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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinden»»?u Bretnig. rkokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hsuswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Nbonnementspreis inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungrblatte»" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau» I Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf ben All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag l/,n Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag >/»II Uhr einzusenden. Nr. 75. Schriftleikung, Druck und Verlag von N. Zchuvig, Breinig. 20. Jahrgang. Sonnabend, den 17. September 191V. Die Katastrophe deS „L Z Baden-Baden, 14. Sept. Das Paflagierluftschiff „L Z 6" ist heute nach mittag in seiner Halle bei Ooö in Brand ge raten und binnen 7 Minuten völlig vernichtet worden. Das Luftschiff war heute morgen 11 Uhr 15 Minuten zu einer Paffagierfahrt nach Heilbronn aufgestiegen. Es konnte jedoch die Fahrt wegen Motordefekt» über Karlsruhe hinaus nicht fortsetzen und mußte um 12 Uhr vor der Hall- bei Oos wieder landen. Ars es in der Halle untergebracht war, wurde so fort mit den Reparaturarbsiten an dem defekt gewordenen Motor begonnen und diese Arbeiten waren um 2 Uhr auch nahezu voll endet. Als man zur Ausprobierung Ser Motoren diese anlaufen ließ, entstand auf eine bisher nicht aufgeklärte Weise im Motor in der Hinteren Gondel eine Explosion, und eine mächtige Stichflamme setzte die untere Ballonleinwand am Ballonkörper in Flammen. Noch bevor es möglich war, von den vorhan» denen Löscheinrichtungen Gebrauch zu machen, hatten sich die Flammen über Vie ganze Bal lonhülle ausgebreitet, und in wenigen Minuten waren von d-m ganzen Luftkreuzer nichts als ein glühendes Gerippe und die durch die riesige Glut stark beschädigten uno verbogenen Gon deln übrig geblieben. Die Lustschiffhalle selbst ist fast unversehrt. Einige Mannschaften er litten empfindliche Brandwunden am Kopf und an den Händen. OertttÄes und SächstscheS. — Verleihung des Königsabzeichens an die im Jahre 1910 im Schießen besten Kompag nien. Se. Majestät der König hat der 11. Kompagnie 1. (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100, der 8. Kompagnie 5. Infanterie- Regiments „Kronprinz" Nr. 104 und der 1. Kompagnie 1. Jägerbataillons Nr. 12 das Königsabzeichen für 1910 verliehen. Großröhrsdorf. Auf der Strecke Kamenz-Arnsvorf wird in Zukunft der Zug 893 (der nach Kamenz verkehrende letzte Nacht- zug) rn KleinröhrSdorf halten. Bischofswerda, 14. Sept. Unter der Beschuldigung des Giftmordversucher an seiner Frau wurde der Kranksnkrssenkonlrolleur Reinsch, in der Kamenzerstraße wohnhaft, gestern nachmittag verhaftet uno in das Unter suchungsgefängnis des Amtsgerichts adgeführt. Ob die Beschuldigung auf Tatsachen beruht, wird die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. Kamenz. Mittwoch, den 21. September 1910, vormittags 9 Uhr öffentliche Sitzung de» Bezirksausschusses. Kamenz. Am Mittwoch vormittag wurde die im Ortsteil Spittel bei Kamenz wohnhafte 23jährige kinderlose Ehefrau des Vizeseldwebels W. in ihrer Wohnung tot auf- gesunden. Wie die angestellten Ermittelungen "gaben, hat die Verstorbene durch Oeffnen der Halsschlagader den Tod selbst gesucht. Als Motiv zu dem beklagenswerten Schritt wird Schwermut angenommen. Zittau, 14. Sept- Die Getreideernte ist auch in der Lausitz noch nicht beendet. In folge der ungünstigen Witterung stehen z. B. in Seifhennersdorf noch etwa 1000 Schock Hafer und Weizen auf dem Felde und die Frucht ist dort schon bi» zu 5 Zentimeter lang ausgewachsen. In Leutersdorf bietet sich dasselbe traurige Schauspiel. Es gibt Rittergüter, di« noch keinen Halm Hafer ein- geernlet haben; der Hafer harrt vielfach so gar noch de» Hauen». Schandau. Eine Paschergeschichte nahm in der Nacht vom Freilag zum Sonnabend einen üblen Ausgang. Nicht weit von der böhmischen Grenze, hart am Elbstrome, liegt eine Gastwirtschaft, von der aus der Ps^cher- zug seinen Anfang nahm. In einem Elb- handkahn wurden ""schieden« Kisten größeren Umfanges mit Glaswaren und Steingut ge laden und nächtlicherweile ging die Fahrt stromaufwärts, der nahen Grenze zu. Das Wachschiff lag auf dem vom Hochwasser geschwellten Strome, man sah es kaum durch de« Nebel, denn das Paschersahrzeug hielt sich m der Nähe des anderen Ufer». Da blitzte ein Lichtstrahl vom Wachschiff her durch die Nacht und zrtterte über die Stromfläche dahin, es huschte über das Ufer uns heftete sich sn dar Fahrzeug, das ihm nicht mehr entrinnen konnte. Der ertappte Schmuggler warf schnell die Kisten über Bors, doch kamen die Gr-«z- beamten noch rechtzeitig, die letzten zu beschlag nahmen. Eine Kiste sing man bei Rathen auf, andere wurden mit Hilfe eines Baggers vom Grunde gehoben; der Mann wurde konterband gemacht und sieht nun seiner Be strafung entgegen. Die Sachen wurden beschlagnahmt. Der erhoffte Gewinn steht in keinem Verhältnis zu dem Risiko und der Strafe, die auf derartigen Vergehen ruht. Pirna. Die Cholera kann in unserer engeren Heimat als erloschen angesehen werden, da neue Fälle bisher nicht bekannt geworden sind. Man hat alle nur erdenkliche Vorsicht gebraucht. Von verschiedenen an Darmkatarrh erkrankten Personen wurden Auswurfstoffe zur bakteriologischen Untersuchung nach Dresden geschickt, in allen Fällen wurde zum Glück ein negatives Resultat festgestellt. Auch in Copitz find neue Erkrankungen nicht mehr vorgekommen. Dresden, 15. September. An der Pieschener Fähre schwamm heute vormittag der Leichnam der seit dem 8. September vermißten 19 Jahre altrn Martha Kunath aus Dresden- Plauen in oer Elbe an. Die Hände und Füße der Leiche waren mit Stricken gefesselt. Daß diese Fesselung von anderer Hand er folgt sein soll, erscheint nach dem bisherigen Stande der Erörterungen ausgeschlossen. Nach der Art der Fesselung ist anzunehmen, daß sich da» Mädchen, ehe c» ins Wasser ging, selbst gefesselt hat, um sich an den Reltu-igs- versachen zu hindern. Die Kunath hatte ein Verhältnis, was nicht ohne Folgen geblieben war, und das trieo sie in den Tod. — Zu einem nützlichen Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft wieder umzewandelt wurde durch die letzte Sedanfeier in Dohna ein Handwerksbursche. Der alte durchwandernde Knabe, der angab und nachweisen konnte, daß er vor vierzig Jahren auf Frankreichs Gefilden für dis deutsche Einheit mit gefochten habe, jetzt aber, da ihn doch niemand mehr in die Arbeit nehme, die „Fechlerei" selbständig be treib., interessierte sich für die Vorbereitungen zum Sedanfeste. Man würdigte dies in an- zuerkennender Weise. Herr Gastwirt Täuber staffierte den „Kameraden" mit besseren Kleidungsstücken, sogar mit Zylinder, aus. Stolz marschierte dec Veteran inmitten der Ehrenjungfrauen im Festzuz und nahm an allen Veranstaltungen de« König!. Sächs. Militäroerein« „Kameradschaft", einschließlich Gottesdienst, teil. Der „alte Herr" «ar natürlich Gegenstand mancherlei Aufmerksam keiten und eine an ihn durch Vermittelung des Herrn Vorsteher Böhme von Herrn Fabrikbe sitzer Human» gerichtete Anfrage, ob ec (der Veteran, der gelernter Böttcher) in seiner chemischen Fabrik Arbeit nehmen wolle, bejahte er freudig. Er trat prompt seinen Dienst an und fühlt sich anscheinend wohl an seiner Arbeitsstätte — solange ihn etwa der Wandertrieb nicht wieder aufs neu« erfaßt. Freiberg. (Backfische al« Verkehrs hindernis.) Dem hiesigen Anzeiger wird ge schrieben : „Eine alte Unsitte hat jetzt auf der Erbischenstraße in der Tat beängstigende Formen angenommen. In den Abendstunden wandeln unsere jungen Mädchen zu Dreien und Vieren eingehängt auf und ab — ander wärts ist e« auch nicht viel ander». Kein» oer Mädchen wankt noch weicht. Die jungen Damen wissen gar nicht, wie kleinstädtisch sie sich damit auffühces, denn im Großstadtver kehr würde so eine kleine allerliebste Märchen- keUe einfach über den Hausen geschubst. In Freiberg aber drücken sich die Passanten galant an den Häusern entlang oder sie gehen vom Trottoir herab, um da» Bild «andelnoer Jugendlichkeit nicht zu zerstören. Hier wäre polizeiliches Einschreiten ooer Selbsthilfe wirtlich am Platze. Burkersdorf b. Burgstädt, 13. Sept. (Doppel-Raubmord.) I» der sechsten Stunde fanden" heute nachmittag Gäste, die das Restaurant „Vergißmeinnicht" betraten, die Besitzer, da» Göller'sche Ehepaar, tot auf. Der etwa 60 Jahre alte Gastwirt laz, wie die ^Theinn. Allg. Ztg." meldet, mit ringe- schlagener Schädeldecke am Klavier, während seins Ehefrau ebenfalls mit Schädelverletzungen im Belte leblos aufgefunden wurde. Er liegt zweifellos Raubmord vor. Chemnitz. Der Mörder der Äast- wirtüeheleute Göller in Burkersdorf ist in der Person eines stellungslosen, 19 jährigen Bar- biergehilfen aus Burgstädt, namens Karl Gründig festgenommen worden. Seins Er- miillung geschah durch einen Chemnitzer Poli zeihund, der die Spur des Mörder« bis in die Wohnung seiner Geliebten verfolgte. Bei dem Verhafteten wurde ein großer Geldbetrag oorgefunden. Er hat dis Tat eingestanden. Das dabei benutzteBeil hatte erimFelde versteckt. Glauchau. (Manöver-Unfälle. I» Callenberg geriet am Sonnabend vormittag ein Militärpackwagen in den Straßengraben. Di? zwei vorgespannten Pferde wurde» dabei so schwer verletzt, daß sie getötet werden mußten. — Bei den Gefechtsübungen am Sonnabend auf Lichtensteiner Flur stürzte ein Zoloat beim Ueberspringen eines Grabens. Hierbei entlud sich das Gewehr und die Platzpatrone drang dem Mann in den Ober arm, so daß er in da« hiesige Krankenhaus gebracht werden mußte. Meerane. Den „Zeitverhältniffen" enlsprechrno hatte sich hier ein Rauchklub „Blaue Wolke" gegründet. Seine kulturelle Besonderheit war darin zu finden, daß er beinahe nur aus 13 Jahre alten Mitgliedern bestand. Um diesen Früchtchen den nötigen Stoff, d. h. Tabak, Zigarren usw., zu ver schaffen, veranstaltete der Anführer, ein Bengel, der bereits drei Wochen Gefängnis mit Straf aufschub auf seinem Konto hat, eine Anzahl Laden- und Kaffsndiedstähle, wobei stet» mehrere der Burschen beteiligt waren. Auch mittels Dietrichen arbeiteten sie, erbrachen Bodenkammern ober Lager und verschafften sich so da» Nötige für den Betrieb der „Blauen Wolke". Diese Gesellschaft wurde nunmehr von der Polizei aufgehoben. — Sin vergessenes Artilleriepferd gab e« am Freitag in einem Fabrikstall in Meerane. Al« die Einquartierung fort war, entdeckte man dieses „stehengebliebene Pfeicd" und ein Zivilist mußte es rn« Manöver nachbringen, für welchen Liebesdienst der betreffende Soldat gern eine Mark Trink- bezw. Sringgeld gab. Plauen i. V., 15. September. Hier erkrankte der Fleischermeister Hofmann unter choleraverdächtigen Erscheinungen. Er wurde sofort auf polizeiliche Verordnung in« Kranken haus geschafft, wo er streng isoliert ist. Wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, handelt es sich bei der Krankheit de» Fleischermeister» Hofmann nicht um die Choler«. Hofmann liegt zwar seit einigen Tagen im hiesigen ürankenhause, doch konnte bisher noch nicht festgestellt werden, ob er an Unterleibttyphu» oder an einer schweren Nierenerkcankung leidet. — Wahre» Geschichtchen. In einem Ecz- gebirgdorse «ar der alte Kantor gestorben und durch einen neuen ersetzt worden. Der alte Kantor hatte die Nerven seiner Gemeinde und dis alte Orgel geschont, der Nachfolger da gegen war sehr eifrig und liebte lange Vor spiele. Wer am meisten darunter zu leiden hatte, war der alte Weiser-Fried, der Bälge treter. Die schönen Zeiten, w» er beim Bälge- treten sein Pfeifchen hatte rauchen können, waren vorbei. Kaum hatte er sich einmal ge wendet, gleich schoß der Balken wieder hinauf und da» ging während de« ganzen Orgelspiel» so fort. — Sines Sonntag» versagte die Orgel mitten während de« Schlußverse«. Der Kantor macht dem Weiser-Fried Vorwürfe. Dieser fragt ganz erstaunt: „Wo» hobn Sie dä ficig» (für ein) Lied gespult?" „L^ß mich Dein sein und bleiben", sagte der Kantor. „Na, do« gelab (glaube) ich, daß do» net gepaßt Hot, ich ho „Ach bleib mit Deiner Gnade" getraten. Kirchennachrichlen von Bretnig. 17. Sonntag nach Truntati«: 8 Uhr Beichte und Abendmahl. ^9 Uhr: Predigt gottesdienst, Text: Epheser 4, 1—6. Kollekte für den Kirchenbau in Cranzahl i. E. kV-IM. Mglin-tverein r Besuch de» Veroandsfeste» in Bifchyeim. Abmarsch */,2 Uhr von der Rose, 2 Uhr von der Aue. Zahlreiche Beteiligung ist erwünscht, Verein»- zeichen sind anzulegen. Kirchennachrichlen van Gcoßröyrsoors. Geburten: Ein unehel. Knabe und zwei totgeborene Knaben. Aufgebote- Franz Josef Pfeiffer, Schneidermeister Nr. 256 n und Ann» Helene Rasch Nr. 260 i. — Fedor Georg Haufe, Fabrikarbeiter in Dohna und Margarethe Gertrud Kleinert Nr. 255 c. — Friedrich Wilhelm Bitterlich, Tischlergehilfe Nr. 242 und Agne» Linda Kcetschel Nr. 21. Sterbefälle: Friedrich August Schöne, PrivatuS Nr. 9, 83 I. 3 T. alt. — Amalie Auguste Hennig geb. Ziegenbalg Nr. 319 b, 71 Z. 2 M. 15 T. alt. — Helen- Anna, T. d. Dekorationsmaler« Franz Curt Hause Nr. 256 k, 9 T. alt. Marktpreise zu tkameuz — am 15. September 1910. HLchsterzniedNgfinS ! , Preis. g ! ' 50 Kilo Korn S. k. 7 35 ii. 7 Heu 59 Kit» 3 SO Weizen 9 751 9 — Stroh 1200 Pfd. 24 — Gerste 8 7 — , ^chstcr 2 70 Hafer 8 29 — — ^niedrig. 2 30 Heidekorn 9 8 59 Erbsen 50 Kilo 17 50 Hirse 17 — 16 — Karlo sseln 50 Kilo 2 SO