Volltext Seite (XML)
Von unä fern. X Eine falsche Kranzspende Kaiser Wilhelms. -Im Traiierzuge für den ver- siordenen Oberbürgermeister Schmieding in Dort mund wurde u.a. ein Kranz getragen, dessen Atlas- schleifen mit einem und einer Krone ver sehen waren, so dag man allgemein annahm, es handle sich um eine Spende des Kaisers. Wie demgegenüber jetzt bekannt wird, rührte der Kranz nicht vom Kaiser her; er war von einer Dortmunder Blumenhandlung ohne Ermächtigung angefertigt und wurde von eigenen Angestellten im Zuge mitgeführt. Ter Saatenstand in Preuste« war laut amtlicher Feststellung um die Mitte des Oktober (wenn 2 gut bedeutet): Kartoffeln 2,8 (Vor jahr 2,6), Zuckerrüben 2,4 (2,9) junger Klee 2,3 (2,6). Wintersaaten: Weizen 2,6 (2,5), Spelz 2,5 (2,2), Roggen 2,5 (2,6), Raps und Rübsen 2,5 (2,4). — In den allgemeinen Be- merlungen der ,Statistischen Korr.' heißt es u. a.: Nach einer langen Regenzeit ist in der abgelaufenen Berichtsperiode warmes und sonniges Wetter eingetreten. Ganz vereinzelt werden kalte Nächte erwähnt. Das Sommer getreide ist jetzt mit ganz geringen Ausnahmen eingebracht. Die Kartoffelernte ist in vollem Gange; teilweise ist sie bereits beendet. Die Frucht selbst wird verschieden beurteilt, über Frühkartoffeln wird allgemein geklagt; sie sind nicht ertragreich genug gewesen und faulen stark. Auch späte Sorten zeigen vielfach Fäulnis. Im allgemeinen kann man aber sagen, daß die Kartoffelernte besser ausgefallen ist, als im September erwartet wurde. Mit der Ernte der Zuckerrüben wurde begonnen. Lie Frucht ist gut und hat reichlich Zuckergehalt, teilweise bis zu 17 Prozent. Der junge Klee steht meist sehr üppig. Vielfach hat der Klee durch Lage rung der Halmfrüchte gelitten, am meisten jedoch unter Mäusefraß. Futter ist reichlich und in guter Qualität geerntet. Die Bestellung des Wintcrroggens ist infolge der günstigen Witte rung weit vorgeschritten, vielfach sogar schon beendet. Vereinzelt sind bereits bestellte Schläge wieder nmgestürzt worden, weil die jungen Pflanzen sich in dem von den Mäusen unter wühlten Boden nicht bestocken konnten. Der früh gesäte oder auch gedrillte Roggen und die Ölfrüchte sind befriedigend ausgelaufen und zeigen einen guten Stand. Später gesäter Roggen leidet vielfach unter der Trockenheit. Von Weizen ist bisher wenig bestellt. An Schäd lingen werden Schnecken, Hamster und Ratten genannt. Eine ganz besondere Plage bilden die Mäuse. Diese sollen in geradezu erschrecken der Weise überhand genommen und schon arge Verwüstungen ungerichtet haben. Et« vorgeschichtlicher Goldfund im Wartyebruch. Vorgeschichtliche Kostbarkeiten hat der Dachdecker Friedrich Krügerke auf seinem Acker zu Klein Czemitz bei Drechsel gefunden. In einer im Erdboden versenkten schalenförmigen Urne wurden beim Nachgraben sieben goldene Schlangenringe gesunden, die aus lauterem Gold hergestellt sind. Die Form ist sehr apart und erinnert an die Hoppenringe. Der Fund ist dem Museum für Völkerkunde in Berlin angeboten worden. X Ei« Dichterhaus unter dem Hammer. Das Wohnhaus des kürzlich in Schleswig ver storbenen Schriftstellers Hermann Heiberg ge langte dieser Lage dort zur Zwangsversteige rung. Belastet war es mit 75 000 Mk. Ec- steher war der Bruder Heibergs, Bürgermeister a. D. Heiberg, für das Höchstgebot von 36 500 Mark. Ferner war Heiberg noch Besitzer zweier andrer Grundstücke in Schleswig, die ebenfalls zur Zwangsversteigerung kamen. Das eine wurde für 35 000 Mk., das andre für 11 500 Mark von einem Hosspediteur bezw. einem Ober regierungsrat a. D. erstanden. Unglücksfatzrt etaes deutsche« Schiffes. Das Hamburger Schiff „Persimmon" von Lal- tal in Südamerika, mit Salpeter beladen, ist in Hamburg angekommen. Während der Reise hat das Schiff neun Mann seiner Besatzung durch den Tod verloren. Drei Matrosen stürzten bei einem schweren Welter vom Mast und waren sofort tot. Bei Kap Horn wurde ein vierter Mann durch eine Sturzsee über Bord geworfen. Das Schiff wurde zum Halten gebracht, und acht Freiwillige bestiegen ein Boot, um den Kameraden zu retten, sie konnten ihn aber nicht mehr erreichen und kehrten unverrichtetersache nach dem Schiff zurück. Bei der Rückkehr des Bootes kenterte es an der Schiffs seite infolge des Sturmes, und fünf Mann der Boots besatzung fanden den Tod in den Wellen. Die übrigen drei wurden durch Taue, die über Bord geworfen wurden, gerettet. X Die gestohlene« Gewinne. Bei einem Einbrüche im Lokal des Flugtechnischen Vereins in Wien wurden kürzlich Juwelen im Werte von 4750 Kronen gestohlen; es handelte sich um Gewinne, die für die Fluglotterie bestimmt Der „Clement-Bayard", der kürzlich von Paris nach London flog, wurde während seines Fluges über den Ärmelkanal von einem französischen Torpedo boot begleitet, das im Falle eines Unfalles den In sassen des Lenldallons Hilfe leisten sollte. Das Eine verhängnisvolle Explosion. AuS New Jork wird gemeldet, daß die Kesselfabrik zu Green Point am East-Fluß infolge einer Explosion in die Luft geflogen ist. Sechs Feuerwehrleute wurden getötet und zwei tödlich verletzt. Unter den zweitausend Frauen und Mädchen, die in dem Gebäude bei der Arbeit waren, brach ein furchtbarer Schrecken aus. — Londoner Blätter teilen mit, daß die militärischen Behörden die Ankunft eines Luft schiffes aus Frankreich erwarten, das dort in aller Stille auf Bestellung der englischen Regie rung gebaut worden sei. Das Luftschiff wird Luftschiff ließ indessen das Torpedoboot rasch hinter sich und entschwand den Blicken der Schiffsbefatzung, die erst nach Dover kam, als der „Clement-Bayard" schon lange über diese Stadt hinweg seine erfolgreiche Luftreise nach London fortgesetzt hatte. seine Lenkbarkeit fast aufhob, werde er aber nicht wieder benutzen. Gericktskalle. Hirschberg. In dem Prozeß gegen die Genossen des berüchtigten Raubmörders Ster- nickel, der sich bisher der strafenden Gerechtig keit zu entziehen weiß, ist von den Ge schworenen das Urteil gesprochen worden. Es lautete, dem Anträge des Staatsanwalts ent sprechend, gegen Reinhold Pietzsch auf zehn Jahre Zuchthaus, vier Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht — wegen ver suchten schweren Raubes und des vollendeten schweren Raubes, bei dem ein Mensch getötet wurde. Wilhelm Pietzsch wurde freigesprochen. Sternickel hatte bekanntlich am 10. Juni 1905 in Gemeinschaft mit Reinhold Pietzsch in Plag witz bei Löwenberg in Schlesien den greisen Müllermeister Knappe erschlagen und das An wesen in Brand gesteckt. Wien. Vor dem Landgericht hatte sich der Bakteriologe Dr. Franz Lutsch wegen Vergehens gegen die Sicherheit des Lebens zu verant worten. Dr. L. hatte vor zwei Jahren, als er am Czernowitzer Univerfitätslabocatorium tätig war, Versuche mit Rotzbazillen gemacht. Bei einem solchen Versuch zerbrach das Gläschen. Der Inhalt ergoß sich auf den Boden. Dadurch wurden zwei Beamte des Laboratoriums an gesteckt und starben bald darauf an Lungenrotz. Dr. Luksch verteidigte sich damit, daß er der Ansicht sein mußte, die Bazillen in der Glas röhre seien bereits getötet und unschädlich. Der S-aatsanwalt machte ihm den Vorwurf, daß er den Beamten des Laboratoriums verheimlicht habe, daß es sich bei den Versuchen um Rotz» dazillen handelte. Die Sachverständigen be stätigten die Rechtfertigung des Dr. L., worauf er freigesprochen wurde. Petersburg. Bor dem hiesigen Bezirks gericht wurde eine Klage geg^n die auch in Deutschland seit ihren Finanzgeschäften mn dem ehemaligen Ministerpräsidenten Witte bekannte Schriftstellerin Elsa v. Schabelska wegen Be leidigung des früheren Ministers des Äußeren, jetzigen Botschafters in Paris, Iswolski, durch einen scharfen Artikel in der .Rußkoje Snamja', betitelt: „Wer regiert uns?" verhandelt. Frau v. Schabelska verteidigte sich selbst. Die Ver handlung ging teilweise unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich. Lie Angeklagte wurde zu 100 Rubel Geldstrafe oder einem Monat Arrest verurteilt. Sie will die Strafe absitzen. Der „Clement-Bayard" wahrend seiner Zahrt über den Banal. waren. Nunmehr ist es der Wiener Polizei gelungen, zwei bereits vorbestrafte junge Leute, einen 18jährigen Hilfsarbeiter und einen 23jährigen Kontoristen, unter dem Verdacht der Teilnahme an diesem Einbrüche zu verhaften. Der Haupttäter, ein ebenfalls schon vorbestrafter Hilfsarbeiter, ist inzwischen flüchtig geworden. Das größte Schiff der Welt. Auf der Werft von Harland ano Wolff in Belfast ist der für die White-Star-Lime gebaute Dampfer „Olympie", der mit 45 000 Registertonnen zur zeit das größte Schiff der Welt darstellt, glück lich von Stapel gelaufen. Unregelmäßigkeiten 1« der Portugie sische« Münze. In Lissabon hat sich der Direktor der staatlichen Münze erschossen, als er die Aufforderung erhielt, vor Sem Unter suchungsrichter zu erscheinen, um über seine Ver waltung Rechenschaft abzulegen. Tolstois Befinde«. Von einem Freunde der Familie des Grafen Tolstoi wird erklärt, daß zu Befürchtungen wegen des Be findens des Grafen Tolstoi nicht oer geringste Anlaß vorliege, denn der Dichter und Philosoph habe bereits wieder gearbeitet. Der notleidende Hofstaat Abd nl Hamids. Uder dreihundert Diener und Be amte Abd ul Hamids sammelten sich in Kon stantinopel vor dem Finanzmuuflerium und erbaten stürmisch Berücksichtigung ihrer unoer- schuloeten schweren Notlage. Man suchte die Leute mit Versprechungen zu beruhigen, worauf fie sich langsam zerstreuten. I auf der Fahrt von Frankreich nach Aldershot von einem englischen Offizier geführt werden. — Ein Korrespondent des ,Daily Chromels hat von dem französischen Kriegsminister General Roques endlich erfahren, weshalb sich seinerzeit (es mag ein halbes Jahr her sein) j die Regierung von Paris gegen die Ausliefe rung des Luftschiffes „Clement-Bayard II" an England sträubte. „Jetzt mag England den „Clement-Bayard" ruhig behalten", soll General Roques geäußert haben. „Aber damals, als wir Schwierigkeiten gegen seine Ablieferung an England machten, baute Deutschland alle mög lichen Luftschiffe, insbesondere Zeppelins, und um das französische Volt zu beruhigen, bestan den wir damals auf dem Verbleiben des „Clement-Bayard ll" in Frankreich. In zwischen aber haben wir gelernt, daß, wenn auch französische Luftschiffe den in sie gesetzten Hoffnungen nicht gerechi wurden, die deutschen auch nicht besser waren. Wir werden jetzt bald die stärkste Luftflotte der West haben — etwa 40 bis 50 Flugmaschinen und zwölf lenkbare Luftschiffe —, wenn der „Clement-Bayard II" bestimmt gewesen wäre, den Rhein statt des Kanals zu kreuzen, so würden wir wohl von unserm Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht haben." — Der auf seinem verunglückten Ozeanflug nach Europa so wunderbar gerettete Amerikaner i Wellmann äußerte bei seiner Landung einem s Berichterstai ler gegenüber, ec gedenke nach einiger Zeit oer Ruhe nochmals den Klug über j den Ozean zu versuchen ; einen Vorraisschlauch,! ! der Himer dem Luftschiffe herschleifte und so f Kunres Allerlei. kL Spleenige Modeneuheiten. In keiner Saison hat es bisher an Modetorheiten gefehlt, s die die Dame von Chic unbedingt sich zu eigen s machen mußte, wenn sie etwas gelten wollte. Auch dieses Jahr weist diese Auswüchse aus; sie kommen natürlich von Paris nach London. Aus der Setneftadt kommt das Monokel am Siiel, das ganz schmal gefaßt ist, dessen Beruf aber nur wohl oarur besteh:, an langer, goldener Kette am Gürtel herunter zu hängen. Noch oer- schrobeuer ist aber die Miniaturuhr, die uns von der Schuhspange die Stunde andeuten soll. Unter ihrem Zeichen dürfte der Kuiefall vor dem schönen Geschlecht die höchsten Rekorde erreichen, denn es ist nicht gut anzuneymen, daß eine Dame von Ruf uns den Kuß unter die Nase hält, damit wir die Zeit abtejen können. Auch England ist nicht müßig gewesen, oenn m London tauchen die ersten Auswüchse des von lenfests des Atlantic vezogenen Spleens aus. Da ist erstens der lebende Muff, der mit eurem Ventilator versehen ist, um emem kleinen Hunde Lust zu verschaffen, an Lem man sich die zarten Händchen wärmen soll. Kerner gibt es den Familienschicm, der sich etwa nicht ourch große i Dimensionen auszeichnet, sondern auf den ledig lich aus Ler Innenfläche die Biloer der Kamiuen- angehörigen, auf Seide gedruckt, aufgesteppt sino. Lie Trägerin dieses Schirms führt auf Liese Weise stets ihre ganze Kamille im Bilde s spazieren. -- -" - - - - — Dann mußte die Temperatur gemessen werden, was bei der unruhigen Bewegung nicht leicht war und nur eine darin geübte Hand zuwege bringen konnte. „Wieviel?" fragte Erna, als es endlich ge lungen und die Schwester das Thermometer prüfte. „40 2", lautete die Antwort und ein angst voller Blick begegnete dem ruhig teilnehmenden der treuen Pflegerin. So ging es fort; dann endlich schien die Kranke etwas ruhiger zu werden, die schweren Lider sanken herab, und sie murmelte nur noch leise, unverständliche Worte. Schwester Theresia winkte Erna, sich jetzt wieder zu entfernen, und diese erinnerte sich, daß fie ja heute einen Gast habe. Trotz dem Wonnemonat hatte man Feuer gemacht, denn die Mailüftchen, die draußen wehten, waren recht rauh und machten sich auch in den Zimmern unangenehm fühlbar. Die sanfte Glut, die dem Kamin entströmte, verbreitete behagliche Wärme, und man setzte sich noch gern in ihre Nähe. Auf dem Tische brannte eine mit rotem Papierschleier verdeckte Lampe, die Fensterläden waren ge schlossen worden und kein Laut drang von außen herein; nur das gleichmäßige Tck-Tack der Wanduhr mischte sich mit dem Knistern der Flammen, die mit glühenden Zungen an dem Holzstoß leckten, ihn langsam und all- mählich verzehrend — wieder neuer Nahrung gewärtig. Kurt, bei allem Mitgefühl, das ihn für die Arme erfüllte, die dort oben mit der finsteren Macht des Todes rang, bei aller Sorge um ihr schwindendes Leben — er sah und fühlte doch noch andres. Er sah die holde Gestalt der von ihm so Geliebten und fühlte wie einen wonnigen Rausch ihre Nähe. Und durfte an ihrer Seite sitzen, durfte ihrer Stimme lauschen und seine Blicke durften sich weiden an den prächtigen Bewegungen ihrer runden Arme und schlanken, weißen Finger, die mit eifriger Geschäftigkeit am Teekessel hantierten — ihm war wie in einem Traum zu mute. „So würde es auch sein, wenn sie dein — dein Weib wäre," flüsterte eine innere Stimme und trieb ihm das heiße Blut in die Schläfen; er mußte wieder daran denken, wie er sie vorhin in seinen Armen gehalten, wie seine Lippen ihr Haar geküßt hatten. Sie reichte ihm die gefüllte Tasse herüber, und als er fie ihr abnahm, berührten sich ihre Hände; es war nur ein flüchtiger Moment, aber es durchzuckte ihn doch wie mit einem elek trischen Schlag. Mit unaussprechlichem Behagen ließ er sich weiter von ihr bedienen, nahm er die Speisen, die sie ihm anbot. So vortrefflich hatte ihm noch kein Mahl geschmeckt wie dieses. Ach, wer doch immer solch Glück genießen, wer es in sein HauS führen und festhalten könnte für immer, für das ganze Leben! Ja, das hieße dann erst leben und genießen. Und unwillkürlich erschien ihm sein ein sames Heim, seine einsamen Mahlzeiten. Die waren eben nichts andres als Essenszeiten, ein Geschäft, das abgewickelt werden mußte, da gab es keinen weiche Hand, die ihm die Speisen reichte, keine liebe Stimme, die zu ihm sprach, er saß allein, und höchstens legte seine alte „Lady" ihren dicken Kopf auf seine Knie, wenn er, gar zu sehr in Gedanken versunken, fie und ihre Wünsche nicht beachtet hatte. „Aber ich esse ja allein! Du solltest doch auch etwas nehmen, Erna", redete er ihr zu, als er ihren unberührten Teller bemerkte. „Ich kann nicht," schüttelte sie das Köpfchen. „Versuch' es nur. Darf ich dir mal vor legen ?" Sie wehrte ab, aber er tat es trotzdem und fle zwang sich dann wirklich, ein paar Bissen zu genießen. Aber sehr bald legte sie die Gabel hin, und da er mittlerweile ein gleiches getan, stand sie auf. Sie reichten sich die Hände bei dem üblichen „gesegnete Mahlzeit" und Erna sagte: „Ich muß wieder hinauf. Willst du hier bleiben oder — fie stockte und wußte selbst nicht recht, was für ein „oder" fie meinte. „Darf ich dich nicht begleiten?" fragte er. „Gewiß — aber die Nähe des Kranken zimmers —" „Die ist durchaus kein Hindernis; ich blieb ja hier, damit du nicht allein bist." Sie gingen zusammen hinauf und traten in Tante Lottchens Wohngemach ein, das von ihrem Schlafgemach nur durch eine Portiere getrennt war. Erna nahm ihren Platz am Krankenbett wieder ein, während die Schwester sich entfernte, um einen Abendimbiß zu genießen. Nebenan ging Kurt mit unhörbaren Schritten auf dem weichen Teppich auf und ab, gesenkten Hauptes den unverständlichen Worten lauschend, die aus dem Krankenzimmer zu ihm herein drangen. Wie unheimlich das klang! Manchmal blieb er an der Tür stehen und blickte hinein; die Kranke war unruhiger geworden, und Erna hatte vollauf mit ihr zu tun. Wie geschickt und ruhig sie jede Handbewe gung ausführte, und mit wie sanfter, liebevoller Stimme fie zu der Leidenden sprach. Armes Kind, mit solcher Hoffnungslosigkeit im Herze«, wie sehr mußte sie leiden! Dann kam Schwester Therese wieder zurück, und Erna trat nach einer Weile ins Wohn zimmer, setzte sich an den Tisch und stützte mit einem Seufzer den müden Kopf in die Hand. Es verging Stunde auf Stunde, und die beiden saßen zusammen und harrten des Schrecklichen, das dort jeden Augenblick eintreten konnte. Mitternacht war längst vorüber — und im Osten begann der Himmel fich zu lichten. Erna war wieder zur Kranken hineingegangen, und Kurt blieb unbeweglich und lauschte ans das, was dort vorging. Geraume Zeit vernahm er nichts — di« Stimme der Kranken war verstummt. Alles blieb still. Ob es schon vorüber war? Endlich, ihm wurde das Schweden unheim lich, erhob er fich und trat leise an die Tür. Wge « (Fortsetzung iolgt.)