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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortrbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lelal-Mjeizer für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Grotzröhcsdors, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Aionnement»pret» inkl. de« allwöchentlich beizegebenen „Illustrierten Unterhaltungtblatte«" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Voten in« Hau« 1 Mark SO Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. J«fer«te, die 4 gespaltene Korpurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser« sämtliche Zeitung«boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren wir Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Di«n«tag vormittag r/,11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag >/,I1 Uhr «inzusenden. Schriflleilung, Druck unö Verlag von N. Lchuvig, Drelmg. Rr. 44. Mittwoch, deu 1. Juni 1910. 20. Jahrgang. OertUche» und «Lchstsch-r. Bretnig. Und war e» auch verregnet, so war e« doch gesegnet. So kann man wohl von dem am vorigen Sonntage hier abgehal tenen Heidenmissioniseste de» Rammenauer Verbände« für christliche Ltebe«w:rke sagen. Einen reichen Segen für die Herzen einer an dächtigen Fekgrmeinbe brachte die Predigt de» Herrn Pfarrer» Schulze au» Pul»nitz, der über die 2. Bitte, die Misstontbitte, sprach und mit beredtem und bekenntni»freudigem Mund« in eingehendster Weis« auf die Frage Antwort gab: „Wie stehst du zu deinem Sott, zum «ottetreiche und zu« Kommen de» Gottetreiche» ? Kurze Zett nach Beendigung de« Gotte«dienste« in der schön geschmückten Kirche begann '/,5 Uhr di« Nachversammlung im Saale dr» Deutschen Hause». Herr Pfarrer Balze au« Burkau ermahnte hier in seiner vegrüßungtansprache die Anwesenden herzlich und eindringlich zur Betätigung de« rechten Mission»sinne». Mit lebendiger An« schaulichkeit, die seinen ganzen Vortrag durch- zog, sodaß da« Interesse der Zuhörer immer, mehr gesteigert wurde, berichtet» sodann Herr Misfion»direktor Hennig über die Herrnhuter Misston in Deutsch-Ostafrtka. Derselbe sprach so recht au« äußerer und innerer Erfahrung herau«, da er selbst 12 Jahr» al» Missionar in Süsasrika tätig g«w«sen ist und auch die Miffiondstationen der Brüdergemeine in Deutsch- Ostafrika besucht und eingehend kennen gelernt hat. Er «i« am Eingänge seine» üderau» fesselnden Vortrag» besonder» darauf hin, daß durch Begründung unserer deutschen Kolonien in Afrika di« Türen für unsere Mission nun geöffnet sind und daß e» namentlich gilt, den muhamevanischen Einfluß besonder» auch von den Heiden Ostafrika» ab« zuhalte» und da« Kreuz gegenüber dem Halb, mondr zu behaupten. Mission müsse nicht ohne Atla« getrieben »erden. Mit wenigen raschen Strichen entwarf der Redner ein Kartenbild unserer größten Kolonie und zeigte auf demselben seinen Reiseweg vom Jahre 1905, auf welche« er 14 Stationen berührt und de» er in 50 Lagen zurückgelegt hat; schon drei Wochen nach seiner Abreise au« Herrnhut konnte er durch afrikanisch« Urwälder und Steppen ziehen. Daß dieser Wig kein gefahrloser war, bezeugte ihm da» achtmalige Wahrnehmen der frischen Spur de« Löwen. Während an der Küste Deutsch-Ostafrika« die Suaheli wohnen, sind im Innern d«« Lande« nameutltch di« Stämme der Vantuneger anzu treffen, deren t» Wahl 200 mit verschiedener Sprache gibt. E» sind di«» Heiden ohne Gott, ohne Hoffnung in dieser Welt, Sklaven der L»de«furcht; darum können wir dies, L»ut« nicht mehr so weiter leb»n lass««, sondern ,» ist Christenpflicht, ihnen da» Licht de« Evangelium« zu bringen uno di» Elend«» dem Heilande zuzusühren. Ein schwere» Wirk, da» unendliche Geduld und groß« Selbstverleugnung erfordert, wie e« der Herr Mtffion«dir«ktor Heunig an dem Beispiel von der Rission«station Jsogo in der Näh« dr» Njassa»See«, wo er vruder Zep besuchte, überzeugend und lebendig darlegte. Erft muß der »riße Mann Jahre lang unter den Negern wohnen, «he er in ihrer Sprache ihnen die Barmherzigkeit de« lebendige» Gotte» offenbare» und predigen kann. Dann aber findet «r auch tr«ue Helfer an den Eingeborenen selbst, di» Gott»» Handlanger werden, und Gotte» Segen krönt treu» Miffionttätig- Kit; find doch innerhalb 19 Jahre in Deutsch- Ostafrika allein 10 000 Heiden ihre« trost los»» Zustande» entrissen und Christen gewor den. Gesänge der Schulkinder und de» Kirchen« chore» verschönten da« Fest. Da« Schluß wort de» Herrn Ort»psarrer» Kränkel «ar ein Danke««ort, »a« vor allen den beide« F«strednern Herrn Pfarrer Schulze und Herrn Miffionidtrektor Hennig galt und all«n Zuhörern «US der Ee«l« gesprochen war. Noch wurde mitgeteilt, daß der Ertrag der Sammlung, die teil« der Leipziger, teil« der Herrnhuter Mission zu gute kommen soll, in d«r Kirche 64,66 Mk. und im Deutschen Hause 79,57 Mk. ergeben hat. Gern hätte man bei solch rrichrn Gaben, die alle Anwesrnden wahrhaft erfreuten, wohl eine noch zahlreichere Festgemeinde gesehen. — Ferien-Monattkarten. Wie im Vor jahre, so werden auch in diesem Jahre im Bereiche der Sächsischen Staat»eis«nbahnen sogenannte Kerten-Monat«karten und -Neben karte» für vie I., 2. und 3. Klasse au»gr- geben. — Die für letzten Sonntag geplant gewesenen Dauerfahrten: „Rand um Dretden", ,u«geschritb»n vom Gau Dre«d«n de« Deutschen Radfahrerbunde«, und „Rund um die Lausitz", an«geschrieb«n vam Sächsischen Radfahrerbund, hab»» nicht stattg«sunden, sondern sind auf spätere Sonntage verschoben. Die ersterwähnte Fahrt hatte da« Königlich« Ministerium im letzten Augenblick« untersagt, sie soll nunmehr am 24. Juli vor sich gehen. Weahalb die D«u«rfahrt „Rund um die Lausitz" unterbli»b, «ar bi» jetzt mit Bestimmtheit nicht zu ermitteln, da hierfür ««hrere Gründe angegeben «erden. Großröhrddarf. Am Sonnabend nachmittag« »/,6 Uhr sand die von den Feuerwehren Großrühr«dorf, Bretnig, Ohorn und Hau«walde beschlossene Alarm-Uebung hierselest statt. Al« Vrandobjekt galt da« Gasthau« „zur Linde". Die Uevung wurde von oem Hauptmann »er Fabrikieuerwthr der Firma L. G Großmann, Herrn Ernst Schurig, geleitet. — Durch oi« hiesige S«n- darmeri« «urde am Donnerstag mittag im Slaat.fork zwischen Ohorn u«d Bretnig «in S6 Jahr« alter Vagabund festgenommen, der versucht hatte, einem jungen Mensche» Uhr und Geld zu rauben. Hautwalde. Im Monat Mai «urden »ei der hiesigen Sparkasse in 76 Posten 5764 Mk. 32 Pfg. eingezahlt und 7 neue Bücher «»»gestellt. Dagegen erfolgten 8 Rückzahlungen Mit 1722 Mk. 87 Pfg. Ohorn. Der am Sonntag bierselbst staltgefundene Sängertag de» 6. Kreise» de» Oderlausttzer Sängerbünde« nahm trotz de» ungünstigen Wetter» »inen befriedigend»» Ver laus. Da» Konzert begann nach einem vorangegangenen Festzuge um 4 Uhr i« Saale oe» Äasthof» „zur König Albert-Eich«". V»7 Uhr folgte o«r Kammer» mit reichhaltigem Programm. Ein Ball bildete den Abschluß dr» Feste». Kamenz. I» der Nähe »e» Dorfes Kaschwitz landet« am Sannadend 10 Uhr 45 Min. der Luftballon „Prinzessin Viktoria" au» Vonn a. Rh. Der vallon, Führer Fadrikoes. Andernach >»» Beu«l b«i Vonn und mit noch zwei Herrin bemannt, war nacht» 12 Uhr 12 Min. in Vonn ausgistiegen uno hatte eine prachtvolle Fahrt durch Sauerlan», Waldeck, Thüringen und Sachjen. Die Landung er folgte glatt uno ohne jede Schwierigkeit. Kamenz. Der 29. B»rband»t«g der Freiwilligen Feuerwehren im Bezirk« der Amt»hauptmannschaft Kamenz findet Sonntag, den 12. Juni, in St. Marienstern statt. Für denselben ist folgende« Programm ausgestellt: l/,11—l/,12 Uhr: Empfang »er autwärtige» Wehren am Gasthof zu Panschwitz; 12 Uhr: llebungen im Klosterhos: n) Fußdienst, b) Geräteübung,«) Sturmangriff, ä) Samariter übung ; S Uhr: Stellen zum Frstzug auf der Chaussee; 4 Uhr: verdandtsitzung im Saale de» Gasthofe» zu Panschwitz. Bei günstiger Witterung Konzert im Garten de» Gasthose» zu Pansch«itz; l/,7 Uhr: Beginn de» Fest dalle» im Gasthofe zu Panschwitz. Dre« den. (Selbstmord »ine« Major«.) Der im Hause König»brückerstraße 24 wohnrnde Major a. D. Heinrich Sonntag, der früher bei der htistgen Arlill«rie stand, macht« am Donner»tag abend seinem Leben durch einen Revoloerschnß ein Ende. Lang wierige Krankheit scheint den Offizier in den Tod getrieben zu haben. Dre« d « n , 30. Mai. Au»gebrochen und geflüchtit ist in der vergangenen Nacht ein äußerst gemeingefährlicher, schwer vorbe strafter Verbrecher, der 1886 in Altstadt- Waldenburg geborene Kaufmann Bernhard Gustav Chare«. Dieser ist Anfang Mai beim Vorfahren im Lmt«qericht Chemnitz, nachdem er dort einen Beamte» niederge schlagen hatte, entkommen und am 9. Mai in der Nähe de« Dre«dner Leihhause» in der Rosenstraße von einem Kriminalbeamten ge troffen und verhaftet worden. — Der Reich»t«g«ab»eordn»te Zimmermann (Deutsch-soziale Reformpartei) ist am Sonn abend in Dre»»rn, seinem Wohnsitze, v«rschie»en. Dre»den. (12 Jahre Zuchthau».) Mit Fessel» a» den Hände» wurde am Freita» «i»er der gefährlichst«» Einbrecher der Gegenwart, d«r 1887 in Aussig geboren« Schlosser Rudolf Friedrich Kadner, dem Dre«dn«r Landgericht zur Aburteilung vorge führt. Kadner wurde im Februar 1909 au» dem Hamburg«! Zuchtha»se entlassen und nahm sofort in Nord- und Mitteldeutschland, in Hamburg, Altona, Magdeburg, dann in Sachsen »nd seiner österreichischen Heimat Aussig seine verbrecherische Tätigkeit wieder auf. In Gemeinschaft mit dem jetzt in Hameln internierten Kellner Winkler, den er in Hamburg kennen gelernt hatte, verübte K. in Seesen und Salzdietfurt zwei Einbruch»- »iebstähle, wobei ihnen Schmucks«chen von erhebliche« Werte al» Beut« in die Hände fielen. Z«ei preußische Gendarmen und einige Ortaeinwohner nahmen sofort die Ver folgung auf, doch entkamen die Spitzbuben, indem sie sich die Verfolger durch Nevoloer- schüff« vom Leib« hielten. Kadner reiste nun nach feiner Heimatstadt Aussig. Mit geladenem Revolver bewaffnet drang er in einer schönen Juninacht in da» Dienstgedäude der Sächsisch- vihmischenDampsschiffahrt«gesellschaft,sprengte Türen und Kästen auf und stahl Kleider, Wäsche und G«ld. Von vöhmen zog der Einbrecher in da» Erzgebirge und führte in Altenberg in der „G«rtcht»schänke" unv im „Alten Amt«hruse" zwei Emdrüche au». Da» Ergebnis «ar außer Wein uno Zigaretten ei« Paar wertvolle Manschetten knöpfe und etwa SO Mart bar. Eine halbe Stunoe nach vollbrachter Tat frühstückte ver Verbrecher seelensruhig in einem Gasthofe in Geising, um wenrge Tage später bet dem reichen Fabrikbesitzer Müller in Mügeln einen dreisten Eindruch»diebstahl au«zuführen, «ob«i er kostbare Schmucksachen und — ei« balde» künstliche» Gebiß erbeutete. Noch in derselben Nacht verübte der Einbrecher drei ««itere Einbrüche. Kadner bezeichnete die jetzige An klage al« „eine groß« Gemeinheit". „Alle» ist Lüge, alle» ist »»macht!" so kritisierte er die Ausführungen uno Einwendungen d»« Staat»an«alt» und di» Au«sagen ver Zeugen. Da» Gericht oerurteilte den schweren Jungen ,u 12 Jahren Zuchthau« und d»n üblichen Ntbinstrasen. — Traurige» Geschick. Ein in König«- walde bei Werdau wohnhafter Bahnschaffner regte sich über ein«» v«rlorenen Prozeß derart auf, daß er geisteskrank «urde und in eine Anstalt geschafft «erde» mußt». Au» Ver zweiflung darüber verübt» seine Ehefrau, di« ein« 12 jähriz» Tochter hinterläßt, Selbstmord durch Erhängen. vockw «. Zu einem unliebsamen Auftritt kam »« in der Wohnung de» Santtät»r«t» Dr. Kretzschmar hier. Während der Sprech stunden kam zu dem Arzt» der Hüttenarbeiter Schädlich mit seiner Ehefrau, um sich unter suchen zu lassen. Al« Dr. K. dem Mann sagte, daß er nervenkrank sei und in einir Heilanstalt untergebracht «erden müsse, geriet Sch. in so hestige Erregung, daß <r de« Arzt« eine Flasche an den Kopf warf, auf ch« zustürzt« und ihm nicht unerh«dlich«Verletzungea im Gesicht beivrachte. Der anscheinend geistet gestört« Mann wurde i» bihördlichi» Ge wahrsam genommen. 0 o r n o. (Tin trockener Sommer in Sicht?) Zu Nutz und Fromme« seiner vrruf«g«noffen schreibt de« „vorn. T." ei» Landwirt dortiger Gegend: „Da am 18. Mai Morgenluft vorhanden «ar und solch« 100 Stunden danach, also am 22. Mai, gleichfall» herrschte, so ist nach langjähriger Erfahrung Trockenheit, ja sogar Dürre, zu erwarten. Darum schon jetzt sparsam mit dem Wasser!" Zwickau. Au« Wut darüber, daß ihn seine Frau verlassen halt« und nicht zu ihm zurückkehren wollte, zündet« der 40 jährige Maurer Friedrich Anton Trommer in Zschorlau s«tn Wohnhau« an, in dem noch ander« Familien wohnten. Da« Schwurge richt verurteilte den Brandstifter zu 1 Jahr Zuchthau« und 5 Jahren Ehrverlust. — Ei« 5 jähriger Knabe wurde in Rein«- darf bei Zwickau von eine« »»«schlagende« Pferde so unglücklich getroffen, daß er kurz darauf starb. L»ipzig, »0. Mai. In der verg«n,enen Nachl versuchte der Schloffergeselle Morgen stern durch Rrvolverschüffe seine Geliebte z« ermorde». Ec verletzte da« Mädchen jedoch nur schwer und konnte von Passanten feftge- nomm«n werden. Leipzig. (Die gestohlenen Zobelfell«.) Wie seinerzeit berichtet worden ist, wurden vor einigen Wochen au» einer Bersandt- krste, «ährend sie sich auf dem Tc»n«port« von Leipzig nach Rrayork befand, Zobelfelle i« Werle von 90 000 Mk. entwendet. Wi« jetzt bekannt wird, hat sich heraulgestellt, daß oie Kiste beim Verladen in Brem«rhafe» be raubt wurde, uno zwar vermutet man, daß »er Diebstahl von einer Kalonne Schau«rl«ute begangen ist, die dann di« Felle zu Spott preisen an bekannte Hehler verkeuften. Diese Hehler sind der Kriminalpolizei bereit» vekaant. Die geraubten Felle sind aus Umwegen sämtlich wieder nach Leipzig zurückgekommen und hier beschlagnahmt worden.