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«r. 14,. 17. Juni >932. Grzgebirgifcher Dolsisfreund. Verlag: T. M. Gärtner. Aue. L. Beiblatt. Das große Schweigen Roman von Friedrich Lange Urheberschutz durch Verlag Friedrich Lange, Hohenstein«Ernstthal - Nachdruck verboten 19. Fortsetzung „Lassen Sie . . . Es ist traulicher so . . wehrte der Baron. An dem kleinen, runden Tisch, der mitten im Zimmer stand, saßen sie sich gegenüber. „Ich habe Sie nun einmal ins Vertrauen gezogen, Sie müssen mir nochmals helfen," ging der Sektkönig direkt auf sein Ziel los. „Wenn es nicht zeitraubend ist ich will morgen arbeisen." „Sie müssen die Sache noch in dieser Stunde erledigen. Mein Freund Dickmann ist noch nicht von seiner Wolken reiterpartie zurück. Wenn ich recht unterrichtet bin, ist Haller auf der Suche nach ihm und der hübschen Geigerin. Es können noch Stunden vergehen, bis sie zurllckkommen, es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß sie —" Hedwig Watzka nickte begreifend. Sie kannte den Wol kenreiter zur Genüge . . . Wer da oben festsaß, kam nicht so bald wieder! „Dumme Geschichte das!" fuhr der Baron mißlaunig fort. Was Sie neulich abgeschrieben, hat sich falsch herausgestellt." „Wieso?" fragte das schwarzhaarige Geschöpf erstaunt. Krainer überlegte, wieweit er gehen dürfte. Dieser Frau gegenüber mußte man sehr vorsichtig sein. Die guckte einem rascher in die Karten, als man sich's versah .... „Die Nachprüfung der Notizen hat ergeben, daß Sie entweder die falschen Pläne erwischt haben, oder daß sich Heinz Dickmann mit seiner Erfindung auf ein totes Gleis verfahren hat." Nun war die Watzka im Bilde. „Ich verstehe: Das ganze Zimmer muß untersucht wer den, ob nicht noch andere Pläne vorhanden sind ..." „So ist es," bestätigte ihr Auftraggeber, gedankenver loren die Asche seiner Zigarette am Messingbecher ab streifend. „Hier ist der Schlüssel." Die Schwarzlockige besah ihn. „Ganz neu angefertigt. . ." lächelte sie vielsagend. Sie wußte sofort Bescheid. Deshalb also war Krainer heute mittag nach München gefahren! Wahrscheinlich hatte er sich neulich, als er den Schlüssel zu Dickmanns Zimmer brachte, einen Seifenabdruck gemacht . . . Die falsche Gräfin erhob sich. „In einer Stunde erwarte ich Sie." Da stand auch der Varon auf. Er war zufrieden. Auf dieses kluge Weib konnte man sich verlassen! * Am andern Morgen. Mit verbundenen Händen kam Hella herab. Der Wirt sah sie giftig an. „Mit den Pratzn können S' net spielen!" meinte er bissig. Hella nickte bekümmert. „Ich fahre mit dem Mittagszug nach Hause," er klärte sie. „Und ich? Wo nehme ich so schnell Ersatz her?" prote stierte Reindl. Die Blondiens verwies ihn auf den Weg des Inserie rens in den Münchener Zeitungen. In Reindl kochte die Wut. Er wußte ganz genau: Eine Geigerin von der Ari Hellas bekam er nie wieder! Die Gäste waren ja wie toll hinter dem Mädel her! Wenn sie nun nicht mehr spielte, würde das Interesse abflauen, der Umsatz sinken . . . Himmischockschwerenot! Es war doch glei' zum Narrisch werden! „Mußten S' denn auf den Wolkenreiter aufi stakeln?" fragte er, nur um alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Da zupfte jemand Hella um Vlusenärmel. Das Mäd chen sah sich um. „Was ist. Poldi?" Er winkte ihr und trat in den Speisesaal. Hella folgte ihm zum Klavier. Auf ihrem Notenständer lag ein Blatt Papier mit handgeschriebenen Noten. Und darüber als Titel: Hella-Walzer, erste Violine. Die Geigerin zeigte sich sofort interessiert. „Wer hat das komponiert?" fragte sie mit seltsam glänzenden Augen. Poldi lächelte verschämt. „Ich! Derf ich's Eahne vorspieln?" Es waren nur wenige Gäste beim Frühstück. Die mei sten schliefen noch. „Bitte." Hella setzte sich und der Pianist griff in die Tasten. Es war eine weiche Melodie, entstanden unter dem Einfluß Straußscher und Lannerscher Weisen. Anspruchslos, leicht flüssig und sehr gefällig. Hella fühlte: Der gute Poldi hatte sein ganzes Können in diese Musik gelegt und freute sich nun riesig, ihr diesen Walzer widmen zu dürfen. Als der letzte Akkord zart und ein wenig wehmütig verklungen war, ließ Reindl junior die Hände sinken und sah mit unsagbar glücklichem Eesichtsausdruck zu seiner Partnerin auf. Und weil sie verträumt schwieg, fragte er leise: „Efallt's Eahne?" Sie reichte ihm impulsiv die Hand, beteuerte: „Sehr Poldi! Das haben Sie gut gemacht. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen." Dann ließ sie den Kopf sinken. Ihr Blick ruhte auf den verbundenen Händen. Poldi sah es und erriet Hellas Gedanken. „Nit Harb sein!" bettelte er. Draußen läuteten die Kirchenglocken. Es war Sonn tag heute. Langsam erhob sich das blonde Mädel, nickte Poldi zu und ging dann hinaus. Ihr Partner blickte ihr durchs Fenster nach, bis sie hinter der Linde verschwun den war. „Armes Ding!" sagte er, den Deckel des Klaviers zu klappend. Er hatte sehr viel Sehnsucht in den Hellen Augen, der Poldi. .., XIV. Eine Stunde später hatte Gottfried Haller eine Unter redung unter vier Augen mit Herrn Joseph Reindl. „Daß Ihnen eine Geigerin, die mit verbundenen Fin- gern nicht spielen kann, nichts nützt, weiß ich," setzte er dem Mißmutigen auseinander. „Wenn aber Fräulein Braun abreist, ist ihr und Ihnen auch nicht gedient. Bis Sie Ersatz finden, vergehen mindestens acht Tage. Außerdem ist es jetzt, in der Hochsaison, sehr fraglich, ob eine gut« Kraft gerade für Sie frei ist. In dieser Zeit heilen aber auch Fräulein Hellas Hände. Ergo: Lassen Sie Ihren Magnet nicht fort und warten wir vorläufig ab! Es han delt sich nur um Rißwunden, die sich.wahrscheinlich rasch schließen." Reindl wiegte den Kopf hin und her. Er hatte die ^ände auf seinem runden Wirtsbäuchlein gefaltet und ging mit sich zu Rate, wie er's machen sollte. Die Worte des Zeichenlehrers waren sehr verständig und einleuchtend. „Dees hab i mir glei' denkt —" (es war eine infame Lüge., keine Idee davon war ihm durch den dicken Schädel gegangen!) „aba wer zahlt? Zimmer fürs Fräulein? Acht Tage koane Musik und freie Station? Na, dös geiht nit!" Rammel, gescherter! wollte Haller aufbrausen, be zwang sich jedoch und sagte verhältnismäßig ruhig: „Für alles, was Fräulein Braun während dieser Zeit benötigt, komme ich auf. Verstanden? Spielen Sie getrost den Großmütigen ihr gegenüber. Wenn Sie ihr aber davon auch nur ein Wort sagen, sollen Sie sehen, was passiert! Sie ist imstande, sofort abzureisen. So stolz ist sie. Und dann gucken Sie in den Mondi" Und Sie mit! dachte der Wirt, hütete sich aber, es zu sagen. Inzwischen hatte Hella den Friedhof erreicht. Sie setzte sich auf die Bank an der Gotteshausmauer und starrte auf die Gräber, deren Kreuze und Gedenksteine aus einem Meer von Blumen wuchsen. Und Gedanken wurden hin ter dem Blondkopf wach, wie sie nur selten ein junges Mädchen bewegen . .. Wer so still und unberührt wie diese Abgeschiedenen da unten ruhen dürfte, der hätte es gut und wäre in Wahr heit glücklich zu preisen! Was bietet mir die nächste Zu kunft? fragte sich Hella resigniert. In ihrem Zimmer lag Hansemanns Brief. Der gute Junge schilderte die Not daheim in gedämpften Farben. . . . Wir haben nicht viel zu essen, aber das wird nun bester. Ich habe jetzt eine Stelle als Laufjunge im Kauf haus angenommen . . . „Armer Kerl!" seufzte Hella. „Andere Kinder fahren mit ihren Eltern zur Erholung in die Sommerfrische und du " Die Bewegung verschlug ihr die Stimme. Ihre Hände, die Gottfried Haller am Morgen verbun den hatte, schmerzten. Aus war es mit dem Violinspiel! Wenn sie heute abreiste, gingen die paar Mark Honorar für das Fahrgeld drauf. Kein Pfennig blieb übrig. Zu Hause würden sie den Kopf hängen lassen, wenn sie mit leeren Händen kam. Und man hatte sich doch soviel von diesem Falkenbacher Aufenthalt versprochen! Und deine junge Liebe zu Haller? fragte sich das Mädel. Ueber diesen Punkt war sie sich noch nicht völlig im klaren. Ihr Herz riet: Halte ihn fest, laste nicht von ihm ab! Aber das kühl abwägende Hirn gebot: Das ist Non sens! Dieser Künstler hat eine aussichtsreiche Zukunft vor sich. Du darfst dicht nicht an ihn ketten. Du würdest ihm und seinem Vorwärtsstürmen nur zum Hindernis werden. Und dann ist es sehr bald aus mit dem jungen Liebes glück ... Raum ist in der kleinsten Hütte. . . Hm — darüber hatte Hella Braun ihre eigenen Ge danken. Sie kannte diese Jllusionsehen zur Genüge aus ihrem Freundeskreise. Einige Wochen lebte man von der Liebe, dann fraß die Not das bißchen Glück rettungslos auf. Hunger zermürbt. Aus der Kirche tönte Orgelklang, schwoll an zu mächti gem Brausen. Und darüber hin schwang sich der fromme Gesang Heller Knabenstimmen. Zwei Arme legten sich liebkosend um den weißen Mäd chenhals, sehr behutsam. „Hella — nicht weinen . . ." bat Gottfried Haller, der leise herzugetreten war. Sie fuhr erschrocken zusammen, schüttelte dann den Kops. Und dabei perlten ihr die Tränen über die Wan gen. Was wußte Gottfried von ihrer Not?! „Darf ich Platz nehmen?" fragte er leise. Sie nickte zu stimmend. Und nun entwickelte er ihr sei nen Plan: Sie möge hier bleiben, bis die Finger Violine und Bogen wieder zu halten vermochten. Herr Reindl habe sich bereit erklärt, darauf einzugehen. „In einer Woche spätestens kannst du wieder spielen." tröstete der Hilfreiche. Hella hob den Kopf. In ihren tränenfeuchten Augen glänzte Hoffnungsseligkeit. „Und das hast du zuwege gebracht?" fragte sie ungläu big. Sie kannte Herrn Reindl und seinen zähen Eigen nutz. Haller beugte sich zu ihren gebräunten Armen herab, küßte sie auf die Handwurzel. „Vertraue mir, Hella und alles wird gut werden." In der Kirche verstummte das Spiel. Der Gottesdienst war zu Ende. Hella erhob sich. „Wir wollen gehen." Langsam schritten sie hinauf in das Saftgrün der Berg- matten, hinein in den Sonnenglast des Tages. ,'Sie hat ten sich nicht viel zu erzählen. Stille war zwischen ihnen. Sie gehörten nicht zu den Schwätzern, die ihr Herz auf der Zunge tragen. Sie kannten den Wert des Schwei gens und hatten Genüge daran, ihre Seele auf eine ge meinsame Harmsnie abgestimmt zu. wissen. Fortsetzung folgt! kabrik ksufön 8!« kkskelongull von W 28 an §ll1s8 von W 83 SN Auflagen, jeckes Llsst, von W 18 an NlobsIHalle ^ue am Slarlkt — Lcks Laknkoketraks dlleaerln^ Uer^odsl- unU ?ol»ter- varenlsdrlken Dame», Oer» 2.26 KM Fischzucht Paul Mallhes, Aue. ^or»ll»n ! In allen Gröben, lebend oder srischgeschlachtet Kat lautend abzngeben Fernrut 272. 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