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Allgemeiner Anzeiger. Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat?u Bretnig. Lokal-Anzeiger für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal «nd Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Lbonnementspreis inkl. de« allwöchentlich beigegebenen „Illustrierten ttnterbaltungsblattes' vierteljährlich ab Schalter I Mark, bei freier Zusendung durch Boten in» Han» I Mart >0 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korvurzeile 10 Pfg., sowie Bestellungen auf de« «ll» gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unser» sämtlichen Zeitung»boten jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholung«« gewähr« wi, Rabatt nach Nebereinkunft. Anserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bi« Dienstag vormittag Uhr, für die Sonnabend-Nummer bi« Freitag vormittag »/.H Uhr einzusend«. Schristleilung, Druck und Verlag von N. Schurig, Bretnig Nr. tüt. Mittwoch den 2V. Dezember 130». 15. Jahrgang. Aekanntmachung. Die Quartier-Entschädigung und zwar für die engen Quartiere ist spätestens bi» Ende diese- Monats in den üblichen Geschäftsstunden im hiesigen Gemeinde amte in Empfang zu nehmen. Bretnig, 14. Dez. 1905. Petzold, Gemeindevorstand. Wegen Zinsberechnung fallen vom 21. Dezember 1SN5 bi« 2. Januar 1806 die au- und werden nur dringende Angelegenheiten in der Zwischenzeit im Gemeinde« amt erledigt. Vom 2. Januar 1906 werden die Zpärlläireutege wie bisher Mittwoch mittag» von « »l» i iM, Zonnadenä nachmittag» von » dir 7 Udf im Gemeindeamts und Sonntag nachmittag» von r Mn ad im Gasthof zu Anker, 1 Treppe, regelmäßig abgehalten. Pretuig, den 14. Dezember 1905. vir Sparkassrnvrrwattung. OertlicheS und Sächsisches. — Zur Wahlrechtsfrage erläßt Herr O. R. Hübner, Privatmann und Hauptmann d. L. a. D. in Blasewitz, ein Flugblatt, worin er folgenden Wahlmovus vorschlägt: 1) Ein jeder Sachse hat vom 25 Lebensjahre an bas Recht, mit einer Stimme die Volksvertreter für die Zweite Kammer des Landtags zu wählen; 2) nach Ablauf des 32. Lebensjahre» wächst dem selben eine zweite, nach dem 40. Jahre eure dritte Wahlstimme zu; 3) die Stimme jedes Familienvaters wird vom 32. Lebensjahre ab doppelt gerechnet; 4) ein jeder Staats bürger, welcher durch geistige Begabung, Bildung, Unternehmersinn und dergleichen eine erhöhte Bedeutung für die Allgemeinheit ge wonnen hat, erhält eine Wahlstimme mehr. Hierunter sind zu rechnen: Aerzte und Rechts anwälte, welche praktizieren; Landwirte, Kauf leute und Gewerbtreibende aller Art, welche mindestens fünf Stimmberechtigte dauernd gegen Lohn beschäftigen; Amtsrichter, Ober förster, Pastoren, Schuldirektoren, Oberlehrer, u, s. w., also Staats» und Gemeindebeamle in herausgehobener Stellung; Fabrik und Bankdirektoren, die mindestens 20 Stimmbe rechtigte unter sich haben; endlich Künstler und Gelehrte, deren Bedeutung von Staat oder Gemeinde durch Verleihung einer Wahlstimme mehr anelkannt wird; 5) es ist oberste Pflicht eines jeden Staatsbürge-s, sein Stimmrecht auszuüven; erst das siedsigste Levensjahr oder- schwere Krankheit eo lsiudeu ibn davon. — Die Verleihung eines tierärztlichen Doktortitels wird nach der „Post" von der preußischen Unlerrichlsverwaltung eingehend erwogen. Es soll nach einer Aeußerung des Dezernenten „Dr. med. vet." dafür gewählt werben. Auch in Bayern und Württemberg wird die Promovieruug von Tierärzten ge plant. Großröhrsdorf. Von der Gendar merie wurde dieser Tage ein Arbeiter von hier und ein solcher aus Schlesien verhaftet, weil sie vor einigen Jahren größere Dieb stähle auigeführt hatten. So stahlen sie Wäsche au» den umzäunten Gärten, Schweine fleisch au» den Hausfluren, Karpfen aus wichen, Hunde von ver Kette, ferner Katze», Holz, Christbäume, Kaninchen, Fahrräder und anderes mehr. Kamenz. Wie au» Bautzen gemeldet wirb, hat der zum Tode verurteilte sechsfache Mörder Linke von hier auch nach seiner Zurück führung ins Untersuchungsgefängnis sein apathisches und scheinbar völlig gleichgültiges Wesen beibehallen. In bezug auf Einbringung der Revision beim Reichsgericht soll Linke gleich nach beendeter Schwurgerichtsverhandlung geäußert haben: „Das hat doch keinen Zweck, e« ist doch nichts zu ändern." Linke scheint sich also in sein Schicksal ergeben zu haben. Da» hier verbreitete Gerücht, Linke habe in seiner Zelle einen Selbstmordversuch unter» »ommen, indem er sich die Pulsadern durch- biß, entbehrt jeder Grundlage. Kamenz. Ein bedauerlicher Unglücks- fall ereignete sich am Freitag im Sparmann scheu Steinbruche in Häslich. Der in den 50er Jahren stehende Steinspeller Gottlieb Guhr au» Weißbach b. Pul-nitz war mit anderen Arbeitern damit beschäftigt, ein fertig- gestelltes Granitstück vom Hunte abzuladen, um e» darauf auf den bereitstehenden Wagen m verladen Dasselbe kam jedoch vorzeitig zum Sturze und zerschmetterte dem Bedauerns werten beide Beine, sodaß er einen Unter- und Oberbeinbruch erlitt. — Gewarnt wird vor einem 26 bis 27 Jahre alten Betrüger von schlanker, hagerer Gestalt, der mit dunklem Ueberzieher, grauem Filzhut und blauer Beamtenmütze bekleidet ist und sich als Landmesser ausgibt. Er mietet sich in Familien ein, weiß geschickt aufzutreten und zeigt Frachtbriefe vor, nm glauben zu machen, daß er auf der Bahn Effekten liegen habe. Der Unbekannte er schwindelt sich von seinen Vermietern Gelder und stiehlt auch bei sich bietender Gelegen heit. Bautzen, 15. Dez. Das hiesige Schwur- gericht sprach beute de» Waffenhändler Meyer au» Dresden, der vor einiger Zeit auf der Krakauer Flur bei Königsbrück gelegentlich einerJagd deuZigirrettenfabnkantenSchuchardt au« Dresden au» Versehen derart verletzte, daß er tot zusammendrach, kostenlos frei. Dresden, 16. Dezimber. Heute abend wurden hier zahlreiche Protestversammlungen gegen das bestehende Landtagswahlrecht ver anstaltet. Danach zog eine mehrere tausend Personen starke Volksmenge nach der inneren Stadt, beziehungsweise zur Wohnung de» Ministerpräsidenten v. Metzsch. Al» hier di« Polizei der Menge gegenübertrat, fielen au» dieser drei Schüsse. Ein berittener Gendarm wurde an rer Backe getroffen. Die Meng-- wurde schließlich mit blanker Waffe zurückge trieben. Bis in die späte Nacht setzten sich Zusammenrottungen an den belebtesten Punkten der Stadt fort; e» wurden Hochrufs auf da» allgemeine Wahlrecht ausgebracht. Dresden, 17. Dez. Bei den Straßen unruhen in der Nacht zum Sonntag wurden von der Polizei 20 Verhaftungen vorgenom- men. Andere Personen wurden behufs Namen» seststellung sistiert und dann entlasten. Poli zeipräsident Küttig erstattete heute dem Staat« Minister v. Metzsch Bericht über die gestrigen Vorgänge. Dre » den, 17. Dez. Die Demonstra- tionsversammluugen selbst verliefen am Sonn abend abend ganz normal. Von den Tumul tuanten wurden auf der Wienerstraße, in der Nähe der Wohnung de« StaatSminister» von Metzsch, von Gärtenzäunen eiserne Zaunspitzen abgebrochen und die Polizei damit bewvrsen. Blutspuren auf den Straßen zeugten von den Verletzungen der Demonstranten. Chemnitz. Die von ärztlicher Seite nachdrücklich befürwortete Einführung des Einzelkeich» hat den Kirchenvorstand der Petri- gemeinde in Chemnitz veranlaßt, 14 Abend mahlskelche von geringerer Größe anzuschaffen. Bei größeren Kommunionen werden die Kelche nach Benutzung in der Taufkapelle mit heißem Master gebrüht und gelangen getrocknet wie der auf den Altar. Zu dieser Einrichtung ist die Einlegung der Wasserleitung in die Taufkapelle uns Beschaffung eine» größeren GaskochapparateS notwendig geworoen. — Brandstifterin aus Bequemlichkeit. Die beim Gutsbesitzer Rost in Gruna bedienstete 30 Jahre alle Magd Niederwerfer zündete einen Haufen Stroh, den sie wegräumen sollte, aus Bequemlichkeit an und setzte da durch oas gesamte Besitztum in Flammen. Die Magd wurde verhaftet — Ueberfahren und gräßlich zugerichtet worden ist am Freitag mittag ein etwa 25- jähriger Mann auf dem Bahngleise zwischen dem „Hotel grüner Kranz" und der Syratal- brücke in Plauen. Dem jungen Manne waren die Beine vom Rumpfe getrennt; auch am Kopfe hatte der Unglückliche schwere Ver letzungen erlitten. Der Mann hatte sich quer über die Schienen gelegt und wurde von einer Vorspannmaschine überfahren. Ec scheint sich schon einige Zeit mit der Absicht getragen zu haben, seinem Leben ein Ende zu machen, Venn man hat ihn wiederholt in der Nähe jener Stätte beobachtet, wo sein verstörtes Wesen ausfiel. Der Unglückliche trug einen Militärpaß bei sich, auf den Namen Baumann aus Plauen lautend; der Monn soll nach an derer Angabe aus Bobenneukirchen gebürtig sein. Leipzig, 16. Dez. Ein Rlesenmord prozeß hat jetzt vor dem Reichsgericht seinen endgültigen Abschluß gesunden. Nach 14- tägiger Verhandlung hatte am 6. November d. I. bas Schwurgericht Ostrowo den Wirt Josef Walczak au» Chrzan »egen Mordes zum Tode verurteilt. Die mitangeklagte Ehe. srau wurde freigesprochen. Walczak hatte den bei ihm wohnenden 64jährigen Ausge dinger Filipiak am 5. Februar mit einem Hammer erschlagen, den Leichnam im Stall unter dem Dung versteckt und dann in der Nacht zum 6. Februar mit einem Wagen nach der Elsenbahnbrücke an der Chaussee ge bracht und in» Master geworfen, wo am 6. Februar der Ermordete gefunden wurde. Blutspuren führten nach dem Hofe Walczaks. Dieser befand sich in einem Nachbardorfe bei einer Hochzeit und wurde vom Tanze weg verhaftet. Der Angeklagte leugnete hartnäckig die Tat und suchte den Verdacht auf den ihm befreundeten Maschinenheizer Wenclewalki zu lenken. Doch kam das Gericht auf Grund der Indizien zu der Ueberzeugung, daß Wale zak den Mord an dem mit ihm in Feindschaft lebenden Filipiak begangen. 125 Zeugen sind vernommen morde» und der ganze Ge richtshof war zu einer Lokalbesichtiguiig in Chrzan. Die von Walczak eingelegte Reoi sion erhob verschiedene prozessuale Beschwerden und bemängelte die nicht genügende Beachtung der Aussagen ver Zeugin Jankowska (diese sollte den Wenclewalki belasten). Da» Reichsgericht konnte jedoch keinen Rechtsirr tum in dem angefochtenen Urteil erkennen und hat die Revision verworfen. Damit ist da» Todesurteil rechtskräftig geworden. — Ein Todessturz. Auf einem Neubau in Leipzig Gohlis stürzte am Freitag nachmittag ver Maler Engelharot wahrscheinlich infolge Fehltritt» au« der 1. Etage in« Erdgeschoß herab. Der Bedauernswerte fiel so unglück lich auf den Kopf, daß er anscheinend einen Schädelbruch davontrug, der den Tod de» Unglücklichen zur Folge hatte. Leipzig. Au» dem Krankenhause St. Jacob wurde jene 19 Jahre alte Arbeiterin au» Halle a. S. entlasten, welche sich am 19. v. M. gemeinschaftlich mit ihrem Bräu- ligam, einem 20 Jahre alten Friseur Tilleda, m einem Gasthaus am Brühl mittels Lysol zu vergiften versuchte. Der Friseur ist eben falls hergestellt worden. — Entwichener Knabe. Der 11 Jahre alte Maurerssohn Josef Liebisch au» Aussig wurde Donnerstag nachts auf dem Boden bacher Bahnhöfe aufgegriffen, wo er nächtigen wollte. Der elternlose Knabe, der nach dem Tode seiner Mutter zu seinem Onkel nach Sebnitz kam, war dort nach seiner Angabe schlecht behandelt worden, weshalb er den Entschluß faßte, nach Aussig zurückzukehren und auch tatsächlich die Strecke von Sebnitz nach Bodenbach zu Fuß zurüälegte. — Erschlagen wurde auf der Straße zwischen Carlsfeld und Wiltzschhau» von einem infolge Glatteise» umstürzenden Bretterwagen der 28 Jahre alte Geschirrfühcer Gerisch. Marktpreise in Kamenz am 14. Dezember 1905. höchster^niedrtgster Preis. Preis. 50 Kilo Korn Weizen Gerste Laser Heidekorn irse It. 7 8 7 8 7 14 k. 60 15 75 75 7ö «. 7 7 7 7 7 iS ?- 30 63 ZO Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. Butter 1 niedrig. Erbsen 50 Kilo Kartoffeln 50 Kilo 18 2 2 12 1 k. 20 50 20 80 Dre-dner Schlachtviehmarkt vom 18. Dezember 1905. Zum Auftrieb kamen: 4575 Schlachttiers und zwar 772 Rinder, 1154 Schafe, 2215 Schweine und 434 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 44—46, Schlachtge» wicht 80—84; Kalben und Kühe: Lebend gewicht 42—45, Schlachtgewicht 77—80, Aulen: Lebendgewicht 43—46, Schlachtgewicht 74—78; Kälber: Lebendgewicht 50—53, Schlachtgewicht 78—82; Schafe: 81—83, Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 58—60, Schlachtgewicht 75—78. Es sind nur die Preise für die besten Visbiorte» verzeichnet. Kirchcnnachrichten von Bretnig- Freitag den 22. Dezember nachm. 5 Uhr: Beichte und Feier de» heiligen Abenvmrhle«.