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Heutschlanb zum VettM LereN? Berlin, 13. Juli. In Berliner politischen Kreisen mißt man dem heute in London und Parts bekanntgeaebenen eng lisch-französischen Abkommen erheblich« Bedeu tung bei, hält sich aber naturgemäß -urUck, bis zunächst ein mal genauere Nachrichten Uber die Einzelheiten vorliegen, die ja offenbar dem deutschen Botschafter in London heute mitgeteilr worden sind. Aber auch darüber hinaus ist man in der Wllhelmstraße offenbar auch schon vorher über die englisch-französischen Plane im Bilde gewesen. Jedenfalls scheinen die Nachrichten aus London und Paris keine Ueber- raschung hervorgerufen zu haben. Wenn auch noch keine amtliche Stellungnahme zu erlangen ist, so scheint es doch, daß die Möglichkeit eines deutschen Beitritts auch nach Auffassung Berliner Kreise durchaus gegeben ist. Allerdings kommt es unter keinen Umständen in Frage, daß Deutschland sich etwa seine Handlungsfreiheit in der Ab- rüstungsfrage beeinträchtigen ließe. * Entrüstung in Amerika, j Washington, 13. Juli. Die Nachrichten von dem eng- lisch-französischen Sonderpakt rief in Washing ton tiefe Erregung hervor, obwohl die maßgebenden Stellen bis zum Eintreffen amtlicher Nachrichten mit ihrer Meinung noch zurückhalten. Es besteht hier die unverhüllte Befürchtung, daß Europa in der Krieqsschuldenfrage nunmehr eine Einheitsfront hergestellt habe. i Washington, 13. Juli. Das „Vertrauensabkom- men" zwischen England und Frankreich wird von hiesigen amtlichen Kreisen noch nicht kommentiert, da nähere Einzelheiten noch ausstehen Doch herrscht im allgemeinen der Eindruck vor, daß dem Abkommen keiner l«iamerika- feindliche Tendenz innewohnt. Auch die Mitglieder des Kongresses halten in gleicher Weise mit ihrem Urteil zurück. Größere Erregung dürfte jedoch wahrscheinlich der Unterschied in der Auslegung des Abkommens durch Herriot und Sir John Simon in der Frage der Kriegsschulden an die Vereinigten Staaten Hervorrufen, da in Kongreßkreisen jede Zusammenarbeit der Schuldnerstaaten Argwohn erregt. Washington, 14. Juli. Präsident Hoover ist nicht der Auffassung, daß das englisch, französische Ver- trauensabkommen Anlaß zur Beunruhigung gebe. Hoover soll erklärt haben, daß das Abkommen dem Wunsch der Vereinigten Staaten entspricht, die es gern sehen, wenn Europa zunächst erst einmal seine eigenen 'An gelegenheiten in Ordnung bringt, bevor es an die Ver einigten Staaten mit dem Ersuchen herantritt, die Last der Kriegsschulden zu erleichtern. * „Vollkommen verfahren." Washington, 13. Juli. „Baltimore Sun* erklärt, das viel erörterte Gentleman Agreement sei hier unbekannt. Man könne nicht annehmen, daß das Inkrafttreten des Lausanner Abkommens von amerikanischen Konzessionen abhängig ge macht werde. Denn dann bestehe der Zustand der Unsicherheit und des gegenseitigen Mißtrauens fort. Europa könne nichts Schlimmeres tun, als ein derartiges Agreement zu treffen. Denn während nach der großzügigen Bereinigung des Repa- rationsproblems in Lausanne hier das Verständnis und die Sympathie für eine Revision der Schuldenverträge mit den Alliierten hätte erwartet werden können, sei jetzt die ganze Situation vollkommen verfahren. Niemand weder in Amerika noch in irgend einer anderen Nation lasse sich eine derartige Methode der Einigung auf Kosten eines dritten Staates gefallen. PreffesNmmen. > Berlin, 13. Juli. Die D. A. Z. nennt den Vertrag, der in Deutschland mit Kaltblütigkeit und Ruhe betrachtet werden müsse, eine erstaunliche und sonderbare Tatsache der inter nationalen Politik. Sein Wortlaut sei sehr vieldeutig und unerfreulich und nähere sich eher dem entsprechenden Absatz in dem berühmten „Gottesfrieden* Macdonalds, der in der Hauptsache eine ständige Fühlungnahme über di« Hauptpro- bleme der europäischen Politik geschloffen sehen wolle. Abso lut unbefriedigend sei auch der Punkt, der sich auf die Genfer Abrüstungskonferenz beziehe. — Der Lokalanzeiger sagt, die Erklärungen des englischen Außenministers klingen wie etwas Herrliches; was sie tatsächlich besagen, vermag man bis- her noch nicht zu übersehen. Daß man auch in Paris entzückt ist oder doch so tut, gibt ohnehin zu denken. Es ist durchaus möglich, daß sich in den so schön klingenden Ausdrücken aller- Hand Fußangeln verbergen, z. B. der berühmte „Gottesfriede", der Deutschland verwirren soll, irgend eine politische Frage anzuschneiden, oder die Einengungen des sogenannten Kon- sultativpaktes, bei dem jeder politischen Stellungnahme Deutsch- lands durch vorher notwendige langwierige gemeinschaftliche Beratungen ausreichende Hindernisse in den Weg gelegt wer den. — Der Tag überschreibt seine Aeußerung „Erpressungs taktik oder Zusammenarbeit?" und meint, daß einstweilen die englische und die französische Auslegung des Paktes sich wider sprächen. Simon stelle das Abkommen als einen offenen Ver trag hin, dem die anderen Mächte Leitreten sollten. Dem- gegenüber spreche Herriot von einer neuen „Entente cordiale". In beiden Fällen trage das Pariser Abkommen, das unter eifriger Mitwirkung der frankophilen Simon und Tyrrell zu stande gekommen sei, einen Pressionscharakter. Seine einzel nen Formulierungen seien weitester und widersprechendster Auslegung fähig. — Die Deutsche Ztg. sagt mit Bezug auf die Aeußerung Herriots über die Wiederbelebung der Entente cordiale, Herriot scheine sich nicht bewußt zu sein, daß er damit die Erinnerung an die Vorkriegspolitik der Einkreisung gegen Deutschland heraufbeschwöre. — Die Germania befürchtet, daß aus einem solchen Pakt wieder die vorherige Beratung aller politischen Schritte zwischen den beteiligten Mächten eine neue Art des Genfer Protokolls werde. Alles hänge davon ab, welche Msichten man einem solchen Vertrage unterlege. Wenn dieser Pakt zu zweien in der Tat eine Einladung an die übri gen europäischen Mächte darstellen solle und wenn er hinsicht lich der Abrüstung, der englisch-französischen Handelspolitik und der amerikanischen Schuldenfrage keine neuen Hemmun gen schaffe, so könne man ihn begrüßen. Anderenfalls wäre er noch weit bedenklicher als das englisch-französische Rüstungs- abkommen von 1928. — Die Doss. Ztg. meint, daß die Be deutung dieses englisch-französischen Abkommens für die Zu kunft zum größten Teil abhänge von dem guten Willen und der Geschicklichkeit der deutschen Außenpolitik. Ein gleichberechtig tes Deutschland werde bereit sein, auch die eigene Kraft in den Dienst des allgemeinen Wiederaufbaues zu stellen. — Der Vorwärts bezeichnet als ersten Eindruck der Mitteilung, daß zwischen England und Frankreich ein neuer bündnis artiger Zustand geschaffen worden sei. Das Blatt fragt: Sollte als politisches Ergebnis von Lausanne die Regierung Papen außer der glatten Ablehnung ihrer sämtlichen politischen For- derungen obendrein nur ein neues englisch-französisches Bünd nis erreicht haben? Berlin, 13. Juli. Reich-Kanzler v. PaPen und Reichs- innenminister Freiherr v. Gayl sind heute abend 11,37 Uhr nach Neudeck abgereist. Berlin, 13. Juli. Reichsernährungsminister v. Braun hat die Landwirtschafts- und Ernährungsmini st er der Länder zu einer Konferenz am 19. und 20. Juli nach München eingeladen. Wieder 7 Zentner Sprengstoff gestohlen. Göttingen, 13. Juli. Im Steinbruch „Auf dem Hohen Zagen" bei Dransfeld sind 17 Kisten mit insgesamt etwa sieben Zentnern Sprengstoff und etwa 1000 Sprengkapseln gestohlen worden. (Man nimmt an, daß der Sprengstoff, mit dem man eine mittlere Stadt in die Luft sprengen kann, von linksradikaler Seite gestohlen worden ist. Diese Diebstähle, durch welche ungeheurer Scha den angerichtet werden kann, werden erst dann aufhören, wenn die Eigentümer des Sprengstoffes bei Diebstählen ebenso bestraft werden, wie die Diebe selbst. E. D.) Ehrhardt «nd Stennes» Berlin, 13. Juli. In dem Prozeß gegen die angeklagten Stennes-Leute erregte die Behauptung des Zeugen Toifl Auf- sehen,' die Stennes-Leute seien im Januar vom K ä p i tän E h rh ardt mit Geldmitteln versehen worden. Ein früherer Stennes-Angehöriger, der gleichfalls als Zeuge vernommen wird, gibt nach einigem Zögern zu, daß Kapitän Ehrhardt ihm damals eine bestimmte Summe für die Stennes-Gruppe über wiesen habe. Endlich Umgestaltung des Rundfunk». Berlin, 13. Juli. Der Entwurf über die Neuord nung des deutschenR undfunk» wird vom Reicks- kabinen voraussichtlich noch Ende dieser Woche verabschiedet werden. Ueber den Inhalt dieses Entwurfes wird folgendes mitgeteilt: Es ist nicht an eine Politisierung des Rundfunks gedacht, man will aber eine Möglichkeit festlegen, um der Reichs politik im Rundfunk Geltung zu verschaffen. Um die reich», politischen Sendungen auf eine Stelle zu konzentrieren, soll die Deutsche Welle zu einem Reichssender umgestaltet werden, der unmittelbar einem Vertreter des Reiches unter steht. Die Deutsche Welle wird durch eine neue Sende gesellschaft abgelöst werden, die wie die örtlichen Sender drei Abteilungen umfaßt: eine Unterhaltungsabteilung, eine Portragsabteilung und eine aktuelle und Nachrichtenabteilung. Besonders die Nachrichtenabteilung, die aus der jetzigen Drahtlosen-Dienst-A.-G. hervorgehen dürfte, ist dazu bestimmt, die' „Stunde -es Reiches" und andere reichswichtigen Veranstaltungen zu bearbeiten. Don der ursprünglich ge planten Ernennung eines Neichskommissars wird Abstand ge nommen. Auch der Nundfunkkommifsar des Reichspostministers wird eingezogen. -Dafür treten an die Spitze der Reichsrund, funkgesellschaft zwei Direktoren, die vom Neichsministerium des Innern und vom Neichspostministcr ernannt werden. Mcktk will durch die Neuordnung eine kulturelleDezen- tralisation und eine politische Konzentration erreichen und die örtlichen Sender von jeder Politik möglichst befreien. Die Gesamtzahl der Rundfunkteilnehmer in Deutschland betrug am 1. Juki d. I. 4119 531 gegenüber 4 168 440 am 1. April. Der Rückgang um 48 909 Teilnehmer (1,2 v. H.) ist durch die üblichen Sommer- und Reiseabmetdungen her- vorgerufen. Wahlreden im Hundfunk. Berlin, 14. Juli. Vor dem Wahltag werden alle Par teien mit Ausnahme der Kommunisten Gelegenheit erhalten, ihr Wahlprogramm. im Rundfunk vorzutragen. Als Redner sind in Aussicht genommen: Hugenberg, voraussichtlich am Donnerstag, D i n gelbe y, Drewitz, Schäffer, Dr. Brüning, Dietrich und Wels. Wer für die Natio nalsozialisten sprechen wird, steht noch nicht fest. Die Verordnung über den Arbeitsdienst. Berlin, 13. Juli. Das Reichskabinett verabschiedete heute die Verordnung über den freiwilligen Arbeitsdienst. Die Verordnung wird veröffentlicht, nachdem sie dem Reichsrat zur Kenntnis gebracht worden ist. Die Neichsregierung hat es für richtig befunden, das Problem des Arbeitsdienstes so bald wie möglich in die Tat umzusetzen und es deshalb auch von den übrigen zur Beratung stehenden Fragen abgezweigt. Das war um so eher möglich, als durch die Notverordnung vom 23. Juli v. I. ja bereits die Ermächtigung zu derartigen Dingen gegeben ist. Es braucht also deshalb keine neue Notverordnung erlassen zu werden, vielmehr genügt eine einfache Verordnung des Reichsarbeitsministers, was vom Kabinett heute genehmigt worden ist. Der Reichsarbeitsminister wird dazu übrigens auch noch Aussührungsbestimmungen erlassen. Da der Be schluß des Kabinetts heute abend noch vor der Abreise des Kanzlers und des Reichsinnenministers nach Neudeck gefaßt worden ist, kann dem Reichspräsidenten bereits ein abschließen, der Vortrag gehalten werden. Die Veröffentlichung erfolgt, nachdem der Neichsrat in Kenntnis gesetzt worden ist. Er tritt am Donnerstag nächster Woche wieder zusammen. Es wäre aber auch denkbar, daß die Veröffentlichung gar nicht so weit hinausgeschoben würde, sondern eine öffentliche Benachrichti- gung des Reichsrats erfolgt. Was den Inhalt der Verordnung anbelangt, so bewegt er sich in den Gedankengängen, die von uns bereits darqeleqt wurden. Die wesentlichste Aenderung, die sie heute aoch erfahren hat, ist, daß das Kabinett es vorgezogen hat, auf die Schaffung von Beiräten zu verzichten, und zwar sowohl in der Zentrale als auch in den Bezirken. Der Drund hierfür liegt offenbar darin, daß man vermeiden will, das ganze mit einem zu schwerfälligen Apparat zu umgeben. In der amtlichen Mitteilung wird übrigens vom freiwilligen Arbeitsdienst gesprochen. Wie wir unterrichtet sind, ist die Verordnung aber nur ün Anfang. Man darf damit rechnen, daß die bevorstehenden Maßnahmen später noch weiter ausgebaut werden. Schließlich vird man noch bei der Frage der Persönlichkeit des Reichs- ommissars nicht daran vorübergehen können, daß im 8 139 es alten Gesetzes über die Einrichtung der Äeichsanstalt für lrbeitslosenversicherung und -Vermittelung ausdrücklich be- iimmt wird, daß dem Präsidenten der Reichsanstalt die Pflege «des freiwilligen Arbeitsdienstes obliegt. Natürlich! Berlin, 13. Juli. Der Vorstand des Alla. Deutschen Ge- , Werkschaftsbundes wendet sich gegen alle Pläne, die eine Arbeitsdien st Pflicht vorsehen. Er tritt für eine frei willige Arbeitshilfe für die jugendlichen Erwerbslosen ein. Berlin, 13. Juli. Der Aeltestenrat des Landtags beschloß, dr» nächste Sitzung erst nach den Reichstagswahlen stattfinden zu lassen. „Die Geister, die ich rief. . ." Berlin, 13. Juli. Der preußische Innenminister Seve- ring hat einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen, in dem es u. a. heißt: Von Tag zu Tag werden die politischen Leidenschaften wilder aufgehetzt. Die gewaltsamen Zusammen stöße mehren sich in erschütternder Zahl. Anstelle geistiger Auseinandersetzung tritt der Kampf mit Messer und Revolver. Alle politischen Parteien überschütten die Be hörden niit Klagen über mangelhaften Schutz und mit Be schwerden über den Terror der anderen. Unsere Polizei tu mehr als ihre Pflicht. Aber Wunder verrichten kann auch sie nicht. Man spricht von Selbstschutz, aber der wirksamste Selbst schutz ist die Selbstzucht. Jeder andere, vermeintliche Selbst- schütz muß schließlich zum brutalsten Faustrccht führen. Ich richte darum an alle, die guten Willens sind, die dringende Bitte, der ruhigen Besonnenheit wieder Ein gang im politischen Ringen zu verschaffen. Auch die Führer aller politischen Parteien und Verbände müssen mitwirken, jeden Versuch gewaltsamer Auseinander- setzung zu unterdrücken. Dann wird dem Morden Einhalt geboten. * DÄrgerkriegsrüstungen der Kommunisten. Berlin, 13. Juli. Die „Berl. Börsenztg." teilt mit, daß die kommunistische Schützensparte Berlins kürzlich ein „Groß kalibriges Meisterschaftsschießen" abhielt, und zwar mit Wissen des Polizeipräsidenten Grzesinski und der Abteilung 1^ des Polizeipräsidiums! Bei diesem Schießen sei u. a. „Schnellfeuer in allen An s ch la g s ar t e n" geübt worden. Weiter wird erklärt, daß auch die Waffenerwerbsscheine für die Beschaffung der dazu notwendigen großkalibrigen Gewehre den Stempel: „Der Polizeipräsident von Berlin" tragen. Das Blatt macht auch nähere Mitteilungen über einen von kommunistischer Seite ge- stellten Antrag »wecks Beschaffung eines großkalibrigen Ge wehres. Der Antrag sei an das Berliner Polizeipräsidium ge gangen und dort ausgefertigt worden. Glekwitz, 13. Juli. Der Führer der deutschnat. Fraktion im Preußischen Landtag, Dr. v. Winterfeld, erklärte in einer Versammlung, er habe in seiner gestrigen Aussprache mit dem Reichskanzler darauf hingewiesen, daß ein Einschreiten des Reiches in Preußen unbedingt not wendig sei, wenn nicht das Reich Gefahr laufen wolle, von dem geschäftsführenden preußischen Staatsministerium regiert zu werden. Kiel, 13. Juli. Von den 80 auf den Deutschen Werken beschäftigten Elektroschweißern haben 65 die Arbeit niedergelegt, weil sie die Entlassung eines Arbeits kollegen fordern, der angeblich als SA.-Mann an den An griffen auf das Gewerkschaftshaus in Eckernförde beteiligt gewesen sein soll. Eine nationalsozialistische Regierung in Mecklenburg - Schwerin. Schwerin, 13. Juli. Der neue Landtag von Mecklen burg-Schwerin wählte heute zum Landtaqspräsiden ten den nationalsoz. Abg. Krüger-Goldberg, zum Vize- Präsidenten den nationalsoz. Amtshauptmann Dr. Schu mann-Wismar. Auch sonst wurde das Präsidium aus Nationalsozialisten zusammengesetzt. Ministerpräsident wurde der nationalsoz. Abg. Gutsbesitzer Granzow-Severin. Die Sozialdemokraten gaben ihre Stimme für einen eigenen Kandidaten ab, ebenso die Kommunisten. Bei der Wahl des zweiten Staats ministers wurden für den nationalsoz. Amtshauptmann Dr. Scharf 54 Stimmen abgegeben. 24 Stimmzettel waren unbeschrieben. Die 30 nationalsoz. Stimmen lauteten für Scharf. Devisenschieber. Berlin, 13. Juli. Prinz Viktor Salvator von Psen- bürg wurde heute unter der Beschuldigung verhaftet, sich gegen die Devisenordnung vergangen zu haben. Er soll deutsche Effekten im Werte von einer viertel Million eingelöst und diese dann nach dem Auslande gebracht haben. In der gleichen Angelegenheit ist auch ein Haftbefehl gegen den früheren badischen Rechtsanwalt Dr. Kienitz erlassen worden. Blutige Schleherei. 2 Todesopfer. Berlin, 14. Juli. In Siemensstadt kam es gestern abend zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Verlauf mehrere Schüsse abgegeben wurden, durch die fünf Personen schwer und einige leicht verletzt wurden. Zwei Personen sind bald nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus gestorben. Hindenburg, 14. Juli. Gestern kam es hier zu einer Schlägerei zwischen Kommunisten und National sozialisten. Beim Eintreffen des Ucberfallkommandos hatten sich ungefähr 300 Personen angesammelt. Aus der Menge wurden Steine gegen die Polizei geschleudert. Die Beamten zerstreuten mit dem Gummiknüppel die Ansamm lung. Ein Nationalsozialist mußte mit . schweren Messerstich wunden ins Krankenhaus gebracht werden. Berlin, 13. Juli. Die Universität wird morgen nach- mittag wieder geöffnet werden. Der Rektor Lüders hat folgenden Anschlag an den Schwarzen Brettern veröffentlicht: „Bon ruchloser Hand sind in der letzten Nacht Schleifen der am Gefallenendenkmal niedergelegten Kranze entfernt worden. Ich kann vorläufig kaum annehmen, daß es Studenten waren, >ie eine so gemeine Tat vollbrachten. Kommilitonen, bewahrt die Ruhe! Die Untersuchung ist im Gange; die Täter werden auks strenast« bestraft werden."