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(Fortsetzung.) -4 Dns verlorene Paradies. Von B. v o n der Lancken. (Nachdruck verboten.) 9. Ganz eigenartig war Konrad Sperreuters Stellung zu dem einstigen Freunde geworden. Je mehr seine Liebe und Verehrung für Hede wuchs, um so härter verurteilte er ersteren — sie sahen sich mir noch an dritten Orten — das heißt, sie suchten sich auch dort nicht und'verkehrten kühl, höflich, führte der Zufall sie zusammen. Konrad war eine jener Naturen, deren inneres Gleichgewicht nie durch eine alles beherrschende Leidenschaft gestört worden, oder die ein wildes, stürmisches Verlangen aus ihrer Bahn herausge rissen hatte. Er forderte vom Manne, daß er die ganze ihm zu Gebote stehende sittliche Kraft aufwende, um eines solchen Ver langens Herr zu werden, und er verurteilte Egon hart und un- nachstchtlich. Seitdem das Verhältnis zwischen Hedwig und Rauen gelöst, war auch zwischen den Freunden eine Entfremdung einge treten, und wenn Sperreuter zu Hede gesagt hatte, er würde seine Hand nicht in einen Sumpf stecken, so war dies sein fester Vorsatz und er allen Ernstes über zeugt, daß Egon für ihn zu den Toten gehörte. Was auch über diesen Herein brechen würde — es war nur eine gerechte Strafe, welche abzuwenden Konrad entschlossen war, keinen Fin ger zu rühren. Als Egon vor einem Jahr seine Wohnung in der Link straße gekündigt hatte und am Morgen vor dem Um zug zu Sperreuter hinauf kam, ihm Lebewohl zu sagen, hatte ihm die alte Wirtin geöffnet mit dem Bescheid, Herr Sperreuter sei nicht zn Hause. Egon hatte aber Hut und Paletot im Korri dor hängen sehen, und hin ter der Tür, die zu Konrads Zimmern führte, jemand mit heftigen, schweren schritten auf- und abgehen hören. Er wollte ihn also nicht empfangen. — auch gut! Er gab der Wirtin seine Karte, warf den Kopf trotzig zurück, zwang sich zu einem Scherz mit der Alten, wobei er lachte, laut genug, um im Zimmer vernommen zu werden, und eilte dann die Treppe hinab. Das Weh, welches ihm Sper reuters Handlungsweise eben bereitet, war vorüber- 29 Von der bosnisch-herzegowinische» Reise des Kaisers Franz Joseph: Der 80jährigc Monarch wird bei seiner Ankunft in Serajewo von dem Bürgermeister Kulsvics im Namen der Stadt begrüßt. Auf der ganzen Reise strömte in allen Orten, durch die der Hofzug fuhr, die moham medanische und serbische Bevölkerung in Hellen Scharen zusammen und bereitete dem greisen Herrscher be geisterte Ovationen. In Serajewo selbst fand nach der Kaiserparade eine Huldigung der Jugend statt, bei der Tausende von Kindern jubelnd an dem Kaiser vorüberzogen.