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Allgemeiner Anzeiger : 24.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191008245
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100824
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-24
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 24.08.1910
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Oer Geburtstag Kaiser frans Iotepbs. Den großen Vorbereitungen entsprechend, ist der 18. August, der 80. Geburtstag Kaiser Franz Josephs in allen Staaten seines Reiches festlich begangen worden. Sämtliche Wiener Blätter feierten den Kaiser, indem sie der Liebe und Ver ehrung Ausdruck gaben, die die Völker Oster» reich-Ungarns dem väterlichen Herrscher entgegen- Lringen, der in hehrster Form die Retchsidee verkörpere. Die Blätter heben die unermüdliche Pflicht erfüllung und die staunenswerte Arbeitskraft des greisen Monarchen hervor und verweisen auf die Bewunderung, die dem Kaiser in fremden Ländern in nicht geringerem Maße als im eigenen gezollt werde. In Ungarn fanden in allen Stadtverwaltungen Festversammlungen statt, die Huldigungsadressen an den Monarchen absandten. Es wurden große Stiftungen für Wohlfahrtszwecke gemacht. In Ischl, wo der greise Monarch wie immer im August zum Kuraufenthalt weilt, waren Tausende von Fremden eingetroffen und brachten dem greisen Monarchen ihre Huldigungen dar. Das Befinden des Kaisers war vorzüglich, mit der gewohnten Frische grüßte der Monarch bei der Rundfahrt aus seinem blumengeschmückten Wagen nach allen Seiten. Am Nachmittag fand ein Familien- festmahl statt, bei dem Erzherzog Franz Ferdi nand auf den Kaiser einen Trinkspruch aus brachte. Unter den Tausenden von Glück wunschtelegrammen, die darauf verlesen wurden, befand sich ein besonders herzliches vom Kaiser Wilhelm, ferner hatten telegraphiert die Könige von England, Spanien, Italien, Portugal, Belgien, Schweden, Norwegen, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Serbien, der Zar und die Präsidenten von Frankreich und den Ver. Staaten. Alle diese Telegramme hat der Monarch sofort beantwortet. — Aber nicht nur in Österreich wurde der Geburtstag des greisen Monarchen festlich begangen, auch in den Hauptstädten Deutschlands fanden Feiern statt, und vor allem auf Wilhelmshöhe, wo Kaiser Wilhelm an diesem Tage weilte. Umgeben von Familienmitgliedern, Fürstlichkeiten und Ministern, brachte Kaiser Wilhelm folgenden Trinkspruch aus, indem er sich an den österreichisch-unga rischen Botschafter wandte: „Am heutigen Tage, wo allerorten in den Ländern Seiner Majestät des verehrten Kaisers Franz Joseph sein Geburtstag festlich begangen wird, drängt es Mich, auch mit Meinen Glückwünschen für den Geburtstag, den achtzigsten, Ihres aller- gnädigsten Herrn, die Glückwünsche Meines ge samten Volkes auszudrücken. Weit über die Grenzen seiner Länder hinaus wird im ganzen deutschen Baterlande die erhabene Person Kaiser Franz Josephs verehrt und geliebt. Dieses lange Leben, dessen Jahreszahl schon die Bibel als — wenn es köstlich war — mit Mühe und Arbeit gesegnet bezeichnet, ist für uns i« Deutschlaud ebenso wertvoll und mit derselben ehrfurchtsvollen Liebe um geben wie daheim. Ich spreche infolgedessen im Namen Meines gesamten Vaterlandes, wenn Ich von Herzen bitte und hoffe, daß der liebe Gott Ihren allergnädigsten Herrn als obersten Schirmherr» seiner Länder, als obersten Kriegs herrn des uns verbündeten österreichisch-unga rischen Heeres und als Meinen getreuen Ver bündeten und wenn ich hinzufügen darf, be sonders als Meinen von Mir hochverehrten persönlichen väterlichen Freund, noch lange er halte!" — In verschiedenen Blättern des Aus landes war noch vor wenigen Tagen das Gerücht verbreitet, Kaiser Franz Joseph werde aus An laß seines 80. Geburtstages dem Throne entsage«. Davon kann indessen keine Rede sein. Kaiser Franz Joseph, dessen Pflichttreue gerade in diesen Festtagen so ost hervorgehoben worden ist, weiß sehr wohl, daß das innerpolitische Leben in seiner Monarchie auf das innigste mit O Vor äie Maki gestellt. 4j Roma« von M. La«t«er. Korts etzxlg.) Kurt hatte sich einen hohe« Begriff von der Heiligkeit der Ehe bewahrt. Für ihn war Liebe und Frauentugend kein leerer Wahn, und es stimmte wenig mit seinen Begriffen von Ehre und Moral, ein Mädchen zur Lebensgefährtin zu nehmen nur aus rein äußerlichen Gründen, ohne das heilige B«md gegenseitiger Liebe. Damm wollte er sehen und prüfen. Daß Erna selbst vielleicht einer Verbindung «st ihm abgeneigt sein könne, kam ihm dabei sicht in den Sinn. In diesem Punkt machte er keine Ausnahme vw der übrigen Männerwelt, und war eitel genug, einer solchen Möglichkeit kernen Raum zu geben. Seit drei Tagen nun war Kurt in seine Heimat zurückgekehrt, und zu Tante Lottchens großer Verwunderung hatte er sich in Alten- stein noch nicht blicken lassen. Ihrer Ansicht nach wäre es in der Ordnung gewesen, gleich am ersten Tage daselbst zur Brautschau zu erscheinen, als aber auch der -weite und dritte verging, und kein Zeichen von dem unbegreiflich geduldigen Freier brachte, war ihr Erstaunen grenzenlos; ja, sie hatte davon in der vergangene« Nacht ein paar schlaflose Stunden gehabt. Die drei Damen saßen nachmittags beim seiner Person verbunden ist, so eng verbunden, wie zurzeit nur in Osterreich-Ungarn. Wenn der immer rege Parieieuhader verstummte, wmn die Trennungsbestrebungen in Ungarn sich in letzter Zeit weniger bemerkbar machten, als noch vor einem Jahrzehnt, io ist diese Wandlung lediglich auf das persönliche Eingreifen des Kaisers zurückzuführen, vor dessen ehrfurcht gebietender Gestalt Parteikämpfe ««d Sonderbestrebungen sich Zwang auferlegten. Vielleicht würde der Greis auf dem Throne die Bürde gern in die Hände des Neffen Franz Ferdinand legen, wenn das Deutschtum mit dem Slawentum in seinen Staaten versöhnt und wenn endlich nach mehr denn 40 jährigen Kämpfen der Ausgleich geschlossen wäre, der Rechte und Pflichten beider Staatshälften festsetzt. In bezug auf den Ausgleich mit Ungarn kann der Kaiser einigermaßen beruhigt sein, denn der Ausfall der letzten Wahlen hat ja gezeigt, daß die über hitzten Gemüter, die die wirtschaftliche (und auch politische) Trennung von Österreich wünschen, in der Minderheit sind. Die Frage des Nationalitätenhaders in Österreich ist aber noch völlig ungelöst. Und doch wäre das dem ost und herbe Enttäuschten auf dem Thron der Habsburger zu gönnen, daß seine Lieblings wünsche, Aussöhnung der Nationalitäten und endgültiger Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn, sich jetzt jenseits der Grenze des biblischen Alters noch erfüllen, auf daß das sturmbewegte Leben eines treuen und mutigen Kämpfers mit einem harmonischen Akkord ende. V?Asdtsr. Politische Kunälckau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm hat dem König Manuel von Portugal den Schwarzen Adlerorden verliehen. Diese Auszeichnung wird eine Sonderkommission unter Führung des PrinzenFriedrichLeopoldvonPreußen demnächst dem jugendlichen Könige überbringen. * Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes v. Kiderlen-Wächter ist zum Be vollmächtigten zum Bundesrat ernannt worden. * Der in Österreich von vielen Testen ge wünschte Erlaß eines Ausfuhrverbots für Schlachtvieh wird in Berlin an amt licher Stelle als ausgeschlossen betrachtet, da man ein derartiges Verbot als dem Handels vertrags widersprechend anfieht. * Auch während der parlamentarischen Ferien zett ruhen die Bestrebungen, die Einführung einer Reichswertzuwachssteuer zu verhindern, nicht. Der Deutsche Handels tag hat zur Beratung der Einzelheiten des Entwurfs und der von der Reichstagskommission dazu gefaßten Beschlüsse eine Sonderkommission niedergesetzt, die eine Denkschrift gegen die Zuwachssteuer ausarbetten soll. Tausende von Fragebogen wurden zu diesem Zwecke bereits an Gemeinden und andre Interessenten versandt. * Von den neuen Münzsorten sind jetzt bereits beträchtliche Summen im Umlauf. Nachdem der Monat Juli eine Gesamt-Aus prägung von nahezu 4 Mill. Mk. gebracht hat, sind von den Drennarkstücksn bis jetzt für 74 Mill. Mk. im Verkehr. Man wird damit rechnen können, daß auch in den nächsten Monaten für größere Beträge Ausprägungen von Dreimarkstücken erfolgen werden. Die jetzt im Umlauf befindliche Summe macht bereits 7,3 Prozent der Gesamtsumme der im Verkehr befindlichen deutschen Silbermünzen aus. Von den 25-Pfennigstücken laufen jetzt für 3,1 Mill. Mark um. Es scheint indessen, als ob diese Münzart sich nicht recht einbürgern wollte. * Einige Vorkommnisse aus neuerer Zeit, die ergeben haben, daß das an den Für sorge-Erziehungsanstalten wirkende Erzieherpersonal nicht immer den Anforderungen entspricht, haben zu einem Rundschreiben des preußischen Ministeriums an die Oberpräsidenten Veranlassung gegeben. Darin wird betont, bei der Ausbildungsfrage müsse in erster Linie die j Fortbildung des vorhandenen Personals ins i Kaffsetisch beisammen, der, wie gewöhnlich im Sommer, w«m das Wetter es erlaubte, in der Veranda gedeckt worden war. Eine rechte Unter haltung wollte aber nicht in Gang kommen. Endlich nach längerem Schweigen konnte Tante Lottchen sich nicht enthalten, dem sie peinigenden Gedanken Ausdruck zu geben. „Es ist doch sonderbar," fing sie an, „daß Kurt noch nicht hier gewesen ist; seit Montag ist er in Neuendorf und heute haben wir schon Freitag. Meint ihr nicht auch, Kinder?" Erna blieb schweigsam und nur ein verächt liches Zucken um die Mundwinkel konnte einem aufmerfiamen Beobachter verraten, daß sie die Frage nicht überhört habe. Hanna dagegen sagte: „Gell, Tantchen, er wird viel zu tun haben, da hat er wahrscheinlich noch nicht Zeit gefunden, Erna seinen Besuch zu machen." „Ich empfange keine Herrenbesuche, wie du doch wissen müßtest, liebe Hanna," brauste Erna auf, „das tut meine Tante." „Wie du dich ereiferst, Herz; das weiß ich natürlich, aber gerade dieser Besuch macht doch eine Ausnahme, sollte ich meinen, und wird ganz speziell dir gelten. Bei dem Verhältnis, in dem du zu deinem Vater stehst, ist das doch selbstverständlich." Erna schob mü einer heftigen Bewegung ihre Tasse zurück, erhob sich und rief einem in der Nähe beschäftigten Gärtnerburschen zu: „Joseph, bestellen Sie im Stalle, daß für mich gesattelt wird, aber sofort." „Du willst noch fortreiten?" fragte Tante ! Lottchen mit ganz erschrockener Miene. Auge gefaßt werden. Daher solle aus eine baldige Verwirklichung von Fortbildungskursen Bedacht genommen werden. Nicht minder wichtig sei die Ausbildung von Anwärtern für den Erzieherberuf. Außerdem sollten iür die Erzieher so ausreichend bezahlte Stellen ge schaffen werden, daß sie als Lebensstellungen angesehen werden könnten und die Gründung einer Familie gestatteten. * Das braunschweigische Staats ministerium verfügte, daß unter gewissen Voraussetzungen Schülerinnen in die höheren Knabenschulen ausgenommen werden können. Eine der Voraussetzungen ist, daß der Direktor der betreffenden Anstalt mit Rücksicht auf die Stimmung des Lehrerkollegiums und auch für sich selber keine Bedenken gegen die Aufnahme von Mädchen hegt. Der ministerielle Erlaß ist auf Grund eines Ge suches des Verbandes der braunschweigischen Frauenvereine bereits zu Ostern 1908 erfolgt. Doch hat bis jetzt nur eine Anstalt des Herzog tums, Seesen a. Harz, ihre Tore den Mädchen geöffnet. In dem Bericht dieser Anstalt heißt es, daß sich der Versuch bewährt habe. Es wird nun auch an andern Lehranstalten nach dem ministeriellen Erlaß Verfahren werden. Spanien. * Der Bergarbeiter st reik im Gebiete von Bilbao nimmt immer größere Aus dehnung an. Die Ausständigen haben vom Auslands ansehnliche Unterstützungen erhalten, darunter allein von den belgischen Gewerkschaften 80000 Frank. Die Ruhe ist durch das Ein greifen des Militärs wieder hergestellt, aber es gärt bedenklich unter der Bevölkerung. Die Re gierung setzt deshalb alles daran, den Streik sobald als möglich zu beenden. Balkanstaaterr. * Trotzdem die türkische Flotte einen engli schen Admiral als Oberbefehlshaber sieht, scheint sich in leitenden Kreisen doch der Wunsch zu regen, daß auch deutsche Instruk teure an der Ausbildung der türkischen Flotte beteiligt sein möchten. In der türki schen Admiralität steht man der Emennung einiger deutscher Marinefachleute sehr sympathisch gegenüber. Sofort nach Flaggsnwechsel der beiden in Deutschland erworbenen Schlachtschiffe, der in den Dardanellen Ende dieses Monats vorgenommen werden soll, wird sich die türkische Regierung mit der deutschen wegen Überlassung eines kleinen Jnstrukteurkorps verständigen. * Die bulgarischen Blätter äußern ihre Ge nugtuung über die mit der Türkei in der mazedonischen Angelegenheit er zielte Einigung. Auch die Regierungskreise zeigen sich jetzt beruhigter. Entscheidend für die Lage dürfte aber die vereinbarte tatsächliche Rückkehr der geflüchteten Bulgaren nach Maze donien sein. Bemerkenswert ist übrigens, daß in den Beratungen der Minister mit König Ferdinand auch die Möglichkeit weiterer Verwickelungen mit der Türkei erörtert worden ist und entsprechende Maßnahmen in Aussicht genommen worden sind. Die Türkei kann nun zeigen, ob sie den Frieden will, indem sie den mazedonischen Bulgaren, wenn sie wirk lich zurückkehren, nicht neue Schwierigkeiten be reitet. * Einige Politiker in Griechenland, unter ihnen der ftühere Ministerpräsident RhälliS, können sich noch nicht an den Gedanken ge wöhnen, den Kretastreit endlich ruhen zu lassen. Sie versuchen, die kretischen Abgeord neten zu bewegen, ihr Mandat zur griechischen Nationalversammlung, auf das sie verzichten wollen, nicht niederzulegen, und behaupten, das Interesse der Schutzmächte an den griechischen Wahlen sei ungehörig, weil eS eine Einmischung in innere Verhältnisse des Landes darstelle. Glücklicherweise sind die kretischen Abgeordneten besonnener und halten ihren Verzicht aufrecht. Umerika- *Jn Amerika fürchtet man in gleicher Weise die „schwarze, die gelbe und die indische Gefahr". Die bevorstehende Ankunst von 400 indischen Kulis erregt bereits jetzt unter der Arbeiterschaft San Franziskos großes Aussehen. In Versammlungen fordert man das Einschreiten Sie wußte, daß diese Ritte ihrer Nichte immer einige Stunden währten, und hatte diese überhaupt nie gut geheißen. Reiten war ihrer furchtsamen Natur geradezu grauenerregend, noch dazu ohne Begleitung, wie Erna das liebte. Sie fand es auch unweiblich, zu ihrer Zeit wäre das etwas Unerhörtes gewesen. Ja, aber die Jugend von heute, die war freilich ganz anders, viel selbständiger und wuchs den Ettern vollständig über den Kopf. Wo hätte früher ein Mädchen gewagt, „nein" zu sagen, wenn die Eltern ihr den Bräutigam bestimmten. Da schlug man nur verschämt die Augen nieder und empfing errötend den Brautkuß, fein sittsam, in Gegenwart von Vater und Mutter. Heute! Da wird das gewöhnlich schon ab gemacht, ehe diese noch eine Ahnung haben von den Wünschen des jungen Paares. Da tritt man mit der vollendeten Tatsache vor sie hin. Oder wenn sie gar so vermessen sind, den Schwiegersohn nach ihrem Gefallen sich auszu- snchen, da stellt sich ihnen die Tochter mit hei liger Entrüstung entgegen und ruft: „Nein und abermals nein," empört sich über eine solche un erhörte Tyrannei. Ja, ja, die gute, alte Zett, die war doch ganz anders. Heute war es ihr nun ganz besonders zu wider, daß Erna sich entfernte. Erwartete sie doch stündlich den ersehnten Gast und fürchtete, dieser könnte möglicher weise gerade kommen, wenn ihre Nichte ab- der Regierung der Ver. Staaten zum Schutz der einheimischen Arbeits kräfte. Ja, man hat sich nach Washington gewendet, damit dis Ausschiffung der Inder verhindert werde. Die Abteilung für Handel und Arbeit hat daraufhin geantwortet, daß sie Mittel und Wege finden werde, die unlieb samen Einwanderer unverzüglich wieder in ihre Heimat zurückzubefördern. Öffentliche Arbeitsnaekweil'e. Zur Ausführung des neuen Stellenver- mittlergesetzes ist eine Reihe von wichtigen Bestimmungen getroffen worden. Als öffentliche Arbeitsnachweise sind nur Arbeitsnachweise an zusehen, die von öffentlichen Verbänden errichtet und unterhalten werden. Einrichtungen gemein nütziger Vereine und Verbände gelten nicht einmal dann als öffentliche Arbeitsnachweise, wenn sie aus öffentlichen Mitteln- unterstützt werden. Jedoch sollen die Wünsche und Gut achten derartiger Arbeitsnachweise bei der Aus führung des Gesetzes berücksichtigt werden, be- sonders dann, wenn an den Orten ein öffent licher Arbeitsnachweis nicht besteht. Nach dem Gesetz muß der Träger des öffentlichen Arbeits nachweises gehört werden, ehe die Gebühren festgesetzt werden, die den gewerbsmäßigen Stellenvermittlern zukommen. Dieser Träger des öffentlichen Arbeitsnachweises soll aber nur dann gehört werden, wenn es sich um Taxen für Berufe handelt, für die der öffentliche Nach weis Stellen vermittelt. Zu den Stellenver mittlern werden auch die Herausgeber von Stellen- und Vakanzenliiten gerechnet. Auch für diese sollen Taxen festgesetzt werden. Als solche gelten selbst Jnsertions gebühren, Abonne mentsgebühren und Einzelverkaufspreise. Setzt ein Stellenvermittler seinen Gewerbebetrieb gegen das Verbot der Ortspolizeibehörde fort, so soll er strafrechtlich verfolgt werden. Der Betrieb kann sogar durch Zwang verhindert werden. Man kann z. B. das Firmenschild im Ver waltungszwangsverfahren entfernen. Unzulässig ist es dagegen, Stellenvermittler zur Einholung der Erlaubnis zwangsweise anzuhalten. Neer mä flotte. — Die vor einigen Jahren erlassene Be stimmung, daß gut beurteilten Leutnants zur See, die als Abiturienten in die Marine ein getreten sind, bei der Beförderung zum Ober leutnant zur Ser durch Vorpatentierung ein Vorteil gewährt werden soll, wird in Kreisen, die mit Marineverhältnissen nicht näher vertraut sind, hinsichtlich ihres praktischen und tatsäch- liehen Effekts weit überschätzt. Infolgedessen scheint sich die Ansicht herausgebildet zu haben, daß Seekadetten, die als Primaner eintreten, nur sehr geringe Aussichten für eine erfolgreiche Laufbahn hätten und gegenüber den gleichzeitig eintretenden Abiturienten unter allen Umständen zwei Jahre verlören. Deshalb ist darauf hin zuweisen, daß nach wie vor gut qualifizierte Primaner stets Aussicht auf Einstellung haben und daß die etwaige Schädigung durch Vor patentierung von Abiturienten bedeutend ge ringer ist, als vielfach angenommen wird, da ja nur die gut qualifizierten Abiturienten für eine solche in Frage kommen. Außerdem ist in der oben erwähnten Bestimmung ausdrücklich vorgesehen, daß vorzüglich beurteilte Primaner ebenfalls vorpatentiert werden können. — Für die Zwecke der Inspektion des Torpedowesens soll das bisher von der Marine schule benutzte Gelände in Düsternbrook in Zukunft Verwendung finden, das am 1. Sep tember durch die Verlegung der Unterrichts anstatt von Kiel nach Flensburg-Mürwik frei wird. Vnn der ursprünglich in Aussicht ge nommenen Verwendung des Gebäudes als Seeoffizierskäsino der Ostsee-Station hat man Abstand genommen. Dagegen beabsichtigt die Marinebehörde einen Neubau auf dem jetzigen Terrain der Vorpedoinspektion auszuführen, für den im neuen Etat die erste Baurate angefordert werden soll. wesend wäre, und das wäre doch gar zu ärger lich gewesen. Sie hatte nämlich die ganze Heiratsange legenheit trotz Ernas Widerspruch noch keines wegs als hoffnungslos aufgegeben, sie versprach sich vom persönlichen Verkehr das beste. Einem hübschen Freier gegenüber hält ja die Weigerung eines jungen Mädchens gewöhnlich nicht stand, dachte sie.; sie wußte aber auch, daß Erna nicht zu bewegen sein würde, zu Hause zu bleiben, wenn sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, auszureiten, daher machte sie erst gar keinen Bersts, da war sie viel zu sehr an unbeschränkte Freiheit gewöhnt. Das war ja stets Tante Lottchens Arger, ihre Sorge gewesen, daß Erna in allen Dingen eigenmächtig Hanseln durfte. Wie oft hatte sie ihrem Schwager darüber Vorstellungen gemacht, aber da war sie schön angekommen. Der hat ihr einfach zur Antwort gegeben: „Liebe Schwägerin, lassen Sie mir meine Kleine, wie sie ist, ich will keine gedrechselte Zierpuppe aus ihr machen. Frei und unein geschränkt soll sie sich entwickeln können; daß sie sich nicht schlecht entwickelt, dafür bürgt mir das Blut, das in ihren Adern fließt." Was sollte sie da machen? Aber das hatte er nun von seiner Er ziehungsmethode, daß Erna ihr Glück mit Füßen trai und sich kopfüber in Unglück und Elend stürzte. Sie konnte jetzt nicht mehr gutmachen, was einmal verpfuscht war, das war nun zu spät. Eine so selbständige Dame wie Erna ließ sich von
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