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Von s^ak unä fern. »Ei« schwarzer Musterfarmer. Die Landwirlschastliche und Gärtner-Lehranstall in Orcmienburg beherbergt seit einiger Zeit einen schwarzen Lehrling. Es ist der Sohn deS letzten Häuptlings von Kamerun, den ein Berliner Geschäftsmann mit nach Berlin gebracht Halle und hier wie seinen eigenen Sohn ausbilden keß. Der junge Schwarze schlug ein, denn er erlmlgte das Zeugnis zum einjährig-freiwilligen Dienst, worauf er auf verschiedenen märkischen Hütern volontierte. Jetzt hat der Landwirt- fthaftsminister genehmigt, daß die Kosten seiner weiteren Ausbildung in der Oranienburger Land wirtschaftlichen Anstalt vom Staate getragen werde«. Lie hier gesammelten Erfahrungen wN der äußerst intelligente, willige und an- stelltge Kameruner Landsmann später auf einer Rasterfarm verwerten, die er nach seiner Rück kehr st» Afrika, ebenfalls mit Unterstützung des Sumtes, zu errichten gedenkt. Rimbfischeret tn den dänische« Se- wäsf««. Der Fischdampfer .Jupiter*, der der Fifchereigesellschaft Nordstern in Geestemünde gehört, ist von einem dänischen Kreuzer abge- faßt worden, als er auf dänischem Gebiet fischte. Der deutsche Fischdampfer wurde nach Island geschleppt, wo er sechs Tage verbleiben muß und ihm die Netze abgenommen wurden. Der Kapitän des Fischdampsers mußte außer dem eine Kaution von 2000 Kronen stellen. Dec auf der gleichen Fischreise befindliche Fisch- dampser .Meteor" von derselben Gesellschaft kappte sein Geschirr und entkam so dem dänischen Kreuzer. Anschlag auf emeu Eiseubahuzug. Im Bahnhofe von Epernay ist in der Nacht ein böswilliger Anschlag verübt worden. Eine Weiche war absichtlich außer Gebrauch gesetzt worden, so daß eine Lokomotive entgleiste. Die Haupt linie war infolgedessen während vier Stunden gestört, und jämlliche Züge erlisten Ver spätungen. X Blach dreißig Jahre« in die Heimat juruckgekrhrt. Bor etwa 30 Jahren ist der Arbeiter Fülbier auß Neukatschrr bei Leobschütz in Oberschlesien unter Zurücklassung von Frau und drei Kindern von dort ausgewandert. Seitdem ließ er nichts von sich hören und alle späteren Nachforschungen, die auch behördlicher seits angestellt wurden, blieben erfolglos. Fülvier wurde infolgedessen gerichtlich als verschollen erklärt. Inzwischen ging die zurückgelassene Fr«m eine zweite Ehe ein. Kürzlich kam der als verschollen und tot erklärte Fülbier, der in eine» Vorort Hamburgs beschäftigt ist, plötzlich zu feiner Frau in Neukatschrr, und mußte di« Wahrnehmung machen, daß seine frühere Ehe hälfte sich Ersatz geschafft habe. Die zweite Ehe ist kinderlos. Fülbier hat größere Erspar- Me gemacht und glaubte nun, mit seiner Familie bessere Tage verleben zu tönnen. Ent täuscht ist er nun wieder nach Hamburg zurück- gekehrt. X Seine Schwiegermutter erschlagen. Wegen Ermordung seiner Schwiegermutter wurde der Besitzer Franz Jessat in Neu-Skardupönen bei Pillkaüen (Ostpreußen) durch die Gendarmerie verhaftet und dem Untersuchungsgefängnis zu gefühlt. Er hatte während der Nacht mit Ver wandten aus Ludönen im Dorfkruge dem Alkohol tüchtig zugesprochen. Nach Hause zurückgekehrl, wollte I. nach dem Avendessen seinen Besuch nach Luoönen zurückfahren. Als die Schwiegermutter des I. hiergegen Einspruch erhob, fing I. zu lärmen an uno erging sich in s Drohungen gegen sie. Die Frau des Besitzers eilte infolgedessen zur Gendarmeriestanon: als sie in Begleitung eines Gendarmen wieder in der Wohnung anlangte, war das Unglück bereits geschehen. I. hatte seiner Schwiegermutter mit einem Spaten ben Schädel gespalten. Las Kind, das die alte Frau gerade auf dem Arme trug, wurde hierbei schwer verletzt. Die Ver wandten Js., die der Bluttat ruhig zugesehen habe« sollen, ergriffen bei Eintritt des Gen darmen schleunigst dre Flucht. Nach Ausübung der scheußlichen Lat haue sich der Mörder aus einen Sucht gesetzt, wobei er jein verletztes Kind in den Armen hielt. Bei seiner Ver ¬ nehmung gab er «, daß er sich an nichts er innere. Unterg««g einer Fahre. In Lahowitz bei Königsaal ist eine mit dreißig Personen be setzte Fähre auf der Moldau gekentert, wobei drei^ Aroeiter ertranken. Die übrigen Insassen wurden gerettet. Orkan in Tirol. In Tirol wütete dieser Tage ein Orkan. An manchen Orten gingen Hagelschläge mit nußgroßen Schloßen unter Blitz und Donner nieder. Bei Kirchbichl riß der Sturm die Signalhütte der Südbahn fort und schleuderte sie vor einen Schnellzug auf daS Gleis. Der Zug konnte noch rechtzeitig angehalten werden. I» Schnellzuge bestohlen. Einer Dame zu zahlreichen neuen Krawallen geführt hat. Ein aus Aberdare kommender Zug mit Arbeits willigen wurde bei einem Fahrstraßenüberzang angefahren und zerstört. Die Arbeiter flohen über Land, doch die Streikenden verfolgten sie, und es kam zu einem erbitterten Kampfe, bei dem viele auf beiden Seiten verletzt wurden. Sturmflut an der italienischen Riviera. Eine heftige Sturmflut richtete an der Riviera großen Schaden an. In Boitri wurde die Werft Costaguta zerstört. Die hohen Wogen zwangen die Küstenbewohner, ihre Häuser zu verlassen. In Pegli überschwemmte das Meer die Parterre- und Kellerräume des niedrig gelegenen Stadtteils; bei Drlvi sperrte ein Bergsturz stundenlang den Verkehr. Vas neue Staättkeater in In diesen Tagen findet die Eröffnung des neuen Stadttheaters in Mainz statt. Das neue Gebäude ist durch einen gründlichen Umbau des alten Theaters entstanden. Der bisher runde Vorderbau des Hauses ist vorgerückt und viereckig gestaltet worden. Der so gewonnene Platz wurde zu Treppenanlagen und neuen Garderoben ver ¬ wendet. Auch das Bühnenhaus wurde völlig modernisiert und mit den neuesten maschinellen Einrichtungen versehen. Der Zuschauerraum ist ziemlich unverändert geblieben, dagegen ist ein schönes Foyer eingerichtet worden. Der Umbau des 77 Jahre alten Hauses wurde von dem Baurat Gellus geleitet. wurden im Schnellzuge zwischen Waidbruk und Bozen dreißigtausend Kronen gestohlen. Der Täter ist spurlos verschwunden. Schwer Sturz einer Trapezkünstlerin. Fräulein Bianca, eine auch in der deutschen Artistenwelt bekannte Trapezkünstlerin, stürzte acht Meter tief bei einer Vorführung im Zirkus von Rouen vom Trapez, an dem sie sich mit den Zähnen sesthielt, ab. Der Sturz war um so Heltiger, als sich die Artistin im Augenblick des Loslassens in stärkster Wirbelbewegung be fand. Die Unglückliche fiel in den Raum hinter dem Parkett und erlitt schwere innere und äußere Verletzungen. B-rhaftung eitles deutschen Betrügers in Holland. In WelmonSe bei Rotterdam wuroe der Deutsche O. Walter verhaftet, der sich für den Hausvater eines Zögttngs- und Pflegeheims ausgab und in dieler Eigenschaft in deutschen Blättern kinderlosen Eltern Pfleg linge aubot, die angeblich nicht unöegMert seien. Um solch einen Pflegling mit einer Mit gabe von 3000 Mk. bar oder einer später fälligen Lebensversicherung zu bekommen, brauchte man nur 7,50 Mk. für Spesen usw. einzuschicken. Walter hatte tm Postamt zu Nsselmonde einen Briefkasten gemietet und wurde verhaftet im AugeubUck, ats er mehrere Postanweijungen einkaffieren wollte. W. ge- stand, daß er früher schon in Berlin wegen Betruges zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. Ter Gkkbeustreit in Tüdwales. Aus Südwales wird gemeldet, daß dort die Werbe arbeit für einen Generalstreik der Grubenarbeiter MtUtonenschwkudel mit gefälschten Briefmarken. Die Petersburger Polizei be schlagnahmte für zwei Millionen Mark ge brauchte russische Postmarken, die ein Händler aufgekauft hatte, um sie nach Warschau zu senden. Dort hatte sich eine jetzt ebenfalls ver haftete Bande zusammengelan, die die Stempel von den Briefmarken entfernte und diese dann wieder in den Handel brachte. Das einträg liche Geschäft ist schon seit geraumer Zeit be trieben worden. Auch der Petersburger Händler wurde in Haft genommen. Gcohfeuer tn Brooklyn. In Brooklyn, der Schwesterstadt New Jorks, gerieren durch ein Grotzfeuer, das in dem fünfstöckigen Ge bäude einer Korkfabrtk ausbrach, dreihundert Mädchen m Lebensgefahr. Sie flohen in wilder Haft. Vwle wurden ohnmächtig und wurden von andern mit Füßen gerieten. Zahlreiche er litten schwere Verätzungen. Die Aufregung war ungeheuer. Der Brans zerstörte bas Gebäude so schnell, daß die Rettung aller Gesährdeten geradezu wie ein Wunder erscheint. N Die Zeit, da der Bürger nur mit einer Mischung von Bewunderung und Neid die flinken Flugmaschinen auf den Flugplätzen bei Paris im blauen Acher schweben sah, ist vorüber; noch einige Tage, und jebermann wird mit der gleichen Leichtigkeit eine Flugmaschine besteigen können, wie er heute eine Droschke oder ein Automobil nimmt. Freitich er darf nicht furcht samer Natur sein und auch sein Portemonnaie nicht vergessen haben, denn die Lustdroschken sind einstweilen teurer als die Automobile und die Taxe steht für den Kilometer 20 Frank vor. Der Flieger Henri Farman ist es, der mit diesem Plane hrrvorgeireteu ist und thn bereits im Laufe der nächsten Wochen erproben will. Der bekannte Flugtechniker will dem Publikum auf diese Weise Gelegenheit geben, die Genüsse des Fliegens kennen zu lernen, ohne daß der flugfreudige Bürger genötigt wäre, eine Maschine zu kaufen, einen Schuppen zu mieten und die Kosten und das Risiko der Flugkunst auf sich zu nehmen. Die Zukunft muß lehren, wie groß die Zahl derer ist, bei denen die Neugier über die Angst siegt und die über genügend 20 Frank- Stücke verfügen, um sich eine kleine Spazier fahrt in der Flugmaschine zu leisten. — Einen Flug vom Meere aus plant der amerikanische Flieger Mac Curdy. Er beab sichtigt, aus einem Zweidecker vom Deck der „Kaiserin Auguste Viktoria" nach New Jork z« stiegen, sobald der Dampfer achthundert Kilo meter vom Hafen entfernt ist. Offiziere der Armee und Marine werden den Flug beob achten. Das Marinedepartement hat Befehl ge geben, daß eine Flottille von Torpedobooten auf der Flugstrecke patrouilliert. Für den An lauf ist auf dem Vorderdeck des Dampfers eine besondere Plattform hergestellt worden. Bet dem Fluge wird Mac Curdy die Post der Passagiere des Dampfers mitnehmen. Hamburg. Einen Rekord stellte ein Reisender aus, der hier in einer einzigen Nacht 26 Fahrräder stahl. Als er seine Beute in Sicherheit bringen wollte, wurde er aus der Bahn ertappt. Der bereits vietfach Vorbestraft« erhielt 1'/- Jahre Zuchthaus. Leipzig. Das Reichsgericht ha! das Urteil des Landgerichts I. München, durch das der Lüwendräupächler und sechs Schankkellner in München von der Anklage wegen Betruges beim Einschenken freigesprochen wurden, aufge hoben und die Sache an das Landgericht zu rückoerwiesen. Das Reichsgericht hat sich also gegen das schlechte Einscheaken erklärt. ««»«IIS. in -1- —— ««»4 Vuntes Allerlei. K Et« sicheres Gefängnis. Ein finn reiches Verfahren, um Ausbruchsversuche aus Strafanstalten zu verhindern, ist nun m dem Zuchthaus von Dillon (Ver. Staaten) eingeführt worden, nachdem ein schlimmer Verbrecher eine aufsehenerregende Flucht bewerkstelligt hatte. Aus Vorschlag eines kanadischen Technikers hat man die Eisenbarren der Gesängnisfenster mit der elektrischen Leitung verbunden und in allen Zellen eine lakonische Warnung angeschlagen: „Wer die Fenster berührt, tut dies auf eigene Gefahr, da von dem Gitter ein Strom von 2000 Volt ausgeht." A Et» Elefant, der tausend Leben rettete. Die jüngst gemeldete Überschwemmungs katastrophe am Ganges, der bei Sorori zahl reiche Pilger zum Opfer gefallen sind, würde ohne die Klugheit eines Elefanten weit größeres Unglück angerichtet haben. Während Tausend« von Pilgern in den heiligen Fluten badeten, stieg plötzlich das Wasser, und 200 der Frommen ertranken. Der Elefant aber, der einem gewissen Jung Bahadur gehört, rettete mehr als taufend der Pilger aus dem Flusse. An seinem Geschirr wurden lange Seile oe- sestigt, immer wieder schwamm das wackere Tier in die Fluten hinaus, und an den Seiten ließen sich die bedrängten Pilger ans User ziehen. * * -te Solid. Arzt: „Wenn Sie keinem Turn- Verein beitreten wollen, so treiben Sie eben etwas Zimmergymnaftik." — Patient: „Geht nicht, das Haus wackelt zu stark." Der Philosoph. „Na hör mal, ich hätte in deiner Stelle doch lieber die bildschöne Komtesse geheiratet als die alte Bankiers» tochter." — „Ach was, Schönheit vergeht, Mit- „Ja, ich ging etwas früher fort." „Tante hat es sehr leid getan, daß sie dich nicht mehr sprechen konnte. Sie wollte dich da mals schon bitten, Weihnachten bei unS zu sein. Das würde aber freilich wohl nichts geändert haben. Du hattest ja jedenfalls schon deine Dispositionen getroffen." — das heißt, ich bin schon lange mit der Absicht umgcgangen. — Wird deine Tante Heute lange fortbleiben?" „Ach ja, sie ist kaum seit einer Stunde weg." „Das tut mir leid." „Willst du denn nicht warten, bis sie zurück kommt?" „DaS werde ich leider nicht können — und Mohl auch kaum noch Zeit finden, noch einmal herüberzukommen, da ich — morgen Abend schon — fort w ll." Sie schwieg. „Bitte, grüße sie herzlich von mir — und sage ihr, wie sehr ich bedaure, fie nicht mehr Zehen zu können." Abermals keine Antwort. Hierauf faßte er ihre Hand und führte sie an seine Lippen — noch ein fester Druck — dann gab er sie frei und schritt der Türe zu. „Kurt? Kurt!" klang eö wie ein Angstschrei, Md sich umwendend, gewahrte er sie mit dem Ausdruck vollsten Entsetzens, beide Hände an die «ruft gedrückt. Einen Augenblick war er Vie gebannt — er wußte offenbar nicht, was er denken sollte, stand er mit drei Schriee» an ihrer „Erna, was ist dir?" „Ich — kann nicht leben — wenn — du gehst," hauchte sie, und im nächsten Augenblick umfing sie sein Arm. Sie drückte daS Köpfchen fest an seine starke Brust und schlang ihre Arme um seinen HalS. Diesmal ließ sie eS ruhig geschehen, daß er ihr Haar mit Küssen bedeckte. „Erna, ist's denn wahr — träume ich nicht? — du liebst mich, du bist mein! Sag mir's Geliebte, ich kann es ja nicht glauben!" „Ich liebe dich!' flüsterte sie, zu ihm auf- blickend, während Tränen des Glücks ihre schönen Augen füllten. „Ich liebe dich und bin dein — ewig dein!" Und ihre Lippen be gegneten sich im ersten seligen, sinnverwirrenden Kuß. Schmeichelnd Md atemlos barg fie daS glühende Antlitz. „Und nicht wahr, du gehst nicht fort — du bleibst?" „Ich bleibe bei dir," sprach er, sie fester an sich ziehend, „mich trieb ja nur die Verzweiflung fort. — Aber sage mir — die Szene im Erker neulich — was bedeutete die?" „Die bedeutete, daß ein gewisser junger Herr so unvorsichtig war, sich einen Korb zu holen," antwortete sie, und ein schelmisches Lächeln spielte um ihren rosigen Mund. „Ich Tor! Und ich kam fast von Sinnen vor Eifersucht. Aber jetzt, jetzt halte ich dich fest au meinem Herzen, jetzt gehörst du mir — jetzt darf ich dich ja liebeu, nichk wahr? Jetzt ist's kein Hohn mehr?" Er bog ihren Kopf zurück und sah ihr lachend in die Augen; sie aber schloß ihm schnell den Mund mit einem Kusse. Und als Tante Lottchen nach Hause kam und bei ihrer Nichte eintrat, fand fie — wer beschreibt ihre Überraschung — ein glückliches Brautpaar! Ende. Kem ä „Ja," sagte ein freundlicher Mann in der Straßenbahn zu seinem Nachbarn, „mit Ihnen unterhalte ich mich gerne, weil man von Ihnen immer etwas lernen kann. Sie wissen immer etwas Besonderes zu sagen. Sie sitzen nicht da wie ein Klotz und überlassen andern das Reden. Sie haben Ideen und verstehen sie auch auszudrücken." „Ich schmeichle mir —" begann der andre; doch sofort wurde er unterbrochen. „Sehen Sie, daS ist's ja gerade. Ich kann dabei sitzen und Sie den ganzen Tag reden hören, während eS andre gibt, denen ich nicht eine Minute standhalten würde." „Ich wollte nur sagen —' „Gestern abend erst sagte ich zu meiner Frau, ich könnte von Ihnen mehr Auskunft über Gegenstände aller Art in einer Minute erlangen, als von andem in einer ganzen Woche." „Ich möchte nur bemerken —" „Da ist z. B. ein gewisser Schmitt. Wenn ich den nur von fern sehe, stehe ich auf und gehe weg. Er ist ja ein guter Junge, aber er mutz immerzu reden, ohne Sinn und Verstand. Ich bin gerade kein Schwätzer, aber mal ein Wort dazwischenwerfen möchte ich doch auch!" „Gestatten Sie mir —" „Wie stellen Sie eS nur cm, auf allen Gebieten so beschlagen zu sein I Ich will Ihnen nicht schmeicheln, aber Sie scheinen ja über alles Bescheid zu wissen." „Einen Moment, bitte —" „Wenn ich so klug wäre wie Sie, würde ich immerzu reden. Die Leute sagen oft zu mir: „Schulze, warum reden Sie nicht?" aber ich bin schlau genug, den Mund zu halten, wen« klügere Leute bei mir find." „Um gut zu reden, muß man —" „Schen Sie, daS ist's l — einen guten Zu hörer haben. WaS ich an mir am meisten be wundern muß, ist, wie gut ich zuzuhören ver stehe. Ich kann während der ganzen Fadrt Ihnen immerfort zuhören, ohne den Mund zu öffnen. Und warum? Weil ich einen glNca Redner zu schätzen weiß, wenn ich ihn höre." „Aber das tun Sie ja gar nicht." „O doch! Ich verstehe alles, was Sie über den Gegenstand vorbringen; ich natürlich könnt« es nicht so vorzüglich auSdrücken, wie Sir. Sie öffnen bloß den Mund und die Worte strömen Ihnen klar von den Lippen. Da muß ich ja zuhören." „Wollen Sie mich eine« Augenblick an hören ?" „Ich steige jetzt aus. ES war mir ein große» Vergnügen. Belehrend wie immer. Ich wünschte, ich träfe Sie jeden Morges. Adieu!" Und er zog den Hut und ging hinaus.