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Zur Entmündigung der Prinzessin Luise von Belgien. Prinzessin Luise läßt erklären, daß sie sich gegenwärtig als nirgends zuständig erachtet, daß also für eine etwaige Entmündigungsklage nur ihr Aufenthaltsort Paris in Betracht komme. Der Entscheidung der dortigen Behörden könne sie zuversichtlich entgegensetzen. Die Anwälte der Prinzessin werden der belgischen Regierung eine von zahl reichen Dokumenten begleitete Eingabe über reichen, um nachzuweisen, daß an den Mil lionen der vom König Leopold gemachten Stif tungen der belgische Staat keinen Anteil hat. X Berliner Falschmünzer auf Reisen. Mn Falschmünzerliest wurde in einer Wirtschaft an der Werftstraße in Bant bei Kiel ausge hoben. Hierbei verhaftete die Gendarmerie zwei angeblich aus Berlin gebürtige Personen, die in dem genannten Hause eine vollkommen eingerichtete Werkstatt zur Herstellung von Falschstücken besaßen; sie stellten namentlich Fünfmarkstucke her, von denen sie auch schon eine Anzahl in Verkehr gebracht haben. Der eine der Verhafteten soll bereits wegen Münz verbrechens vorbestraft sein, sein Komplice legte ein umfassendes Geständnis ab. Die Gerät schaften wurden beschlagnahmt. Später wurde noch eine dritte Person unter dem Verdacht der Mittäterschaft in Hast genommen. l X Der rätselhafte Tod eines Soldaten wird aus Altona gemeldet. Auf einem Bau platz in der Glückburgerstraße wurde der Skonomiehandwerker B. vom Regiment „Ham burg* mit einer Schußwunde im Kopf bewußt los aufgefunden; man schaffte ihn sofort in das Garnisonlazarett, wo er bald nach der Ein lieferung verstarb, ohne das Bewußtsein wieder- ^erlangt zu haben. Es wurde angenommen, B. habe Selbstmord verübt. Gegen diese An nahme sind jedoch jetzt Zweifel aufgetaucht; denn die Schußwunde befindet sich m einer Stelle am Hinterkopf, auf die er die Waffe schwerlich selbst gerichtet haben kann. Es er scheint daher nicht ausgeschloffen, baß der Schuß von einer andern Person abgegeben wurde. Die Untersuchung ist eingeleitet. — Fast zu gleicher Zeit hat ein Musketier des Infanterieregiments „Graf Bose" in Altona Selbstmord verübt. Das Motiv zu der Tat ist noch nicht aufgeklärt, doch nimmt man an, daß er Hand an sich legte, weil er von seinen Kameraden wegen eines dummen Streiches ge hänselt wurde, was er sich sehr zu Herzen ge nommen haben soll. Ei« unglücklicher Wurf. An der Bahn strecke Rheine—Salzberge warf ein Arbeiter, der an seiner Arbeitsstelle vorbeifuhr, aus dem Eisenbahnzuge eine Axt und traf einen Rotten arbeiter so unglücklich am Kopf, daß er an der Verletzung starb. l Schreckenstat eines Geisteskranken. In Halle a. S. hat der frühere Bäckermeister Ackermann, der erst vor kurzem aus einer Heil anstatt entlassen wurde, seinen zwölfjährigen Sohn, seine Frau und dann sich selbst durch Revolverschüsse getötet. Ackermann hatte aus Kummer über schlechten Geschäftsgang und ein Herzleiden seiner Frau den Verstand verloren. Zwei Arbeiter im Schlamm erstickt. In der Nähe von Duisburg brach beim über schreiten eines Wassergrabens ein Bergmann ein. Mn andrer Bergmann eilte ihm zu Hilfe, beide versanken indes vollständig im Schlamm und erstickten. Eigenartiger Selbstmord. Ein Kauf mann in Frankfurt a. M. nahm sich auf eine ganz eigenartige Weise das Leben. Er nahm von einer langen Pfeife den Suderbehälter und trank den darin befindlichen Inhalt aus. Es wurde eine schwere Nikotinvergiftung festgestellt, an deren Folgen der Mann kurz nach seiner Einlieferung in das Krankenhaus starb. Kirchenräuber und Landstreicher. Als der Mann, der den Einbruch in die Kirche von Brück verübte, wurde der Landstreicher Fritz Werner bei Markteinersheim verhaftet. In seinem Besitz befanden sich noch die wertvolle Altardecke und die Taufschüssel. Der Dieb, der in einem Strohhaufen genächtigt hatte, gestand, die gefundenen Sachen aus der katholischen Kirche gestohlen zu haben. Vergebliche Aufopferung einer Mutter. Auf dem Bahnhof Hennersdorf (Schlesien) wollte eine Frau ihre 8jährige Tochter, die in Gefahr war, von der Rangiermaschine über fahren zu werden, retten. Sie zog dabei ihr einjähriges Kind mit, und alle drei wurden von der Maschine erfaßt. Die Mutter und die älteste Tochter wurden getötet, dem einjährigen Kinde wurde ein Bein abgefahren. Attentat auf der Strafte. In Czen» stochau gaben abends in einer belebten Straße sieben unbekannte Männer Pistolenschüsse auf den Warschauer politischen Geheimpolizeiagenten Felix Strawinski ab und verletzten ihn tödlich. Feuer in einem französischen Postamt. In dem Hauptpostbureau von Beauvais (Frank ¬ legt ^i, fuhr der Chauffeur weiter direkt an der Leitung vorbei. In diesem Augenblick explooierte das Dynamit. Alle sieben Insassen wurden getötet. Das Automobil wurde voll ständig vernichtet. ^uftsekiffakrt. — Für deutsche Erfinder von Luftschrauben ist vom preuß. Kriegsministerium ein Preis von 6009 Mk. ausgeschrieben worden. Es werden zweierlei Luftschrauben verlangt, nämlich erstens für Luftschiffe und zweitens für Flugmaschinen. Die Schrauben für Luftschiffe dürfen einen Durchmesser von fünf Meter nicht überschreiten. Es wird von ihnen auf ruhendem Versuchsstand Vas Automobil als reilenäe Sparkasse. Das Bankhaus Farrow in Brighton in Eng land versucht es feit einiger Zeit auf originelle Art, die Landbevölkerung zu Spareinlagen zu bewegen. An jedem Morgen verläßt ein als fahrende Sparkasse eingerichtetes Automobil die Stadt Brighton und besucht nach einem be stimmten Fahrplan die Dörfer der Umgebung und macht im Mittelpunkt jeder Ortschaft halt. Die Landleute und besonders die Dorfkinder bringen ihre Spargroschen, die von dem mitfahrenden Beamten der Bank in Empfang genommen, quittiert und, in der auf dem Wagen angebrachten Kaffe sicher verwahrt, nach "dem Bankhaus in Brighton befördert werden. reich) brach auf noch unaufgeklärte Weise Feuer aus und zerstörte den Saal, in dem die Tele phone aufgestellt sind, von Grund aus, so daß die dortigen Fernsprechabonnenten für längere Zeit ihrer telephonischen Verbindung beraubt waren. Fünfzig Erkrankungen durch Kon servenvergiftung auf einem französischen Kreuzer. Einer nach Brest gelangten Mel dung zufolge sind fünzig Mann der Besatzung des kleinen Kreuzers „Friant" vom Marokkoge schwader nach dem Genuß verdorbener Fleisch konserven ernstlich erkrankt. LL Drei Opfer ihres Berufe-. Auf der Strecke Phalempin - Libercourt (Frankreich) übersahen drei Streckenarbeiter das Herannahen eines Personenzuges. Sie gerieten alle drei unter die Lokomotive, zwei der Verunglückten waren sofort tot, der dritte liegt schwer verletzt im Krankenhause. Vor der Entscheidung gestorben. Der schwedische Gelehrte Dr. Elenberg, der des versuchten Mordes durch Absendung von Bomben mit der Post an verschiedene Personen in Schweden beschuldigt wird, ist infolge eines Schlaganfalls im Londoner Gefängnis ge storben. Seine Auslieferung an Schweden stand in einigen Tagen bevor. Ei« furchtbare- Automobilunglück er eignete sich, dem,Lokalanz/ zufolge, in Phönix in Arizona. Ein Automobil mit sieben Insassen fuhr dort auf einem Prioatwege, in dessen un mittelbarer Nähe sich ein Steinbruch befand. Trotz der Warnung der Steinbre cher, daß dort gerade eine Dynamitleitung um Zeitzünder ge- eine Zugkraft von 300 Kilogramm verlangt. Die Flugmaschinenschraube muß eine Zugkraft von 150 Kilogramm aufweisen und darf höchstens drei Meter groß sein. Es werden nur Prüfungen auf ruhendem Versuchsstände statt finden. Dabei wird die Zugkraft, der Arbsits- bedarf und die Tourenzahl der Schraube ge messen. Bei jedem Entwurf müssen die Steigung und die größte Tourenzahl angegeben werden, für die die Schraube entworfen worden ist. Jede der beiden Schraubengruppen, näm lich die für Lenkballons und die für Flug maschinen, verfügt über einen Preis von 3000 Mark, der ausschließlich an deutsche Erbauer gezahlt wird. — Bei den Wettfahrten von Heliopolis (Ägypten) errang am ersten Tage der deutsche Flugtechniker Grade mit einem Fluge von 20 Kilometern den täglichen Entfernungspreis, außerdem gewann er mit 11 Minuten 6 Se kunden den täglichen Schnelligkeitspreis über eine Strecke von zehn Kilometer. Gericdtsballe. Kiel. Wegen fortgesetzter Bestechung eines inzwischen verstorbenen Werftbetriebssekretärs erkannte das Gericht gegen den Kaufmann Frankenthal auf 300 Mk. Geldstrafe. Der mit- angeklagte Prokurist Rosenblüth wurde wegen Mittäterschaft zu 150 Mk. Geldstrafe verurteill. Der Staatsanwalt hatte gegen Frankenthal sechs Monate Gefängnis und gegen Rosenblüth 500 Air. Geldstrafe beantragt. Nach Ansicht des Gerichts lag der Fall so milde, daß eine Geldstrafe als ausreichende Sühne für ange messen erachtet wurde. Die Verhandlung bil dete das letzte Nachspiel zum Kieler Werftprozeß. Potsdam. Als Urheber des Dampfer unglücks an der Glienicker Brücke am 11. August v., durch den, wie seinerzeit ge meldet, der Dampfer „Treptow" von der Stern-Gesellschaft zum Sinken gebracht wurde, stand vor der Strafkammer der Schiffskapitän Wilhelm Krohne aus Briest bei Plauen a. H. Er ist angeklagt, durch Fahrlässigkeit das Sinken eines Schiffes herbeigesührt und Per sonen gefährdet zu haben. Kapitän Krohne gibt an, seit 17 Jahren Kapitän zu sein. Er wußte nicht, daß der Dampfer „Treptow" an die Brücke heran wollte, auch habe der Dampfer „Treptow" sein eigenes Signal nicht befolgt. Die Beweisaufnahme gestaltete sich für den an geklagten Kapitän sehr günstig. Der Staats anwalt beantragte zehn Tage Gefängnis und sprach sein Bedauern aus, daß das Gesetz in diesem Falle keine Geld- sondern nur eine Ge fängnisstrafe zulasse. Das Gericht erkannte auf 5 Tage Gefängnis. 88 Wiesbaden. Das Oberverwattungs- gericht fällte eine für die Geschäftsinhaber wichtige Entscheidung. Ein Apotheker Dr. H. hatte eine polizeiliche Verfügung des Inhalts erhalten, die Bezeichnung Dr. L.s Hofapotheke vom Schaufenster zu entfernen. In seiner Klage gegen die Polizeibehörde betonte Dr. H., seine Apotheke führe schon seit mehr denn 100 Jahren die Bezeichnung Hofapotheke und werde als solche bereits im Jahre 1769 urkund lich erwähnt, Hofapotheke sei der Geschäfts- name der Apotheke, andre Apotheken nenne man Stadt-, Löwen-Apotheke usw. Der Be zirksausschuß wies jedoch die Klage ab und hob u. a. hervor, unter Hofapotheke verstehe man in der Verwaltung eine Apotheke, deren Inhaber durch das Hofprädikat ausgezeichnet sei. In Preußen müsse das Hausministerium als die Behörde angesehen werden, die die Hofprädikate verleihen dürfe, der Regierungs präsident sei dazu nicht berechtigt. Der Vor gänger des Dr. H. konnte seine Avotheke Hof- apotheke nennen, weil er vom König von Preußen zum Hoflieferanten ernannt worden war; mit dem Tode erlösche das Hoflieferanten- prädikat. Diese Entscheidung focht Dr. H. durch Berufung beim Oberverwaltungsgericht an, das indessen die Vorentscheidung für zu treffend erachtete und u. a. ausführte, ein Apotheker dürfe nur dann seine Apotheke als Hofapotheke bezeichnen, wenn ihm von der zu ständigen Behörde das Hofprädikat verliehen sei. Im Hinblick auf 8 10 II 17 des All gemeinen Landrechts, der in der ganzen preuß. Monarchie gelte, sei die Polizeibehörde zur Wahrnehmung der öffentlichen Ordnung befugt, den Gebrauch eines Hofprädikats zu verbieten. Der Befugnis der Polzei, den unberechtigten Gebrauch eines Hofprädikats zu untersagen, stehen selbst die Eintragung des Hofprädikats als Teiles einer Firma im Handelsregister und die Pflicht des Geschäftsinhabers, die Firma am Laden anzubringen, nicht entgegen. Das Firmenrecht müsse dem Recht der Polizei zur Wahrung der öffentlichen Ordnung zurück- stehen. Eine Realberechtigung zur Führung des Hofprädikats sei vorliegend nicht dargetan. DaS Hofprädikat falle mit der Person fort und könne weder durch Herkommen noch durch Ver jährung erlangt werden. Kuntes Allerlei. Allerlei Wissenswertes. In den französischen Seealpen gibt es ein Dorf von 438 Einwohnern, das sich Allemagne (Deutsch land) nennt. — Vor der Zündholzsteuer betrug der jährliche Konsum an Streichhölzern in Deutschland 2 250 000 000 Schachteln. - Das königliche Leihamt Berlin belieh im letzten Berichtjahre 180162 Pfänder mit 6 525 361 Mark. * * 2c Ahnungsvoll. Richter: „Sie haben den Kläger gleich beim ersten Wort so verprügelt." — Angeklagter: „Ja, weil i' schon g'wußt hab', was er sag'n hat woll'n." x»«--«--m« „Sie haben recht!" rief Helene mit hervor brechender Heftigkeit. „Ich sehe es jetzt selbst ein, daß es einen großen Mangel an Erfahrung beweist, vorauszusetzen, daß eine Dame in ge bildeter Gesellschaft stets in Sicherheit sei. — Die Unkenntnis einer Gefahr bietet auch keine Entschuldigung dafür, daß man ihr nicht vor- -ubeuaen verstanden; und wenn ich den Mangel an Achtung, auf den ich aestoßen bin, nicht mit in die Berechnung der Chancen meiner Reise gezogen habe, so bi« ich damit nicht entschuldigt, daß in mir nicht die Ahnung einer solchen Möglichkeit aussteigen konnte. — O, ich sehe sie ein und bereue sie bitter, meine lluer- fahrenheit I" Überwältigt von den wiederholten Auf regungen des Tages, konnte sie ihrer Gefühle nicht länger Herr bleiben. Sie bedeckte ihr Ge sicht mit den Händen, Md das Beben ihres ganzen Körpers, sowie hin und wieder ein leises Ausschluchzen bewiese», daß der immer noch fortgesetzte Kampf gegen das Weinen, erfolglos geworden war. In diesem Zustande konnte daS junge '' Mädchen nicht sehen, daß sein Visavis sehr rot geworden war, und nur mit Mühe seine Bewegung M bemeistern schien. Es entstand ein minutenlanges Schweigen, dann hörte sie mit ganz veränderter Stimme die Worte: „Mein gnädiges Fräulein, ich bitte Sie um Verzeihung!" — und da sie regungs los in ihrer Stellung verharrte — „Ich muß wohl mit Blindheit geschlagen gewesen sein, um das W verkennen, was klar vor Augen lag. Lio Lektion, die Sie mir erteilt, werde ich schwerlich bald vergessen. SMimm genug, daß ein junges Mädchen, dem ich Unerfabrenhelt vorgeworfen, mich erst lehren mußte, wie ein Gentleman sich zu benehmen hat. Die Frauen sind nun aber einmal dazu bestimmt, uns auf die Bahn des Guten und Schicklichen zu leiten. Zu ihrer Natur gehört aber auch das schöne Vorrecht der Milde. Ich bitte Sie, diese beute walten zu lassen und meine ernstlichen Ent schuldigungen zu genehmigen." Ihr Weinen hatte sich während seiner Worte allmählich gemildert; jetzt nahm sie lang, sam die Hände vom Gesicht und schlug die ge röteten Augen zu ihm auf. Nein, da war nichts -u zweifeln. Seine Züge trugen den Ausdruck einer an Ehrfurcht grenzenden Achtung. Es war klar: er bereute sein Benehmen; die Ent schuldigungen waren ernst gemeint. Demzufolge machte sie ihm eine akzeptierende Verbeugung, doch nur eine stumme, dann legte sie sich in ihre Ecke zurück und schloß die Augen, als wollte sie schlafen. Daraus sollte aber nichts werden, abgesehen davon, daß die Schläfrigkeit vorgeschützt war. Er ließ ihr eine Viertelstunde ruhiger Erholung, dann machte er in ganz unbefangenem Ton eine Bemerkung über einen gleichgültigen Gegenstand, darauf noch eine und eine dritte, ohne scheinbar ihre geschloffenen Augen und das Ausbleiben einer Antwort zu bemerken. Und siehe da! Ein Wunder geschah! Helene, die beschlossen hatte, daß ihr Mund sein sollte wie ein mit sieben Siegeln verschlossenes Buch, Helene ertappte sich auf einer Antwort, — gar auf einem Lächeln. Eine halbe Stunde später war eine lebhafte Unterhaltung im Gange. Er besaß wirklich eine glänzende Gabe zu unterhalten, zudem gab die außergewöhnliche Lebhaftigkeit seines Temperaments dem, was er sagte, einen originellen Anstrich. Uber der Unterhaltung wurden übrigens die materiellen Bedürfnisse des Lebens auch nicht vergessen. Er brachte ihr Erfrischungen in den Wagen, und als sie bei der Station angelangt waren, wo die Reisenden gewöhnlich em spätes Mittagsmahl einzunehmen pflegten, führte er sie in den Salon und bediente sie bei Tische. Er tat alles mü der Galanterie eines Cour machers und mit der ehrfurchtsvollen Höflich keit eines Hosmannes der Königin gegenüber; damit verstand er noch die Sorgfalt eines älteren Bruders zu verbinden. Helene konnte nicht umhin, zu bemerken, daß das Ganze eine äußerst liebenswürdige Bereinigung darbot. — Sie wunderte sich etwas darüber, daß trotz des sehr besetzten Zuges niemand mehr in ihr Coupö stieg. Die Unschuldige ahnte nicht, wie viele Komplimente und feine Zigarren dieser „Zufall" dem Schaffner im Laufe des Tages eingetragen hatte. Als es eben anfinq, Abend zu werden und sie dem Ziel ihrer Reise nicht mehr fern sein konnte, wmde Fräulein v. Kriegsheim still und etwas befangen, sie dachte daran, daß sie noch einen Gegenstand zur Sprache bringen müsse, der sie nicht wenig genierte. „Atem Herr," sprach sie endlich tief errötend, „wir sind nun bald in K. und da steige ich aus. Sie waren so gütig, in B. fünfzig Taler für mich auSzulegen. — Jetzt werde» Sie wohl die Gefälligkeit haben, mir eine Adresse anzugeben, an die ich den Betrag wieder- erstatten kann?" Er wurde ein klein wenig rot, dock schon in der nächsten Sekunde war sein Gencht zu einem unübertroffenen Bilde vollkommener Unschuld, mit Erstaunen gemischt, geworden. „Wie, gnädiges Fräulein?" fragte er. „Sie haben mir doch für das Kleingeld ein- Bank- note von gleichem Wert gegeben? Hatten Sie mich für einen Pedanten, dem es durchaus «m einen gleichen Zettel zu tun ist?" „Aber, mein Herr ..." „Aber, mein gnädiges Fräulein, ich bab« durch ans nicht mehr die Ehre, Sie zu ver stehen — oder" — und er brach in ein Herz- liches Gelächter aus, wie ein Schuljunge, dem eben ein lustiger Gedanke gekommen, — „oder Sie glauben dem mürrischen alten Gitter tier mehr als mir, und meinen, ich sei reich und splendide genug, die fünfzig Taler nur so herzugeben?" Fräulein von Kriegsheim sah ihn zweifel haft an. Sie wußte gar nicht, was sie denken sollte. Jedenfalls hätte sie seinen Namen gar gern erfahren, da ihr aber unter den Ver hältnissen, m denen sie sich befand, viel daran lag, selbst unbekannt zu bleiben, so wußte sie nicht recht, wie sie noch danach fragen könnte. Ehe sie Zen gefunden, diese schwierige Frage zu lösen, hielt der Zug. Sie warm zur Stelle. » « tFortietzung ioigü-