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Amtsblatt für dir Orlsbehördr und den Gemeinderatzu Bretnig. Lotal-Anzeizer für die crtlchafteü Bretnig Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegen». Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich »wei Mal: Mittwoch und Sonnabend. ? bonnementSprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblatte«" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zus- "ung durch Boten ins Hau« 1 Mork SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Insekte, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All« gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwor-Nummer bi« Dienstag vormittag i/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag Uhr einzusenden. Lchristleilung, Druck unö Verlag von A. Schurig, Vrelnig. Rr. 104. Mittwoch, den 28. Dezember 1910. 20. Jahrgang. der M ütärv-reinigungl sowohl wie auch im Einiges über die gute alte Zeit in Bretnig und Hauswalde. Verfaßt von weiland 8-ltft. Hedler in Bretnig. Schluß. Nach Ablösung aller Frohndienste und herrschaftlichen Lasten blieb oer Herrschaft noch da« Recht der Erteilung von Konzes sionen, die vor Errichtung verschiedener Ge schäfte, z. B. Schonkwirtschast, Schnitt- und Materialwarenhandel, Schlächterei, Bäckerei, Schmieder«, Zigarrenfadrikation u. a. m. eingrholt werden mußte. Wenn aber auch die Herrschaft noch gern Konzessionen erteilt hätte, so «ar die« die letzte Zeit nicht mehr möglich; denn alle« war sestgebunden, indem einzelne Personen das Verbietungrrecht über Verschiedenes von der Herrschaft käuflich erworben hatten. So war z. B. dem Besitzer der Damm- schäiiks, welche 1792 von George Schurig aus einem Teichdamme erbaut wurde (daher auch der Name Dammschänke), das Verbie- tung-recht über Schänken, Schlachten, Lacken und Kramerhandel für das ganze Niederrorf di« zum Hofe erteilt worden, während der Besitzer der Geblerschen Schänke, früher Klinke genannt, noch in den fünfziger Jahren das Verbietung-recht über die obere Hälfte dtS Dorfes tür 200 Taler erwarb. Die Klinke kaufte Daniel Gebler im Jahre 1765 von Willibald v. Gersdorf, dessen Schießhau» dieselbe bi« dahin war, um darin Schankwirtschast anzulegen. Herr Friedrich Gebler kaufte von Herrn Baron v. Friesen da« Verbietung«rechl über Schnitlhandel im ganzen Dorfe iür 25 Taler. Mit dem VerbietungSrecht geschah ein Gleicher in Hau«walde. Nun konnte die Herrschaft fast keine Kon zessionen mehr erteilen und in beiden Orten dursten vieler!« Geschäfte nicht mehr ange fangen werden. Diesen Verhältnissen, die sehr drückend waren, wurde durch das im Jahre 1863 in Kraft tretende freie Gewerbegefetz ein Ende gemacht. Nach der Ablösung der Frohndienste hatte sich die Industrie beider Ortschaften bald ge- hoben; die Weberei, Druckerei und Färberei, welche einem Verbietung«rechte nicht unter lagen, nahmen fehr schnell einen hohen Auf schwung und bilden heule die Hsupterwerb«- zweige beider Orte. So sind alle diese hiermit geschilderten Zustände ohne die sozialistische» Prediger besser geworden und e« würbe Einer von sonst, so er wiederkommen könnte, da« Jetzt gewiß nicht wieder erkennen. So ändern sich überall fort und fort die Zeiten und so ist e« auch in Bretnig und Hau«w»lde zum Besseren geschehen. Wenn die früheren Bewohner beider Ortschaften vie len Grund hatten, ihre Herrschaft und deren Pächter fern zu wünschen, so würden die jetzigen Bewohner von Bretnig und Haus walde den gegenwärtigen Besitzer de« Ritter- gut«, Herrn Rittmeister und Kgl. Sachs. Kamwerherrn Han« von Posern, mit seiner hochgeschätzten Frau Gemahlin bei etwaigem deretnstigen Einzüge in« Rittergut Bretnig mit Freuden begrüßen. Oertli»«» und SächstkcheS. Bretnig. An angenehmer Unterhaltung mangelte es am 1. Weihnochtsseierlage auch im hiesigen Ocle nicht. So wurden an diesem Tag« im Gasthof „zur goldnen Sonne" (hier von „Deutschen Haust", im „Schützenyause" und im G-Mos „zur grünen Aue" Unteihaltung«- abenoe avaehalten, welche allesamt gut besucht maien. Ebenso fand das Dargeoolcne üoerall lebhanen Beifall. — Eine Stimme gegen die Ein>uhr aue- länvrfchen gefrorenen Fleischs«. Recht trüve Ersah ungen hat ein sächsischer GmSbesitzer in Englaua gemacht, der dort Studr-n uver die Besch issenheit des gefrorenen Fletsche« ange stellt HU. Ec berichtet darüber folgende»: Bei mu hat der Besuch des Schlachthauses und Fleischhallen in England jeveinallr be- wtrkl, daß ich mehrere Tage j den Fiersch- genuß entuehren konnte. Wenn man billiges Fleisch essen will, braucht ma.« Nicht nach England zu reisen. Man brauch! blos na» der Freibank zu gehen ober jan^e Hande zu ichlachten. Da« gefrorene Funitel des englischen Fleischverzehrs hat geringeren Nährwert als Freibank- und Hunbefleisch. Es wandert zu einem fabelhaft billigen Preise in der Tat in englische Mägen. Aber in welche? In solche, die ähnlichen Kreisen an gehören, wie die, die bei uns Hunde und Katzen oufgreifen zum SonntagSoraten oder auch finnige« Fleisch aus der Freibank er stehen. Diese Kreise sind überall in der Welt zu finden. Im kapitalistischen - usterlande, tn England, sind sie am zahlreichsten. Er ist hier ein Drittel der Bevölkerung, da« nach dem Ausspruche des verstorbenen Minister präsidenten Crmpbell-Bannermann „an der Hungergrenze vegetiert". Will man die Eß gewohnheiten eines solchen Lande», in dem ein Zehntel, das „versinkende Zehntel" sagt der General der Heilsarmee Loth, sogar ständig von der Armenunterstützung lebt, zu unt importieren? Uns den Genuß gefrorenen Fleische» zuzumuten, ist wahrlich unverfroren, wo wir bei uns die heimische Viehzucht nicht vis zu demGrade ruiniert haben, daß da» Aus land uns 45 Prozent unsere« Fleischebedarses liefern muß, wie in England. Wenn wirklich da« gefrorene Fleisch so vorzüglich wäre, warum essen es nur die Llleräcmsten in Eng land? Und warum ziehen zwti Drittel der Bevölkerung da» mehr al« doppelt so teuere britische und nordamerikanische gekühlte Fleisch vor? Diese 28 Millionen sind doch auch keine reichen Leute! . . . Großröhrsdorf. Lurch di- hiesige Gendarmerie wurde ein hier wohn hafter Tischlergeselle zur Hast gebracht, der in der Nacht vom 1. zum 2. WeihnachlS- feiertage au« dem Gasthaus „zur Krone" einen wertvollen Ueberzieher und Hat ge stohlen hotte. Pulsnitz. (Schuldirektorwahl.) Nach dem Herr Schuldirektor Brück infolge seiner Wahl zum Schuldirektor in Hartha seine Stellung ander hiesigen Stadtschule gekündigt hat, ist vom Stadtrate nach Gehör de» Schul- auSschusse« Herr Oberlehrer Schmalz zum Direktor der hiesigen Bürgerschule berufen worden. Pulsnitz. (Unter schwerem Verdacht.) Bon der hiesigen Gendarmerie wurde am 23. ds». in Oberlichtenau ein Bettler und Land streicher an« Ruppersdorf sestgenommen, der von der Königlichen StaatSanwalcschaft Bautzen in Sachen des Ruppersdorf« Doppelmoroe» gesucht wird. Seinen Aufent halt am Mordtage hat er nicht nachweisen können. — Königliche Gnade. Se. Majestät der König hat aus Anlaß de» Weihnacht-festes geruht, 28 Strafgefangenen au« Gnaden die Freiheit zu schenken. — Rund um Deutschland l Große« Llappen- Straßensahren des Deutschen Radsahrervun- öe« (D. R. L.). Die großen Straßensahren -e« D. R. B. tn den letzten Jahren, wie Wien—Berlin, Köln—Breslau,'Basel—Eleve, Berlin—Königsberg, Rund durch Mitteldeutsch land usw. Haden infolge ihrer autgszeichneten Organisation so großartige Erfolge in sport licher Hinsicht erzielt, daß aller««« der Ge danke einer großen, möglichst da« Bundesgebiet umfassenden, auf mehrere Tage zu verteilen den Dauerfahrt al- Generalpcüfung gewisser maßen auftauchle. Der Sportausschuß de» D. R. B. entschloß sich nunmehr, eine solche au«zufchr?iben und wurde hierfür der stolze Titel: „Rund um Deutschland" gewählt. Er oeginnt diese» int«essanle Radsportei eigni» cm Jahre 1911 mit dem Start am Pfingst sountag früh in Marienselde bei Beilin. Gestartet wird nach der internationalen Be stimmung in zwei Klaffen und führt die erste Etappe über Barmh, Luckau, Spremberg, Königsb ück, Radeberg, Pirna nach Dretden- Seidnitz, Radrennbahn, ,v. Ausstellung; Ent fernung ca. 235 Kilometer. Am nächsten Pfingst-Morgen ist der Start früh in Löb tau Dresden und geht da» Rennen bei einer Strecke von ca. 310 Kilometern über Chem nitz, Hof, Bayreuth nach Nürnberg, Rad rennbahn. Von dort führt eS am 3. Tage über Erlangen, Bamberg, Hildburghausen nach Erfurt, am 4. Tage von da über Hildes heim nach Hannover, um die Fahrer am 5. und letzten Tage über Braunschweig, Magdeburg, Brandenburg nach dem Ziele, Klein-Machnow bei Berlin, zu dirigieren. Auf oer ca. 1300 Kilometer tangen Strecke werden da» Erzgebirge, Fichtelgebirge, Fran kenwald, Thüringer Wald und der Harz durchquert. — Der am Äontag früh von Limbach nach Burgstädt fahrende erste Personenzug entging bei Hartmanntdors mit knapper Not einer großen Gefahr. Der Zugführer be- meikte aus dem Gleise einen Gegenstand, wo raus er den Zug zum Halten brachte. Da» Hindernis, ein eiserner Ackerpflug, war von einem nahen Felde auf da» Gleis geschafft worden. Chemnitz, 24. Dezember. (Unbe kannter Toter.) Am Freitag abend 8 Uhr 17 Minuten verstarb infolge Herzschläge« in einem Abteil 3. Klaffe oe« abend» 8 Uhr 27 Minuten von hier nach Dresden abgehenden Personenzug« ein unbekannter, etwa 35 Jahr« alter Mann. Der Tote, anscheinend dem Arbeilerstande angehörend, ist untermittel grob, schmächtig, hat graumeliert» Haare, Glatze und graumelierten Schnurrbart. Be kleidet war er mit dunklem Krimmerüberzieher mit schwarz- und weißgekästeltem Futter, dunklem Jackett, dunkler Weste und vraun- und graugestreister Hose. Tc trug bei sich zwei weiße Taschentücher, gezeichnet „E. A." und hatte eine Fahrkarte 3. Klaffe Ehemnitz- DreSven gelöst. Mitteilungen über die Identität de« Toten, der sich in der Leichen halle dcS Friedhofes in der Reichenhainerstraße in Chemnitz befindet, erbittet da» Polizeiamt. L i ch t e n st e i n, 27. Dez. Im sürst- lichen Walde nahe der Stadt erschoß nacht» der 20 Jahre glie Soldat Otto Karl Nees von der 8. Kompagnie des Infanterie- Regiment» Nr. 139 in Döbeln, die 40 Jahre alte Bergarbeitersehefrau Klara Leichsenring au« Ger«dorf und bracht« sich dan« selbst eine Schußverletzung in der Magengrgend bei. Da der Tod nicht eintrat, versuchte Neef, sich an seinen Hosenträgern zu erhängen, erreichte »ber auch auf diese Weise sein Ziel nicht. Am heutigen Morgen fand man die Leiche ser Frau und später den schwerverletzten Soldaten, der in da« Garnisonlazarett Zwickau geschafft wurde. Er gab an, daß er Frau Leichsenring, mit der er ein Liebe«- oerhältni» unterhalten hatte, auf deren eigenen Wunsch erschaffen habe. Neef halt« di» zu feinem im Oktober d. I. erfolgten Eintritt zum Militär bei dem Bergarbeiter Leichsenring gewohnt und war in intime Beziehungen zu dec um 20 Jahre älteren Frau getreten. Der Ehrmann hatte jetzt Kenntnis davon erhalten, was der Grund zu dem Mord- und Selbstmordversuch war. M i t t w e i d a , 24- Dez. Am Donners tag abend ist in Mittweida der Mechaniker Lutterberg, dessen Frau dort ein offene» Mechamkerzeschätt betreibt, von der Slaat»- anw iltfchait oe haftet worden. Lutleroerg, oer s«t 15 I ihren in Mittweida wohnt, ge riet vor etwa 1>/, Jahr in Konkurs, weshalb seine Frau da» Geschäft übernahm. Ständig befand sich Lutterberg in Geldverlegenheiten and man geht wohl nicht fehl, daß Frau Haupt, die als Wohltäterin bekannt ist, Lutterberg mit Geldmitteln ausgeholfen hat. Vermutlich hat Frau Haupt ihr Geld zurück- qefordert, weshalb e» zwischen ihr uns dem Verhafteten zu Auseinandersetzungen kam. Lutterberg ist aber nicht direkt auf die Aus sage der Frau Haupt, sondern auf Grund von Indizien verhaftet worden. Frau Haupt ist zwar vernommen worden, aber sie vermag noch keine bestimmten Angaben über die Tat selbst zu machen. Alles, wa« vor der Tat liegt, ist in ihrem Gedächtnis lebendig. Da. gegen versagt da« Gedächtnis sofort, wenn die Tat berührt wird. Sie bittet stets, sich besinnen zu dürfen und sinkt dann ermattet in tiefen Schlaf. Der Techniker Knödel, der zuerst mit der Tat in Verbindung gebracht wurde, ist wegen eines Diebstahl« in Haft genommen worden. Er ist au» der Has! noch nicht entlassen worden. Oberhohndorf. Der Gemeindekas- fierer Seidel in Schedewitz hatte hier am 27. Mai 4000 Mk. Einkommensteuer abge liefert, später aber diese Zahl in 6000 Mk. abgeändert, auch 1000 Mk. auf ein Spar kassenbuch abgehoben, diesen Betrag jedoch wieder in Ausgabe gestellt. Ec soll sonach 3000 Mk. unterschlagen haben. S. wurde in Hof verhaftet und an die Staatsanwalt schaft Zwickau abgeliefert. — Ein arme«, verfolgte» Häslein wollte gelegentlich einer in der Umgegend von Werdau stattgesundenen Treibjagd über die Straße setzen in dem Augenblicke, al» ein Kraftwagen vorübersauste. Da» geängstigte Tier sprang direkt in den Kraftwagen und dem einen der bnden barinsitzenden Herren an den Kopf. Daraus wurde im Gasthof angehalten und der betreffende Herr sucht« sich hier mit blutigem Gesicht beim Jagdpächter zu beschweren. Leipzig, 27. Dez. Ja Linz wurden bei einem Einbrüche drei Männer erschaffen, die vermutlich auch dem am 3. d. Mr», in einer Villa zu Meuselwitz verübten Einbruch vegangen und dabei den Wächter, der sie überraschte, erschossen haben.