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Allgemeiner Anzeiger : 12.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- Stadtbibliothek Bautzen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id181900449X-191001121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id181900449X-19100112
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- oai:de:slub-dresden:db:id-181900449X-19100112
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände der Stadtbibliothek Bautzen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Allgemeiner Anzeiger
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Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-12
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
- Titel
- Allgemeiner Anzeiger : 12.01.1910
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scheinen das Feuer so weit um sich gegriffen, daß ein behördliches Einschreiten nicht mehr möglich, auch war die Verhinderung des Er stickens zweier Kühe nicht angängig, ebenso wie zwei Ziegen nicht aus dem Stalle gelangen konnten und brannten dieselben bis auf die Hufe nieder. Nur der Müller Jklgen entkam persönlich, hingegen ist von der Mühle desto weniger übrig und selbst ein Teil des Platzes, auf dem sie gestanden, ist mit verbrannt." Bis hierher war der brave Landgendarm gekommen, als seine Frau, züm Gehen fertig, ins Zimmer trat. Born überlas sein Protokoll noch einmal, lächelte stolz befriedigt, denn nach seiner Meinung konnte der Regierungspräsident keine eleganteren Protokolle verfassen als er, setzte schnell die übliche Schlußformel unter das Schrift stück und händigte es seiner Frau ein, ihr noch mals Eile empfehlend, damit womöglich das Protokoll noch vor elf — die Kreisstadt war etwa zwei Dieilen davon entfernt — in den Händen der Behörde sei. Dann als die Frau fort war, warf er sich in seine Uniform, sattelte die alte Liese und ritt nach Koppel, um sich von dem Stand der Dinge auf der Brandstelle mit eigenen Augen zu überzeugen. Er sollte wenig Gelegenheit dazu haben, denn als er an die Mühle kam, da schaute ihm diese freundlich einladend und voll ständig unverbrannt entgegen. Im ersten Augenblick traute der Land gendarm seinen Sehwerkzeugen nicht, um aber im nächsten Moment ganz klar zu sehen. ,O, dieser Zibulka, dieser Schurke! Aber wart', die Lüge soll ihm teuer zu stehen kommen! Ach was, Lüge! Zibulka hatte ja gar nicht gelogen; er, er, der Landgendarm, die Obrigkeit; er hatte ja alles selbst erzählt, er hatte gelogen! von der Mühle, von den Kühen, von den Ziegen, von — und das Protokoll! Mein Gott, das Protokoll!" Die alte Liese wurde plötzlich herumgerissen, als wenn sie ein Flederwisch wäre, und bekam seit mindestens zehn Jahren zum erstenmal wieder die Sporen. Hei, wie die alten Knochen ausgriffen! Aber sie schaffte es mcht, eme halbe Stunde vor der Kreisstadt stieß Borm auf seine, bereits auf dem Rückweg Befindliche Frau. Sie hatte sich sehr beeilt und das Schriftstück den Herrn Landrat persönlich über geben. Das war zu viel für Elias Born. Er war ja so kein Jüngling mehr und hatte längst mal an ein Ruhepöstchen gedacht. Als er aber von seiner Burg aus später die Kutsche des Allgewaltigen direkt von der abgebrannten Mühle her kommen sah, wußte er, was die Glocke geschlagen hatte. O Zibulka! Der alte Landgendarm ließ sich von seinem Mütterchen zu Bett bringen. Als er wieder aufstand nach etlichen Wochen, war er eine ge fallene Größe, ein — Wachtmeister a. D. — Aber er war weich gefallen. Selbst die alte Liese durfte er Mitnehmen in Landrats Stall. Der Allgewaltige hatte furchtbar gelacht, als er den Sachverhalt erfuhr und ihm neben seiner Pension doch noch ein Pöstchen auf seinen Gütern eingeräumt. Den Zibulka aber hatte er wie Blei im Magen, und sein Nachfolger tat ihm den Gefallen, den Kerl mächtig auf die Finger zu sehen. Ende. ^Einsam im Ozean. Halbwegs zwischen der Sudipche Afrikas und Amerikas, abseits bon leder Dampferlinie, liegt einsam im süd lichen Teile des Atlantischen Ozeans die Insel Tristan da Cunha. Nur einmal im Jahre, im Laufe des Januar, kommt ein von der engli schen Postverwaltung beauftragter Handels dampfer an ihre Küste, um ihren 75 Ein- wohnern, die nur aus Schiffbrüchigen und deren Nachkommen bestehen, die langersehnten Nach richten aus der Welt da draußen zu bringen. Lange Zeit hatte keine der Seemächte es für nötig gehalten, die Insel zu besetzen. Wertvoll wurde sie erst, als Napoleon I. als Gefangener nach dem etwa 2300 Kilometer nördlich von Tristan da Cunha belegenen St. Helena ge bracht wurde. Jetzt richtete England 1816 auf der einsamen Insel eine Garnison zur über- ! wachung des Weges nach St. Helena ein, um jedwedem Versuch zur Befreiung des ge fürchteten Korsen vorzubeugen. Nach Napoleons Tode wurde die Garnison wieder aufgehoben. Das kleine Gemeinwesen auf der Insel hat die Eigentümlichkeit, daß es keinerlei Regierungs form oder Gerichtswesen, ja nicht einmal ein vom Staate eingesetztes Oberhaupt hat. Die Einwohner treiben Viehzucht, Fischfang und Ackerbau, besonders Kartoffelbau, und bringen ihre Erzeugnisse auch nach St. Helena. Aber im übrigen leben sie einsam im weiten Welt- ' meer. rs. , , Chronik der Ereignisse My. Januar. Ms das Jahr 1909 seinen Einzug hielt, stand die Welt unter dem Eindruck der Erd bebenkatastrophe auf Sizilien, des schwersten Erdbebens, von dem die neuere Geschichte weiß. 10. Bei dem Einsturz einer Kirche in Nax in der Schweiz kommen 40 Personen ums Leben. 14. Bei einer Explosion schlagender Wetter kommen in der Ajkaer Kohlengrube (Ungarn) über 100 Bergarbeiter ums Leben. 24. In Berlin finden große Kundgebungen für das allgemeine Landtagswahlrecht statt. 26. Das Abgeordnetenhaus lehnt sämtliche Anträge auf Reform des Wahlrechts ab. 27. Zum 50. Geburtstage Kaiser Wilhelms find fast sämtliche deutsche Bundesfürsten in Berlin anwesend. Februar. 3. Plötzlich eintretendes Tauwetter bringt über ganz Deutschland ein gewaltiges Hochwasser, das vielen Schaden amichtet. 9. König Eduard von England und Königin Alexandra ziehen in Berlin ein. — Am selben Tage wird durch ein deutsch-französisches Ab kommen der Marokko-Streit endgültig beigelegt. — Durch einen Unhold werden in der Nacht zum 9. mehrere Frauen und Mädchen im Osten von Berlin verletzt; eine Frau erliegt ihren Wunden. Mehrere Tage durch steht Berlin in Angst vor dem Unhold, der über zwanzig Frauen angreift und mehr oder minder schwer verletzt. Der Täter ist nicht ermittelt worden. 17. Im Landwirtschaftsrat erklärt der frühere Reichskanzler Fürst Bülow, er hoffe noch sehr lange im Amte zu bleiben. 24. In Hamburg kommen am Dampfer „Kaiserin Auguste Viktoria" durch Bruch der Landungsbrücke mehrere Menschen ums Leben. Am Ausgang des Monats wird der öster reichisch-serbische Gegensatz sehr ernst, besonders durch das Hetzen der serbischen Kriegspartei, an deren Spitze Kronprinz Georg steht. März. 13. Aus Samoa kommen Nachrichten über Unruhen. 15. In Paris bricht ein allgemeiner Post beamtenstreik aus. 25. Der Kronprinz Georg von Serbien ver zichtet notgedrungen auf die Thronfolge; da durch wird die serbische Krisis mit einem Schlage beendet. 26. Rußland stimmt der Angliederung Bos niens zu; großer Jubel in Österreich und Deutschland. 29. Im Deutschen Reichstag spricht Fürst Bülow über die internationale friedliche Lage; erst im Laufe des Jahres wird bekannt, daß ein Weltkrieg nur durch Deutschlands treues Halten zu Österreich vermieden wurde. April. 2. Zeppelins schwierige aber glänzende Fahrt vom Bodensee nach München. 6. Roosevelt, der frühere Präsident der Ver. Staaten, ist in Europa und trifft in Messina mit dem König Viktor Emanuel zusammen. Dann geht er nach Afrika. — Präsident Castro unternimmt einen Staatsstreich gegen Venezuela, darf aber nicht landen. 9. In Hohensalza stürzt die Kirche während des Gottesdienstes ein. 13. Kaiser Wilhelm reist nach Venedig, von wo aus die Reise weiter nach Korfu geht. 20. Der Berliner Publizist Maximilian Harden wird im Moltkeprozeß zu 600 Mark verurteilt. 24. Konstantinopel wird von den jung türki schen Truppen besetzt, der Palast des Sultans gestürmt. 27. Die Entthronung des Sultans Abd ul Hamid verkündet; sein Bmder Mohammed V. besteigt den Thron. 30. In Holland wird endlich die ersehnte Thronerbin geboren. Mai. 10. Der neue Sultan der Türkei Moham med V. vollzieht den Akt der Schwertumgürtung. 12. Kaiser Wilhelm und König Viktor Ema nuel treffen in Brindisi zusammen. 14. Kaiser Wilhelm wird in Wien außer ordentlich herzlich empfangen. 22. Die Casablancafrage wird durch einen Schiedsspruch beendet, der für Deutschland nicht besonders günstig ist. 31. Graf Zeppelin macht eine Fernfahrt auf Berlin zu, wo der Kaiser und hunderttausend Berliner ihn auf dem Tempelhofer Felde er warten ; bei Bitterfeld kehrt das Luftschiff jedoch wieder um und hat auf der Heimfahrt einen schweren Unfall zu überstehen. Juni. 12. In einer großen Protestversammlung gegen die neuen Steuern wird in Berlin der Hansa-Bund begründet. 16. Fürst Bülow hält im Reichstage zur Finanzreform eine Rede und erklärt die konser vativen Vorschläge für die Regierung für un annehmbar. 17. Kaiser Wilhelm und der Zar treffen in den Finnischen Schären zusammen. 24. Im Reichstage wird die Erbanfallsteuer abgelehnt. — Fürst Bülow reist nach Kiel und gibt seinen Abschied, der von Kaiser Wilhelm genehmigt wird; der Fürst soll die Geschäfte bis zur Erledigung der Finanzreform führen. Juli. 1. Die Türkei weist in einer scharfen, an die türkischen Vertreter im Auslande gerichteten Note auf die kriegerische Haltung Griechenlands hin. — Prof. Hergesell teilt in Kiel dem Kaiser Wilhelm mit, daß er mit dem Grafen Zeppelin eine Erforschung der Nordpol-Regionen mit Hilfe des Zeppelinschen Luftschiffes plane. Der Kaiser übernimmt das Protektorat über das Unternehmen. 3. Der Reichstag beschließt bei der Beratung der Branntweinsteuer, das Kontingent mit den sogenannten Liebesgaben aufrechtzuerhalten. Der vorgeschlagene Zoll und die Steuer auf Par fümerien werden einstimmig abgelehnt. 6. In Gnesen begründet eine von Tausenden von Bauern besuchte Versammlung einen Deut schen Bauernbund. 9. Im Arsenal zu Cherbourg (Frankreich) bricht ein Brand aus, der zwölf Gebäude und sämtliche Unterseeboote dienstunfähig macht. 10. Der Reichstag genehmigt in dritter Be ratung die Reichsfinanzreform, die damit end gültig erledigt ist. 11. Ler spanische Ministerrat beschließt, in Eile neue Truppen an die Marokkanische Küste zu entsenden und dem Overkommandierenden der in Marokko stehenden Truppen, General Marina, unbegrenzte Vollmacht zur Wahrung der spanischen Interessen zu gewähren. 12. Die türkische Deputiertenkammer be schließt die sofortige Einstellung der Nicht mohammedaner in die Armee. 13. Die persische Hauptstadt Teheran wird von den Nationalisten erstürmt. In den Straßen der Stadt finden heftige Kämpfe statt. Die russischen Streitkräfte in Persien erhalten den Befehl, gegen Teheran vorzurücken. 14. Kaiser Wilhelm ernennt den Staats sekretär des Innern, Theobald v. Bethmann- Hollweg, als Nachfolger des Fürsten Bülow zum Reichskanzler. Zugleich werden Klemens Delbrück zum Staatssekretär des Reichsamts des Innern, Reinhold v. Sydow zum Handels- minister, August v. Trott zu Solz zum Kultus minister und Adolf v. Wermuth zum Staats sekretär des Reichsschatzamtes ernannt. 16. Der Schah von Persien sucht in der russischen Gesandtschaft Schutz und dankt kurze Zeit darauf zugunsten seines Sohnes Achmed Mirza ab. 18. Auf der Radrennbahn Botanischer Gatten in Berlin ereignet sich eine fürchterliche Brandkatastrophe, die zahlreiche Menschenopfer fordert. 20. Das französische Kabinett Clemenceau erleidet bei der Kammerdebatte über die Zu stände in der Marine eine Niederlage und tritt infolgedessen zurück. 24. Aristide Briand, der bisherige Justiz minister, bildet ein aus erprobten Mitgliedern der republikanischen Linken bestehendes Kabinett, das der Präsident der französischen Republik bestätigt. 25. Der französische Flugtechniker Bleriot überfliegt von der französischen Küste aus den Ärmelkanal zwischen Sangatte und Dover. 26. In Alessandria (Italien) stürzt ein Ver sammlungsraum ein, wobei etwa 200 Personen verschüttet werden. — In Persien beginnen die Neuwahlen für das Parlament. — In Bar celona wird wegen der Kundgebungen gegen die Marokko-Expedition der Belagerungszustand verhängt. 27. Im Verlauf der Floüendebatte im eng lischen Unterhaus erklärt der Premierminister Asquith, seine Regierung sei bestrebt, mit den andern Regierungen ein Abkommen über die Beschränkungen der Rüstungen herbeizuführen. 28. In Barcelona kommt es zu Straßen kämpfen. 29. In ganz Spanien dauern die Un ruhen fort. 30. Der Aufstand in Barcelona wird unter großen Verlusten der Revolutionäre nieder geworfen. 31. In Cherbourg findet die Begegnung des Zarenpaares mit dem Präsidenten Falliöres statt. A u g u st. 1. Bei einem Einbruch in das Kaiser- Friedrich-Museum in Berlin werden altertüm liche Schmucksachen im Werte von 10 000 Mk. gestohlen. 2. Die Begegnung zwischen König Eduard und dem Zaren findet bei Spithead statt. 4. In Stockholm beginnt der Generalstreik. Die Zahl dec Streikenden beträgt 250 000. 7. Zwischen dem Kaiser und dem Zaren findet eine Begegnung im Gebiet des Kaiser- Wilhelm-Kanals statt. 10. In Gegenwart des Kaiserpaares be geht die Grafschaft Mark das Jubiläum ihrer 300 jährigen Zugehörigkeit zu Preußen. 11. Der Preuß. Kriegsminister General von Einem nimmt seinen Abschied. Zu seinem Nach folger wird am andern Tage General v. Heeringen ernamu. 15. In Kanea auf Kreta marschieren be waffnete Landleute ein, um die griechische Flagge zu schützen, deren Entfernung die türkische Regierung verlangt hat. 16. Die Kämpfe der Spanier gegen die Riskabylen dauern an. 27. Das Luftschiff „Z. lll" tritt seine Reise von Friedrichshafen nach Berlin an und gelangt bis Nürnberg, wo eine Zwischenlandung vorgenommen werden muß. — Der gefangene marokkanische Kronprätendent Bu Hamara trifft in einem eisernen Käfig in Fez ein. 28. Infolge eines Propellerbruchs wird die Ankunft des „Z. III" in Berlin verschoben. Das Luftschiff gelangt bis Bitterfeld. Dort wird Graf Zeppelin vom deutschen Kronprinzen paar aufgesucht. 29. „Z. 111" trifft in Berlin ein und landet unter dem Jubel der Bevölkerung in Tegel, vom Kaiser Wilhelm und der kaiserlichen Familie be grüßt. Nach zwölfstündigem Aufenthalt tritt das Luftschiff die Rückfahrt nach Friedrichs hafen an. 30. Nach Erfüllung der Forderungen der meuternden Offiziere ist der Militärputsch in Athen beendet. Einige Prinzen des griechischen Königshauses erhallen langjährigen Auslands urlaub. September. 1. In Kopenhagen' trifft die Nachricht ein, daß der amerikanische Reisende Dr. Cook den Nordpol erreicht hat. 4. Dr. Cook, der „Entdecker" des Nordpols trifft in Kopenhagen ein. Das Luftschiff „Z. 111" unternimmt mit den in Friedrichshafen weilen den Mitgliedern des Bundesrats und Reichs tages sechs Aufstiege. 6. Nach London und New Jork gelangt die Nachricht, daß auch der Amerikaner Peary den Nordpol erreicht hat. In der Presse entbrennt ein wüster Streit um die beiden Forscher, die sich gegenseitig beschimpfen. 8. Kaiser Wilhelm trifft in Groß-Meseritsch in Mähren zur Teilnahme an den österreichi- Kaisermanöoern ein. 9. Peary veröffentlicht den ersten Bericht über seine Nordpol-Expedition, aus dem hervor geht, daß er den Pol am 6. April 1909 er reicht hat. 12. Unter dem Vorsitz des Prinzen Heinrich von Preußen bildet sich in Hemmelmark für die erste deutsche Nordpol-Luftschiffexpedition, die in einem Zeppelin-Ballon unternommen werden soll, ein Arbeitsausschuß. — In Leipzig tritt der sozialdemokratische Parteitag zusammen. 19. Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg trifft in Wien ein, um sich dem Kaiser Franz Joseph vorzustellen. 22. Der Staatssekretär des Reichskolonial amtes, Dernburg, tritt eine längere Informations reise in die Baumwollgebiete der Ver. Staaten an. 25. In New Jork beginnen die großen Fest lichkeiten zur Erinnerung an die vor dreihundert Jahren erfolgte Entdeckung des Hudsonflusses und die Wiederkehr des Tages, an dem vor hundert Jahren Fultons erster Dampfer diesen Fluß befuhr. — Der französische Lenkballon „Republik" platzt infolge des Bruches eines Propellerflügels in der Lust. Die vier Insassen des Ballons kommen ums Leben. 30. Dem deutschen Kronprinzenpaare wird ein dritter Sohn geboren. Oktober. 3. Prinz Ludwig von Bayern hält eine Rede über die deutsch-österreichischen Beziehungen, die in Österreich ein wenig verstimmt. 4. Budgetkampf in England, Eingreifen des Königs, der der Premierminister und die Führer der Opposition zu sich einlädt. 9. Der französische General Damade, der sich abfällig über Spaniens Marokko-Politik geäußert hatte, wird zur Disposition gestellt. 13. Hinrichtung des Anarchisten Ferrer in Barcelona, die Tumulte in Paris und in Italien verursacht. 23. Der Zar trifft in Racconigi mit dem König Vuior Emanuel zusammen. — Balkan abkommen Rußlands und Italiens. 25. In Charbin wird Fürst Ito von einem Koreaner ermordet. 26. Nachwahlen für den Preuß. Landtag in Berlin; die Sozialdemokraten verlieren von den vieren ein Mandat. November. 7. König Manuel tritt auf der Heiratssuche eine längere Reise nach England und Frank reich an; er kommt aber unverlobt wieder zurück. 13. Der geheimnisvolle Steinheilsche Mord prozeß endet in Paris mit Freisprechung der Angeklagten. 23. Eine Giftaffäre setzt ganz Wien in Auf regung, zahlreiche Offiziere erhalten per Post Pastillen zugesandt, die sich als Zyankali er weisen; einer der Adressaten kostet eine Pastille und stirbt; als Täter wird am 26. ein Ober leutnant Hofrichter ermittelt. 30. Der Reichstag wird mit einer Thronrede eröffnet. Dezember. 3. Der Kieler Werftprozeß endet nach wochenlangen Verhandlungen mit einem Frei spruch aller Angeklagten. 7. Eine furchtbare Gasexplosion in den Ham burger Gaswerken fordert zahlreiche Opfer an Menschenleben und richtet großen Schaden an. 9. Der neue Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg hält im Reichstag seine erste Rede, die auf den „Zwang zum Schaffen" verweist. 15. Der Regent von Braunschweig, Herzog Johann von Mecklenburg, vermählt sich mit Prinzessin Elisabeth zu Stollberg-Roßla. 17. Der Prozeß Kwilecki wird vor dem Oberlandesgericht Posen endgültig entschieden: der junge „Graf" Kwilecki wird gerichtlich als Kind der Bahnwärterin Meyer erkannt. 20. Bei einem Warenhausbrand m London kommen neun Personen ums Leben. 22. In Kopenhagen wird Cooks Schwindel über seine Nordpolentdeckung durch eine Sach verständigenkommission endgültig entlarvt. — Zwei schwere Elsenbahnunfälle stören den Frieden des Weihnachtsfestes: bei Scheessel ver lieren zwei Passagiere das Leben; bei Padubitz in Böhmen foroerr ein Zusammenstoß fünfzehn Opfer an Menschenleben. „Bis auf die Hufe!" antwortete der Gendarm. „Und den Müller HStt's ooch bald derwischt?" „'s war eben so, daß er wegkam!" „Aber weiter is wohl nichts passiert?" „Nee, weiter nischt!" sagte der Gendarm, erhob sich und schlug mit den Worten: „Adje, Herr Nachbar, ich hab' keine Zeit!" dem Restaurateur das Fenster vor der Nase zu. Mehr wußte der ja doch nicht, was sollte er sich länger mit ihm aufhalten. „Weib!" schrie er, „Weib! Ziehe dich an, du mußt gleich in die Stadt aufs Landratsamt, ich schreibe bloß schnell das Protokoll, die Nacht ist Jülgens Mühle in Koppel abgebrannt, und wir ham's verschlafen, kannst auch a btßl mehr auspassen, ich alleene kann doch me alles hören; wenn der Affe nie vorbeikam und ich s erfuhr, könnt' ich noch die schönste Nase kriegen. Na, a bißl Glück gehört zu allem, ich hab's ihm noch glücklich so rausgeluxt, daß er's gar nicht gemerkt hat, daß ich nie drib'n war. Mach' ock a bjßi schnell, ich reit' nachher nach Koppel und während der Zett trägst du's Protokoll zum Landrat. Mach' a bißl!" Nach dieser Situationserklärung setzte er sich hin und verfaßte folgendes Protokoll: „Einem Hochwohllöblichen Landratsamt mel det der eraebenst Unterzeichnete gehorsamst: Als ich heut nacht gegen zwei von meinem Bodenfenster aus, wie dies alle zwei bis drei Stunden meine Gewohnheit ist, Umschau hielt, bemerkte ich einen Feuenschein am Himmel, der mir anzeigte, daß die Jülgensche Mühle in Koppel brannte. Ich weckte sofort meine Frau und ritt hin. Leider hatte bei meinem Er-
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