind so entsetzlich sachlich-nüchtern geworden. Sie glauben, es läßt sich alles errechnen, sie haben Säulen- und Kurvenstatistiken eingerichtet, mit denen sie die Soll- und Istwerte, die Durchschnitte und Lüe Wirtschaftlichkeit errechnen. Das mag ganz gut sein. Aber einen Fehler haben diese Dinge: Sie können die Menschen, mit denen man es in erster Linie zu tun hat, nicht er rechnen. Das aber ist die Hauptsache." Der Registrator machte ein« kleine Pause. Alle di« Dinge, die ihm seit Jahren durch den Kopf gegangen waren, bedrängten ihn nun, da sie auf einmal genau ausgedrückt und erklärt werden sollten. Er verlor säst den Mut vpr dieser Ausgabe. Erst als «r zufällig in das aufmerksam« Gesicht seines Direktors sah und dessen erniunternde Auf forderung, weiter zu sprechen, vernahm, riß er sich mit Anstrengung zusammen. „Dann verriet mir unser Herr Wernberg sein Geheimnis: - „Mönke", sagte er, „sehen Sie, ich habe alle Geschäfts- Vorfälle in meinem Kopf. Da drinnen ist eine riesige Registratur. Da wird jeder Brief, jede mündliche Ver handlung im Wortlaut aüfbewahrt. Tas wäre noch nicht viel wert. Aber die Registratur in meinem Kopf wird! von einem besonderen Registrator verwaltet. Wissen St«, was der zu tun hat? Der liest Tag für Dag zwischen den Zeilen. Noch mehr: Der hat sich eine ganze Kartei! angefertigt, in der er die Redewendungen nach ihrem Wert zusammenstellt und sie gegeneinander ausspielt wie Schach figuren. Verstehen Sie jetzt, warum ich mir vor Huer Entscheidung stets noch einmal die Korrespondenz geben ließ und sie von Ansang bis zum Ende durchlas? Dabei kielt ich Beratung mit meinem Privat-Registrator. Er schleppte dann unermüdlich seine Karten herbei, und wenn es am Schluß mehr solche mit schwarzen Rettern, die für Unaufrichtigkeit, waren als mit weißen, die deS soliden G«schäftsgebahr«nS, dann habe ich abgeräten. Und ich behielt recht und ließ die andern reden, ich hätte «ine seine Nase." Wieder schwieg Mönke. Der Direktor ermunterte ihn: „Na und dann?" ' „Dann sagte der alte Herr Wernberg: „Mönke, ich kenne Ihre Gewissenhaftigkeit. Aber daS mit der Kämmen im Kopf ist «ine Gabe, di« nicht jeder besitz^. Sch hab«, Das Erbe -es alten Prokuristen. Skizze von Friedrich Sailler. „Na, hören Sie, Mönke, was haben Sie sich denn dabei gedacht, als sie sich ausgerechnet dem Direktor der Inlernattonalen Handelsbank gegenüber als Prokuristen unserer Firma ausgegeben Haven?" Mönke, Ler Registrator, schwieg. Die Stimme seines Direktors wurde schärfer. „So reden Sie Loch endlichl Sie haben mich in dieses Schlamassel hineingeritten und mir die Kreditaktton unmöglich gemacht. Nun will ich wenigstens Ihre Gründe wissen. Sie als Registrator mußten Loch aus der Korrespondenz genügend unterrichtet sein, um beurteilen zu können, wieviel mir daranlag, diesen Kredit von der Internationalen Handelsbank zu bekommen." Mönke sah auf. „Gewiß, Herr Direktor", antwortete er leise, aber fest, „gewiß wußte ich das. Dadurch wjnrd« ich ja veranlaßt, mich dazwischen zu schieben. Ich Halts es für ein Unglück, wenn die Firma diesen Kredit nimmt." Dem Direktor blieb fast die Sprache weg. „Sie Halten... wie war das? Jetzt sagen Sie endlich, wö« das alles zusammenhängt! Sie mischen sich in Dinge, die Sie in Ihrer untergeordneten Stellung gar nicht über sehen können." Mönke wagte ein Lächeln. Der Gedanke, daß er ja doch gleich seine Entlassung bekommen würde, gab ihm Haltung: „Herr Direktor, ich bin nun sieben Jahre in der Firma und habe noch keinen ernsthaften Tape! be kommen." „Ich weiß, ich weiß! Das ist ja auch der einzige Grund, warum ick Sie erst hören will, statt Sie ohne weiteres zu entlassen. Aber kommen Sie zur Sache!"- „Sofort. Einen Augenblick hören Sie mich noch ank Meine Köpeniktade . . ." > Ueberrascht sah der Direktor auf. „In der Tat, Sie bezeichnen es richtig. Wenn Sie das wissen, ist es mir noch unerklärlicher, warum Sie trotzdem diesen Stretch ausführten." „Bitte, lassen Sie mich aussprechen! Meine Köpeni- kiade, als die Ihnen meine Handlung erscheint, ist gar keine. Ich wollte mir keinen persönlichen Vorteil ver schaffen. Ich habe sieben Jahr« lang alle Brief« der Firma gelesen, ja, sie sogar teilweise mit nach Hause, genommen, für einen Abend.. „DaS ist stark", warf der Direktor «in. Ab«r d«r Registrator fuhr unbeirrt fort: „. . . und habe sie in einem gewissen Dergletchsversuch für mich nach bestunmter Art zum zweitenmal regtstrierr. Wissen Sie, von welchem Gesichtspunkt ich auSging? Ich erinnere an unseren alten Herrn Wernberg, den Prokuristen, der vor ztvei Jahren ta tWl Ltekn Mb, WKdM er der Firma vierzig Jahrs mir ein System für Sie ausgearbeitet: Machen Sie sich eine wirkliche Statistik, aber diesmal ein« für di« ge fühlsmäßigen Dinge. Prüfen Sie die ganze Korrespondenz auf die immer wiederkehrenden Redewendungen hin nach ihrem Inneren Wert, arbeiten Sie sich ein PluS- und Minuspunktsystem aus, danach beurteilen Sie dann jede Aktion. Wenn Sie einmal das ganz bestimmte Gefühl haben, ein Geschäft sei für die Firma von großen: Nachteil, dann — dann handeln Sie in meinem Namen!" „Aber Sie wußten ja nicht, ob Sie das System! richtig oder ob Sie es nichk ganz falsch ausgearbeitet! haben", lächelte der Direktor auf der Grenze zwischen, Glauben und Zweifel. „Ich wußte es, Herr Direktor", antwortete Mönke fest. „Ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, bis ich soweit war, daß ich mir selber ein Urteil zutraute. Erst diann habe ich zu vergleichen begonnen. Es lagen bisher vier große Fälle vor. Von den ersten drei wußte ich jedesmal vor der Entscheidung, daß sie gut auslaufen würden. Mein System behielt also reckt. Beim vierten Fall, dem jetzigen, war ich stark beunruhigt. Ich überlegte, was zu tun sei. Sollt« ich Ihnen alles erklären? Ich!» der Re gistrator, dem Generaldirektor? Sie hätten mich ausge lacht. Da faßte ick den Entschluß, wirklich an Stelle des alten Prokuristen Wernberg zu handeln und Sie, weil es ja um di« Firma ging, vor eine vollendet« Tatsache zu stellen. Vielleicht, nein, sicher gibt mir die Zukunft recht. Vielleicht", lügt« er leiser hinzu, „holen Sie mich dann, auch wenn Sie mich Mt entlassen müssen, wieder zurück." In diesem Augenblick klingelte der Fernsprecher. Der Direktor nahm den Hörer ab. „Was ist? ... Ach Sie sind es, Benigsen. Nun, was gibt es Neues?" Er hört« ein« ganz« Weil« wortlos zu. Plötzlich tat er «inen kleinen, überraschten Ausruf: „Was Sie nicht sagen . .. Donnerwetter! Na, ich danke Ihnen schön. Kommen Sie heute abend zu mir, ich werde Ihnen dann eine interessante Geschichte erzählen . . . Auf Wiedersehen!" Er hängte ein. Line Weile saß er sinnend an seinem Schreibtisch. Dann erhob er sich und reichte seinem An gestellten die Hand: „Sie haben recht behalten, was die Sache selbst betrifft, Mönke. Eben wird mir berichtet, daß die Internationale Handelsbank, die vor einem Jahr einer großen Firma «inen bedeutenden Kredit einräumte, heute in deren Generalversammlung als Hauptaktionär auf- tritt und der bisherigen Leitung verschiedene sehr harte Bedingungen gestellt hat." , „Ich brauche nicht zu gehen, Herr Direktor?" fragt« ' d«r Registrator in großer Aufregung. „Nein", war die Antwort, „nur eins: Wenn das System unseres alten WernbergS Sie wieder einmal mahnt, dann kommen Sie erst zu mir, nicht wahr?"