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Allgemeiner Anzeiger : 13.07.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191207136
- PURL
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-13
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 13.07.1912
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vom Reichshaushaltretat Ml. Die Ergebnisse des Reichshaushalts für das Rechnungsjahr 1911 haben sich nach dem End abschluß der Reichshauptkasse, abgesehen von den auf die außerordentlichen Deckungsmittel angewiesenen Ausgaben, wie folgt gestaltet: Mr den Reichstag waren 170 000 Mk. mehr erforderlich. Beim Auswärtigen Amte sind die Ausgaben um 431 000 Mk. hinter dem Anschlag zurückgeblieben, während an Einnahmen 105 000 Mark mehr aufgekommen sind. Im Geschäfts bereiche des Reichsamts des Innern ist eine Überschreitung von 748000 Mk. zu verzeichnen, die indessen durch eine Mehreinnahme von 2 318000 Mk. mehr als ausgeglichen wird. Für das Reichsheer sind einschließlich des bayrischen Anteils bei den fortdauernden Ausgaben 2109 000 Mk., bei den einmaligen Ausgaben 1753 000 Mk. Mehr ausgaben entstanden, während bei dem ent sprechenden Kapitel des allgemeinen Penfions- fonds eine Ersparnis von 601000 Mk. zu ver zeichnen ist. An Einnahmen sind 1006 000 Mk. mehr als angesetzt aufgekommen. Bei der Marineverwaltung schließen die fortdauernden Ausgaben mit einem Weniger von 1189 000 Mark, die einmaligen Ausgaben mit einem Mehr von 50 000 Mk. und der Pensionsfonds mit einer Ersparnis von 582 000 Mk. ab. An Einnahmen sind 315 000 Mk. weniger aufge kommen. Bei der Reichsjustizverwattung sind an Annahmen 109 000 Mk. mehr eingegangen, denen eine Mehrausgabe von 24 000 Mark gegenübersteht. Bei den Fonds des Reichs- chatzamts ergibt sich eine Mehreinnahme von 1 274 000 Mk., bei den fortdauernden Ausgaben ein Weniger von 1306 000 Mk., bei den ein maligen Ausgaben dagegen ein Mehr von 2064 000 Mk., hauptsächlich für einmalige Rayonentschädigungen. Die Verwaltung und Verzinsung der Reichsschuld hat 18 615 000 Mk. weniger als angesetzt er fordert. Beim allgemeinen Pensionsfonds ergibt sich unter Einschluß der oben bereits erwähnten Ersparnisse bei den Verwaltungen des Reichs- Heere? und der Marine insgesamt eine Weniger ausgabe von 1 532 000 Mk. Als Minderaus gabe ist schließlich noch der Betrag von 894 000 Mark zu erwähnen, um welchen das aus dem Vorjahre übernommene Soll an Ausgaberesten für in früheren Jahren erfolgte Überschreitungen übenragbarer Fonds gekürzt worden ist. Die Einnahmen an Zölle», Steuern und Gebühren sowie an Abfindungen haben den Voranschlag um 193 311000 Mk. überschritten. Beim Überschuß der Reichspost- und Telegraphen- verwaltuug ist ein Mehr von 18 216 000 Mk. und bei demjenigen der Reichseisenbahnver waltung ein solches von 15 254 000 Mk. zu verzeichnen. Dagegen ist die Reichsdruckerei um 561 000 Mk. hinter dem Voranschlags zurückgeblieben. Beim Bankwesen sind 2059000 Rtark mehr aufgekommen. Die Ausgleichungs beträge der nicht allen Bundesstaaten gemein samen Einnahmen haben dem Mehrertrage der letzteren entsprechend ein Mehr von 3 562 OM Mark erbracht. Ferner find aus der Prüfung der Rechnungen 300 OM Mk. mehr als an gesetzt, an außergewöhnlichen Einnahmen 48 000 Mk und für verkaufte Festungsgrund stücke 81 OM Mk. außeretatsmäßig ausgekommen. An Restbeständen des Reichs-Jnvalidenfonds sind 1397 M0 Mk. mehr, als der Etat voraussetzte, vorhanden gewesen. Im ganzen hat sich hier bei ein Überschuß von 249131174,91 Mk. ergeben, der d« gesetzlichen Bestimmungen zu folge auf das Rechnungsjahr 1912 übertragen worden ist. — Politische Kunälckau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm, der am 8. d. MtS. von Swinemünde aus die Nordlandreise an- getreten hat, ist in Bergen eingetroffen. * Während der Kaiserbegegnung in Baltisch. Port wurde Petersburger Blättern zufolge unter andren politischen Fragen am eingehendsten der italienisch.türkische Krieg erörtert. Die deutschen und die russischen Staatsmänner sehen von jeder Friedensvermittlung ab, in anbetracht deS Standpunktes, den die kämpfenden Parteien einnehmen, da Italien die Oberhoheit der Türkei in Tripolis nicht anerkennt und die Türkei nicht gesonnen ist, eine Provinz ab zutreten, weil sie sich nicht für besiegt hält. So wünschenswert eiw baldiger Friedensschluß auch wäre, ist doch aus diesen Gründen von allen Ver mittlungsversuchen der Mächte abgesehen worden. ,Birschewija Wjedomostss behauptet, zu wissen, Kaiser Wilhelm habe sich in Baltischport be sonders liebenswürdig mit dem russischen Kriegs- und dem Marineminister unterhalten, wobei er dem Marineminister vorgeschlagen haben soll, einige Kriegsschiffe auf deutschen Werften bauen zu lassen. „Sehen Sie sich den „Moltke" an," soll Kaiser Wilhelm gesagt haben, „wenn Sie wollen, bauen wir Ihnen sechs solcher „Moltkes" in kürzester Zeit." * Der Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg, der im Anschluß an die Revaler Kaisertage einen Besuch in Petersburg machte, hatte dort mehrfach Unterredungen mit dem russischen Minister des Äußeren, Sasonow. *Die Hamburger Bürgerschaft hat an Stelle des aus dem Amte geschiedenen Senators O'Swald den früheren Großkaufmann und jetzigen Privatier August Lattmann gewählt. Lattmann, der jahrelang in New Jork gelebt hat, steht der fortschrittlichen Volks partei nahe. Die Wahl hat insofern eine gewisse politische Bedeutung, als man einen fortschrittlichen Senator bis jetzt in der Republik Hamburg nicht gekannt hat. Frankreich. * Die Kammer hat einen Gesetzentwurf über eine besondere Steuer auf die sogenannte Wandreklame angenommen. Die Steuer ist dazu bestimmt, künstlerisch-wertvolle Gegenden vor der Entstellung durch Mauerplakate zu schützen. Schweiz. "In Bern ist eine internationale Eisenbahnkonferenz zusammengetreten, zur Revision des internationalen Abkommens über den Güterverkehr vom Jahre 1905, um den Transport explosionsgefähr licher Gegenstände, selbstentzündbarer Stoffe, brennbarer Flüssigkeiten, sowie giftiger und ätzender Stoffe einheitlich zu regeln. Norwegen. * Nachdem der Flottenplan von dem Storthing angenommen worden ist, werden zwei Küstenpanzerschiffe, die in Bergen stationiert werden sollen, gebaut und die wichtigsten Stellen der Kü ste stärker befestigt. Portugal. * Zu dem jüngsten Anschlag der Mon arch i st e n wird aus Lissabon gemeldet: Die monarchistischen Truppen sind nur einge Kilo- meter wett in das Innere Portugals gedrungen. Dann haben sie sich nach Spanien zurückgezogen, wo die Zivilgarde sie entwaffnet haben soll. Balkanstaaten. * Die türkische Regierung hat jetzt zur Niederwerfung des Albanesenaufstandes sehr scharfe Maßnahmen ergriffen. In ver schiedenen Bezirken wurde das sogenannte „Bandengesetz" verkündet, das u. a. besagt: Wer innerhalb kurzer Frist nicht auf seinen Wohnsitz zurückkehrt, dessen Haus oder Gehöft wird zerstört, das Eigentum beschlagnahmt, und die Familienmitglieder werden , nach der Haupt stadt geschafft. Die Familienangehörigen mehrerer verdächtiger Rebellen wurden bereits auf Grund dieses Gesetzes nachts aus ihren Häusern geholt und fortgeschafft. Asten. * Zur Lage in China wird berichtet, daß der Einfluß Juanschikais, deS ehe maligen kaiserlichen Beraters und jetzigen Präsidenten der Republik, im Schwinden be- zriffen ist. Falls sich diese Nachricht bestätigt, o dürste das weite Reich, dem die Geldnot chon genug Kopfschmerzen macht, am Vorabend einer neuen schweren Krise stehen, die leicht eine endgültige Trennung des Südens vom Norden ivL die Selbständigkeitserklärung der Grenz- leMte (Mandschurei, Mongolei und Tibet) im befolge haben kann. Lin neues Mittelmeer-Abkommen? Das englische Blatt.Daily Graphik hatte dieser Tage einen Artikel veröffentlicht, in dem behauptet wurde, die englische Regierung wolle nicht nur mit militärischen, sondern auch mit diplomatischen Mitteln ihre Stellung im Mittel meer stützen. Die in dem Artikel enthaltenen Einzelheiten über die Art der zwischen England, Frankreich und Italien hierüber geführten Unter handlungen werden jetzt im ,Temps' einer Kritik unterzogen und hierbei einige Tatsachen erwähnt, die in mehrfacher Hinsicht interessant sind. Das Blatt schreibt u. a.: „Es ist richtig, daß die englische und französische Regierung Maßnahmen getroffen haben, um das Mächteverhältnis im Mittelmeere zu garantieren. Der Meinungsaustausch zwischen London und Paris ist hierüber in letzter Zeit sehr lebhaft gewesen. Es ist auch richtig, daß die französisch-englische Diplomatie sich bemüht, die schon seit etwa zehn Jahren bestehende Übereinkunft zwischen Italien einerseits und Frankreich und England anderseits zu be festigen. Indem also die französische Regierung in Verhandlungen mit Italien und England eintritt, entspricht sie nur einem allgemeinen Wunsche der öffentlichen Meinung. Dagegen ist es ganz falsch, daß eine Übereinkunft zwischen den drei Ländern abgeschlossen worden sei, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil noch keine formellen Unterhandlungen eingeleitet sind. Alles hat sich bis jetzt auf einen einfachen Meinungsaustausch beschränkt." Zu dem gleichen Gegenstände und in dem gleichen Sinne wird dem,Temps' aus London privatim gemeldet: „Es ist richtig, daß seit dem Anfang des italienisch-türkischen Krieges die englische Regierung die Notwendigkeit begriff, sich eifriger als es bisher in den letzten Jahren der Fall gewesen war, den italienischen Angelegenheiten zu widmen. Mehrere Male tauschte sie mit der französischen Regierung ihre Ansicht über die neue Lage im Mittelmeer aus. In den ersten Junitagen nach der Besetzung der Inseln im Ägäischen Meer fanden besonders häufige Unter redungen statt, aber niemals eigentliche Unter handlungen. In London hält man es übrigens für unwahrscheinlich, daß Italien schon jetzt die Verpflichtung übernommen habe, die Inseln wieder zu räumen." Alkreä Krupp. VS Am 14. Juli sind es 25 Jahre her, seit Alfred Krupp, der „Kanonenkönig", verstarb. Als Alfred Krupp am 26. April 1812 das Licht der Wett erblickte, besaß sein Vater Friedrich .Krupp nur ein recht kleines, durch Wasser getriebenes Hammerwerk, in dem er sich mit den ersten Versuchen zur Herstellung von Tiegelgußstahl beschäftigte. Not und Sorgen waren zu jener Zett ständige Gäste bei Krupps Eltern, die noch eine Steigerung erfuhren, als im Jahre 1818 der Betrieb ver größert und ein neues Werk im Mittelpunkte des heutigen Gußstahlwerkes errichtet wurde. So erblickte der Erstgeborene, Alfred, unter keinem besonders günstigen Stern das Licht der Welt. Die Sorgen und die Kämpfe um die Existenz der Familie wuchsen noch mehr, als Friedrich Krupp im Jahre 1826 die Augen für immer schloß und seiner Gattin Therese das kleine Werk hinterließ, daß beim Tode des Gründers kaum noch im Betrieb gehalten werden konnte. Für den Knaben Alfred, der im 15. Lebensjahre stand, begannen jetzt die Lehr und Meisterjahre und die Kämpfe um die Er haltung des Werkes. Nach einigen Jahren übernahm Alfred Krupp die selbständige Leitung deS Werkes und dank seiner eisernen Energie, seines großen Fleißes und unerschütterlichen Mutes brachte er das Werk langsam vorwärts. Das Geheimnis der Gußstahlsabrikation, das ihm sein Vater auf dem Sterbebette anvertraut hatte, bescherte dem rastlos Vorwartsstrebenden trotz alledem keine finanziellen Erfolge und erst nach zehnjährigem heißen Ringen half ihm die Erfindung einer Gußstahlwalze zur Anfertigung von silbernen und goldenen Löffeln, die in vielen Staaten patentiert wurde, aus der Not. Erst jetzt begann ein merklicher Aufstieg für daS Unternehmen und aus den finanziellen Erfolgen der Fabrikation der Gußstahlwalzen konnte di« Fabrik so erweitert werden, daß sie im Jahre 1845 bereits 122 Arbeiter beschäftigte. Im Jahre 185i verschaffte ihm der Verkauf eines Patentes nach England die Mittel zu einer weiteren Vergrößerung des Werkes, die er forderlich geworden war, um die beginnende Herstellung von Eisenbahnachsen und Federn aus Gußstahl aufzunehmen. War der Erfolg auch zunächst nur gering, so wuchs er ins Riesenhafte, als die unbedingte Überlegenheit des Gußstahls über jedes andre Material an erkannt wurde. Diesen neuen Erfolgen ver dankte Krupp die Lieferung für die Eisenbahnen, zu denen, ebenfalls in den fünfziger Jahren, auch noch die Anfertigung schwerer Schiffsplatten auS Gußstahl hinzukam. Der Ruhm Krupps und der ungeheure Aufschwung des Werkes wurden jedoch erst durch die Herstellung der Feuerwaffen begründet. Im Jahre 1847 lieferte das Werk an das preußische Kriegsministerium das erste zur Prüfung in bezug auf Festigkeit und Dauerhaftigkeit bestimmte Geschützrohr. Krupp hatte im Jahre 1859, also zwölf Jahre nach der Fertigstellung des ersten Versuchs rohres, endlich die Genugtuung, daß für die preußische Armee 300 Feldgeschützrohre auS Gußstahl bestellt wurden.. Bis dahin hatten allerdings die kostspieligen Versuche auf diesem Gebiete einen großen Teil der Einnahmen ver schlungen, die seine übrigen Erfolge und Er- findungen dem Unternehmen zuführten. Aber dem Gußstahl als Geschützmaterial war nun endlich Bahn gebrochen, und die Kruppsche Fabrik, entwickelte sich auf diesem Gebiete ebenso schnell wie auf allen früheren. Alfred Krupv war aber nicht nur der geniale Erfinder und Organisator, sondern auch ein Mann mit einem Herzen für das Wohl seiner Arbeiter. Die erzielten Gewinne seines stetig wachsenden Werkes benutzte er zum Teil dazu, die sozial» Lage seiner Arbeiter und Angestellten zu ver bessern. Zahlreiche Wohlfahrts - Einrichtungen wurden gegründet, die allein genügt hätten, seinen Namen unsterblich zu machen. Ein seltener Mensch, eine Kraftnatur im besten Sinne des Wortes, der mit eiserner Ausdauer, flammen der Kühnheit, gestaltender Geisteskraft aus der Hütte des Kleinschmiedes heraus, die Stahl- Industrie zu ihren höchsten Leistungen geführt hat, ist mit Alfred Krupp dahingegangen. Am 14. Juli 1887 schloß der nimmermüde Geist die Augen für immer. Sein Werk und feine Person werden einen Ruhmesplatz in der deutschen Geschichte einnehmen und ewig fort leben. Er war ein Hüter der Arbeit, wie auch des Gemeinwohles, und daher wird das Dichterwort auch bei ihm zur Wahrheit werden: „Kein Grab kann Geister zudecken!" k)eer unct flone. — Die Torpedoboote „8 177", „8 178" und „8 179", die anläßlich des Marinekongresses der Stadt Düsseldorf einen Besuch abstatteten, werden ihre Fahrt bis Bonn ausdehnen. S« kommen dort am 14. Juli an und werden dann nach zweitägigem Aufenthalt die Rückfahrt nach Wilhelmshaven antreten. — Von der Schichauwerft in Elbing für dir argentinische Kriegsmarine gebaute Torpedo bootszerstörer erreichten während längerer Zeit eine Höchstgeschwindigkeit von 36,8 Seemeilen in der Stunde. Ähnlich glänzend verliefen dir Probefahrten eines für dieselbe .Kriegsmarine von der Germaniawerft gebauten Zerstörers. Die argentinische Abnahmekommission war von diesen Ergebnissen so außerordentlich befriedigt, daß man aus mehrere Hauptprobefahrten dieser Fahrzeuge verzichtete. Da die argentinisch« Kriegsmarine jetzt weiter ausgebaut werden soll, wäre im Interesse der deutschen Schiffbau industrie zu hoffen, daß auch große Schiffsbauten, als wettere Neuaufträge folgten. O Siegenäe I^iebe. 25) Roma» von Paul Bliß. fÄortietznW." Plötzlich aber begann Elsbeth von Fröhlichs Bildern zu spreche« rmd wollte wissen, was er Neues male. Beglückt sah er sie an... Es war der erste Schritt, mit dem sie ihm wieder nähertrat. Mit wahrer Begeisterung schilderte er ihr nun, was er Neues in Arbeit hatte, und mit ernster Aufmerksamkeit verfolgte sie Wort für Wort. „Sie sehen also, Fräulein Elsbeth, es geht vorwärts," schloß er seinen Bericht. Mit stiller Heiterkeit fragte sie: „Nnd ver kaufen Sie denn nun Ihre Bilder auch?" Auch er lächelte. „Oho, was denken Sie wohl! Bis jetzt habe ich alles verkauft, was ich da hatte! In diesem Frühjahr allein sechs, sage und schreibe sechs Bilder! Na, ist das vielleicht kein Erfolg?" „Sehr gut. Ich gratuliere Ihnen," sagte sie einfach. Er aber, ganz in Eifer geraten, sprach leb haft weiter: „Ai, ich bin schon ein kleiner Kapitalist — habe sogar schon Geld auf der Deutschen Bank liegen! — Und neue Aufträge habe ich so viel, daß ich bereits für ein ganzes Jahr hinaus überreichlich zu tun habe! — Ja, das wundert Sie. was? Sehen Sie das ist «an so hier in Berlin — wenn man sich einen „Namen" gemacht hat, dann drängt sich einem olles zu, dann will jeder etwas von einem haben. Früher — Leber Gott, da hat kein Mensch nach mir gefragt, da hätte ich getrost verhungern können. Und dabei sind alle diese Bilder, um die man sich jetzt reißt, doch schon damals entstanden: also war ich doch schon damals ein talentvoller Kerl! ... Aber den „Namen", den muß man erst haben, früher ist man ntthts!" Nach einem Weilchen fragte sie : „Wer hat denn eigentlich mein Bild ge kauft? Oder darf man das nicht erfahren?" „Aber das weiß ja schon halb Berlin!" rief er heiter. „In allen Zeitungen hatte es ja gestanden! Kommerzienrat Wolff, der große Hüttenbesitzer, hat es gekauft. Und können Sie auch wohl raten, wieviel er dafür bezahlt hat? Na, Sie raten es doch nicht — 3000 Mark hat er geben müssen! — Na, was sagen Sie jetzt?" Nahezu andachtsvoll sagte sie: „Dreitausend Mark? . . . Mein Gott — wie ist das nur möglich, für em Bild so viel Geld zu geben?" „Das macht der „Name", der wird bezahlt." Plötzlich bekam sie einen neckischen Einfall. „Also hängt mein Porträt zukünftig in dem Salon der Frau Kommerzienrätiu — das Porträt eines Lademnädels — das ist doch mal etwas wirklich Originelles. — Jetzt fehlte nur noch, daß die gnädige Frau mal zu uns ins Geschäft käme, daß ich sie bedienen müßte, und daß sie in mir das Original erkennen würde. — Wäre das nicht spaßig?" Beide lachten herzhaft darüber. Langsam gingen sie weiter. Irgendwo in der Nähe blühte ein Kastanienbaum, und ein lauer Windhauch trug die süßen Düfte herau.' Sie überschritten die Linden und pilgerten dem Tiergarten zu. Schon viele elektrische Dahnen waren an ihnen vorbeigefahren; aber heute ließ Elsbeth alle vorbeifahren, heute sprang sie nicht so eilig hinauf, heute wollte sie zu Fuß ihren Weg machen. Plötzlich sagte er: „Ja, Fräulein Elsbeth, ich bin tief, sehr tief in Ihrer Schuld." „Wieso?" Erstaunt sah sie ihn an. „Ihnen allein danke ich doch das, was ich nun geworden bin!" „Aber wie können Sie nur so etwas sagen!" „Sicher ist es so! Sie haben alle Schaffens kraft und Schaffensfreude in mir angeregt!" Leicht errötend schwieg sie. „Wie soll ich Ihnen das danken, Fräulein Elsbeth I?" „Indem Sie nicht mehr davon sprechen," sagt« sie mit stiller Heiterkeit. Mit glücklichem, unendlich glücklichem Gesicht sah er sie an; sie aber errötete wieder. Und schweigend gingen sie weiter. Nun waren sie im Tiergarten, im grünen den, blühenden Tiergarten. Die ganze Luft war voll von frischen, süßen Düften. Am hell blauen Himmel stand der voll« Mond. Nnd weit drüben sahen sie die Kuppel der Kunstausstellungshalle leuchten. Da fragte er leise: „Jetzt wird eS bald ein Jahr, daß wir damals nach Berlin fuhren, — denken Sie noch manchmal daran, Fräulein Elsbeth?" Da sab sie ihn offen und fest an und ant wortete : „Ja, das werde ich me vergessen, daß Sie es waren, der mir zum ersten Riale das Berliner Leben gezeigt hat. Denn dadurch haben Sie den Entschluß, der lange schon i« mir schlummerte, zur Reife gebracht, den Ent schluß nämlich: mir hier «ne neue Existenz z« gründen! — Sie sehen also, daß auch ich Ihnen Dank schütt)«! — Und so werden Sie hoffentlich an Ihrer Schuld nicht mehr so schwer zu tragen haben." — Mit neckischem Gesicht sah sie ihn an. Ganz begeistert rief er: „Ach, Fräulein Elsbeth, Sie sind doch das liebste und tapferste Mädel, das ich je kennen gelernt habe!" Und sie scherzend: „Dabei haben Sie doch — wie ich gehört habe — schon eine ganze Menge andrer Mädchen kennen gelernt." „Ach, das ist ja alles vorbei, das liegt ja alles weit, wett hinter mir! Jetzt hat ja eia neues Leben für mich begonnen, ein wirklich neues Leben! — Jetzt —" Da unterbrach sie ihn schnell: „Jetzt — ja jetzt gehen wir rasch nach Hause! Da kommt nämlich mein Wagen! — Also ein andermal mehr. Aus Wiedersehen!" Schnell stieg sie auf und fuhr davon. Glückstrahlend sah er ihr nach und winkte ihr zu, solange er sie sehen konnte. — 16. Die schöne Frau Hellweg hatte erreicht und erfahren, was sie zu wissen wünschte. Der Deteküv berichtete ihr, daß Herr Fritz Fröhlich jetzt öfter mit einem jungen Mädchen gesehen wecke, und zwar mit einem Fräule« Elsbech Bürger, das im Weißwarengeschäjt
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