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Allgemeiner Anzeiger Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend Inserate, die 4 gespaltene Korpuszeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den Nll- jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir 2V Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag i/z11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag ' »11 Uhr einzusenden. Lchristleilung, Druck unö Verlag von N. Zchuvig, Bretnig. Mittwoch, den 19. Oktober MO 2«. Jahrgang Nr. 84. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnementsprei« inkl. des allwöchentlich beizegebenen »Illustrierten Unterhaltungsblatte«" gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtliche Zeitungtboten vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ins Haus 1 Mark jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähre« wir Einiges üder die gute alte Zeit in Bretnig und Hauswalde Verfaßt von weiland g-ttft. EeMV in Bretnig. Da» Rittergut Bretnig ist ungefähr zu Anfang de» 16. Jahrhundert» ein solche» geworden; früher war e« nur ein Vorwerk und die Besitzer desselben wohnten in Puls nitz. Die damaligen Besitzer waren die Ge brüder von Schleinitz; von ihren Tugenden hat die Geschickte nur wenig aufzuweisen. Da» Rittergut hat seine Größe durch die nach und nach zusammengekausten und auf verschiedene Weiss dazu geschlagenen Grund stücke und Bauergüter erlangt. Im Jahre 1523 kam da» Rittergut unter die Herrschaft der Gebrüder Schlieben, 1532 durch Teilung der großen Besitzungen an Balthasar von Schlieben, nach diesem folgte al» Besitzer beider Dörfer Han« von Schlieben. Dieser war ein sehr guter Herr; obwohl zu der Zeit die Leibeigenschaft in voller Blüte stand, behandelte er seine Untertanen doch menschenfreundlich und gerecht. Nach dessen Tode kiufte Bretnig und Hauswalde am 4. Februar 1580 der Landes hauptmann Hans Wolf von Schönberg. Dieser Schönberg knechtete seine Untertanen auf alle nur erdenkliche Weise mit Frohnten rrnd Plackereien, so daß viele Bauern und Häusler davonliefen und alles im Stiche ließen. Schon im ersten Jahre seine» An tritts hat er folgende Güter an sich gezogen: Abraham Mildner«, Michael Steglings und Bernhard Voigts in Hauswalde, Barthel PretzschenS, Adam Hillmans, Christoph Hau. fen», Laurentius Steglings, Blasius Henisches in Bretnig. Manche dieser Gütec verkaufte oie Herrschaft wieder, wenn man es einen Kauf nennen will; auf einige setzte sie wieder andere Wirts und beide Teile wurden so behandelt, daß sie eben in kurzer Zeit wieder davonliesen. Da diese übermäßige Strenge nicht mehr zu ertragen war, ent schlossen sich dis Bauern, obwohl sie bestimmt wußten, daß keine Hilf« zu erlangen war, eine Beschwerdeschrist beim Kaiser einznreichen, der sie aber abwie«, ihnen sogar anbefahl, daß sie ihrer Herrschaft gehormsam sein und derselben Abbitte tun sollten. Schönberg, dadurch erbittert, knechtete und behandelte die selben dann nur noch viel unbarmherziger. Doch der höhere Richler entkleidete diesen hochadligen gestrengen H-rrn mit seinen Tugen den dir Erdengewalt und so verließ er da» Zeit liche im Jahrs 1603. Ob keine Untertanen bei seinem Abgänge in das Jenseits ihm viele Tränen nschgewernt haben, konnte ich nicht erfahren. Nach dessen Tode trat sein Sohn Wolf Georg von Schönberg das Erbe seines Vater» an und übernahm Bretnig und Haus walde. Nun blickten seine Untertanen nach so vielen durch die unbarmherzige Strenge des «rsten Schönberg erlittenen Drangsalen mit Furcht und Hoffnung auf den neuen Herrn. Hatte aber der Vater seine Untertanen mit Peitschen gezüchtigt, so behandelte sie der Sohn noch viel grausamer uns barbarischer, so daß wieder viele Untertanen davonliefen und ihr Besitztum im Stiche ließen. Da nun diese unbarmherzige Strenge nicht mehr zu ertragen war, verweigerten ihm die Bauern den Gehorsam und schickten 30 Abgeordnete mit einer Beschwerdeschrift an das Amt zu Bautzen. Aus dieser Beschwerdeschrift sei hier Einiges mitgetctlt. 1) Sie müßten eine für 7 Gr. gekaufte Gans der Herrschaft für 2 Gr. ablassen. 2) Die Herrschaft nehme ihnen die Kühe au» dem Stalle und gebe ihnen 6 Gulden für solche, die S Gulden wert wären. 3) Wenn der Herrschaft ein Schaf stürbe, müßten e« die Gemeinden ersetzen. 4) Dis Gärtner müßten 8 Tage hinter einander vor dem Schloßtors wachen, was vorher nie geschehen wäre. 5) Der Schäfer hütete besäete Felder ab, weil sie dieselben nicht unbestellt gelassen. 6) Sie müßten von der Herrschaft Getreide kaufen, obschon sie e« nicht brauchten. 7) Wenn sie ihre Kinder auf tue Schule brächten, oder ein Handwerk lernen ließen, müßten sie dem Junker 10 Taler und dem Schreiber einen 1 Taler zählen. Da» Oberamt wies die Beschwerdeschrift an die Herrschaft zurück; Schönberg ließ die Abgeordneten durch den dasigen Rat als Rebellen verhaften und schwer züchtigen; jedoch erklärte derselbe, er wolle aus angeborener adliger Gnade in einigen Stücken nachgeben. Die zwei Rädelsführer aber, die Georüser Christoph und Michel Hillmann aus Bretnig, die ihr gerechte« Vorgehen jedenfall« mit dem Leben hätten büßen müssen, hatten sich noch bei Zeiten geflüchtet und der gestrenge Herr hat ihr Besitztum an sich gezogen. Christoph Hillmanns Gut ist den 28. Mai Simon Schreiern eingeräuml worden. (Fortsetzung folgt.) Oerttiches und Sächsisches. Bretnig. (Post.) Pakete für die Stationen dec französischen Nordbahn mit Ausnahme von Paris und Vororte werden bi» auf weiteres nicht mehr angenommen. Großröhrsdorf. Der seit dem 5. Okt. d. I. vermißte, bei dem Kaufmann Paul Schöne hierselbst in Stellung gewesene Handlungsgehilfe Otto Caroli aus Gitterse- dei Dresden konnte vis jetzt noch nicht aus findig gemacht werden. Derselbe ist 17 Jahre alt. Pulsnitz. (Gauturnfest.) In einer am Donnerstag abend stattgefundenen Aus schußsitzung des hiesiren Turnvereins „Tucner- dund* wurde beschlossen, im nächsten Jahre das ihm zugedachte Gauturnfest des Meißner Hochland-Turngaues in unserer Stadt abzu- halten. Vorläufig ist der 1. und 2. Juli 1911 in Aussicht genommen. Bischofswerda. (Dis bösen Zensuren.) Einem hiesigen Lehrer überbrachte nach Ferienschluß ein Knabs folgenden Zettel von Vater: „Lieber Herr Lehrer, diese Zensuren unterschreibe ich nicht, Ich habe mich bei andern überzeug*, dis die 2 Schreiben halten noch schlechter geschrieben hatten als wo sie die große 5 ausgestellt hatten. Nur möchte ich ferner bitten das den Kindern auch Arbeiten zu Hause ausgegsven würden, durch Fragen des Alfred, habt ihr Schularbeiten auf war die Antwort nein. Was sollen die Kinder dann lernen, wo bleibt dann unsere Schule. Ein alte» Sprichwort sagt! Ohne Saat keine Ernte, ohne Kampf kein Sieg? Haben Sie Samen gesät, würden sie sicher auch Ernten." — Der Mann wird es ja wohl wissen. Burkau. Ein heiteres Manöverge- schichtchen wird erst jetzt hier bekannt. Ein Ober-oßarzt kam eines Tages von Elstra nach Burkau, um ein kranke» Pferd zu untersuchen. Dieser Beschäftigung brachte auch ein 8—9« jähriger Junge große« Interesse entgege«. Am nächsten Tage wollte der Oberroßarzt wieder nach dem Gehöft, in dem dar Pferd stand. Da er aber einen ihm unbekannten Feldweg eingeschlagen hatte, so fand er sich nicht gleich zurecht, erblickte ober so ein kleine» Bürschchen und fragte e», wo es bei Lädrich Nr. so und so viel sei? Da stellte sich der Bursche vor ihn hin und sagte ihm ganz trocken: „Hä, hä, doaS warschte wull selber wissen, du bist ju gestern erseht dogewast!" Dresden. (Ueberfahren.) Am Sonn abend abend ist auf dem hiesigen Haupt bahnhofe durch den von Arnsdorf eingetrpffenen Zug 710 der Hilfszugschaffner Rößler V überfahre« und sofort getötet worden. Er war auf dem Bahngleis zu nahe am Gleis gegangen und hatte bedauerlicherweise auf das Achtungtsignal des Lokomotivführer« nicht geachtet. — Auf Bahnhof DürrröhrSdorf ist am Sonntag mittag der Hilfaschirrmeister Otto durch den Zug tödlich überfahren worden. Dresden. (Sensationelle Verhaftung.) Vor nicht allzu langer Zeit erregte die Ver haftung eines sächsischen Gefängnisgeistlichen, der dabei abgefaßt wurde, al» ec in den Räu men der damaligen Kunstausstellung einige wertvolle Skulpturen und andere Kunstgegen stände entwendete, große« Aussehen. Der Geistliche wurde damals auf seinen Geistes zustand untersucht und für geistig unzurech nungsfähig erklärt, das gerichtliche Verfahren somit gegen ihn eingestellt, weil er an einem Falle krankhafter Sammelwut litt. Jetzt Hst er» ähnlicher Fall, in dem e»-sich um einen angesehenen und vielbeschäftigten Dresdner Arzt handelt, die größte Sensation hervorge- ruien. In der königlichen Bibliothek und im königlichen Albertinum ist man großen Dieb stählen und Beschädigungen wertvoller Werke uno Illustrationen auf die Spur gekommen. Wie sich bei einer Revision kostbarer wissen schaftlicher, meist medizinischer und klinischer Werke durch die königlichen Bibliothekare er geben hat, sind aus diese» Werken Textfesten, Zeichnungen und Illustrationen, die zum Test nicht wieder zu ersetzen sind, entfernt und ausgeschnitten worden, und zwar in einer solch raffinierten Weiss, daß das Fehlen der kostbaren Blätter erst beim Nachzählen der Buchserten entdeckt werden konnte. Die gs- hennuisoolle Angelegenheit wurde von dec Leitung der königlichen Bibliothek der Staats anwaltschaft mitgeteilt, die alsbald umfang reiche Erörterungen und auch mehrfach Hau»- suchnngen vornahm, die anfangs keinen Er folg hatten. Der Verdacht der Täterschaft lenkie sich zunächst auf mehrere Beamten der köntgl. Bibliothek und de» Albertinum». Die Kriminalpolizei stellte einige Angestellte der Bibliothek unter Beobachtung, doch erwies sich der anfangs gehegte Verdacht als voll- ftänoig grundlos. Nun kamen die verschiede nen Entleiher an die Reihe. Da sich die letzteren aber ausschließlich aus den ersten Kreisen der gesellschaftlichen und wissenschaft lichen Welt zusammensetzen, so wsr es für die Kriminalbeamten außerordentlich schwierig, den Täter zu ermitteln. E» wurden die Ge wohnheiten der Entleiher festgestellt und bei einem derselben, einem hiesigen angesehenen und vielbeschäftigten Arzts, der außerordent lich wohlhabend ist und dessen Vater eine große Klinik besitzt, ermittelt, daß derselbe seit Jahren wertvolle Illustrationen, Texte und Zeichnungen, insonderheit aber Kunst blätter sammelt. Eine bei dem Arzte volge- nommene Haussuchung bestätigte den gehegten verdacht und man fand d«i ihm eine größere Anzahl der au» den Werken der königlichen Bibliothek und de» Albertinum« entfernten Blätter. Der Arzt wurde in Untersuchung«- Haft genommen, wird aber wahrscheinlich gegen Hinterlegung einer größeren Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt werden, nachdem er die Diebstähle unumwunden mit der Motivierung zugegeben hat, daß er seit Jahren beim An blick seltener Kunstgegenstände, namentlich von Kunstblättern und Illustrationen, da« Bedürf- «i» empfinde, sie zu besitzen und sich anzutig» nen. Er leide an krankhafter Sammelwut. Der Verhaftete soll sich bereit erklärt haben, den angerichteten Schaden, der sich auf tausende Mark belaufen soll, zu ersetzen. Dresden. (Radsport.) Bei dem am Sonntag von 12 00 Personen besuchten Rad rennen um den großen Sachsenprei« über 100 Kilometer siegle der Heidelberger Salz mann, der die Strecke in einer Stunde 11 Minuten und 11>/z Sekunden zarücklegte. Zweiter wurde Dickentmann (2>/, Runden zu rück), dritter Walthaur (4'/, Runden zurück), vierter Ryser (18>/z Runoen zurück) uno fünfter Theil; (27 Runden zurück). In dem Fliegerrennen siegte Reumer-Dre-oen. Wiesenbad. (Entgleist.^ Am Sonn abend abend kurz nach 8 Uhr ist ein vom Bahnhof Schönseld-Wiesa beim Rangieren in folge Versagens der Bremse entlausener, mit Gänsen beladener Wagen auf dem hiesigen Bahnhofe nach Gleis 2 geleitet unv zur Ent gleisung gebracht worden. Dadurch wurden 2 Wagen zertrümmert und 5 Wagen be schädigt. Personen find dabei nicht verletzt worden, auch konnte Ler Betrieb voll auf rechterhalten werden, Geyer, 14. Okt. In der Dämmerung vom Walds hetmkshrenv, wurde an der Zwönitzer Straße die 77 jährige Schloffer- meistecs-Ehefrau K. von 2 großen Hunden ange fallen und furchtbar zugsrichtet; erst als auf ihre Hä,-rufe Knaben herdeieilten und durch Steinwürfe die Bestien verscheuchten, konnte die schwerverletzte Frau hsimgedracht werden. Reichenbach. (Vom BootSunglück in Kamerun.) Der bei dem Kentern eine« Bootes des Kanonenboote» »Panther" in Kamerun verunglückte Maschinistenmaat Franke stammt au« Reichenbach. Er ist im Jahre 1889 als der Sohn eines hiesigen Maurers g-bocen, hat al« Schlosser gelernr und war vor drer Jahren tu die Kriegsmarine «ings- lrelen. Ec stand ein Jahr in Wilhelmshafen und seit zwei Jahren auf dem Kanonenboot „Panther*. Franke, der sich auf fünf Jahre verpflichtet, stand, wie das „Reichenbacher Tageblatt* meldet, im Begriffe, die Heimreise nach Europa zu einem Urlaubsbesuch seine: Eltern in Reichenbach anzutreten. Dresdner SOlachtdietzmartt vom 17. Oktober 1910. Zum Auftrieb kamen 4138 Schlachttiere und zwar 725 Rinder, 1202 Schafe, 1982 Schweine und 223 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 47—50, Schlachtge wicht 84—87; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 44—47, Schlachtgewicht 76—79, Änll-n: Lebendgewicht 46—50, Schlachtgewicht 77—81; Kälber: Lebendgewicht 58—62, Schlachtgewicht 88—92; Schafe: 88—90 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 55—56, Schlachtgewicht 71—72. Es sind nur die Preise für die besten Viehiorren verzeichnet.