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?)eer unä flotte. s Aber den landwirtschaftlichen Unterricht im GaA)e-Korps hat das Generalkommando der Landwirtschastskammer für die Provinz Branden burg interessante Mitteilungen gemacht. Die Beteiligung der Mannschaften beim Unterricht war eine sehr rege, hauvtsächlich haben vom Lande stammende Mannschaften daran teilge nommen. Es hat sich erwiesen, daß dem land- wirtschastlichen Unterricht nicht nur von der Militärverwaltung, sondern auch von den Mann schaften selbst das größte Interesse entgegen- aebracht wird. Häufig sind auch Offiziere und Unteroffiziere als Zuhörer erschienen. Auch die Art und Weise des Unterrichtes, die Aufmerk samkeit der Schüler usw. haben vollständi- zufriedenqestellt. Bon tausend Soldaten find etwa 800 wieder aufs Land zurückgekehrt. Ob dies aber eine Folge des landwirtschaftlichen Unterrichts war, ist nicht festgestellt worden. Aber trotz dieses Unterrichtes hat das Arbeits amt der Landwirtschaftskammer, bei dem sich viele Reservisten eintragen ließen, nicht eine einzige Arbeitsvermittelung zustande gebracht. Wie in der Generalversammlung mitaeteilt wurde, konnten die Reservisten deshalb nicht auf dem Lande untergebracht werden, weil ihnen die Löhne zu niedrig und die Arbeitsbedingungen zn s-bwer waren. Auch bezeigten sie keine Lust, in feste Stellung zu treten. Von unci fern. Die sechs Geretteten der Zeche „Holland" haben nach ihrer Bewirtung in dem Wattenscheider Hotel „Rheingold", die bekanntlich auf Kosten des Kaisers erfolgte, eine Dank- und Huldigunasdepesche an den Monarchen gesandt. Die Retter wurden vom Kaiser durch Verleihung von Rettungsmedaillen bezw. Allgemeine Ehrenzeichen belohnt. X Falsch geprägte „Hochzeitstaler". Einen Druckfehler weisen die Gedenktaler auf, die aus Anlaß der Hochzeit des Großherzog paares von Sachsen-Weimar-Eisenach geprägt worden sind. Die Umschrift auf der Vorder seite lautet: „Wilheim Ernst — Feodora, Groß herzog und Großherzogin von Sachsen-Weimar." — Die Münzen werden um des Fehlers (Wilheim) willen zu einer Vielbegehrten Rarität werden, da zu vermuten ist, daß eine zweite ver besserte Auflage hergestellt werden wird. Der neue Komet. Sir Robert Ball und andre Astronomen von Cambridge haben eine plötzliche Änderung des Kurses des Kometen von Johannesburg festgestellt und verfolgen diese mit großem Interesse. Der Schweif des neuen Kometen wird auf eine Länge von d Mill. engl. Meilen geschätzt. Dem ,B. L.-A/ erklärte Direktor Archenhold, der Leiter der- Treptower Sternwarte, daß eine Kursänderung des Kometen, der seit mehreren Tagen am süd westlichen Himmel erscheint, möglich und wahr scheinlich ist. Die angegebene Länge des Schweifes von 9 Millionen engl. Meilen dürfte etwas niedrig geschätzt sein. Sie wird unge- fähr 18 Millionen englische Meilen betragen. Schlimmes Ende eines Tonzver- gmigens. In Salchendorf (Siegerland) kam es nach einer Tanzfestlichkeit zu einer großen Schlägerei, an der sich über 40 junge Leute be teiligten. Mehrere Personen wurden schwer verletzt. Ein 17 jähriger Bursche blieb als Leiche aus dem Platze. Erst der Gendarmerie gelang es, die Kämpfenden zn zerstreuen und einige der Anführer zu verhaften. X Eine geheimnisvolle Bergiftungs- affäre ereignete sich dieser Tage in der Heil- und Pflegeanstalt zu Homburg in der Pfalz. Als eines Morgens zwei Wärter ihren Kaffee zu sich nehmen wollten, bemerkten fie einen un angenehmen Geschmack, der auch von dem hinzu- gerufenen Oberarzt bestätigt wurde. Man sandte den Kaffee zur Untersuchung an die Ver suchsstation nach Speyer, wo Sublimat-Zusatz festgestellt wurde. Die weitere gerichtliche Unter suchung ergab, daß ein von der Heilanstalt Klingenmünster nach Homburg übergesiedelter Wärter verdächtig erscheint, seine beiden Vorder männer durch Sublimatvergiftung beseitigen zu wollen, um rascher vorrücken zu können. Der Verdächtige wurde in Haft genommen. Vom Schneesturm überrascht. Auf dec Ellbogenstcaße bei Jgls gerieten zwei Männer in einen Schneesturm. Beide blieben ermattet liegen und wurden am nächsten Tage bewußtlos und erstarrt aufgefunden. Schuljungen als Raubmörder. Zu der Bluttat in Braunau, wo zwei Schulknaben eine Greisin überfielen, wird gemeldet, daß das Opfer der drei Schuljungen, die Kcämersfrau Pertel, an ihren vielen schweren Verletzungen gestorben ist. Der eigentliche Täter, der elf jährige Hermann Grober, wurde der Sterbenden gegenübergestellt. Seine Eltern, der österreichische ''mmit bis zur Kniehöhs gefüllt wurde. Die Mannschaft erhielt darauf den Befehl, den Wein ins Meer zu schöpfen, doch gelang dies bei dem starken Schlingern des Dampfers nur sehr schwer. Die ganze Mannschaft befand sich stundenlang in einem richtigen Wellenbad aus rotem, edlen Portwein und mußte im Interesse des Dienstes und der eigenen Sicherheit sicher lich Tantalusqualen ausstehen, um nicht in diesem edlen Naß „unterzugehen". Eisenbahnunglück in den Abruzzen. Infolge eines Erdrutsches entgleiste in der Nähe der Station Campobaffo (Italien) ein Eisenbahn zug. Zwei Wagen stürzten von dem Eisenbahn damm herab. Drei Personen wurden getötet und zehn leicht verletzt. Eisenbahnbeamte Grober und besten Frau, versuchten sich zu erhängen, wurden aber noch rechtzeitig abgeschnitten. An der Bluttat sind der ,Donau-Zeitungs zufolge nicht nur die drei Knaben schuld, sondern vielmehr ein ganzes Diebeskonsortium von schulpflichtigen Buben, die seit langem Einbrüche in der dortigen Gegend verübt und ihre Beute am Jnnfluste ver borgen haben. Offenbar hat die Lektüre von Schundbüchern wieder das Unheil in den Köpfen der Knaben angerichtet. Kein Pariser Sechs-Tage-Rennen. Die Leitung des neuen Pariser Winter-Rad- rennparkes, besten Eröffnung bevorsteht, hat auf die Veranstaltung eines Sechs-Tage-Rennens wegen der viel zu hohen Kosten verzichtet. Dem edlen Sport ist damit jedenfalls gedient. Ansschreitungen streikender Gerber. Die streikenden Gerber von Graulhet (Frankreich) hoben schwere Ausschreitungen begangen. Sie zertrümmerten die Fensterscheiben mehrerer Fabriken und zerschnitten die Telephondrähte nach Albi. Fünf Streikende wurden verhaftet. Ein Massenbad in Portwein. Ein sonderbares Erlebnis stieß dem Dampfer „Pundo" auf seiner Fahrt nach London zu. Der Dampier hatte im Zwischendeck auch einige große Fässer Portwein als Ladung, die bei! einem Sturm, den der Dampfer in der Bai von ! Biscaia durchzumachen hatte, sprangen, um ihren Inhalt über das Zwischendeck zu ergießen, das Opfer der Lawine. Sieben italienische Schmuggler aus San Bernardo di Chiavenna, die von Soozza im Misoxertal aufgebrochen waren, um über den Forcolapaß nach Chia venna zu gehen, wurden von einer Lawine überrascht. Sechs von ihnen wurden getötet, der siebente konnte sich retten und brachte die traurige Kunde nach Soozza. Elf Personen ertrunken. In Coruna (Spanien) ist bei heftigem Sturme ein Fischer boot untergegangen, wobei elf Personen er tranken. Gerickiskatte. X Rositten. Schlimme Folgen hat die unbedachte Handlung eines Oberkellners gehabt, der in Rofitten einen auf einer Fußwanderung befindlichen Oberkriegsgerichtsrat aus Königs berg i. Pr. als den steckbrieflich verfolgten Posener Mörder festgehalten hatte, obwohl die übrigen Hotelgäste den Oberkellner über seinen Irrtum sofort aufgeklärt und der Oberkriegs-' gerichtsrat selbst sich ordnungsmäßig legitimiert hatte. Der voreilige Oberkellner wurde jetzt von der Strafkammer zu sechs Monaten Ge fängnis verurteilt. Augsburg. Bei einem Mann in Bayer- dilling sollte ein gepfändetes Fahrrad vom Ge richtsvollzieher abgeholt werden. Er fand aber verschlossene Türen. Nur der mit der Psändungs- Vie sechs geretteten Bergleute der Zeche „Holland". Die Geretteten von Zeche „Holland" erholen sich im KnavpschastSkrankenbause von. den Anstrengungen der Schreckenstage, die sie im Innern der Erde zu gebracht haben. Nur der Drittelsführer Kleffner. der ernstere Verletzungen davongetragen, muß noch das Veit hüten. Die geretteten Bergleute erhalten von allen Seiten Beweise der Teilnahme. Der Kaiser ließ sie im Hotel „Rheingold" in Wattenscheid als seine Gäste bewirten; es wurde ihnen ein alter Bordeauxwein vorgesetzt, der aus der Königlichen Schloßkcllerei stammte. Von der Verwaltung der Zeche „Holland" erhielten die sechs Bergleute ein Geldgeschenk. marke versehene Fahrradsatiel hing am Schloß und ein Zettel, der den Gerichtsvollzieher ver höhnte. Die gepfändeten Sachen waren vorder verkauft worden. Das Schöffengericht verurteilte den Gepfändeten wegen Pfandbruchs und Be leidigung zu vierzehn, seine Frau zu sechs Tagen Gefängnis. München. Fünfunddreißigmal wegen Dieb stahls bestraft ist ein Holzfäller, der sich wegen Diebstahls im Rückfalle vor der Strafkammer zu verantworten hatte. Er hatte einem Stuben genossen aus dem verschlossenen Koffer fünf Mark entwendet. Der Rückfällige wurde zu einem Jahre Zuchthaus verurteilt. „Körer" unä „Setter" m äer Sckule. O Mit einem bedeutsamen Unterschied in der seelischen Veranlagung der Schüler, der bei der Erziehung praktische Berücksichtigung finden sollte, beschäftigt fich der italienische Gelehrte Ugo Pizzoli in einem interessanten Aufsatz, der im ,Resto del Carlino' veröffentlicht wird. Pizzoli fordert eine Trennung der Auqen- menschen und der Ohrenmenschen in der Schule, denn nach seinen Erfahrungen erfordern die beiden Arten eine völlig verschiedene vädagogifche Behandlung. Es handelt sich dabei um die Trennung der Kinder, die ihre stärksten Ein drücke von Gesichtswahrnehmungen herleiten, von den andern, bei denen die durch das Ohr vermittelten Eindrücke, Richtung und Spann weite der Vorstellung bestimmen. Die Gespräche der Schüler untereinander, ihre Fähigkeit, musikalische Motive zu behalten und wieder zugeben, ihre zeichnerische Veranlagung bieten sichere Handhaben, um die beiden Typen zu bestimmen. „Man erzähle den Kindern eine Geschichte, bei der die Beobachtungskraft des Auges und des Ohres in gleicher Weise in Anspruch genommen wird, und lasse die Schüler dann die Geschichte nach dem Gedächtnis niederschreiben; dabei wird sich sofort zeigen, ob das einzelne Kind zur Kategorie der Ohrenmenschen oder der Augenmenschen ge hört." Pizzoli forderte eines Tages einige Schüler der fünften Klasse auf, das Pferd zu beschreiben. Bei einem der Jungen zeigte sich sofort, daß er das Pferd leibhaftig vor sich sah.; er beschrieb das Pferd seines Onkels, begann mit der Farbe, schilderte dann die Satteldecke, das Zaumzeug, die Farbe der Mähne, der Augen und vergaß nicht zu erwähnen, daß „dem Pferde erst vor einigen Tagen der Schwanz abgekürzt worden sei." Ein andrer dagegen, ein „Hörer", begann seine Schilderung mit Ge hörswahrnehmungen, er beschrieb ausführlich, wie das Pferb scharrt, wie es wiehert, wie es schnaubt und wie es stampft. Um es zu leiten, müsse man mit der Peitsche knallen, und dann ahmte das Kind die Rufe nach, mit denen Prerde angetrieben werden. Die Beobachtung zeigt, daß die Zahl der „Seher" weitaus größer ist, als die der „Hörer"; es gibt jedoch eine Kategorie, in der beide Arten der sinnlichen Wahrnehmung in gleicher Stärke parallel laufen. Das find die besten Schüler, denn bei ihnen verdrängt nicht die eine Wahrnehmungsweise die andre und alle Energien werden zu gleicher Zeit harmonisch nutzbar gemacht. Kuntes Allerlei. Verlorene Gegenstände. Auguste, das alte Küchenfaktotum derFamilie, hatte manch mal einen schweren Kampf anszufechten zwischen ihrer Pflicht der Aufrichtigkeit gegen ihre Herrin und ihrer blinden Zuneigung zu dem Söhnchen des Hauses. Eines Tages sagte die Hausfrau sehr verwundert: „Auguste, wo sind denn die vier großen, roten Apfel hingekommen, die ich gestern mitbrachte?" — „Ach, gnädige Frau," erwiderte Auguste verlegen, „genau weiß ich's auch nicht. Aber wenn Sie vielleicht aus findig machen könnten, wo die Torte geblieben ist, die ich gebacken habe, dann, glaube ich, würden Sie die vier Apfel wohl oben darauf finden. Hoffentlich hält der kleine Magen die Anstrengung aus!" """ ihre Lippen zu einer wahrscheinlich nicht sehr liebenswürdigen Bemerkung. Da wurde im rechten Augenblick, um den unglücklichen Bräutigam zu retten, eine Portiere -urückgeschlagen. Ein grämliches Gesicht, auf dem man sich vieles vorftellen konnte, nur nie ein herzliches Lächeln, noch den Strahl eines genialen Gedankens, wurde sichtbar. Eine aristokratische Haltung, ein steifer Hals, spär- licheS graues Haar, eine eigene Art, die Füße unhörbar über den Fußboden gleiten zu lassen, ohne daß es zu einem eigentlichen Auftreten kam — das war Helenens Oheim von mütter licher Seite, zugleich ihr Vormund, der Er- Kammerherr Gras v. Griesheim - Pattenberg. Die ungezogene Nichte pflegte ihn wohl kurz- weg Onkel Griesgram zu nennen, doch wohl weislich, wenn er,nicht dabei war. Dieser achtbare Herr und vollendete Diplomat kam, wie getagt eben im richtigen Augenblick dazu, um dem Brämigam eine unliebsame Szene zu er sparen. Er bemerkte auf den ersten Blick, daß zwischen den Verlobten, wie leider so oft, irgend etwas nicht richtig sei. „Ei, ei, meine Kinder! was gibt's denn? Habt euch wohl wieder einmal etwas gezankt? — Nach dem Sprichwort: Was sich liebt. . . und so weiter." „Es neckt sich wohl auch manchmal, was fich nicht liebt," bemerkte Helene ziemlich frocken, fügte aber gleich^lachend hinzu: „Es «st übrigens gut, daß Sie gekommen sind, Onkel! Edmund war heute noch etwas weniger Amüsant als gewöhnlich, und hätte unter Gebendes Tete-a-tete noch länger gedauert, ich wäre unvermeidlich in einen hundertjährigen Schlaf verfallen, wie Dornröschen, auch ohne Spindel. Ha! ich möchte doch wissen, Edmund, ob in solch einem Falle wohl Sie der rechte Ritter gewesen wären, mich zu erwecken?" „Ich weiß durchaus nicht, was Sie meinen," versetzte der Bräutigam etwas ärgerlich, „da mischen sich nun gar das Spinnen, das ganz aus der Mode ist, und die alten Ritter, die längst tot sind, in Ihrem wunderlichen Köpfchen. Eines aber weiß ich gewiß, ich war durchaus nicht in Gefahr einzuschlafen. Sie sollen wissen, Herr Graf, daß Helene heute noch ein wenig kapriziöser war als ge wöhnlich; demzufolge wurde ich genug in Atem erhalten. Ich denke auch, ich empfehle mich bis zu einer gelegeneren Stunde und besseren Laune. Ich werde so schon von Clooten er wartet. Wir hatten abgemacht, heute miteinander zu speisen." „Ich hatte gehofft, Sie würden unser Gast sein. Was ist das für ein Clooten?" fragte der Kammerherr. „Wie, Sie wissen es nicht, Herr Graf?" entgegnete Herr von Stein. „Der selbe junge v. Clooten, der das Nervenfieber bekam, nachdem wir drei, Eustache v. Guntzlow, v. Clooten und ich, im September des vorigen Jahres den Versuch gemacht hatten, über die ganze Breite des Flusses zu schwimmen. Der arme Junge kam kaum mit dem Leben davon." „Ich habe zwar von Herrn v. Guntzlows tollen Sireichen viel gehört, hätte ihm aber doch zu viel Verstand zuqetraut, um sein und andrer Menschen Leben bei einem so nutzlosen Wagestück in Gefahr zu bringen," meinte Helene. „O I wer konnte es wissen, daß Clooten, der sich auf sein Schwimmen so viel einbildete, bei der Probe so schlecht bestehen und beinahe ertrinken würde. Guntzlow und ich liefen keinerlei Gefahr." „Den Herrn v. Guntzlow habe ich nicht das Bergnüaen, persönlich zu kennen. Was Sie onbetrifft, so haben Sie mir oft das physi kalische Gesetz erklärt, daß leichte Gegenstände nicht untergehen, und als Beweis dafür ihren Kopf angeführt. . . . Ihretwegen bin ich unbesorgt," sprach die Braut, die heute ganz entschieden unliebenswürdig war. Herr v. Stein sah ganz verblüfft aus. Er hatte gewiß nie in seinem Leben Unterricht in der Physik erteilt, überhaupt in keinem Fache; wie sollte auch ein reicher junger Gardeleutnant dazu kommen? Er begriff durchaus nicht, was die übellaunige Schönheit eigentlich heute wollte. Der Graf aber bewegte fich unruhig auf seinem Sessel und gab schnell der Unterhaltung eine andre Wendung. „Was die Tollkühnheit betrifft, liebes Kind," sprach er, „so steht darin Herr v. Guntzlow keinem der jungen Leute nach. Ich sehe ihn noch, wie er auf dem Markte mit seinem prachtvollen Araber über die beladenen Karren setzte, mitten ins Gewühl hinein, unter dem entsetzlichen Geschrei der Marktweiber. Mir wurde unwohl dabei. Nur durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Der Baron mag übrigens seitdem vernünftiger geworden sein; ich habe ihn lange nicht mehr gesehen." „Wie lange doch?" fragte Helene. „Drei Jahre sind es her," erwiderte der Oheim, dessen Gesicht fich aufklärte wie bei einer angenehmen Erinnerung. „Es war damals, — du hast wohl davon gekört? — als der Prinz v. B. ... in meinem Hause ab-. zusteigen geruhte." „Ja, o jal ich habe davon gehört," rief Helene erschrocken, denn sie wußte die berühmte Geschichte längst auswendig, doch der Graf ließ sich nicht stören, sondern gab sich unbeirrt seinen Erinnerungen hin. „Seine Königliche Hoheit reiste damals zu Ihrer durchlauchtigen Braut nach P. . . . Ja anbetracht der vielen Jahre, die ich am Hofe Seiner Majestät zugebracht, und ich schmeichle mir . . . in anbetracht der Dienste, die ich daselbst geleistet, wurde mir die hohe Ehre zu- teil, den Prinzen in meinem Hause empfangen zu dürfen. Zugleich wurde mir der schmeichel hafte Auftrag zuteil, meiner Erfahrung wegen (er lächelte selbstzufrieden) . . . und weil Seine Königliche Hoheit noch sehr jung zu sein ge ruhten, nach meiner Wahl dem Prinzen die jenigen Mitglieder des Adels und der Gesell schaft vorzustellen, die ich, als zu solch einer Ehre berechtigt, erachten würde. Nun, ich schmeichle mir, daß ich mich meiner Aufgabe mit richtigem Takt entledigte. Der Prinz schien im ersten Augenblick frappiert, so viele würdige und angesehene Persönlichkeiten versammelt zu finden. Ich habe namentlich auf Reinheit des Blutes geachtet und niemand zugelassen, der nicht sechzehn Ahnen aufzuweisen hatte." » i (Fortsetzung folgt.) .