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Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191008207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19100820
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100820
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- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-20
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 20.08.1910
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Oer lZranä äer Orüsseler Meltaus stellung. Die Elemente Haffen das Gebild non Menschenhand! Das Dichterwort ist in Brüssel zur traurigen Wahrheit geworden. Der weitaus größte Teil der Weltausstellung, die einen seltenen Erfolg versprach, ist ein Raub der Flammen geworden und angesichts der großen und unersetzlichen Werte, die bei der Katastrophe verloren gegangen sind, dürfen wir froh sein, daß in dem allgemeinen Wirrwarr, bei dem Schrecken, der die tausendköpfige Besucherschac ergriff, keine Menschenleben z« beklage« sind. Zwar heißt es hier und da, daß ein Mensch in den Flammen umgekommen sei, doch das Gerücht bestätigt sich nicht. Dagegen wurden im Gedränge über 100 Personen verletzt. Be wunderungswürdig ist die Haltung der Aus stellungsleitung. Sie läßt den Kopf nicht hängen. Sie veröffentlicht folgende Bekannt machung über den Umfang des Brandschadens: „Ein Teil der belgischen Abteilung, die englische Abteilung und die Lebensmittelgruppe der fran zösischen Abteilung find durch den Brand zerstört. Der Rest der Ausstellung ist völlig unversehrt geblieben. Es find Maß nahmen getroffen, daß das Publikum die Aus stellung besuchen kann." Dementsprechend war auch die Ausstellung am Tage nach dem Brande geöffnet. Wenn man den großen Platz betritt, so erblickt man das weite und hohe Trümmerfeld, das in den nächsten Tagen durch eine Fassade ringsherum verdeckt werden soll. Dahinter aber liegt eine Straßenfront, von der ebenfalls sieben (nach andern Berichten zwölf) Häuser verbrannt sind. Eine Schilderung des Brandes entwirft ein Deutscher wie folgt: „Alle Restau rants sind überfüllt, und eine froh bewegte Menge flutet durch die Wege und füllt die Mätze. So voll ist die Weltausstellung noch nie gewesen wie am Sonntag. Mit einem Male deutet eine Dame nach dem Hauptportal. Ich blicke unwillkürlich mit hinauf. Ein kleines, graues Wölkchen scheint an einer Säule empor- zukriechen und schlängelt sich nach dem Dache hin. Ich laufe näher heran. Nun ist es fast schon eine Wolke. Es schwindet jeder Zweifel, es brennt, es brennt gerade dort, wo das Haupt portal liegt mit der Zentralpost daneben und dem englischen Restaurant. Schon bilden sich Gruppen und schauen ungläubig empor. Aber nun geht alles mit rasender Schnelligkeit. Jetzt flammt es hoch auf. Es geht wie ein elektrischer Schlag durch die Menge. Ein Schrei löst sich los: Es brennt! Immer höher schlagen die Flammengarben. Man macht Löschversuche; aber wo bleibt die Feuerwehr? Als sie endlich nach qualvollen zehn Minuten erscheint, findet sie schon ein ungeheures Flammenmeer. Und nun geht alles so schnell, daß man sich über das einzelne keine Rechenschaft mehr geben kann. Schläuche werden gezogen, die Feuerwehr sucht nacy Wasser. An einer Stelle reißt sie den Boden auf, um statt eines Wasserrohres einen Abzugkanal zu entdecken. Verwirrung uns Kopflosigkeit an allen Ecken und Enden, Unterschätzung des Brandes und Mangel einer tatkräftigen Leitung. Kostbare Minuten gehen verloren. Die zu schauende Masse gerät in Bewegung, ein großer Teil ergreift die Flucht nach den Ausgängen zu, ein andrer wieder bleibt stehen, weil die Neugier mächtiger ist, als die Furcht. Vor der deutschen Abteilung, die abseits liegt, wogt die Menge auf und nieder. Und ein Teil der Brüsseler Ausstellung ist noch immer sorglos. Das Feuerwerk, das um V-10 Uhr abends be gann, wird bis zur letzten Rakete ruhig abge brannt, deren Kanonenschläge hineinhallen in das Donnern der zusammenstürzenden Ge bäude. Da plötzlich setzt ein fürchterlicher Wind ein. Entsetzen saßt die Massen. Sie fühlen, daß nun alles verloren ist. Im Augenblick kommt Gendarmerie angesprengt und räumt den Platz. Die Menge wird Hinausgetrieben — Oi Vor äie Makl gestellt. 3) Roman von M. Lautner. (Fortsetzung.) Erst angesichts des Todes hatte sich die Spannung gelöst. Nun war Albrecht zwar in Frieden von ihm gegangen, aber sie waren darum doch wieder ge- lrennt, seiner Bruderliebe war er entrückt. Aber er hatte ihm ja seinen Sohn hinter lassen und an diesem wollte er alles sühnen. In solcher Stimmung, in dem Nachklang dieser Stunde schrieb er seinen letzten Willen nieder und ließ sich durch seine exaltierten, hochgespannten Gefühle zu einer Bestimmung fonreißen, die unter Umständen zu einer grau samen Härte gegen sein eigenes Kind ausacten und das Lebensglück desselben auf immer ver nichten konnte. Nach dieser Bestimmung sollte Erna einst ihren Vetter Kurt heiraten. Im Fall ihrer Weigerung ging die Herrschaft Menstcin, wie überhaupt der ganze Belitz an diesen über und sie erhielt nur eine jährliche, verhältnismäßig kleine Rente. War Erna bei dem Tode ihres Vaters noch nicht erwachsen, so sollte ihr achtzehntes Jahr abgewartet werden, andernfalls mußte sie sechs Monate nach seinem Ableben eins Ent scheidung treffen und zwar hatte Justizrat Behrend, der langjährige Freund und Rechts beistand der Familie, den er für den Fall ihrer Minderjährigkeit auch als ihren Vormund be stimmte, ihr in Gegenwart ihres Vetters die verhängnisvolle Frage vorzulege», sie das ent scheidende Wort zu sprechen. hinter ihr ist eine Weltausstellung verbrannt." - Was die Urfache der Brandkatastrophe anbetrifft, so nimmt man allgemein Kurzschluß im Telegraphenamt der Ausstellung an, doch fehlt es auch nicht an Stimmen, die diese Darstellung in Zweifel ziehen. Gegen die mangelhafte Feuersicherheit der Ausstellungs gebäude und die schlechten Schutzvorkehrungen werden mannigfache Anklagen laut, vor allem wird über das Fehlen einer einheitlichen Organisation der Feuerwehr geklagt. Es war erst nur eine Dampfspritze zur Stelle, und der Wasserdruck der Hydranten genügte nicht. Zahl reiche Aussteller, die wertvolle Objekte nach dem Gehölz de la Cambre geborgen hatten, hielten nächtlich dort über ihren Schätzen Wache. Die Polizei hatte heiße Arbeit, um die Spitz buben am Plündern zu hindern. Die Verluste ber einzelnen Aussteller lassen sich im Augen blick garnicht berechnen, doch nimmt man an, daß sie sich auf etwa 60 Millionen beziffern, die nickt ganz durch Versicherungen gedeckt find. Das Ausstellungskonutee hat beschlossen, die Ausstellung nicht zu schließen. Man wird ver suchen, in irgendeiner Form in kürzester Zeit Ersatz für das zerstörte Werk zu schaffen. — Aus aller Welt sind dem Ausstellungskomitee Beileidstelegramme zugsgangen, die hervor heben, daß dieses zerstörte Werk des Friedens ein einigendes Band um die Völker zu schlingen, berufen war. Politische Aunäschau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat sich von Wil helmshöhe über Mainz, wo er die Parade ab nahm, und Cronberg nach Homburg v. d. Höhe begeben. "Kaiser Wilhelm hat dem Präsi denten Falliöres aus Anlaß des Eisen bahnunglücks bei Saujon, bei dem über fünfzig Personen getötet und ebensoviele schwer verletzt wurden, ein Beileidstelegramm gesandt; Präsi dent FaWreS sprach dem Kaiser telegraphisch seinen Dank aus. * Es ist bekannt, daß Kaiser Wilhelm einen Besuch der Brüsseler Weltaus stellung fest zugesagt hat, und daß auch der Kronprinz in den nächsten Tagen die Aus stellung besuchen wollte. Es lag nun die Ver mutung nahe, daß diese Besuche infolge des Brandes wieder abgesagt werden könnten. Dem ist aber nicht so. Die genaue Schilderung, die sich der Kaiser besonders von der deutschen Ab teilung der Ausstellung und ihren Erfolgen machen ließ, haben den Monarchen so inter essiert, daß auch nach dem Brande die Ansage aufrechterhalten bleiben dürfte. * Zum neuen Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika ist, nach amt lichen Mitteilungen, der bisherige Gouverneur von Kamerun, Dr. Seitz, in Aussicht ge nommen. "Der ehemalige Staatssekretär des Reichs kolonialamts, Dernburg, hat am Dienstag Berlin verlassen und die Reise nach Ostasien angetreten. Dernburg fährt zunächst über Alexandrowa bis Wladiwostok, wo er am 27. August eintreffen wird. In Wladiwostok wird er sich dann sofort nach Tokio einschiffen. * Der türkische Finanzminister Dschavid - Bei, der einige Tage in Berlin weifte, er klärte in einer Unterredung, es sei ihm gelungen, mehrere deutsche Banken für die türkische Anleihe zu gewinnen, für den Fall, daß die französische Anleihe nicht zustande kommen sollte. Die französische Regierung macht wegen dieser Anleihe bekanntlich Schwierigkeiten, weil die Türkei nicht gewillt ist, der Republik be sondere Zugeständnisse zu machen. Sollte der türkische Minister in Berlin wirklich die Zusage mehrerer Banken erhalten haben, so dürften ihm dadurch ohne Zweifel die Verhandlungen mit Frankreich erleichtert sein. "In der preußischen Gesetzsammlung ist jüngst das Gesetz über die Bewilligung weiterer Uber seinen Neffen konnte der Baron Bern hard schlechterdings nicht so willkürlich bestimmen. Der Jüstizrat sollte sich daher zunächst über die Bereitwilligkeit desselben, dem Wunsche seines Onkels nachzukommen, unterrichten. Trat er aus irgend einem Grunde zurück, so zerfiel selbstverständlich die ganze Anord nung und Erna blieb im Besitz ihrer natür lichen Reckte. Hätte Kurt später seinem Onkel Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben, so würde derselbe ohne Zweifel diese von einem Vater gegen sein einziges, zärtlich geliebtes Kind ohnehin ganz unnatürliche Maßnahme umgestoßen haben, und väterliche Liebe, Überlegung und gesunder Verstand, hätten den Sieg davongetragen über eine, von einem überreizten Gefühl hervorge rufene fixe Idee. Allein dies war nicht der Fall. Der junge Mann entwickelte sich im Gegen teil in einer Art und Weise, die die weitgehendste Garantien für die Zukunft zu bieten, vollstes Vertrauen zu rechtfertigen schien. Ernas Vater war daher der festen Über zeugung, das Glück seines Kindes nicht besser sichern zu können, als wenn er dasselbe in die Hand seines Neffen legte. Nebenbei spielte der Wunsch, durch diese Verbindung auch das alte Stammschloß der Altensteiner mit all' seinem Reichtum der Familie, den Namen zu erhalten, eine nicht un bedeutende Rolle. Kurt war der letzte männliche Sprosse des alten Geschlechts, ihm selbst hatte ein grausames Geschick seine Söhne geraubt. Staatsmittel zur Verbesserung der Wo hn un g sv erhältnisse von Arbeitern, die in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, und von gering besoldeten Beamten veröffentlicht worden. Damit find wieder 12 Mill. Mk. für die Lösung der Wohnungsfrage unter den preußischen staatlichen Arbeitern und gering besoldeten Beamten bereitqestellt. Preußen, dem sich später andre Bundesstaaten und das Reich anschlossen, ging in der Wohnungsfürsorge im Jahre 1895 zum ersten Male vor. In den verflossenen fünfzehn Jahren sind dafür nicht weniger als 132 Mill. Mk. bewilligt und zum allergrößten Teile auch verbraucht worden. Der größte Teil dieser Mittel ist, wie bei dem Umfange der Arbeiterschaft nur natürlich, der Eisenbahnverwaltung zugute gekommen, aber auch die Berg- und Bauverwaltung, sowie die des Ministeriums des Innern haben ganz an sehnliche Summen zur Besserung der Wohnungs verhältnisse ihrer Arbeiter und Beamten ver braucht. Frankreich. "Der frühere französische Ministerpräsident Clemenceau, der sich zurzeit auf einer Reise durch Südamerika befindet, hielt in Buenos Aires einen Vortrag, in dem er sich als Gegner der Beschränkung der Kriegsrüstungen erklärte, denn es gäbe kein sichereres Mittel, einen Krieg herbeizuführen, als dieses, da es unmöglich sei, das Gleich gewicht zwiscken den Rüstungen der verschiede nen Mäckte herzustellen. Er wies darauf hin, daß die Herrscher sich niemals mit der Frage der Rüstungseinschränkungon befassen wollten, wozu er sie beglückwünsche. Man müsse ständig die Verfolgung des idealen Zieles der Gerechtig keit im Auge behalten, um die Wahrscheinlich keiten eines Krieges aus der Welt zu schaffen, aber, wie Roosevelt in Paris gesagt habe, wenn man die Wahl habe zwischen Frieden und Ge rechtigkeit, so dürfe man nicht die Gerechtigkeit opfern. Zwischen der Wahl des Friedens und einer Erniedrigung des Vaterlandes könne man nicht schwanken. „Man muß alles tun", schloß Clemenceau, „um den Krieg zu vermeiden, aber wir würden töricht sein, wenn wir abrüsten wollten in einem Augenblick, wo alle rüsten, und zwar zu Lande, zu Wasser und in der Lust. Wir denken an keine Eroberungen und wollen niemand ein Leid antun, aber die Würde unsres Landes legt uns die Pflicht auf, zu seiner Verteidigung bereit zu sein." Clemenceau zeigt sich auch hier wieder als Politiker, der mit klarem Auge die Lage überschaut. Holland. "Das Haager Schiedsgericht hat seine Sitzungen in dem Streitsall zwischen England und den Ver. Staaten über Fischereigerechtsame an den Küsten von Neufund land und Labrador usw. geschlossen. Die Ver lesung des Urteilsspruches, der beide Parteien zufriedenstellen soll, wird in der ersten Woche des September erfolgen. Valkanftaate«. "An der griechisch-türkischen Grenze dauern die Zwistigkeiten zwischen den beiderseitigen Grenzposten, die schon mehrfach zum Kugelwechsel geführt haben, an und rufen andauernd neue Zwischenfälle hervor. So feuerten infolge von Reibereien bei Papapuli die Türken auf die Griechen. Drei griechische Soldaten wurden schwer verwundet. Auch bei Domenikon kam es zu einem Kampf zwischen griechischen Hirten, die von griechischen Sol daten unterstützt wurden, und der türkischen Grenzwache. Drei Hirten wurden erschossen, zwei türkische Soldaten verwundet. — Auch sonst läßt die Lage zu wünschen übrig. In Mazedonien hat sich eine neue revo lutionäre bulgarische Organisation gebildet. Das leitende Komitee hat ein Rundschreiben ausge geben, worin der Bevölkerung die Auslieferung der Waffen an die Türken verboten, in Fällen von Gewalttaten türkischer Behörden bewaffneter Widerstand empfohlen und bei Nichteinhaltung dieses Verbots strenge Bestrafung durch das Komitee angedroht wird. Daß unter solchen Umständen die Verhandlungen zwischen der Türkei und Bulgarien, die auf eine friedliche Lösung der mazedonischen Frage abzielen, nur So lebte er sich mehr und mehr in diese Lieblingsidee hinein. Daß seine Tochter abgeneigt sein könnte, diese zu erfüllen, oder gar ihm in diesem Punkte Widerstand entgegensetzen würde, wollte und konnte er im Ernste nicht glauben. Kurt war mit seinen zwanzig Jahren jetzt schon eine Erscheinung, die vor den Augen einer jungen Dame Gnade finden mußte und vereinigte in seiner Person eine Fülle liebens würdiger, ja hervorragender Eigenschaften zu einem überaus glänzenden Ganzen, das seinen Eindruck auf ein Mädchenherz sicher nicht ver fehlen konnte. Er kannte aber anderseits auch sein kleines Trotzköpfchen, hatte er dock zu seiner Ent wickelung selbst sattsam beigetragen. Erna war manchmal unberechenbar, und wer stand ihm dafür, daß es ihr nicht gerade einfiel, in dieser Sache, wie in so mancher andern, ihren eigenen Willen zu haben, der von dem seinen verschieden war, wie Feuer vow Wasser. > Eine solche Möglichkeit, angesichts eines s schönen und liebenswürdigen Bewerbers, lag zwar fern, aber sie war dennoch, vorhanden. Da mußte also ein Riegel vorgeschoben werden, und deshalb traf er die Bestimmung, daß seine Tochter nur dann seine Universalerbin werden sollte, wenn sie die Hand ihres Vetters anuabm. Sie hätte geradezu von Sinnen sein müssen, wollte sie dieselbe ausschlagen, und das war sein kleines Mädchen durchaus nicht, im Gegen teil, sie besaß ein sehr klares Köpfchen und Hellen Verstand. langsam fortschreiten, ist begreiflich. Hoffentlich wird ihr Zweck nicht durch einige Hitzköpfe auf beiden Seiten vereitelt. Afrika. * Bei den letzten Kämpfen in Wadai (Inner-Afrika) hatten die französischen Kolo- nialtruppen schwere Verluste. Sie hatten fünf Tote und fünfzehn Schwerverwundete. Nach vierstündigem Gefecht war der überlegene Feind geschlagen und floh unter Zurücklassung reich licher Beute. fallieres in äer SckweiL. Dem eintägigen Besuch, den Präsident Fälliges in Bern abgestattet hat, legen die französischen und die schweizerischen Blätter große Bedeutung bei. Daß es sich in der Tat um mehr als einen Höflichkeitsakt handelt, zeigt der Trinkspruch, den der Bundespräsident Camtesse bei dem Festmahl zu Ehren des französischen Präsidenten ausbrachte. Er sagte etwa folgendes: „Der Bundesrat schätzt sich glücklich, den ersten Beamten der französischen Republik im Herzen der Schweiz begrüßen, ihm im Namen des gesamten Schweizervolkes die Gefühle der Hochachtung für seine hohe Stellung und seine Person ausdrücken und bei diesem Anlasse ihn der aufrichtigen Freundschaft für die französische Republik versichern zu können. Ihr Besuch, Herr Präsi dent, fällt mit einer Tatsache von höchst erfreu licher Bedeutung zusammen: er fällt in einen Zeitpunkt vollkommener Übereinstimmung unsrer gegenwärtigen Beziehungen auf handelspoliti schem und wirtschaftlichem Gebiete. Früher mag es wohl hie und da vorübergehende Ver stimmungen zwischen den beiden Ländern gegeben haben, heute trennt uns nichts, keine Wolke trübt den Horizont. In der Tat ist es ge lungen, dank der Politik des guten Willens auf beiden Seiten, die Schwierigkeiten, die uns hätten trennen können, aus dem Wege zu räumen. Den von Wohlwollen zeugenden Be mühungen der Regierung der französischen Re publik, den gegenwärtigen Grundlagen unsres Handelsübereinkommens einen unveränderten Fortbestand zu sichern, zollen wir unsere hohe Anerkennung, und durch ein für unsre beiden Länder befriedigendes Einvernehmen sind wir dazu gelangt, der ziemlich verwickelten Frage unsrer Eisenbahnverhältnisse eine gute Lösung zu geben. Ihr Besuch erweist sich dergestalt als die höchste feierliche Weihe dieser Politik, deren günstige Ergebnisse wir bereits wahrzu nehmen beginnen. Wir glauben diesen Besuch aber auch als eine sichere Gewähr dafür be trachten zu dürfen, das derselbe Geist des guten Einvernehmens und des Vertrauens auch über unsren zukünftigen Beziehungen schweben wird. Und wie könnte es auch anders sein? Unser alter Freistaat kann sich nur glücklich schätzen, daß er mit allen seinen Nachbarn gute Be ziehungen unterhält. Es ist indessen für ihn besonders ermutigend, in seiner Nähe eine Schwesterrepublik zu wissen, mit der er in edlem Wetteifer an der Verwirklichung eines gemein samen Ideals arbeiten kann. Unser gemeinsames Ziel sei darauf gerichtet, stets in der vordersten Reihe der nach einer Zeit des Friedens, der Gerechtig keit und der Freiheit strebenden Völker zu schreiten, auf daß unsre beiden Republiken sich der Sympathien aller und der Ächtung der zivilisierten Welt stets würdig erweisen. Von diesen Gefühlen durchdrungen, erhebe ich mein Glas zu Ehren des Herrn Präsidenten der- französischen Republik und bringe ihm meine herzlichen Glückwünsche dar, indem ich zugleich auf die Wohlfahrt des republikanischen Frank reichs tunke." — Falliöres, der noch Interlaken besuchen wollte, ist am Sonntag wieder nach Pacis zurückgekehrt, als ihn die Nachricht von dem schweren Eisenbahnunfall bei Saujon er reichte. Es wird als sicher angenommen, daß der schweizerische Bundespräsident demnächst den Besuch erwidern wird. Wer mußte denn übrigens gleich an Sterben denken, wenn er auch sein Testament machte? Das wax doch durchaus nicht die notwendige Folge davon. Und in der Tat hoffte er noch Jahre zu leben; stand er doch im besten Mannesalter, war kräftig und gesund, er würde alio die Verwirklichung seines Liebesplanes selbst noch erleben und denselben mit geschickter Hand all mählich auf anscheinend natürlichem Wege zu dem ersehnten Ziele führen können. Vorläufig hatte es damit freilich noch gute W-ge. Erna steckte noch in den Kinderschuhen und Kurt hatte eben sein Abittmenten-Examen be standen und trat ins Heer, um seiner Pflicht gegen das Vaterland zu genügen, und, wie das in seiner Familie so Sitte war, sich die Epauletts zu erwerben. Baron Bernhard verwaltete inzwischen seinen Besitz. Als ein Jahr vergangen war, erwachte der > ginge Mann eines Tages mit dem angenehmen , Bewußtsein, sein eigener Herr und Besitzer eines jährlichen Einkommens von fünfzebntaulend Talern zu sein. Ein beneidenswerter Zustano, dessen sich wohl nur selten ein Menschenkind zu erstellen hat, noch seltener in so jugendlichem Alter wie .Kurt von Menstein, und mit dem fürs Leben so wertvollen Empfehlungsbrief einer glänzenden Erscheinung und gediegenen Wissens. Unter solchen Umständen war es wohl kein Wunder, daß ihm im ersten Augenblick der Kopf wirbelte und er sich rückhaltslos in den
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