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Allgemeiner Anzeiger : 09.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191007090
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100709
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-09
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 09.07.1910
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Graf Zeppelin über seine Luftschiffe. Graf Zeppelin, der gegenwärtig an der Nordpol-Vorexpedition nach Spitzbergen teil nimmt, hat im Hinblick auf die Vernichtung des Passagierlustschiffes „Deutschland" im Teuto burger Walde einen „offenen Brief" an die Eigentümerin des Luftschiffes, die Deutsche Luft- schiffahrts-Mien-Gesellschaft in Frankfurt a. M., gerichtet. Das Schreiben hat folgenden Inhalt: „Das Scheitern der „Deutschland" hat mich zur ernsten Nachprüfung der Fragen veranlagt, ob ich berechtigt war, Ihnen das Luftschiff für Passagierfahrten zu überlasten, und ob ich fernerhin solche für den Verkehr bestimmte Fahr zeuge bauen darf. Ich glaube beide Fragen mit gutem Gewissen besahen zu dürfen. Die „Deutschland" hatte sich bei der letzten Probe fahrt in Friedrichshafen und bei dem Fluge von Friedrichshafen nach Düsseldorf als ein durchaus gutes, leicht steuerbares Schiff erwiesen. Es war kein Grund denkbar, wes halb es bei vorschriftsmäßiger Ausrüstung und normalen Witterungsverhältnisten, so lange seine Betriebsmittel reichten, zu einer unfreiwilligen Landung zur Erde niedergedrückt werden sollte. In der Tat find am 28. Juni die Witterungs verhältnisse ganz ungewöhnliche gewesen. Nach den mir bis jetzt gewordenen Schilderungen ist die „Deutschland" in einen aufsteiaend-n Dreh sturm geraten, der sie mit unwiderstehlicher Ge- > Walt in eine Höhe von 1250 Meter binaufriß. Nach dem in der Höhe erlittenen bedeutenden Gasverlust sank das Luftschiff, schwer mit Schnee belastet, wieder herab. Es sank jedoch nur mit einer Geschwindigkeit von 1 bis 1V- Meter-Sekunden, und bald stieß die zur Aufwärtsfahrt tiefer stehende Hintere Gondel mit voller Fahrt an Baumkronen an. Nach kurzer Zeit saß das ganze Luftschiff in den Bäumen fest. Erheblichere Beschädigungen erlitt es nur unmittelbar vor der Hinteren Gondel, wo mehrere Träger brachen; ein gänzliches Durchbrechen und Abreißen hat nicht statt gefunden. Die weitere Zerstörung wurde nach träglich erst durch den Sturm verursacht. Das Versagen des vorderen Motors in dem gefährlichen Augenblick war anscheinend eine Folge von Benzinmangel. Es unterliegt nun keinem Zweifel, daß das Schwebevermögen dem Luftschiff nur durch das Hineingeraten in den aufsteigenden, von starkem Schneefall be gleiteten Drehsturm benommen worden ist. Solche Stürme sind zum Glück nur mit be stimmten Wetterlagen verknüpfte, ähnliche Erscheinungen wie die von der Seeschiffahrt noch immer wieder Opfer fordernden Taifune. Wenn die Seeschiffahrt aber bereits gelernt hat, diesen auSzuweichen, oder sie durch geeignetes Vorbei- fahren unschädlich zu machen, wofern daS be drohte Schiff nur über das nötige Tiefwaster -u völliger Bewegungsfreiheit verfügt, so wird die Lustschiffahrt auch sehr balv jene Dreh stürme nicht mehr zu fürchten brauchen. Die Pastagierlustschiffe können und sollen sie daher in Zukunft ganz vermeiden. Die Katastrophe im Teutoburger Wald muß in ihrer Art eine einzige bleiben. Daß die Erinnerung an sie nicht eine viel traurigere ist, verdankt man der Bauweise der starren Luftschiffe, die die Gefahr für das Leben der Reisenden durch das Vorlagem großer, die Stöße bei dem Anfahren an feste Gegenstände bis zur völligen Unschädlichkeit abschwächender Bauteile, sowie durch die wegen der ausgedehnten Unterstächen bestehende Unmöglichkeit allzu raschen Fallens vermeidet. Die Hauptsache ist, daß der Vor gang vom 28. Juni das Vertrauen zur Sicher heit meiner starren Luftschiffe in keiner Meise zu erschüttern angetan ist. Man wird aus dem selben nur die Lehre ziehen, daß man sich in Zukunft, namentlich für Pafsagierfahrten, mehr als bisher an die Befolgung unerläßlicher Grundsätze halten muß. Die Paffagirrfahrte« werden um so sicherer und regelmäßiger aus führbar, von je mehr Landungsorten die Aus- i K Sine schwergeprüfte frau. 16) Roman von M. de la Chapelle. Fortsetzung.^ Thilo antwortete nicht, sondern schritt nach kurzem Zögern an Fräulein Hartkopf vorüber, um sich in den Salon zu begeben. Allein diese ließ sich durch das Unnahbare seiner Haftung nicht abweisen. Sie folgte ihm, das gewohnte süßlich« Lächeln auf den Lippen, das auch vor de« finster fragenden Blick nicht schwand, mit de« Thilo, sichtlich unangenehm überrascht von ihrer Gegenwart, fie jetzt «aß. Da fie noch schwieg, sagte «, kurz «f- fordernd: „Sie wünschen etwas?" Fräulein Hartkopfs magere Gestalt verneigte sich demüüg. „Ich wollte m« nur erlauben, «einen er gebensten Glückwunsch abstatten und meiner Freude darüber Ausdruck geben zu dürfen, daß wir nunmehr in Ihnen den Erben unsres ver ehrten Herrn Barons vor uns zu sehen das Mück haben." Trotz seines Unmutes mußte Thilo innerlich lachen — kein Zweifel, Fräulein Hartkopf hatte sich auf diese Phrase längst vorbereitet und sagte sie nun herunter, wie ein artiges Lind das Einmaleins. Als er jedoch nun ihr Gesicht streifte, er kannte er. daß stch trotzdem hinter diese» einge lernten Worten etwas andres verbarg, denn um die schmalen Lippen Fräulein Hartkopfs lag ein unangenehm lauernder Zug, der nichts Gutes zu bedeuten schien. „Ich danke Ihnen — hoffe indessen, daß! gangsstation in einer kleinen Tagesfahrtseni- fernung umgeben ist. Es läßt sich dann auch bei jedem Winde in der Windrichtung und auch dann abfliegen, wenn eine Drehung des Windes vorauszusehen wäre, weil man die Sicherheit hat, einen jener Landungsorte erreichen oder im Notfälle an seinen Ausgangspunkt zurückkehren zu können. Ein sehr einfacher Melde- und Alarmdienst an den in Frage kommenden Landungsorten während der Flüge bei zweifel hafter Wetterlage wird die Sicherheit noch in beruhigender Weise erhöhen." — Der energische Greis, der jetzt dem hohen Norden zusteuert, um eine Polarexpedition mit seinem lenkbaren Luftschiff vorzubereiten, ist also auch durch das Unglück im Teutoburger Walde, das wieder ein Werk seiner Hand zertrümmerte, nicht entmutigt. Wird er den endgültigen Sieg, den die Ele mente nicht mehr streitig machen, noch erleben? Politische Kunäscbau. Deutschland. * Kaiser Wilhelm hat von Kiel aus die Nordlandreise angetreten, von der der Monarch voraussichtlich am 27. Juli zurück kehren wird. * Der bisherige llnterstaatssekretär im Ministerium, v. Günther, ist zum Ober- Präsidenten der Provinz Schlesien ernannt worden. Gleichzeitig mit der Ernennung Günthers wird auch die des bisherigen Finanz ministers v. Rheinbaben zum Oberpräfi- denten der Rheinprovinz amtlich bekanntgegeben. * Prinz Ludwig von Bayern hielt bei der Iahrhundertfeier der Zugehörigkeit Erlangens zur Krone Bayerns im Rathause zu Erlangen eine Ansprache an die städtischen Körperschaften, in der er sagte: „Wenn die Bürger der Stadt in den hundert Jahren gut bayrisch geworden sind, so glaube ich, daß dies in erster Linie der Verfassung, die König Max Joseph I. gegeben hat, zu verdanken ist. Ein freieres Volk als das bayrische, gibt es nicht, und es ist eine Freude für das Königshaus, an der Spitze eines treuen Volkes zu stehen." Die Rede machte auf alle Zuhörer einen tiefen Eindruck. * Ob der neue Wasserrechtsgesetz, entwurf dem preußischen Landtage in der nächsten Tagung wird zugestellt werden können, ist noch zweifelhaft. Die Beratungen bei den entscheidenden Stellen, an die der Entwurf noch nicht gelangt ist, werden sich gemäß seinem Um fange längere Zeit hinziehen. Ist es nicht mög lich, den Wasserrechtsgesetzentwurf dem Landtage in der nächsten Tagung zuzustellen, so dürste auch die Einbringung des neuen Fischerei gesetzes verschoben werden, da die Regierung beide, an den verschiedensten Punkten im Zusammenhänge stehenden Gesetze vom Landtage gleichzeitig er ledigen lassen will. * Mr die in der Zeit vom 1. April 1909 bis 31. März 1910 im preußischen Staate ausgegebenen Jagdscheine hat eine Abgabe von rund 2>/« Mill. Mk. erhoben werden können. "Das badische Ministerium deS Innern beabsichtigt, mit Hilfe von zur Ver fügung stehenden Mitteln einer Anzahl von tüchtigen und fähigen Arbeitern Gelegen heit zum Besuch der Brüsseler Welt ausstellung zu geben. Um die Reise für die Arbeiter möglichst gewinnbringend zu ge stalten, soll fie unter Leitung der Fabrik inspektion stattfinden, die auch mit allen vorbe reitenden Schritten beauftragt ist und Anträge aus Arbeiterkreisen entgegennimmt. Es ist an zunehmen, daß, wie dies bei der wohlgrlungenen Arbeiterreise zur ständigen Ausstellung für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen zu Charlotten burg im November 1903 geschehen ist, auch eine größere Anzahl von Arbeitern von ihren Arbeitgebern an dieser Gesellschaftsreise beteiligt werden wird. Auch für Gewerbevereine, Arbetterbildungsvereine und andre Vereini- gungen gibt das Untemehmen gute Gelegenheit zur Entsendung einzelner Mitglieder auf Ver einskosten. Bei Gesellschaftsfahrten zur Brüsseler Ausstellung gewähren die Eisenbahnverwal- die tatsächliche Verwirklichung dessen, was Sie soeben andeuteten, noch in weitem Felde stehen möge." Ein spöttischer Ausdruck erschien blitzschnell auf Fräulein Hartkopfs verkniffenem Gesicht, verschwand aber ebenso rasch wieder. „Nach menschlichem Ermessen dürste diese Hoffnung sich wohl kaum erfüllen, Herr Baron — das wissen wir doch alle. Doktor Jordan hat ja gestern Ihrem Herm Onkel auf seine Frage selbst zugeben müssen, daß eine Besserung seines Zustandes vollkommen ausge schlossen sei." „Hat Herr Doktor Iordan Ihne« dies ge sagt?" „Nein — daS allerdings nicht " gab Fräulein Hartkopf etwas zögernd zurück, worauf Thilo mit verächtliche« Achselzucken fortfuhr: „Ach — Sie haben eS wieder einmal für gut befunden, zu horchen!" Sie war von dem beleidigenden Ton, in welchem er dies sagte, durchaus nicht bettoffen, sondern sah ihm vielmehr mit einer gewissen kecken Überlegenheit ins Gesicht. „Können Sie mir das verdenken? — Ich «eine doch, bei der ganzen Angelegenheit genügend beteiligt zu seiry um mir über alles, was vorgeht, Klarheit verschaffen zu dürfen. Mücklicherweise besitze ich das volle Vertrauen Baron Ulrichs — ihm verdanke ich auch die Mitteilung über die gestern vormittag stattgefundene Testaments abfassung, während Sie es hingegen vorzogen, mir möglichst auSzuweichen, nur «« einer dahinzielenden Frage von meiner Sette zu ent gehen." ttzvgen gewiss Vergünstigungen und im Be- reiKr Her Ausstellung selbst werden sich vor aussichtlich noch besondere Vorteile erwirken lassen, die Einzelbesuchern nicht zugute kommen. England. * Im Unterhause war wieder einmal daS deutsche Flottenvrogramm Gegen stand der Debatte. Während der Beratung über das Budget besprachen verschiedene Ab geordnete die Pläne des Schatzkanzlers Lloyd George bett, die Einführung der Arbeits losen- und Altersversicherung und erklärten, es sei unvorsichtig, Hoffnungen zu hegen, die sich auf die Flottenpolitik einer andern Macht gründeten. Die Baurate, die in dem ur sprünglichen deutschen Bauplan vorgesehen sei, solle in bezug auf die großen Schiffe im Jahre 1912 um die Hälfte verringert werden, wenn die Lage unverändert bleiben würde. Aber der Schatzkanzler glaube wohl schwerlich, daß Deutsch land, nachdem es einmal diesen Pfad betteten habe, zufrieden sein werde mit seinem Jahre alten Flottenplan. Jedenfalls hafte es merk würdigerweise Lloyd George für richtig, staats männisch oder klug, den Leuten zu sagen, daß, wenn fie die soziale Reform wollten, sie die nationale Verteidigung aufgeben müßten. Diese Reden machten nachhaltigen Eindruck im Hause. Schweiz. Die Schweizer maßgebenden militärischen Stellen haben sich entschlossen, dem Beispiel andrer Länder zu folgen und Offizieren fremder Staaten das größtmöglichste Entgegenkommen bei der Teilnahme anManövern der Schweizer Truppen zu zeigen. In Zu kunft sollen daher alle fremden Offiziere genau die gleichen Vorrechte genießen, wie einheimische, nicht aktiv den Manövern beiwohnende mili tärische Vorgesetzte. Die fremden Offiziere sollen einen Passierschein, genaue Karten und die Tagesbefehle des Korps erhalten. Baltanstaaten. "Nach Konstantinoveler Blättermeldungen verhandelt der türkische Flottenverein mit der Schichauwerft wegen des Ankaufes eines großen fertigen Panzerschiffes. Der überaus rührige Verein hat der Türkei inner halb zweier Jahre bereits zwei Kriegsschiffe zum Geschenk gemacht, denen jetzt das dritte folgen soll. "Die Handelssperre gegen die Griechen dauert entgegen den Anordnungen der Regierung in allen türkischen Häfen an. Der Vorsitzende des Sperrekomitees erklärte sogar, die Sperre würde bis zur endgültigen Lösung der Kretafrage fortdauern. Statt sie eufzuheben, wurde von Saloniki aus nach allen Provinzen Kleinasiens der Befehl gegeben, die Sperre gegen die Griechen noch zu verschärfen, jedoch, daß Freunde darunter nicht leiden tollen. Trotzdem haben die Botschafter der Schutz mächte gegen die Fortsetzung der Sperre Ein spruch erhoben Md mit Entschädigungs forderungen gedroht. Hoffentlich kommen nun auch die Türken zur Einsicht, daß stch die Lösung der Kretafrage nicht erzwingen läßt. Der russisch-japanische Vertrag. Die Gerüchte von dem bevorstehenden Ab schluß eines Vertrages zwischen Rußland und Japan wollen nicht mehr verstummen, und nachdem noch vor einigen Tagen auS japanischer Quelle eine Widerlegung veröffentlicht wurde, kommt jetzt aus dem französischen Ministerium des Äußeren die bestimmte Meldung, daß der vielumsttsttene Vertragsabschluß bereits erfolgt sei und daß er in den nächsten Tagen ver öffentlicht werden soll. Das Abkommen stellt fest, daß die beiden Vertragsteile sich ver pflichten, ihren gegenseitigen Besitzstand zu respektieren, so zwar, daß Rußland sich jedes Eingreifens in die japanische Einflußsphäre und Japan seinerseits jeder Störung des russischen MachtgrbietS in der Mandschurei enthält. Zu gleich verbürgen stch beide Vertragsteile, dieses Mächteverhältnis ix der Mandschurei mit allen Kräften aufrechtzuerhalten und einander, falls von irgendeiner Seite daran gerüttelt würde, mit allen Kräften Beistand zu leisten. ! Thilo biß stch ärgerlich auf die Lippen — sie hatte recht uüt diesem Vorwurf: er war gestern den ganzen Tag über fast ängstlich be müht gewesen, einer Begegnung unter vier Augen mit Fräulein Hartkopf auS dem Wege zu gehen. Er sah an ihren Mienen Md Blicken, wie sehr fie danach trachtete, und gerade das hatte ihn immer mehr veranlaßt, stch von ihr fern zu halten, deun er glaubte im voraus zu wissen, was sie ihm zu sagen haben würde. Nichtsdestoweniger ärgerte es ihn, sich von ihr durchschaut zu sehen, und dieser Ärger klang noch deutlich aus den Worten heraus: „Nun, Sie sind ja auch ohne mich über alles Dorgegangene genügend unterrichtet — ich wüßte also nicht, welche Auskunft Sie noch von mir verlangen könnten." „Nur die Beantwortung einer Frage, an der wir beide das gleiche Interesse haben," fiel fie ihm rasch ins Wort. Dann fuhr sie, ihm einen Schritt näher tretend, mit merklich gedämpfter Stimme fort: „Sie erinnern sich doch noch jenes Scheines, den Sie vor etwa einem halben Jahre unterschrieben, und zu dessen Einlösung Sie sich an dem Tage verpflichteten, an dem der Tod Ihres Onkels Sie zum alleinigen Erben deS Erkhovenschen Besitzes macht?" Thilo wehrte die Fragende mit ungeduldiger Handbewegung ab. „Mein Gott ja — ich erinnere mich — was soll das aber jetzt? Sie sehen doch: noch ist dieser bewußte Tag nicht erschienen." „Das freilich nicht — ich wollte mir auch nm die Gewißheit verschaffen, daß Sie diese Damit ist der Charakter eines AbwehrbüsimiffeS gegeben und in der unzweideutigsten Weife den Der. Staaten die Antwort auf den (vor eisiger Zett gemachten) Vorschlag erteilt, die Eisenbahnen sowie alle ehedem von China verwalteten Staats domänen in der Mandschurei von einer inter nationalen Kommission bewirtschaften zu lassen. Japan wird, wie aus dem Vertrag« Wetter her vorgeht, jede Beeinträchtigung der russischen Interessen in der Mongolei unterlassen und er hält dafür daS Zugeständnis, seine Pläne in Korea völlig ungestört ausfkhren zu können. Im Pariser Ministerium des Äußeren beglückwünscht man stch dazu, daß wieder ein wichtiger Schritt geschehen ist, um die für die französischen Inter essen so wichtigen Verhältnisse im fernen Osten einer Dauer versprechenden Regelung zuzuführen. Dabei wird in Regierungskreisen namentlich folgendes betont: Je größer Japans Aussichten seien, in der Mandschurei für seine wirtschaft lichen Bestrebungen Genüge zu finden, desto geringeres Interesse dürfte Japan künftig haben, gewisse Unabhängigkeitsgelüste in Indochina moralisch oder materiell zu unterstützen. Nichts berechtige indessen zu der Vermutung, daß Japan in der Mandschurei trotz des neuen Ver trages sich Übergriff« auf Kosten des mit Frankreich verbündeten Rußlands oder Eurovas überhaupt gestatten werde. Möglich sei allerdings, daß es früher oder später zu Gegensätzen Japans und Ruß lands mit den Ver. Staaten und China kommen werde. — Damit rechnet man übrigens nicht nur in Paris, sondern auch bei den Nächst beteiligten. Dieser japanisch-russische Vertrag schafft durchaus nicht die Garantie, daß der Friede in Ostasien nun auf lange Zeit gesichert sei, er grenzt lediglich, aller Wett sichtbar, die Interessengruppen der Staaten gegeneinander ab. Die Zukunft wird zeigen, welche Gefahren diesem Friedensbunde innewohnen. k>eer unä flotte. — Die Verlegung deS dritten Eisenbahn regiments von Schöneberg nach Hanau wird Anfang Oktober d. Js. erfolgen. Das Regiment wird erst in seiner bisherigen Garnison noch die alten Mannschaften entlassen und mit dem jüngeren Jahrgang die Übersiedelung vor nehmen. Wie verlautet, soll für das scheidende Eisenbahnregiment später das fünfte Garde regiment von Spandau nach Schöneberg verlegt werden. In Hanau find die Vorbereitungen für die Aufnahme des Regiments in vollem Gange, die Stadt wird dem Offizierkorvs für sein künftiges Kasino ein Ölbild des Kaisers in der Uniform deS Eisenbahnregiments über reichen. — Nach den Herbstmanövern stehen Ver änderungen in der Marine bevor. Der große Kreuzer „Gneisenau" wird unter dem Kom mando des Kapitäns z. S. v. Ußlar nach Ostasien abdampfen und daS dortige Kreuzergeschwader verstärken. Der Kreuzer wird im Verbände der Hochseeflotte im Herbst durch den Riesenkceuzer „v. d. Tann" (19 000 Tonnen groß) ersetzt. „Zähringen" und „Wittelsbach" werden außer Dienst gestellt und durch „Rheinland" und „Posen" ersetzt. Der zweite Admiral des ersten Geschwaders wird als Flaggschiff die „Hannover" übernehmen. Ein dritter Tender wird der Hochseeflotte in „Heia" beigegeben, der als Kommandanten den langjährigen Chef des Nachrichtenbureaus des Reichs-Marineamts, Korvetten-Kapitän Boy Ed, erhält. Auch um Depeschenboote wird die Hochseeflotte verstärkt. Von unä fern. Die Zeppekinsche Borexpeditio« «ach Spitzbergen ist in Norwegen angekommen. Sofort nach der Ankunft in Bergen begab sich der deutsche Konsul Mohr an Bord. Abends veranstaltete der frühere Ministerpräsident Michelsen zu Ehren des Prinzen Heinrich und des Grasen Zeppelin eine Abendtafel, an der auch König Haakon teilnahm. Verpflichtung nicht vergessen haben, ebensowenig wie ich und mein Bruder vergessen werden, Sie zu dem bestimmten Termin cm ihre Erfüllung zu mahnen." Thilo fuhr rasch hemm und maß Fräulein Hartkopf mit finsterem Blick: „Soll das eine Drohung ein?" „Keineswegs, nur ein einfaches Erinnern an an Geschehenes. Sie selbst haben mich durch die auffallende Art, mit welcher Sie mir fest gestern, nach Abfassung des Testamentes, auS- weichen, hierzu gezwungen. Der Gedanke, Sie könnten versuchen, sich Ihrer Verpflichtung zu entziehen, liegt natürlich mir ebenso fem wie meinem Bruder, ich wollte Sie nur auf das Un- ausbleibliche in unserm beiderseitigen Interesse gewissermaßen etwas vorbereiten." „Sie sind wirklich zu besorgt um mein Wohl, Fräulein Hartkopf," unterbrach Thilo sie mit ironischem Auflachen. „Schade nur, daß mir die Fähigkeit mangelt, Ihre Aufmerksamkeit für meine Person nach ihrem vollen Werte zu würdigen!" Er ging einige Male auf dem dicken Teppich hin und her, um dann plötzlich vor Fräulei« Hartkopf stehen zu bleiben: „Und wenn ich Ihre Zuversicht nun enttäuschte, wenn ich mich weigerte, das zu erfüllen, wozu ich mich auf jenem Schein verpflichtete?" Fräulein Hartkopf fühlte ihr Herz bei dieser Frage rascher schlagen, ein jäher Schreck zuckte in ihr auf und einen Moment schien es, als wolle ihre bisherige Sicherheit sie verlassen; allein die Gewalt, die sie stets über ihren inneren und äußeren Menschen auszuüben gewohnt war,
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