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Allgemeiner Anzeiger : 31.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191012315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19101231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19101231
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-12
- Tag 1910-12-31
-
Monat
1910-12
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 31.12.1910
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ielegramm gerichtet. Die Prsffe aller Leader' meint, „das Urteil Scherz verbergend. sie die angekündtgten Reformen zwar «ury- führen, dabei aber völlig «ns eigen« Ent schließung handeln will. dem Der mit dem alle An- dieser Kaviarsemmel, und ich esse mit demselben Vergnügen; ab« verlangen Sie nicht, daß ich Appetit vorhanden, und schläft man sein ge- höriaes Penium ab, wie andre gescheite Leute?" Frank lächte — nervös, gar nicht bei der Sache: „Gehen Sie, Doktor, mit Ihren Vor schriften ! Was fragt ein Glücklicher nach Essen und Trinken? Geben Sie mir Stroh anstatt hastig kaum nach der Tür kommen und unbe merkt soviel öffnen, wie nötig war. Da liegt er vor Ruth auf den Knien, der arme, verrückte Frank, schluchzend und seufzend. Ihr Kleid küßte er, und was er stammelt und fleht und beteuert, es hätte einen Stein rührm können. Mir wurde schwindlig dabei. Als wir nachher zum Vorschein kamen, war alles Liebe und Frieden zwischen den beiden, und wir taten, als ob wir von nichts wüßten." Nachricht traf am 30. November mit Dawvfer „Germania" in Rsbaul ein. stellvertretende Gouverneur ging sofort SO Polizeisoldaten, dem Sekretär und Polizeimeister nach Ponape und fand übrigen Europäer wohlbehalten. Ernste Parteien erkennt in Nachrufen die Tüchtigkeit des Entschlafenen an, die sich besonders bei der Leitung der Reichstagsvcrhandlungen erwies, wo er oft in heikler Lage mit einem humorvollen Wort einen Ausweg fand. * Schon wieder hat der Tod einen aus den Reihen der sogenannten allen Afrikaner gerissen, den 43 jährigen Oberleutnant d. L. Emund Troost, der früher der Kaiserlichen Schutz- truppe für Deutsch-Südwestafrika angehört hat. In kolonialen Kreisen war er rühmlichst bekannt, besonders unter den Süd- westafiikanern gibt es wohl niemand, dem der Name Troost nicht geläufig ist. Er war der erste, der in Südwestafrika versuchte, die leidigen TranSportverhältnifse zu verbessern. Lange noch bevor der Automobilismus die jetzige Blüte erreicht hatte, versuchte er, auf mechani schem Wege die Güter zu befördem und da durch die langsamen, schwerfälligen und teuren Ochsenkarren entbehrlich zu machen. In der Erinnerung der allen Südwestafrikaner sind diese Versuche noch lebendig. Die Eingeborenen, die außer dem Ochsen kein Transportmittel kannten, nannten die Lokomotive den „Dampfochsen" und bestaunten das Wunder gebührend. Leider er laubte ihm die Ungunst der Verhältnisse nicht, seine Versuche zu einem erfolgreichen Ende zu führen. Glücklicher war er mit der Ausführung einer andern Idee. Es war im Schutzgebiet Ichon lange schmerzlich empfunden worden, daß gesagt. Die reine Komödie. Er hat mich auf den Mund geküßt. Ich machte die Augen zu und biß die Zähne zusammen: so ging es schmerzlos vorüber . . . Was ist das nur mit Arnold? An diese zufällige Verletzung glaube ich nicht. Börnicke machte zu viel Auf hebens davon. Sonntag. — Ruth heute morgen eingezogen. Sie hat sich mit Frank gezankt. Wahrscheinlich verargte er ihr, daß sie ausaegangen war, ohne die kalte Tugendwächterin Mß Winters. Was braucht sie sich das so zu Herzen zu nehmen? Diese interessante Bläffe ist nichts für sie. Mich kleidet sie besser. Montag. — Vorläufig kann ich mir ihn (Wied« Pronomen einführen) noch vom Leibe halten: das Trauerjahr muß respektiert werden! Man zeigt sich der Welt noch nicht als „Der- lobte". — Ich hätte mir den Verlobungsschmuck kostbarer vorgestellt. Dienstag. — Frank zwei Tage nicht hier; dafür die langweilige Miß viermal. Sie brinaen die arme Ruth um ihre ganze Gemütsruhe. Mir soll das nicht passieren. Mittwoch. — Noch früh des Vormittags. Mama brannte ihren Scheitel, und ich war mit meinem interessanten Spiegelbild im Frisier mantel beschäftigt. Ruth, die endlich 'mal einen „anständigen" Morgenrock trägt, wischte Staub m der „Berlin«". (Für die angehende Baronin schickt sich das nicht mehr.) „Kling, kling !" Die Korridortür fliegt auf, dann die Wohnstube. , „ l sei schwer für junge Leute, aber es lasse nicht auf ein Gefühl der Mit der Freude des „Chefs" üb« seinen Soh« war es für diesmal vorbei. Was sah der Junge Abgehärmt, bleich und mager aus! D« alle Arzt, der sofort benachrichtigt wurde, schüttelte den Kopf, nachdem er den jungen Herr« nm im Vorbeigehen gemustert hatte. „Er ist einfach verliebt," sagte er im Ver trauen zum Chef. „Machen Sie schnell, daß er seine Ruth kriegt und zur Ruhe kommt. Dann werden wir weiter sehen." Den nächsten Tag faßte « Frank beim Zkfltrmä auf äen Karolinen. Nach einer amtlichen Meldung sind am 18. Oktober der BeziMamtmann Regierungs rot Röder, Sekretär Brauckmann, Stationsbeamter Hollborn, Wegebautechniker Häfner und fünf eingeborene Bootsjunpen au! Dsckvkadsch (Karo linen-Inseln in der Südsee) Von Dschokadsch- Leuten ermordet worden, die sich seitdem im Aufstande befinden. Der Beweggrund war wahrscheinlich Unzufriedenheit mit Wegebanten. Die sogenannte Kolonie war bedroht und wurde mit ireugebliebenen Eingeborenen verteidigt. Die Den folgenden Montag reifte er wieder ab nach Grünow, anscheinend zufrieden und bei bestem Wohlbefinden. Man hatte den Termin der Hochzeit auf Mitte April vorgerückt. Bis dahin sollte die Vika unter allen Umständen fertig und zum Bewohnen eingerichtet sein. Es war Ende März. Der Frühling brach mit Macht unter Schnee und Eis hervor. Die langen, warmen Strahlen der Morgensonne umspielten den offenen Wagen, m welchem sein Vater und seine Braut den jungen Manu nach dem Bahnhof bealeiteten. Frank sprach in einem fort. Er hatte die Hand seiner Braut beständig in der seinen. Als er Abschied nehme» mußte auf dem Bahnsteig, in dem Gedränge, preßte er Ruth an sich mit wilder Zäruichkeit, und kein Wort kam mehr über seine Lippen. An dem geschloffenen Wagenfenster tauchte sem Gesicht noch einmal auf — schreckhaft farblos, dann raste d« Zug dahin . . . Zu Hause, bei dm Miles, fanden fie Fra» Gellers und Marga, die erstere in ein« grenzen losen Aufregung: Ob sie das Allerneuste wüßten? Rein un glaublich wäre es! Arnold hätte seine» Abschied genommen, ohne vorher eine Silbe geäußert zu haben. Vielleicht zu Börnick- - der wäre in den letzten Tagen häufig bei H gewesen. Oder hätte Ruth gleichfalls daran gewußt? Das junge MÄchen umging die Frage. Sie suchte die erregte Frau zu beschwichtigen. „Aufrichtig, Mutterle, ein Offizier ohne B«- mögen, mit Arnolds Neigungen und Bedür^ nisten, kommt selten aus Verlegenheiten mw Grunde sei es zu bedauern, daß die deutschen Behörden den Prozeß in so großer Öffentlichkeit sich abspielen ließen! — Der ,Standard' sagt: „Das Gesetz gab den Richtern die Macht, ein viel schwereres Urteil zu fällen, als die sehr milde Strafe vierjährigen gezwungenen Aufenthaltes in d« Gesellschaft deutscher Offiziere in einer deutschen Festung. Sollte das Urteil zur Ausführung kommen, so sind wir überzeugt, daß so voll endete junge Gentlemen wie Kapitän Trench und Leutnant Brandon ihre Gefangenschaft nicht gerade unangenehm und uninteressant finden werden." Die ,Times' meinen, es sei sür die Beurteilung des Falles gleichgültig, was die beiden englischen Offiziere in Deutschland aus kundschaften wollten, „aber nachdem sie selbst ausgekundschastet worden waren, mußten sie sich schon darein schicken, die natürlichen Folgen mit derselben Gelassenheit auf sich zu nehmen, wie alle ihre Landsleute. Es muß beiden Nationen eine Genugtuung sein, daß ihre jungen Sol daten und Seeleute so viel Eifer in ihrem Be ruf an den Tag legen, und keine verantwort liche Persönlichkeit in den beiden Ländern wird irgendwelche finsteren Pläne hinter dem Eifer junger Offiziere und den Absichten ihrer Regie rungen heraustüfteln wollen." Eine Drohung. Aus der Fülle der durchaus freundlichen Preß berichte ragt die Stimme des .Daily Expreß', die seinen Artikel mit folgenden Worten schließt: „Wir haben weder das Recht, noch den Wunsch, uns zu beklagen, aber der nächste Leutnant Helm wird nicht so leicht davonkommen!" Diese Drohung erscheint angesichts der Verschieden artigkeit d« Fälle geradezu töricht. War Leutnant Helm, der ein paar (übrigens als An sichtspostkarte zugängliche) Skizzen im Hafen von Portsmouth ausgenommen hatte, schuldig, so war es das Recht des englischen Richters, ihn zu bestrafen. Das wäre auch unnachsichtlich ge schehen, wenn man ihn schuldig befunden hätte. Wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, daß nur im gleichen Falle mit gleichem Maße ge messen wird, können aber dieser Drohung im Bewußtsein trotzen, daß die deutsche Justiz ohne Haß nach Recht und Billigkeit geurteilt hat. IV Lobtsr. Nachklange zum Zptonageprozetz. „Wir sind außerordentlich zufrieden!" So sollen die beiden englischen Offiziere, die vom Reichsgericht wegen Spionage zu je vier Jahren Festung verurteilt worden sind, an ihre Ver wandten depeschiert haben. — Sie durften diese Zeilen mit vollem Herzen dem Papier anver trauen; denn wenn man auch unumwunden zu geben muß, daß die Spionage eine notwendige Begleiterscheinung der modernen Rüstungen ist, und daß sie, wenn nicht Landeskinder ihr Heimatland verraten, milder zu beurteilen ist, so bleibt doch gerade hinsichtlich der beiden Engländer Trench und Brandon zu erwägen, daß sie eines a«st«rorde»tltch schwere« BergeheuS schuldig waren und sich auch dessen in allen Einzelheiten mit seltener Offenheit schuldig be kannten. Dennoch dürfen auch die Deutschen heute sagen, wie es der überwiegende Teil der Presse auch tut: Auch wir sind außer ordentlich zufrieden, daß der Verlauf des Prozesses und der Urteilsspruch zu der ange nehmen Hoffnung berechtigen, daß die peinliche Geschichte nicht mehr Staub auswirbelt, als un bedingt nötig ist; denn die Dinge liegen doch nun einmal so, daß die deutsch-englischen Be ziehungen allzu starke Erschütterungen nicht er tragen. Diese Empfindung teilt man auch jen seits des Kanals, wie die englische« Preffeflimme« zeigen. ,Daily News' sagt z. B.: „Das Ge richt fand die Offiziere schuldig, und in diesem Lande wird niemand behaupten wollen, daß fie anders als mit Gerechtigkeit und Billigkeit be handelt wurden. Kein englisches Gericht würde unter ähnlichen Umständen einen andern Wahr spruch abgegeben haben." — Der ,Morning Politische Kunälchau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat an den Sohn des auf Schloß Plawniowitz (Oberschlesien) im Alter von 76 Jahren verstorbenen früheren Reichstagspräfldenten Grafen v. Ballestrem ein in herzlichen Worten gehaltenes Beileids- Verfassungsi'esormen. Es hat seit den Umwälzungsjahren des vorigen Jahrhunderts, in denen nach Englands Muster alle europäischen Staaten (mit Aus nahme der Türkei und Rußlands) sich zxm Verfassungsgedanken bekannten, keine Zeit ge geben, in der dieser Gedanke so lebhaft in den Vordergrund politischen Geschehens gerückt war, als jetzt. Die bedeutsamste Bewegung cmf diesem Gebiete geht wohl augenblicklich durch China, wo man plötzlich, erwacht zur Sehnsucht nach einem modernen Staatswesen, über Nacht eine Verfassung Herstellen möchte. Die Regie rung verschließt sich keineswegs der ErkenWis, daß auch China endlich aus seinem tachmd- jährigen Schlafe erwachen mutz, aber «»an möchte nichts mit unbesonnener Eile tun. Down hat der Regent einen Erlatz gegen die Werbearbeit für das Parlament gerichtet, wonach jeder mit Verbannung belast wird, der in Wort oder Schrift eine Beschleuni gung der Einberufung des Parlaments verlangt.— Auch in Europa stehen mannigfache Verfasstmgs- reformen im Vordergrund des allgemeinen Juter- esses. Hier spielen mehr oder minder Wahlrechts fragen eine Rolle. Die Neuwahlen in England haben eine Mehrheit zugunsten einer Reform des Oberhauses gebracht, die nicht nur eine Beschränkung der Rechte dieser Ersten Kammer im Gefolge haben, sondern aller Wahrscheinlich keit nach auch zur Abschaffung des Mehrstimmenwahlrecht führen wird, das heute z. B. Grundbesitzern ermöglicht, an mehreren Orten zugleich zu wählen, nämlich überall, wo fie Grundbesitz haben, wo fie tätig find und wo fie sich auf- halten. Freilich, ob auch das Referendum <die Volksabstimmung nach Schweizer Muster) zur Einführung gelangen wird, ist eine andre Frage; im liberalen Lager ist man zurzeit einer Ein führung so weitgehenden Stimmrechts nicht - geneigt. — Auch die italienische Regie»ung plant eine Erweiterung des Wahlrechts. Bish« durfte nur wählen, wer des Lesens imd Schreibens kundig war. Jetzt soll der WWer lreis bedeutend erweitert und autzerdem die Wahlpflicht eingeführt werden. Die Sozialisten, die bisher eine Reform des Wahlrechts verlangt haben, erblicken in der Wahlpflicht eine Beschränkung der persönlichen Freiheit und machen deshalb argen diese Bestimmung Front. — In eine Übersicht über Verfassungsreformen muß auch der elsaß-lothringische Verfaffungsentwurf, dessen Bestimmungen ja schon kurz nach ihrem Be kanntwerden heftig umstritten worden sind. Einer der Streitpunkte ist übrigens erledigt, indem der Entwurf auch den Arbeitern für die Erste Kammer eine besondere Vertretung zu gesteht, sobald Arbeitskammern in den Reichs landen eingerichtet find. — Die preußische Wahlreform, die ja auch in den Rahmen dieser Betrachtung gehört, ruht nach einer halbamtlichen Mitteilung vorläufig und es ist sehr wahrscheinlich, dich der gegenwärtige Landtag mit der Wahlreform- frage überhaupt nicht mehr befaßt werden wird. Wenn einige Blätter „auf Grund einer Korre spondenznachricht aus bester Quelle" melden, daß Herr v. Bethmann-Hollweg eine völlig neue Vorlage im Februar bereits embringen werde, so zeigt das lediglich, daß die „Quelle" durch keinerlei Sachkenntnis getrübt ist; denn sihon vor langer Zeit hat das Ministerium die bin dende Erklärung abgegeben, daß der Lalcktag bei seinem Wiederzusammentritt (10. Januar) soviel Arbeitsstoff vorfinden werde, daß für eine neue Wahlreformvorlage kein Naum fei. Die Wahlreform in Preußen wird sich also «och einige Zeit verzögern, und wie das Verfassungs werk in Mecklenburg, wird auch sie erst nach den Neuwahlen zum Reichstage gefördert werden. muß man gehört haben! Ich konnte wahr- meine Ruch zu denken." Gabelfrühstück ab. „Nun, He« Bräutigam, wie geht's?" fragte er, seine Besorgnis hinter einem .Ist d« vorgeschriebene „Ruth!" Es ging mir durch Mark und Bein, „v-. - und Mutter entfiel die Brennschere. So was die schönen, langen Nächte verschlafe, anstatt an O Vas j^Iääckenkeim. 15j Novelle von Antonie Andrea. (Fortsetzung.! „Ja, Frank — was fehlt dir?" „Das Vertrauen," keuchte«, „die Zuversicht. Es wird in Zukunft nichts sein als eine einzige, lange Qual, und töten wird es mich. Ruth, ich fühle es an der Pein in meinem Herzen: Du willst frei sein! — Ich gebe dir dein Wort zurück." Durch die Dunkelheit des Abends schimmerte sein bleiches, entgeistertes Antlitz; seine Stimme glick einem dumpfen Stöhnen; « flog an allen Gliedem. Ruth kämpfte einen kurzen, ver- zweifelteu Kampf: ihre Würde, ihre Selbst achtung, ihre Wahrhaftigkeit wurden in den Staub gezogen und mit Füßen getreten; aber üb« allem, was fie verletzte und beleidigte, schwebte das große Mitleid für diesen unglück lichen jungen Mann, der fie mit seiner Liebe beglückte und elend machte. Sie legte die Hand auf leinen Arm: „Nein, Frank! Einen Schwur bricht man nicht, am allerwenigsten im Zorn. Ich will nichts andres sein als deine Braut, so lange ich nicht das Recht dazu verwirkt habe. Laß uns nach Hause gehen. Wir werden uns unter wegs verständigen." 9. Margas Tagebuch: „Sonnabend. — Wie der Pöbel sagt: Ich hab' mein Schäfchen im Trockenen! Gest-rn in all« Form mich versprochen, nachdem Mama gefragt worden. Sie hat natürlich nicht „nein" Rache schließen, noch sei es unerträglich zu nennen." — Der ,Daily Chronicle' ermahnt die Engländer, sich dessen bewußt zu bleiben, daß diese eines ««gehens sich schuldig bekannt haben, das in allen Ländern auf das strengste bestraft werde. — Selbst die konservativen Blätter haben nichts an der Prozetzführung und dem Urteil an sich auszusetzen, aber einige lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen, die „deutsche Gefahr" wieder heraufzubeschwören. Die Morning Post' meint, es würde beklagenswert sein, sollte der vorliegende Fall zur Mehrung des Mißtrauens Deutschlands gegen England führen. Aus diesem griffe auf die Kolonie batten und haben nicht stattgesunden. Am 13. Dezember trafen weitere 70 So.daten ein, am 19. Dezember S. M. S. „Kormoran". Die Zahl der Aufrührer beträgt 200 bis 250, sie haben Gewehre und andre Schußwaffen, angeblich etwa 90 Stück, wieviel Munition ist unbekannt. Bisher herrscht übrigens in Ponape völlige Ruhe, und die Ein- wahnsischalt verhält fick größtenteils wohl- wollend. Nach amtlicher Versicherung besteht zu der Befürchtung, daß sich der Aufstand weiter ausdehnen könnte, kein Anlaß. eine regelmäßige Verbindung mit Kapstadt nicht bestand. Er schaffte aus eigenen Mitteln einen kleinen Dampfer au und richtete regelmäßige Fahrten zwischen Swakopmund, Lüderitzbucht und der Kapkolonie ein. Für die koloniale Sache bedeutet sein Tod einen großen Verlust. *Nach der ,Tils. Zig/ hat der pceutz. Staatsminister a. D. v. Moltke die ihm von der konservativen Partei im Wahlkreise Tilsit- Niederung angebotene Kandidatur für die nächste Reichstagswabl angenommen. Minister v. Moltke hat erklärt, daß er sich im Falle seiner Wahl den Freikonservaüven anschließen will. * Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat durch Runderlaß verfügt, die Regierungspräsidenten und der Polizeipräsident in Berlin wollen bei Beantwortung von An fragen der Eisenbahnbehörden über die wirt schaftliche Bedeutung von Aus stellungen gewerblicher und ähnlicher Art, über deren Gemeinnützigkeit oder Wirtschaftlich keit Zweifel bestehen, vorher eine gutachtliche Äußerung der Ständigen Ausstellungskommission für die deutsche Industrie einholen, damit end lich einmal dem immer zunehmenden Aus stellungsschwindel ein Riegel vor geschoben wird. *Zur Ausdehnung der Jugend fürsorge durch Pflege körperlicher Übungen wird der Gat der preußischen Unterrichts verwaltung im nächsten Jahre erhebliche Mittel zur Verfügung stellen. Von festen der Unter- richtsverwattung ist den Bestrebungen zur körperlichen und sittlichen Kräftigung der schul entlassenen Jugend in den letzten Jahren ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet, indem für die Leitung derartiger Leibesübungen geeignete Persönlichkeiten in großer Zahl herangebildet wurden. Die in Aussicht genommene erweiterte Jugendfürsorge, die sich auf die Jahre zwischen der Beendigung der Schulpflicht und der mili tärischen Dienstzeit erstrecken soll, dürfte eine Anlehnung an das Fortbildungsschulwesen finden, wobei naturgemäß jeder Zwang zur Teilnahme ausgeschlossen bleiben wird. Osterreich-Ungar». *Die zwischen Österreich - Ungarn und dem Zarenreich seit der Angliederung Bosniens an die Donaumonarchie herrschende Spannung soll jetzt endgültig behoben werden. Wie verlautet, wird der österreichische Thron folger, Erzherzog Franz Ferdinand, zu ein« Hofjagd in der Nähe von Petersburg er scheinen, die in den nächsten Tagen stattfinden soll und an der auch der Zar teilnehmen wird. * Das griechische Ministerium Venizelos, das bei den Wahlen zur Nationalversammlung einen glänzenden Sieg errang, beginnt jetzt energisch mit den vor Jahresfrist in Aussicht gestellten Reformen. Mehrere franzötische Generalstabsoffiziere find für die Reorganisation der Armee bereits ge wonnen worden. Die Regierung will ferner englische Marineoffiziere zur Neu ordnung der Marine und italienische Be amte zur Regelung des Gendarmerie- und Zoll- wesenS berufen. Hoffentlich können die Aus länder, gestützt auf die Ruhe im Lande, ihres Amtes Watten. Amerika. * Die Gerüchte, daß auf der Insel Kuba ernste Unruhen ausgebrochen seien, die zu einem Gngreifen der Ver. Staaten führen könnten, werden von dem Berliner kubanischen Gesandten als Erfindung bezeichnet. Der amerikanische Staatssekretär des Äußeren, .Knoz, hat — so sagt der Gesandte — ausdrücklich erklärt, daß auf Kuba Frieden herrsche und daß die Be ziehungen zwischen der Insel und den Ver. Staaten die besten seien. Aste«. *Die Regierung von China hat einen Glaß veröffentlicht, der den Verfassungsausschuß anweist, unverzüglich einen Organisationsplan für ein modernes Ministerium auS- zuarbeiten. Indem die Regiemng zugleich strenge Strafen für alle androht, die durch Ver hetzung der Massen den Zusammentritt des Parlaments beschleunigen wollen, zeigt sie, daß
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