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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für Lie Ortschaften Bretnig. Hauswald«, Großröhrsdorf, Frankenthal und Nmgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. AbrnnementSprei« inkl. des allwöchentlich beigegebenen .Illustrierten Unterhaltungsblattea" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in« Hau« 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren «i Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag V,I1 Uhr, für die Sonnabend-Skummer bi» Freitag vormittag >/»11 Uhr einzusenden. Schriflleilung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. «r. 90. 2V. Jahrgang. Mittwoch, den 9. Nodember 191V Einiges über die gute alte Zeit in Bretnig und Hauswalde Verfaßt von weiland 8-ttft. tzeblex in Bretnig. (Fortsetzung.) Von Walpurgi bi» Michaeli hüteten dir Schäfer Herden auf dieser Lehde und im Walde, und man wird wohl begreifen, daß auf diesen wüsten Flächen nicht viel obzuhülsn war, und so wurden die Schafe den ganzen Sommer hindurch in den Wald getrieben, so daß kein Gcashälmchen und kein Stengel Haidekraut stehen blieb und die jungen Triebe der Bäumchen ganz und gar vernichtet wurden, wa» zur Folge hatte, daß sich der Wald erst 20 Jahre nach der Ablösung wieder erholen konnte. Von Michaeli bi« Wrlpurgi hüteten die Schäfer auf den Feldern, Wiesen und Stoppeln, und zwar so lange, als da« Erdreich zu sehen war; da waren denn die Felder, Kleebrachen und Wiesen zum Frühjahr wie abgeschoren und e» dauerte vier Wochen länger als heute, ehe etwas abgemäht werden konnte. Nicht selten kam e» vor, daß der Schäfer im Herbste da« junge Korn abhütete; das sollte zwar nicht sein, aber e« geschah eben. Um nun mit dem Schäfer gut Freund zu bleiben, besorgte man demselben ein warmes Mittagsessen, das half etwas uns er trieb seine Schafe auf die Felder derjenigen, die ihm nichts gaben. Kurz, wer sein Korn nicht ad. füttern lassen wollte, der mußte den Schäfer füttern. Man stelle sich solche Verhältnisse vor: der Besitzer mußte das ganze Jahr hindurch alle Wochentage zu Hofe, konnte sein Feld blos Sonntags und in den Stunden, die früh und abends vor und nach der Hofearbeit übrig blieben, mühsam bestellen und mußte nun auch noch den Schäfer füttern, damit die nach saurer Arbeit sparsam gewachsenen Hälmchen nicht vernichtet wurden, — da mußten freilich ein Paar grobe Lsinwandhosen länger aus halten, als heute fünf Paar seine Tuchhosen. Zur Ausübung der Jagd über ine ganzen Fluren von Bretnig und Hauswalde mar blos die Herrschaft auf Rittergut Bretiug und Hauswalds derechtlgt, welche das Wild hegen und pflegen ließ. Noch in den 1820er I ihren war ein sehr starker Wildstand vochrnsen an Hochwild und Wildschweinen, Vie natürlich den Grundbesitzern viel Schaven zufüglen. Der größre Teil der Einwohner hatte einen dis sechs Jagdtage zu treiben; die zu den sich sehr oft wiederholenden Jagden bestellten Treiber mußten sofort erscheinen, und wer keine ganzen Stiefeln hatte, der mochte zusehen, wie er durchkam. Bei diesen Jagden ging es nur zu ost rücksichtslos durch Kartoffeln, Kraul und Rüben, und es war keine Seltenheit, daß Derjenige, der unentgeltlich mit treiben Helsen mußte, seine mit vieler Mühe gepflegten Früchte zu zertreten und zu vernichten gezwungen wurde. Wie ist e« dagegen heute ? Da hängt dec Bauer seine Flinte um uno geht selbst aus die Jagd und eü ist auch Jedermann überzeugt, daß oem Landmann der Braten de» Wildes eben so gut schmeckt wie dem Edelmann. Sehen wir weiter, wa» der Bauer damals zu leisten hatte. Er mußte der Herrschaft 2 bi« 8 Viertel Zinshafer und zu Weihnächte» einen Kapphahn und eine junge Gan« liefern; zu Fastnacht hrtte er ein Stück Garn zu spinnen, der Flach« von der Herrschaft zugewogen wurde; dann 15 bis 20 Gr. Ecb- zin«, 6 Gr. für da» Halten einer Ziege und 2 Gr. für den Hokewächter. Dem Pfarrer zu Frankenthal hatten die Bretniger Bauern jährlich 2 bi« 8 Viertel Korn und dem Lehre: ,u Frankenthal 1 Brot zu liefern, wa» derselbe sich holen ließ. Da« Gewicht diese» Brote» war zwar nicht bestimmt, doch wurde, soweit mir bekannt, da» größte ausgesucht, besonder» in der letzten Zeit für Herrn Lehrer Hause, welcher sehr beliebt war. Die Dauern in Hauswaloe und einer in Bretnig lieferten ihren Tetzen zum Herrn Pfarrer in Hauswaloe, Bekanntlich herrschte auch der Mahlzwang und e« war jedem Hausbesitzer in Bretnig und Hauswalde eine von den Verden Mühlen in Bretnig zugewiesen, in welcher er sein Ge treide mahlen lassen mußte; der Müller be hielt von jedem Scheffel eine Metze, e« wurde aber kein Mahlgeld gezahlt. Nur die Herren Pfarrer und Lehrer hallen das Recht, in einer oder der anderen der beiden Mühlen zu mahlen. Anderwärts gemahlenes Mehl konnte der Müller wegnehmen und erhült 1/4 von dem Mehl und 6 gGr. Psandgeld, der Ver brecher aber wurde noch bestraft. (Fortsetzung folgt.) Oertliches und Sächsisches. Bretnig. (GememderatSvericht vom 3. 0. M.) 1. Auf eine Anfrage der kzl. Amt«- hauptmannschaft wird ihr milgeteilt, daß der Kaufvertrag zwischen dem Besitzer Nr. 856 und der Gemeinde am 26. Oktober d. I. ab geschlossen wurde, der Kaufpreis von 80 Mk. eingegangen und in das Sparkassenbuch Nr. 298 eingetragen worben ist. 2. u) Zwischen Nr. 35 und 36 soll der GutSweg, Parzellen Nr. 500 und 501, ungezogen und auf den Zufuhrweg des Gute« Nr. 35, auf Parzelle Nr. 501, nach dem Mühlstsig verwiesen werden, b. Der Gemeinderal verpflichtet sich, den an der südlichen Seile des Dorfes hin- füh'enven Fußweg, Flurstück 1172 und 1178, der an Oct und Stelle ausgeführten Abram- ung entsprechend Herstellen zu lassen. Das von Herrn Büttig unentgeltlich ongebolene Land zur Verbreiterung des Mahlsteige« wird angenommen, v. D«s Hauswaloer Wasser über die Flurstücke 74 und 75 ist durch Herrn Paul Haufe verlegt worden. Das Areal des neuen Bettes wird an die Gemeinde abge treten, nach Mobgabe dec auSgeführten Ad- rainvnq, da« alte Belt wird Herrn Hause überlassen, ä. Er wird beschlossen, das Viereck s 1 x b an den Besitzer Nr. 93 ab- zutrelen. 3. Gemeinderatsmilglied Herr Herm. Schölzel legt, gegebener Umstände halber, sein Amt als solches nieder und an seine Stelle tritt sein Stellvertreter Herr Paul Hause. 4. werden drei Armenangelegenheiten vorge tragen. 5. Eine Anfrage der kgl. Amts- hauplmannschaft, die Gründe mitzuteilen, warum die Satzungen öffentlich werden und ob Schranken im Sitzungsfimmer angebracht sind, wird oah a beantwortet: Die Einrich tung der öffentlihen Sitzungen geschieht im öffentlichen Interesse; eine Abtrennung von Publikum und Gemeindecat geschieht durch eine Seilschranke. Bretnig. Ein gesellige« Vergnügen be reitete am Sonnabend im Gasthof zur goldnen Sonne der hiesige Turnverein seinen älteren Mitgliedern. Flott wurde da» Tanzbein ge schwungen und zwar mit Ausdauer. Einen hübschen Einoruck macht« der Männerreigen auf die Zuschauer, die zumeist au» Damen bestanden. Lebhafter Beifall, da« war der Dank, den die holden Weiblein ihren Männ lein für da» so vorzüglich Gebotene zollten. Bretnig. Der hiesige Männerqesanq» verein hält am Dienstag den 29. November sein diesjährige« Stiftung-fest im Gasthof zum deutschen Hause ab. — Der nächste Deutsche Turntag findet voraussichtlich Mitte Juli 1911 in Dresden statt. Hautw alde. Zum hiesigen Gemeinde« vorstand wurde, nachdem zuvor der bisherige Vemeindcvorstand Herr Traugott Grundmann eine Wiederwahl adgelehnt hatte, der Standes beamte Herr Schade gewählt. Großröhrsdorf. Am Sonnabend abend wurden au» einem im Grünen Baum ausgestellten automatischen Musikinstrument ca. 70 Mk. gestohlen. Bautzen, 6. Nov. Die Fischaurstellung de» Sächsischen Fischereiverein«, die Sonnabend und Sonntag hier stattfand, war recht gut be schickt. In der öffentlichen Versammlung von Fischerei-Interessenten am Sonnabend erfolgte auch die Verteilung der Ehrenpreise, Medaillen und Ehrenurkunden. Den Ehrenpreis der Stadt erhielt Pfarrer Goltzsch au« Königs wartha, den des Prinzen Sizzo von Schwarz burg-Rudolstadt die Herrschaft Königswartha und Zen Ehrenpreis de» Dresdner Anglerklub« Fischereibssitzer Linke-Tharanot. Die silberne Vernnspreismedaille wurde dem Rittergutsbe sitzer Böhmer-Wx bei Bautzen zuerkannt. Arnsdorf, 7. Nov. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich beim Bau der Kgl. Landesanstalt. Mit einem beladenen Schubkarren brach ein Arbeiter durch da« Gerüst und stürzte in die Tiefe. Er erlitt eine Gehirnerschütterung, die seine Ueber- fübrung in da« Radeberger Krankenhaus not wendig machte. Dresden. (Gemeinderat oontr» Ge meindevorstand.) Der Gemeinderat zu Bries nitz bei Dressen hatte gegen den Vorstand der Gemeinde Briesnitz, Felgentreff, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet, nach der sich dec Gemeindevorstand de« Betruges zum Nachteile der Gemeinde schuldig gemacht Ha ven sollte. Die Staatsanwaltschast hat es jedoch abgelehtt, gegen den Gemeindevorstand 00 zugehen und das Verfahren mit dem Be gründen eingestellt, baß in dem Verhalten de« Gemeindevorstandes ein Betrug nicht erblickt werden könne. Es deute vieles daraus hin, saß die Anzeige einer kommunalpolitischen Gegnerschaft Felgentreffs entspringe. Der Brresnitzsr Gemeinderat hat beschlossen, gegen den EmstsllungSbeschluß Beschwerde einzulegen. Dresden. (Auf dem Podium vom Tode ereilt.) Ein jähe» Ende fand am Sonnadeno abend in oer „Reichskcone" eine Ballfestluchkeit, an der auch der Fleischer Bruno Mehnert teilnahm. Die Festgäste hörten während einer Pause den Vorträgen einer fröhlichen Sängerschar zu, der auch Mehnert angehörte. Nach einem fröhlichen Liede wollten sie Sänger gerade mit dem Vorträge einer anderen Gesanges beginnen, als plötzlich Mehnert inmitten seiner SangeS- brüder auf dem Podium lautlos zusammen brach. Die Bestürzung war groß. Man 0.^suchte osn Bewußtlosen durch verschieoeae Mittel wieder in» Bewußtsein zurückluruien, Wiederbelebungsversuche wurden auch mit Erfolg anzestellt und ein sofort herbeigerufsner Arzt ordnete die Usberführung Mehnert'» mittel« Krankenwagen» nach dem städtischen Krankenhause an. Mehnert wurde noch lebend dorthin geschafft, aber bald nach seiner Ein lieferung verschied er, ohne da» Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Ein Herzschlag hatte seinem Leben eü. vorzeitige« Ende ge macht. Die Festlichkeit wurde sofort abge- vcochen. — Der achte Sohn wurde im August d. I. dem Zimmermann Clemen« Kretzschmarschen Ehepaar ir> Sageritz bei Riesa geboren. König Friedrich August hat bei dem Kinde Paten- stelle übernommen. Zöblitz, 7. Nov. Tin Lackierofen der Firma Gustav Fischer ist gestern unter weit hin dröhnender Detonation explodiert. Die Fenster de» Gebäude« wurden durch den Lust druck zertrümmert, zum Teil au« den Fugen gerissen und fortgeschleudert. Menschen sind glücklicherweise nicht verunglückt. Grimma, 7. Nov. Auf der Mulden» brücke hat sich am letzten Sonnabend ein Soldat vom Zuge überfahren lassen. Er war sofort tot. Bärenstein i. E. (Konflikt zwischen Gemeinderat und Kirchenvorstand.) Der Kirchenvorstand hatte beschlossen, die Kirche einem gründlichen Umbau zu unterziehen. Der Gemeinderat hatte mit Rücksicht auf die Steuerzahler dagegen Einspruch erhoben, dec j-tzt von der Kircheninspektion »erworfen wor den ist. Der Gemeinderat will nun vor Ein leitung weiterer Schritte die Kirchendehärd« noch einmal ersuchen, sich mit Renovierung dringlichster Art zu begnügen. Man hofft in beiden Lagern noch aus eine gütliche Beile gung der Kirchbiustreilsache. — Eine Kuh des Gutsbesitzers Bochmann in Aue hat drei Kälber geworfen, die völlig gesund sind und schon nach fünf Tagen da» respektable Gewicht von zusammen 90 Kilo anfweisen. — Tür MilchgroßhLndü'r Große von Altranstädt wird sichtlich vom Unglück verfolgt. Kürzlich sind ihm seine beiden P erde gestürzt. Daraufhin hat er sich ein Lastamomobil, und zwar einen Duxwagen, im Werte von 10 000 Mark gekauft, um die Milch nach Leipzig zu fahren. Am Reformationstage funktionierte der Kraftwagen nicht mehr, so daß er zu mehrfachem Halten gezwungen wa». Auf dem Heimwege nach Altranstädt schlug mit einem Male di- Helle Flamme aus dem Wagen. Der Führer verlor die Gewalt über sein Fahrzeug und wäre unrettbar mit verbrannt, wenn er nicht zum Glück an einen starken Chausseebaum ungefähren wäre. Dasurch kam der Wagen zum Stehen. Er wurde weit aus» Feld geschleudert. Der Wagen ist vollständig verbrannt. Die großen Milchkannen sind gebrauchsunfähig geworden. Leipzig. (Betrüger.) Eine auswärtige Dame ist von einem hier wohnhaften 37 Jahre alten jüdischen Kaufmann- au» Wilna rn Rußland Namens Iakob Siro, der sie im vergangenen Sommer in einem Baseorte kennen gelernt hatte, schwer hintergangen wordcn. Siro hüte verstanden, der Dame unter der Vorspiegelung, m Leipzig Geschäfts räume zu mieten und ein Partiewarengeschäft eröffnen zu wollen, nach und nach etwa 3280 Kronen entlockt. Als die Dams 00c einten Lagen nach Leipzig kam, um sich von dem Stands de» Unternehmen» zu üoerzeuge», er gab sich, Laß keine Räumlichkeiten gemietet worden waren. Siro hatte bereits vor mehreren Tagen seine bisherige Wohnung ver lassen und ist angeblich ins Ausland abg: eist.