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Zu« Butztare. Ein mahnente« Wort „n alle, Vie e» angeht. Alljährlich in der stillen, ernsten Passionszeit mahnt die sächsische Lanvetkirche uns Christen zu einem dcsonaeren Bet- und Bi:ßr«ge in der Kirche. Soll schon die ganze PassionS jeit durch die Betrachtung »ec Leiden Jesu uns zur Buße und Einkehr treiben, so will da» der Bußtag noch in ganz besondeiS ein dringlicher Äüse tun. Aber gerade hie rnach! man die betrübliche Wahrnehmung, oaß die Kirchenbänke leerer denn je bleiben, daß der Lockruf der Kirchenglocken ungehört ver hallt. Und doch einmal im Jahre möchte man sich, da im Laufe de» Jahre» größere« und kleinere» Unrecht sich häusr, oon diesem Drucke befreien, indem man mit dem Zöllner demütig spricht: Gott sei mir Sünder gntoig. Einmal will auch der oberflächliche Christ eine Ahnung haben von einer tieferen Sünsen- empfindung, er müßte denn ein sehr grod- geschnitzik« Gewissen haben. Deshalb nenne mir ja nicht den Bußtag Heuchelei. Er ist vurchau» nicht die Heuchelei einer vorüber gehenden vußstimmung, sondern er ist herau«- geboren au» dem wahren unauslöschlichen Sündengesühl, da» jede Menschennatur in sich trägt. Und au» diesem Gefühl gibt der Christ sich dem kirchlichen Bußtage hin. — Der kirchliche Bußtag schließt mit dem un endlich tröstlichen Heiland»»ort: Gehe hin, mein Sohn, meine Tochter, deine Sünden find dir vergeben, die geschehn, wie ou ge glaubt hast. Diese» Wort ist Balsam selbst für Menschen, die selten da» Gesangbuch zur Hand nehmen. Der Sünderheiland Jesus ist zu groß, um ganz vergessen werden zu können. Und ihn suchen wir, wenn di« Bußtag«, glocken rufen! Darum, auf, mein Christ, laß dich laden, komm«, suche ihn und säume nicht I ««v «»chftrcke». Bretnig. Der hiesige Geflügelzüchter- ver«in beschloß in seiner Sitzung am Sonn tag, in den Tagen vom 6. di» mit 8. Jan. nächsten Jahre» im Schützenhause ein« A«,- stellung mit Prämiierung und Verlosung ab- zuhalten. Bretnig. Wie un» mitgeteilt wird, beabsichtigt die Militär-Vereinigung im Gast hof zur goldnen Sonne am Palmarum einen Unterhall«ng«abend zum besten dc.Turnverein» zu veranstalten. Geplant tst die Auffüh rung de« Schauspiel» „Der Glockenguß zu Breslau". Bretnig. Der heutigen Nummer de« Blatte» liegt, saweit der Vorrat reicht, ein Flugblatt de« Sächsischen La«dr»verein» für Innere Mission bei, da« «inen lehrreichen kurzen Uebrrdlick bietet über dieses gesegnete Arbeitsfeld. Gleichzeitig auch hier nochmals die Bitte de» Blattes wiederholt: Wer am Bußtag seinen Beitrag zur Kollekte nicht in der Kirch: geben kann, sei herzlich gebeten, ihn sobald al» möglich seinem Pastor zu- zustellen. Großröhrsdorf. (Theater.) „Der Graf von Luxemburg" kommt nach Großröhrs dorf. Eine Nachricht, die von allen hiesig«» Theaterfreunden wohl mit größter Freude aus genommen wird. Denn „Der Graf von Luxem burg" ist die erfolgreichste und schönst; Operette der Neuzeit, der größte Schlager der Saison, zu dem Franz Lehar, der berühmte und be liebte Komponist der „Lustigen Witwe", eine ganz entzückende Musik geschrieben hat, dl« man dato überall singen wird, nach dessen wunderbaren, prickelnden Walzermelodien bald all« Welt sich im Tanze drehen wird. Alle Wiener und Berliner Blätter haben einstim mig di.se Oper als die beste bezeichnet, tue Franz Lehar geschrieben; einmütig brachten sie alle glävzenve Kritiken. Täglich sind die Theater in Wien und Berlin au»»erkaufl. Da» 1. Wiener Operetten-Ensemble, da« un» am Sonnabend, dm 26. und Sonntag, den 27. Febr., vie Bekannischast mit dies«« neuesten Operettrnschlagern vermitteln wird, ist die größte Operetten-Tournee durch da» Deutsche Reich, nur au« erstklassigen Kräften erster Wiener Theater bestehend. Da» Ensemble reist mit eigener glänzenden Ausstattung an Dekorationen au« dem bekannten Atelier der Firma Obronsky-Jmpekoven in Berlin. Da« 1. Wiener Oper«tten-Ensemble ist nicht zu verwechseln mit anderen reisenden G«s«llschaf- ten, e« ist ein erstklassiges, durchau« künstler ische« Unternehmen, da« unter dem Protekto rat de« Theater« an der Wien steht. Ala Dirigent de« Orch«ster« fungiert Herr Kapell meister Strauß au« Wien. Wir können also mit gutem Gewissen den Besuch dieser Gast- spielvsrstellungen empfehlen. (Siehe Annonce.) Kamenz. Sonntag vormittag versuchte eine hier wohnhafte Witwe, vermutlich durch Naßrungtsorgen gedrängt, sich mit Lysol zu vergiften. Dank dem rechtzeitigen ärztlichen Eingreifen dürfte e« gelingen, die Frau am Leben zu erhallen. Bischofswerda. Tot «ufgefunden wurde im Stadcwalde der seit Anfang No vember v. I. vermißte 71 Jahre alte Weber Heinrich König aus Rammenau. Er hatte seinem Lesen durch Erhänzen selbst ein Ende bereitet. Mißliche VermSgenSverhältniffe dürste» da« Motiv zur Tat sein. Bischofswerda. Unterrichtskurse für Frauen und Töchter von Handwerkern uns kleinen Geschäftsleuten beabsichtigt man hier rinzuführen. Radeberg. (Verhaftet.) Hier wurde der Krankenpfleger Schmidt vom hiesigen Krankenhause unt«r dem Verdachte sittlicher Verfehlungen an Kranken verhaftet. Bautzen, 18. Feor. Vor den Ge schworenen stand heule der 1877 in Bühlau bei Dresden geborene Baumeister Oskar Paul Müller aus DürrröhrSdorf, der sich wegen be trügerischen Bankerolts und Meineide» zu verantworten hatte. Beide Straftaten hängen mit dem Vermögensverfall des Angeklagten zusammen, der durch ein Grundstück tn Dres den hsrveigeführt wurde. Die eingehende Amtsblatt lür die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeiger sm die L «Matten Bretnig. Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal »nd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Abonnem«nt«prei» inkl. des «llwöchentlich bei-egebenen „Illustrierten Unt«rhsltung»blatt«»" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Hau» 1 Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. J«fer«te, die 4 gespalten« Korpu«zeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All- ß«mein«n Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtliche Zeitungsboten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereivkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi» Dienstag vormittag >/,II Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag Uhr einzusenden. Rr. 16. Schriftleitung, Druck unö Verlag von N. Schurig, Bretnig. Mittwoch, Len 23. Februar MV. 2V. Jahrgaug. Anmeldung zur Schulaufnahme. Dle schulpflichtigen Kinder in Bretnig sind Donnerstag, den 3. März «achmittagS Uhr in Zimmer 8 der Oberschule anzumtlden. Schut pflichtig sind alle Kinder, die dis Ostern d. I., dagegen aufnahme Aerechtigt auch die Kinder, die spätestens bis zum 30. Juni d. I. da« 6. Lebentjahr erreichen. Für all« Kinder ist der Impfschein, für Nicht iN Bretnig Geboren« aber außerdem noch die standesamtliche Geburtsurkunde und die pfarramtliche Taufbe scheinigung vorzulegen. Zur Vermeidung un«Stigen Wartens sei hier bemerkt, daß die Entgegennahme der Anmeldung auswärts geborener Kinder vorautsichtlich erst gegen l/,S Uhr wird er folgen könne«. Bretnig, am 18. Februar 1910. Der OrtSschulinfpektar. Beweisaufnahme erbrachte die Nichtschul» de« Angeklagten, der nach Verneinung der Schuld fragen durch die Geschworenen freigesprochen wurde. Bautzen, 18. Febr. Gestern abend kurz vor 10 Uhr wurde der Lokomotivführer Forner auf dem Haltepunkte Schlauroth bei« Ueber- schreiten der Geleise von einer Lokomotive erfaßt, überfahren und gelötet. Königswartha. (FolgenschwcrerEturz.) Nm Dienstag früh ist di« Ehefrau de« Echlasser- meistel« Zug hier auf der Treppe ihrer Woh nung gefallen und hat eine Gehirnerschütterung erlitten. Sie liegt seit diesem Tage besin- nung«lo«. E« ist noch nicht festgestellt, wa« die Ursache zu dem Falle gewesen ist. Anzu nehmen ist, daß Frau Zug mit einem Eimer hat vach Futter gehen wollen und auf der Treppe ausgerutscht oder schwindelig gewor den ist. Dresden. (Ein schlauer Raubmörder.) Der im Dresdner Untersuchung«gefängni« internierte jugendlich« Mörder Dienstknecht Heinze de» am 17. Oktober v. I. erschlagenen 16 Jahre alt«» Fleischerlehrling» Willi Höck scheint ein sehr findiger Kopf zu s«in. Er ersinnt, um sich au» der Schlinge zu ziehen, immer neue Trick». Er hat wiederholt im Untersuchung»g«fängni» den „wilden Mann" gespielt in der Absicht, entweder sür geistig unzurechnungsfähig erklärt oder zur Brobach- tung seine» Geisteszustände» in eine Irren anstalt Übergeführt zu werden, um dann bei dieser Gel«g«nheit seinen Wärtern zu entfließen. Nachdem diese Pläne de» gefährlichen Men schen von der Gerichtsbehörde durchkreuzt wor den sind, zeigt der Mürd«r sich j«tzt von einer anoerrn Seite. Er hat e« aufgegeben, in seiner Zelle den „wilden Mans" zu spielen, denimml sich vielmehr außerordentlich ruhig und folgsam und infolgedessen sind ihm jetzt auch die Fußfeffeln wieder abgenommen wor den. Statt dessen kommt Heinze jetzt mit einer gänzlich neuen Ausrede. Er behauptet nämlich, er habe niemals die Absicht gehabt, den ihm befreundeten Fleischerlehrliug Willi Höch zu ermorden. 8r habe ihn an jenem Unglückstage nur zufällig getroffen, al» jener von seinen Teschästegängen zu seinem Meister zurückkehren wollte. Wie er dann unterweg« zu der Tat g«kommen sei, könne er sich nicht erklären. Ohne vorherige Uederlegung, ledig lich im Affekt habe er dann einen Stein vom Boden aufgegriffen und mit diesem nach seinem Begleiter geschlagen. Ec habe auch nie daran gedacht, daß der Fleischerlehrling durch den Schlag mit dem Srein getötet «erden könne. Ec habe seinen Begleiter nur für momentan betäubt und bewußtlo« gehalten und habe in diesem Glauben auch die Mordstelle verlassen. Durch diese Darstellung de« Sachverhalts sucht der Mörder seine Tat nur als Totschlag uns nicht al» übsrlrgten Mord hinzustellen. Kötzschsnbroda, 20. F-br. (Ek- plosson in der Gasanstalt.) Am Sonnasenv abend erfolgte in der hiesigen Gasanstalt eine gewaltige Explosion. Die Detonation war auf weithin hörbar und zu gleicher Zeit gewahrte man im Dunkeln »er Nacht «ine haushohe Feuergarb«. Die Alarmsignale ertönten und ,u« den Nachbarortschaften eilten die Fruerwehren nach der Unglücklstelle. An der letzteren erkannte man, daß da« Apparat- Hau«, in dem sich die Etationszähler befinden und die Gasdruckregler untergebracht sind, in die Luft g-flogen war. Die Explosion hätte noch «inen weit gefährlicheren Charakter an- nehmen können, wenn dieselbe sich auch auf den kaum 3 Meter entfernt liegenden Gaso meter au»ged«hnt hätte. Die 50 Zentimeter starke Giebelwand de« Hause« war nach dem Gasometer zu herausgedrückt, außerdem war noch da« Dach vom Reinigerhau» durch di« Explosion abgedeckt worden. Die Flammen züngelten au« dem Chao» empor und die Gefahr einer zwriten w«it schlimmeren Ex plosion wurde immer größer. Im Augenblicke der höchsten Not g«lang e» jedoch den Ga<- arbeitern, di« Hauptleitung zu »en Gasometern rechtzeitig abzustellen. Im Ofenhaus wurden die Retorten geöffnet, um die Gasbereitung «tnzustellen. Die Ursache de« Unglück« kannte noch nickt sestgestellt werde«. Menschenleben sind glücklicherweise nicht zu beklage«. — Eine eigenartige Mißgeburt ereignete sich in dem Viehbestände de« Herrn Johann Miertzschke in Deutschbaselitz. Daselbst brachte ein Schwein ein tote« Ferkel zur Welt, an dessen normal gestaltetem Leib sich ein Kopf mit zwei Rüsseln, zwei Mäulern, ,w«i Zungen, einem Rachen und drei Augen befand. Ein Auge stand direkt auf der Stirn uno «ar etwa» größer. — Am Freitag nachmittag wurde« dec Barbier Kurt Beyer, 27 Jahre alt, au« Neu- städtel gebürtig, und die 19 Jahre alte Auf wärterin Anna Lisbeth Mai au« Leipzig, Lützowstraßr 5 wohnhaft, in der Nähe der Raschwitzer Brücke al» Leichen au» der Pleiße gezogen. — Am Montag abend mietete ein ^jäh riger Bäckergeselle au« Hartenstein in eine« Hotel in Aue ein Zimmer. Als ihn Diens tag mittag ein Oberkellner fragte, ob er nicht aufstehen wolle, erwiderte er, er wolle noch schlafen. Al« der Oberkellner noch einmal das Zimmer betrat, bemerkte er ein auf de« Tische liegende» Chemisett mit der Aufschrift: „Mein Vater ist Gerichtswachtmeister i« Leip zig. Sofort telegraphieren. Gruß an meine Marie." Der Oberkellner stellt« den jungen Mann sofort zur Rede, worauf dieser plötzlich einen Revolver unter dem Deckbett hervorzog uno sich eine Kugel in den Kopf schoß. Er verletzte sich jedoch nicht lebensgefährlich. Chemnrtz. (Aus dem Genchtssaale.) In dem SchwurgerichtSprozesse gegen den Kaufmann Schulze, dec sich, wie berichtet, wegen SittUchkeitsverbrechen nach 8 176,1 de» R.-Lt.-S.-B. zu verantworten halte, wurde in später Abendstunde da» Urteil gesprochen. Ls lautete auf Freisprechung des Angeklagten. Die Kosten wuroen der Staatskasse auferlegt. Der Angeklagte wurde aus der H-st entlassen-