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Allgemeiner Weiger Lotäl-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag »/z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi» Freitag vormittag l»n Uhr einzusenden. Schriftleilung, Druck unö Verlag von N. 8chuvig, Drelmg. Nr. 88. 2V. Jahrgang Mittwoch, den 2. November 1910 Bekanntmachung Der auf den 8. Nove«ber dss. JrK. fallende Der SlaMrat Or. Michael. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei» inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten Unterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. findet wegen Seuchengefahr nicht statt. Pulsnitz, am 29. Oktober 1910. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gememderat zu Bretnig Einiges über Vie gute alte Zett in Bretnig und Hauswald- Vrrfaßt von weiland Hsttft. Gebler in Bretnig. (Fortsetzung.) Obgleich nach der Zeit von 1648, al« da« Markgraftum Oberlausitz, welche« bisher zu Böhmen gehörte, an da« Kurfürstentum Sachsen kam, die Leibeigenschaft in Erbunter tänigkeit verwandelt wurde und die Besitzer den Grund und Boden ihr eigen nennen konnten, so waren die Zustände doch nicht viel besser wie die Leibeigenschaft; die Herrschaften bürdeten den Untertanen auf alle nur er denkliche Weiss Frohndienste, Plackereien, so wie Natural- und Geldgefälle auf, so daß dieselben dei übermäßigen Anstrengungen kaum das trockene Brot zum Sattessen erringen konnten. Immer neue Quälereien und Ab gaben wurden erfunden; so behielt sich die Herrschaft bei jedem Grundstücksverkauf das Vorkaufsrecht vor und wollte Einer sein Grundstück verkaufen, so konnte es nur mit der Erlaubnis der Herrschaft geschehen; der Käufer mußte von jedem Hundert 5 Taler Lehnware zehren, das sogenannte Lehngeld, welches sich di« zu der Ablösung im Jahre 1852 erhalten hat. Auch durste kein Besitzer ohne die Erlaubnis der Herrschaft seinen Oct verlassen und sonstige Quälereien, deren Be schreibung einen zu großen Raum in Anspruch nehmen würde. Infolge dieser grausamen und nicht mehr zu ertragenden Verhältnisse flogen die Bewohner in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahr hundert« mit der Herrschaft einen Prozeß an, welcher 90 Jahre gedauert hat. Obwohl cS nun zu damaliger Zeit sehr schwer war, Hilts zu erlangen, hat die Gemeinde doch Bedeutendes gewonnen, so unter Anderm die Fischerei des Dorfdaches, in welchem n« da hin bei großer Strafe außer oec H-r-schäft, die sich das Reckt angemaßt halte, Niemand fischen durste. Auch da« Stualgeld (jwer Wedstuhl mußte jährlich der Herrschaft 21 gGr. zahlen) kam bis auf 6 gGr. herunter, nur die Dominial-Häusler mußten 21 gGr. sort- bezahlsn bis zur Ablösung im Ich e 1852. Ferner ist durch diesen Prozeß m Wegfall gekommen die Zahlung von 8 gGr. für eine» Knecht, 4 gGr. für eine Magd, 2 gGr. für einen Kuhjungen, 2 gGr. für ein Kuh,naschen. Wenn > bei Hochzeiten Kuchen gebacken wurden, fp mußte tue Braut persönlich der Herrschaft kund dem Herrn Pfarrer einen Kuchen überbringen. Auch die« wurde weg gebracht, s-wie da« herrschaftliche Vorkaufs recht auf alle Grundstücke, das GeschoßgUd, Tänzgeld, Leinsaatgeld, die Abgabe von 6 Pfg. bi« 6 gGr. für jedes Stück Vieh und noch vieles andere. Da die Oderlausitzer Rittergutsbesitzer sich immer miede, mehr Rechte anmaßten und ihre Untertanen unbarmherzig behandelten, so- wie da« Wild ln so großer Menge hegen und pflegen ließen, daß den Bauern tue Früchts vollständig vernichtet wurden, so war e« kein Wunder, wenn die Bauern immer unzufriedener wurden und mitunter die Verzweiflung ein ¬ trat. Dazu wurden sie aufgeregt durch herumziehende Aufwiegler und so entstand im Jahre 1790 ein förmlicher Bauern-Aufruhr, die friedlichen Waffen de« Ackerbaues wurden in Mordgewehre verwandelt, zu Tausenden zogen die Bauern mit Sensen und Heugabeln und anderen Waffen vor die Tore der Eoel- höfe und Forsthäuser, verlangten Milderung der unerschwinglichen Lasten und Abschaffung de» ungeheueren Wildstandes; es wurden Mord und Grausamkeiten aller Art verübt, wozu die erregte Masse durch einige Verführer angestachell worden war. Anstatt sich Milder ung auf gesetzlichem Wege zu verschaffen, griffen sie zu Grausamkeiten und verlangten so viel Freiheiten auf einmal, wie gegen wärtig die Sozialsten. Nachdem Kurfürst Fr^Knich August durch seine Truppen die Ruhe "wieder hergestellt, die Rädelsführer sehr milde bestraft worden waren, e-klärten die Rittergutsbesitzer, daß sie sich unter solchen Verhältnissen nicht« ad- zwingen ließen und Kurfürst Friedrich August zu Sachsen erließ deshalb eine strenge Ver ordnung, daß die Lasten gemildert werden sollten, der Wiidstaüs verringert, sowi- Wildschäden-Entschädigung eintreten mußte. Obgleich Bretnig und Hauswalde an diesem Bauernaufruhr unbeteiligt geblieben zu sein scheint, so haben doch die Verhältnisse der Frohndienste in Folge der Kurfürstlichen Verordnung eine Regelung und feste Gestalt bckommen. (Fortsetzung folgt.) OertliHes und Sächftsches. Bretnig. Au« zuverlässiger Quelle er fahren wir, daß unser vishenger N^chstags- abzeorünetk'r Herr Heinrich Gräfe in Bischofs werda für die im kommenden Jrhre zu er wartende Reichstagswahl wieder als Kandidat aufgestellt worden ist. Die vor kurzem in Bischofswerda abgehallsne Kreisoersammlung de« Konservatlven Kreisvscbanses im 3. RsichstagSwahikcsisö hat, wie uns mitgeteiU wird, einstimmig beschlossen, die Kandidatur des Herrn Grase zu unterstützen. Herrn Gräfe, der uns-rn Wahlkreis mehr als 15 Jahre vertritt, ist es durch seine patriotische Haltung in sllen nattonalen Fragen gelungen, sich dar Vertrauen feiner Wähler zu erwsrb-n und zu erhalten. Wir dürfen daher hoffen, daß Herr Gräfe auch jetzt wieder die Unterstützung der national gesinnten Kreise finden wird. Bretnig. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Oktober in 206 Posten 19490 Mk. 19 Pfg. eingezahlt und in 73 Posten 16275 Mk. 3 Pfg. zurückgezahlt, 17 neue Bücher ausgestellt und 9 Bücher kassiert. Bretnig. Die hiesige Militäcvereinigung hielt am Sonntag im Gasthof zur goldnen Sonne ihr Herbstvergnügen, bestehend in Ball, ab. — Die Königliche Amtrhauptmannschaft Kamenz hat mit ihrem Bezirksausschüsse die Einzichung nachbezerchnetec Wege genehmigt: 1., de« öffentlichen Fußwege«, Flurstück Nr. 679 de» Flurbuchs für Großröhrsdorf, welcher zwischen den Flurstücken 463, 500, 465, 464, 499 und 501 drSselben Flurbuchs liegt und aus die Radebergerstraße Flurstück Nr. 679 aurmündet und 2., de« Teiles de» öffentlichen Fußwege», Flurstück Nr. 678 de» Flurbuch» für Grobröhrtdorf, und zwar so weit dieser Fußwegteil von hinter der Scheune vom Flurstück 461 bi« an die planmäßig aurgebaute zwischen den Flurstücken 501 und 502 de«selben Flurbuchs liegende Straße Hin fahrt, 3., ve« sogenannten PsarrwegeS, Flur, stücksnummer 462 de« Flurbuch« für Groß röhrsdorf. H a u s w a l d e. Im Monat Oktober wurden bei der hiesigen Sparkasse in 125 Posten 21775 Mk. 17 Pfg. eingezahlt und in 24 Posten 6423 Mk. 25 Pfg. zurückgezahlt, 19 neue Bücher ausgestellt und 1 Buch ab getan. Obersteina. (Die fliegenden „Blauen".) Am Freitag vormittag flogen einem hiesigen Gutsbesitzer beim Geldzählen drei Hundert markscheine infolge heftigen Windzüge» durch das offenstehende Fenster. Z«ei dieser „Blauer»." fand man im Hofe, während der dritte über eine Scheune hinweg nach den Wiesen zu geflogen war, wo er trotz eifrigen Suchens noch nicht aufgsfunden wurde. Kamenz. Montag, den 7. November 1910 vormittags 9 Uhr öffentliche Sitzung des Bezuksausschusses. — Nach 41 l/,jähriger Tätigkeit an der Bürgerschule zu Kamenz trat am Sonnabend der Oaerlehcer A. Gruner in den Ruhestand. Bischofswerda. (Masernepidemie.) Auf Veranlassung des Königl. BeziikSarzts« wurde der Unterricht in einer hiesigen Schul klasse bis zum 14. November wegen Masern- erkrankung geschlossen. Bischofswerda, 30. Oktober. Heute hielt der Westlausitzer Verband Gabelsberger seine diesjährige Herbstoersammlung ab. Die Tagung oegann '/,3 Uhr nachmittags im kleinen Saale de« Schützenhause» mit einer zahlreich besuchten Verrretersitzung unter Lei tung des VerbandSschrittsührers Herrn Steuer- expedienten Friedrich-Kamenz. Nach Begrü ßung der Teilnehmer wurde an Stelle des Herrn Bürgerschullehrer Schröter-Kamenz, der sein Amt niederqelegt hatte, Herr Amtsqe- rich!sexped,ent Söhnel-Pulsnitz einstimmig als LecvandSoorsitzender gewählt. Nach Entgegen nahme eines kurzen Berichts üder die am 2. Oktober d. I. in Walkh-im abgehaltene Bec. iretnsitznug oe» Sächsischen Landesverbandes Gabelsderger wurde u. a. beschlossen: im Verbände Geschäfts-Stenographen» und Prak- tlkrrprüfungen adzuhalten und alljährlich, zu jeder Frühjahrs- und jeder Hervstvecsamm- lung, Pceiswettschreiben zu veranstalten. Die nächste Frühjahr«versammlung findet am HimmelsahrtStage 1911 in Pulsnitz statt. — Für den demnächst wieder zu besetzenden Posten des Schuldirektor» in Königstein haben sich bisher 22 Bewerber beim Stadt rat in Königstein gemeldet. Dresden. (Ein Irrsinniger.) Mit den Worten: „Ich bin der Kronprinz Georg" versuchte ar« Sonnabend nachmittag ein Mann in da» Taschenbergpala'S ernzudringen. Der dortige Militärposten verhinderte da» laber und hielt ihn zurück. Nach seiner Ad- I führung wurde festgestellt, daß man e« mit einem geisteskranken Manne zu tun hatte, der rn der Heil- und Pflegeanstalt untergebracht wurde. Meißen, 1. Nos. Einen Mordversuch unternahm gestern früh der etwa 40 Jahre alte Töpfer Enge auf seine Frau. Letztere betreibt hierein BekleidungSgeschäst und wollte sich von ihrem Manne scheiden lassen. Dieser arbeitete in einer Fabrik in Oschatz und «ar am Sonnabend nach hier zurückgekehrt. Gestern früh gab er in angetrunkenem Zu stande einen Revolverschuß auf seine Frau ab, der diese jedoch nicht gefährlich verletzte. Da rauf tötete Eng: sich selbst durch einen Schuß in die Schläfe. — Bei einer Karussellbelustigung brach der Schulkrabe Donath aus Bertelsdorf den linken Unterarm. Dem Knaben ist zum drit ten Male an der gleicht« Stelle dasselbe Un glück passiert. Annaberg, 29. Oktober. (Unfall.) Als der Neichstagabgeordnete Dr. Stresemann gestern im Automobil aus seinem Wahlkreise nach Chemnitz zurückfuhr, stieß der Kraft wagen in Ler Nähe von Neukirchen an einer Straßenkreuzung so heftig mit einem anderen Kraftwagen zusammen, daß die Vorderteile beider Wagen stark beschädigt wurden. - Die Splitter der zertrümmerten Laterne verletzten Dr. Stresemann leicht an der rechten Hand. — In Burgstädt bei Chemnitz versuchte der Handschuhmacher Lorenz sich, seine Frau und seine 17jährige Tochter mit Leuchtgas zu ver giften. Es besteht nur geringe Hoffnung, die drei Personen am Leben zu erhalten. Die unmittelbare Ursache zu dem drerfachen Ver brechen soll ein Schauspieler sein. Leipzig. 31. Okt. In dec sächsischen Stickerei-Industrie ist es wieder einmal zu einer Lohnbewegung gekommen. Das Sticker gewerbe hat seinen Hauptplatz in Plauen und im übrigen Vogtlande und ist bereits in früheren Jahren von Streik» oftmals heim gesucht worden. Von den Unternehmern werden einig: neue Tarifforderungen, oie sich auf Lohnerhöhung, Einführung einer zehn stündigen Arbeitszeit und Einführung de« Stichzählers erstrecken, nicht anerkannt. Nach einer Feststellung der Lohnkommission der Sticker haben über 400 Arbeiter ihre Kündigung eingereicht. Dresdner Scvlachtviehmartt vom 1. November 1910. Zum Auftrieb kamen 4575 Schlachttiere und zwar 863 Rinder, 1093 Schafe, 2367 Schweine und 252 Kälber. Die Presse stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 46—49, Schlachtge wicht 83—86; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 44—47, Schlachtgewicht 76—79, Bu!>n: Lebendgewicht 47—50, Schlachtgewicht 79—82; Kälber: Lebendgewicht 58—62, Schlachtgewicht 88—92; Schafe: 88—90 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 53—55, Schlachtgewicht 69—71. Et sind nur die Presse für die besten Viehsorten verzeichnet.