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Das Befinde« des Fürsten Eulen« V«r« ist in der letzten Zeit unverändert ge- Krrben. Es scheint, daß das Leiden wohl auch kaum so ge-essert werden kann, daß der Fürst Überhaupt je vernehmungsfähig werden kann. Unter diesen Umständen ist daher einstweilen die Erledigung der gegen den Fürsten erhobenen Arcklage in weste Ferne gerückt. X Tod eines Eisenbahndirektors im Eisendahnznge. Von einem jähen Tode ereilt wurde nach Beendigung einer Dienstreise der Direktor der Pommerschen Kleinbahnen, Regierungsbaumsister IaMski in Stettin; man sand ihn in einem Abteil des Zuges Barth- Straliund in der Nähe der Station Krönnewitz entseelt auf, ein Herzschlag hatte seinem Leben ein plötzliches Ende bereitet. Die Leiche wurde einstweilen in das städtische Krankenhaus in Stralsund gebracht. Folgenschwerer Unfug zweier Sol daten. Zwei Soldaten des Infanterie-Regi ments in Gnesen öffneten gewaltsam einen Schuppen auf dem Schießplatz und nahmen daraus eine Dynamomaschine, die zur Er zeugung von Kanonenschlägen diente. Sie schleppten die Maschine ins Freie, nahmen eine Patrone und luden die Maschine. Als nun ein Soldat die Kurbel drehte, ging der Schuß los. Einem der beiden Soldaten wurde die Hand abgerissen; er mußte dem Garnison lazarett zu geführt werden. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Grubenuufall i« Oberschlefien. Eine verhängnisvolle Grubenexplosion entstand auf der Giesche-Grube bei Katlowitz, O.-Schl., infolge einer Dynamitexplofion. Ein Bergmann wurde getötet, mehrere schwer verletzt. Die Ursache der Dynamitexplosion ist auf ein vorzeitiges Los gehen eines Sprengschusses zurückzuführen. Schulknaben als Erpresser. Die Bam berger Erpresserbriefe an einen dortigen Bank direktor, in denen kürzlich sowohl dieser als auch sein Sohn mit dem Tode bedroht wurden, alls er die verlangten 12 000 Mk. nicht zahle, ind von zwei dreizehnjährigen Realschülern ge- chrieben worden. Das Kuvert einer Seiler warenfabrik, das zum ersten Erpresserbrief mit überdrucktem Firmenaufdruck verwendet worden war, hat auf die Spur der Absender geführt. ' Der Vater des einen Briefschreibers ist Pförtner in der genannten Fabrik. Die überführten wollen sich nur einen Scherz erlaubt haben. Falschmünzer oder Spion. Die Wiener Polizei verhaftete einen gewissen Konstantin Jdorow wegen Falschmünzerei und Spionage zugunsten Rußlands. Jdorow war früher Leut nant bei den Donkosaken und machte den Russisch-Japanischen Krieg mit. Nach dem Kriege kam er nach Galizien, wo er Weges Falsch- , münzerei verhaftet wurde. Er wurde dann aus gewiesen, kam aber bald zurück und verdingte Fich als Tagelöhner. Diese Beschäftigung war für ihn jedoch nur der Vorwand, um Spionage zugunsten seines Vaterlandes zu treiben. Eine Bärenjagd in Frankreich. Bei Lieusaint unweit Villeneuve-Georges an der Mittelmeerbahn entsprang einer durchziehenden - Menagerie ein ausgewachsener Bär und flüchtete sich in den Wald von Senart. Die ganze Be völkerung der Gegend machte sich auf die iJagd, wobei Beile und Heugabeln als Waffen ibenutzt wurden. Der Schloßwart von Tigery schoß zweimal erfolglos auf das sich weiter ms Dickicht flüchtende Tier, das bisher nicht gefunden werden konnte. S Das Orchester der Arzte. Die fran zösische Hauptstadt wird sich binnen kurzem rühmen können, ein Orchester zu besitzen, in dem alle Mitwirkcnden approbierte Arzte und Doktoren der Heilwissenschaft find. Die Pariser Ärzteschaft zählt gegen 150 Mediziner, die leidenschaftliche MuMebhaber sind; drei der begeistertsten dieser Amateurmusiker, Prof Richelet, s Dr. Robert ° Simon und Dr. Racul Blondel, der auch als begabter Komponist bekannt ist, haben den Plan gefaßt, ein erstklassiges Orchester zu organisieren, an dem nur Ärzte mitwirken s sollen. Der Direktor des Opernorchesters, Busser, hat unter den 150 musikalischen Medi zinern 70 ausgewählt, die das neue Arzte- Orchester bilden werden. Es wird aus 24 Vio linen bestehen, 10 Violen, 12 Cellos, 6 Flöten, einem Baß und einem Kontrabaß, 2 Oboen, 2 Klarinetten, einem Horn, einem englischen Horn, einer Reihe weiterer Blechbläser, Trommeln und Pauken, kurz aus allen Jinstrumenten, die zu einem vollkommenen Orchester gehören. Die Verwaltung des Orchesters liegt in den Händen eines Komitees, an dessen Spitze der erste Geiger, Prof. Richelot steht. Die musikalische Leitung führt Kapellmeister Busser. Bereits im April soll das Arzte-Orchester in einem großen Konzert zum ersten Mal vor die Öffentlichkeit treten, dessen Erträgnisse den medizinischen Wohl- tätigksitsanstalten zufließen sollen. Neue Überschwemmungen tu Spante«. Infolge anhaltenden strömenden Regens ist Die chinesische Regierung hat nach dem vom Reiche der Mitte bisher fast unabhängigen geistlichen Staate Tibet eine Armee von 25 000 nach japa nischem Muster ausgebildeten mongolischen Soldaten entsandt, deren Aufgabe es ist, das weite Bergland Nordwestspanien von neuem überschwemmt. Zahlreiche Ortschaften stehen unter Wasser und sind teilweise zerstört. Viele Telephon- und Telegraphenleitungen find unterbrochen. Die Flüsse Esgueva und Pisuerga in der Provinz Valladolid sind über die Ufer getreten. Bei Veguellina im Bezirk Astorga (Provinz Leon) stürzte eine Brücke ein, als ein Eisenbahnzug herankam. Fischer warnten rechtzeitig den Zug führer durch Winke. Dis Flecktyphus-Epidemie in Riga breitet sich immer mehr aus. Die Zahl der bisher Erkrankten übersteigt schon 300. Einst weilen ist von der Epidemie hauptsächlich die ärmere Bevölkerung in den Vorstädten betroffen worden. Um Abd «l HamidS Millionen. In eingeweihten Kreisen verlautet, daß die Villa Masini in Saloniki seit Wochen der Schauplatz eines förmlichen Ringens ist zwischen den Re- gierungsvsrtreteru, die überzeugt sind, daß Abd ul Hamid noch große Summen m Banken des Auslandes versteckt hält, deren sich die Re gierung bemächtigen will, und dem Exsultan, der für sein Leben fürchtet, wenn man wisse, daß nichts mehr bei ihm zu holen sei, und daher Wahnsinn heuchelt, um fich dem starken Druck zu entziehen. Die Krawalle in Philadelphia aus Anlaß des Straßenbahnerstreiks dauern fort. Die Hauptaufruhrszenen spielten sich um eine Wagenfadrik ab, wo die Angestellten in den Ausstand traten und einen Angriff auf das Grundst ck der Gesellschaft begannen. Die Poliz- " feuerte durch die Fenster auf die Streikenden, von denen viele getroffen wurden. Später gab es eine Reihe Kämpfe auf den Straßen, bei denen es der Polizei und der Miliz übel erging. Auch auf der Insel Guadeloupe dauern die Unruhen fort. Ein in Paris abgehaltener Ministercat beschloß, den Kreuzer „Biktor Hugo" mit einer Abteilung Landungstruppen nach Guadeloupe zu ent senden, um die Ordnung wiederherzuftellen. Der Kolonialminister sandte ein Telegramm an den Gouverneur von Martinique mit dem Auftrage, hundert Mann nach Guadeloupe zu senden. S 2VV VOS Mark für Pearys Meteor steine. Die Meteorsteine, die Peary von seiner enger mit dem Kaiserreiche zu vereinigen. Die Armee ist jetzt in der Hauptstadt Lhassa eingezogen und der Beberrscher Tibets, der Dalai-Lama, mußte über die Berge des Himalaja nach Indien fliehen. letzten Polarfahrt mitgebracht hat, sind von der Witwe seines Gönners, von Mrs. Jesup, an- aekauft und dem amerikanischen Museum für Naturgeschichte als Geschenk überwiesen worden : Mrs. Jesup hat für die drei Steine nicht weniger als 200 000 Mark gezahlt. Es sind die größten Meteoriten aus Eisenerz, die je gefunden wurden. Auf seinen Reisen war Peary überrascht, bei den Eskimos eiserne Geräte und Waffen zu finden, und er fragte, woher seine arktischen Freunde dies Metall erlangt hätten. Die Antwort lautete stets: „Der Eisenberg"; aber nur die ältesten Männer des Stammes kannten die Stelle, und sie waren nicht zu bewegen, das Geheimnis zu verraten. Als Peary auf seinen späteren Reisen das Ver trauen der Eskimos erworben hatte, zeigte man ihm schließlich den rätselhaften „Eisenberg". Es waren 3 gewaltige Meteoriten, die mehr als 90 Prozent reines Eisen enthielten. Der größte wurde von den Eingeborenen die „Zehn" ge nannt und wog mehrere Tons. Die beiden andern hießen „Weib" und „Hund". Unter großen Schwierigkeiten gelang es Peary schließ- stch, die kostbaren Meteoriten der Eskimos heimlich au Bord zu schaffen und so nach New Jork zu bringen. (Zencktskatte. Frankfurt a. M. Vor der Strafkammer stand der Schreiner Herget, der als Führer des Massenzuges auf der Zeil in der Nacht vom Tur KesetLung Tibets äurcb Okina. 13. zum 14. d. verhaftet worden ist. Der Staatsanwalt beantragte wegen Vergehens gegen das V-reinsgesetz vier Wochen Haft und wegen Widerstandes sechs Monate Gefängnis. Das Urteil war wesentlich milder. Der An geklagte wurde wegen Widerstandes zu einer Geldstrafe von 120 Mk. und wegen groben Un fugs zu 30 Mk. Geldstrafe verurteilt. x Hildesheim. Wegen Untreue in Ver bindung mit Unterschlagung in Zwei Fällen wurde der inzwischen m Konkurs geratens Rechtsanwalt Ellermeyer von der Strafkammer zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten verurteilt. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr Gefängnis und zwei Jahre Ehrverlust beantragt. In einem der zur Anklage stehenden Fälle Handels es fich um die Summe von 2795 Mk., die Ellermeyer von der Braunschweigischen Kohlenhandelsgesellschaft mit der Bestimmung erhalten hatte, sie an den Knaben Kummer bezw. seinen Eltern auszuzahlen. Der Knab« war von einem Angestellten der genannten Firma mit einem Automobil überfahren und schwer verletzt worden. Vermutlich wird der arme Junge nun ohne jede Entschädigung aus gehen. Der Angeklagte, der durch seine Praxis eine Einnahme von etwa 6000 Mk. hatte, führte ein flottes Leben, war vermutlich dem Alkohol sehr zugetan und hatte auch noch Schulden aus seiner Referendarzeit zu decken. kautlcbukpklanLungen m Kamerun. In Kamerun steht leider die Erschöpfung der natürlichen Kautschukbestände in absehbarer Zeit in Aussicht. Es ist deshalb Aufgabe des Gouvernements, die Wandervölker seßhaft zu machen und sie zu einer geordneten Feldwirtschaft mit Viehhaltung, Düngung und Pflugkultur anzuleiten. Zurzeit produzieren, wie aus dem neuesten Berichte hervorgeht, die Eingeborenen nur das Nötigste für den eigenen Bedarf, so daß es vielfach sogar an einheimischen Nah rungsmitteln für Karawanen und Eisenbahn arbeiter fehlt. Auch die rationellere Verwertung der natürlichen Vorräte von Palmkernen, die reicher sind, als man bisher annahm, soll vom Gouvernement gefördert werden. Die Kautschuk gewinnung bleibt allerdings der Feind jeder andern geregelten wirtschaftlichen Tätigkeit der Eingeborenen. Der Rückschlag einer Preis herabsetzung auf dem Weltmärkte bewirkt leicht, daß die Eingeborenen in Arbeüsunlust ver fallen; daher sind alle Bestrebungen der Ver waltung, solidere Grundlagen für die Existenz drr Bevölkerung zu schaffen, von besonderer Be deutung. Als besonders wichtig erachtet Staats sekretär Dernburg alle Maßnahmen, um eine Nachpflanzung von Olpalmen und Gummi bäumen unter Aufsicht der Häuptlinge zu be wirken und die landwirtschaftliche Versuchs- und Lehrtätigkeit zu organisieren. Bei letzterer legt die Verwaltung das Hauptgewicht auf die Kultur von einheimischen Pflanzen, nachdem mit ein geführten Pflanzen nur geringe Erfolge erzielt sind. Auch auf die Pflege der Viehzucht erstreckt fich die fördernde Tätigkeit des Gouvernements. Bedeutungsvoll für alle diese Bestrebungen wird das Vordringen der Eisenbahnen ins Innere sein, wo sich Kulturen von Baumwolle, Erd nüssen, Tabak usw. entwickeln können. Eine weitere Hauptaufgabe der Verwaltung ist die Förderung der Plantagenwirtschaft, für dis in einzelnen Teilen des Schutzgebietes gute Vor bedingungen vorhanden find. In letzter Zeit hat sich ein Pflanzerverein gebildet. Kuntes Allerlei. Tadel. Chef (zum schläfrigen Buchhalter): „Arbeiten Sie etwas flotter, Meyer, Sie sitzen hier so niedergeschlagen, wie em ehrlicher Hunger- künstler in der Speisekammer! Zweifelhaftes Kompliment. „Sie Haden also meinen neuen Roman gelesen? Wie s gefällt er Ihnen?" — „Ich muß sagen, ich i habe das Buch mit vielem Vergnügen aus der ! Hand gelegt." ölt. ----- sonders süßem Andenken, noch von der Zeit her, da er uns in der Pension insgeheim mit Zuckerwerk versorgte. Es war eigentlich ver boten, und unsre Väter waren strenger, und wollten, daß wir uns genau an die Vorschrift hielten, übrigens war Ihre Vorstellung, wie Sie selbst sagten, nur eine Form — denn gewisse Namen haben überall ein Privi- Agium. . ." „Und der meinige hätte ein solches bei Ihnen?" rief er, dessen Augen leuchteten „Nun, doch wohl in ganz Europa, sagte Helene unbefangen. „Bei mir auch, insofern, als ich bei unserm ersten Zusammentreffen gleich die Wahrheit vermutete." „Ich verstehe nicht —" , , „ „Nun, als Sie so viel vom Orient sprachen. „Aber, um Himmelswillen!" rief er. „Was für eine Sünde kann ich denn begangen haben, daß sie durch ganz Europa bekannt zu werden verdiente? Und nun gar im Orient ..." „Ich habe nie davon gehört, daß eine Sünde darin liegt, ein berühmter Gelehrter zu sein. — .Doch mutz ich gestehen, daß ich mir einen Professor der orientalischen Sprachen allerdings ktwaö anders vorgestellt hätte," fügte das junge Mädchen lächelnd hinzu, da ihm einfisl, wie fich Adelheid in ihrem Briefe darüber ausge sprochen hatte. Sein Gesicht trug einen eigentümlichen Aus druck, als er sagte: „Sie erkannten also gleich in mir? . . ." „Nun doch wohl den, der Sie sind, den Professor Sonnenfeld. O, ich hatte oft von Ihnen reden hören, wenn ich auch selber keines Ihrer Bücher gelesen habe. Die sind wohl zu gelehrt für ein junges Mädchen, wie ich eins bin?" fragte sie mit einem kindlichen Ausdruck naiver Bewunderung. „Und das alles hat Ihnen Ihr mädchenhafter Instinkt gesagt?" „Jawohl. Nachher meinte ich zwar, ich könnte mich geirrt naben — aber es ist nun einmal so. Wir Frauen haben nun einmal ein gewisses Gefühl, das uns schneller und sicherer leitet, als es der bloße Verstand tun könnte. Wenn wir von einer Sache emmal einen festen Eindruck bekommen, ohne eigentliche Gründe dafür angeben zu können, dann ist er ganz gewiß richtig, und ein Irrtum kommt nicht vor. „Das ist wirklich wunderbar," meinte er lächelnd. „Warum, gnädige Frau?" fragte der Blonde unterdessen Adelheid. „Warum machten Sie eine plötzliche Bewegung, als Herr von Gerstfeld meinen Freund und mich Ihnen vorstellte? Sie sagten selbst leise: Dacht' ich's doch!" Frau von Gundlingen kämpfte sichtlich mit einer heftigen Befangenheit. „Ei!" sprach sie endlich entschlossen. — „Es ist eigentlich kein Wunder. Wir haben uns doch wohl schon gesehen und Sie erinnern mich an — eine — Tollheit!" „Gnädige Frau! Der Ausdruck ist zu streng!" „Es ist doch merkwürdig," fuhr die junge Frau fort, die durch ihre Befangenheit bis zur Heftigkeit fich sortreißen ließ, „daß sonst ganz vernünftige Menschen dazu kommen können, Extravaganzen zu begehen!" „Jedenfalls verstehen es nur verünstige Menschen, selbst Extravaganzen, wenn Sie schon das Wort gebrauchen wollen, mit so viel Takt zu behandeln, daß sie dadurch einen harmlosen Charakter bekommen. Doch, gnädige Frau, wenn Sie trotz dieses Umstandes, der zu Ihrer völligen Beruhigung dienen sollte, sich so streng beurteilen, — was müssen Sie von mir denken, dem gar keine Entschuldigung bleibt?" „Sie begreifen jedenfalls, Herr Baron, daß das Ganze nur ein Scherz war, und durchaus keine andre Auffassung zuläßt." „Wie sollte ich darüber im Zweifel sein, gnädige Frau, nachdem Sie mich so offen und auf so unbarmherzige Weise mystifiziert!" ant wortete der Baron, der etwas erstaunt aussah, und fügte in ernstem Tone hinzu: „Mein Wunsch ist nur der, Sie davon zu überzeugen, daß derartige Scherze bei mir nicht an der Tagesordnung find, sondern zu den sehr seltenen Ausnahmen gehören," — und ohne auf das schalkhafte, etwas ungläubige Lächeln der jungen Frau zu achten, setzte er etwas leiser hinzu: „Mein Streben geht dahin, daß Sie mich für würdig erachten, Ihre eigenen wirklichen Gedanken zu vernehmen." Sein achtungsvolles Wesen hatte der jungen Frau schon ihre ganze natürliche Heiterkeit wiedergegeben. „O!" rief sie lustig, „ich spreche gewöhnlich, was ich denke, denn ich bin nicht seige. Tas Verschanzen hinter fremde Aussprüche ist ein Zeichen anerkannter eigener Schwäche; auch der Soldat verschanzt sich hinter ein Bollwerk, wenn er sich nicht stark genug fühlt, im freien Felde zu kämpfen. Aber wissen Sie, Herr Baron ..." Der AngereLete schien ihr in die Rede fallen zu wollen, doch kam er nicht dazu, da eben feiu brünetter Freund seinen Arm faßte, und in lustigem Tone sagte: „O, gnädige Frau! Mein Freund, der Baron, weiß alles, mit einziger Ausnahme einer wichtigen Neuigkeit, die ich ihm durchaus gleich mitteilen muß, und um deretwillen er mir vergeben muß, daß ich ihn auf einen Augenblick Ihrer Gesellschaft entziehe. Eru- schuldigen Sie, gnädige Frau! Ich bitte dich, Eustache, komim Ah, mein Herr! Wünschen Sie meine Füße?" Dieser Ausruf galt dem kurzsichtigen Neffen, der sich plötzlich gebückt hatte und mit heftiger Bewegung ihm an die Beinkleider gefahren war. „Nein! Verzeihen Sie!" stammelte der Rosige sehr verlegen. „Mir schien nur, daß die gnädige Tante hätte etwas fallen lassen, ich wollte es aufh . . . ." „Allerdings, den Fächer!" Mit Blitzesschnelle hatte der Manne fich gebückt und den Fächer mit der ihm eigenen Grazie der jungen Frau überreicht. Dann zog er feinen Freund sehr schnell mit sich fort, gerade in dem Augenblick, da der übellaunige Vetter eben etwas zu spät mit zwei Gläsern Limonade ankam. Adelheid und Helene hatten diese Erfrischung eine Minute vorher vom Cousin Nr. 1 erhalten. « « tFortietzimg wigut