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Ole Relcksemnakmen. Vor einigen Tagen kam die Übersicht der Einnahmen des Reiches an Zöllen, Steuern und GMbren für die Zeit vom 1. April bis Ende November 1909 zur Veröffentlichung. Sie schlicht ab mit einem Mehr von rund 165 Mill. Mark gegen den entsprechenden Zeitraum des Jahres 1908. Es ist dabei jedoch auch dies mal zu berücksichtigen, dah das Jahr 1908 einen überaus großen Fehlbetrag gegenüber dem Voranschlags gebracht hatte. Außerdem find in obiger Summe enthalten fast 30 Mill. Mk., die das Ergebnis der Nachverzollung und Nachversteuernng auf Grund der neuen Steuergesetze darstsllen, und weitere 30 Mill. Mk., dis aus Anlaß der starken Voreinfuhr an Tabak, Kaffee, Tee, Schaumwein usw. eingegangen sind. Eine der artige Voreinfuhr wird sich naturgemäß bei den Zolleinnahmen der nächsten Monate noch nach teilig bemerkbar machen. Schließlich wird von dem Mehrertrage voraussichtlich eine nicht un beträchtliche Summe an den Fonds für Witwen- und Waisenversorgung abgeführt werden müssen. Berücksichtigt man alle diese Berechnungen, so ist zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit anzu nehmen, daß das in den Nachtragsetat von 1909 emgesetzte Mehr von 85 Mill. Mk. tat sächlich erreicht werden wird; weitergehende Hoffnungen aber lassen sich an die vorliegende Übersicht für jetzt nicht knüpfen. Gibt die Über sicht noch keine bestimmten Anhaltspunkte über das Ergebnis der neuen Zölle und Steuern, so ist das im gegenwärtigen ltber- gangszustande nur natürlich. Immerhin zeigt ein großer Teil derjenigen Abgaben, die bereits bestanden und durch die neue Gesetzgebung erhöht worden sind, schon jetzt eine erhebliche Zunahme, und von den weiteren Steuern, die ganz neu eingeführt worden .find, haben beispielsweise die Leuchtmittelsteuer, die Zünd warensteuer und der Stempel für Grundstücks übertragungen ansehnliche Ergebnisse gezeitigt. Dies tritt noch schärfer hervor, wenn man die Rohsolleinnahme berücksichtigt, die auch alle zunächst noch gestundeten Steuerbeträge enthält. Politische Kuncllckau. Deutschlaud. * Das Gerücht, KaiserWilhelm werde im Mai d. dem Zaren einen Besuch in Zarskoje Selo abstatten, wird halbamtlich als Erfindung bezeichnet. *Das Befinden des Prinz-Re genten von Bayern, das infolge eines Bronchialkatarrhs in der letzten Zeit zu wünschen übrig ließ, hat sich soweit gebessert, daß der Patient bereits wieder Spazierfahrten unter nehmen kann. *Jn Meiningen hat am 4. d. die Ver mählung des Großherzogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar mit der Prinzessin Karola Feodora von Sachsen- Meiningen stattgefunden. Der Feier wohnten viele Fürstlichkeiten bezw. deren Ver treter bei. *Von der Schöneberger Stadt verordneten-Versammlung ist der freisinnige Landtagsabgeordnete Justizrat Rein bacher zum ersten und der sozialdemo kratische Reichstagsabgeordnete Schriftsteller Molkenbuhr zum stellvertretenden Vor steher gewählt worden. *Jm Berliner Gewerkschaftshause ist am 3. d. der dritte sozialdemokratische Parteitag für Preußen zusammen getreten. Österreich-Ungar». *Kaiser Franz Joseph hat den Prinzen Schung und die Mitglieder der chinesischen M a r i n e m i s si o n- in der Wiener Hofburg in besonderer Audienz emp- z fangen. Der Kaiser Franz Joseph sprach sämt- ache Mitglieder an und verlieh dem Prinzen Schung das Großkreuz des Leopoldsordens >owie den andern Herren hohe Ordensaus- -eichnungen. * Der österreichischeJustizminister Hai von den Oberstaatsanwaltschaften in Lem berg und Krakau genaue Berichte über die in Galizien gegen die preußischen Waren gerichtete Sperre verlangt und den Auftrag erteilt, dieser Bewegung Aufmerksamkeit zu widmen sowie allen gesetzlich unstatthaften Über schreitungen bei Durchführung der Sperre so fort energisch entgsgenzutreten. Der Ministerial- erlaß wurde auch den Polizsidirektionen in Lemberg und Krakau sowie den Verwaltungen von dreizehn galizischen Städten zur Beachtung mitgeteilt. In der polnischen Presse wird nun der Polenklub im Neichsrate aufgesordert, die Zurückziehung dieser zugunsten der preußischen Erzeugnisse getroffenen Verfügungen zu ver- vorbereitet werde, entbehren nach einer amt lichen Erklärung der Regierung jeder Be gründung. Balkanstaate». * Die Frage eines Balkan bundes wird in den beteiligten Kreisen lebhafter denn je be sprochen. Gerade aber in der Türkei ist man gegenwärtig nicht geneigt, dem Gedanken eines solchen Bündnisses näher zu treten. Die Meinung der leitenden Staatsmänner in Kon stantinopel geht dahin, daß ein Balkanbund nur zweckmäßig sei, wenn die guten Be ziehungen zwischen der Türkei und Rußland gestört würden. Zu solcher Annahme aber be stehe durchaus kein Anlaß. *DietürkischeRegierung beabsichtigt Tur 'Verlobung im preuK. Römgsbaule. Prinzessin Agathe von Ratibor und Corvey. Beim Neujahrsdincr im Königlichen Schlöffe hat der Kaiser die Verlobung seines Vetters, des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, mit der ältesten Tochter des Herzogs Viktor von Ratibor, Prinzessin Agathe von Ratibor und Corvey, bekanntgcgebcn. Prinz Friedrich Wilhelm, der fürstliche Bräutigam, wurde am 12. Juli 1880 in Kamenz geboren; er ist der jüngste Sohn des 1906 verschiedenen Prinzen Albrecht, des Regenten von Braunschweig. Er stand bis zum Jahre 1908 als Major beim ersten Garde-Regiment z. F. in Potsdam, dann übernahm er die Verwaltung der von seinem Vater ererbten Besitzungen. Seitdem residiert er im Sommer im Priuz Friedrich Wilhelm von Preußen. Schlöffe Kamenz in Schlesien, wo er auch als Amts vorsteher fungiert und auf dem Landratsamt arbeitet. Im Winter wohnt er iui „Prinz-Sllbrecht- PalaiS" in der Wilhelmstraße in Berlin. Die Braut des Prinzen ist die älteste Tochter des Herzogs Viktor von Ratibor, Fürsten von Corvey und Prinzen zu Hohenlohe-Schillingsfürst aus dessen Ehe mit der Gräfin Marie Brennncr-Enkevoirth, gehört also dem alten fränkischen Dynastengeschlccht Hohenlohe an, das schon mehrfach mit dem Hause Hohenzollern verschwägert ist. Prinzessin Agathe steht im 22. Lebensjahre. langen, da sich Galizien von der wirtschaft lichen Abhängigkeit von der preußischen Industrie befreien und eine eigene Landesindustrie schaffen wolle. England. * Der Notenaustausch zwischen England und Deutschland über die Verlängerung des Schiedsgerichtsvertrages vom 12. Juli 1904 auf weitere vier Jahre ist in London veröffentlicht worden. Die amtliche Kundgebung rief in weilen Kreisen der Bevölke rung lebhafte Genugtuung hervor. * Vor einiger Zeit hatten mehrere englische Zeilungen die Nachricht verbreitet, dieHeeres - Verwaltung habe in Frankreich eine Anzahl von Flugmaschinen angekauft. Dem gegenüber erklärt jetzt das Kriegsministerium, daß solche Ankäufe nicht stattgesunden haben und daß sie auch vorläufig nicht beabsichtigt seien, England werde vielmehr erst die Ent wickelung der Flugtechnik abwarten. Belgien. * In einem Rundschreiben des belgischen Episkopats an die katholische Geistlichkeit behufs Anordnung eines Teoeums wird die reli giöse Eheschließung König Leo polds mit der Baronin Vaughan auf dem Totenbette bestätigt. Die Ehe ist vor dem Empfang der Sterbesakramente gültig vollzogen worden. Spanien. * Die Gerüchte, daß in Katalonien und besonders in Barcelona ein erneuter Aufstand! behufs Wiederaufbaues der Flotte die Aufnahme einer inneren Anleihe. Afrika. *Der Ausbau des Hafens von Lara sch in Marokko wird durch eine deutsche Firma vorgsnommen werden. Der französische Widerstand ist nach langen Verhandlungen durch das Zugeständnis gleichwertigen Ersatzes auf dem Gebiete öffentlicher Arbeiten in Marokko beseitigt. Die Zahlung der Larasche» Arbeiten wird aus der neuen von Frankreich gewährten Anleihe bestritten. Vas Gesetz über den Versicherungsvertrag. Am 1. d. ist das Gesetz über den Versiche rungsvertrag vom 30. Mai 1908 in Kraft ge treten und hat eine reichsgesetzliche Regelung der Privatversicherüngsverträge eingeführt. Es findet keine Anwendung auf die Jnnungskrankenkassen, die Knappschastskasssn und andre Verbände, deren Tätigkeit eine Ergänzung der Arbeiterver sicherung bezweckt. Unberührt bleiben auch die landesgesetzlichen Vorschriften über Versiche- rungsverhältnisse, die bei einer nach Landesrecht errichteten öffentlichen Anstalt unmittelbar kraft i Gesetzes entstehen, oder bei einer solchen Anstalt s infolge eines gesetzlichen Zwanges genommen! werden. Für bereits bestehende Berstcherungsverhältnisse soll das Gesetz dann Anwendung finden, wenn; sie nicht für den ersten Termin nach Inkraft treten des Gesetzes gekündigt werden. Gegen die häufige Bestimmung in Versicherungs- bedingungen, wonach der Vertrag im Falle unter bliebener Kündigung für die gleiche Zeit als verlängert gilt, wendet sich das Gesetz, indem es eine stillschweigende Verlängerung des Der- träges insoweit nichtig erklärt, als sich die jedes malige Verlängerung auf mehr als ein Jahr er strecken soll. Eine Erhöhung der Gefahr, der die versicherten Sackten oder Personen ausgesetzt sind, darf der Versicherungsnehmer nur mit Einwilligung des Versicherers vornehmen. Die Prämie ist sofort nach Abschluß des Versicherungsver trages und, wenn ein Versicherungsschein (Police) ausgestellt ist, nur gegen dessen Aus händigung zu zahlen. Wird die erste Prämien zahlung nicht rechtzeitig bewirkt, so ist der Ver sicherer von der Verpflichtung zur Leistung frei, wenn der Verficherungsfall vor der Zahlung eintritt. Für die Entrichtung der zweiten und späteren Prämien gilt dies nur dann, wenn der Versicherungsnehmer eine ihm gesetzte Zahlungs frist fruchtlos hat verstreichen lassen. Die von vielen Versicherungsanstalten bisher aufge nommene Bestimmung, nach der sie sich daS Recht ausbedingen, im Falle der Weigerung zur Vornahme einer ärztlichen Untersuchung den doppelten Betrag der Jahresprämie als Strafe zu fordern, ist künftighin unwirksam. ' > ... c UTl Von j>!av unci fern. X Einbruch in einer Prinzen-Billa. Von einem Einbrecher heimgesucht wurde während der Nachtzeit die am Löwenwall in Braun schweig gelegene Villa des Oberstleutnants Prinzen Heinrich XXX. von Reuß. Gegen 3 Uhr morgens wurde die Haushälterin durch ein Geräusch aus dem Schlafe geweckt; sie schlug Lärm und rief den Diener herbei. Die prinzlichen Herrschaften befinden sich zur zeit auf Reisen. Die Bediensteten benach richtigten nun den städtischen Wächter. Als der Einbrecher sich entdeckt sah, ergriff er die Flucht, der Nachtwächter nahm mit seinem Hunde so fort die Verfolgung auf und es glückte ihm, den Flüchtling zu stellen. Dieser setzte sich energisch zur Wehr, so daß der Nachtwächter von seinem Seitengewehr Gebrauch machen ' mußte. Unter Beihilfe eines inzwischen herbei geeilten zweiten Beamten wurde der Verbrecher gefesselt und zur Polizei-Direktion gebracht. In seinem Besitz fand man mehrere in der ge nannten Villa gestohlene Gegenstände, u. a. einen wertvollen Siegelring und zwei Broschen. Bei seiner Vernehmung gab er an, der 30 jährige Arbeiter Hermann Jckert zu sem und aus der Gegend von Magdeburg zu stammen. Nach dem er durch ein Küchenfenster in die Villa ge drungen war, hatte er, bevor er dort seine lang fingrige Tätigkeit begann, sämtliche ins Freie führende Türen geöffnet, um im Falle der Entdeckung schleunigst das Weite suchen zu können. Tödlicher Sturz des Flugtechnikers Delagrauge. Trotz heftigen Windes ließ sich der Luftschiffer Delagrange nicht abhalten, bei der Einweihung der Flughalle bei Pau (Frankreich) vor dem zahlreich erschienenen Publikum mit seinem Eindecker aufzusteigen. Delagrange wollte dem Publikum keine Enttäuschung bereiten und riskierte den Flug mit dem nicht sehr solid ge bauten Eindecker. Durch das Gelingen der ersten beiden Runden kühn gemacht, erhob er sich bis zu 30 Meter Höhe. Plötzlich sah man )ei einer scharfen Kurve den von einem ganz besonders heftigen Windstoß getroffenen Flug- Apparat eine bedenkliche Gestalt annehmen. Eine Sekunde lang hing der linke Flügel schlaff nach abwärts. Er war infolge Nberanspannung ge brochen. Der Apparat neigte sich sofort zur Seite und stürzte mit starkem Aufprall zur Erde nieder, den Flugtechniker dabei unser seinen Trümmern begrabend. Die Herzueilenden konnten nur noch den Leichnam Delagranges unter dem Apparat hervorziehen. Der Schädel war vollständig zerschmettert, die Brust einge drückt und ein Bein gebrochen. K ZulZeräienltUck. Erzählung von Fritz Reutter. 'Fortsetzung.) Ohne daß sich's Karl versah, wurde er von den Soldaten ^gepackt. Instinktiv leistete er Widerstand und jede seiner Muskeln schien sich pegen die ihm angetane Schmach zu empören. Er war kein Schwächling und die Wache ent deckte gar bald, daß sie eine schwierige Arbeit auszusühren hatte. Eine Weile schaute Ferreira dem Ringen lächelnd zu. Auf ein Zeichen traten die andern Soldaten vor, um ihren Kameraden zu Hilfe zu kommen. Karl wurde auf den Boden ge worfen und trotz all seiner Anstrengungen er reichte jetzt der Gouverneur sein Ziel. Doch war diese Durchsuchung fruchtlos. Alles, was man in seinen Kleidern vorfand, war ein auf den Namen Karl Nippold ausgestellter Kreditbrief an einen Bankier in San Francisco. Karl sprang wieder auf und voll gerechter Empörung über die ihm widerfahrende Unbill wartete er geduldig, bis Ferreira und seine Kollegen das Dokument studiert hatten. „Nun, Senor Tovar?" fragte der General aufblickend. „Ich erwarte, daß Sie sich entschuldigen," sagte Karl. „Sie werden meinen Namen und zu- aleich den Beweis, daß Sie sich geirrt, auf diesem Kreditbrief eingetragen finden." „So?" fragte Ferreira höhnisch. „Auch noch eine Entschuldigung erwarten Sie?" „Ich kann Ihnen versichern, Senor, daß Sie früher oder später doch abgeben müssen," § versetzte er. „Es ist absolut sicher und unter dessen werden Sie mich entschuldigen, wenn ich mich weigere, Ihnen noch weiter Rede und Ant wort zu stehen, es wäre denn, daß Sie sich be wogen fühlten, mir Genugtuung widerfahren zu lassen." „So leugnen Sie also Ihre Identität? 'Soll ich Sie, Senor Tovar, davon überzeugen? Das Dokument hier? Wir werden sofort darauf zu reden kommen. Und die Entschuldi gung wird nicht allzu sehr drängen." Karl legte die Hände auf den Rücken und versetzte: „Sehr gut, Senor, aber Ihnen habe ich nichts mehr zu sagen — im übrigen befinde ich mich in Ihrer Gewalt." „So wollen wir einmal die Geschichte vom Anfang an wiederholen," fuhr der General fort, ohne der Unterbrechung zu achten. „Es ist etwa drei Monate her, daß Sie sich in Valparaiso niederließen, wo wir einen vertrauten Agenten haben. Hier ist ein Bericht" — er nahm aus einer Masse von Papieren ein Schriftstück und las: „Größe etwa 1,70, Haare schwarz, Augen dunkel, Schnurrbart stark und dunkel, 26 Jahre alt, sieht aber aus wie 30, spricht Deutsch und Englisch sehr gut — wird wahrscheinlich ver suchen, sich für einen Deutschen oder Amerikaner auszugeben. — Hatte unser Agent also nicht recht? Stimmt die Beschreibung nicht?" Karl konnte es nicht leugnen: das alles paßte auch auf ihn genau so. wie es vielleicht auf tausend andre in feiner Allgemeinheit gepaßt hätte. Seinem Vorsätze treu, sprach er kein Wort. „Alle Vorbereitungen," fuhr Ferreira fort, „die Sie vor Ihrer Abreise getroffen, entgingen unserm Agenten keineswegs. Es verstrichen drei volle Monate. Vor vier Tagen erhielten wir endlich ein Telegramm mit der Warnung, Sie hätten Valparaiso am 14. an Bord der „Idaho" verlassen und wären wahrscheinlich auf dem Wege nach Sampacho. Gestern abend kam die „Idaho" in Sicht; Sie waren der einzige Passagier, der ans Land stieg." Er hielt inne, als könnte absolut kein Zweifel sein an dem allen, was er da vor brachte; als der Gefangene aber schwieg, nahm er den Faden seiner Erklärung wieder auf: „Im Hafen selbst erwartet Sie ein Ver schwörer, dem Sie rasch einige Aufträge zu- flnstern. Sie selbst schicken sich an, ihm zu folgen, nur die Soldaten verhindern Sie, ins Dorf zu entkommen." Wieder hielt er inne und wandte sich dem Oberst zu: „Was wurde denn aus diesem Verschwörer?" „In der Verwirrung des Augenblicks ent kam er, denn es lag uns vor allem daran, Senor Tovar festzuhalten." „Ist er auch seither nicht mehr gesehen worden?" „Nein." Karl mußte bei sich selbst lächeln, denn er hätte ihnen etwas andres erzählen können. „Ist das nicht genug?" fragte der General etwas ungeduldig. „Wenn nicht — so liegen hier Ihre Kleider, Ihre Waffen, die alle zwar andre Initialen als Ihren eigenen Namen wagen. Wahrfcheinlich haben Sie ihn ge wechselt. Don Juan Tovar würde sich sicher' einen andern Namen beilegen, wenn er hier landen wollte. Und was macht der Name!" sprach er und stand ungeduldig auf. „Senor Elias, sind Sie nun zufrieden?" Elias verneigte sich. „Und Sie, Senor Kolonel?" „Durchaus zufrieden!" versetzte der Oberst. Ferreira wandte sich wieder Karl zu. „Ihnen, Juan Tovar, habe ich also mitzuteilen, daß Sie vorderhand hier in strenger Haft gehalten werden, bis ich Seiner Exzellenz dem Präsidenten im Kriegslager Bericht erstattet habe und dann hoffe ich, Ihnen morgen oder übermorgen," fügte er mit spöttischem Tone hinzu, „auf dem Markt platze in Gegenwart einer Kompanie Soldaten als Zeugen meine Entschuldigung machen zu dürfen." * Karls Antwort war ein unbekümmertes Lächeln, das anzeigte, der General könne tun, was er wolle. Denn jetzt, da er das ganze Geheimnis durchschaut, konnte auch die Drohung nichts Gefährliches mehr für ihn haben. „Wenn Sie unterdessen etwas zu sagen haben —" „Ich habe nichts zu sagen — außer, daß ich sehr Hunger habe und etwas zu essen wünsche." Ferreira blickte ihn etwas freundlicher als zuvor an. konnte aber aus dieser Antwort auch nicht recht klug werden; er wußte die Kalt- blüiigkeit des Gefangenen wohl zu schätzen, vermochte sie aber nicht zu begreifen. Es blieb ihm aber keine Zeit zu antworten, an seine Ohren schlug ein neuer Ton, der ihn und die andern überraschte: das Rollen eines fernen